Málaga CF – Cádiz CF – 0:2

Málaga CF – Cádiz CF – 0:2

„ALLE 11 MINUTEN VERLIEBT SICH EIN GROUNDHOPPER IN EINEN DERBYHELDEN“

09.03.2025
Segunda División de España
Estadio La Rosaleda
Zuschauer: 20.857

MÁLAGA – Das Andalusien-Derby im „Estadio La Rosaleda“ sollte der schöne Abschluss einer ereignisreichen Spanien-Woche werden. Das Spielchen rutschte nur auf die Speisekarte, weil Betis Sevilla am Donnerstag ein Heimspiel im Europapokal zugelost wurde. Bis dahin hatte man ein wirklich gutes Fußball-Line-up und nur gute Spiele gesehen. Das Mittelfeld-Duell Dreizehnter gegen Vierzehnter versprach zwar keine Partie für Feinschmecker zu werden, aber in Spanien wurde man eigentlich noch nie enttäuscht. Und sollte das Spiel halten, was es nicht versprach, bliebe ein wunderbarer Ground, der eigentlich so aussieht wie der in Sevilla, aber in den nur halb so viele Leute passen.

Am Vorabend nochmal kurz ins Ticketing geklickt – viele tausend Plätze waren noch frei. Und so schlenderte man frohen Mutes nachmittags zum Rosaleda. Von weitem sah man schon die geöffneten „Taquillo“-Schalter, aus denen die Tickets verkauft werden. Das Tickethäuschen war vollbesetzt – trotzdem wurde die Schocknachricht überbracht, dass am Spieltag keine Karten mehr verkauft werden. Weder on- noch offline. Grund dafür die Einstufung als „Hochrisikospiel“. Ob man das in Spanien nötig hat? Wo es kaum Auswärtsfahrerei gibt? Und überhaupt, was soll das bringen, wenn man sich bis zum Vortag beliebig eindecken kann? Auch wenn hier eine „linke“ Fanszene auf eine „rechte“ traf, entschied man sich, diese Maßnahme als völligen Quatsch einzustufen.

Aber diese Einschätzung spülte kein Ticket an Land. Es wimmelte jedoch sofort von Schwarzmarktverkäufern auf dem Vorplatz. So richtig unseriöse Typen im Jogger, mit Bauchtasche und „Nike Air Max“ an den stinkenden Füßen. Zu allem Überfluss verhökerten sie auch noch ausgedruckte E-Tickets. Ein Opa schaltete sich sofort in die „Verhandlungen“ ein. Leider sprach der Mann nur Spanisch. Vermutlich ging es darum, dass ein Ticket nicht reicht und auch die beiden Kinder eine Zutrittsberechtigung benötigen. Offensichtlich hätte er auf seiner Dauerkarte ein Kind mit reinnehmen können. Aber was bringt das? Das Ticket für den Papa-Groundhopper fehlte. Zudem waren gerade mal 47€ Bargeld geblieben. Das sollte aber wenig später für ein Papierticket reichen. 45 Peseten wechselten den Besitzer. Der Opa schlug sich an die Stirn, schüttelte mit dem Kopf und ging weiter. Nicht gerade ermunternd.

Auf ging es zum Eingang und das mit den Kindern machte Sorge. Der Plan war die ganze Zeit, die Jungs mit reinzuschmuggeln. Wenn es Probleme gibt, dann holt man eben noch schnell zwei (ermäßigte) Tickets. Doch das war bei diesem Spiel ja nicht möglich. Also postierte man sich vor dem Eingang und… wartete die Zeit ab. Nach 10 Minuten kam eine ganze Jugendmannschaft. Alle Jungs hatten Tickets in der Hand, nur wir nicht. Aber dieser Umstand sollte reichen, um mit reinzuhuschen. Das 45€-Ticket galt natürlich für den unüberdachten Bereich. Da es unentwegt tröpfelte, ging es pauschal Richtung Tribüne – und siehe da, keinerlei Kontrollen. Irgendwie hatte sich die heikle Situation binnen Minuten in eine komfortable Situation gemausert.

Und ein Fußballspiel gab es ja auch noch. Málaga, der gefallene Riese, bei dem man irgendwie immer an Borussia Dortmund denken muss, startete die Partie mit viel Schwung. Sowohl auf dem Rasen als auch auf den Rängen. Die „Ultras“ hinter dem Tor gaben den Takt an und das ganze Stadion hatte Bock mitzumachen. Von Cádiz und den vielleicht 250 oder 300 Auswärtsfahrern war man quantitativ zunächst enttäuscht. So ein Bohei um zwei Handvoll Gästefans. Ihre Zeit sollte aber noch kommen.

