31.10.2025 Serie C – Girone C Stadio Alberto Pinto Zuschauer: 3.876
CASERTANA – Nach der Ankunft in Neapel und einem leckeren Cappuccino folgte eine Stadterkundung. Zwar wurde die Stadt bereits vor zwei Jahren besucht, damals blieb jedoch nur Zeit für das spanische Viertel. Dieses Mal sollte daher mehr in das Touri-Programm investiert werden.
Zu Fuß ging es etwa 40 Minuten hinauf zum Aussichtspunkt Castel Sant’Elmo, wo mich ein herausragender Ausblick auf die Stadt am Hafen, im Schatten des Vesuvs, erwartete. Nachdem ich mich mit einem Hopper-Kollegen verabredet hatte, suchten wir eine Pizzeria auf, genossen die italienische Küche und schlenderten anschließend durch die Gassen der Stadt, ehe uns die Trenitalia nach Caserta brachte.
Dort besichtigten wir – wenn auch nur von außen – die Piazza Carlo di Borbone, einen riesigen Königspalast mit einem der größten Plätze Europas. Anschließend ließen wir uns in einer Bar nieder, wo unter anderem fleißig Aperol getrunken wurde.
Das Spiel rückte näher, und so spazierten wir weiter zum Stadio Alberto Pinto. Doch schon aus der Ferne hörte man Fangesänge aus einer Seitenstraße und konnte roten Rauch erkennen. Die Ultras, die eine Freundschaft zu den Anhängern von Mainz 05 pflegen, verabschiedeten sich gerade von ihren Stadionverbotlern.
Diese Fans waren jedoch nicht die einzigen, die vom Spiel ausgeschlossen wurden. Da es vor kurzem auf einer Autobahn zu einer Auseinandersetzung zwischen Anhängern von Caserta und Catania gekommen war, erhielten sowohl die Fans von Caserta als auch die Gäste aus Catania ein drei Monate gültiges Auswärtsfahrverbot. Folglich blieb der Gästeblock heute leer.
Trotzdem war es laut im Stadion. Die Heimfans zeigten über die gesamten 90 Minuten einen sehr starken, geschlossenen Auftritt mit gutem Liedgut und hoher Mitmachquote.
Ich gönnte mir in der Zwischenzeit meinen allerersten Borghetti – den süßen Espresso-Geschmack empfand ich allerdings als etwas gewöhnungsbedürftig.
Im Spiel musste Casertana zwei Rückstände hinnehmen. In der Nachspielzeit gab es jedoch tatsächlich noch einen Strafstoß, der auch der VAR-Überprüfung standhielt. Liotti trat an und traf zum 2:2, was zugleich den Endstand bedeutete.
Abschließend musste noch auf den Bus nach Neapel gewartet werden, ehe es mit einem Uber zum Flughafen ging. Für eine Airport-Nacht war dieser Flughafen allerdings wenig geeignet, da die Türen erst um 03:30 Uhr geöffnet wurden. Die Zeit verging aber wie im Flug und wenig später saß ich schon im Onkel Rainer. (fj)
08.11.2025 Parva Liga Stadion Vasil Levski Zuschauer: 29.595
SOFIA – Freitag erst ab 15 Uhr Feierabend und Sonntag muss es schon wieder nach Hause gehen? Kein Problem, ab nach Bulgarien! Die beliebte Billigflug-Destination Sofia machte es möglich, dass ein Hinflug um 6 Uhr am Samstag von Berlin mit einem Rückflug um 6 Uhr am Sonntag nach Dortmund kombiniert werden konnte – und das für nicht mal 50€. Die Zubringerfahrten per Bahn waren im Deutschland-Ticket inkludiert und der Spielplan der Parva Liga trug sicher auch zu der Entscheidung bei: „Eternal Derby“ im Vasil Levski und als Vorspiel fiel sogar noch Loko Sofia ab.
In Berlin konnte nach der Anreise ein Landesliga-Derby im Brandenburger Umland als Beifang mitgenommen werden, ehe es nach dem eiskalten Abend am nördlichen Stadtrand ofW zum BER ging, wo etwa 2,5h auf dem gepflegten Marmorboden Augenpflege betrieben wurde. Dabei musste man nicht alleine nächtigen – Grüße nach Braunschweig! Um kurz nach 4 klingelte der Wecker, da war die Sicherheitskontrolle schon knackenvoll, aber alles sollte pünktlich über die Bühne gehen und in den frühen Morgenstunden landete der Ryanair-Vogel in der bulgarischen Hauptstadt.
Im ersten Spiel des Tages passierte nicht viel. Star bei Loko ist sicher das Stadion. Immerhin fiel ein Tor für die Gäste und in der zweiten Halbzeit regnete es sich im Norden der Stadt ein. Kurz vor dem Abpfiff sollte eigentlich ein Taxi bestellt werden, doch die Zahlung scheiterte in der Yellow-App – warum auch immer. In den folgenden Minuten wurde mit internationalen Groundhoppern aller Art im strömenden Regen ein Kampf ums Taxi geführt und leicht durchnässt saß man nach kurzer Verzweiflung schließlich in einer der begehrten Mietkutschen.
Das Nationalstadion der Bulgaren bebte schon gewaltig, eine halbe Stunde vor dem Anpfiff und auf den „billigen Plätzen“ des Stadions hatte sich die handverlesene deutsche Groundhopper-Prominenz versammelt, an vorderster Front grüßte der „König der Groundhopper“ aus dem Schwarzwald. Tolle Konstellation – und das galt auch für das „Ewige Derby“, denn Levski thronte vor dem Spiel mit einigen Punkten Vorsprung am Platz an der Sonne, während CSKA mit 16 Punkten weniger im Tableau einen klassischen Fehlstart auf’s Parkett legte. Auch der große Favorit in der Liga aus Razgrad, mit einer Serie von zuletzt 14 (!) Meisterschaften in Serie, strauchelte in der bisherigen Saison.
Die Rollen waren also klar verteilt und dementsprechend euphorisch zeigte sich die Kurve von Levski. Zum Intro gab es eine Choreo mit einem „Opa“ und den sinngemäßen Worten „…bis zum Ende treu“, dazu immer wieder „Kampion“-Gesänge. Bei CSKA erblickte man die Vorbereitungen zu einer Choreo, zunächst blieb aber alles ruhig. Die Anfangsphase gehörte Levski und das galt auch für das Spielgeschehen. Die Gastgeber hinterließen einen motivierten Eindruck, kombinierten gut nach vorne, ließen aber die letzte Torgefahr vermissen. Dadurch brachte der Spitzenreiter die Gäste wieder ins Spiel, die auch auf den Rängen loslegten und eine Zettelchoreo starteten. Levski zog mit einer Choreo nach und ging in Sachen Tifo in Führung. Derweil schlichen die Akteure in einem immer schlechter werdenden Spiel torlos in die Kabine.
Die zweite Halbzeit begann mit einem Feuerwerk. Freilich nur auf den Rängen. CSKA bot eine Pyro-Show zum Besten. Das Spiel wurde unterbrochen. Und so blieb es die nächsten 20 Minuten: Anti-Fußball vom Feinsten und wirklich 0 Spielfluss. Auch diesmal zog Levski nach und die Heimkurve glühte. Doch der Rauch waberte in die andere Richtung ab und der Zuschauer bekam für 10 Minuten vernünftigen, unterbrechungsfreien Fußball zu sehen. CSKA hatte in diesen paar Minuten die Nase vorn und ging in der Schlussviertelstunde tatsächlich verdient durch einen Distanzschuss in Führung. Völlige Ekstase im Gästeblock, der im Gegensatz zu der Mannschaft wirklich über die ganze Spieldauer glänzend aufgelegt war.
Es folgten fast 20 Minuten Nachspielzeit, inklusive Massenschlägerei und Schein-Elfmeter. Levski hatte sein Pulver vollkommen verschossen und dieses Spiel geht vielleicht als Wendepunkt in die Saison ein. Gewinner der Partie wird vermutlich Ludogorets Razgrad gewesen sein. Oder aber die Groundhopper aus dem deutschsprachigen Raum, die sich nach einem zähen Spiel mit Happy End durch die Bank weg zufrieden zeigten und anschließend in bunter Besetzung noch ein nettes Zusammenspiel in der ständigen Vertretung der Hopperzunft in Bulgarien genossen – die Rede ist natürlich vom „Happy Grill“ in Sofia. (mm)
MTV Egestorf – TSV „Deutsche Eiche“ Bardowick – 9:10 n.E.
„DAS DORF BRENNT, DIE EICHE WACKELT!“
30.10.2025 Bezirkspokal Lüneburg Sportplatz am Ahornweg Zuschauer: ca. 300
EGESTORF – Feierabendkick im Bezirkspokal Lüneburg. Kennt ihr diese Tage? Alles ist angerichtet, der Stift fällt pünktlich auf der Arbeit, das Navi zeigt 15 Minuten Puffer an. Und dann geht’s los – Moloch Schwechheim, Unfall auf der Autobahn, Straßensperre am Zielort. Der gemütliche Kick im Herzen der Lüneburger Heide avancierte zum Stresstest. Fünf Minuten vor dem Kick-off wurde das Vehikel auf einem Feldweg neben der Gegengerade abgestellt und der Ground inoffiziell betreten.
Der unerwartete Stress sollte aber schnell abfallen. Nachdem man das eher unscheinbare Areal des MTV endlich erreicht hatte, musste zwei Mal geguckt werden, was hier am Ahornweg los war. Über 300 Zuschauer versammelten sich an der Bande und am Vereinsheim zog eine Support-Gruppe mit Doppelhaltern und Plakaten die Blicke an. Schon Minuten vor dem Einlauf konnten allerlei pyrotechnische Erzeugnisse in den Händen der Männer und Frauen erblickt werden und für den Anpfiff war natürlich klar, wo die beste Sicht auf das Geschehen herrschte. Bei so viel Klimbim steuerte man auch gerne nochmal den Schatzmeister am offiziellen Eingang an und ließ 4€ Eintritt in die Kasse springen.
Für den MTV Egestorf stand das Spiel des Jahres auf dem Programm. Bezirkspokal-Viertelfinale gegen den Landesliga-Absteiger aus Bardowick. Oder wie es die Egestorfer ausdrückten: Noch 7 Siege bis zu den Bayern, bis zum DFB-Pokal. Zum Einlauf der Teams gab es dann tatsächlich eine Pyromanie! Das wiederholte sich zur zweiten Halbzeit und auch am Ende der Partie. Wassereimer standen bereit und die Feuerwerksaktion störte niemanden auf dem Dorf. Ganz ehrlich – warum auch? Der Rahmen und schlussendlich der Mehrwert, der durch die Aktionen erzeugt wurde, ist sicher hoch einzuschätzen. Nach dem Anpfiff probierten es die „Äsdörper“ auch mit Gesängen, doch die Lichteffekte hinterließen den besseren Eindruck.
Reden wir über das Spiel, das intensiv begann, weil zwei gute Teams aus der Bezirksliga aufeinandertrafen. Nach kurzer Zeit war zu erkennen, dass Bardowick an diesem Abend das etwas bessere Handling besaß, besonders die Angreifer der Gäste wirbelten den heimischen Abwehrverbund durcheinander und kurz vor der Pause war es so weit: Der Gästespieler mit dem schönen Namen Don-Vaios Dovas traf per Direktabnahme ins lange Eck zur Führung. Alles deutete nun auf einen Auswärtssieg hin, doch Bardowick kassierte nur zwei Minuten später einen umstrittenen Platzverweis und die Uhren waren wieder auf 0 gedreht, als der Schiedsrichter in die Kabine bat. In der Pause wurde mit dem ersten Glühwein der Saison das Winterhalbjahr eingeläutet und im Vereinsheim wanderte ein Leberkässemmel mit süßem Senf über die Theke. Da auf dem brachliegenden Feld nebenan Karotten wuchsen, gab es mit der kostenneutralen Nachspeise sogar noch einen Schub für den Vitamin-C-Haushalt. Verpflegung in der Lüneburger Heide immer top!
Egestorf arbeitete am Ausgleich, doch die Angelegenheit gestaltete sich zäh. Ein Strafstoß musste zum Ausgleich herhalten, ehe es ins Elfmeterschießen ging. 16 Schützen verwandelten ohne große Mühen vom Punkt. Mittlerweile war das Zeiteisen auf halb 11 geklettert. Die Deutsche Eiche wackelte. Und dann ging es ganz schnell: Fehlversuch Egestorf, Matchball Bardowick. Dass auch auf der Heimseite fast ausschließlich zufriedene Gesichter und Kommentare zu sehen und hören waren, zeigt einmal mehr, dass nicht immer nur das Ergebnis zählt, sondern vor allem auch der Sportsgeist und das Wir-Gefühl – gerade auf dem Dorf.
Vielen Dank an den MTV Egestorf für diese gelungene Veranstaltung und Gratulation an die Gäste aus Bardowick zum Einzug in die nächste Runde! (mm)
Die BILDERBUCHBUDE DER WOCHE (72) kommt endlich mal wieder aus Skandinavien. Lysekil – ein Ort, der bisher unter dem Radar lief. Bilder zum Spielort suchten wir vergebens. Den heißen Tipp bekamen wir von einem norwegischen Groundhopper. Diese Perle direkt an der Küste schoss sich sehr schnell in das Schwedenherz. Schöner Amateurfußball und durch einen Fund nicht unbedingt weniger schwedische Kronen, gönnte sich die Reisegruppe einen frisch gegrillten Burger vom Grill. Herrlich! Für den nächsten Urlaub in Schweden lohnt sich der weite Weg entlang der Westküste bis nach Lysekil. Wir wünschen ein schönes Wochenende und eine gute Fahrt!
12.10.2025 Gullmarsvallen Lysekils AIK – Tranemo IF (5:0)
01.11.25 Jordanian Pro League Al Hasan Stadium Zuschauer: 7.000
IRBID – Ursprünglich hätte sich dieser Bericht um ein langes Wochenende in Istanbul drehen sollen. Zielspiel war Galatasaray-Trabzonspor, denn von den Großen Drei fehlten mir nur noch die Löwen. Dazu war noch ein Revisit bei Besiktas im Derby gegen Fenerbahce und ein paar Amateurkicks am Bosporus geplant.
