Real Betis Balompié – Club Deportivo Alavés – 1:0

Real Betis Balompié – Club Deportivo Alavés – 1:0

„BETIS UND DER WEIẞE ELEFANT“

22.08.2025
La Liga
Estádio Olímpico de la Cartuja
Zuschauer: 54.646

SEVILLA – Bereits zum dritten Mal in diesem Jahr berichten wir von einem Spiel der „Béticos“. Drei Mal Heimrecht für Betis in drei verschiedenen Stadien. Während im März das Achtelfinale in der Conference League unter Beteiligung des Landboten wie gewohnt im Estadio Benito Villamarín über die Bühne ging, schaffte es der Verein bis in das Endspiel und genoss im Finale in Breslau offiziell sogar Heimrecht. Das Spiel um den silbernen Pott ging gegen Chelsea verloren, unser Redakteur (hr) bekam in der Ticket-Lotterie ein Kärtchen zugelost. Nun zur Abwechslung mal „La Liga“ – und das im größten Stadion der Stadt.

Das „Estadio Olímpico de la Cartuja“ wurde im Hinblick auf die Bewerbung für die Olympischen Sommerspiele 2004 erbaut und diente im Jahr der Fertigstellung 1999 als Host für die Leichtathletik-Weltmeisterschaft. Astrid Kumbernuss errang bei diesem Wettbewerb ihre dritte und letzte WM-Goldmedaille im Kugelstoßen. Wer erinnert sich nicht an diese Sternstunde der deutschen Leichtathletik? Aber zurück zum Fußball, denn für Olympia 2004 erhielt bekanntlich Athen den Zuschlag. 2003 stand Celtic im Cartuja in einem legendären Europapokal-Finale gegen den FC Porto und zog gegen den aufstrebenden José Mourinho den Kürzeren. Dann wurde es still. Seit 2020 steigt jedoch jährlich das Endspiel um die „Copa del Rey“ in dem Stadion und 2021 strich die UEFA kurz vor dem Corona-Turnier Bilbao als EM-Standort und ersetzte es durch das Olympiastadion in Sevilla.

Ohne vorab große Zukunftsvisonen auf Pressekonferenzen zu verkünden, startete die „Ciudad autónoma“ Anadalusien letztes Jahr eine Sanierung für das große Stadion. Das Cartuja wurde zu einem reinen Fußballstadion umgebaut und bietet nun über 70.000 Zuschauern Platz. Das Cup-Finale im April diente als Einweihung nach den Baumaßnahmen. Neben den epischen Arenen in Madrid und Barcelona gilt das Olympiastadion in Sevilla nun als drittgrößter Spielort Spaniens. Aber warum spielt Betis in der Bude? Ganz einfach: In den nächsten beiden Jahren wird das „Benito Villamarín“ umgebaut und zumindest in diesem Jahr erfolgt der Umzug ins Cartuja. Die WM 2030 wirft ihre Schatten voraus.

Das war jetzt viel Stadion-Theorie. Ab zum Spieltag. Rund 55.000 Zuschauer strömten zum ersten Heimspiel in das Ausweichstadion. Die Arena wirkt wie aus einer anderen Welt. Aber nur von innen, von außen sieht es auf dem großen Expo-Gelände am Rande der Stadt völlig unscheinbar aus, eher vermutet man einen Wohnblock hinter der Fassade. Im Innern angekommen, lädt das Volumen zunächst zum Staunen ein. Durch das kreisrunde Dach mit den vielen, vielen Sitzplätzen erinnert die Arena ein wenig an das legendäre „Maracanã“ in Rio. Nur schade, dass das „Cartuja“ an weit über 300 Tagen im Jahr keine Nutzung erfährt und in Sevilla deswegen als „Weißer Elefant“ bezeichnet wird.

Doch das gehört ja zumindest in dieser Saison der Geschichte an. Bei den garantierten 19 Betis-Heimspielen dürfte eine Menge los sein. Das merkt man schon auf dem chaotischen Vorplatz, wo tausende „Fanáticos“ in Grün-Weiß wie die Ameisen über die Ballermeile wuseln. Wenn vor dem Spiel die Betis-Vereinshymne gewohnt stimmgewaltig ertönt, denkt man nicht, dass diese Gesänge gerade durch ein Ausweichstadion scheppern.

Zum Spiel gibt es nicht so viel zu berichten. In der ersten Viertelstunde geht es hin und her. Alavés hat die erste Einschussmöglichkeit, Betis macht nach 15 Minuten dank eines Abstaubers von Starspieler Giovani Lo Celso das 1:0 und danach ist das Spiel ein zäher Kampf auf beiden Seiten, auch wenn die Spannung bis zum Schluss hält. Alavés hat zu wenig Punch um ernsthaft das Spiel zu drehen und für Betis dürfte es eine harte Spielzeit werden, nach der Fabel-Saison 24/25: Antony weg, Bakambu außer Form, Isco verletzt. Aber egal, für die Groundhopper-Zunft spielt das Cartuja in dieser Saison die Hauptrolle. (mm)