Die Partie war das typische Spiel zweier formschwacher Teams in der zweiten Liga. Mittelfeld-Duelle mit offenem Visier, viel zu hoher Einsatz, auf jeden Ball am Mittelkreis wurde eingeprügelt und fast jeder Pass nach einem Ballgewinn ging in die Füße des Gegners. Es fehlte an Präzision und Konzentration, die Körner wurden zuvor in belanglosen Zweikämpfen verschossen. Cádiz war das smartere Team, aber wie Málaga weit von einem Tor entfernt. Während einer der Junior-Groundhopper während des Spiels einschlief, pendelte sich alles auf ein 0:0 ein. Das sagt wohl alles.

Schade wär’s gewesen, so ein hoher Einsatz für das Spiel und dann eine Nullnummer, zumal es für Cádiz nach einem Torwartfehler in der 1. Minute (!) fast geklingelt hätte. Es hätte auch nicht zu den unterhaltsamen Spielen in dieser Woche gepasst. Und so hatte Málaga ein Einsehen, vertändelte kurz vor Schluss einen hohen Ball und die Gäste schoben zum nicht mehr für möglich gehaltenen 0:1 ein. Nur Sekunden später gelang sogar noch der Endstand zum 0:2. Besonders pikant: Torschütze José Matos wurde mit einem gellenden Pfeifkonzert bei seiner Einwechslung begrüßt. Ein Blick in seine Vita verriet den Wechsel von Málaga nach Cádiz vor der Saison. Er war es auch, der zuvor das 0:1 auflegte. Unglaublich was für ein Drehbuch dieses langweilige Spiel am Ende noch parat hatte. Und auch die Auswärtsfans, die 83 Minuten nichts weiter als ein schöner gelber Fleck im Stadion waren, tanzten nach den Toren im Regen und übernahmen mit ihrer kleinen Delegation akustisch die Oberhand im Rosaleda.

In so einem Derby in Spanien steckt jede Menge Potential – wenn es denn mal wachgeküsst wird. José Matos, die Nummer 18, betrat als torloser Einwechselspieler in der 79. Minute den Rasen und verwandelte sich vom Judas zum Prinzen. Geschichten, die nur der Fußball schreibt. Oder simpel zusammengefasst: Alle 11 Minuten verliebt sich irgendwo auf der Welt ein Groundhopper in einen Derbyhelden. (mm)

Juventud Torremolinos CF – Real Balompédica Linense – 1:0

Juventud Torremolinos CF – Real Balompédica Linense – 1:0

„KATZEN, HUNDE & ARGENTINIER“

09.03.2025
Segunda Federación RFEF Grupo 4
Campo Municipal El Pozuelo
Zuschauer: ca. 750

TORREMOLINOS – Spielterminierungen in Spanien werden auf allen Ebenen immer spät angekündigt. Diese Partie geriet auch schnell wieder aus dem Fokus, da relativ weit entfernt und am Nachmittag sollte die Kugel beim FC Málaga rollen. Das Alternativspiel in der letzten Liga war aber irgendwie nicht zufriedenstellend. Und siehe da: Dank der guten Zug- und Busverbindungen kam man ohne jeden Aufwand und für’n Appel und ’n Ei schnell nach Torremolinos, ein Vorort von Málaga mit jeder Menge Beton.

Die Spannung stieg, als am Vorabend nochmal die Konstellation in der viertklassigen „Segunda Federación“ abgecheckt wurde: Juventud als Tabellenzweiter voll im Aufstiegskampf und das Spiel laut Online-Shop sehr gut besucht. Überdachte Tribüne ausverkauft. Das Wetter war nicht gut. Deswegen ging es mit gemischten Gefühlen und zwei kleinen Kindern am Rockzipfel in den südlichen Vorort. Auf dem Weg zum Ground tatsächlich eine Regendusche, aber genug Zeit für eine Pause war von vornherein bei dem kleinen Marsch zum Stadion eingeplant. Vor Ort ein Ticket mit freier Platzwahl in die Hand gedrückt bekommen und überdachte Plätze auf der Tribüne waren zum Glück kein Thema.

Gott sei Dank! Wirklich heftig und nicht mehr feierlich, was irgendwann Mitte der ersten Hälfte an Regen auf die Erde prasselte. War die Freude beim Betreten des Grounds noch groß, als der Blick auf einen Naturrasen fiel, sollte genau dieser Umstand der Partie fast zum Verhängnis werden. Es regnete die berühmten Katzen und Hunde und zum Ende der ersten Hälfte bildeten sich große Pfützen auf dem Geläuf. Da auch der sonst tiefenentspannte Spanier zum Fotohandy griff, um den Platz-Zustand zu dokumentieren, kann man davon ausgehen, dass so ein Niederschlag nicht zum Tagesgeschäft in Andalusien gehört. Zur Erinnerung: Die Stadt Málaga ist die Stadt in Europa, in der über das Jahr gesehen am häufigsten die Sonne scheint.

