NK Pakoštane – NK Sabunjar – 2:1

NK Pakoštane – NK Sabunjar – 2:1

“5. LIGA KROATIEN – IST DAS DIE REISE WERT?“

29.09.2024
Stadion Pakoštane
ZNL Zadarska Zupanija
Zuschauer: 150

PAKOŠTANE – Der Balkanexperte des Landboten treibt sich aktuell mal wieder zwischen dem Velebitgebirge und Dubrovnik herum. Bevor weitere Berichte von Hajduk Split und Trogir folgen, nutzt der Kollege den Spielbesuch bei NK Pakoštane, um eine grundsätzliche Frage aufzuarbeiten. Warum reist man tausende Kilometer, um dann vor Ort ein 5. Liga Spiel zu sehen? Warum ist einem das Ergebnis vor Ort meist völlig egal? Was macht dieses Hobby aus? Und die Frage, worum es hauptsächlich gehen soll: Wie kann man Außenstehenden dieses Hobby bzw. diese Leidenschaft nahebringen? Als Beispiel eignet sich das Spiel in Pakoštane.

Schon seit Jahren tingel ich in regelmäßigen Abständen über den Balkan und sammle fleißig Spielbesuche im ehemaligen Jugoslawien. Ob Arsenal Tivat, Široki Brijeg, Vardar Negotino, Segesta Sisak, FK Vojvodina oder auch FC Prishtina: Kein Weg war zu weit, kein Grenzbeamter zu nervig. In Slowenien fehlt nur noch ein Ground zur Komplettierung der höchsten Spielklasse, in Serbien konnten schon diverse Derbys besucht werden und in Bosnien sollte ich mich als deutschsprachiger Fremdenführer anbieten. Den Länderpunkt Bulgarien habe ich 2017 weit vor Belgien, Luxemburg oder Tschechien gemacht. Die wohl interessanteste Anreise zu einem Fußballspiel war die 21 Stunden Fahrt zum Sarajevo Derby. Aber auch ein Besuch in Thessaloniki mit dem Auto bleibt in ewiger Erinnerung. In Kroatien zähle ich mittlerweile rund 25 besuchte Fußballspiele.

Wenn man den Schwiegereltern, seinen Arbeitskollegen oder aber „normalen“ Bekannten von diesem Hobby erzählt, passiert in der Regel das gleiche: Die meisten dieser Menschen können Spielbesuche bei Manchester United, Ajax Amsterdam oder im Camp Nou sehr gut nachvollziehen. Kniffliger wird es dann schon bei Kandidaten wie Crvena Zvezda, FC København oder aber Brescia in Norditalien. Für den typischen Atmo-Hopper lösen diese Besuche Euphorie aus, für die eben angesprochene Gruppe wohl eher entsetzen. Richtig schwierig wird es aber bei dem Versuch zu erklären, warum man unbedingt auch 4.,5. oder aber 8. Ligaspiele im In- und Ausland schauen möchte. Im regionalen Bereich können viele der oben genannten Personen diese Gelegenheitsbesuche noch nachvollziehen, hingegen wird es dann komplex zu erklären, was man denn in einem Kaff in Serbien möchte, um ein Spiel des Vereins Surcin zu besuchen. Die Sinnhaftigkeit ist mir, um ehrlich zu sein, selber nicht ganz klar. Natürlich geht es bei diesen Spielen hauptsächlich darum, EINE Oldschool Tribüne zu sehen oder DAS EINE Bergpanorama abzufotografieren. Tatsächlich gebe ich zu, dass ich bei genau diesen Spielen oft denke: Warum geht das ganze jetzt noch einmal 45 Minuten? Die richtig guten Schnappschüsse und die wichtigsten Erkenntnisse erlangt man bei diesen Spielen meines Erachtens nach einfach sehr schnell. Die Pyroshow zur zweiten Halbzeit wird in aller Regel definitiv ausbleiben und ob das Spiel nun 1-0 oder 2:7 ausgeht interessiert am Ende tatsächlich niemanden der Groundhopping Community. Dennoch will man sie ja doch besuchen, die schönsten Perlen im In- und Ausland. Vor 90 Minuten gehen kommt sowieso nicht in Frage, das können gerne andere machen, aber für uns geht ein Spiel 90 Minuten – Ob’s nun manchmal wehtut oder halt auch eben nicht.

