Montpellier HSC – OGC Nice – 2:2

Montpellier HSC – OGC Nice – 2:2

“SÜDFRANKREICH, FRÜHLINGSWETTER UND STATISTIK”

15.12.2024
Stade de la Mosson
Ligue 1
Zuschauer: 11.612

MONTPELLIER – Der Süden Frankreichs war das Ziel am vergangenen Sonntag. Die Anreise aus Ulm erfolgte über Basel, Genf und an Lyon vorbei. Ein paar Kilometer wurden also wieder abgespult. Das Stade de la Mosson in Montpellier ist einen Besuch wert, insbesondere die Gegengerade mit dem steilen C-Rang sticht heraus. Leider ist diese nur bei großem Andrang geöffnet und stattdessen mit Werbeplakaten bedeckt. Trotzdem ein enorm beeindruckendes Stadion und an einigen Ecken und Enden nagt bereits der Zahn der Zeit. Genau so etwas gefällt dem Landboten!

Die Fans aus Nizza durften leider nicht anreisen und somit blieb der Gästeblock leer. Wann sind solche Momente besonders kurios? Richtig, wenn die Gastmannschaft ein Tor erzielt und die Zuschauer es nicht bemerken, weil sie gar nicht hinschauen. In Frankreich ist es ein Spiel ohne Gästefans leider keine Seltenheit. Vielleicht ist das auch der Grund, wieso ich persönlich mit dem Land nicht ganz grün werde. Die hohen Mautkosten auf der Autobahn sind ein weiterer Faktor. Als Beispiel: Die Strecke von Genf nach Montpellier kostet um die 100 Euro hin und zurück. Und nun stelle man sich den Preis von Lille nach Marseille vor. Im Vergleich zur Schweizer Jahresvignette für 40 Franken eindeutig zu viel. Da sage nochmal jemand, die Schweiz sei teuer.

Ein in Deutschland prominenter Spieler ist aktuell in Frankreich unter Vertrag: Youssoufa Moukoko kickt beim OGC Nice. Ich persönlich habe ihn schon zu Drittligazeiten gesehen. Damals im Trikot der Dortmunder Zweitvertretung, heute in der Ligue 1. Ähnlich wie bei Sonny Kittel in Basel platzte aber auch hier das Wiedersehen, denn Moukoko saß 90 Minuten auf der Bank. Zudem steht der beliebte Brasilianer Dante in Nizza unter Vertrag. Einst unter Pep Guardiola beim FC Bayern in höchsten Worten gelobt, ist er aktuell verletzt und stand somit ebenfalls nicht auf dem Platz. Peps Worte “Ich hätte gerne 1000 Dantes im Team” bleiben für immer in meinen Ohren.

Die Reise nach Frankreich hatte für mich auch einen statistischen Hintergrund, weil ich mit der Partie in Montpellier in diesem Jahr Fußball im 32. unterschiedlichsten Land sah. Der Auftritt der Heimkurve von Montpellier erstaunte mich sehr. Melodisch gut und bei angenehmen 13 Grad in der Sonne klingelte es förmlich in den Ohren. Komplett ohne Erwartungen in ein Spiel zu gehen ist einfach oft das Beste. So kann man auch nicht enttäuscht werden. Nach Abpfiff organisierte ich mir relativ einfach ein Papierticket am Schalter, so nett darf es doch immer ablaufen. Pluspunkt für den Verein!