Doch sowohl das Schiri-Team als auch die Akteure zeigten sich völlig unbeeindruckt von dem Wetter. Es wurde einfach weiter gebolzt, auf einem wirklich beängstigt aufgespülten Rasen. Spielkombinationen waren fast unmöglich und zum Glück traf die Heimelf nach einer Ecke zu einem frenetisch umjubelten Tor, so dass sich uns keine Nullnummer bot.

Bei dem Unwetter fiel fast unter den Tisch, dass Torremolinos mit einer kleinen Fanszene akustisch mal so richtig auftischte. Vor dem Spiel hing die „Curva Sur“ eine Zaunfahne mit den Portraits von Mario Kempes, Diego Maradona und Lionel Messi auf, die drei Kapitäne der bisherigen argentinischen Weltmeister-Teams. Anschließend supporteten die Jungs 90 Minuten voller Leidenschaft durch – im strömemden Regen. Die Botschaft: „En Argentina Naci“ (in Argentinien geboren) ließ schon mehr als nur Anleihen aus dem südamerikanischen Land vermuten. Die „Curva Sur“ besteht nämlich tatsächlich zu einem Großteil aus zugezogenen Argentiniern, die Bock haben ihren neuen Regionalverein in Spanien anzufeuern.

Dieser herzblütige Einsatz wurde am Ende nicht nur mit dem Siegtreffer belohnt, sondern auch mit einer Siegesfeier vor dem kleinen Mob – und pünktlich zum Ende schien sogar wieder die Sonne. (mm)

Real Betis Balompié – Vitória SC – 2:2

Real Betis Balompié – Vitória SC – 2:2

„NEUES KAPITEL FÜR BETIS?“

06.03.2025
UEFA Conference League
Estadio Benito Villamarín
Zuschauer: 44.366

SEVILLA – Real Betis Balompié war das zentrale Ziel eines einwöchigen Spanien-Aufenthalts. Dementsprechend wurde die Terminierung der Primera División genauestens verfolgt und schließlich rot eingekreist. Heimspiel gegen Las Palmas am Sonntag. Passt. Doch gut eine Woche vor der Tour überschlugen sich die Ereignisse. Von Flughafenstreiks bis Krankenhausaufenthalten war alles dabei. Aufgrund diverser organisatorischer Dinge musste ein früherer Flug gebucht werden – und dafür kam als Abflugort nur Karlsruhe/Baden-Baden in Frage. Mit zwei Kindern im Gepäck wurde sich in Süddeutschland ein neuer Flughafenground abgeholt. Das klappte besser als gedacht.

Es gab aber auch gute Nachrichten: Kurz nach der Buchung ploppte bei einem Blick in die Ticker-App das Conference-Legaue-Spiel von Betis auf. Das war bis dahin gänzlich unbekannt. Achtelfinale, 25€ Eintritt und das ganze Wochenende in Andalusien zur freien Verfügung. Top! Das war alles so spontan, dass der Kick bis Stunden vor dem Anpfiff noch als Europa-League-Spiel im Kopf herumgeisterte.

Durch das absolute Verkehrsdickicht und den Berufsverkehr der 700.000-Einwohner-Stadt ging es per Bus zum „Estadio Benito Villamarín“, benannt nach einem Vereinspräsidenten. Der Puffer von über einer Stunde schmolz und schmolz, während es vom Himmel anfing zu tröpfeln. Es folgte der Klassiker: Einmal das Stadion umrunden, auf dem Weg zum richtigen Eingang. Auf Block 6 folgt Block 8 und natürlich steht Block 7 auf der Karte. Ordner Nr. 1 schickt einen nach links. Ordner Nr. 2 nach rechts. Als wäre man in einem Sketch gefangen. Als Block 7 dann endlich auf der Nordseite entdeckt wurde, schoss die Laune weiter in den Keller: Eine Riesenschlange hatte sich an dem Gate formiert. Nur mit etwas Vordrängeln war der Anpfiff nicht in Gefahr und die Kids mussten auch noch durch das Drehkreuz geschmuggelt werden. In diesem Falle sind Hektik und Menschenmengen immer gut und die 50€ für die Nachwuchshopper waren leicht eingespart.

