SSV Markranstädt – SG Taucha 99 – 2:0

SSV Markranstädt – SG Taucha 99 – 2:0

„FREIGANG FÜR DEN PAPST“

08.11.2024

Sachsenliga

Stadion am Bad

Zuschauer: 150

MARKRANSTÄDT – Via Nahverkehr ging es aus dem Schwechheimer Land direkt in die Niederungen der Sachsenliga. Oh wei, aber Markranstädt – war da nicht was?

Vor 15 Jahren übertrug der SSV sein damaliges Oberliga-Spielrecht an RB Leipzig und profitierte in den Folgejahren sehr stark von dieser Entwicklung. Vor knapp 10 Jahren stand man an der Schwelle zur Regionalliga und verlor nach einem Hinspielsieg doch noch das Aufstiegs-Play-Off gegen den FSV Luckenwalde. Mittlerweile geht die Entwicklung in die andere Richtung: Letztes Jahr gewann Markranstädt die Sachsenmeisterschaft und verzichtete auf die Oberliga. Nach einem dritten Platz in der Vorsaison, kam man in dieser Spielzeit bisher nur schwer in die Pötte und ist mit Abstiegskampf beschäftigt.

Die insgesamt zehnstündige Zugfahrt nach Markranstädt verlief problemlos und die Vorfreude auf den Abend war groß – so beschloss man die RB-Geschichte zu ignorieren und den Verein unvoreingenommen zu verfolgen. 15 Jahre sind eine lange Zeit und es tat gut, nicht päpstlicher als der Papst an diesen Kick heranzugehen. Das war sicherlich keine schlechte Idee, so konnte man den Glühweinstand in Beschlag nehmen und den schönen Ground bewundern. Auf den ersten Blick ist das „Stadion am Bad“ ein 10.000er. Eine Haupttribüne und fast rundherum viele Stufen. Für Zäune und Absperrungen ist auch gesorgt, Regionalliga in dem Ding wäre sicher kein Problem. Das namensgebende Bad hinter der Haupttribüne befindet sich nach Abriss übrigens grad im Neubau.

Vor der Partie wurde der A-Jugend-Torschützenkönig der vergangenen Saison gekürt und der Jungspund durfte auch als Mittelstürmer auflaufen. Eben jener Pepe Freigang erlöste die Zuschauer in der 72. Minute von einem „guten 0:0“. Kurz vor Schluss legten die Gastgeber nach einer Ecke noch ein schönes Tor drauf. Die gut zehn „Kinder-Ultras“ auf der Gegenseite gaben ihr Bestes, sogar einen Wechselgesang zettelten sie an. Auch sonst war die Stimmung gut im Rund, mit dem Abpfiff skandierten Team und Kinder zusammen: „Derbysieger!“

Angefühlt hat sich dieser Abend wie bei jedem anderen (guten) Amateurverein auch. Dass ein Verein „25 Jahre Bezirksliga-Meisterschaft“ in der Halbzeit feiert und alle ehemaligen Akteure einlädt und ehrt, kommt auch selten vor und ist an dieser Stelle mit Respekt zu würdigen. Und zumindest 1999 hatte Red Bull hier noch keine Finger im Spiel. (mm)

Türkgücü München – DJK Vilzing – 0:2

Freitag! Woche geschafft und somit wird’s mal wieder Zeit für die BILDERBUCHBUDE DER WOCHE (23) Im Schatten des Olympiastadions in München steht das schöne Dantestadion, welches in dieser Saison zu bestimmten Spielen vom ehemaligen Drittligisten Türkgücü München genutzt wird. Nachdem 2021 bereits das Olympiastadion in München mit Türkgücü gekreuzt wurde, hat man das Kreuz bei einer weiteren Groundperle aus München gesetzt.

Nutzt die Chance, solange hier Fußball gespielt wird.

