San Marino – Bosnien-Herzegowina – 0:6
„BOSNISCHE INVASION IN SERRAVALLE“
06.09.25
WM-Qualifikation
San Marino Stadium
Zuschauer: 2.740
SERRAVALLE – Bei der Planung für das Länderspiel-Wochenende im September fiel uns schnell die späte Anstoßzeit beim Duell San Marino gegen Bosnien-Herzegowina auf. Das ließe sich doch sicher mit ein, zwei Amateurspielen in Italien kombinieren. Zudem fehlte noch zwei Redakteuren der Länderpunkt San Marino. Zu guter Letzt versprachen wir uns einen guten Gästeauftritt und so fand sich schnell eine Reisegruppe zusammen.
Der einfache Jet brachte uns am Freitagabend zuverlässig von Schwechheim nach Mailand-Malpensa. Am nächsten Morgen fix den Mietwagen abgeholt und ab auf die Autostrada Richtung Umbrien, wo am Nachmittag Gubbio im Lokalduell gegen Perugia kickte. Nach fast sechs Stunden erreichten wir pünktlich das Stadio Pietro Barbetti. Bei herrlichem Sommerwetter feierten die Ultras der Gastgeber ihr 45-jähriges Jubiläum mit einem Intro. Für uns ein unerwartetes Zubrot. Auch die rund 1.000 Tifosi aus Perugia lieferten mit gutem Support ab. Italien unterklassig macht eben fast immer Spaß.
Von dort fuhren wir weiter in die älteste Republik der Welt. Bereits im Vorfeld deutete sich eine Invasion der bosnischen Fans an. Offiziell wurden 1.000 Gästekarten verkauft und der san-marinesische Verband gab Tickets für die Haupttribüne nur vor Ort an die eigenen Landsleute und Italiener raus. Diese Nachricht sorgte bei einigen Hoppern für Herzrasen, aber am Spieltag öffnete dann doch die Tageskasse für alle.
Entsprechend deckten sich die Bosnier reichlich ein und mit Anpfiff dürften von den offiziell etwa 2.700 Zuschauern mindestens 80 Prozent für die „Zlatni ljiljani“ gewesen sein. Schon beim Aufwärmen flog die erste Fackel aufs Feld und sorgte für einen Vorgeschmack auf das, was noch kommen sollte.
Bei der Nationalhymne folgte dann ein Meer an weißen Fahnen mit den goldenen Lilien. Der Block aus Sarajevo links auf der Gegengerade war da bereits auf Betriebstemperatur. Allerdings schwappten die Schunkel- und Klatscheinlagen meist nicht so auf die Normalos über. Rechts der Mitte machte die Gruppe aus Mostar ihr eigenes Ding.
Noch weniger fühlte sich anscheinend die Mannschaft zunächst davon motiviert und trat uninspiriert und ohne Elan auf. Von der goldenen Generation um z. B. Misimović, Pjanić, Ibišević ist nur noch Džeko übrig, der mit 39 Lenzen sein Team als Kapitän anführte und sich fußballerisch von seinen Kollegen abhob. Der Altmeister vergab auch die erste große Chance in der 13. Minute. Nur drei Zeigerumdrehungen später kassierte Golinucci für eine Notbremse die rote Karte und besiegelte quasi das Schicksal des krassen Außenseiters. Dennoch führten die Bosnier nur mit einem Tor zur Halbzeit und blieben auch im zweiten Durchgang lange Zeit seltsam lahm und passiv.
Da sorgte die fette Pyroshow aus Bengalos und Rauchtöpfen für mehr Unterhaltung und hüllte die Flutlichtmasten des Stadio Olimpico in Rauchschwaden. Kurz danach kam auch auf dem Platz mehr von den Gästen. Džeko höchstpersönlich entschied das Spiel mit einem Doppelschlag, der Mann hat es einfach immer noch drauf. „Bosna“ machte die Bude akustisch nun endgültig zu einem Heimspiel.
In den letzten zehn Minuten legten die “Zmajevi” noch drei Tore nach, was aber für uns eher nebensächlich war. Die bosnischen Fans hatten wie beim ersten gesehenen Auftritt in Montenegro vor drei Jahren abgeliefert und höchst zufrieden ließen wir den Abend noch mit ein paar Pivo am Strand von Rimini ausklingen. (hr)