Schließlich fand man sich 5 Minuten vor dem ersten Pfiff ganz oben im dritten Rang wieder. Conference-Debüt für den Landboten und das Spiel ließ nicht zu wünschen übrig. Das lag auch an den Gästen, die munter nach vorne spielten, in Führung hätten gehen müssen und von rund 1500 „White Angels“ begleitet wurden. Nach der Pause zog Betis an und ging durch Cédric Bakambu und Isco zwei Mal in Führung. Im Gegenzug und aus dem Nichts traf Guimãres jeweils mit Sonntagsschüssen zum Ausgleich. Jubel im Gästeblock, Fassungslosigkeit bei Beits, die eine passable Runde spielen und zu Hause gerade Real Madrid besiegten. Am Ende aber gute Unterhaltung und ein durchaus gerechtes Ergebnis.

Das Estadio Benito Villamarín ist der erwartet steile Zahn, mit schönen Abnutzungsspuren und Blick über Sevilla. Ein klassisch-spanischer Pott, den es laut den kühnen Renovierungsplänen ab Sommer so nicht mehr geben soll. Schade drum, aber vielleicht läutet Betis als Mitfavorit auf den Europapokal ja bald ein neues Kapitel ein. (mm)

FC Barcelona – Atalanta Bergamo – 2:2

FC Barcelona – Atalanta Bergamo – 2:2

“EIN WEITERER ANLAUF”

29.01.2025
Estadi Olímpic Lluís Companys
UEFA Champions League
Zuschauer: 42.728

BARCELONA – Das Olympiastadion in Barcelona, auserwählt als Übergangsstation für den glorreichen Verein. Das Camp Nou befindet sich aktuell im Umbau und soll nach Fertigstellung noch größer werden. Das Ausweichstadion verbinde ich auch mit persönlichen Missgeschicken. Im Januar 2024 buchte ich mir ein Wochenende in Barcelona inklusive Spielbesuch vom FC Barcelona. Das angesetzte Ligaspiel wurde aufgrund des spanischen Pokalfinals verlegt, mein geplantes Wochenende in Barcelona also absolut für die Tonne. Die gebuchten Flüge sollten nicht verfallen, die spanische Liga setzte an einem Wochenende beide Vereine aus Sevilla zuhause an. Die Chance sollte ich nutzen. Dachte ich! Aufgrund von Flugverspätungen aus Hamburg nach Barcelona, verpasste ich meinen Anschlussflug in Barcelona und auch der Plan ging in die Mülltonne. Die beiden Flüge Barcelona-Sevilla, der Mietwagen und die Hotelübernachtungen wurden quasi verschenkt. Spontan einen neuen Flug zu buchen sollte die Kosten nur noch mehr in die Höhe treiben. Was blieb, war ein Wochenende in Barcelona zu verbringen mit unterklassigen Fußball, es geht aber auch schlimmer. Besonders der Besuch bei Sant-Andreu blieb bis heute positiv in Erinnerung.

Neues Jahr, neues Glück. Dieses Mal sollte es der Mittwochs-Flug von Hamburg nach Barcelona sein und nächsten Tag zurück. Damit war ich fein, somit kein großer Aufwand und das Stadion kann besucht werden. Die spanische Airline “Vueling” dachte sich mal wieder einen Spaß zu erlauben und verschob den Rückflug auf Donnerstag 17:00 Uhr. Damit muss ich mir leider frei nehmen, also wurde die Tour erneut umgeplant. Aus einen Tag mache ich einfach zwei Tage frei und bleibe über das Wochenende in der spanischen und portugiesischen Sonne. Klingt gut!

Für das Champions League Spiel gegen Atalanta sollten 100€ (!) fällig sein, was bleibt einem anderes übrig? Wenn man diesen Ground machen will, zahlt man es eben. Die Flüge waren gebucht, eine erneute Anreise wäre definitiv teurer gewesen als 100€. Angekommen am Stadion ging es mit den Rolltreppen hinauf zu den Eingängen ins Stadion. Verrückte Anreise, welche das Stadion noch spektakulärer macht. Nach jeder vergangenen Minute fand ich dieses Stadion schöner als zuvor. Auch wenn sich natürlich das Publikum aus 80% Touristen aus aller Welt handelt, aber so ist es eben im europäischen Spitzenfußball. Im Endeffekt bin ich ja selbst ein Stadiontourist, nur sonst auch gerne im Amateurfußball unterwegs. In England beispielsweise bei den großen Vereinen ist es nichts anderes.