Eigentlich perfekt, doch (mal wieder) grätschte das System Passolig rein. In den Wochen vor der Tour war die Website von Deutschland teilweise gar nicht erreichbar. Bei Besiktas hätte ich noch einen Kontakt gehabt, aber mir wurde das Ganze zu heiß. So sehr ich Istanbul und die Türkei mag, aber die Passolig muss einfach abgeschafft bzw. für Ausländer stark vereinfacht werden.
Aber kein Grund zur Panik, denn im Hopperleben ist Flexibilität eine Grundtugend. Ich schmiss den blauen Himmelsprüfer an, fand bezahlbare Anschlussflüge von Istanbul nach Amman und zurück und buchte die einfach dazu. Die Ansetzungen auf der Verbandswebsite spuckten zwei Doppler aus und Zeit für Sightseeing in Jordanien war auch noch drin. Top!
Am Samstag fuhr ich Richtung Norden und schaute mir die antike Stadt Gerasch an, die schon echt beeindruckend war. Von dort ging es weiter nach Al Ramtha, wo sich die Drittligisten Moab und Jordan Equestrian Club im eigentlichen Heimstadion von Al-Ramtha SC duellierten. Der Erstligist kickt fast 30 Minuten entfernt in Irbid.
Vor Ort sah ich dann auch, warum. Das Al Hasan Stadium war gut gefüllt inklusive vollem Gästeblock. Die hätten in Al Ramtha niemals reingepasst und auch aus Sicherheitsgründen wäre das Quatsch gewesen. Aufgrund der langen Nachspielzeit beim ersten Spiel war mein Puffer fast aufgebraucht und galant stellte ich den Mietwagen direkt vorm Eingang im Halteverbot ab. Ich rannte zur Haupttribüne, wo bereits die ersten Fackeln angerissen wurden. Geil!
Allerdings war mein Ticket für die Gegengerade. Nach zwei erfolglosen Scans zerknüllte der Ordner meine Eintrittskarte, bevor ich irgendetwas sagen konnte. Aber ein Einheimischer mischte sich ein und ich durfte passieren. Zehn Minuten nach Anpfiff ploppten dann auf der Gegengerade mehrere Fackeln auf und das Publikum kam immer mehr in Wallung. Top Atmosphäre, die ich so überhaupt nicht erwartet hatte.
Jedoch brachte Semreen nach 24 Minuten die Menge zum Schweigen bzw. den Gästeblock zum Ausrasten. Die Hauptstädter von Al-Wehdat haben 17 Meistertitel auf dem Konto und der Schiedsrichter pfiff die ein oder andere Situation zu Gunsten der Gäste, was die Heimfans natürlich auf die Palme brachte.
Ich hoffte auf einen Torjubel von Al-Ramtha und tatsächlich schoss Al-Saket in der 68. Minute die Pille zum Ausgleich rein. Völlige Ekstase auf den Rängen und wieder zündeten einige Fans, natürlich unvermummt. Einfach herrlich!
Nach dem Spiel lief ich zum Auto und hatte das erwartete Parkticket kassiert. Die Mietwagenfirma rechnete mit 15 Euro Strafe, die ich nach so einem überraschend guten Fanauftritt verschmerzen konnte. Am nächsten Tag stand mit Petra für mich das Sightseeing-Highlight des Jahres an und ich wurde nicht enttäuscht. Das Prädikat “muss man gesehen haben” darf man hier ohne Zögern vergeben! (hr)
31.10.2025 Landesliga Braunschweig Stadion am Sandweg Zuschauer: 2.185
GÖTTINGEN – Während die Arbeitnehmer in Süddeutschland an diesem Freitag fleißig an einer gerechten Verteilung des Länderfinanzausgleichs werkelten, wurde der Feiertag im Norden genutzt um endlich mal eine Bestandsaufnahme in Göttingen zu machen! Die Regionalzüge fahren die rund vierstündige Strecke von Schwechheim bis an die südliche Grenze Norddeutschlands mit kleinen Stops in Uelzen und Hannover durch. Es musste nur mal der richtige Tag und die richtige Paarung kommen. Spitzenspiel in der Landesliga, 07 traf auf 05 und das alles um 14 Uhr an einem Freitag – na, wenn das mal nicht die Voraussetzungen waren, nach denen man jahrelang die Augen offen gehalten hatte!
Mit einer kleinen Verspätung trudelte die zweiköpfige Reisegruppe in Göttingen ein und ein beherzter Sprint zum Busbahnhof sorgte dafür, dass die Linie 61 zum Jahnstadion gerade noch so erreicht wurde. Jahnstadion? Genau! Neben dem größten Spielort der Stadt befindet sich das „Stadion am Sandweg“. Auch ein besonderer Ground, mit Tribüne, Fachwerkhaus und Radrennbahn. Seit gut 100 Jahren Herberge der Spielvereinigung 07, die nach dem Niedergang des großen Konkurrenten vor über 20 Jahren die Führungsposition in der Studentenstadt in Sachen Fußball einnahm und seitdem etliche Jahre in der Oberliga Niedersachsen verbrachte.
Die 05er wurden 2003 nach missglücktem Insolvenzverfahren offiziell aus dem Vereinsregister gelöscht und gründeten mit den verbliebenen Jugendmannschaften einen neuen Verein (1.FC Göttingen 05), der wiederum mit dem RSV Geismar fusionierte (RSV Göttingen 05). Aus diesem neuen Verein wurde die I. Herren 2012 ausgegliedert und läuft seitdem wieder unter altem Namen und Logo auf. Sportlich war bisher in der Landesliga Schluss. Dieses Jahr sieht es aber für beide Teams gut aus, bis zum Ende oben mitzumischen. Platz 4 empfing Platz 3 in der Tabelle. Mit drei Punkten würde sich die siegreiche Mannschaft oben festsetzen.
Gott sei Dank klappte die Sache mit dem Bus. Eine dreiviertel Stunde vor dem Anpfiff bildeten sich schon lange Schlangen an der Kasse. Noch weit vor 14 Uhr wurde beschlossen den Anpfiff um 15 Minuten nach hinten zu verlegen. Nach dem Ticketkauf im Stadion selbst aber keine Spur von Chaos. Ein sehr gut aufgestellter Gastgeber begrüßte an diesem Fußball-Feiertag über 2000 Zuschauer in der Landesliga, kein Wunder wenn das bei diesen Zahlen anfangs etwas länger dauert. Bei der Verpflegung jedenfalls waren die Hausherren gut aufgestellt, es kam kaum zu längeren Wartezeiten und die Fleischprodukte vom Schwenkgrill mundeten vorzüglich. So bringt Amateurfußball Spaß und das galt für die ganze Veranstaltung! Zwar war ein Zug Bullen präsent, doch Ordner und Sicherheitspersonal konnte man an einer Hand abzählen, jeder Bereich im Stadion war zugänglich und es herrschte eine wahrlich anti-aggressive Atmosphäre, in der keinerlei Zwischenfälle registriert wurden. Geht doch!
Die Gästefans breiteten sich links neben der Tribüne aus und nichts war hier abgesperrt. Die 05er wurden aus Bremen und Linden unterstützt und der harte Kern besteht vielleicht aus gut hundert Personen, wobei natürlich viel mehr Leute im Rund dem ehemaligen Bundesliga-Aufstiegsrunden-Teilnehmer die Daumen drückten. Die 07er verfügen über keine Fanszene. Wenn man von den 2200 Zuschauern 200 Groundhopper abzieht, dürfte sich das Zuschauerverhältnis zwischen beiden Teams aber ziemlich gerecht aufteilen.
Die Gäste starteten mit einem Element auf dem das Gründungsjahr „1905“ zu sehen war und untermalten die Choreo mittels Feuerwerk. Kurz darauf wurde gelber Rauch gezündet und Pyro-Aktionen zogen sich durch das ganze Spiel. Außerdem unterstützten die Anhänger ihre Elf mit durchgehendem Support, wobei einige sehr melodiöse Lieder im Ohr hängenblieben. Hausbesetzer-Szene trifft bei 05ern Kutten-Kultur. Der Support verdient sich trotz dieser kruden Mixtur eine Spitzennote. Zumal, wenn man bedenkt, dass es keinen Widerpart in der Stadt gibt und das Verhältnis mit der sogenannten „Führungsriege“ zuletzt über Kreuz lag, was an diesem Tag aber keine Rolle spielte.
Die friedliche Atmosphäre übertrug sich zunächst auf das Spielfeld, wo keine Mannschaft Oberwasser errang, aber beide Teams immer mal wieder vor dem Tor auftauchten. Die Gäste trafen schließlich in der 43. Minute nach einem Standard per Kopf und jubelten eindrucksvoll vor der Kurve. Im Laufe der zweiten Halbzeit fiel der verdiente Treffer zum Ausgleich, ehe es in den Schlussminuten nochmal ordentlich zur Sache ging: Sowohl 07 als auch 05 vergaben hundertprozentige Siegchancen und schrammten knapp am Derbysieg vorbei. Nach dem Schlusspfiff waren wohl alle Beteiligten mit der Punkteteilung auf dem tiefen Rasen zufrieden, auch wenn sich kein Team in der Tabelle oben absetzen konnte.
Doch selbst wenn es nächstes Jahr keinen Oberligisten aus Göttingen gibt – unter diesen Voraussetzungen hat der Fußball in der Stadt eine Zukunft. (mm)
01.11.2025 Serie B Stadio Renzo Berbera Zuschauer: 27.077
PALERMO – Am 01.11.1900 wurde der Palermo FC von britischen Auswanderern und Schifffahrtsangestellten unter dem Namen Anglo Palermitan Athletic and Football Club gegründet. Sie riefen den Verein ins Leben, weil sie in Palermo lebten, eine Leidenschaft für den Fußball hatten und einheimische Spieler in den Sport integrieren wollten.
Im Laufe der Zeit erlebte der Verein mehrere Neuanfänge mit unterschiedlichen Wappen und Vereinsnamen. Seit 2022 trägt er wieder den Namen, unter dem wir ihn heute kennen: Palermo FC.
Und genau heute, am 01.11.2025 – auf den Tag genau 125 Jahre nach der Gründung – feiert Palermo FC seinen 125. Geburtstag.
In der Stadt waren die Feierlichkeiten bereits Tage vor dem Spiel sichtbar. Im Rahmen der Pink Week wurden verschiedene Orte der Stadt, darunter das Garibaldi-Politeama-Theater, in der Vereinsfarbe Rosa beleuchtet. Rosa soll die Süße symbolisieren, während Schwarz für die Bitterkeit steht – ein Ausdruck der wechselhaften Leidenschaft der Fans.
Auch im Stadion wurde kräftig gefeiert. Vor dem Anpfiff gab es eine große Lasershow, eine Artistin schwebte mit Ballons aus einem riesigen Geschenk und zeigte spektakuläre Kunststücke in der Luft. Paoletta von Radio Italia legte als DJ auf, und Violinist Samuele Palumbo begeisterte die Massen mit seiner Geige. Außerdem drehten Vereinslegenden wie Luca Toni eine Ehrenrunde und ließen sich von den Anhängern feiern.
Besonders beeindruckt war ich jedoch von der Choreografie der Palermo-Fans: Eine riesige Papp-Choreo in den Vereinsfarben mit der Zahl „125“ erstreckte sich über die gesamte Curva Nord, begleitet vom Spruch “IO CHE AMO – SOLO TE” („Ich liebe nur dich“). Immer wieder, besonders in der ersten Halbzeit, wurden Pyro Elemente gezündet. Teilweise stimmte das gesamte Stadion in den Support mit ein – eine unfassbare Atmosphäre, wie ich sie in dieser Intensität in Italien noch nie erlebt habe.
Auch die Spieler waren von der ersten Sekunde an hochmotiviert. Man spürte, dass sie den Geburtstag unbedingt mit einem Sieg krönen wollten – und man sah deutlich, dass der Tabellensechste gegen den Siebzehnten spielte. Nach einer 1:0-Führung zur Pause überrollten die Rosanero Pescara in der zweiten Halbzeit. Am Ende stand ein überzeugendes 5:0 auf der Anzeigetafel – besser hätten es sich die Fans nicht wünschen können.
Respekt gilt jedoch auch den Gästefans, die ihr Team unabhängig vom Ergebnis über die gesamten 90 Minuten lautstark unterstützten.
Ansonsten gehörte dieser Tag ganz und gar dem Palermo FC. (fj)
28.10.2025 Serie A Stadio Via del Mare Zuschauer: 25.569
LECCE – etwa zwei Monate vor der Tour begann meine Planung einer Italienreise. Mit dem Flug Hamburg–Bari gab es für 30 € ein Angebot, das ich mir nicht entgehen lassen konnte. Geplant war unter anderem das Spiel Lecce – Neapel, um meine Serie A- Komplettierung abzuschließen.
Doch der Vorverkauf startete ausschließlich in autorisierten Viva-Shop-Verkaufsstellen in Italien und nicht online. Eine Tageskasse sollte es ebenfalls nicht geben. Aus diesem Grund plante ich als Alternative das Spiel Pescara – Avellino ein.
Nach etwa 2,5 Flugstunden erreichte ich Bari – und da ich wirklich große Lust auf die Serie-A-Komplettierung hatte, startete ich einen letzten Versuch in einem Kostümgeschäft, das im Internet als Vivaticket-Verkaufsshop angegeben war. Und tatsächlich: Fünf Minuten später druckte die Verkäuferin mir eine Eintrittskarte für das Spiel aus. Für mich kaum zu glauben, dass noch so viele Plätze frei waren und ich mir sogar aussuchen konnte, wo ich gerne sitzen wollte.
Also schnell einen neuen Zug gebucht – und los ging die Fahrt!
