Freitag! Woche geschafft und somit wird’s mal wieder Zeit für die BILDERBUCHBUDE DER WOCHE (23) Im Schatten des Olympiastadions in München steht das schöne Dantestadion, welches in dieser Saison zu bestimmten Spielen vom ehemaligen Drittligisten Türkgücü München genutzt wird. Nachdem 2021 bereits das Olympiastadion in München mit Türkgücü gekreuzt wurde, hat man das Kreuz bei einer weiteren Groundperle aus München gesetzt.
Nutzt die Chance, solange hier Fußball gespielt wird.
Zum Launch der neuen Gruppe „Groundhopping Classics“ folgt hier ein Bericht von einem Spielbesuch bei TeBe Berlin aus dem Frühjahr 2010. Der neuen Gruppe darf gerne jeder Interessierte beitreten. Das Thema erklärt sich von selbst. In loser Reihenfolge werden wir hier den einen oder anderen alten Bericht hochladen und in der Classics-Gruppe teilen. Los geht’s im Berlin von vor 14,5 Jahren!
TeBe Berlin – FC Oberneuland – 2:3
„CHARITY FOR TEBE“
23.04.2010 Regionalliga Nord Mommsenstadion Zuschauer: 421
BERLIN – Die Hauptstadt ist insofern interessant, als dass man jederzeit dort hinfahren kann und es findet sich ein Verein, bei dem man auf seine Kosten kommt. Erst nächsten Tag sollte mal wieder bei der Hertha vorbeigeschaut werden, die Meisterschaftshoffnung Schalke empfing und wo man vielleicht im Begriff war, für kleines Geld Großes mitzubekommen. Das Highlight des Wochenends – und das wusste jeder – würde aber im Mommsenstadion steigen.
Bereits Wochen zuvor machten sich Gerüchte breit, wonach TeBe Berlin die Klasse – Regionalliga – so oder so nicht würde halten können. Bis dahin hielt man sich bravourös über dem imaginären Strich in der Tabelle. Mit Oberneuland kam ein ebenso abstiegsbedrohter Verein nach Berlin. TeBe hatte also durchaus überregionale Unterstützung nötig, jede paar Euro, die der Stadionbesuch in die klammen Kassen würde spülen können, wurde dort in Charlottenburg mit Wohlwollen registriert.
Die Berliner legten los wie die Feuerwehr und gingen bereits frühzeitig mit 2:0 in Front. Oberneuland kam noch vor der Pause zurück und so ging es mit einem 2:2 in die Kabine. Obwohl man den Hauptstädtern ihren Zusammenhalt auf den Rängen und im Team nicht absprechen konnte, fehlte irgendwas im Spiel der Lila-Weißen. Vielleicht war’s die prekäre Finanzsituation, die einen Kraftakt und damit die erneute Wende im Spiel unmöglich machte – wozu alles in die Waagschale werfen, wenn der Abstieg bereits programmiert ist? Bei den Gästen aus Bremen regiert ein Bauunternehmer im Hintergrund, was die Sorgen in und um Oberneuland freilich vergessen lässt. Und so ist es der FCO, der völlig überraschend und unbeschwert das Spiel zu seinen Gunsten dreht – 3:2!
Schon ein bisschen aberwitzig. Im April ging’s noch um den harterkämpften Nicht-Abstiegsplatz. Wenige Wochen später meldet sich TeBe insolvent und besiegelt dadurch den Abstieg. Oberneuland bekommt in der Folge kein Bein mehr auf den Boden, landet auf dem drittletzten Platz – was allerdings für den sicheren Nicht-Abstieg reicht. Sowohl TeBe als auch Hansa Rostock II ziehen sich aus der Regionalliga zurück. Oberneuland somit weiterhin kampflos in der vierten Liga vertreten.
Um den kleinen Charity-Gedanken abzurunden gibt’s nach dem Spiel noch einen Abstecher ins Vereinsheim, dort spült leckeres Jever weiteres Geld in die Vereinskassen und Glückshormone in unsere Köpfe. Wie oben beschrieben, nützt das am Ende der Saison wenig. Aber selten zuvor hat man mit so einem reinen Gewissen eine eigentlich bedeutungslose Regionalliga-Partie in Berlin verfolgt. (mm)
Der Bericht entstand zur damaligen Zeit von (mm), wurde bei „FootballFans.eu“ veröffentlicht und unverändert übernommen. Übrigens: Die Insolvenz sollte dann am 21. Mai des selben Jahres beantragt werden…
02.11.2024 2.Bundesliga Olympiastadion Berlin Zuschauer: 68.763
BERLIN – Der Ausflug begann am Hamburger Hauptbahnhof, wo der gebuchte ICE ausfiel. Daher nahm ich einen früheren Zug der DB in die Hauptstadt. Aufgrund der früheren Ankunft machte ich einen Abstecher in das DDR-Museum, in dem unter anderem das denkwürdige Spiel zwischen der BRD und der DDR bei der WM 1974 thematisiert wurde.
