Hertha BSC – Hamburger SV – 2:3

Hertha BSC – Hamburger SV – 2:3

“DOPPLER AN DER SPREE – TEIL 2”

25.01.2025

2. Bundesliga
Olympiastadion Berlin
Zuschauer: 71.500

    BERLIN – Im vorherigen Bericht wurde dieses Highlight angeteasert. Endlich mal wieder ins Olympiastadion, ich mag dieses Stadion sehr. Die Weitläufigkeit, das offene Marathontor, die für mich meist positive An- und Abreise Situation und meine persönlichen Highlights hier. Es ist einfach eines meiner Lieblings-Stadien in Deutschland. Im Mai letzten Jahres bei meinem ersten eigenen Pokalfinale habe ich spätestens dieses Stadion lieben gelernt. Erfahrungen, die man so schnell nicht vergisst. Der FCK auswärts im Pokalfinale mit einem besonderen Auftritt, wer hätte die sportliche Lage damals als so spannend eingeschätzt?

    In dem am Abend kalten Berlin reisen etwa 20.000 Gäste aus Hamburg an, einfach nur stark in was für einen Zahlenbereich jedes Wochenende Fans von unterschiedlichen Vereinen in Deutschland unterwegs sind. Die Hamburger vor dem Spiel als Tabellenerster und die Herthaner auf dem 12. Tabellenplatz. Das verrückte, die beiden Teams trennten gerade einmal 6 Punkte. In den letzten Wochen wollte sich kein Team so richtig oben festsetzen.

    Die Berliner Ostkurve erinnerte an den verstorbenen Präsidenten Kay Bernstein mit einer Choreo. Der Todestag jährte sich wenige Tage vor dem Spiel zum ersten Mal. Ein absoluter Gänsehaut-Moment, höchsten Respekt vor diesem Menschen und seinen Lebensweg. Ruhe weiter in Frieden. Die Mannschaft lief zu Ehren von Kay Bernstein in Sondertrikots auf.

    Das Spiel startete mit Angriffen der Berliner auf das Tor der Gäste. Die Hamburger überstanden die Anfangsphase und ausgerechnet Davie Selke erzielte seinen elften Treffer in der laufenden Saison gegen die Alte Dame. Nach der Pause musste der Stürmer verletzt ausgewechselt werden, gute Besserung auch von uns an dieser Stelle. Ersetzt wurde Selke von Königsdörffer. Mit seinem zweiten Ballkontakt erzielte der frische Stürmer per Traumtor das 0:2 für die Gäste.

    Der Schreck des Hamburger Anhangs Fabian Reese kam in der 65’ Minute ins Spiel. Es ist verrückt, wir sehr ein Spieler das Geschehen auf dem Platz ändern kann. Von nun an war es ein komplett anderer Auftritt und Hertha fand schnell in das Spiel zurück. Durch Treffer von Cuisance und Winkler stand es 2:2. Ein blitzsauberer Konter der Rothosen fand den goldenen Schuss und markierte das 2:3 durch Emir Sahiti. Ekstase im Gästeblock und im angrenzenden Bereich. Ein geiles Fußballspiel in der zweiten Halbzeit. Dank zahlreicher Glanztaten von Daniel Heuer Fernandes verteidigte der HSV die Tabellenspitze. Der HSV bleibt unter dem neuen Trainer weiter ungeschlagen und darf vom Aufstieg träumen.

    Nach dem Spiel ging es für mich zum Fernbahnhof “Zoologischer Garten”, der Döner zur Stärkung und mit einem Bier aus Berlin stieg ich in den ICE über Nacht Richtung Nordrhein-Westfalen. Abfahrt 00:22 Uhr und Ankunft gegen 06:00 Uhr. Ein absoluter Traum und ein wenig Aufwand. Der Sonntag stand im Zeichen eines absolut schönen Stadions. Das Ischelandstadion in Hagen wird aktuell von Türkspor Dortmund genutzt. Jeder Kilometer hat sich gelohnt. Der Abschluss eines absolut geilem Wochenende! Deutschland ist einfach ein verdammtes Brett. (tp)

    Energie Cottbus – Dynamo Dresden – 1:1

    Energie Cottbus – Dynamo Dresden – 1:1

    “DER PERFEKTE DOPPLER AN DER SPREE”

    25.01.2025

    3. Liga
    Stadion der Freundschaft
    Zuschauer: 19.700

      COTTBUS – Dieses letzte Wochenende im Januar stand bei mir Ewigkeiten auf dem Zettel. Der eigene Verein spielte abends in Berlin und davor war der Doppler mit dem Spiel in Cottbus möglich. Das Fußballherz wurde angefixt und das eigene Land ist einfach ein Paradies für Fußball. Ähnlich wie in meinem letzten Bericht aus Breda: Was für ein Glück hat man eigentlich vor der eigenen Haustür? Zwei Spiele mit sportlichem Reiz und 4 guten Fanszenen. Einfach nur stark und beneidenswert, was in Deutschland alles möglich ist.

