Hamburger SV – SSV Ulm 1846 – 6:1

Hamburger SV – SSV Ulm 1846 – 6:1

„IM HERZEN DER MILLIONENSTADT“

10.05.2025

2. Bundesliga
Volksparkstadion
Zuschauer: 57.000

    HAMBURG – Der HSV ist wieder da! Einen Spielbericht zu diesem 33. Spieltag könnte man sich beinahe sparen, dieser furiose HSV-Sieg ist sicher an niemandem spurlos vorbeigegangen. Nach 7 passiven Minuten und dem folgerichtigen Tor für Ulm, sollte sich der Spieß schnell umdrehen. Die „Spatzen“ reisten ja auch nicht grundlos als Tabellensiebzehnter in die Hansestadt. Knackpunkt jedoch erst der gehaltene Elfmeter nach rund 35 Minuten. Ein Aufschrei ging durch das Rund – und das ist noch fast untertrieben. Mit den beiden Toren kurz vor der Pause war der Aufstieg praktisch eingetütet.

    Aber fangen wir von vorne an. Bereits 2023 hätte die Redaktion gerne von einem Aufstieg aus dem Volksparkstadion berichtet. Im Vorfeld eine Karte für das Spiel gegen die SpVgg Fürth zu organisieren, war vor 2 Jahren kein Problem. Dann stand bereits vor dem letzten Spiel fest, der HSV läuft auf dem Relegationsplatz ein. Die Stimmung damals? Na, lassen wir das. Diesmal war sowohl die Euphorie als auch die Karten-Nachfrage wesentlich größer. Als klar war wer auf HSV-Seite alles noch nach Tickets für das Spiel sucht, wurden die Ambitionen auf Heimwege an Karten für diesen 33. Spieltag zu kommen rasch verworfen. Auch wenn diese Zeilen freundschaftlich-grün-weiß gegenüber dem HSV gefärbt sind – bei der Ticketvergabe für so ein Spiel sollten soweit nur Schwarz-Weiß-Blaue an der virtuellen Kassenschlange stehen.

    Da in diesem Land unverständlicherweise bei der Berichterstattung über solche Ereignisse Medien mit vier Buchstaben im Titel bevorzugt werden, gab es nur eine Möglichkeit regulär das Volksparkstadion zu betreten. Und die hieß: Ulm. Eine zaghafte Anfrage wurde über die sozialen Medien in die weite Welt des Internets verschickt und tatsächlich meldete sich ein Ulmer. Alles nicht so, naja, vertrauenswürdig. Aber selbst bei einem möglichen Scam kann man schon mal 39€ riskieren, wenn so ein Spiel ins Haus steht.

    Und nach dem Spiel in Darmstadt war klar: Es steht so ein Spiel ins Haus! Da weiter jeder eingefleischte HSVer auch Tickets für seine Oma und seinen Opa suchte, schien der Weg über Ulm und um Ulm herum der beste gewesen zu sein. Und schließlich blätterte man das Kalenderblatt auf Samstag um. In der S-Bahn zwei Stunden vor dem Anpfiff erstaunlich wenig Menschen und auch der Weg in Eidelstedt an den Ballerbuden vorbei, glich fast einer Flaniermeile. Ganz klar, der Mob war schon lange im Stadion. Und als der Scanner am Gästeblock grün blinkte, wusste man: Das kann nur gut werden!

    Aber Pustekuchen. Nach einer Choreo auf der Nordtribüne und überbordender Stimmung bereits weit vor dem Anpfiff, kommen die Ulmer ihrem Selbsterhaltungstrieb nach und schießen in einer kurzen Drangphase das frühe 0:1. Für Ulm zählt nur ein Sieg für den Klassenerhalt. Was für eine Konstellation! Zu dem Zeitpunkt war man schon längst aus dem Gästeblock ausgebüchst. Im Oberrang gibt es keine Zäune und die Ordnerkette war mit „porös“ noch schmeichelhaft umschrieben. Obwohl sich der HSV stabilisiert und postwendend zum Ausgleich trifft, bleiben auch die Gäste im Spiel und als nach 35 Minuten ein Pfiff zu einem Elfmeter für die Ulmer führt, stockt jedem im Stadion der Atem. Der anschließende Jubel im weiten Rund wird am Ende des Tages von allen Jubelarien am intensivsten im Gedächtnis bleiben. Der Elfer wurde bekanntlich gehalten und zur Pause steht es bereits 3:1.

