Holter SV – TuS Norderney – 5:2
„GUTEN MORGEN OSTFRIESLAND!“
12.10.2025
Ostfrieslandliga
Sportplatz am Franzosenweg
Zuschauer: ca. 50
RHAUDERFEHN – Guten Morgen Norddeutschland, guten Morgen Ostfriesland! Morgens um halb 11 im Kreis Leer: Keine Hektik, keine Termine, keine Kompromisse. Das traf auf alle Anwesenden zu – nur nicht auf die Gäste von der Nordseeinsel Norderney. Denn der frühe Anstoßtermin galt den Insulanern, deren Fähre im Morgengrauen auf’s Festland rübersetzte. Von Norddeich ging es anschließend noch gut 75 Minuten mit einem Charterbus weiter nach Holte, einem Ortsteil von Rhauderfehn. Und wo wir gerade bei 90er-Jahre-Werbung sind: Früher gab es mal die „längste Praline der Welt“ – bei den Auswärtsfahrten vom TuS Norderney handelt es sich vermutlich um die längsten Kreisliga-Reisen der Welt. Und wenn nicht, zumindest um sehr anspruchsvolle Touren.
Bei der exklusiven Anstoßzeit an diesem Sonntag verloren sich auch ein paar Groundhopper auf dem idyllischen Platz vom Holter SV. So wirklich putzmunter und hellwach wirkte das Publikum am Franzosenweg noch nicht, obwohl die Kaffeemaschine hinter der Tribünen-Klappe auf Hochtouren lief und die Bockwürste im Tauchsieder ihre Runden drehten. Das 500-Einwohnerdorf befand sich noch im Schlummermodus, etwa 50 Zuschauer waren gekommen um das Mittelfeld-Duell in der Ostfriesland-Liga zu verfolgen. Die „Mitmachquote“ am Stankett bewegte sich demnach gegen null, während eine andere Eigenart auffiel: Die Plattdeutschquote in Rhauderfehn lag bei nahezu 100%.
Pure Gelassenheit im Publikum und plattdeutscher Plausch, selbst als nach 10 Minuten ein lauter Alarm den Sportplatz zum Vibrieren brachte. Die Feuerwehrsirene am Dorfplatz heulte auf und sorgte bei den Groundhoppern für leichte Aufregung, denn wer wenn nicht die jungen Burschen auf dem Platz wären für den Dienst am Schlauch besser geeignet und die ermittelte Einwohnerzahl von 510 Personen im Ort ließ vermutlich keine üppige Auswahl zu. Die Spielermütter und Senioren auf der Tribüne beruhigten aber so gleich die Szenerie und hatten ihren Laden im Griff: Zimmerbrand im Nachbarort Collinghorst, Brandgeschehen unter Kontrolle. In Holte sei jeder zweite Bewohner Mitglied in der Freiwilligen Feuerwehr und die Spieler müsse man da nicht „vom Platz scheuchen“. Dat löppt sich alln’s torecht, in Ostfriesland!
In Ruhe konnte man sich anschließend dem sportlichen Aspekt der Partie widmen und sah ein munteres Spielchen auf dem achten Level. Auch hier hatte der Holter SV lange Zeit alles im Griff, flüssiges Angriffsspiel und sehenswerte Tore sorgten insgesamt für 5 Treffer auf der Heimseite. Mitte der zweiten Halbzeit stand das Spiel nochmal kurz auf der Kippe. Die Gäste gaben sich nicht geschlagen und grätschten im einsetzenden Nieselregen verbissen um jeden Ball, aber irgendwie war es nur eine Frage der Zeit, bis die offensivstarken Holter zu Kontermöglichkeiten kamen, so dass ein flottes und spannendes Kreisligaspiel registriert wurde.
Anschließend haderten die Gäste mit dem Schiedsrichter, der in der kurzen Phase, in der die Partie spitz auf Knopf stand, ein Abseits übersehen haben soll. Na klar, so eine Packung zu bekommen nach intensiver Anreise und aufopferungsvollem Spiel ist immer ärgerlich. Aber wie der einzige Edelfan in roten Klamotten und Fanschal treffend zusammenfasste: Es war trotzdem ein schöner Ausflug von der Insel auf das Festland und dass das alles klappt, war in der Vergangenheit auch nicht immer eine Selbstverständlichkeit. Die Kosten und der Aufwand für Spiele gegen die Teams von den Friesischen Inseln lassen den Vereinen manchmal keine andere Wahl, die Partien nicht anzutreten und die Wertung über den Grünen Tisch zu regeln. Wie das Land, so der Fußball. (mm)