      In der Stadt Cottbus war es mein dritter Besuch, allerdings der erste für das Stadion der Freundschaft. Im Jahr 2022 verschlug es mich an die Spree, ein extra angesetztes Spiel im Max-Reimann-Stadion war der Grund. Das Stadion war besonders prägend und durch die alte Anzeigetafel definitiv einen Besuch wert. Die Spielstätte der Cottbuser A-Jugend war der Grund für meinen zweiten Besuch in der Stadt. Wer Amateurfußball mag, der findet wahrscheinlich das Stadion an der Lipezker Straße nett und startet dort mit einem 11:00 Uhr Kick in die nächste Tour nach Polen.

      Beim vergangenen Spitzenspiel war die Polizeipräsenz unfassbar hoch, was erwartet man hier und wo soll das alles hinführen? Die Gäste aus Dresden starteten mit einer bemerkenswerten Choreo in das Spiel. Abgerundet von Fackeln und einer vorherigen Klettereinheit gab es dem Spiel einen würdigen Rahmen. Die Aktionen machten noch mehr Bock auf diesen Kick. Auf der Heimseite wurde eine dreiteilige Choreo gezeigt. Lausitz, Power und abgerundet wurde es vom nächsten Bild. Schlicht und effizient. Schöne Choreo!

      Einen Sahnetag hatte am Samstag definitiv der Keeper aus Dresden, richtig viele gute Paraden konnten mich überzeugen. In der ersten Halbzeit fiel kein Tor. Nach dem Pausentee war es Stefan Kutschke, der Dynamo in Front brachte. Der Jubel im Gästeblock war ein geniales Bild, hier stieg ordentlich der Adrenalinspiegel. Kurz nach dem Führungstreffer wurde Timmy Thiele auf Cottbuser Seite eingewechselt, im Stadion machte sich eine Euphorie breit. In der 86’ Minute war es eben dieser Spieler, der den Ausgleich erzielte. Emotionen pur und ein weiterer geiler Jubel. Das ist Fußball! Für Cottbus war der Ausgang des Spiels eher unverdient. Neutrale Zuschauer auf den Rängen bekamen für ihre Erwartungen definitiv keine Enttäuschung. Deutschland ist eben einfach ein geiles Fußball-Land!

      Nach dem Abpfiff ging es zügig zurück nach Berlin, das Topspiel der zweiten Liga wartete auf mich. Die Herthaner empfingen den HSV, 71.500 Zuschauer im ausverkauften Olympiastadion. Geisteskrank! Ich kann mich nur wiederholen.
      Deutschland ist eben einfach ein geiles Fußball-Land! (tp)

      Bradford City AFC – FC Walsall – 3:0

      Bradford City AFC – FC Walsall – 3:0

      „ZUR RICHTIGEN ZEIT AM RICHTIGEN ORT…“

      25.01.2025
      League Two
      Valley Parade Stadium
      Zuschauer: 17.172

      BRADFORD – Mit einem kruden Plan und drei Billigflügen für insgesamt 69€ im Wallet, ging es kurzfristig quer durch Europa. Dienstag entdeckt, Mittwoch gebucht. Los ging die Reise jedoch ganz entspannt mit einem Abendflug von Berlin nach Manchester. Ein Sturm über Irland und GB hatte Teile des Bahnverkehrs am Freitag lahmgelegt. Lieber stand man nächsten Tag etwas früher auf und nahm den Bus nach Bradford.

