Fenerbahçe SK – Kayserispor- 3:3
“PASSOLIG-CHAOS AM BOSPORUS”
20.04.2025
Süper Lig
Şükrü Saracoğlu Stadyumu
Zuschauer: 42.000
ISTANBUL – Nachdem der Karfreitag in England verbracht wurde, ging es mit Wizz Air für schlappe 35 Pfund von London-Gatwick nach Istanbul. Das Osterwochenende kam mir bei der Tourplanung gelegen, um Galatasaray, Fenerbahçe und/oder Başakşehir zu kreuzen.
Circa eine Woche vor dem Spieltag wurde die Terminierung bekannt gegeben und damit stand fest, dass Galatasaray nicht realisiert werden konnte. Zumindest Sonntag gab es die Möglichkeit, den kontinentalen Doppler mit Başakşehir und Fenerbahçe anzugehen. Für Samstag fand ich einen Amateurkick auf „www.amatorfutbol.org“. Außerdem stand ein Zweitligaspiel bei Pendikspor und etwas Sightseeing an.
Das Programm stand fest, doch die eine Frage war noch unbeantwortet. Welche Passolig hole ich mir? Entschieden habe ich mich zunächst für eine Passolig ohne Logo. Mit dieser Karte war es ungefähr drei Tage vor dem Spiel problemlos möglich, Karten für Pendikspor und Başakşehir für jeweils umgerechnet 2,50 Euro zu erwerben.
Schwieriger war es dann, ein Ticket für das Spiel Fenerbahçe gegen Kayserispor zu kaufen. Leider war die Partie warum auch immer als Risikospiel eingestuft worden und dadurch unmöglich mit der Passolig ohne Logo eine Karte zu kaufen.
Auch gab es einen Member-Sale. Der freie Verkauf startete erst einen Tag vor dem Spiel gegen 11:00 Uhr. Die Tickets gingen trotz Preisen von über 100 Euro weg wie warme Semmeln. Schließlich gab es nur noch Karten im Gästeblock. Also brauchte ich nun eine Passolig mit dem Logo von Kayserispor.
Zwar gelang es mir, über den Reisepass diese zweite Passolig Karte zu erwerben.
Tickets kaufen konnte ich dennoch nicht, da die Accounts von Passo und Passolig verknüpft werden mussten. Dazu fehlte mir aber eine Handynummer, mit der ich gebührenfrei SMS empfangen konnte. Meine erste Idee war, eine SIM-Karte mit türkischer Nummer in den Straßen von Istanbul zu kaufen. Die Verkäufer wollten allerdings umgerechnet 45 Euro haben, was mir eindeutig zu viel war. Somit schilderte ich dem Gastgeber vom Hotel mein Problem und er war bereit, mir zu helfen. Er stellte mir eine türkische Nummer zu Verfügung und nach langem hin und her konnte am Morgen des Spieltags tatsächlich ein Ticket im Gästeblock erworben werden.
Bevor es aber in das Stadion gehen sollte, wo u. a. 2009 das UEFA-Cup Finale zwischen Shakhtar Donezk und Werder Bremen stattfand, stand zunächst das Spiel auf der europäischen Seite bei Başakşehir an. Nach einem nicht länger erwähnenswerten Spiel kam die nächste Aufgabe: innerhalb von 3,5 Stunden von Ground A zu B zu gelangen. Was sich einfach anhört, ist in einer Weltstadt wie Istanbul eine echte Herausforderung.
Der Linienbus kam einfach nicht und statt einer riskanten Verbindung mit mehrfachen Umsteigen, bestellte ich ein UBER. Das traf dann auch zwei Minuten nach Bestellung ein. Leider stand das Auto gefühlt die ganze Fahrt im Stau, doch schließlich kamen wir 45 Minuten vor Anpfiff am Stadion an.
Doch einfach reingehen und Fußball schauen war nicht. Denn leider mangelte es an Beschilderungen und Ordnern, die sich am Stadion auskennen. Somit wurde ich von einem Ordner zu einem falschen Eingang gelotst und hatte wertvolle Zeit durch das Warten am Stadioneingang vergoldet. Ein anderer Ordner schickte mich einmal um das Stadion rum, wo ich wie ein Bekloppter hin sprintete und schweißgebadet ankam.
Doch dann das nächste Problem. Der an der Passolig Box abgeholte Tagespass wurde abgelehnt und der Ordner schickte mich zu einer anderen Passbox. “Double Entry“ und „Cancellation“ waren die Sätze, die der Mann am Schalter mir über eine Übersetzungsapp anzeigte. Nach der Frage, wo ich das Ticket gekauft habe, antwortete ich Passo App und er buchte mir eine neue Eintrittskarte.
Etwa zehn Minuten vor dem Anpfiff sollte es nun in das Stadioninnere gehen.
Doch dann die nächste Einlasskontrolle, die hier von der Polizei durchgeführt wurde.
Der Beamte bat mich darum, die Schuhe auszuziehen und alles aus den Jackentaschen zu nehmen. Insgesamt überprüfte der Polizist fünf mal, ob sich denn wirklich keine verbotenen Gegenstände wie Powerbank, Geldmünzen etc. in der Jacke befinden. Ein anderer Hopper aus Deutschland und ich schüttelten nur noch den Kopf und philosophierten darüber, wenn selbiges in Deutschland passieren würde. Vermutlich wäre schon bei der Passolig keine Fanszene mehr im Stadion zu sehen.
Pünktlich zur Nationalhymne betrat ich dann aber den überschaubaren Gästeblock und sah eine riesige Türkei-Fahne auf der benachbarten Tribüne. Das Stadion ist ähnlich laut wie bei meinem Besuch von Besiktas vor zwei Jahren. Besonders laut waren die Pfeifkonzerte. Doch auch die Schlachtrufe kamen zum Teil brachial rüber.
Auf dem Rasen kam die Elf von Jose Mourinho nicht über ein 3:3 hinaus. Der Ausgleich fiel zur Freude der mitgereisten Fans aus Kayseri erst in der 90. Minute und auch in den sechs Minuten Nachspielzeit waren Dzeko, Kostic und Co. nicht dazu in der Lage, das Spiel doch noch für sich zu entscheiden.
Nach dem Abpfiff mussten alle Personen im Gästeblock noch etwa 45 Minuten warten (unabhängig von Touri oder Fan), ehe das Stadion verlassen werden konnte.
Ist das nicht schon Freiheitsberaubung? Interessant war die Dreiviertelstunde dennoch. Die vom Ergebnis enttäuschten Fenerbahçe-Anhänger suchten die Konfrontation mit allem, was sie finden konnten. Dennoch war ich glücklich, als ich wieder in Freiheit war.
Als Dank kaufte ich dem Hotel-Host noch eine Packung Baklava, die am Abend nach dem Spiel gemeinsam mit einem türkischen Tee verzehrt wurde. Vielen Dank für die Gastfreundlichkeit. (fj)