Nach der Partie bot sich noch die Möglichkeit für einen Doppler. Morgens fanden wir die Ansetzung des benachbarten Vereins AS Atlas Paillade, die auf dem Nebenplatz kicken. Klingt nach absoluter Tristesse, war es aber gar nicht. Die Anstoßzeit um 17:30 Uhr im Anschluss an Montpellier passte perfekt und starke 500 Zuschauer fanden sich zum Anpfiff ein. Verrückt! Am Zaun sang zudem eine Gruppe Jugendlicher und zündete vereinzelt Bengalos. Herrlich! (tp)

FC Basel – Grasshopper Club Zürich – 0:1

FC Basel – Grasshopper Club Zürich – 0:1

“SIEG FÜR DEN AUßENSEITER”

14.12.2024
St. Jakob-Park
Super League
Zuschauer: 23.468

BASEL – Das Rahmenprogramm stand schnell fest, denn der Herzensverein spielte am Samstagmittag im Donaustadion in Ulm. Für mich als leidgeprüften Fan lief das Spiel wie erwartet. Der HSV holte gegen einen Verein aus der unteren Tabellenhälfte wieder einmal nur einen Punkt. Getreu dem Motto “mühsam ernährt sich das Eichhörnchen” leisteten die Hanseaten erneut Aufbauhilfe. Dafür sollte der Abend mit einem Revisit in Basel vollendet werden, wo ich vor drei Jahren zum ersten Mal ein Kreuz setzte.

Der FC Basel war vor der Partie Tabellenzweiter, während sich die Gäste aus Zürich auf dem vorletzten Tabellenplatz befanden. Klarer konnten die Vorzeichen kaum sein. Mit an Bord beim GCZ war mit Sonny Kittel ein bekannter ehemaliger HSVer. Über Zwischenstationen in Polen und Australien fand er den Weg in die schöne Schweiz. Leider durfte er ausgerechnet bei diesem Spiel keine einzige Minute auf dem Rasen stehen und aus unserem persönlichen Wiedersehen wurde nichts.

Die Muttenzerkurve startete mit einer detaillierten Choreo in das Spiel: “WAS UNS SÖTT SPALTE VEREINT UNS NUR NO MEE”. Geniales Bild und verfeinert mit dem schönen Einsatz von Pyrotechnik. Die ersten Minuten nach Anpfiff des Spiels zeigten direkt, was für eine Wucht in dieser Heimkurve steckt. Prägnante Melodien gepaart mit einer sehr guten Mitmachqoute. So darf es gerne immer sein! Die Grasshoppers füllten den oberen Gästeblock zahlenmäßig gut und glänzten in meinen Augen ebenso mit dem Stilmittel Pyrotechnik. Die Schweiz lieferte wie auf meiner November-Tour erneut ab!

Die Basler dominierten das Spiel und ließen über die gesamte Spieldauer quasi nur eine Tormöglichkeit zu, die aber von Noah Persson eiskalt genutzt wurde. Der Gästeblock rastete kollektiv aus und untermalt wurde der Treffer in der 21. Minute mit Pyrotechnik. Infolgedessen waren die Spieler vom FCB zwar bemüht, aber es gelang ihnen kein Torerfolg. Somit konnten die Grasshoppers die wahrscheinlich nicht eingeplanten Punkte mit nach Zürich nehmen.

Für unsere Reisegruppe ging es nach dem Spiel noch südlicher. Ein weiter Weg stand bevor, sollte sich aber lohnen. Der Bericht für das angepeilte Spiel folgt. (tp)

FC Barcelona – CD Leganés – 0:1

FC Barcelona – CD Leganés – 0:1

„KEIN CONTENT FÜR INFLUENCER“

15.12.2024
Estadi Olímpic Lluís Companys
La Liga
Zuschauer: 39.523

Der Besuch in Barcelona ist für jeden Groundhopper seit der Saison 23/24 quasi Pflicht geworden, denn der FC Barcelona weicht aufgrund der Umbauarbeiten am Camp Nou ins Estadi Olímpic Lluís Companys aus. In der letzten Saison passte es bei mir zeitlich leider nie und daher war ich sehr erleichtert, dass die Bauarbeiter eine langsame Gangart bevorzugen. Erst im nächsten Jahr sollen die Arbeiten abgeschlossen sein und der Verein dürfte mit dem „neuen“ Camp Nou dann noch mehr Geld scheffeln.