    Spätestens mit einem ganz bitteren Eigentor von Philipp Strompf ist der Ausgang der Partie besiegelt. Das große Ulmer Engagment war umsonst, der Unterschied zwischen den beiden Teams definitiv in vorderster Front auszumachen. Während Ulm den Elfmeter vergeigte, nutzte der HSV all seine Chancen. Zunächst aus der Spannung heraus und im zweiten Abschnitt den Triumph vor Augen, vibriert das Stadion 90 Minuten lang. Trotz Roland Kaiser nebenan in der „Color-Line-Arena“ und dem allseits beliebten Hafengeburtstag in der Stadt – das Herz der Millionenstadt schlägt im Volksparkstadion. Und es schlägt hoch: Über die Mitmachquote an diesem Abend müssen wir nicht sprechen, erwähnenswert aber auch eine „Stehquote“, die ebenfalls an die 100% herankommt und Grundlage eines jeden unvergesslichen Fußballspiels ist.

    Mit dem Abpfiff weiß man dann zunächst gar nicht wie einem geschieht. Zu schnell geht alles und ein Platzsturm von ganz besonderer Güte erfasst die Arena. Dass später bis zu 20 Schwerverletzte beklagt werden, ist ein bisschen zu ahnen. Aber was willste machen, wenn 7 verfickt-lange Jahre in der Zweiten Liga für so einen großen Verein enden? Bevor es zu den weiteren Feierlichkeiten geht, möchte man auch die Ulmer nicht vergessen. Daher gibt es um Minute 80 herum eine Durchsage vom Stadionsprecher, der den „Spatzen“ Respekt und Anerkennung ausspricht, was zur Folge hat, dass das ganze Stadion applaudiert. Das haben sich die tapferen Gäste verdient. Einer von vielen Gänsehautmomenten an diesem Abend.

    Wer sich über die doch relativ hohen Werbebanden auf den Rasen begibt, wird die Szenen, die sich dort abspielen, so schnell nicht vergessen. Sogar das Tor wird auseinandergebaut und als Aufstiegssouvenir mitgenommen. Es herrscht eine Art positive Anarchie vor Ort, weshalb sich der Freund und Helfer auch schnell aus dem Geschehen zurückzieht. Ein Abend voller Höhepunkte, der nicht zu Ende gehen will. Selbst als man das Stadion verlässt und den Weg über die VIP-Logen anpeilt, stehen die Türen offen und schließlich findet man sich in einem Spalier wieder, durch den die Aufstiegsspieler laufen. Von dort ist es nicht mehr weit zu Tim Mälzers Kreationen für die Erstliga-Menschen in unserer Gesellschaft.

    Der Abend wurde wirklich immer besser, nicht nur der HSV legte einen sagenhaften Aufstieg auf’s Parkett, die persönliche Bilanz fiel mit dem Durchmarsch aus dem Gästeblock in die VIP-Zone ebenfalls mehr als satt und zufrieden aus. (mm)

    Hamburger SV Frauen – SV Werder Bremen Frauen – 1:3 n.V.

    Hamburger SV Frauen – SV Werder Bremen Frauen – 1:3 n.V.

    „REKORDSPIEL IN HAMBURG“

    23.03.2025
    Volksparkstadion
    DFB-Pokal der Frauen
    Zuschauer: 57.000

    HAMBURG – Mitte Februar hat der DFB verkündet, dass sowohl Bremen als auch Hamburg als Standorte für die Frauen EM in Deutschland nicht in Frage kommen. Passend dazu sind beide Frauenteams ins Halbfinale des DFB Pokals gekommen und wie der Zufall es so wollte, zog die Losfee diese Begegnung. Schnell war klar, dass dieses Spiel im Volksparkstadion stattfinden muss. Meine Gattin wollte unbedingt dabei sein und kaufte direkt vier Karten Höhe Mittellinie für faire 25 Euro pro Karte. Der Schreiber dieses Berichts besaß zudem noch nie ein Ticket für die gepolsterten Sitze im Volksparkstadion. Die Eintrittskarten gingen im weiteren Verlauf weg wie warme Semmel und drei Wochen vor der Partie meldete das Volksparkstadion tatsächlich ausverkauft. 57.000 Zuschauer bei einem Frauenspiel in Deutschland gab es noch nie. Rekord!

    Heute war es dann so weit. Der Zweitligist empfing die Bundesliga Truppe von der Weser. Ganz entspannt ging es mit der S5 Richtung Stellingen. Von Hass oder angefeindeter Derbystimmung ist nichts zu spüren. Das liegt auch daran, dass heute sehr viele Frauen und Kinder ins Stadion kommen. Eine Familienveranstaltung mit einer Prise Derby. Die Ultras der beiden Seiten ließen es sich auch nicht nehmen und waren anwesend. Die Heimseite präsentieren eine Choreographie aus Fahnen, der Gast provozierte den Heimbereich per Banner.