Im Gästeblock fanden sich viele Italiener ein, anders als meine Erwartungen lieferten die Fans einen sehr genialen Auftritt ab. Bei meinem Besuch in Bergamo habe ich mir damals einfach klassischer Weise mehr versprochen von der Heimkurve. Dafür wurde man mit diesem Spiel belohnt. In der ersten Halbzeit kam es zum 0:1 und einem brachialen Jubel, leider wurde das Tor vom VAR aberkannt. Der FC Barcelona ist bis heute gespickt mit Top-Stars. Der neu aufblühende Lamine Yamal oder Robert Lewandowski. Bis heute definitiv eine der besten Adressen im europäischen Vereinsfußball. Mir hat der Besuch in Barcelona sehr gefallen, hätte ich vorher nicht unbedingt so erwartet. Aber Überraschung gibt es eben oft genug. (tp)

FC Barcelona – CD Leganés – 0:1

FC Barcelona – CD Leganés – 0:1

„KEIN CONTENT FÜR INFLUENCER“

15.12.2024
Estadi Olímpic Lluís Companys
La Liga
Zuschauer: 39.523

Der Besuch in Barcelona ist für jeden Groundhopper seit der Saison 23/24 quasi Pflicht geworden, denn der FC Barcelona weicht aufgrund der Umbauarbeiten am Camp Nou ins Estadi Olímpic Lluís Companys aus. In der letzten Saison passte es bei mir zeitlich leider nie und daher war ich sehr erleichtert, dass die Bauarbeiter eine langsame Gangart bevorzugen. Erst im nächsten Jahr sollen die Arbeiten abgeschlossen sein und der Verein dürfte mit dem „neuen“ Camp Nou dann noch mehr Geld scheffeln.

Von Mallorca flog der Landbote gegen Mittag rüber in die katalonische Hauptstadt. Der Nachmittag wurde in der Tapas Bar 100 Mondaditos verbracht, denn jedes Teil kostet dort sonntags nur einen Euro. Bevor wir zum Olympiastadion fuhren, gönnten wir uns noch ein Viertligakick bei der Zweitvertretung von Espanyol. Von dort ging es unkompliziert per Metro und Shuttlebus rauf zum Montjuïc.

Vorm Stadion gönnten wir uns noch ein Kaltgetränk und liefen damit ohne wirkliche Sicherheitskontrolle rein. Ganz langsam füllte sich das weite Rund mit vielen Touristen und handysüchtigen Möchtegern-Influencern. Alle waren hier, um einen klaren Sieg der Blaugrana zu sehen. Aber der Gast aus Madrid hatte gehörig was dagegen. Keine vier Minuten nach Anpfiff wurde im Publikum das erste Mal gepfiffen, da Leganés in Führung ging. Danach stellten sich die Pepineros komplett hinten rein und verriegelten das Tor. Barca hatte mehrere hochkarätige Chancen, aber die Pille wollte heute einfach nicht ins Tor. Am Ende hatten die Gastgeber 2,67 expected Goals, aber null Tore auf dem Konto. Leganés entführte sensationell die drei Punkte.

Das überraschte nicht nur uns, sondern auch einen Großteil des Publikums. Vor uns versuchte einer über das komplette Spiel ein Video mit einem Tor vom FC Barcelona zu drehen. Der Sitznachbar war stundenlang live auf irgendeinem Kanal. Solche Leute machten doch einen beträchtlichen Teil der Zuschauer aus. Die vorhandene Fanszene befand sich definitiv nicht im Stadion. Liegt es am temporären Umzug?

Statt Fankultur spielte sich auf den Rängen Kommerz pur ab. Ich finde es wirklich befremdlich, wenn im Stadion kaum noch echte Fans vorhanden sind. Im Prinzip nur Kunden wie der Landbote oder die Asiaten um uns herum. Dafür kenne ich nun ganz neue Bands wie Kitschkrieg, denn Spotify als Premiumsponsor präsentierte sämtliche Alben auf der Werbebande und die Gruppe durfte außerdem in der Halbzeit das Stadion beschallen. Während des Spiels gab es natürlich auch ein paar Töne auf die Ohren: eine Band mit Trommeln und Trompeten versuchte, ein bisschen Stimmung auf das lahme Publikum zu übertragen. Noch während ich die Eindrücke auf mich wirken ließ traf ich auf ein bekanntes Gesicht aus Hamburg, der treffend sagte: „Das ist der Gipfel des Kommerz“.