Nach knapp zwei Stunden setzte ich die Reise nach Köpenick fort. Wie bei fast jedem Besuch in Berlin stand auch diesmal ein Berliner Gemüse-Kebab auf dem Speiseplan. Bei einer Reise nach Berlin ist der Instagram-Account „Döner Guides Berlin“ ein fester Bestandteil meiner Tourenplanung. Bei „Mr. Kebap“ spürt man, dass die alte Försterei nicht weit entfernt ist – die vielen Union-Aufkleber sprechen Bände.
Statt zu „Eisern Union“ sollte es heute jedoch zu Hertha BSC gehen. Der Abstecher nach Köpenick wurde genutzt, um eine weitere Berliner Groundperle zu entdecken. Der Köpenicker FC, der ebenfalls in Rot spielt, tritt derzeit in der Landesliga Berlin 1 an. Besonders an diesem Stadion sind die wenigen Sitzschalen, der Blick auf das Blockheizkraftwerk und die skurrile Anzeigetafel. Das Lied „Komm mit mir nach Köpenick“ als Einlaufmusik ist Programm. Auch wenn das Spiel am Ende torlos endete, war dieses Vorspiel definitiv lohnenswert.
Das Tages-Highlight erwartete mich dann in Charlottenburg. Bereits vor dem Spiel wurde angekündigt, dass über 15.000 Köln-Fans den „Effzeh“ begleiten würden. Bei solch beeindruckenden Zahlen bekommt jeder FC-Fan Gänsehaut und denkt an die wunderbare Zeit 2017 zurück, als man das „Arsenal Stadium“ einnahm. Doch heute waren wir nicht in der englischen Hauptstadt, sondern in Berlin, wo zwei prall gefüllte Kurven mit leidenschaftlichen Fans, die ohne Zweifel zu den besten des Landes zählen, aufeinandertrafen. Das wurde auch beim Intro deutlich. Während Frank Zanders „Nur nach Hause“ aus den Lautsprechern dröhnte, legten die Gäste als erstes los. In einem Meer aus rot-weißen Fahnen wurden mehrere Strobos und roter Rauch gezündet. Kaum war der Rauch fast verflogen, ging es erneut los: Rote Fackeln brannten im gesamten Gästebllock.
Die Hertha-Fans wollten den Kölnern das Stadion jedoch nicht kampflos überlassen. Auch die Anhänger von Hertha setzten Pyroel-Elmente ein und zeigten ein Transparent mit der Botschaft: „WIR LIEBEN HERTHA – DAS KÖNNT IHR UNS NICHT NEHMEN.“
Bereits vor dem Spiel waren zahlreiche Spruchbanner der Hertha-Fans zu sehen, bei denen die Ultras die Anliegen der Innenministerkonferenz thematisierten.
Eine weitere Pyro-Show fand im Gästeblock statt, als Lemperle in der 31. Minute das 0:1 erzielte. Auf dem Rasen war das Spiel ansonsten allerdings nicht der Rede wert. Beide Teams agierten sehr zurückhaltend und so war es wenig verwunderlich, dass sich die spektakulären Szenen in den Kurven abspielten. Die Fans haben einmal mehr bewiesen, wie attraktiv die zweite Liga ist und man darf sich noch auf viele weitere Traditionsduelle freuen. (fj)
FÜRTH – Nach den internationalen Festspielen der letzten Wochen war es für mich an der Zeit, wieder etwas bodenständiger unterwegs zu sein. Also ging es am Freitagmittag von Schwechheim mit der Bahn ab nach Bayern zum Derbywochenende. Den Auftakt machte das Aufeinandertreffen von Würzburg und Schweinfurt im Mainfrankenderby, wobei sich die Kickers knapp mit 1:0 durchsetzten. Fast 7.000 Zuschauer sorgten für eine Rekordkulisse und den Auftritt beider Fanlager fand ich mit Blick auf die Spielklasse in Ordnung.