09.11.2024

Städt. Stadion a. d. Dantestraße

Türkgücü München – DJK Vilzing – 0:2

FC Lausanne-Sport – Servette FC – 1:0

FC Lausanne-Sport – Servette FC – 1:0

“VOLLTREFFER PER RETTUNGSTAT”

03.11.2024

Super League

Stade de la Tuilière

Zuschauer: 11.274

LAUSANNE – Nach dem Choreo-Spektakel in St.Gallen am Vorabend ging es für unsere Reisegruppe relativ ausgeschlafen in den Schweizer Süden. Die Nacht wurde im Züricher IBIS verbracht für einen relativ schmalen Taler. Generell kann ich von intakten Preisen in der Schweiz sprechen. Vorbereitung ist eben alles! Auf dem Weg lag natürlich noch ein Vorspiel vom FC Billens, die Anstoßzeit um 10:30 Uhr passt perfekt in den Tagesablauf. Idyllisch wie so oft in der Schweiz wurde hier vor erstaunlich vielen Zuschauern das Spiel neben fliegenden Bällen und laufen Kühen seelenruhig hinter dem Platz entlang. Ein herrlicher Start am sonnigen Sonntag. Fliegende Bälle? Es ist passiert, wahrscheinlich jede Person, die gerne Amateurspiele live vor Ort verfolgt, wartet auf diesen einen Moment. Eine Rettungstat im Spiel vom Verteidiger trifft den Schreiberling perfekt am Oberschenkel, ein bisschen weiter höher und der Tag wäre wahrscheinlich gelaufen gewesen. Ich habe so lange auf diesen “Abschuss-Moment” gewartet, endlich war es so weit. Leicht erschrocken konnte man sich am Ende doch darüber freuen, ich würde den Ball auch immer wieder lieber nehmen als die Frontscheibe unseres Mietwagens.

Nach dem Abpfiff ging es zügig nach Lausanne, das Highlight des Tages stand auf dem Programm. Das “Derby du Lac Léman” zwischen dem Gastgeber und Servette FC. Die Städte trennen circa 60 Kilometer Autobahn und liegen beide am allseits bekannten Genfersee. Eine wunderschöne Gegend, der Stadtspaziergang blieb aber aus, für den Zweitligisten in der Stadt Lausanne sollte man sowieso irgendwann nochmal dahin fahren. Die sportliche Situation ist relativ einfach beschrieben, die Gäste spielen im oberen Tabellenbereich gut mit und die Heimmannschaft befindet sich im Mittelfeld mit Blick nach oben.

Zum Intro des Spiels gab es auf der Heimseite eine Choreo und abgerundet wurde die Aktion von bengalischen Fackeln. Ein nettes Bild, im Gästeblock wurden gleichzeitig Fackeln angerissen und sämtliche Raketen flogen in den sonnigen Himmel. Das beeindruckende Bild gaben hier die Gäste ab. Auf dem Rasen war von den Gästen bis auf sehr wenige Ausnahmen gar nichts zu sehen, den 2. Platz, den sie vor dem Spiel hatten, sahen wir gar nicht. Ein ängstlicher Auftritt im Derby, schon in der 17. Minute traf Lausanne per Elfmeter zum 1:0. Passend zum Tor, erstrahlt die Heimkurve mit einer schönen Pyroshow.

Was mir sehr positiv auffiel, es gibt keine nervigen Stadiondurchsagen bei der Zündung von Pyrotechnik. Hier kann man schöne Pyroshows genießen, bei diesem Spiel waren es auch viele. In der Heimkurve brannte es gefühlt wirklich 90 Minuten. Wofür muss ein nerviger Stadionsprecher darauf aufmerksam machen, seinen Einheitsbrei ins Mikro zu sprechen? Hier kann meiner Meinung nach die Schweiz durchaus mal Vorbild für viele andere Ligen sein. Der einzige Elfmeter des Tages blieb auch das einzige Tor des Tages. Das Spiel plätschert so vor sich hin und mit Abpfiff gab es schöne Jubelszenen im Heimblock.