Trotz der störenden Begleiterscheinungen ist das Stadion top. Es besteht aus zwei Rängen und vielen Relikten von Olympia 1992. Dazu ist die Lage des Stadions weltklasse. Es liegt oben auf dem Stadtberg Montjuïc mit einem super Blick auf Barcelona. Zu jeder Uhrzeit kann man von dort super Fotos von der Metropole machen. (mb)

Belgien – Portugal – 1:0

Belgien – Portugal – 1:0

„KEINE TITELVERTEIDIGUNG FÜR CR7&CO“

27.06.2021
Estadio de La Cartuja
Europameisterschaft Achtelfinale
Zuschauer: 11.504

SEVILLA – Zur Einstimmung auf die UEFA Euro 2024 folgt ein Bericht von der letzten EM.
Vom Flughafen Frankfurt ging es zunächst nach Málaga, wo die Sonne und der Strand genossen werden konnten. Anschließend fuhr ich mit dem Zug weiter nach Sevilla. Die Zeit bis zum Anpfiff nutzte ich, um zumindest einen Blick auf das Estadio Ramón Sánchez Pizjuán zu werfen. Vor Ort traf ich zufällig auf andere Fußballfans, bei denen ich bereits eine Mitfahrgelegenheit gebucht hatte. Freundlicherweise nahmen sie mich auch dieses Mal mit und ersparten mir die Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln.

Am Estadio de La Cartuja erwartete mich bereits das Aufgebot der Polizei zur EM. Gepanzerte Fahrzeuge und uniformierte Polizeibeamte sorgten nicht gerade für ein sicheres Gefühl. Fans von Borussia Dortmund oder Eintracht Frankfurt, die in Sevilla zu Gast waren, könnten vermutlich ganze Bücher über ihre negativen Erfahrungen mit der Polizei in Sevilla schreiben. Umso erleichterter fühlte ich mich, als ich das Stadion betrat. Ein großes Manko war jedoch, dass wir uns im spanischen Sommer während der Corona-Pandemie befanden, was zu einer Maskenpflicht im Stadion und einem Verbot, außerhalb der Sitzplätze zu trinken, führte. Statt der üblichen Auslastung von knapp 57.000 Zuschauern waren nur 11.504 Besucher beim Spiel anwesend.

Im Estadio de La Cartuja, das normalerweise nur für Länderspiele oder Pokalfinalspiele genutzt wird, zeigten die portugiesischen Fans eine große Portugal-Fahne über ihrem Block und unterstützten besonders ihren Superstar CR7. Dieser blieb bis auf einen Freistoß und ein paar Tricks unauffällig. Die eigentliche Show stahl ihm jedoch der Belgier Thorgan Hazard, der in der 42. Spielminute mit einem beeindruckenden Distanzschuss das 1:0 erzielte und damit den Sieg der Portugiesen besiegelte. In der nächsten Runde war dann auch für die Belgier Endstation. Nach dem Spiel fuhr ich mit dem Taxi zurück zum Hotel, da am nächsten Tag ein weiteres EM-Achtelfinalspiel in Kopenhagen auf dem Programm stand. Auch in diesem Jahr werden die Redakteure des Schwechheimer Landboten ein paar EM-Spiel sehen. Ihr könnt also wieder auf spannende Berichte einer hoffentlich sicheren und beeindruckenden EM gespannt sein. (fj)

Barakaldo CF – Orihuela CF 2:0 n.V

Barakaldo CF – Orihuela CF 2:0 n.V

„BILBAO HEIRATET UND STEIGT AUF“

01.06.2024
Estadio Nuevo Lasesarre
Segunda División RFEF Playoff
Zuschauer: 7.500

BARAKALDO – Der heutige Tag begann sehr entspannt mit einem leckeren Frühstück und ein paar Bahnen im Hotelpool. Danach drehten wir ganz entspannt eine Runde durch Bilbao und wunderten uns, warum vor der Basilika soviel los ist. Kurze Zeit später stellte sich heraus, dass die Athletic Bilbao Legende Inaki Williams hier heute geheiratet hat! Glückwunsch von der ganzen Landboten Redaktion!

Mit der Metro fuhren wir weiter nach Barakaldo und trafen pünktlich zum Fanmarsch ein. Hier sind heute alle heiß auf den Aufstieg. Die Marschroute war für alle klar. Die 3:1 Niederlage aus dem Hinspiel wett machen und dann aufsteigen. Dafür wurde im Vorfeld ordentlich mobilisiert und das Stadion war am Ende auch fast ausverkauft. Um 17 Uhr trafen sich die Fans am Bahnhof Barakaldo und gingen gemeinsam in entspannter Polizeibegleitung zum Stadion.
Angefeuert von euphorischen Fans gab es eigentlich nur einen perfekten Matchplan. Früh das 1:0 erzielen und in der Mitte der zweiten Hälfte das 2:0 nachlegen.