Ein vielversprechender Start, dem am Samstag mit Regensburg gegen Düsseldorf eine handelsübliche Zweitligapartie folgte. Mit Wehmut dachte ich dabei an den letzten Besuch vor 11 Jahren zurück, damals noch im alten Jahnstadion an der Prüfeninger Straße mit dem legendären Turm. Wie die Zeit doch rast…im Hier und Jetzt kickt der Jahn in einer modernen Arena direkt an der A3. Das Stadion dürfte sicherlich so manche Hochglanzbroschüre zieren, wenn in Amtsstuben zwischen Flensburg und Garmisch über einen Neubau sinniert wird. Auf dem Platz verloren die Oberpfälzer am Ende deutlich mit 0:3 und befinden sich mit nur einem Törchen am Tabellenende.
Getreu dem Motto „Erst die Pflicht, dann die Kür“ wackelte ich anschließend vom Süden der Stadt noch 40 Minuten zum Trainingszentrum am Kaulbachweg. Dort gewann immerhin die zweite Mannschaft in der Bayernliga Nord deutlich gegen Ammerthal. Übrigens boten beide Städte für mich als Dauerknipser genug Material und vielleicht schafft es bald ein Schnappschuss aufs Postkartenmotiv der Woche.
Nun aber genug des Vorgeplänkels. Der Sonntag stand ganz im Zeichen des Frankenderbys. Etwa zwei Stunden vor Anstoß traf ich bewaffnet mit zwei Flaschen Grüner in Fürth ein und gönnte mir am Rathaus noch mehr Gerstensaft. Aber nicht zu viel, schließlich sollte dieser Bericht vernünftig aussehen. Zum insgesamt 273. Mal standen sich die Spielvereinigung und der Glubb gegenüber: das meistausgespielte Derby Deutschlands, Greuther steht für Vestenbergsgreuth (und muss weg!), Legende Miro Klose beim FCN…man kennt die Plattitüden der Medienkollegen. Für den Landboten aber ist entscheidend aufm Platz und vor allem auf den Rängen!
Dort eröffneten die Färdder das Derby mit einer dreiteiligen Choreographie und zogen zunächst eine Blockfahne hoch. In schwarz-weiß gehalten und mit der Mahnung, die eigene Geschichte nicht verblassen zu lassen. Im zweiten Akt lösten die Fans den Stoff teilweise ab, sodass der Schriftzug SpVgg Fürth nun in Grün zu lesen war und forderten auf, die Historie als Auftrag für die Zukunft zu verstehen. Clever gemacht. Das Finale bildete der Vereinsname in großen Buchstaben, dahinter grüne und weiße Fähnchen. Das V blieb lange verdreht, konnte aber schließlich korrekt gezeigt werden. Leider kein Einsatz von Pyrotechnik.
Auf der anderen Seite starteten die Clubberer mit dem bekannten ANTI FÜ Schriftzug vorne auf einer großen Fahne, dahinter Schals sowie ein Schwenker mit der gleichen Botschaft. Dazu stieg schwarzer und weißer Rauch auf. Im Anschluss Schals gedreht, eine gute Portion roter Rauch und dem Ultrà Lebensstil gehuldigt.
Danach konnte es auch auf dem Rasen losgehen, wo beide zunächst auf Augenhöhe agierten. Erst nach circa 10 Minuten spielte Nürnberg mehr nach vorne und ging durch ein Traumtor aus 20 Metern in Führung. Die Gastgeber wirkten konsterniert, während der FCN einfach weitermachte und das zweite Tor nachlegte. Selbstverständlich Ekstase im Gästeblock und die Fackeln ploppten. Im Prinzip erstreckte sich der Gästeanhang bis zum Lohner und auch bei mir auf der Gegengerade konnten sich einige den Torjubel nicht verkneifen.
Das 0:2 zog stimmungsmäßig bereits den Stecker auf Heimseite. Die Mitmachquote schrumpfte auf einen Kern in der Mitte der Nordtribüne zusammen und nur bei den Sympathiebekundungen Richtung FCN kam mehr Lautstärke rüber. Die wiederum in bester Laune: im Minutentakt wurden Fackeln angerissen, manchmal begleitet von Rauchtöpfen und insgesamt gab der Gästeblock mit vielen Doppelhaltern und Fahnen ein farbenfrohes Bild ab.