Nach dem Spiel begann das Chaos, von dem empfohlenen Parkplatz, welcher übrigens kostenfrei war, ging es bis zur Hauptstraße und dann war maximal Schritttempo angesagt. Abfahrtstau vom Allerfeinsten und eine Menge Geduld war hier erforderlich. Nach dem Stau ging es für uns noch nach Lörrach, eine deutsche Stadt in der Grenzregion zur Schweiz und Frankreich. Das Lörracher Döner Haus sollte besucht werden, endlich wieder eine warme Mahlzeit zum Abend. Somit ist eine weitere Tour vorbei und die Erkenntnis ist wie so oft dieselbe. Die Schweiz hat sich in das Reporter-Herz geschlichen und einen festen Platz erobert. (tp)

FC St. Gallen – FC Sion – 1:1

FC St. Gallen – FC Sion – 1:1

“MACH MIT – SCHREI DRUF LOOS!“

02.11.2024
Super League
kybunpark
Zuschauer: 17.160

SANKT GALLEN – Weiter ging die wilde Fahrt durch die Schweiz. Nach dem tollen Sightseeing in Bern sammelte mich die Hamburger Abteilung gegen Nachmittag ein und unsere Reisegruppe war komplett. Am Halloween-Abend schauten wir in Genf bei Servette gegen Luzern vorbei und sahen einen top Auftritt der Gästefans. Zum Einlauf der Mannschaften gab es ein Intro sowie eine Pyroeinlage unter dem Motto „uf Schrett ond Trett debii“. Die Spruchbänder waren dabei allesamt mit weißen Fußabdrücken versehen, nettes Detail. Servette hielt sich eher zurück und setzte wie Bern zuvor auf Einzelfackeln. Verständlich, denn die Konzentration galt dem Derby bei Lausanne wenige Tage später. Auch dazu gibt es einen Bericht von uns, also unbedingt weiter den Landboten lesen.

Genf sollte allerdings nur ein kleiner Vorgeschmack auf das sein, was wir in Sankt Gallen erlebten. Davor zogen wir uns unter anderem Austria Lustenau im Bregenzer „Exil“ rein. Schönes Stadion am Bodensee. Im Sommer geht es zurück ins runderneuerte Reichshofstadion mit Eröffnung hoffentlich gegen die Freunde aus Augsburg, wie uns ein Fan erzählte.

Am Abend trafen wir überpünktlich am kybunpark direkt an der Autobahn ein. Auch hier wieder das Schweizer Prinzip Stadion+Shoppingcenter. Im Stadionumlauf fielen uns direkt die Spruchbänder mit der Forderung auf, heute 15 Minuten früher auf den Plätzen zu sein. Da schlug das Redakteursherz natürlich gleich höher und wir erwarteten Großes.

So sollte es auch kommen. Auf allen Sitzschalen im Heimbereich war ein Päckli mit Poncho, Kassenrolle, einem wirklich hochwertigen Seidenschal sowie die Choreoanweisung geklebt. Unter dem Motto „Mach mit – schrei druf loos!“ kündigte der Espenblock die größte Choreographie der Vereinsgeschichte an. Im Vorfeld fanden wir keinerlei Hinweise darauf und der 145. Vereinsgeburtstag war bereits im April. Vielleicht kann ein Leser die Redaktion erhellen?

In den Minuten vorm Anpfiff zogen die Fans ihre Ponchos an. Oberrang grün, Unterrang weiß. Bereits das gab ein gutes Bild ab. Mit Einlaufen der Mannschaften war die Ganzstadionchoreo komplett: Es wurden insgesamt fünf Blockfahnen hochgezogen, darauf stellvertretend Fans aus allen Altersgruppen abgebildet. Sehr geil!

Im Anschluss folgten mehrere abgestimmte Gesänge und Hüpfeinlagen, bevor in der 40. Minute die Ponchos umherflogen. Der Espenblock bot dabei durchgehend ein gutes Kurvenbild mit vielen Schwenkern, Fahnen und Doppelhaltern. Gerne hätte sich die Stimmung häufiger auf das ganze Stadion übertragen können, wobei das aber Meckern auf hohem Niveau ist. Umso großzügiger zeigten sich die „Normalos“ beim Spendensammeln, als vor unseren Augen ein 200-Franken-Schein in die Dose wanderte. Die Schweizer haben es ja.

Untersützt von den Ansagen des Stadionsprechers flogen in der 60. Minute die grünen und weißen Kassenrollen und sorgten für das nächste Highlight. Den Abschluss bildete in der Schlussviertelstunde die Schalparade mit den erwähnten Seidenschals und die Sankt Galler trällerten auf die Melodie von „Country Roads“ das Espenmoos-Lied. Wirklich tolle Momente, die wieder einmal zeigten: Unverhofft kommt oft.