    Auf’n Rasen war in der ersten Hälfte der Klassenunterschied kaum zu merken. Man merkte beide Teams aber die Nervosität an. So eine Kulisse hatte noch keine Frau aufn Rasen.
    Anfang der zweiten Hälfte flog eine Bremerin mit Gelb-Rot vom Platz und die Chance auf die Sensation rückte Näher. Als sich alle schon in der Verlängerung sahen wurde es dramatisch. In der 81. Minute unterlief der Torhüterin der Hamburger einen Katastrophalen Fehler, wodurch die Gäste in Führung gehen konnten. Der HSV konnte in der 89. Minute tatsächlich ausgleichen. Das Stadion stand Kopf! Verlängerung! Die Beine wurden besonders bei den HSV Frauen immer schwerer und in der 118. Minute ist es dann passiert. Tor für Werder, aus der Traum vom Finale in Köln für den Zweitligisten. Nun heißt es am 01.05.2025 Bayern vs Werder. Wie beim Herrenfußball ist die Favoritenrolle klar verteilt.

    Unterm Strich gab es heute nur Gewinner! Die einen können stolz auf ihre Leistung sein, die anderen Fahren nach Köln. Wenn nach der Veranstaltung auch nur 1% der Zuschauer regelmäßig zu den Frauen der beiden Teams gehen, dann hat auch der Frauenfußball in Deutschland gewonnen. Das Ziel muss es sein die Zuschauerzahlen ohne Eventspiele zu erhöhen, sonst werden die Damen niemals an ihre „Equal Pay“ Forderung herankommen. (mb)

    Hamburger SV – 1. FC Kaiserslautern – 3:0

    Hamburger SV – 1. FC Kaiserslautern – 3:0

    “TRADITIONSDUELL IM VOLKSPARKSTADION”

    21.02.2025

    2. Bundesliga
    Volksparkstadion
    Zuschauer: 57.000

      HAMBURG – Freitagabend, Flutlicht und zwei gut aufgelegte Fanszenen. Fußballherz, was willst du mehr? Das Duell zwischen den Clubs sorgt bei mir schon weit im Voraus für Vorfreude. Die Terminierungen am Freitagabend stimmte mich persönlich besonders glücklich, da es mit meinen weiteren Reiseplänen perfekt passte. Dennoch müssen wir diese Terminierungen kritisieren, wieso wird nicht am Sonnabend oder Sonntag gespielt. In der zweiten Bundesliga spielt zeitgleich Nürnberg bei der Hertha. Beides ewig weite Anreisen für zwei Fanlager, die oft mit einer hohen Anzahl an Gästen kommen. Aber wer interessiert sich aus der höheren Etage für Auswärtsfahrer?

      Das Hinspiel in Kaiserslautern ging mit einem späten Ausgleich der Hamburger mit 2:2 zu Ende. Damals ein ausgeglichenes Spiel auf dem traditionellen Betzenberg. Die Vorzeichen des Spiels waren faszinierend, ich würde wetten, kaum jemand hätte gedacht, dass dieses Spiel im Februar ein Spitzenspiel zwischen dem Tabellenzweiten und Tabellendritten wird. Ob ich damit jetzt das Heimteam meine oder das Auswärtsteam, ist den Lesern überlassen.

      Fakt ist, beide Mannschaften spielen aktuell einen sehr guten und effektiven Fußball. Der HSV ist weiterhin unter Trainer Polzin ungeschlagen, eine derartige Serie beim HSV ist auch sehr ungewöhnlich. Stehen die Zeichen dieses Jahr wirklich auf Aufstieg in die erste Liga? Der Frühling wird kommen, es bleibt spannend, ob der HSV diesen Trend fortsetzt.

      Der Gästeblock ist heute ausverkauft, ob sich viele Gäste wirklich die Tagestour Hamburg gönnen oder ein schönes Wochenende in Hamburg machen. Beides definitiv die richtige Entscheidung, ein beliebtes Reiseziel für Auswärtsfans. Respekt an jeden Fan, der die Tour auf sich nimmt. Deutschland ist eben einfach ein geiles Fußballland und die Fans aus Kaiserslautern bekannt für ihre bedingungslose Unterstützung. Ich erinnere mich an das Pokalfinale im Mai 2024, mein erstes Pokalfinale und bestaunen durfte ich einen phänomenalen Auftritt der Fans aus Kaiserslautern. Weiterhin viel Glück für die Saison!