In Lecce angekommen, wollte ich noch schnell mein Gepäck abgeben und hatte mir dafür eine Möglichkeit am Hauptbahnhof gebucht. Leider existierte der angegebene Shop jedoch nicht, sodass ich das Gepäck selbst mitnehmen musste. Am Ende wurde ohnehin nicht einmal in den Rucksack geschaut – und so saß ich schließlich mit vollgepackten Gepäck im Stadio Via del Mare.
Da ich bis dahin noch nichts gegessen hatte, verschlang ich einen wenig schmackhaften Hotdog. Gesättigt haben mich am Ende aber vor allem die italienischen Fankurven. Bei Lecce qualmte und rauchte es nahezu das gesamte Spiel über – am meisten Pyrotechnik gab es beim Einlaufen der Mannschaften. Auch die Gäste aus Neapel durften das Auswärtsspiel besuchen. Mein Herz schlug Azzurro! Einfach wunderschöne Farben.
Im Gegensatz zu den Auftritten der Fans war das Spiel selbst wieder einmal typisch italienisch: wenig ansehnlich und am Ende nur ein Tor, das in der 69. Minute durch Zambo Anguissa fiel. Zuvor hatte Lecce in der 56. Minute einen Elfmeter verschossen, sodass Neapel schließlich als Sieger vom Platz ging.
Nach dem Spiel fuhr ich mit dem Bus zurück ins Zentrum, um mir noch eine Komplettierungs-Pizza zu gönnen. (fj)
Es ist Halloween, und wir bringen euch mit der aktuellen Ausgabe der BILDERBUCH BUDE DER WOCHE (71) eine ordentliche Portion Ekel. Denn bei unserem Besuch im letzten Monat haben sich zahlreiche Kreuzspinnen breitgemacht, um das schöne Ischelandstadion zu „kreuzen“. In der Saison 2024/25 kamen noch über 3.000 Zuschauer zum Spiel von Türkspor Dortmund gegen den MSV Duisburg. Aktuell trägt der Traditionsverein SSV Hagen seine Heimspiele im altehrwürdigen Stadion aus, und die Zuschauerzahl lag beim Ligaspiel gegen den Hiddinghauser FV nicht einmal im dreistelligen Bereich. Schade eigentlich, denn das Stadion wirkt im leeren Zustand fast schöner, als wenn es voll ist – und man kann sich frei im gesamten Rund bewegen. Eine wunderbare Ground-Perle in NRW, die auf jeder Liste stehen sollte.
24.10.2025 CAF Confederation Cup Stade Mohammed V Zuschauer: 43.868
CASABLANCA – Der Landbote meldet sich aus Marokko! Vielleicht erinnert sich ein Leser noch an den Spielbericht aus Lissabon, als der runde Geburtstag des Magazingründers abends bei Sporting zelebriert wurde. Das war aber noch nicht alles, ein kleines Geburtstagsgeschenk sollte zwei Monate später folgen und für den Jubilar ging es ohne weitere Begleitung via Portugal nach Marokko. Der Plan war recht ehrgeizig, denn per Gabelflug über Porto wurde schon wieder ein Jubiläum eingetütet – in Braga wartete Ground Nummer 1000! Nur noch Feiertage in Portugal! Ob das auch für Marokko galt, stand auf einem anderen Blatt.
Der Anfang in Braga war gemacht und für Marokko sickerten in den Tagen zuvor tröpfchenweise Informationen durch. Einen Spielplan, der vor der Saison präsentiert wird, gibt es nicht. Die Spieltage werden kurzfristig benannt. Als erstes waren die Paarungen der „Botola Pro“ dran, welche Raja ein Heimspiel bescherten. Zuvor war schon klar, dass Wydad in der afrikanischen Version der „Europa League“ weitergekommen war – und das Rückspiel am passenden Wochenende bestreiten sollte. Top! Ligaspiel von Raja und Confed-Cup-Spiel von Wydad terminierten die Verbände zunächst jeweils auf den Samstag-Abend. Da beide Teams aber im kürzlich aufgehübschten „Stade Mohammed V“ auflaufen, war klar, dass da noch was folgt. Und die „CAF“, der afrikanische Verband, wusste was zu tun war: Wydad spielte am Freitag!
Wie es der Reiseplan wollte, ging der Flieger frühmorgens von Porto nach Tanger. Nachdem die Zeit in der Medina und bei einem Strandspaziergang verbummelt wurde, wartete der „Al Boraq“ mit Ziel „Casablanca Voyageurs“ am Bahnhof in Tanger – der Hochgeschwindigkeitszug mit französischer Technik. Die Bahn knattert vor allem zwischen Tanger und Kénitra mit über 300kmh durch die karge Landschaft und kostet so roundabout 25€ für eine Fahrt in die größte Stadt des Landes. Gut investiertes Geld, denn in Casablanca musste sich noch um’s Ticket gekümmert und ein Zimmerchen bezogen werden, bevor die Mannschaften abends zum Play-Off-Match antraten.
Tickets kauft man erstmal online und erhält einen Voucher. Diese Bestellbestätigung muss an einem Ticket-Point in ein richtiges Kärtchen umgetauscht werden, dabei wird der Ausweis kontrolliert. In Casablanca um 10 nach 2 angekommen, fiel der Blick auf diesen Voucher und mit Erschrecken wurde festgestellt, dass die Wydad-Stores um 14 Uhr am Freitag schlossen. Da auch das Stadion als Standort angegeben war und ein Wydad-Store in der Nähe lag, ging es per Taxi zum Spielort und zwar pronto! Da war natürlich nix, abgesehen von übertrieben viel Staatsmacht, die sich 4-5h vor dem Spiel schon zu einer Einheit formierte. Zu Fuß also weiter zum Wydad-Store, der zum Glück doch noch geöffnet war und in dem gelangweilte Mitarbeiter das Ticket ausdrucken. An Fanartikeln gab es dort fast nur Textilien zu westeuropäischen Preisen zu kaufen. Mit dem individuellen Ticket als Souvenir war ich zufrieden.
Stunden später rollte ein Taxi mit dem Redakteur des Schwechheimer Landboten zum Mohammed V. Es war mein 1001. Ground und der erste in Afrika. Passt. Die Reise geht weiter. Anderthalb Stunden vor dem Anpfiff am Ground aufzukreuzen stellte sich als ziemlich früh heraus. Den Polizei-Ring um das Stadion passiert man mit Vorzeigen des Tickets. Anschließend folgt der normale Gang zum Eingang und ein weiteres Vorzeigen des Tickets mit dem Scan an den Drehkreuzen. Die Scanner funktionierten direkt nach meiner Ankunft plötzlich nicht mehr und unter diesen Umständen war ich dann doch froh, so früh am Spielort herumzuhampeln. Die Tickets wurden nun händisch kontrolliert und in alle Einzelteile zerrissen. 10 Minuten später betrat ich die runde Schüssel. Im Stadion lagen noch genug Karten vom denen rum, die wohl vorher durch den Scanner gehuscht waren.
Unter dem Dach auf der Haupttribüne angekommen, wurde sichtbar, dass man dem Stadion eine blaue Laufbahn und neue Schalensitze spendiert hat. Das liegt wohl schon eine Zeitlang zurück, obwohl das Mohammed V erst im September wieder für den Spielbetrieb zugelassen wurde. Vor allem die Laufbahn ist schon wieder blass und fleckig. Im November wollte der Verband das Stadion erneut sperren, doch nach Protesten wurde beschlossen die Sperrung um ein Jahr nach hinten zu verschieben.
Der Wydad-Block, die Curva Nord um die Gruppierung „Winners“, war bereits eine Stunde vor Spielbeginn gut gefüllt. Auch wenn es so früh noch keinen Support gab, stach ein schwarzes Banner ins Auge, auf dem in italienischer Sprache stand: „Der Anfang ist bitter, der Ruhm folgt zum Schluss“, was sich irgendwie nicht gut anhörte, wenn man bedenkt, dass in Marokko Anfang des Monats noch die „Gen-Z-Proteste“ tobten, viele Fanszenen sich mit den Demonstranten solidarisierten und einen Support-Boykott ausriefen. Mit Spannung wurde daher auch in Schwechheim die Rede von König Mohammed VI. abgewartet und das Staatsoberhaupt fand milde Worte am Tag der Deutschen Einheit, was zur Folge hatte, dass die Ultras im Land den Ball wieder aufnahmen und die Proteste ausgesetzt wurden.
Nochmal mit einem blauen Auge davongekommen, dachte ich so. Eine Träne im Knopfloch gab es trotzdem: Wenige Tage vor dem Abflug wurde der Liga-Spielplan für die letzte Oktober-Woche bekanntgegeben und das Derby zwischen Wydad und Raja auf den Mittwoch darauf, einen Tag nach meinem Rückflug Richtung Deutschland, terminiert. Man kann nicht alles haben. In den Maghreb-Staaten weiß man nie was passiert, diese Reise hätte auch ganz anders ausgehen können. Im Confed-Cup-Rückspiel passierte jedenfalls eine ganze Menge. Am Vortag wurde die Verpflichtung des Alt-Internationalenn Hakim Ziyech verkündet, was für eine gewisse Euphorie im Umfeld sorgte. Passend zum Banner wurde eine Zettel-Choreo mit dem Schlagwort „Dolce Negra“ hochgezogen – süßes Schwarz. Darüber war eine rote Rose zu sehen. Das war sozusagen der Startschuss für den Support, der durchgehend mächtig und melodiös durch das Stadion schepperte und hin und wieder mit Böllern und Fackeln flankiert wurde. Vielleicht kein Vollgas-Support wegen dem Derby 5 Tage später, aber für deutsche Ohren grandios.
Zu dem positiven Fazit trug auch das Spiel bei, in dem es schon nach 30 Sekunden klingelte, zuvor vergab Wydad nach wenigen Augenblicken eine hundertprozentige Chance. Der Rekordmeister aus Ghana fand danach zurück in die Spur und markierte nach einem nie dagewesenen Pfeifkonzert den Ausgleich per Kopf in Folge einer Ecke, woraufhin kein Mucks im Stadion mehr zu hören war. Das Auspfeifen und Blenden mit dem Laserpointer ist gängige Praxis, wenn der Gegner zu Chancen kommt, hielt sich aber noch in einem erträglichen Rahmen. Es folgte die erneute Führung für Wydad und vor der Pause noch ein Elfmeter zum 3:1, in einem bis dahin flotten und offenen Spiel.
Gewöhnungsbedürftig, wie stur die Ultras um die „Winners“ ihren bombastischen Support durchziehen. Denn nicht mal beim Elfmeter wurde gejubelt, sondern einfach durchgesungen, während das übrige Publikum keiner Rede wert ist und spätestens nach dem 4:1 zehn Minuten vor Schluss das Stadion in Scharen verließ – und das obwohl in der Nachspielzeit sogar noch ein fünfter Treffer fiel. Das Hinspiel in Ghana ging übrigens mit 1:0 an Wydad. Gästefans waren keine erkennbar. Auch wenn es schön war sechs Treffer in so einem internationalen Spiel zu sehen: Das Spiel an sich ist der Aspekt, der bei einem Stadionbesuch in Marokko am wenigstens interessiert. (mm)
26.10.2025 Morodok Techo National Stadium AFC Challenge League Zuschauer: 10.369
PHNOM PENH — Am Sonntag Um 09:10 Uhr sollte der Flieger von Shenzhen zum neuen Flughafen Techo bei Phnom Penh gehen. Nach sechs Kontrollen und einer entspannten Mahlzeit gingen wir zum Gate und warteten aufs Boarding. Rund eine Stunde passierte aber gar nichts. Das Flugzeug stand am anderen Ende des Flughafens bereit, aber aufgrund von Überlastung konnten wir nicht zum Flugzeug gelangen. Als wir irgendwann im Flieger saßen, benötigte die Maschine knapp 50 Minuten, um in die Luft zu kommen. Wenn jede Minute ein Flieger landet oder abhebt, muss man sich als Flughafen nicht wundern, dass jede Maschine eine große Verspätung hat. Ab 2027 soll es dann mit zwei neuen Terminals und einer neuen Startbahn besser werden.
Natürlich kam mir da der Gedanke, ob wir pünktlich zum 16-Uhr-Spiel am Ground sind. Jeglicher Zweifel wurde mir jedoch bei der Ankunft in Kambodscha genommen. Aussteigen, Visum, Koffer abholen, 42 Minuten Taxifahrt mit Grab – das hat uns genau 70 Minuten gekostet. Um 13:37 Uhr checkten wir im Hotel ein und hatten sogar noch Zeit, uns frisch zu machen. Der erste Eindruck von Kambodscha war durchaus positiv und ich möchte schonmal vorgreifen, dieser Eindruck hat sich im Laufe des Tages auch nicht geändert.
Zum Stadion kommt man entweder innerhalb von zwei Stunden mit den Öffis, oder man fährt 35 Minuten Taxi. Der Grab-Fahrer lieferte uns kurz vor drei am Stadion ab und bot uns zugleich eine Rückfahrt nach dem Spiel an. Das haben wir dankend angenommen und sind entspannt mit unseren QR-Codes für umgerechnet 1,68 Euro für zwei Spiele hineinmarschiert. Vor Ort gönnten wir uns ein Eis für 60 Cent, und ich erwarb zusätzlich für umgerechnet 18 Euro ein Trikot der Heimmannschaft. Dieses Trikot sollten wir in US Dollar bezahlen, denn die einheimische Währung gilt als nicht so stabil. Da wir aber nur Riel aus dem Geldautomaten gezogen haben, konnte uns die nette Dame nicht das komplette Geld wechseln. Da es sich für uns um einen kleinen Betrag gehandelt hat, habe ich ihr gesagt, dass sie sich das Geld einstecken soll. Die Frau hat sich fast doller gefreut, als ein Bayern Fan über die Meisterschaft. Bei der Dame ist das Geld auf jeden Fall an der richtigen Person angekommen. Eine gute Tat für nette Leute in einem freundlichen Land!