Gebannt von all den Choreo-Elementen blieb der Notizblock für den Spielbericht quasi leer. Das Unentschieden ging wohl in Ordnung, bedeutete für „Sangallä“ aber das achte sieglose Spiel in Folge. Natürlich wollen wir die Gäste nicht unter den Tisch fallen lassen, die 90 Minuten teilweise hörbar durchsupporteten. Sehr zufrieden und mit vielen Eindrücken im Gepäck erreichten wir kurz nach Mitternacht die Unterkunft in Zürich. (hk)

BSC Young Boys – FC Basel – 3:2

BSC Young Boys – FC Basel – 3:2

“BÄRN ISCH E HOCKEYSTADT!?”

30.10.2024
Super League
Stadion Wankdorf
Zuschauer: 30.024

BERN – Erneut lockte ein Feiertagswochende mit einer Hoppingtour, die im persönlichen Jahresrückblick weit vorne liegen wird. In der Schweiz rissen wir gleich mehrere Knallerspiele ab und die Berichte dazu gehen in den nächsten Tagen online. Idealerweise konnten wir die Tour mit dem Pokalauftritt des eigenen Vereins verbinden. In meinem Fall allerdings ging die KSV am Dienstagabend in Köln nach einer gruseligen Vorstellung unter und ich fiel ziemlich genervt ins Hostelbett.

Am Morgen danach war die Enttäuschung schon halbwegs verflogen, denn in dieser Saison kann es eh nur um den Klassenerhalt gehen und das ist erkennbar schwer genug. Von Köln aus lieferte die DB überraschend zuverlässig ab und nach etwa sechs Stunden erreichte ich Bern. Die Bundesstadt präsentierte sich in einer dicken Nebelsuppe und so fiel das Knipsen der Sehenswürdigkeiten eher mager aus. Das holte ich am nächsten Morgen nach und bei klarem Wetter wackelte ich über die Nydeggbrücke hoch zum Rosengarten. Toller Ausblick! Sehr zu empfehlen ist auch ein Spaziergang weiter unten an der Aare entlang.

Zurück zum fußballerischen Teil der Reise. In der Schweizer Liga stand eine englische Woche mit dem Topspiel Young Boys gegen Basel an. Die Historie des Wankdorfstadions dürfte jedem bekannt sein, der sich nur ansatzweise mit Fußballgeschichte auseinandersetzt. Im Neubau befinden sich im Erdgeschoss wie in der Schweiz fast schon üblich Einzelhandelsgeschäfte und Gastronomie. Immerhin brachten es die Verantwortlichen nicht übers Herz, die originale Longines-Uhr mit abzureißen und platzierten diese vorm Stadion.

Draußen nahm ich noch den Marsch der Basler vom Bahnhof zum Stadion wahr, die mit voller Kapelle den Gästeblock enterten. Mit Anpfiff setzten die Jungs und Mädels gleich ein Ausrufezeichen mit einer Pyroshow aus gelben und roten Fackeln. Es folgten Spruchbänder und Sticheleien mit dem Vorwurf, dass Bern doch nur eine Stadt für Eishockey sei. Der Support konnte sich über 90 Minuten mit einer guten Lautstärke sehen und hören lassen.

Auf Heimseite gab es leider kein Intro. Sportlich befand sich der amtierende Meister mit bis dahin nur zwei Siegen in einer handfesten Krise und auch diesmal sah es zunächst nicht gut aus. Die Truppe vom FCB um die Altstars Shaqiri und Hitz im Tor ging nach 19 Minuten in Führung und brachte das Stadion zum Schweigen.

Allerdings drehten die Berner im zweiten Durchgang die Partie (auch dank zweier Eigentore) und stellten auf 3:1. In der Ostkurve klackten jeweils zum Torjubel einige Fackeln und mit der Führung im Rücken wurde die Stimmung bei den Gäubschwarzen immer besser. Durch den Anschlusstreffer in der 89. Minute war in den Schlussminuten nochmal Zittern angesagt, doch es blieb beim Heimsieg. Im Anschluss feierten Fans und Mannschaft ausgiebig und die letzten Fackeln mussten dran glauben. Gerne hätte die Stimmung noch mehr aufs ganze Stadion überschwappen dürfen, aber unter dem Strich ist Bern für mich mehr als nur eine Hockeystadt. (hk)