Bradford City AFC – FC Walsall – 3:0

Bradford City AFC – FC Walsall – 3:0

„ZUR RICHTIGEN ZEIT AM RICHTIGEN ORT…“

25.01.2025
League Two
Valley Parade Stadium
Zuschauer: 17.172

BRADFORD – Mit einem kruden Plan und drei Billigflügen für insgesamt 69€ im Wallet, ging es kurzfristig quer durch Europa. Dienstag entdeckt, Mittwoch gebucht. Los ging die Reise jedoch ganz entspannt mit einem Abendflug von Berlin nach Manchester. Ein Sturm über Irland und GB hatte Teile des Bahnverkehrs am Freitag lahmgelegt. Lieber stand man nächsten Tag etwas früher auf und nahm den Bus nach Bradford.

Die alte Industriestadt kann man durchaus als Überraschung bezeichnen – zwischen Manchester und Leeds gibt es einiges zu entdecken. Zu Fuß ging es schließlich zur legendären Valley Parade. Sicherlich über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt durch die verheerende Feuer-Katastrophe im letzten Meisterschaftsspiel 1985. Auch 40 Jahre später noch unglaubliche Szenen, die sich dort abspielten. Die alte Holztribüne stand – dank einer weggeworfenen Zigarettenkippe – innerhalb weniger Minuten komplett in Flammen. Der Fernsehsender „Yorkshire Television“ übertrug Spiel und Inferno live. Lange Zeit gab es eine Debatte über das Filmmaterial, mittlerweile kann und darf man sich die Bilder wieder auf Youtube anschauen. Besonders fies: Bradford stand vor dem Spiel als Meister und Aufsteiger in die „Second Division“ (heute „Championship“) fest. Nach Jahrzehnten in der Dritt- und Viertklassigkeit war die ganze Stadt in Feierlaune. Nächsten Tag brauchte man ein neues Stadion.

Vor dem neuen Stand erinnert ein Denkmal an diese Tragödie, bei der 56 Menschen den Tod fanden. Ob sich baulich ansonsten viel bei den „Bantams“ verändert hat, ist schwierig zu beurteilen. Das Stadion aber ist eine Wucht. Schön zusammengewürfelt, spielt die Konstruktion des FA-Cup-Siegers von 1911 (!) gekonnt mit den üblichen Proportionen. Ganz oben unter dem Dach fällt einem beim Blick über die Stadt fast die Kinnlade runter. Das Panorama kann man auch mit einem frischgezapften Bier aus dem Stadionlokal genießen.

Im Durchschnitt fast 20.000 Zuschauer verfolgen die Spiele in der Viertklassigkeit. Aktuell mischt Bradford in der Spitzengruppe mit und belegt einen Play-Off-Platz. Mit Walsall jedoch kam der souveräne Spitzenreiter in die „Valley Parade“. Beeindruckende 12 Punkte Vorsprung auf Rang 2 und 9 Siege in Serie hatten die „Saddlers“ im Gepäck und wurden dabei von exakt 901 Fans begleitet. Nach einem flotten Beginn trafen jedoch die Hausherren früh zur Führung und fortan bekam der Tabellenerste gar nichts mehr auf die Kette. Der Gästeanhang verstummte, denn Bradford antwortete mit vielen zweiten Bällen und einer fantastischen Chancenauswertung. Drei Tore nach öffnenden Pässen mit sofortigem Torabschluss setzten die Top-Mannschaft der Liga schachmatt. Am Ende vergab Walsall sogar noch einen Elfmeter.