Von Mallorca flog der Landbote gegen Mittag rüber in die katalonische Hauptstadt. Der Nachmittag wurde in der Tapas Bar 100 Mondaditos verbracht, denn jedes Teil kostet dort sonntags nur einen Euro. Bevor wir zum Olympiastadion fuhren, gönnten wir uns noch ein Viertligakick bei der Zweitvertretung von Espanyol. Von dort ging es unkompliziert per Metro und Shuttlebus rauf zum Montjuïc.

Vorm Stadion gönnten wir uns noch ein Kaltgetränk und liefen damit ohne wirkliche Sicherheitskontrolle rein. Ganz langsam füllte sich das weite Rund mit vielen Touristen und handysüchtigen Möchtegern-Influencern. Alle waren hier, um einen klaren Sieg der Blaugrana zu sehen. Aber der Gast aus Madrid hatte gehörig was dagegen. Keine vier Minuten nach Anpfiff wurde im Publikum das erste Mal gepfiffen, da Leganés in Führung ging. Danach stellten sich die Pepineros komplett hinten rein und verriegelten das Tor. Barca hatte mehrere hochkarätige Chancen, aber die Pille wollte heute einfach nicht ins Tor. Am Ende hatten die Gastgeber 2,67 expected Goals, aber null Tore auf dem Konto. Leganés entführte sensationell die drei Punkte.

Das überraschte nicht nur uns, sondern auch einen Großteil des Publikums. Vor uns versuchte einer über das komplette Spiel ein Video mit einem Tor vom FC Barcelona zu drehen. Der Sitznachbar war stundenlang live auf irgendeinem Kanal. Solche Leute machten doch einen beträchtlichen Teil der Zuschauer aus. Die vorhandene Fanszene befand sich definitiv nicht im Stadion. Liegt es am temporären Umzug?

Statt Fankultur spielte sich auf den Rängen Kommerz pur ab. Ich finde es wirklich befremdlich, wenn im Stadion kaum noch echte Fans vorhanden sind. Im Prinzip nur Kunden wie der Landbote oder die Asiaten um uns herum. Dafür kenne ich nun ganz neue Bands wie Kitschkrieg, denn Spotify als Premiumsponsor präsentierte sämtliche Alben auf der Werbebande und die Gruppe durfte außerdem in der Halbzeit das Stadion beschallen. Während des Spiels gab es natürlich auch ein paar Töne auf die Ohren: eine Band mit Trommeln und Trompeten versuchte, ein bisschen Stimmung auf das lahme Publikum zu übertragen. Noch während ich die Eindrücke auf mich wirken ließ traf ich auf ein bekanntes Gesicht aus Hamburg, der treffend sagte: „Das ist der Gipfel des Kommerz“.

Trotz der störenden Begleiterscheinungen ist das Stadion top. Es besteht aus zwei Rängen und vielen Relikten von Olympia 1992. Dazu ist die Lage des Stadions weltklasse. Es liegt oben auf dem Stadtberg Montjuïc mit einem super Blick auf Barcelona. Zu jeder Uhrzeit kann man von dort super Fotos von der Metropole machen. (mb)

VfL Osnabrück – Rot-Weiss Essen – 2:0

VfL Osnabrück – Rot-Weiss Essen – 2:0

„NEUANFANG IN OSNABRÜCK: ANTWERPEN GEWINNT DAS TRAINERWECHSEL-DUELL“

15.12.2024
Stadion an der Bremer Brücke
3.Liga
Zuschauer: 15.158

OSNABRÜCK – Flutlicht an, zwei Traditionsteams auf dem Rasen und eine Veränderung auf beiden Trainer-Bänken eröffneten die Frage: Bei wem zündet der Trainer-Effekt? Denn nahezu gleichzeitig haben beide Teams einen neuen Coach präsentiert. Während sich der VfL für Marco Antwerpen entschied, fiel die Wahl beim RWE ausgerechnet auf Uwe Koschinat, der bis Ende September 2024 noch für die Lila-Weißen beschäftigt war und nun an seiner alten Wirkungsstätte seinen Einstand gab.