Tzimas sorgte dann auch noch mit seinem zweiten Tor schon nach 35 Minuten für die Vorentscheidung. Denn zu fast keinem Zeitpunkt präsentierten sich die Fürther Spieler derbyreif und entwickelten wenig Druck nach vorn. Mit dem 0:4 kurz vor Schluss war die Demütigung perfekt und damit auch der erste Nürnberger Derbysieg in Fürth seit 2017. (hk)
JENA – Bereits im vergangenen Monat berichtete der Schwechheimer Landbote über das Derby in Jena. Dank des Losglücks trafen die Rivalen nun im Achtelfinale des Thüringer Landespokals erneut aufeinander.
Im Gegensatz zum letzten Spiel wurde die Anreise diesmal mit der Deutschen Bahn organisiert. Pünktlich wie ein Uhrwerk erreichten wir das Paradies in Jena. Kaum aus dem Zug ausgestiegen, hörte man schon den Fanmarsch der Jenaer Anhänger. „ALLE IN BLAU“ lautete der Aufruf aus der Südkurve. Überall, von den Kiosk-Bereichen über Stromkästen bis hin zu Laternenpfählen, war der Slogan zu lesen.
Schließlich begaben wir uns auf den Weg zum modernen Ernst-Abbe-Sportfeld. Zuletzt hatte ich das Stadion 2015 in seinem alten Zustand besucht, als der Hamburger SV sich blamierte und mit 3:2 (n.V.) aus dem DFB-Pokal ausschied.
Wie bereits im letzten Bericht vom Schwechheimer Landboten aus Jena erwähnt, hat das Stadion einiges an Charme verloren und hebt sich kaum von anderen aktuellen Arenen ab. Dennoch war das Thüringen-Derby Grund genug die Reise anzutreten.
Bereits vor dem Anpfiff sorgte die kreative Abteilung der Erfurter Ultras für eine optische Aufwertung des Gästebereichs. Neben einem übergemalten FCC-Bild im Mundloch wurde auch im Bereich über dem Gästeblock gearbeitet. Die fünf Initialen: F, C, R, W, E wurden abwechselnd in Rot und Weiß an die Wand tapeziert. In nur 30 Minuten wurde das Kunstwerk vollendet.
Ähnlich beeindruckend war das Intro der Gästefans. Im italienischen Stil wurden zahlreiche Fahnen geschwenkt und RWE-Doppelhalter präsentiert. Zudem zündete man mehrere rote Fackeln, was für ein eindrucksvolles Gesamtbild sorgte, während der Gesang der Fans eher brachial klang. Ein großes Highlight war der Gesang: „Erfurt – Halle – nur Kaputte“.
Auch die Südkurve bot ein ansprechendes Bild. Zum Intro präsentierte man die Ziffern „FUSSBALLCLUB CARL ZEISS“ im Block. Jeder Fan zeigte seinen Schal, und viele blaue Fahnen wurden geschwenkt. Auch während des Spiels war das Bild in der Kurve ein Genuss: Zahlreiche Fahnen und Doppelhalter, dazu melodische Lieder, die italienische Gefühle hervorriefen.
Zum Auftakt der zweiten Halbzeit zündeten auch die Jenaer Fans zum Ärger ihres nervigen Stadionsprechers Pyrotechnik in Form von gelbem Rauch und hellen Fackeln. Während des Spiels wurden im gesamten Stadion, vor allem aus dem Gästeblock, lautstark Böller gezündet. Immer wieder kletterten motivierte Erfurter Fans auf den Zaun, um die benachbarten Jenaer Anhänger zu provozieren. Doch diese blieben unbeeindruckt und ignorierten die Provokationen.
So war es schließlich Carl-Zeiss-Spieler Muqaj, der für den lautesten Auftritt des Tages sorgte, als er in der 72. Spielminute das 1:0 erzielte. Zwar blieb den Erfurtern ein weiteres Debakel erspart und sie begegneten sich im ersten Durchgang auf Augenhöhe. Dennoch konnte die erneute Niederlage im Derby nicht verhindert werden.
Die FCC-Fans feierten ihren Sieg erneut mit dem Banner: „DIE NUMMER 1 IM LAND SIND WIR – IHR TRÄUMER.“ Die nächste Gelegenheit zur Revanche bietet sich Erfurt dann im Februar im eigenen Stadion. (fj)