SV Arminia Hannover – SV Wilhelmshaven – 2:0

SV Arminia Hannover – SV Wilhelmshaven – 2:0

„FUßBALLROMANTIK MIT TRADITION“

06.09.2024
Oberliga Niedersachsen
Rudolf-Kalweit-Stadion
Zuschauer: 500

HANNOVER – Traditionsduell in der Oberliga Niedersachen an diesem 6. Spieltag. Traditionsduell mit Lücken, denn seit der Spielzeit 2005/06 waren beide Teams nicht mehr aufeinandergetroffen. Während bei der Arminia mittlerweile die elfte Oberliga-Saison nacheinander ins Haus steht, ging es beim SV Wilhelmshaven bekanntlich drunter und drüber. 10 Jahre ist es her, dass der SVW nach einem Fehlurteil der FIFA aus der Regionalliga zwangsabsteigen musste. Zwei Jahre später fand man sich in der Bezirksliga wieder. Nun folgten zwei Aufstiege in Folge und seit diesem Sommer kämpft man in der Oberliga um Punkte.

Mit der Straßenbahn ist man in wenigen Minuten vom Hauptbahnhof Hannover im Stadtteil Bult, wo sich direkt gegenüber der Tram das traumhafte Stadion der „Blauen“ befindet. An der Kasse ist was von „bis zu 150 Auswärtsfans“ zu hören. Aber so weit ist man in Wilhelmshaven noch nicht: Ein gutes Dutzend Rot-Gelbe schwenken später auf der Tribüne ein paar Fahnen. Die Kulisse von rund 500 Zuschauern an diesem heißen Spätsommertag ist dieser Partie jedoch würdig. Das „Rudolf-Kalweit-Stadion“ atmet an jeder Ecke Historie. Viele Jahre wurde hier in der 2. Bundesliga gekickt. Ende der 60er-Jahre fanden sogar Aufstiegsspiele zur Bundesliga am Bischofsholer Damm statt. Auf der Tribüne knarzt das alte Holz und rundherum ziehen sich viele krumme Stufen. Nur der Bereich hinter dem Tor ist für die Zuschauer tabu – dort haben drei Schafe ihren Stall, die außerhalb der Spieltage auf den Stehplätzen im Stadion grasen und die Anlage in Schuss halten. Eine Maßnahme, die viel mehr Beachtung verdient hat – und nebenbei noch tolle Fotomotive liefert.

In der Vereinsgaststätte „Avanti“ unter der Tribüne bekommt man Speis und Trank zu fairen Preisen und mit einem Glas Bier oder Limonade in der Hand, kann man sich auf die Terrasse oder Tribüne zurückziehen. Das Spiel startet mit einem Knaller: Schon der erste Schuss der Arminia nach drei Minuten zappelt im Netz. Leider verflacht die Partie in der Folge. Wilhelmshaven sieht man den Umbruch an: 19 Spieler kamen neu in der Sommerpause. Alle Gästespieler können gepflegt mit der Kugel umgehen, aber das Zusammenspiel klappt überhaupt nicht. Arminia mit der Führung im Rücken, verhindert unter geringem Aufwand mögliche Gegentore.

In der zweiten Halbzeit ein ähnliches Bild. Doch Wilhelmshaven wird stärker und kann sich wenige gute Chancen herausspielen, die jedoch kläglich vergeben werden – unweigerlich stellt sich bei diesen Szenen die Frage, wie die Gäste immerhin 6 Punkte aus 5 Spielen sammeln konnten. Als sich fast alle Zuschauer schon auf den Schlusspfiff vorbereiten, gelingt doch noch etwas Zählbares. Aber auf der anderen Seite: Hannover macht den Deckel drauf – und wie! Nachdem Wilhelmshaven aufgerückt war, schießt der Hannoveraner Chinoso Anoliefotu aus gut 50 Metern auf’s Tor und die Kugel segelt im hohen Bogen über die Linie. Neben dem Torschützen im Fokus, Wilhelmshavens Keeper: Gian-Luca Reck. Sohn der Bremer Torwartlegende Oliver Reck und Halbbruder von Pierre-Michel Lasogga. Verwandtschaftsverhältnisse, fast so verrückt wie dieses Tor.

Eine krude Zusammensetzung ist auch das Publikum am Bischofsholer Damm. Drei Fraktionen stechen hervor: Die alten Hasen, die wahrscheinlich schon zu Zweitliga-Zeiten an der Bande standen und gemeckert haben. Hinter dem Tor: Eine alternative Fanszene mit Regenbogen-Accesoires und Punk-Attitüde. Und die dritte Gruppe: Groundhopper, die knapp 20% der Kulisse an diesem Tag ausmachen. Der norddeutsche Meister von 1920 mit seinem Bilderbuchground ist natürlich längst kein Geheimtipp mehr in der Szene. Auch die Fußballromantiker haben im Rudolf-Kalweit-Stadion mittlerweile eine lange Tradition. (mm)

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