Ganz klarer Fall von „mit dem falschen Bein aufgestanden“. Während die Redaktion des Schwechheimer Landboten zufrieden registrierte „zur richtigen Zeit am richtigen Ort“ gewesen zu sein, was gerade angesichts der Ereignisse von 1985 nicht immer eine Selbstverständlichkeit ist. (mm)

Newport County AFC – AFC Wimbledon – 1:2

Newport County AFC – AFC Wimbledon – 1:2

02.01.2025
League Two
Rodney Parade
Zuschauer: 4.485

„HARDDWCH CYMRU“

NEWPORT – Bisher stand auf meiner Groundliste für Wales nur das City Stadium in Cardiff, wo ich vor eineinhalb Jahren beim Derby gegen Swansea vorbeischaute. Danach hatte ich mir fest vorgenommen, Cymru nochmal „richtig“ mit Spielen im Ligasystem der FAW zu machen und auch ein bisschen von der Landschaft zu sehen.

Mit der Ansetzung eines Silvesterdopplers und Neujahrsspielen war die Tourplanung dann auch fix. Zwischen den Jahren machte sich ein Großteil der Redaktion auf den Weg von Schwechheim Richtung Insel. Durchaus mit unterschiedlichen Zielen, aber meistens lief man sich doch abends in einer britischen Pub-Kette über den Weg und hielt ausgedehnte Redaktionssitzungen ab. Herrlich!

Für mich ging in der Nacht auf Silvester per Hotel National Express (inklusive Umstieg) von Birmingham nach Cardiff. Völlig gerädert schloss ich den örtlichen Wetherspoon quasi mit auf und pfiff mir getreu dem Stadtmotto „Deffro mae’n ddydd/Awake, it is day!“ ein paar Kaffee und Pancakes aus der berühmten Mikrowelle rein. Mehr ging nicht.

Immer noch völlig übermüdet und mit Streichhölzern zwischen den Augen meisterte ich aber den walisischen Doppler Briton Ferry/Penybont und der Jahreswechsel in Bristol wurde buchstäblich verpennt. Das Leben, was wir wählten! An dieser Stelle nochmal ein Dankeschön nach Fulda fürs Mitnehmen.

Ausgeschlafen und erholt fuhr ich an Neujahr per Mietwagen nach Haverfordwest für den dritten Kick in der Cymru Premier. Übrigens gab es auch dort mit knapp 1.500 Zuschauern durchaus Interesse am fußballerisch überschaubarem Niveau.

Der Folgetag war der letzte in Wales und dafür hatte ich mir ein strammes Programm vorgenommen. Diesmal sollte die Natur im Vordergrund stehen und so brach ich morgens auf an die Küste von Pembrokeshire. Die Klippen am St. Govan’s Head inklusive der Kapelle aus dem 6. Jahrhundert, die Green Bridge of Wales und der Huntsman’s Leap sind wirklich beeindruckend und laden zu ausgedehnten Wanderungen ein. Landboten-Tipp: das Areal ist zugleich ein Schießplatz der Royal Army und an bestimmten Tagen gesperrt, unbedingt vorher informieren.

Gegen Mittag eierte ich etwa zwei Stunden rüber zum Brecon Beacons Nationalpark. Der Aufstieg zum Pen y Fan war nicht ohne und wegen der Temperaturen um Null herum eine kleine Rutschpartie auf den vereisten Wegen. Oben angekommen bot sich allerdings ein spektakulärer Ausblick auf die Bergkette und die Umgebung. Mit dem einsetzenden Sonnenuntergang kam das Ganze noch besser rüber und die Handykamera glühte. Wieder unten angekommen rief König Fußball und ich fuhr runter nach Newport.

„The Exiles“ kicken im Football League System mit und spielen seit 2012 im Stadion Rodney Parade. Sicherlich gibt es bessere Grounds in der League Two, aber der West Stand mit seinen Stehplätzen konnte bei mir punkten. Auf dem angefrorenen Platz versiebten die Gastgeber reihenweise Chancen, was die Dons in der zweiten Halbzeit bestraften. Etwa 800 Gästefans durften zweimal jubeln und der Anschlusstreffer in der Nachspielzeit war nur noch Ergebniskosmetik. Den pickepacke vollen Tag ließ ich zufrieden im Wetherspoon ausklingen. Gweld chi cyn bo hir cymru! (hr)