Dobro utro (Guten Morgen) und herzlich Willkommen zur neuen Ausgabe der BILDERBUCHBUDE DER WOCHE (39).
Heute grüßt der Landbote aus Prilep (Nordmazedonien). Hier spielte der HSV vor knapp 20 Jahren international gegen den FK Pobeda in der 2. Runde des UI-Cups und zog souverän in die 3. Runde ein.
Das Stadion Goce Dolčev fasst 15.000 Zuschauer, wobei heutzutage bei einem Ligaspiel gerade mal zwischen 200-300 Leute kommen. Im Jahr 2021 schloss der Verein eine (Komplett)renovierung des Stadions ab, die fünf Jahre dauerte. Dabei muss man allerdings erwähnen, dass der Begriff Renovierung hier anscheinend anders verstanden wurde. Vor dem Umbau gab es auf beiden Seiten Sitzschalen, die aber bis auf etwa 100 Stück entfernt wurden. Das einzig neue Element ist im Prinzip die Überdachung der Haupttribüne.
01.03.2025 Stadion Goce Delčev FK Pobeda Prilep – Makedonija Gjorče Petrov
18.08.2024 Prva Makedonska Liga Stadion Gradska Plaža Zuschauer: ca. 750
“REGENSCHLACHT IN STRUGA”
STRUGA – Nach den gemeinsamen Länderpunkten Montenegro, Kosovo und Griechenland ging es am Sonntag zum zweiten Mal nach Mazedonien. Im letzten Jahr waren beide Schreiberlinge jeweils einzeln in Mazedonien, der eine sah sich mit einer tollen Reisegruppe das Länderspiel zwischen Mazedonien und Italien an und der andere ein Erstligaspiel von FK Rabotnički in Skopje.
Auf dieser Tour passte es einfach, das Land und vor allem den Erstligisten FC Struga einen Besuch abzustatten. FC Struga wurde im Jahr 2015 gegründet und spielt seit 2019 in der ersten Liga. Ein zusätzliches Argument für die Wahl des Spiels war der Ort. Struga, eine Stadt gelegen direkt am großen Ohridsee. Der Ohridsee ist das größte Gewässer in Mazedonien, vor dem Spiel besuchten wir das Kloster Sveti Naum. Dieses liegt zwar eine Stunde südlich von Struga, aber durch die Einreise aus Griechenland über Albanien lag es auf dem direkten Weg. Zudem ging es heute im Vergleich zu den vorherigen Grenzübergängen relativ flott, wir sprechen hier von 40 Minuten an der Grenze Griechenland-Albanien und 10 Minuten an der Grenze Albanien-Mazedonien.
Der FC Struga entwickelte sich in den letzten Jahren seit dem Aufstieg zu einer größeren Nummer im Mazedonischen Vereinsfußball. In den letzten beiden Saisons (22/23 und 23/24) holte das Team jeweils die Meisterschaft. Dieses Jahr hatte das Team in der Qualifikation um die UEFA Champions League das slowakische Team ŠK Slovan Bratislava zu Gast. Bei internationalen Spielen weichen die Teams nach Ohrid aus und spielen leider nicht in ihrem eigentlichen Heimstadion.
Nachdem wir einen kleinen Stadtspaziergang und den Besuch am Strand abgehakt haben, dauerte es nicht lang und es kam ein großes Gewitter auf die Stadt Struga zu. Das Wetter passte uns so gar nicht ins Programm, für Stadien, die am Wasser liegen, ist es einfach suboptimal, wenn es regnet. Lässt sich nur leider nicht ändern. Zwei Stunden vor Spielbeginn sah es im Stadion nicht danach aus, dass hier heute noch irgendein Fußballspiel stattfinden sollte. Es waren keine Eckfahnen aufgebaut, der Platz war noch nicht gekreidet und weit und breit war kein Mensch zu sehen. Erste Liga in Mazedonien, spannend wie eh und je. Das sind Bedingungen, die uns Spaß bringen. Somit haben wir nochmal alle offiziellen Vereins-Accounts geprüft und zumindest keine Absage gefunden. Nach circa einer Stunde verließen wir unser “Flucht-Lokal”, um uns begleitet von Nieselregen zum Stadion aufzumachen.
Wir waren überrascht, wie viele Zuschauer dieses Spiel sehen wollten, Eintritt kostete das Spiel keinen. Das Prinzip überzeugt, dazu sei gesagt, es nieselte wirklich 60 Minuten nur so vor sich hin. Es gab zwar eine überdachte Tribüne, auf dieser durften heute aber wohl nur Familienmitglieder und Freunde der Spieler sitzen. Immerhin war dort jeder Platz besetzt. Umso schöner ist es doch, wie sehr Fußball die Leute in jeglichen Ländern begeistert und was dafür in Kauf genommen wird. Auf der anderen Seite waren Stufen mit Sitzschalen bestückt, hier durfte sich quasi der Rest sammeln, ohne Dach oder sonstigen Schutz vor dem Regen. Aus der Improvisation heraus holten einige Leute die umliegenden Sonnenschirme am Strand, um diese als Regenschirm zu nutzen. Wir fanden die Idee absolut top und machten den Einheimischen nach.