Genau das ist hier passiert. Nach 90 Minuten ging es in die Verlängerung und da gab es eine ganz besondere Regel. Passiert hier nichts mehr, ist der Bestplatzierte der beiden Teams aus der regulären Saison aufgestiegen. Dies war nach 34 Spieltagen Barakaldo. Um so länger die Verlängerung ging, desto nervöser wurden hier alle. Aber eigentlich mussten sie kein Grund zue Sorge haben, denn von Orihuela kam heute ganz wenig. Um 21.11 Uhr war es dann soweit, Barakaldo ist aufgestiegen! Der Jubel kannte keine Grenzen mehr und auch wir beide sind mit auf’n Platz gelaufen. Wenn man in Hamburg nicht die Chance bekommt, sich auf’n Platz zu freuen, dann halt in Spanien!

Das zukünftige Drittligastadion besitzt vier Seiten, dessen Ecken geschlossen sind. Dazu haben sie das Dach nur dann bis nach vorne gebaut, wenn auch Sitzschalen darunter sind. In Kombination mit dem Flutlicht sieht das sehr ulkig aus. (mb)

Real Betis Balompié – Sevilla FC – 1:

Real Betis Balompié – Sevilla FC – 1:1

„141. DERBI SEVILLANO“

28.04.24

Estadio Benito Villamarín

Zuschauer: 55.770

SEVILLA – Am Tag nach der Choreo-Überraschung in Vitoria flog ich morgens nach Andalusien, wo mit dem Derbi Sevillano das Zielspiel der Reise bevorstand.

Nach einer ersten kurzen Sightseeing Tour nahm ich den Bus nach Cadiz und zog mir dort das Abstiegsduell gegen Mallorca rein. Endstand 1:1, definitiv zu wenig für die Gastgeber.

Die Rückfahrt nach Sevilla verzögerte sich durch Unfälle und Staus um über zwei Stunden. Allerdings lag das Stadion von Betis auf dem Weg zum Busbahnhof und der Busfahrer ließ die Derbybesucher freundlicherweise vorzeitig raus. So war noch Zeit für das ein oder andere Getränk, bevor die journalistische Pflicht rief.

Das Estadio Benito Villamarín wurde 1929 eröffnet und fasst seit der letzten Erweiterung knapp über 60.000 Plätze. Es liegt im Süden der Stadt und wie bei vielen Derbys auf diesem Planeten existiert neben der geographischen auch eine soziale Zuordnung der Vereine. Während Betis als Klub der einfachen Leute und Arbeiter gilt, ist der Sevilla Fútbol Club im gut betuchten Nervion im Osten beheimatet.

Bekanntermaßen drehen die spanischen Vereine bei Top-Spielen ordentlich an der Preisschraube und auch Betis ist da keine Ausnahme. So war es kaum verwunderlich, dass mit unter 56.000 Zuschauern kein Sold Out vermeldet werden konnte.

Das tat der Stimmung aber keinen Abbruch und mit der Vereinshymne vor dem Anpfiff kam schon gut was rüber an Atmosphäre. Zusätzlich zogen die Béticos eine große Blockfahne über den Unter- und Mittelrang hoch, begleitet von einem Spruchband. Die grünen und weißen Papptafeln (von einem Sponsor) rundeten die Choreographie ab. Auf der anderen Seite zeigten die Gäste rote Ballons zum Einlaufen der Mannschaften.

Während des Spiels schwappten die Gesänge der Ultras teilweise durch das Stadion. Richtig gut war die Mitmachquote aber eher bei den spanienüblichen Schlachtrufen und auch die Pfeifkonzerte gegen die Sevillistas waren mitunter sehr laut. Die wiederum waren wenig zu hören, bei der Unterzahl aber kaum verwunderlich.

Auf dem Feld ging Betis nach einem Elfmeter in Führung und machte das bessere Spiel. Die Gäste glichen aber früh in der zweiten Halbzeit aus und vermiesten den Verdiblancos den ersten Derbysieg seit 2018 in der Liga. (hr)

Deportivo Alavés – Celta de Vigo 3:0

Deportivo Alavés – Celta de Vigo 3:0

“STADIONGEBURTSTAG IM BASKENLAND-VIERSEITIGE CHOREOGRAPHIE-DREI PUNKTE”

27.04.2024

Mendizorrotza

Primera División

Zuschauer: 18.039

VITORIA – Für den Saisonendspurt in Europa endsandte mich der Chefredakteur nach Spanien, Portugal und Italien. Dort sollten unter anderem gleich vier Begegnungen in La Liga anstehen. Leider wurde das Spiel Real Sociedad-Real Madrid aufgrund der Terminierung in der Champions League kurzfristig vorgezogen und musste von der Liste gestrichen werden. Dafür entpuppte sich allerdings Alavés-Celta de Vigo als echte Überraschung, aber der Reihe nach.