      Zum Start der Partie wurde das Motto vorgegeben: “DIE MISSION GEHT WEITER, DAS ZIEL IST KLAR”. Punkt genau den Nagel auf dem Kopf getroffen. Das wunderschöne Stilmittel der Fackeln und Blinker wurde eingesetzt und die Partie konnte starten.

      Der HSV dominierte das Spiel, erspielte sich zahlreiche Chancen, Ecken und eine Menge Ballbesitz. Der Neuzugang Adedire Mebude mit einem sehr soliden Auftritt, macht definitiv Hoffnung auf mehr. Den gerechten Applaus gab es zur Auswechslung. Der Stürmer Davie Selke machte erneut 2 Tore, seinen Saisontreffer 15 und 16. Den Deckel machte heute Fabio Baldé drauf, ein schönes Tor für den Spieler vom HSV.

      Nach dem Spiel sollte es schnell ins eigene Bett gehen, entgegen den meisten Zuschauern nach einem Freitagabend Kick im Volksparkstadion. Statt Kiez, Party und Vollsuff ging es ins eigene Bett. Disziplin! Am Samstagmorgen stand der Flug Hamburg-Belgrad an. Das zweite Belgrad-Derby für mich und die erste Tour für den Schwechheimer Landbote mit vier aktiven Berichte Schreiberlingen. Das Leben ist schön! (tp)

      Hamburger SV – FC Schalke 04 – 2:2

      Hamburger SV – FC Schalke 04 – 2:2

      “BAUM(GART) FÄLLT – UND VORHER SCHNEE“

      23.11.2024
      2.Bundesliga
      Volksparkstadion
      Zuschauer: 57.000

      HAMBURG – Das Freitagabendspiel in Bergedorf läutete das vermeintlich große Hamburger Sport-Wochenende für die Redaktion ein. Allerdings lief der verheißungsvolle Samstag dann komplett anders als gedacht, aber der Reihe nach.

      Als Vorprogramm für das Abendspiel im Volkspark hatten Teile der Redaktion die Zweitvertretung vom HSV im Stadion Hoheluft sowie Altona 93 in der Adolf-Jäger-Kampfbahn auf dem Zettel. Selbstverständlich Revisits, aber diese zwei Perlen lohnen sich immer wieder. Sicherlich dürften auch einige Gäste aus Gelsenkirchen auf die beiden Spiele geschielt haben.

      Leider fiel über Nacht ein bisschen Schnee in Hamburg und das sorgt traditionell für schrillende Alarmglocken bei Verantwortlichen auf der einen Seite und Zähneklappern bei Fußballfans auf der anderen Seite. Erschwerend kam der Regen der letzten Tage hinzu. Für die Partien auf Rasen flatterte Absage um Absage auf fussball.de rein, die überdies mit verheerenden Software-Problemen an diesem Wochenende zu kämpfen hatten. Für die Kunstrasenplätze verbietet der strenge HFV offiziell das Räumen.

      Die Alternativen schmolzen wie Schnee in der Alpensonne zusammen und es entwickelte sich eine morgendliche Schnitzeljagd durch die Hansestadt. Schlussendlich spekulierten wir auf die Plastikwiese an der Marckmannstraße und hatten Glück: Die Linien und die Strafräume waren freigeräumt, was dem Schiedsrichter reichte. Die Jungs vom ambitionierten HafenCity FC in „skyblue“ (gerne auch das Vereinswappen googeln) setzten sich souverän mit 10:0 durch.

      Im Anschluss nahmen wir den Bus Richtung Heiligengeistfeld. Wie bei „1, 2 oder 3“ hieß es: „Ob du wirklich richtig stehst, siehst du wenn das Licht angeht.“ Und tatsächlich: Das Flutlicht an der Feldstraße leuchtete und die Mannschaften machten sich warm. Zusätzlich herrschte nebenan auf dem Dom Hochbetrieb. Zusammen mit dem Bunker im Hintergrund ist das ein Top-Fotomotiv im Hamburger Amateurbereich.

      Schon etwas durchgefroren stand danach das Traditionsduell im Volkspark an. Eigentlich hatte ich als „Neutraler“ im Vorfeld kein Interesse, ließ mich dann aber doch mitschnacken und bekam noch kurzfristig ein Ticket vermittelt. Irgendwie klappt’s ja immer.

      Der Kern der Nordtribüne sang sich weit vor Anpfiff im Umlauf ein und enterte etwa um 19.40 mit Fackeln die Stehränge. Der Mob war definitiv motiviert und hatte nach gut einer halben Stunde Grund zum Jubeln: Erst erzielte Richter mit einem Freistoß die Führung und nur eine Minute später legte Schallenberg im eigenen Strafraum quer in die Füße von Königsdörffer, der zum 2:0 einschob.