Zum Anpfiff füllte sich das Stadion immer weiter. Die Fans von Svay Rieng holten ihre Fahnen und Trommeln raus, das Eröffnungsspiel dieser Gruppe konnte losgehen. Die Falken aus der Mongolei waren von Anfang an unterlegen und kassierten in der ersten Hälfte zwei Gegentore. Der stattlichen Kulisse von 10.369 Zuschauern gefiel das Gebotene sehr gut. In der zweiten Hälfte schaltete der Gastgeber ein paar Gänge zurück, machte aber kurz vor Schluss mit dem 3:0 den Deckel drauf. Der Auftaktsieg in eine spannende Woche! Am Mittwoch und Samstag folgen dann die nächsten Gruppenspiele. Im zweiten Spiel des Tages konnte Manila Digger aus den Philippinen gegen Ezra aus Laos gewinnen.
Die Spiele der Gruppe D werden im Nationalstadion, das am sprichwörtlichen Ende der Welt liegt, ausgetragen. Das Morodok Techo National Stadium bietet drei Ränge, eine Laufbahn und zwei gigantische Pfeiler im olympischen Stil. Auf jeden Fall ein sehenswertes Stadion und das Größte des Landes.
Nach dem Spiel war unser Fahrer quasi zeitgleich mit uns am Treffpunkt und brach uns souverän zum Hotel. Dort gönnten wir uns eine Abkühlung im Infinity Pool und stärkten uns am Abend mit ein paar Köstlichkeiten. Aufpassen: Cash is King in Phnom Penh. Mit der Kreditkarte kommt man hier nicht weit.
Unterm Strich war dies ein gelungener Tag in Phnom Penh und zeitgleich auch der Länderpunkt für den Schreiber dieser Worte. (mb)
DUISBURG – Ein Spiel, welches viele Gesprächsthemen mit sich bringt. Ein Derby in Deutschland, welches ich dieses Jahr zum zweiten Mal besuchen wollte, gibt es auch nicht alle Tage. Grund hierfür waren allerdings die so traurigen Umstände nach dem Landespokal-Finale im Mai. Verständlicherweise wurde das damalige Spiel überschattet von den tragischen Ereignissen rund um einen Duisburger Anhänger. Die Atmosphäre kochte enorm hoch, besonders nach dem Spiel wurde das Thema und der damals wieder aufgenommene Support nach der Halbzeit der Essener Fans als sehr kritisch beschrieben. Die Geschichte brachte die Rivalität zwischen den beiden Anhängerschaften wieder weiter nach oben.
Aus dem Schwechheimer Wohnviertel war es mir wert, dafür eine Tagestour zu starten. Somit klingelte der Wecker schon um 06:00 Uhr. Um das Maximum an Spielen herauszuholen, muss man eben mal früh aufstehen. Die entspannte dreieinhalb Stunden Fahrt über die deutsche Rennstrecke A1 wurde souverän abgespult. Besonders erwähnenswert ist hier mein Nachmittags-Spiel in Dinslaken. Der VfB Lohberg kickte in der Dorotheen-Kampfbahn – Bei herrlichem Herbstwetter, wie es in heimischen Gefilden wohl sehr unwahrscheinlich gewesen wäre, auf einem nassen und matschigen Rasenplatz zu spielen. Der Besuch lohnt sich und lässt sich mit dem Wedaustadion in Duisburg wunderbar kombinieren.
Vor dem Kick gab es noch den obligatorischen Taxi-Teller. Gibt es eigentlich noch einen Besuch im besten Fußball-Bundesland Deutschlands ohne dieses fabelhafte Gericht? Die Schlangen am Einlass 30 Minuten vor Anpfiff sind ganz schön lang gewesen. Souverän an ein bis neunzig Leuten vorbei gedrängelt, um ja pünktlich auf dem zugewiesenen Platz zu sitzen. Zum Start gab es eine zweiteilige Choreo der Zebras. Bevor diese losging, startete der Support fulminant. Brachiale Lautstärke zum Klassiker auf die Melodie vom “Wackelkontakt”. Wow! Die ganze Woche darauf gefreut, das Lied habe ich seit Tagen im Ohr. Auf der anderen Seite agierten die Rot-Weissen ebenso mit fast 100% Mitmach-Quote im Gästeblock.
Anders als im Mai wurde der Pufferblock des Gästeblocks leider in den Oberrang der Hintertortribüne verschoben, das sorgt natürlich nicht für das optimale Bild der Gästefans. Im Gästeblock gab es zum Einlaufen der Akteure Rauch in Verbindung mit einzelnen Blinkern zu bewundern. Beide Seiten gaben diesem Spiel einen würdigen Rahmen und machten Laune auf mehr.
Die Führung der Duisburger nach 23 Minuten brachte das Publikum zu einer enormen Lautstärke. Es schien so, dass der aktuelle Tabellenzweite seinen starken Lauf weiterführen sollte. Nach dem Führungstreffer kam ein riesen Fehler des Duisburger Keepers Braune, ein Querpass durch den eigenen Strafraum brachte RWE wieder ins Spiel. Ein Aussetzer der Nummer Eins der Zebras brachte den Gästeblock mit einer schönen Zündung wieder ins obere Lautstärke-Regal. Das Spiel nahm daraufhin leider an Spannung ab. In der zweiten Halbzeit vergab Duisburg noch ein paar Chancen, so richtig gefährlich wurde es allerdings nicht mehr. Mit der Punkteteilung sind die Gäste aus Essen wohl zufriedener als die Zebras.
Für mich und meine Reisegruppe ging es zurück in die Heimat. Die immer noch nasse Rennstrecke A1 kann man nur lieben. Zumindest nachts bringt es in Deutschland eben einfach Spaß mit seinem Auto zu fahren. Gegen 01:00 Uhr fiel man ins eigene Bett. Der Ohrwurm der Woche passt hier natürlich perfekt: “Wenn ich nachts schlafen geh, träum ich von den Zebras im Europacup…” (tp)
25.10.2025 Longhua Culture and Sports Center Stadium China Resources Beverage Chinese Football League 1 Zuschauer: 867
SHENZHEN — Am Donnerstag brachte ich noch über sieben Stunden die Schwechheimer Wirtschaft voran und fuhr dann mit meiner Gattin ein bisschen gestresst zum Schwechheimer International Airport. In der Lounge kam ich runter und stieg später seelenruhig in den Flieger nach Helsinki. Von dort ging es ca. vier Stunden später weiter nach Hongkong. Nach 11 ½ Stunden Absitzen kamen wir an, hatten keine Probleme bei der Einreise und fuhren mit dem Bus zur Grenze nach China. Auch die Einreisekontrolle in Shenzhen lief problemlos.
Wenige Meter später begann dann das Elend. Zuerst eierten wir quasi hilflos durch die Stadt, da unser Hotel auf der Karte nicht existierte. Vor Ort kann man auch fast keine Leute fragen, da die Englischkenntnisse direkt hinter der Grenzkontrolle aufhören. Mit der Übersetzer-App von Google kommunizierten wir mit einem Taxifahrer, der im Hotel anrief und die Adresse herausfand. Dieser Top-Lad lieferte uns an einem riesigen Gebäudekomplex ab, und nach wiederholter Misskommunikation bei anderen Hotels fanden wir dann endlich den Eingang. Durchatmen war angesagt – aber die Pointe ließ nicht lange auf sich warten.
Wir betraten das Zimmer und sahen Kleidung, einen Laptop und einen Koffer. Hier übernachtet schon einer! Also wieder runter zur Rezeption und der Dame mit der Übersetzer-App erklärt, dass das Zimmer schon belegt ist. 15 Minuten und einige wilde, laute Telefonate später bekamen wir eine neue Karte und konnten ein frisches Zimmer beziehen. Endlich angekommen!
Da der Magen mittlerweile knurrte, machten wir uns auf den Weg, um ein Restaurant aufzusuchen. Wenige Meter später entdeckten wir eine Dachterrasse mit Verkauf. Vor Ort erklärten uns die Kollegen, dass man die Speisen per WeChat-App an den Tisch bestellen muss. Das lief super einfach, und als wir die Getränke bekamen, kippte zwei Tische weiter ein Chinese um und kotzte sich die Seele aus dem Leib. Weltklasse! Irgendwann kam der Krankenwagen und brachte den völlig besoffenen Jungen auf der Trage ins Krankenhaus. Dieses Szenario kann man in Asien öfter beobachten, da die Kollegen „nichts abkönnen“, was genetisch bedingt ist. Wir genossen unsere Fleischteller, und spätestens dann war die ganze Hektik wieder vergessen.
Am Samstag skippten wir morgens das Frühstück, da der Toaster die Sicherung im Aufenthaltsbereich rausgehauen hatte, und gingen zum örtlichen 7-Eleven. Dort deckten wir uns genüsslich ein und öffneten die DiDi-App per WeChat. Die DiDi-Fahrer brachten uns für ganz kleines Geld komplett von „Hochhaus zu Hochhaus“. Die komplette Stadt besteht gefühlt nur aus Wolkenkratzern.
Klassisch um 15:30 Uhr sollte dann auch das runde Leder in der zweiten Liga rollen. Die Liga hört mittlerweile auf den Namen China Resources Beverage Chinese Football League 1. Das klingt schon fast so schön wie die Frank-Teuber-Wienke-Versicherungs-Kreisoberliga Nordwestmecklenburg.
In der Kreisoberliga geht man ganz entspannt an die Tageskasse und holt sich sein Ticket. In China läuft das ein bisschen anders. Tickets können nur in Verbindung mit dem Reisepass über WeChat oder andere chinesische Kanäle gekauft werden. Letztes Jahr unterstützte uns in Shanghai ein chinesischer Kontaktmann, dieses Jahr wollte ich die Tickets selbst kaufen. Also ließ ich mich komplett auf das „WeChat-Game“ ein, folgte den Shenzhen Juniors und fand die Ticketinfos heraus. Am Tag des freien Verkaufs wollte ich dann über den Verein die Tickets kaufen, bin aber an der Problematik „kein chinesisches Bankkonto“ gescheitert. Über den offiziellen Drittanbieter konnte ich dann tatsächlich zwei Karten kaufen, da dieser die American Express Kreditkarte akzeptierte. Ohne Amex biste hier also aufgeschmissen – wie gut, dass das silberne Metallstück regelmäßig glüht.
Ein Ticket bekommt man trotzdem nicht, sondern nur die Information, wo der Block ist, und dass man mit dem Reisepass zur Kontrolle gehen soll. Dort interessierte sich dann gar keiner für den Reisepass – die Ticketbestätigung reichte aus. Ein kleiner Fehler ist uns trotzdem noch unterlaufen: Wir haben den Gästeeingang genutzt, da Mr. DiDi uns dort abgeliefert hatte. Nach einer kurzen Kommunikation über die Übersetzer-App kamen wir dann auf die neutralen Plätze in der Mitte.
Vor dem Spiel lief natürlich noch die Nationalhymne, und auf die Sekunde genau ging die Partie los. Das Niveau in der ersten Liga war letztes Jahr wirklich ansehnlich – das hier in der zweiten Liga war unterirdisch. Das Spiel war zum Einschlafen langweilig, und richtig Fußball spielen können die Chinesen auch nicht. Das Volk kann ziemlich viel, aber für ein taktisch komplexes Spiel reicht es dann meistens nicht mehr aus. Deswegen qualifiziert sich die Nationalmannschaft auch fast nie für die Weltmeisterschaft. Wir konnten am Ende froh sein, dass der Gast aus der Nähe von Shanghai zweimal in der Nachspielzeit treffen konnte. Somit konnten die zwölf mitgereisten Fans freudig ihren 1.466 Kilometer langen Rückweg antreten.
Für uns ging es ganz entspannt aus dem Stadion heraus, und ca. einen Kilometer später konnten wir in der Futbology-App dann auch einchecken. Die Kartenfunktionen der westlichen Apps und das GPS werden in China einfach keine besten Freunde. Vielleicht wäre das im großen Bao’An-Stadion besser gewesen, wo die Juniors eigentlich gegen den Ball treten. Dort spielten sie heute aber nicht, da das Stadion für die „China Games 2025“ gerade genutzt wird. Ab dem 9. 11. bewegen sich dann auch weitere Athleten im Longhua Culture and Sports Center Stadium, das eine Tribüne besitzt und relativ neu und modern aussieht.
Nach dem Spiel gab es dann noch leckere Köstlichkeiten für den leeren Magen, und zum Abschluss präsentierte uns Shenzhen eine atemberaubende Lichtershow auf den Wänden der Hochhäuser. Made in China! (mb)
23.10.2025 Europa League Estádio Municipal de Braga Zuschauer: 10.056
BRAGA – Der 1000. Ground des Autors stand an. Und sollte es dafür was Besonderes werden? Ja! Wollte man sich dafür irgendwie verrenken? Nein. Im Oktober wäre es so weit, ergaben erste Hochrechnungen. In dem Monat waren einige freie Wochenenden verfügbar und Richtung November wurde sogar nochmal ein Trip nach Afrika vorbereitet. Bei eben jener Reise sollte es ein Gabelflug werden, um am Donnerstag irgendwo zwischen Glasgow und Gibraltar Europacup zu schauen und eventuell in Sachen Flüge ein paar Taler einzusparen. Und es wurde relativ schnell klar, dass bei dem „Gabelflugvorhaben“ alles passt für einen Besuch im EM-2004-Ground in Braga.
Also ging es nach einem Familienausflug in Bremen alleine in den Zug Richtung Duisburg. Klar, wo wenn nicht in Duisburg startet eine Afrika-Reise? Via Köln wurde nächsten Tag mit Onkel Rainer Porto angepeilt und von dort ging es per Bus weiter nach Braga, mit knapp 200.000 Einwohnern übrigens Portugals drittgrößte Stadt und fußballerisch hinter den Schwergewichten aus Lissabon und Porto wohl auch die Nummer drei oder vier.