Nach einem Abstecher in die Tercera Division bei Calahorra B als Lückenfüller –übrigens ein netter Ground und nette Leute- fuhr ich weiter nach Vitoria-Gasteiz. Benannt nach der baskischen Provinz Álava empfingen die Gastgeber Celta de Vigo aus Galizien, welche sich auf dem Weg zum Gästeblock durch Böller und ein paar Rauchtöpfe bemerkbar machten.

Bei Deportivo Alavés dürfte den meisten wahrscheinlich das UEFA Cup Finale von 2001 einfallen, welches knapp gegen Liverpool verloren ging. Dieser und andere Momente sind rundherum am Stadion verewigt. Apropos Stadion: journalistisch völlig unvorbereitet betrat ich das Mendizorrotza und erwartete einen durchschnittlichen Erstliga-Kick. Allerdings erspähte ich dann schnell die ersten gespannten Schnüre auf der Hintertortribüne und weiteres Choreomaterial. Ferner hatte der Verein Plastikfahnen auf allen Sitzen ausgelegt.

Und tatsächlich: mit dem Einlaufen der Mannschaften zogen die Alavés-Fans zwei Blockfahnen hinter den Toren hoch, eine auf der Haupttribüne sowie ein großes Spruchband mit den Worten „100 Jahre Mendizorrotza“. Ein wirklich starkes Gesamtbild, vor allem für spanische Verhältnisse.

Auf den Tag genau am 27.04.1924 rollte hier zum ersten Mal der Ball. Natürlich veränderte sich das Erscheinungsbild über die Jahrzehnte. Im Zuge der letzten großen Renovierung 1999 schloss man die Ecken und seitdem liegt die Kapazität bei knapp 20.000 Zuschauern. Besonders gefiel mir die Kompaktheit und Nähe zum Spielfeld.

Auf dem Rasen wiederum hatte El Glorioso alles im Griff und bescherte den Fans zum Geburtstag einen hoch verdienten Heimsieg. Die wiederum hatten richtig Spaß auf der Tribüne und zogen 90 Minuten durch. Es gab abwechslungsreiche Melodien und Gesänge, wobei auch immer mal wieder das ganze Stadion mit einstieg. Alles in allem verließ der Landbote hochzufrieden das Baskenland. (hr)

Real Balompédica Linense – Cultural y Deportiva -Leonesa – 1:0

Das Spanien-Büro hat mal wieder abgeliefert: Unser Reporter Marius ist zu Fuß von Andalusien nach Gibraltar gegangen – um Grounds zu kreuzen und Flugzeuge zu spotten.

29.10.2022: Real Balompédica Linense – Cultural y Deportiva -Leonesa – 1:0

Primera División RFEF Grupo 1 (3. Liga Spanien)

Estadio Municipal La Línea de la Conceptión

Zuschauer: 2.087

LA LÍNEA DE LA CONCEPCIÓN – Der Groundhopping-Gott meinte es gut mit uns. 16 Uhr Gibraltar, 19 Uhr Linense, 25 Minuten Fußweg, davon fünf quer über den Airport. Alles war angerichtet für einen perfekten Doppler unterm Affenfelsen.

Denkste! Die neuen Medien sind in Bezug auf das Estadio Municipal La Línea de la Concepción nicht auf’m aktuellen Stand. Die Herrschaften aus dem Vorort von Gibraltar bauen ein neues Stadion und haben drei der vier Seiten schon abgerissen! Das haben wir aber leider erst Vorort bemerkt. Somit war die Vorfreude nach dem Spaziergang aus Gibraltar auch etwas getrübt. Da der Einlass schon vorher organisiert wurde, ging man mit mäßiger Stimmung auf die letzte Tribüne. Unsere Plätze gab es nicht und sonst stand hier auch schon alles auf Abriss. Die Bagger warteten quasi nur noch darauf ein weiteres Loch zu buddeln.

Trotzdem fanden sich weitere 2.085 Zuschauer, um sich einen Grottenkick auf der Baustelle anzusehen. Wozu sie hier bei einer Auslastung von um die 2.000 Leute ein „schickes, modernes“ Stadion benötigen, weiß wahrscheinlich nur der Anzugträger vor mir.

80 Minuten lang war der Blick auf den Affenfelsen das einzige Highlight. Stimmung marode, Chancen nicht vorhanden. Bis Linense aus dem nichts traf und die Stimmung elektrisierte. Auf einmal flog eine Fackel aufs Spielfeld, die Bullen intervenierten sofort und stellten sich demonstrativ vor dem Mob und die älteren Herren klatschten vor Freude.

Fazit: Linense ist momentan kein Besuch wert und hier werden wohl 7 Millionen Euro verbuddelt. Bob dem Baumeister gefällt das! (mb)