      Bis dahin war es auf dem Platz eine katastrophale Vorstellung von Schalke und die etwa 7.000 Gästefans wurden von ihrer Mannschaft wie so oft in dieser Saison seelisch gequält. Die Stimmung im Gästeblock war trotzdem in Ordnung, wobei sich die „Ultras GE“ für große Szenen unüblich im Unterrang platzierten.

      In der Halbzeit muss es dann wohl eine richtige Ansage gegeben haben. Die Gelsenkirchener kamen deutlich besser aus der Kabine und hatten etwas Glück beim Anschlusstreffer, als Schonlau den Ball mit seinem Schienbein vorlegte. Der HSV baute immer weiter ab und ließ das 2:2 irgendwie einfach auf sich zukommen. Zudem schmorten die einzigen Techniker lange auf der Bank.

      In der Schlussphase hatten beide Teams noch gute Chancen, aber es blieb beim Unentschieden. Es folgte ein Pfeifkonzert und am nächsten Tag der Rauswurf von Trainer Baumgart, was für die Kollegen von der Boulevardpresse natürlich ein gefundenes Fressen war. Wir als Landbote halten uns bei Trainerentlassungen immer hanseatisch zurück und waren stattdessen froh darüber, trotz aller Widrigkeiten noch einen guten Fußballtag erlebt zu haben. (hr)

      B-SAD – CF Estrela da Amadora – 1:3

      Bom dia!
      Im Jahre 2022 zog es mich für 2 1/2 Wochen auf die iberische Halbinsel, um die letzten Sonnenstrahlen des Jahres in Europa zu genießen. Ganz kurzfristig planten wir im Urlaub die Tour um und fuhren mit dem Bus nach Lissabon.
      Vor den Türen der Hauptstadt steht die BILDERBUCHBUDE DER WOCHE (14), das Estadio Nacional do Jamor. Die portugiesische Nationalmannschaft trug hier früher regelmäßig ihre Heimspiele aus, mittlerweile spielen sie im Estadio da Luz. Trotzdem hatte ich das Glück das Stadion besuchen zu können, da die unbeliebte Profiabteilung von Os Belenenses sich ausgliederte und einen eigenen Verein gründete. Das Projekt hielt fünf Jahre und endete mit einer gescheiterten Lizenz.

      Die Idee für den Bau stammt tatsächlich aus Deutschland. Im Jahre 1946 guckte man sich in Portugal das Olympiastadion in Berlin an und wollte ein ähnliches Bauwerk kreieren.


      Estadio Nacional do Jamor
      B-SAD – CF Estrela da Amadora – 1:3
      06.11.2022

      Portugal – Frankreich – 3:5 n.E.

      Portugal – Frankreich – 3:5 n.E.

      05.07.2024
      Volksparkstadion
      EM Viertelfinale
      Zuschauer: 47.789

      „FRANKREICH BEENDET DIE EM-KARRIERE VON CR7“

      HAMBURG – Oft hat man davon geträumt Superstars wie Pepe, CR7, Mbappé oder Griezmann mal live im Volkspark sehen zu können. Dass die genannten Spieler wohl niemals die Raute auf der Brust tragen werden, ist selbsterklärend, und auch von einem Heimspiel in der Champions League ist der HSV meilenweit entfernt. Zumindest gaben sich in der vergangenen Saison Vereine wie der FC Barcelona, Royal Antwerpen und der FC Porto die Ehre, doch da die Champions-League-Heimspiele vom FC Shakhtar in der kommenden Saison nicht mehr in Hamburg, sondern in Gelsenkirchen stattfinden, werden bis auf Bobby Glatzel in naher Zukunft erst einmal keine „Top-Stars“ im Volkspark auflaufen.

      Da der Turnierbaum ergab, dass es eine Neuauflage des EM-Finals von 2016 geben wird und das alles auch noch in Hamburg stattfindet, musste die Chance unbedingt genutzt werden. Am Abend vor dem Spiel konnte man sich mit einer Eintrittskarte eindecken.

      Am Spieltag wurde sich an den Landungsbrücken auf das Spiel eingestimmt. Dort war ein beeindruckender Fanmarsch der Portugiesen zu sehen. Viele Fahnen wurden geschwungen und melodische Lieder gesungen. Im Stadion später setzten sie ihren stimmungsvollen Auftritt fort und zündeten zur Nationalhymne auch ein bisschen Rauch. Die meiste Pyro zündete aber die UEFA zu ihrer Zeremonie, als die Farben der Kontrahenten in den Himmel geschossen wurden.