Zu Gast bei meiner Jubiläumsparty: Niemand geringeres als Roter Stern Belgrad! Oder wie die Portugiesen die Serben nennen: Estrela Vermelha. Das hört sich gleich viel weniger rauflustig an, portugiesisch halt. Nach einem kleinen Stadtspaziergang und einer günstigen Mahlzeit in der modernen Markthalle ging es also stadtauswärts zu dem sagenumwobenen Ground. Doch keine Karawane war Richtung Stadion unterwegs und auch von dem Estádio Municipal de Braga, wie der Spielort offiziell heißt, fehlte erstmal jede Spur. Kurz vor dem Ziel dann endlich ein paar Menschen und nachdem man den Ground auf Dachhöhe erreicht, eröffnet sich der sehnsüchtige Blick von oben auf den Rasen, den man schon so oft gesehen hat. Und auch auf die „Delije“ hat man freien Blick. Die Serben sind in Kompaniestärke nach Portugal gereist.
Von oben sehe ich aber auch, dass mein sorgfältig recherchierter Platz auf der Tribüne der Gästefans sein soll. Die Info vom Gästeblock hatte ich unter anderem der Internetseite TSG Hoffenheims entnommen, die letztes Jahr im Herbst in Braga spielte. Tja, irgendwas daran war falsch. Trotzdem umrundete ich das Stadion erstmal und registrierte, dass ich auch auf der Seite der Heimfans Einlass gewährt bekomme. Doch das Einlasstor auf der Heimseite führte durch ein unterirdisches Labyrinth und nach leichten Orientierungsverlusten und zig Treppenstufen kam ich wieder auf der Gästetribüne raus. Da nur noch 10 Minuten bis zum Anpfiff blieben und ein Tor zum Spielfeld offenstand, wurde einfach der Weg über den Rasen gewählt. Hat geklappt und lasst mich einfach nicht weiter drüber nachdenken, was ich da gemacht hab.
Mit der „Delije“ im Blick wurde schließlich der 1000. Ground eingetütet, und zwar von der Haupttribüne und nicht aus der Arrestzelle. 33 Jahre nachdem im alten Volksparkstadion in Hamburg an Papas Hand das erste Rasenrechteck gekreuzt werden konnte. Irgendwie ist das so ein Hoppermythos, dass im Ground Nummer 1000 keine Tore fallen. Daher war ich wirklich froh, als Braga nach rund 20 Minuten einen Angriff über die Linie stolperte und auch der VAR nach minutenlangem Studium keinen Milimeter Abseits festellten konnte. Der Rest des Spiels ist dann auch relativ schnell erklärt. Roter Stern Belgrad ist wohl international nicht mehr als ein Sparringspartner. Die Serben halten ganz gut mit, doch als sich nach rund 30 Minuten Altstar Marko Arnautovic verletzt und ausgetauscht werden muss, fühlt es sich so an, als wenn die Belgrader mit einem Mann weniger agieren. Auch Braga hat vielleicht nicht den besten Tag erwischt und kommt selten zum Abschluss. Wenn der serbische Meister das Spiel nicht versucht langsam zu gestalten und den Weg nach vorne sucht, ergeben sich hinten Lücken. Eine davon nutzen die Portugiesen im letzten Viertel der Partie für den Endstand.
Die Delije konnte durchaus überzeugen, verzichtete aber auf jede Art von „Special Effects“. Der kleine Block der Heimfans ist nicht nennenswert, so wie überhaupt die Kulisse von gerade mal 10.000 Zuschauern in diesem dann doch prestigeträchtigen Wettbewerb gegen den Europapokalsieger von 1991. So ist das halt in Portugal, alles ziemlich gemütlich und das ist auch okay. Das Stadion in Braga mit seinen Proportionen, dem Ausblick und dem Einklang in die umgebende Natur, stellt sowieso alles in den Schatten. (mm)
25.10.2025 Botola Pro Stade Mohammed V Zuschauer 43.856
CASABLANCA – Für den Samstag in Marokko stand so gleich ein Revisit auf dem Plan. Obwohl es mit dem CAF Champions-League-Spiel von FAR Rabat im brandneuen „Stade Prince Moulay Abdallah“ sicher eine brauchbare Alternative gab. Das WM-Stadion in der Hauptstadt wurde, wie das „Stade Mohammed V“, erst im September eröffnet. Doch Raja – eine der faszinierendsten Fanszenen Marokkos – versprach den größeren Reiz und in der großen Stadion-Schüssel im Herzen von Casablanca lässt es sich auch ein zweites Mal aushalten.
Nicht ganz so früh wie am Vortag ging es für ein paar Dirham wieder per Taxi zum Ground. In Casablanca ist jedes zweite Auto ein rotes Taxi. Hand hoch und für eine zehnminütige Fahrt bezahlt man umgerechnet nur etwas mehr als 1€. Das macht die Planung mit dem „ÖPNV“ in der hektischen Stadt sehr umgänglich, obwohl es auch eine Straßenbahn gibt. Am Stadion hielt sich das Gewusel eigentlich in Grenzen. Die Polizei-Ringe sortieren das Durcheinander großzügig. Doch diesmal waren im Vorfeld deutlich größere Gruppen unterwegs und in den Polizeisperren brachen immer wieder „Solitäre“ durch – einzelne jugendliche Ausreißer.
Das setzte sich am Drehkreuz fort, wo sich grundsätzlich zu zweit oder dritt durch den Eingang gequetscht wurde. Tickets gab es eigentlich nur digital über den externen Dienstleister „Tadakir“. Der QR-Code in der App verändert sich alle 60 Sekunden, daher wurde auch kein Schwarzmarkt wahrgenommen. Doch die marokkanische Jugend findet andere Mittel und Wege ins Stadion zu gelangen. Warum auch immer: Ein junger Bursche vor mir besaß ein Papierticket, das ich ihm direkt nach der Passage für 10 Dirham abschwatzte. Ich glaube der junge Mann wusste gar nicht wie ihm geschieht, aber die Aktion dürfte ein Gewinn für uns beide gewesen sein.
Saß ich am Vortag noch auf der überdachten Haupttribüne, wurden diesmal Tickets für die Gegengerade geordert. 60 Dirham mussten für einen Platz der Kategorie „Bronze“ hingeblättert werden. Dafür hat man einen Sitz neben den Gästefans und theoretisch gegenüber der „Curva Sud“ – dem Epi-Zentrum der Raja-Ultras. Theoretisch, denn selbst 100m entfernt ist man irgendwie noch Teil der Kurve. Die Crowd bei Raja scheint sich noch etwas mehr als bei Wydad auszudehnen. Gab es zunächst noch genug Knautschzonen auf den Rängen, füllte sich das Rund kurz vor dem Anpfiff mit einer wahren Flut an jugendlichen Fans, die vermutlich den Eingang gestürmt hatten.
Zugegeben: Das sorgte auch für ein bisschen Beklemmung, aber letztlich blieb alles unter Kontrolle. Als die Spieler einliefen und die Curva Sud akustisch eine Choreo ankündigte, lag der Fokus ohnehin schnell auf den „Green Boys“, die die Curva anführen. Tausende Fotohandys wurden gezückt und etliche Aufnahmen von zwei beeindruckenden Zettel-Choreos, die Bezug auf vergangene Motive nahmen, waren die Folge. Bei Raja hat wirklich jeder Bock auf die Ultra-Folklore. Sowohl die Kurve als auch die Gegengerade drehte vor und während des Spiels komplett am Rad – und das bis zum letzten Zuschauer am Rande des Gästeblocks.
Auch etwa 250 Zuschauer aus Dcheira fanden den Weg nach Casablanca. Die Gäste stiegen im Sommer in die „Botola Pro“ auf und für den Verein aus der Nähe von Agadir ist es die erste Saison überhaupt in der höchsten Liga Marokkos. Drei Plakate, die von dem historischen Aufstieg kündeten, wurden in der zweiten Halbzeit entrollt. Ansonsten verschaffte man sich einige Male Gehör, konnte bei der schieren Macht von Raja aber natürlich nicht mithalten. Bei den Gesängen von Raja ging es natürlich um die politische Situation in Marokko, vermutlich wurde aber auch Wydad gedisst – für den kommenden Spieltag stand das Derby auf dem Programm.
Die Machtdemonstration spiegelte sich im zweiten Abschnitt bei einer Pyro-Aktion in der einsetzenden Dämmerung wider: Die ganze Curva Nord glühte und sorgte abermals für tausende Schnappschüsse beim Rest des Publikums. Von einem zaghaften Support und dezentem Einsatz der Mittel, weil vier Tage später das Derby im Kalender stand, war nichts zu spüren. Auf dem Platz konnte der Aufsteiger zunächst mithalten und einige Chancen herausspielen, kassierte aber relativ früh das 1:0 und von da an war Raja das dominierende Team, das nach der Pause am zweiten Treffer arbeitete. In der Nachspielzeit war es so weit und ein Schuss aus der Distanz zappelte im Netz. Doch in keinem Winkel der Welt gibt es keinen VAR mehr und wegen eines Foulspiels zuvor, blieb es bei dem knappen 1:0.
Die Abreise aus Marokko folgte dann einen Tag vor dem Derby. Aber der Auftritt von den Green Boys & co entschädigte für den etwas unglücklichen Rückflug allemal und das Derby endete schließlich torlos. (mm)
Moin ihr Landratten! Unsere BILDERBUCHBUDE DER WOCHE (70) befindet sich im hohen Norden und hat nicht jeder auf’n Radar. In Rendsburg kennen die meisten die Sportanlage Nobiskrug und die berühmte Rendsburger Hochbrücke. Nur vier Kilometer weiter gibt es einen wahrhaftigen Schatz zu bestaunen, das Eiderstadion in Büdelsdorf. Mit seiner Kapazität von 8.000 Plätzen und zwei Rasenwällen hat dieses Prachtexemplar nicht nur eine schöne Fassade, sondern ist auch Zeitzeuge der erfolgreichsten Saison des Büdelsdorfer TSV aus dem Jahre 1973. Die Jungs von der Eider marschierten bis ins Halbfinale der deutschen Amateurmeisterschaft, verloren dann aber gegen die Amateure vom 1. FC Kaiserslautern nach Hin- und Rückspiel mit 1:7. Heutzutage muss man sich an Ort und Stelle mit der Kreisliga zufrieden geben. Wenigstens wird man vor Ort immer noch nett begrüßt und die Wurst im Brötchen darf natürlich auch nicht fehlen. Für manche ist diese Kombination eine Rarität im Norden. Im Eiderstadion ist sie Genuß pur!
07.10.2025 Eiderstadion Büdelsdorfer TSV – MTV Meggerdorf – 0:1
3. Liga Städtisches Stadion an der Grünwalder Straße Zuschauer: 15.000
MÜNCHEN – Nach der Rückkehr aus Asien legte ich erst einmal die Füße hoch und genoss für ein paar Tage die herbstliche Ruhe in Schwechheim… natürlich nicht! Am Samstagmorgen rollte pünktlich um 05.47 Uhr die Bahn in den Süden der Republik los und brachte mich zunächst nach Augsburg.
Dort schaute ich mir die zweite Mannschaft vom FCA im wunderbar historischen Rosenaustadion an und nahm nur 2,5 Stunden später im Münchner Schlauchboot Platz. An dieser Stelle noch einmal vielen Dank an (nz) für das Organisieren der Eintrittskarte und den Schlafplatz!
In diesem Bericht soll es aber um die Löwen gehen, die am Sonntag gegen den Tabellenführer aus Duisburg antraten. Bei 1860 kommen in mir immer ungute Erinnerungen hoch.
Vor zehn Jahren verloren wir mit Holstein die Relegation, ebenfalls in der Arena. Der Pfostentreffer mit Abstauber und das „Sag ich doch, zusammen geht das!“ von Stadionsprecher-Legende Stefan Schneider ist mir heute noch präsent. Das Pokalspiel im Grünwalder Stadion 2018 verpasste ich, konnte nun aber endlich das Kreuz setzen.
Im Hier und jetzt kriselt es (mal wieder) bei den Sechzgern und mit Markus Kauczinski stand ein neuer Übungsleiter an der Seitenlinie. Das Stadion war selbstverständlich ausverkauft und die Westkurve hatte ein große Choreographie im Wert von fast 20.000 Euro angekündigt.
Die Kurve war in blaue und weiße Ponchos geteilt. Unter dem Motto „Diese Liebe wird uns für immer leiten. Wir halten fest, was noch zu retten ist!“ zogen die Fans eine 1860 aus mehreren Blockfahnen hoch. Im Anschluss nebelten blaue und weiße Rauchtöpfe die Tribüne ein, wobei sich der Rauch schön unter dem Banner hielt und langsam hochstieg. 1A Präsentation, da kann man nicht knurren.
Auf der anderen Seite gab es kein Intro der Anhänger vom Meidericher Spielverein. Dort dürfte die Konzentration auf dem Derby gegen RWE liegen, von dem wir wahrscheinlich auch berichten werden.
Im Spiel waren die noch ungeschlagenen Duisburger besser, jedoch nicht zwingend genug. Bei den Löwen war das „Heute geht was“-Gefühl aber zu spüren und tatsächlich verlängerte Haugen einen Schuss von Deniz in der 40. Minute zum 1:0. Auch wenn der MSV in Person von Bitter direkt antwortete, hielten die Giesinger auf den Rängen die Stimmung hoch.
Ausgerechnet der Ex-Kieler Dähne bewahrte den TSV im zweiten Durchgang mehrmals vorm 1:2. Dafür traf Haugen erneut und machte das Grünwalder zum Tollhaus. In der Schlussphase mussten die Sechzger zittern und Dähne rettete mit weiteren Paraden die Führung über die Ziellinie.
Erst Kapitän Jacobsen entschied in der 94. Minute endgültig die Partie. Ein geiles Spiel, ein geiler Fanauftritt und vielleicht sehe ich das Stadion irgendwann noch einmal aus dem Gästeblock heraus. Auf jeden Fall habe ich an diesem Tag meinen Frieden mit Münchens großer Liebe gemacht. (hr)
Gresley Rovers FC – Northampton Sileby Rangers – 3:2
“WENN DIE TRIBÜNE WACKELT- EINE LIEBESERKLÄRUNG AN DEN NON LEAGUE FOOTBALL.”