Wie erklärt man nun allerdings die Sinnhaftigkeit dieses Hobbys? Anhand des Beispiels Pakoštane möchte ich euch meine Version darbieten und frage mich, ob dass viele andere Leser und Leserinnen genauso sehen? „Groundhopping hat mich an die schönsten Orte der Welt gebracht, ohne einen Reiseführer zu lesen und abseits von Extremtourismus.“ „Ohne dieses Hobby hätte ich sehr viele Orte niemals entdeckt.“
Und so ist es auch in diesem Fall: In den ersten Tagen des diesjährigen Kroatien-Urlaubs standen für uns Šibenik, Trogir, Primosten und der Krka Nationalpark auf dem Programm. Meine Reisebegleitung ist zum ersten Mal in Kroatien und so versteht es sich von selbst, diversen Städtchen nochmal einen zweiten, teils dritten und vierten Besuch meinerseits abzustatten. Geplant war an diesem ersten Wochenende eigentlich nur ein Spiel in Trogir und eine Partie im mega Ground in Imotski. Dieser wurde zwar aufwendig saniert, seinen alten Charme hat er aber zum Glück nicht verloren. Leider muss der Rasen nach nur zwei Jahren wieder unters Messer und das Heimspiel vom 28. September wurde in den Dezember verlegt. Somit habe ich mich mal im Internet durch die Zadarska/- und Split-Dalmatinski Fußballkreise durchgeklickt und bin auf ein Spiel in Pakoštane gestoßen. Direkt an der Adria liegt Pakoštane, nur wenige Kilometer vom wohl schon eher bekannten Biograd na Moru entfernt. Im eben genannten Pakoštane haben wir sehr gut und recht preiswert zu Abend gegessen, wir haben eine richtig kleine liebevolle Stadt entdeckt und einen glasklaren Adria Strand gibt’s umsonst obendrauf. Zum Schnorcheln 10/10, kaum Touristen und sehr sauber. Zudem liegt mit dem Vransko Jezero ein See mit Naturschutzgebiet in direkter Umgebung. Hier kann man für 5 EUR auf einem Holzsteg, der über den See führt, wandern. Der Weg führt direkt durchs Naturschutzgebiet und man kann verschiedene Vogelarten beobachten. All diese Eindrücke wären uns ohne den Besuch des NK Pakoštane durch die Lappen gegangen. Es ist eben nicht nur ein fünftliga Spiel was man besucht, sondern auch ein Tag voller Eindrücke.

Zum Ende aber doch noch kurz zum Spiel: Der Ground an einem Wald gelegen wusste richtig zu gefallen: Eine nette Sitzplatztribüne direkt angeschlossen ans Vereinsheim. Auf der gegenüberliegenden Seite ein Parkplatz, von wo aus ein deutscher und ungefähr 50 Kroaten die Partie verfolgten. Insgesamt konnten ungefähr 150 Zuschauer gezählt werden. Pakoštane konnte das Spiel mit 2-1 gewinnen und steht in der Tabelle nun auf Platz zwei. Das Niveau war überdurchschnittlich gut, ich würde sagen, mindestens mit der Oberliga in Hamburg vergleichbar. Ein Highlight waren noch zwei Kroaten welche mit einem alten Golf II zur 7. Spielminute angefahren kamen. Aus dem Kofferraum kramten sie zwei Camping Stühle, eiskalten Weißwein und mitgebrachte Gläser. Ich hatte mein Karlovačko noch nicht ganz aus der Tasche gekramt, da haben die 9 Jungs mir schon zugeprostet. Wer Interesse an unterklassigen Spielen in Kroatien hat, dem empfehle ich die HRnogomet App. Hier lassen sich alle Spiele in Kroatien in einen Matchkalender auftreiben. Zudem empfehle ich, die meist sehr gut geführten FB Auftritte der jeweiligen Vereine zu verfolgen. Wer mehr Tipps oder Hilfe zum Balkan oder zu Kroatien im speziellen benötigt, kann sich gerne per PM an uns wenden ! (hd)