      Auf dem Rasen war es das Spiel
      zwischen dem 1,05 Milliarden teuren Kader der Portugiesen gegen die 1,23 Milliarden Euro teuren Franzosen. Dass es dennoch eines der schlechtesten Spiele werden würde, die ich je im Volkspark gesehen habe, hätte ich vor dem Anpfiff nicht für möglich gehalten – 120 Minuten torloser Gammelkick, hieß die Realität. Die Entscheidung musste durch das Elfmeterschießen fallen, und so war es Theo Hernandez, der die Franzosen nach einem vorangegangenen Fehlschuss von João Felix ins Halbfinale schoss.

      Für Ronaldo war es damit das letzte Spiel bei einer Europameisterschaft. Für Frankreich geht es im Halbfinale gegen Spanien weiter. Man darf gespannt sein, wer den Titel holt. (fj)

      Tschechien – Türkei – 1:2

      Tschechien – Türkei – 1:2

      “UNSTIMMIGKEITEN IM VOLKSPARKSTADION”

      26.06.2024
      Volksparkstadion
      Europameisterschaft
      Zuschauer: 47.683

      HAMBURG – Vor der Europameisterschaft im eigenen Land hätte ich persönlich nicht erwartet, dass mir dieses Event doch Spaß bringt. Eine richtige Euphorie im Land habe ich nicht mitbekommen, startete mein EM-Fieber doch erst beim Turnierstart. Im Volksparkstadion beim Spiel von Georgien gegen Tschechien fing alles an. Stimmung doch deutlich besser als zunächst erwartet. Somit hat mich die EM in den Bann gezogen und das nächste Spiel von dem sowieso geliebten Tschechien im Volksparkstadion wurde fest auf meine Agenda geschrieben.

      Der pünktliche Feierabend wurde um 16:30 Uhr eingetütet und ab ging es zum Bahnhof. Es sollte meine erste Anreise zum Volksparkstadion sein, ohne vorab ein Ticket oder meine Dauerkarte nutzen zu können. Eine kuriose Angelegenheit, stellte aber letztendlich keine große Herausforderung dar. Weit vorm Spiel ergatterte ich ein Ticket für 30€ unter dem eigentlichen Originalpreis.

      Auf beiden Seiten merkte man eine gewisse Anspannung, das Spiel war immens wichtig. Vor Anpfiff war für alle Seiten noch das Weiterkommen, sowie das Ausscheiden möglich. Mein vorheriges EM-Spiel der Tschechen ging 1:1 aus und die mitgereisten Klobasa- und Pivo-Fans konnten froh sein, das Unentschieden in den letzten Minuten nicht abgegeben zu haben.

      Nach einigen unglücklichen Entscheidungen des Schiedsrichters Istvan Kovacs aus Rumänien, gewannen die Türken das Spiel mit 1:2. Die Tschechien agierten ab der 20’ Spielminute in Unterzahl, innerhalb von 9 Minuten bekam der Spieler Antonin Barak zwei gelbe Karten. Torschütze für die türkische Nationalmannschaft war unter anderem Hakan Calhanoglu, der Spieler sollte vielen Lesern durch seinen wenig wertschätzenden Abgang im Jahr 2014 in Hamburg bekannt sein. Der heutige erneute Auftritt in Hamburg war allerdings ziemlich leise im Vergleich zu seiner erstmaligen Rückkehr in das Volksparkstadion im Trikot des aktuellen deutschen Meister Bayer Leverkusen.

      Durch den gleichzeitig überraschenden Sieg der Georgier gegen Portugal schieden die Tschechen mit der Niederlage im Volksparkstadion aus dem Turnier aus. Die Türkei zog mit dem Erreichen des zweiten Tabellenplatzes in das Achtelfinale ein. Dort wartet die starke Mannschaft aus Österreich, es bleibt spannend und wir verfolgen den weiteren Turnierverlauf. (tp)