18.10.2025 FA Vase The Moat Ground Zuschauer:424
CHURCH GRESLEY – Das erste Spiel des Tages war vorbei, und ich entschied mich spontan dazu, statt eines Doppler einen Dreier zu realisieren. Dazu buchte ich mir ein UBER, und etwa zehn Minuten vor Anpfiff erreichte ich das Stadion. Sofort erkannte ich, dass es die richtige Entscheidung war, denn hier stimmte wirklich alles. Der englische Amateurfußball begeistert immer wieder aufs Neue und ist in meinen Augen lohnenswerter als jedes Premier- League Spiel. Auch bei den Grasley Rovers war ich begeistert. Ein super authentischer Verein mit einer echten Stadion Perle! Wirklich überall im Stadion gab es etwas zu entdecken: Kinder, die mit einer Trommel supporteten, oder ein Hund, der einen Vereinsschal trug – es passte einfach alles zusammen. Auch kulinarisch mangelte es an nichts. Ich bestellte mir ein Steak Pie und war absolut zufrieden. Zu trinken gab es im Social Club einen Cider. Theoretisch kann man – ähnlich wie in belgischen Stadien – das Spiel aus einem Fenster verfolgen. Ich sicherte mir jedoch einen Platz auf der Tribüne. Zwischendurch wackelte immer mal wieder die gesamte Tribüne, da ein Ordner über eine Leiter aufs Dach kletterte, um den Ball wieder herunterzuholen. Auch das Spiel war eine 10/10. Der Gast führte zwar mit 0:2, doch beeindruckt war der Gastgeber davon nicht. Mit ganz viel Kampf und Herz konnte man nicht nur ausgleichen, sondern erzielte in der Nachspielzeit sogar noch den 3:2-Siegtreffer. Fast das ganze Stadion jubelte und feierte am Ende einen verdienten Erfolg. Im Anschluss ging es für mich weiter nach Leicester, um Ground 60/92 abzuhaken.(fj)
18.10.2025 League One Pirelli Stadium Zuschauer: 3.876
BURTON – Nach einer Reise durch die Nacht mit mehreren Busfahrten kam ich am frühen Samstagmorgen in Burton-on-Trent an. Der Grund, warum ich überhaupt hier war, war ein ganztägiger Streik des Busunternehmens CrossCountry. Ursprünglich wollte ich das Spiel West Brom gegen P.N.E. sehen und anschließend noch das Spiel in Leicester besuchen – doch zumindest West-Brom muss an einem anderen Tag fallen.
Stattdessen fand ich mich in der Stadt der Bierbrauer wieder: Burton. Unter anderem wird hier das Bier: Carling gebraut. An der Brauerei vorbei gelangte ich schließlich in den Wetherspoon, um mir ein klassisches Frühstück zu gönnen. Im Anschluss daran spazierte ich zum Stadion, wo ich bereits vom Maskottchen Billi begrüßt wurde.
Schnell noch die Eintrittskarte abgeholt – und schon war ich auf meinem Platz. Für mich ging es in den Sitzbereich des Gästeblocks, da der Online-Ticketkauf über Burton erfolglos geblieben war. Die Sicht war allerdings hervorragend. Zum Intro zogen die Burton-Fans zwei Blockfahnen hoch; außerdem wurde ein großer Doppelhalter der Brewers Union präsentiert.
Das Spiel war über 90 Minuten hinweg ziemlich unspektakulär und phasenweise recht langweilig. Zumindest die Gästefans hatten ihren Spaß und feierten sogar ihren Ballbesitz. Doch es gab noch mehr zu feiern: “We scored a goal!” durfte angestimmt werden, nachdem Collins in der 65. Minute einfach mal abzog und den Ball ins Netz beförderte. Die Spannung blieb bis zum Schluss. Bei der letzten Aktion des Spiels – einem Freistoß – konnten einige Gästefans vor Nervosität kaum noch hinsehen. Und auch wenn es in der 81. Minute noch Rot für T. Lees gab, brachte der Gast das Ergebnis über die Zeit. Die Fans von Peterborough freuten sich über den Auswärtssieg – da war ich bereits auf dem Weg zum nächsten Spiel. (fj)
12.10.2025 Ostfrieslandliga Sportplatz am Franzosenweg Zuschauer: ca. 50
RHAUDERFEHN – Guten Morgen Norddeutschland, guten Morgen Ostfriesland! Morgens um halb 11 im Kreis Leer: Keine Hektik, keine Termine, keine Kompromisse. Das traf auf alle Anwesenden zu – nur nicht auf die Gäste von der Nordseeinsel Norderney. Denn der frühe Anstoßtermin galt den Insulanern, deren Fähre im Morgengrauen auf’s Festland rübersetzte. Von Norddeich ging es anschließend noch gut 75 Minuten mit einem Charterbus weiter nach Holte, einem Ortsteil von Rhauderfehn. Und wo wir gerade bei 90er-Jahre-Werbung sind: Früher gab es mal die „längste Praline der Welt“ – bei den Auswärtsfahrten vom TuS Norderney handelt es sich vermutlich um die längsten Kreisliga-Reisen der Welt. Und wenn nicht, zumindest um sehr anspruchsvolle Touren.
Bei der exklusiven Anstoßzeit an diesem Sonntag verloren sich auch ein paar Groundhopper auf dem idyllischen Platz vom Holter SV. So wirklich putzmunter und hellwach wirkte das Publikum am Franzosenweg noch nicht, obwohl die Kaffeemaschine hinter der Tribünen-Klappe auf Hochtouren lief und die Bockwürste im Tauchsieder ihre Runden drehten. Das 500-Einwohnerdorf befand sich noch im Schlummermodus, etwa 50 Zuschauer waren gekommen um das Mittelfeld-Duell in der Ostfriesland-Liga zu verfolgen. Die „Mitmachquote“ am Stankett bewegte sich demnach gegen null, während eine andere Eigenart auffiel: Die Plattdeutschquote in Rhauderfehn lag bei nahezu 100%.
Pure Gelassenheit im Publikum und plattdeutscher Plausch, selbst als nach 10 Minuten ein lauter Alarm den Sportplatz zum Vibrieren brachte. Die Feuerwehrsirene am Dorfplatz heulte auf und sorgte bei den Groundhoppern für leichte Aufregung, denn wer wenn nicht die jungen Burschen auf dem Platz wären für den Dienst am Schlauch besser geeignet und die ermittelte Einwohnerzahl von 510 Personen im Ort ließ vermutlich keine üppige Auswahl zu. Die Spielermütter und Senioren auf der Tribüne beruhigten aber so gleich die Szenerie und hatten ihren Laden im Griff: Zimmerbrand im Nachbarort Collinghorst, Brandgeschehen unter Kontrolle. In Holte sei jeder zweite Bewohner Mitglied in der Freiwilligen Feuerwehr und die Spieler müsse man da nicht „vom Platz scheuchen“. Dat löppt sich alln’s torecht, in Ostfriesland!
In Ruhe konnte man sich anschließend dem sportlichen Aspekt der Partie widmen und sah ein munteres Spielchen auf dem achten Level. Auch hier hatte der Holter SV lange Zeit alles im Griff, flüssiges Angriffsspiel und sehenswerte Tore sorgten insgesamt für 5 Treffer auf der Heimseite. Mitte der zweiten Halbzeit stand das Spiel nochmal kurz auf der Kippe. Die Gäste gaben sich nicht geschlagen und grätschten im einsetzenden Nieselregen verbissen um jeden Ball, aber irgendwie war es nur eine Frage der Zeit, bis die offensivstarken Holter zu Kontermöglichkeiten kamen, so dass ein flottes und spannendes Kreisligaspiel registriert wurde.
Anschließend haderten die Gäste mit dem Schiedsrichter, der in der kurzen Phase, in der die Partie spitz auf Knopf stand, ein Abseits übersehen haben soll. Na klar, so eine Packung zu bekommen nach intensiver Anreise und aufopferungsvollem Spiel ist immer ärgerlich. Aber wie der einzige Edelfan in roten Klamotten und Fanschal treffend zusammenfasste: Es war trotzdem ein schöner Ausflug von der Insel auf das Festland und dass das alles klappt, war in der Vergangenheit auch nicht immer eine Selbstverständlichkeit. Die Kosten und der Aufwand für Spiele gegen die Teams von den Friesischen Inseln lassen den Vereinen manchmal keine andere Wahl, die Partien nicht anzutreten und die Wertung über den Grünen Tisch zu regeln. Wie das Land, so der Fußball. (mm)
12.10.25 G-League, Finale GFA Center Field UA2 Zuschauer: 180
DEDEDO – Das Postkartenmotiv der Woche warf schon seine Schatten bzw. in diesem Fall die Sonnenuntergangsstrahlen voraus. Von Sri Lanka reisten wir mit Stopover in Kuala Lumpur über Manila weiter nach Guam.
Offiziell handelt es sich bei dem kleinen Eiland um ein nicht inkorporiertes Territorium der Vereinigten Staaten, was aufgrund seiner strategischen Lage den Amerikanern als Vorposten im westpazifischen Ozean dient.
Im Pazifikkrieg besetzten die Japaner die Insel, verloren sie aber nach zwei Schlachten 1944 endgültig an die USA. Allerdings kam die spätere Kapitulation bei einigen Soldaten des Kaiserreichs nicht an bzw. fand keine Akzeptanz und diese versteckten sich im Dschungel vom Guam. Einer von ihnen sogar bis ins Jahr 1972, also fast 30 Jahre.
So lange wollten wir nicht bleiben, denn unser Ziel war das Meisterschaftsfinale der heimischen G-League am Sonntag. Natürlich bietet Guam genug Spots, um hier ein paar Tage die Seele baumeln zu lassen.
Auf der Anlage der Guam Football Association standen sich nach dem Spiel um Platz 3 die bisher ungeschlagenen NAPA Rovers und der Titelverteidiger Wings FC gegenüber.
Bei einer Affenhitze von gefühlt 40 Grad mit einer Luftfeuchtigkeit von 100% stöhnten selbst die Einheimischen über das Wetter. Leider wurden die Flutlichtmasten bei einem Taifun zerstört, sonst hätte man sicherlich abends gespielt.
Glücklicherweise spendierte der Ligasponsor zum Ligafinale ausreichend Softdrinks, Wasser, das berüchtigte amerikanische Hard Seltzer und Bier.
Letzteres genossen wir allerdings erst in der zweiten Halbzeit aufgrund der Temperaturen. Dabei entwickelte sich auch ein Gespräch mit dem österreichischen U21-Trainer von Guam, der in der Jugend bei Sturm Graz ausgebildet wurde. Wie klein die Fußballwelt doch immer wieder ist.
Auf dem Platz spielten beide Teams vom Anpfiff weg nach vorne und es fielen reichlich Tore. Mehrfach wechselte die Führung, doch George Martinez schoss in der Nachspielzeit das goldene Tor zum 5:4 und markierte gleichzeitig einen Hattrick. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt neun Tore in einem Finale nach 90 Minuten gesehen habe.
Am nächsten Tag drehten wir im Mietwagen noch eine große Inselrunde. Ein absolutes Muss, denn öffentliche Verkehrsmittel sucht man auf Guam vergebens. Tags darauf saßen wir schon wieder im Flieger nach Manila für die AFC Cup Qualifiers. Es geht eben immer weiter. (hr)
Unsere BILDERBUCHBUDE DER WOCHE (69) kommt heute aus Sepang, Malaysia. Das Stadion „Bandar Baru Salak Tinggi“ weist eine Kapazität von ungefähr 1.500 Plätzen auf und ist die Spielstätte des FC Seoul Phoenix. Bei unserem Besuch trafen wir noch drei deutsche Groundhopper und einen Fan von Selangor, welcher ebenfalls User der Futbology App ist. Appropros: Der Ground existiert bisher noch nicht bei Europlan und bei Futbology fehlte bis gestern das Foto. Ein Grund mehr Europlan sowie Futbology zu unterstützen und die Datenbanken mit Bildern zu füttern. Und wer weiß, eventuell pflichtet Europlan uns bei und kürt den Ground ebenfalls zum „Foto der Woche“.
12.10.2025 Sepang, Stadium Bandar Baru Salak Tinggi FC Seoul Phoenix – IFC Malaysia II (0:2)
11.10.2025 Tweede Divisie Sportpark Westmaat – Spakenburg Zuschauer: 8.500
BUNSCHOTEN-SPAKENBURG – Gibt es etwas Schöneres als Amateurfußball, wenn der Profi-Zirkus in der Länderspielpause aussetzt? Vielleicht dachte man an diese Konstellation ja auch beim KNVB und terminierte das legendäre Spakenburg-Derby auf das Länderspiel-Wochenende. Für uns jedenfalls ein Grund in die Tiefen des niederländischen Amateurfußballs einzutauchen: Drittligafußball im kleinen „Fischerdorf“ am Eemmeer.
Die Liga nach oben verlassen kann hier keiner. Der Verband hat die „Nicht-Aufstiegsregel“ in die zweite Liga bis mindestens 2027 bestätigt. Die Niederländer trennen den Profi- und Amateurfußball weiterhin strikt. Vielleicht ist dieses Spiel auch deswegen so aufgeladen, das Ende Fahnenstange ist erreicht. Die Kleinstadt teilt sich in „Spakenburg“ und „Ijsselmeervogels“ auf. In Blau und Rot. In Bauern und Fischer. In Land- und Wasserratten. Die „Vogels“ sind die erfolgreichere Elf: Mit sieben Titeln bei den Amateuren der Rekordmeister im Land und auch im KNVB-Beker schon zu einigen Ehren gekommen. Dennoch pendelten die „Roten“ jetzt einige Jahre zwischen den Ligen und konnten den Aufstieg in die höchste Amateurklasse nach zwei Jahren Abwesenheit erst wieder im Sommer finalisieren. Der Aufstieg bringt das Spakenburg-Derby zurück auf die Fußball-Landkarte!