      Die alte Industriestadt kann man durchaus als Überraschung bezeichnen – zwischen Manchester und Leeds gibt es einiges zu entdecken. Zu Fuß ging es schließlich zur legendären Valley Parade. Sicherlich über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt durch die verheerende Feuer-Katastrophe im letzten Meisterschaftsspiel 1985. Auch 40 Jahre später noch unglaubliche Szenen, die sich dort abspielten. Die alte Holztribüne stand – dank einer weggeworfenen Zigarettenkippe – innerhalb weniger Minuten komplett in Flammen. Der Fernsehsender „Yorkshire Television“ übertrug Spiel und Inferno live. Lange Zeit gab es eine Debatte über das Filmmaterial, mittlerweile kann und darf man sich die Bilder wieder auf Youtube anschauen. Besonders fies: Bradford stand vor dem Spiel als Meister und Aufsteiger in die „Second Division“ (heute „Championship“) fest. Nach Jahrzehnten in der Dritt- und Viertklassigkeit war die ganze Stadt in Feierlaune. Nächsten Tag brauchte man ein neues Stadion.

      Vor dem neuen Stand erinnert ein Denkmal an diese Tragödie, bei der 56 Menschen den Tod fanden. Ob sich baulich ansonsten viel bei den „Bantams“ verändert hat, ist schwierig zu beurteilen. Das Stadion aber ist eine Wucht. Schön zusammengewürfelt, spielt die Konstruktion des FA-Cup-Siegers von 1911 (!) gekonnt mit den üblichen Proportionen. Ganz oben unter dem Dach fällt einem beim Blick über die Stadt fast die Kinnlade runter. Das Panorama kann man auch mit einem frischgezapften Bier aus dem Stadionlokal genießen.

      Im Durchschnitt fast 20.000 Zuschauer verfolgen die Spiele in der Viertklassigkeit. Aktuell mischt Bradford in der Spitzengruppe mit und belegt einen Play-Off-Platz. Mit Walsall jedoch kam der souveräne Spitzenreiter in die „Valley Parade“. Beeindruckende 12 Punkte Vorsprung auf Rang 2 und 9 Siege in Serie hatten die „Saddlers“ im Gepäck und wurden dabei von exakt 901 Fans begleitet. Nach einem flotten Beginn trafen jedoch die Hausherren früh zur Führung und fortan bekam der Tabellenerste gar nichts mehr auf die Kette. Der Gästeanhang verstummte, denn Bradford antwortete mit vielen zweiten Bällen und einer fantastischen Chancenauswertung. Drei Tore nach öffnenden Pässen mit sofortigem Torabschluss setzten die Top-Mannschaft der Liga schachmatt. Am Ende vergab Walsall sogar noch einen Elfmeter.

      Ganz klarer Fall von „mit dem falschen Bein aufgestanden“. Während die Redaktion des Schwechheimer Landboten zufrieden registrierte „zur richtigen Zeit am richtigen Ort“ gewesen zu sein, was gerade angesichts der Ereignisse von 1985 nicht immer eine Selbstverständlichkeit ist. (mm)

      El Gouna FC – Bank El Ahly – 1:2

      El Gouna FC – Bank El Ahly – 1:2

      “DER FUßBALL IN ÄGYPTEN IST TOT – EINE BITTERE WAHRHEIT“

      21.01.2025
      Egyptian Premier League (الدوري المصري الممتاز)
      Zuschauer: 200
      Khaled Bichara Stadium

      EL GOUNA – In Ägypten ist weiterhin nicht viel los in den Stadien und das wird sich vermutlich zeitnah auch nicht ändern. Das ganze ist seit 2011 der Ist-Zustand, ausgelöst durch die schweren Ausschreitungen des „Arabischen Frühlings“. Arabischer Frühling, eigentlich eine Verhamlosung der Ereignisse: Denn nach dem „Frühling“ folgte ein jahrelanger, depressiver „Winter“, eingeleitet durch die Katastrophe in Port Said im Februar 2012. Al Ahly, einer der größten Vereine in Ägypten, spielte damals in Port Said. Die regimekritischen Ultras von Al Ahly rückten mit voller Kapelle an und füllten den Gästeblock. Jene waren es, welche ein Jahr zuvor auf dem Tahrir-Platz in Kairo den Revolutionsmob gewissermaßen anführten. Fast schon erprobt und perfekt organisiert wurde gegen die Staatsarmee gekämpft. Aber was hat es mit dem „Arabischen Frühling“ eigentlich genau auf sich?