Auf dem Platz wurde uns eine feine Regenschlacht auf einem sehr rutschigen Rasen geboten. Die Heimmannschaft als der klare Favorit zwar spielbestimmend, aber noch nicht mit klaren Akzenten dieses Spiel gewinnen zu wollen. Sobald der Regen aufhörte, wurde das Spiel immer besser und die Heimmannschaft traf zum 1:0. Mit dem Treffer wurde der Endstand markiert und das Heimteam festigte sich erneut den ersten Tabellenplatz.
Nach dem Spiel wurde im „Restaurant Skopje 10 – Grill“ ein perfektes Abendessen zu uns genommen, für einen schmalen Taler gibt es hier jegliche Fleischsorten und Grillteller die ein Herz begehren können. Ein nahezu den Umständen entsprechend perfekter Tag fand ein sehr gelungenes Ende. (tp/fj)
25.10.2023: FK AP Brera Strumica – FK Gostivar – 5:4 n.E. (0:0)
„MAILAND ODER MADRID – HAUPTSACHE: MAZEDONIEN“
Sportski Centar Pandev
Zuschauer: ca. 200
Nordmazedonien
Kup na Makedonija
STRUMICA – Am Ende des Tages ärgerte ich mich trotz der Entscheidung im Elfmeterschießen nicht zu Sileks Kratovar gefahren zu sein. Dort fielen in authentisch-mazedonischer Umgebung fünf Tore in einem spannenden Achtelfinale, während in dem klotzneuen Stadion der Kaderschmiede von Goran Pandev, dem Rekordnationalspieler Nordmazedoniens, 90 Minuten um den heißen Brei herumgespielt wurde. In den letzten 3 Spielen, die ich in Nordmazedonien gesehen habe, sah ich nur Elfmetertore und davon gerade mal ein einziges in der regulären Spielzeit. In allen drei Spielen gab es direkt in der 1. Minute eine hundertprozentige Torchance, diesmal sogar einen Pfostentreffer, ehe für die übrigen 89 Minuten in den grausam-neutralisierenden, ineffizienten Mazedonien-Modus geschaltet wurde.
Doch als erfahrener Mazedonien-Reisender, 29 Jahre nach meinem ersten Aufenthalt in dem Land, schockt mich nicht mal mehr der Spielstil der dortigen Rumpeltruppen. Der neue Ground vom „FK Akademija Pandev“, der sich seit diesem Jahr „FK AP Brera Strumica“ nennt, ist auf den ersten Blick ein ganz schöner Klunker. Auf den zweiten Blick ist er ein unfertiger Rohbau, mit dem der „TÜV Süd“ kurzen Prozess machen würde – wie fast jedes Haus und jede Baute in Nordmazedonien. Eyecatcher ist ganz klar das futuristische Akademie-Gebäude, in dem außen eine Tribüne integriert ist. Sonst bietet der Ort eigentlich nichts. Die Akademie scheint innen bis auf die Kabinen im Keller kaum fertig zu sein. Zwar hängen Öl-Gemälde von Goran Pandev an der Wand, doch auf dem Boden stolpert man alle zwei Meter über eine Bohrmaschine. Kein einziger Sitz auf der Tribüne ist festgeschraubt, so dass die Plastikstühle immer mal wieder von der Tribüne purzeln.
Warum ein Pokal-Achtelfinale um 14 Uhr auf einem Mittwoch ausgetragen wird, bleibt das große Geheimnis des nordmazedonischen Fußballverbands. Daher verirrten sich vielleicht gerade mal 200 Seelen an den Stadtrand Strumicas im Südosten des Landes und bezahlten rund 3 Euro Eintritt für diesen Kick. Im Ausschank gab es nur Wasser und vor dem Stadion die berühmten Kürbiskerne. Aber das Spiel soll hier eigentlich gar nicht großes Thema sein und war an diesem Mittwoch-Nachmittag auch nicht der Rede wert. Denn bei der Recherche bezüglich der Umbenennung des Vereinsnamens stolperte ich über einen Mailänder Stadtteil und die „Fenix Trophy“. Und so hatte dieser Grottenkick dann doch seinen Mehrwert.
Die Recherche ergab, dass der Brera FC, ein „fannaher“ Verein aus dem gleichnamigen Mailänder Stadtteil und Mitbegründer der „Fenix Trophy“, dem „Europapokal für Non-Profit-Teams“, vor gut einem Jahr vom US-Finanzjongleur Chris Gardner übernommen wurde. Chris Gardner ist Selfmade-Millionär und seine Geschichte wurde mit Will Smith verfilmt („Das Streben nach Glück“). Der Verein passt zu seinem Image. Leider passt aber auch die neugegründete „Brera Holding“ zu dem Image dieser Branche. Die „Multiclub Ownership“ ist NASDAQ-notiert und hat neben den Italienern auch den mazedonischen Pokalsieger von 2019 und ein Team aus Mosambik übernommen. Das Geschäftsmodell verspricht mit einer „einzigartigen Wertschöpfungsmethodik Rendite zu bieten“ und agiert „weltweit“, wie man auf der Homepage nachlesen kann. Und das obwohl man den Brera FC in Italien jüngst vom Spielbetrieb abgemeldet hat. Das Börsenunternehmen will auch ohne aktives Team zur „Nummer 3“ in Mailand aufsteigen und organisiert noch immer die Austragung der Fenix Trophy.
Kennen wir alles und ist für’n Arsch. Selbst wenn Will Smith die Fäden zieht. Oder um es ganz einfach auszudrücken: Fick dich, Fenix Trophy! (MM)