Während sich eine gute Stunde vor dem Anpfiff schon nahezu alle Fans im Stadion befanden, ging es zu Fuß durch die Altstadt Richtung Spielort. Was wohl die „normalen“ Touristen am schicken Hafen denken, wenn sie die Horden an Fußballfans in der Kleinstadt erblicken? Vor den Stadiontoren wartete das übliche Chaos, das aber schneller als gedacht überwunden werden konnte. Mit einigen Mühen gelang es in den Besitz eines Sitzplatztickets zu kommen, was formell den besten Blick auf das Geschehen ermöglicht. Denn links von der mobilen Hintertortribüne stehen die Gäste und rechts die Heimfans.
Als kurz vor dem Anpfiff Bewegung auf den Rängen einsetzte, stellte sich jedoch heraus, dass die Gästefans eine Choreo auf dem Spielfeld zentral vor dem Tor aufbauen. Dafür hatten sich die Vogels sogar eine Genehmigung eingeholt. Die Choreo war eigentlich nichts Besonderes: „Mit dem Messer zwischen den Zähnen für den Verein kämpfen“ stand dort drauf. Kurze Zeit später konnte man eh nichts mehr erkennen, da die Seite mit rotem Nebel eingeräuchert wurde. Spakenburg entrollte eine große „Tribünenfahne“ vom Dach, die mit maritimen Motiven davon kündete, dass das Meer den „Blauen“ gehört. Eine Provokation gegenüber den „Fischern“ und ihrem natürlichen Habitat. Last but not least: Zu der Filmmusik von „Pirates of the Caribbean“ liefen die Akteure unter dem martialischen Gejole der Fans ins restlos ausverkaufte Stadion ein.
An so viel Tifo hat man sich bei diesem Spiel schon fast gewöhnt. Dennoch großen Respekt, was beide Fanszenen jedesmal wieder auf die Beine stellen und wie die ganze Stadt mitzieht. Das Pyro-Verbot scheint an diesem Tag nicht zu gelten und von dem Ausnahmezustand im Ort absorbiert zu werden. Polizei und Sicherheitskräfte agieren betont defensiv.
Auf beiden Seiten gibt es jeweils einen kleinen „harten Kern“, der von ganz vielen „normalen Dorfbewohnern“ flankiert wird. Das merkt man auch irgendwann im Laufe des Spiels, wenn den Gruppierungen etwas die Luft ausgeht. Aber auch hier keine Kritik, nur ein Resümee. Lange Zeit war das Geschehen neben dem Platz nämlich ein Spektaktel sondergleichen. Vor dem Anpfiff brach bereits der erste Fahnenmast beim Raufkrabbeln der Fans und laute, authentische Gesänge röhrten durch das Stadion, das viel Ähnlichkeit mit dem Spielort der Vogels nebenan besitzt.
Knackpunkt in diesem Derby ist meistens das Spiel, das – trotz erstklassigem Rahmen – halt in der dritten niederländischen Liga stattfindet. So ähnlich war es auch diesmal. Wobei der erste Abschnitt durchaus Hoffnung schürte, Chancen auf beiden Seiten parat hatte und schließlich kurz vor der Pause in der Führung für Spakenburg gipfelte. Ecke, Kopfball, 1:0 für die „Bauern“. Im grenzenlosen Jubel flogen unzählige blaue Piraten-Hüte auf das Spielfeld, die vor dem Spiel an nahezu alle SVS-Fans verteilt wurden und die Angriffslust auf den Gegner vom Meer unterstrichen.
Der zweite Abschnitt war von dem bemühten Auftreten der Ijsselmeervogels geprägt, sich an Land zurückzukämpfen. Es wurde schnell sichtbar, dass es wohl nicht für den Ausgleich reichen wird und auch die Fans brauchten etwas Anlaufzeit, um wieder auf Touren zu kommen. Spakenburg hätte sich mit dem Resultat am Ende vom Konkurrenten deutlich absetzen können. Es blieb bei dem 1:0 und die Blauen ließen beste Kontermöglichkeiten aus. Doch nach dem Schlusspfiff war das Derby noch nicht vorbei. Vom Dach der Haupttribüne wurde ein Plakat mit weiteren Provokationen Richtung Ijsselmeervogels entrollt, blaue Fackeln angezündet und Luftschlangen auf die Vogels geschossen. Die revanchierten sich wiederum mit roten Fackeln, die den Weg auf das Dach fanden. Nicht zuletzt das Motiv auf dem Plakat erinnerte an Schiffe versenken.
Am Ende gab es noch eine große Keilerei hinter der Haupttribüne, Fahrräder flogen durch die Luft und die Gäste verzogen sich in ihr Stadion nach nebenan. Spakenburg hatte den Treffer gelandet und die Ijsselmeervogels Schiffbruch erlitten. Das Meer gehört den Blauen – wie vor der Partie angekündigt. Alles nur Symbolik, klar, aber so gut umgesetzt, dass wir den Dreispitz ziehen und mit den naheliegenden Worten schließen: Großes Kino! (mm)
BUDAPEST – 40 € mit dem Zug von Hamburg nach Budapest waren ausnahmsweise mal günstiger als der Flieger. Zwar wurde mir bereits vor der Fahrt angezeigt, dass die ursprüngliche Verbindung nicht mehr verfügbar war, am Ende bin ich aber trotzdem in der ungarischen Hauptstadt angekommen.
Eigentlich wollte ich die Puskás Aréna schon 2020 während der Pandemie-EM besuchen und hatte damals sogar schon ein Ticket. Da die EM jedoch um ein Jahr verschoben wurde, konnte der Besuch letztlich nicht stattfinden.
Diesmal war ich aber vor Ort – und diese riesige Schüssel ist einfach nur beeindruckend. Benannt ist das Stadion nach Ferenc Puskás, einem der größten Fußballspieler Ungarns aller Zeiten. Mit einer Kapazität von rund 67.000 Zuschauern ist es das größte Stadion des Landes.
Zumindest der Heimbereich war schon nach wenigen Augenblicken ausverkauft. Die Nationalmannschaft zieht die Fans einfach an. Eindruck hinterlassen hatten sie schon bei den letzten Europameisterschaften, wo sie für ihren brachialen Support bekannt waren. Doch diesmal herrschte in den ersten fünf Minuten Stille – die ersten zehn Reihen blieben leer.
„MLSZ #CSAKEGYÜTT, VAGY MEGSEM?“ war auf einem Spruchband zu lesen. Übersetzt: „MLSZ – nur zusammen, oder vielleicht doch nicht?“ Mit dieser Aktion wollten die Fans rund um die Carpathian Brigade deutlich machen, dass bei Entscheidungen des Verbandes die Interessen der Anhänger zu wenig berücksichtigt werden.
Nach fünf Minuten legten die Ultras dann los und zeigten das, wofür sie bekannt sind: brachiale Schlachtrufe. Ansonsten gab es viele nervige Vuvuzelas.
Im Spiel war der Gastgeber überlegen und hätte schon in der ersten Halbzeit Chancen nutzen können – oder sogar müssen. Da es aber mit 0:0 in die Kabinen ging, fielen die Treffer erst in der zweiten Halbzeit. In der 56. Minute traf Lukács Dániel zum verdienten 1:0, den Schlusspunkt zum 2:0 setzte Gruber in der Nachspielzeit.
Das Team ließ sich nach dem Spiel von den Fans feiern und steht nun auf dem zweiten Tabellenplatz. Mal sehen, ob sie sich am Ende für die WM qualifizieren können. (fj)
“ZWISCHEN LÜNEBURG UND COLOMBO: PERERA TRIFFT FÜR DIE LÖWEN”
09.10.2025 AFC Asian Cup Qualifiers Colombo Racecourse International Stadium Zuschauer: 2.440
COLOMBO – Der Ausgangspunkt für diesen Bericht ist eigentlich Armenien. Dort verbrachte ich das Feiertagswochenende und war hellauf begeistert von Land und Leuten. Die jahrtausende alten Klöster in spektakulären Lagen wie z. B. Tatew sind beeindruckend und definitiv eine Reise wert. Natürlich wurde auch Fußball geschaut und unter anderem das (neue) Nationalstadion gekreuzt.
Warum fange ich damit an? Am Montag flog ich nach Schwechheim zurück und packte direkt den größeren Rucksack für die Asientour am nächsten Tag. Zu viert fuhren wir nach Amsterdam und wenige Stunden später saß man im Flieger Richtung Südasien. Bei dieser Taktung dürften “normale” Menschen sich wohl fragen, ob man noch alle Tassen im Schrank habe. Es ist eben das Leben, was wir wählten. Und auf der Langstrecke blieb genug Zeit zum Nachzählen der Tassen, alle da.
Erste Etappe der Reise war Colombo, wo Sri Lanka im Rahmen der Qualifikation für den AFC Cup die Gäste aus Turkmenistan empfing. Fußball ist nach wie vor eine Randsportart im ehemaligen Ceylon. Es gab keinen ernsthaften Ligabetrieb und die Nationalmannschaft dümpelte am Ende der FIFA-Weltrangliste vor sich hin. Doch es hat sich etwas getan.
Der Verband hat sich neu aufgestellt, zwei neue Ligen gegründet und diese wurden auch ordnungsgemäß gespielt. Ebenso ist der Auftritt in den Sozialen Medien auf Vordermann gebracht worden in Bezug auf Ansetzungen und Spielorte. Allerdings gestaltete sich die Ticketbeschaffung etwas kompliziert.
Statt Onlineverkauf oder Tageskasse mussten wir uns online unter dem Motto “first come, first serve” für Freikarten registrieren, die morgens am Spieltag im Verbandshaus abgeholt werden sollten. Für die Einheimischen nicht ideal. Bei Facebook hagelte es zahlreiche Beschwerden, dass sie sich für die Abholung schlicht keinen Urlaub nehmen konnten. Wirklich unglücklich gemacht.
Das Spiel fand im Colombo Racecourse International Stadium statt, das eine wechselvolle Geschichte vorweist. Die einstige Pferderennbahn diente u.a. im Zweiten Weltkrieg als Flugplatz der Royal Air Force. Nach einer Renovierung im Jahr 2012 finden hier neben Rugby auch die Länderspiele der Fußballnationalmannschaft statt.
Offiziell kamen etwa 2.500 Zuschauer ins Stadion und sahen eine gut eingestellte “Golden Army”, die sich gleich Chancen erarbeitete. Nach 12 Minuten traf Razeek Waseem den rechten Pfosten und nur sechs Minuten später retteten die Gäste aus Zentralasien auf der Linie. Danach wachten die “Karakum Warriors” etwas auf und gestalteten das Spiel ausgeglichener.
Nach über einer Stunde Spielzeit brach dann aber ein gewisser Leon Perera in seinem 16. Länderspiel den Bann und traf mit einem satten Schuss von der Sechzehnerkante. Der Torwart sah dabei schlecht aus und hätte den Ball parieren können. Sei es drum, Tor ist Tor. Riesenjubel auf der Tribüne, wo sich auch etwa 30 deutsche Hopper befanden. Der Trainer von Sri Lanka animierte danach immer wieder das Publikum und die Löwen brachten das Ergebnis letztlich über die Zeit.
Warum schreibe ich ein “gewisser” Leon Perera? Nun als guter Journalist hätte ich vorher recherchieren sollen. Im Nachgang zum Spiel schrieb mir nämlich (mm), dass der Kollege normalerweise beim Lüneburger SK vor den Toren Schwechheims kickt. Am Samstag zuvor stand er noch auswärts bei Hildesheim auf dem Platz (siehe unser Bericht). Was für eine Geschichte!
Durch den zweiten Sieg hat Sri Lanka in der Gruppe nun sechs Punkte auf dem Konto und darf sich Hoffnung auf die Qualifikation zum AFC Cup in Saudi-Arabien 2027 machen. Wir wünschen Leon Perera und seinem Team alles Gute auf dem weiteren Weg. Während ich diese Zeilen eintippe, warte ich bereits auf das Boarding ins nächste Exotenland. Bericht folgt! (hr)
„ALLE IN ROT – UND PLÖTZLICH DREHT MALAYSIA DOCH NOCH AUF“
05.10.2025 Malaysia Super League Negeri Pulau Pinang Stadium Zuschauer: 784
PENANG- „Ansonsten war nicht viel los in Malaysia, zumindest fürs Erste. Weder auf dem Platz noch abseits des Stadions hat uns das Land überzeugt, das sollte sich aber schnell ändern.“, lautete das Schlusswort des gestern im Landboten erschienenen Artikels. Wie die 180° Wende beim Redakteur doch noch gelang, erfahrt ihr im folgenden Bericht.
Malaysia Experte (CvS) ließ per Textnachricht verlauten, dass mindestens 400 Selangor Fans den weiten Weg nach Penang auf sich nehmen würden. „Das lohnt sich, den Kick müsst ihr noch mitnehmen.“ Hätte ich geahnt, was für ein Brett der 40.000 Ground ist, wäre mir die Anzahl der angekündigten Gästefans fast egal gewesen. Das diese allerdings noch das Sahnehäuptchen auf der Fussballtorte ausmachen sollten, war schon ein starkes Stück. Bevor wir uns aber ins gelb blaue Rund stürzen, zuvor ein paar Worte zu Malaysia.