      Kurz und knapp lässt sich sagen, dass in den Maghreb-Staaten und im Nahen Osten viele junge Menschen für freie Wahlen, bessere Arbeitsbedingungen und ein Leben in Würde auf die Straße gegangen sind. Die Lage spitzte sich zu und endete in wochenlang anhaltenden Straßenschlachten. Besonders in Kairo ging es hoch her. In Tunesien, Ägypten, Lybien und dem Jemen sind in Folge der Proteste die Staatsoberhäupter zurückgetreten. Die Vergangenheit hiermit nur sperrlichst zusammengefasst, das Thema ist hochkomplex und nicht einfach zu erklären. Wir hoffen, es wurde soweit alles richtig durch uns wiedergegeben. Aber was passierte ein Jahr später in Port Said? Direkt nach Abpfiff wurde das Flutlicht gezielt abgestellt und auch alle anderen Lichter im Stadion. Ultras von Al Masry stürmten das Feld und griffen den Gästeblock an, in dem die Anhänger von Al Ahly im wahrsten Sinne des Wortes gefangen waren. Die Polizei verriegelte alles und ließ niemanden raus oder rein, so lauten die Berichte von Augenzeugen. Der Angriff erfolgte mit Steinen, Messern, Macheten, Feuerwerkskörpern und Metallstangen sowie Holzknüppeln. Ingesamt starben an diesem Tag 74 Menschen, darunter 72 Fans von Al Ahly. Weit über 500 Menschen wurden verletzt. Laut der NY Times, galt all das was an diesem Tag passiert ist, als Vergeltungsmaßnahme gegenüber den Ultras von Al Ahly, welche ein Jahr zuvor, wie oben beschrieben, die Proteste in Kairo anführten.

      Was bleibt in Ägypten vom Fußball? Eine „Tazkarti-Karte“, Zuschauerbeschränkungen und dauerhafte Gästeverbote. Konkret bedeutet es, dass jeder der ein Erstliga-, Pokal-, oder Nationalmannschaftspiel besuchen möchte, eine Fan-ID-Karte benötigt. Diese kann online beantragt werden. Ausländer benötigen hierfür einen Reisepass und vorallem Geduld. Solltet ihr kein Zweit-, beziehungsweise Mittelnamen haben, einfach „Nun“ angeben. Ist die Tazkarti-ID erstellt, muss ein (!) Verein ausgewählt werden. Ab diesem Zeitpunkt können nur noch Spiele mit Beteiligung des ausgewählten Vereins besucht werden. 2. Liga, 3. Liga und 4. Liga sind von diesem System ausgeschlossen. Meist werden bei unterklassigen Spielen auch keine Eintrittsgelder verlangt. Zudem gibt es noch die Zuschauerbeschränkungen. Maximal 5000 Zuschauer dürfen einem Spiel beiwohnen, nach unseren Information sind Gästefans so gut wie immer ausgeschlossen. Eine Ausnahme sind Leute aus der gehobenen Schicht, welche im VIP der jeweiligen Heimmannschaft willkommen sind, beziehungsweise eingeladen werden. In Ägypten stehen einige riesige Schüsseln, der Ground in Alexandria fasst zum Beispiel 70.000 Plätze. Hinein dürfen dennoch nur maximal 5000 Fans. Frauen sind in den Stadien erlaubt, erblickt werden können selten welche.

      Die Tazkarti-ID und das online gekaufte Ticket müssen in Ägypten in einem „WE-Store“ (Egypt Telecom) abgeholt werden. In unserem Fall hat dieses Unterfangen knapp 3 Stunden in Anspruch genommen. Zuerst war der Mitarbeiter „kurz weg“, dann ist er aus unerklärlichen Gründen nicht wieder aufgetaucht. Seine Vertretung, ein netter junger Mann, konnte kein Wort Englisch, war nicht in der Lage mit einem Drucker umzugehen und hatte Probleme die Tazkarti-Software auf dem ihm fremden Computer zu bedienen. Vermutlich ist der nette Geselle das erste Mal in seinem Leben mit dieser Tätigkeit in Berührung gekommen. Am Ende hat alles geklappt, Afrika eben. Man sollte immmer genug Zeit mitbringen, die Lösung kommt in aller Regel… Die Frage ist nur immer wann…! Auf der Tazkarti-Homepage sind die „WE-Stores“ gelistet, in welchem die Tickets und Pässe ausgehändigt werden. In den meisten Städten gibt es einen Store wie zum Beispiel in Hurghada, Suez, Port Said oder in Aswan. In den großen Metropolen wie in Kairo oder Alexandria gibt es mehrere Stores.