      Kroatien – Albanien – 2:2

      Kroatien – Albanien – 2:2

      „BALKAN-FESTSPIELE IN DER HANSESTADT“

      19.06.2024
      Europameisterschaft
      Volksparkstadion
      Zuschauer: 46.784

      HAMBURG – Nach dem tollen Auftritt in Dortmund durfte ich die albanischen Fans am Mittwoch erneut erleben. Anders als am Wochenende diesmal quasi vor der Haustür in Hamburg und im Balkan-Duell gegen Kroatien. Wie es sich für einen umweltbewussten Redakteur gehört, radelte ich die überschaubare Strecke zum Stellinger S-Bahnhof. Bereits auf dem Weg kam ich an etlichen Fans im unverwechselbaren karierten Trikot vorbei und auch die typische Wasserball-Kappe durfte bei einigen nicht fehlen. In Stellingen angekommen dröhnte kroatischer Schlager aus den Boxen, stolz wurden die (Zaun)fahnen präsentiert und die ersten Fackeln gingen an. Hinter dem Tunnel zog eine albanische Gruppe mit traditionellen Trommeln und Flöten die Aufmerksamkeit auf sich. Arm in Arm tanzten Kroaten und Albaner zur Musik und eigentlich fehlte nur noch der Duft von Cevapi in der Luft. Herrlich!

      Bedingt durch die offizielle Gästeplatzierung reisten die meisten Shqipëri Fans natürlich über Othmarschen an, sodass ich die Doppeladler erst im Stadion so richtig wahrnehmen konnte. Zum Einlaufen der Mannschaften wurde die Landesfahne mit der Botschaft „Origin, Destiny, Tradition“ über den Block gezogen. Auf der anderen Seite huldigten die Kroaten erneut ihrer Nr. 10 mit den Worten „Let The Magic Begin“.

      Allerdings ließen Modric und seine Teamkollegen über weite Strecken die erhoffte Magie vermissen. Stattdessen gaben die Albaner den Ton an und spielten wie schon in Dortmund von Beginn an mutig nach vorne. Diesmal ohne Torrekord, aber das 1:0 nach elf Minuten sorgte auch so für eine Jubelexplosion bei den Rot-Schwarzen.

      Den Kroaten fiel in der ersten Halbzeit wenig ein: kaum Torabschlüsse und wenig Zielstrebigkeit sorgten für frustrierte Gesichter bei meinen Sitznachbarn in Rot-Weiß. Erst mit einem Doppelwechsel zur Pause kam Schwung rein. Unabhängig vom Ergebnis trieb der Stimmungskern auf der Nordtribüne die Mannschaft an. Hier und da wurde eine Fackel angerissen und auch der unverkennbare orangene Rauch wehte durch das Volksparkstadion. Nervig waren da nur die ständigen Durchsagen des Stadionsprechers. Auf dem Feld drehten die Kroaten tatsächlich innerhalb von zwei Minuten dank Kramaric und einer unglücklichen Abwehr-Aktion das Spiel.

      Den Schlusspunkt setzten allerdings die Albaner. Unglücksrabe Gjasula machte sein Eigentor vorne wett und traf in der 95. Minute zum insgesamt verdienten 2:2. Komplette Ekstase in Rot und Schwarz, totale Leere bei den kroatischen Fans in meiner Reihe. Das Ende einer goldenen Generation? Wir werden es sehen. (hr)

      Georgien – Tschechien 1:1

      Georgien – Tschechien 1:1

      „DER GESCHEITERTE TSCHECHIEN DREIER“

      22.06.2024
      Volksparkstadion
      Europameisterschaft
      Zuschauer: 46.524

      HAMBURG – 17 Tage vor dem Dritten Gruppenspiel in Hamburg konnte ich mir nicht erträumen für 30 Euro bei der Europameisterschaft dabei zu sein. In den ersten Phasen bin ich leer ausgegangen und dachte mir, dass der Zug komplett abgefahren sei, bis plötzlich eine Nachricht per WhatsApp in der Redaktionsgruppe erschien: „Es gibt wieder Tickets für die EM“. Keine zwei Minuten später war eine Fan First Karte für dieses Spiel im Warenkorb.
      Typischerweise hieß es mal wieder Tschechien. 2016 bei der EM in Frankreich sah ich Tschechien in Toulouse gegen Spanien, für die EM 2020 hatte ich Karten für ein Spiel der Tschechen in Glasgow, welche mir wegen Corona aberkannt wurden und nun Tschechien im heimischen Wohnzimmer.

      Gegen 12.45 Uhr machte ich mich auf dem Weg Richtung Volksparkstadion und war verwundert, dass der HVV den S-Bahn Takt tatsächlich erhöhte. Parallel fuhren zwei Bahnen nach Stellingen. Von dort ging es diesmal nur zu Fuß zum Stadion, da der Shuttle nur für Personen mit einer eingeschränkten Mobilität zur Verfügung stand. Am Stadion dauerte es keine zwei Minuten, bis wir im Stadion waren. Rund eine Stunde vorher hörten wir schon die ersten Gesänge der Georgier.