Knapp 34 Millionen Menschen leben hier aufgeteilt auf die westmalayische Halbinsel mit der Hauptstadt Kuala Lumpur, sowie der Insel Borneo. Letztere untergliedert sich in drei Staaten: Malaysia, Brunei und Indonesien. Wir waren 10 Tage auf der westlich gelegenen Halbinsel unterwegs. Besonders gut hat es uns auf der Insel Penang gefallen. Schöne Strände, tolle budhistische sowie hinduistische Tempelanlagen und die drittgrößte Stadt des Landes, Georgetown, warten mit einem weltweit geschätzten kulinarischen Angebot auf ihre Besucher. Außerdem möchten wir noch eine Empfelung für den botanischen Garten von Penang als auch den Tropical Spice Garden aussprechen. Hier kann man die Natur genießen und einige verschiedene Tiere, meist Affen, beobachten. Ein zwei tägigen Stop in den Cameron Highlands würden wir allen naturbegeisterten Reisenden ebenfalls ans Herz legen. Die Teeplantagen überzeugten uns vollkommen, ganz gleich wie stehengeblieben der Rest der Gegend ist. Wer 80er Jahre Vibes ganz ohne Lametta liebt, ist hier richtig. Zu guter letzt verweilten wir noch ein paar Tage in Kuala Lumpur. Batu Caves, Patrones Towers, Wasserspektakel im KLCC Park und die ein oder andere Mall konnten erfolgreich von unserer Bucket List gestrichen werden. So schön das alles auch klingen mag bestätigte sich unser erstes Gefühl, welches wir ähnlich schon von vielen Anderen geschildert bekommen haben. Malaysia hat alles zu bieten, was es in den restlichen südostasiatischen beziehungsweise südasiatischen Ländern ebenfalls gibt. Hier bekommt man es kompakt, aber irgendwie ist es dann doch in jedem einzelnen anderen Land schöner oder interessanter. Die thailändischen Strände, die Reisfelder in Indonesien, die Teeplantagen auf Sri Lanka, die Wasserfälle in Laos oder aber die Tempel in Kambodscha. Alles vorhanden in Malaysia, das gewisse etwas fehlt aber irgendwie überall.
Ganz anders beim heutigen Spiel zwischen IFC und Selangor. Dort hat einfach alles gepasst. Das riesige Stadion mit seiner einzigartigen Architektur, die angereisten Gästefans aus Selangor und das Spiel selbst machten einfach Spaß und die 90 Minuten vergingen wie im Flug. Selangor war durchgehend klar besser, sowohl auf den Rängen als auch auf dem Rasen. Kein großes Wunder, hat Immigration F.C. gar keine so richtige Fanbase. Von den 784 Zuschauern waren es mindestens 500 aus dem weit entfernten Bundesstaat Selangor. Dazu gesellten sich ein paar deutschsprachige Hopper und rund 200 Unparteiische. Tatsächliche Heimfans konnten gerade einmal 20-30 auserkohren werden. Wen es wundert, IFC gibt es erst seit 2015 und hat zudem seine Wurzeln im 450km entfernten Putrajaya. So läuft’s: Schöne moderne Fussballwelt. Da gefiel uns der lautstarke, ultraorientierte Selangor Haufen schon besser. 3:1 für die Gäste, das ging ganz klar in Ordnung. Alle in Rot war das Motto, an dieser Stelle sei gesagt: Ganz klar gelungen, Malaysia dreht auf und alles wieder in Butter in Penang. (hd)
„NICHT VIEL LOS IN MALAYSIA, ZUMINDEST FÜRS ERSTE“
04.10.2025 Malaysia Super League City Stadium Penang Zuschauer: 1.143
GEORGETOWN – Am 04.10 hat Penang FC im städtischen Stadion die Gäste aus Seremban empfangen. Karten gab’s vorab online oder am Stadion zum fairen Kurs von 5 Euro. In der Kurve hat das Ticket zwei Euro gekostet. Die Hintertorseite als Fankurve zu bezeichnen, erscheint der Redaktion allerdings doch etwas übertrieben.
Hinter dem ‚Ultras Panthers‘ Banner versammelten sich gerade einmal drei Jugendliche. Die Gäste hingegen stellten gute dreihundert Mann. Der ultraorientierte Haufen erschien, wohl bemerkt, erst kurz vor der Halbzeitpause und umfasste 40 Leute. Supportet wurde nicht wirklich, nur alle paar Minuten wurde gelangweilt auf einer mitgebrachten Trommel rumgeschlagen und dazu lustlos gesungen.
Auf dem Platz hingegen lief es dann schon etwas besser. Die Heimelf, klar im Vorteil, konnte das Spiel mit 2-1 gewinnen und es hätte durchaus auch deutlicher ausgehen können. Verstecken müssen sich die Profis von beiden Teams allerdings nicht, kicken können sie in Malaysia. Im AFC Club Ranking schaffen es die Malaien immerhin auf Platz 10 von 47. Davor stehen Hochkaräter wie Japan, Saudi Arabien oder Katar.
Ansonsten war nicht viel los in Malaysia, zumindest fürs Erste. Weder auf dem Platz noch abseits des Stadions hat uns das Land überzeugt, das sollte sich aber schnell ändern. Wie es für uns in Malaysia weiter ging und warum das Land uns sowohl im Stadion als auch abseits des Fußballs doch noch überzeugen konnte, lest ihr morgen Abend beim Schwechheimer Landboten. Samstags um 15:30. Premiere quasi, nur ohne PayTV Abo (hd)
Unsere BILDERBUCHBUDE DER WOCHE (68) kommt heute aus Osnabrück. Das Stadion „Illoshöhe“ hat eine bewegte Vergangenheit und wurde 1936 von dem Architekten des Berliner Olympiastadions – Professor Werner March – entworfen.
Fertiggestellt hat man die Anlage erst nach dem WW2 und seitdem dient das Stadion als Bezirkssportanlage dem Breitensport sowie dem VfL Osnabrück als Wettkampf- und Trainingsstätte.
Auch Papst Johannes Paul II. hat seinen Teil zu den vielen Umgestaltungen der Illoshöhe beigetragen. 1980 und 1981 trat der polnische Papst vor bis zu 140.000 Menschen in dem Stadion auf. Nach dem Gottesdienst war die Aschebahn derart unbrauchbar, dass die katholische Kirche der Anlage eine neue Leichtathletikbahn spendierte. Jene Tartanbahn wurde 2023 saniert und seitdem rollt der Ball wieder regelmäßig auf der Illoshöhe.
Das Tribünendach bekam das Stadion erst im Jahre 2006 verpasst. Wir hoffen, dass man an der Bremer Brücke nicht genauso lange auf die neue Überdachung warten muss und wünschen allen Lesern ein schönes Wochenende!
HILDESHEIM – Alte Hopper-Regel: Plan B muss immer besser sein als Plan A. Eigentlich verfolgte ich an diesem trüben Herbsttag keine großen Ziele. Mehr oder weniger nebenberuflich ging es in den Landstrich zwischen Stade und Rotenburg/Wümme. Nach Beendigung der Aufgaben bot sich ein Doppler in der hiesigen Bezirksliga an. Zunächst rollte der Ball auf der schönen Anlage des TV Sottrum und um 18 Uhr sollte das nächste Spiel in Soltau folgen – schon halb auf dem Weg Richtung Schwechheim gelegen, alles easy und entspannt.
So schön, so gut. 15 Minuten vor dem Anpfiff trudelte ich beim TV Sottrum ein – und bis auf ein paar Hütchen auf dem Rasen konnte vor Ort wirklich nichts erblickt werden. Die großen Fragezeichen wurden gleich bei der nächstbesten Begegnung beiseite geräumt, als es hieß, der Anpfiff verzögere sich um 30 Minuten, weil die Gäste im Stau standen. Na gut, kann passieren bei 36km Anreise und das über die A1. Aber damit war der Doppler dahin. Immerhin gab es beim TVS ein nettes Trostpflaster: Weil ein Spieler geheiratet hatte, wurde Freibier ausgeschenkt.
Auf der alten Holztribüne in Sottrum blieb nun genug Zeit sich einen Plan B für den Tag auszudenken – der Anpfiff war ja in weite Ferne gerückt. Viel blieb nicht übrig: Letzte Liga in Bremen oder Flutlicht-Premiere in Hildesheim. Der Haken: Im Friedrich-Ebert-Stadion war ich mit dem Lieblingsverein vor vielen Jahren schon mal aufgekreuzt und das Vorhaben versprach happige 200 Extra-Kilometer auf der Uhr. Sottrum verlor nach einem grottenschlechten Spiel gegen den sieglosen Tabellenletzten kurz vor Schluss 0:1, das machte die Entscheidung leichter. So unspektakulär durfte dieser sowieso schon graue Tag nicht zu Ende gehen. Im strömenden Regen bog das beliebte Kombi-Modell von Volkswagen also Richtung Hannover ab.
In Hildesheim kann man trotz Andrangs direkt an der Stadion-Straße parken, das war schon beim ersten Besuch 2017/18 so. Die Flutlicht-Premiere lockte den einen oder anderen Gelegenheits-Stadiongänger aus den beheizten Wohnzimmern der Stadt ins FES. Die offizielle Zuschauerzahl von 825 hätte ich viel höher eingeschätzt, trotzdem kommt in dem alten Pott irgendwie richtig Stadionfeeling auf. Eine große Gegengerade, Gästeblock und die schöne Holztribüne – mehr braucht’s gar nicht. Das Friedrich-Ebert-Stadion in Hildesheim ist neben dem FES in der Hauptstadt, das von Croatia und Viktoria Berlin genutzt wird, übrigens der einzige Ground in Deutschland, der nach dem ersten Präsidenten der Weimarer Republik benannt wurde.
Das Highlight des Landespokal-Viertelfinals ging bereits vor dem Anpfiff über die Bühne. Denn beim Einlauf der Teams wurde das neue Flutlicht gedimmt und es folgte eine Pyro-Raketenshow vor dem Spielertunnel und hinter der Gegengerade. Wie an Silvester zockelten die Raketen durch die Luft und sorgten für stimmungsvolle Atmosphäre. Hildesheim feierte das erste Spiel im FES unter Flutlicht – genau einen Tag vor dem 95. Geburtstag des charmanten Grounds! Auch der LSK ließ sich nicht bitten und zündete zum Anpfiff ein paar Fackeln. Lüneburg war mit einer ganzen Busladung an Zuschauern angereist. Die „Fanszene“ beim LSK ist gerade im Entstehungsprozess, seit dem Wiederaufstieg in die Oberliga. Das merkt man auch ein wenig, trotzdem hat es Spaß gemacht dem Haufen zuzugucken.
In Hildesheim ist die einstige Fanszene hingegen nicht mehr aktiv. Es waren zwar Zaunfahnen sichtbar, die sahen aber so aus, als wenn sie vom Verein kamen. Bis auf einige Anfeuerungsrufe von der Geraden konnte kein Support ausgemacht werden, überhaupt hinterließ das Publikum einen eher kritischen Eindruck. Den Support hätte der VfV jedoch gut gebrauchen können. Die Gastgeber dominierten die Partie – kassierten nach einem Standard aber den frühen Rückstand. Trotz gefälligem Offensiv-Fußball kam der Favorit einfach nicht zu zwingenden Chancen und verlor sich nach dem Wiederanpfiff in totaler Hilflosigkeit. Lüneburg spielte die Partie gekonnt runter, traf Minuten vor dem Ende per Konter zum entscheidenden 2:0 und steht damit etwas überraschend im Halbfinale des Landespokals, was Mannschaft und Fans gebührend feierten.
Vor der Partie konnte übrigens nicht ein einziger Beamter vor Ort gesichtet werden und das, obwohl Lüneburg mit „organisierter Fanszene“ angereist war. Auch standen die Tore zum Gästeblock auf, um das leibliche Wohl der LSK-Fans zu sichern. Das sorgte nach „Scheiß Lüneburg“-Rufen gegen Ende der Partie für Ärger und es rückten tatsächlich auch Streifenwagen aus. Das muss man nicht verstehen. Übrigens genauso wenig wie die „Käse-Schinkengriller“ vom Grill, welche einst zur besten Stadionwurst Deutschlands gekürt wurden, mittlerweile aber – trotz der Bezeichnung – überhaupt gar kein Käse mehr enthalten. Geschmeckt hat sie trotzdem, wie auch der ganze Plan B, mit dem ich am Ende überaus zufrieden war. (mm)
05.10.2025 Premier League Hill Dickinson Stadium Zuschauer: 51.770
LIVERPOOL- Hier in Liverpool fiel 2017 mit dem Goodison Park mein allererster Ground auf der Insel. Dass ich für die Komplettierung der 92 erneut zum FC Everton musste, finde ich allerdings eher ausbaufähig.
Denn seit dieser Spielzeit spielen die „Toffees“ in ihrer neu gebauten Hill Dickinson Arena. Früher trennten die Anfield Road und den Goodison Park nur wenige Meter. Heute kann man aus bestimmten Blickwinkeln vor dem Neubau sogar noch die Tribüne der Anfield sehen. Doch auch wenn die neue Arena direkt am Wasser liegt – so richtig angesprochen hat mich das Stadion nicht.
Aber der Reihe nach: Nach einem echten Horrortrip ging es mit dem bereits berichteten Derby in Portadown langsam bergauf. Beim 30-minütigen Flug aus Dublin klappte zum Glück alles, und so war ich bereits in den Morgenstunden in Liverpool. Diese verbrachte ich im Wetherspoon mit einem klassischen English Breakfast und der Coffee-Refill-Option, ehe es zu Fuß zum Stadion ging. Dieses liegt rund 45 Minuten vom Stadtzentrum entfernt und wurde etwa eine Stunde vor Anpfiff erreicht.
Im Stadion angekommen, sah ich etwas, das es Gerüchten zufolge bald auch beim HSV geben soll: Biere, die man sich selbst per Maschine zapfen kann. Ich entschied mich aber für einen frisch gezapften Cider von der Theke – und dementsprechend heiter ging es auf meinen gebuchten Sitzplatz.
Im Ground Nr. 58/92 empfing der FC Everton heute Crystal Palace, dessen Fans den Gästeblock gut füllten und stimmungsvoll auftraten. Ganz klassisch gab es auch den Song „This is a Library“, was ich bis zur 75. Minute – als der Gast führte – unterschreiben würde.
Doch in der 76. Minute gab es einen gerechtfertigten Elfmeter, den Ndiaye sicher verwandelte. Das Stadion war nun voll da, und der Gastgeber drückte weiter. J. Grealish war es schließlich, der angeschossen wurde und dadurch in der dritten Minute der Nachspielzeit den 2:1-Siegtreffer erzielte. Die Toffees blieben somit im eigenen Stadion weiter ungeschlagen.
Für mich endete der nun wirklich letzte Tourabend damit, dass ich meinen Verein noch im Pub verfolgte und die dritte Nacht in Folge an einem Flughafen verbrachte.(fj)