      Ist das Ticket besorgt, kann sich der Fan von Hurghada zum Beispiel auf den Weg ins 30km entfernte El Gouna machen. Per UBER oder Taxi gelangt man für wenige Euros sicher durch den Checkpoint nach El Gouna und zum Stadion. Checkpoints sind in Ägypten völlige Normalität. Der Kofferraum wird geöffnet, die Pässe der Insassen kontrolliert und weiter geht die wilde Fahrt. Angekommen im „Khaled Bichara Stadium“ erfreut sich der geneigte Stadionsammler an den riesen Flutlichtmasten. Allgemein qualifiziert sich das weite Rund in El Gouna glasklar als Bilderbuchground. Stimmung kommt gar keine auf, mindestens 50% der Zuschauer sind Kinder oder Jugendliche. Der Fußball extrem mau. Kein Essen und Trinken, nur Tee und Wasser im VIP-Raum hinter der Tribüne. Der Fan darf allerdings Getränke in Plastikflaschen mit ins Stadion nehmen.

      Zum Spiel muss nicht viel gesagt werden, am Ende stand es 1:2. Zwei der drei Tore sind jeweils durch einen Elfmeter entstanden. Eine Rote Karte und etwas Gepöbel der Trainer blieb natürlich auch nicht aus. Wer eine Reise nach Ägypten hauptsächlich für Fußball plant, dem sei gesagt: Lass es! Es gibt 211 FIFA-Mitglieder und somit 210 weitere Möglichkeiten auf der Welt, interessante Fußballspiele zu sehen! Wer dennoch Fragen zu Ägypten hat oder Hilfe benötigt, kann uns gerne eine PN senden. (hd)

      SSC Bari – Brescia Calcio – 2:2

      SSC Bari – Brescia Calcio – 2:2

      „NASSE SOCKEN IM UFO“

      18.01.2025
      Serie B
      Stadio San Nicola
      Zuschauer: 11.980

      BARI – Ein bisschen Chaos muss schon sein, in Süditalien. Von Flugverspätungen, Dauerregen, nassen Socken, ahnungslosen Taxifahrern und schlitzohrigen Kassierern war gleich mal die ganze Palette vertreten, so früh im neuen Jahr.

      Bari begrüßte den Besucher an diesem Samstag mit Regen aus einem Guss. Kennt man schon zu dieser Jahreszeit in Italien, gibt Schlimmeres. Aber so weit draußen, wie die Schüssel in Bari liegt, macht es die Anreise per pedes dadurch nicht komfortabler. Seit Jahren favorisierte man daher mal wieder die elitäre Anfahrt mit dem Taxi. Half alles nichts: Trotz Chauffeur wurde man klitschnass, da der einzige Taxifahrer in Bari, der keine Ahnung vom Fußball hat, seine Gäste auf der komplett anderen Seite des Stadions aussteigen ließ. „Non un esperto di calcio“, tönte es immer wieder aus dem Cockpit. Wenig später perlten dicke Tropfen die Nasenspitze herunter und kleine Wasserfälle auf der Straße fluteten das Fußbett.

      Egal, was nass ist, wird auch wieder trocken. Der Anblick des „Stadio San Nicola“ lässt jedenfalls gleich mal das Blut in den Adern gefrieren. Die Bude hat man schon so oft gesehen, doch wenn man selbst davor steht, ist das einfach ein Gefühl, das man nicht trainieren kann. Hier wurde 1990 WM gespielt und dieses „Italia-Novanta-Gefühl“ ist allgegenwärtig. Irgendwie total anmutig, dieses UFO am Stadtrand. Im Innern hat man vor einigen Jahren rund 60.000 neue Sitzschalen montiert, während auf der Tartanbahn der Giersch wächst. Italien muss man einfach mögen.

      Von den vielen Plätzen waren vielleicht gerade mal 20% besetzt. Die schwächste Kulisse der Saison, was aber nur gilt, wenn man den Faktor „Wetter“ außer Acht lässt. Unabhängig von irgendwelchen Zahlen, machte die Curva auf der Heimseite aber einen unglaublich stabilen Eindruck, sang und fackelte volle 90min durch, erfüllte das weite Rund immer wieder mit harmonischen Melodien.

      Den Startschuss für die Show gab die Elf auf dem völlig durchtränkten Rasen, die schon in der 1. Minute nach einem energischen Angriff in Führung ging. Lange Zeit sah es so aus, als ob Bari das Ding nach Haue fährt, doch die Gäste aus der Lombardei schlugen jeweils zurück und am Ende war die Luft raus. Genau 10 Fans aus Brescia versammelten sich hinter einer kleinen Fahne. Ob es auch für den Gästeanhang mit nassen Socken die gut 850 Kilometer zurück nach Norditalien ging, ist nicht überliefert. (mm)