      Rund 15 Minuten vor Anstoß ging das ganze EM Prozedere los und die Mannschaften kamen sechs Minuten vor Anpfiff raus zu Hymne. Spätestens dort war die Stimmung besonders im Bereich der Georgier am kochen. Jede Aktion wurde in den ersten Minuten umgejubelt. Der Torwart parierte schon in der Anfangsphase einige Bälle und hielt Georgien im Rennen. Er war auch am Ende der Spieler des Spiels. Kurz vor der Halbzeit gab es dann einen Elfmeter für Georgien. Mikautadze trat an und traf. Extase pur!
      In der zweiten Hälfte spielte quasi nur Tschechien und jeder wusste, entweder die machen noch den Siegtreffer, oder Georgien bekommt ganz am Ende einen Konter und macht die Bude. Das Drehbuch war schon im Druck, nur Lobjanidze schaffte es nicht die Kugel aus acht Metern ins Tor zu schieben. Er hatte den ersten Sieg der Georgier bei einer EM auf dem Fuß, aber die lieben Nerven versagten dann doch und die Tausendprozentige ging nicht rein.

      Nach dem Abpfiff wurden beide Teams von ihren Landsleuten gefeiert und wir gingen sehr zufrieden nach Hause. Es war ein schönes Erlebnis dabei gewesen zu sein, was vor allem an der Stimmung der beiden Ländern lag. Leider wird mindestens einer der beiden am Donnerstag wieder nach Hause fahren müssen. Zuvor spielen die Tschechen aber nochmal in der schönsten Stadt Deutschlands gegen die euphorischen Türken. Dort wird das Volksparkstadion nochmal ordentlich beben, bevor Taylor Swift die Bude für noch höhere Ticket- und wahrscheinlich auch höhere Bierpreise vollmacht. (mb)

      Hamburger SV – FC St. Pauli – 1:0

      Hamburger SV – FC St. Pauli – 1:0

      „DIE STADT GEHÖRT UNS!“

      03.05.2024

      2. Bundesliga

      Volksparkstadion

      Zuschauer: 57.000

      Hamburg – „Die Stadt gehört uns!“. Gleich 6 von 7 Schwechheimer Redaktionsmitgliedern konnten dem mit Spannung erwarteten Hamburger Derby am Freitag beiwohnen. Nach dem Spiel brannte die Nordtribüne – doch auch die Redaktionsköpfe rauchten. Was war das für ein Kick? Ein Spiel mit einer Jahrhundertkonstellation? Ein Spiel auf Landesliga-Niveau? Beides trifft zu. Eine ultimative Wahrheit herauszufiltern, stellte sich aber als schwer heraus.

      Mein Vorschlag, das Spiel in der Kopfzeile als „TSV Stellingen“ gegen „VfL Hammonia Hamburg Zwote“ einzuleiten, wurde abgeschmettert. Die Überschrift hätte das Derby gut beschreiben können, ohne in die Tiefe zu gehen. Wobei man sich bei der Zwoten vom VfL Hammonia eventuell entschuldigen müsste. Um auf eine sachliche Ebene zurückzukommen: Dieses Spiel, in dem St. Pauli im Volksparkstadion mit einem Sieg hätte aufsteigen können, war einfach „to much“, zu spannungsgeladen. Bei solchen Konstellation gibt es oft nicht viel Spielraum zwischen „Jahrhundertspiel“ und „Landesliga-Kick“. Nichts Weltbewegendes, das passiert jedes Wochenende in irgendeiner Liga. Und das traf auch an diesem Freitag zu.

      Fast, denn Derbysieger und Stadtmeister wurde zu Recht der HSV, das sollte bei allen historischen Pauli-Chancen nicht unter den Tisch fallen. Von zwei nervösen Teams war man die Mannschaft, die nicht locker ließ und – vorsichtig formuliert – schlichtweg weniger „Einscheißpotential“ besaß. So ist es. Über eine schöne, aber austauschbare HSV-Choreo lässt sich streiten. Aber am Ende einer mäßigen Saison lief das Ding im vermutlich letzten Aufeinandertreffen mit Pauli in die richtige Richtung.

      Die Kiezkicker wiederum zogen in allen Belangen den Kürzeren. Auf den Rängen startete man mit einer satten Pyroshow. Und dann? Nichts mehr, wie auf dem Rasen. Vermutlich hatte man sich den Rest für eine große Aufstiegsause nach dem Abpfiff aufgehoben. Mit einem stinknormalen Sieg zu Hause gegen abgeschlagene Osnabrücker nächstes Wochenende kann der Stadtteilverein nun ganz unspektakulär aufsteigen. Also: Nicht viel los, am Freitag in Hamburg. (mm)