Neben dem neuen Trainer reisten auch zahlreiche Gäste in die niedersächsische Großstadt. Der Gästeblock war in kürzester Zeit ausverkauft. Zum Intro zeigten sie eine kleine Choreo, welche von meinem Platz nur schlecht zu erkennen war. Tickets mit besseren Plätzen hätten über 30 € gekostet, was in meinen Augen zu viel für Abstiegskampf in der 3. Liga ist. Für knapp 16 € musste man sich also mit einem Stehplatz neben den mitgereisten Fans zufriedengeben.

Besser zu erkennen dafür aber die andere Seite. Zu der Hymne: „Wir sind alle ein Stück VfL Osnabrück“ wurden Schals in die Höhe gehalten. Allein wegen dieses Liedes bin ich so gerne an der Bremer Brücke. Für mich eine der schönsten deutschsprachigen Fußballhymnen in einem wunderschönen Stadion, ohne Sponsorenname: Gänsehaut. Man kann es dem Verein und den Fans nur wünschen, dass der Abstieg verhindert wird. Acht Punkte waren es vor dem Spiel auf das rettende Ufer. Aus diesem Grund gab es bereits vor dem Anpfiff ein Spruchband der VfL-Fans: “DIE ZEIT DER AUSREDEN IST VORBEI – KÄMPFEN FÜR LIGA 3“

Doch wie erwähnt hat auch Essen seinen Coach gewechselt. Nach nur 16 Punkten aus 17 Spielen befand sich RWE vor dem Spiel auf Platz 18 und somit ebenfalls mitten im Abstiegskampf.

Dieser Abstiegskampf zeigte sich auch auf dem Platz in Form von unterklassiger Fußballqualität. Das 1:0 für den Gastgeber fiel in der 16. Minute. Bis zur Halbzeit drückte dann aber der Gast, nur mangelte es an klaren Chancen. So kam es, dass es kurz vor Feierabend nicht nur eine Gelb-Rote Karte für RWE-Spieler Kurkuma gab, sondern auch einen Strafstoß für den VfL. Ajdini konnte diesen sicher verwandeln und sorgte dafür, dass die Osnabrück-Fans einen 2:0-Endstand feierten.

Auf der anderen Seite: Purer Frust.
Das Absperrtor am Zaun öffnete sich und ein paar RWE-Fans verließen ihren Block. Nach einer geschossenen Leuchtrakete und einem kurzen Schlagabtausch mit dem Ordnungsdienst, ging die Polizei aber dazwischen und beendete das Spektakel.

Der Frust der Rot-Weißen in ihrer sportlichen Situation ist absolut verständlich.
Wenn man den Block aber verlassen muss um Gewalt einzusetzen, gilt dies aber zu hinterfragen. Insgesamt wirkte sich der mangelnde sportliche Erfolg auch auf die Stimmung während des Spiels im Gästeblock aus. Obwohl die Ostkurve ohne Dach und weiter weg war als der benachbarte Gästeblock, waren fast nur die Heimfans zu hören. Zumindest optisch gab der Gästeblock aber ein ansprechendes Bild ab.

Auch Essen ist nur der Klassenerhalt zu wünschen, denn Traditionvereine müssen oben bleiben! (fj)

ACR Messina – Guidonia Montecelio – 2:1

Süditalienisches Flair zieht heute auf und hiermit stellen wir die BILDERBUCHBUDE DER WOCHE (27) vor. Das Stadio Franco Scoglio in Messina überzeugte auf allen Ebenen. ACR Messina spielt aktuell in der Serie C. Als früherer Erstligist und ein Verein, der in Italien schon einen Zwangsabstieg verhinderte, ist dieses Stadion natürlich immer noch eine absolute Wucht. Genießt das Leben, schenkt den wunderschönen Melodien von der Kurve eure Ohren und genießt das Panorama. Die nächste Italien Tour kommt bestimmt!

Stadio Franco Scoglio
ACR Messina
Aufnahme: 07.04.2024
(ACR Messina – Guidonia Montecelio – 2:1)