GNK Dinamo Zagreb – HNK Vukovar 1991 – 3:0

GNK Dinamo Zagreb – HNK Vukovar 1991 – 3:0

„DER TAG DER DANKBARKEIT“

08.08.2025

1. HNL
Stadion Maksimir
Zuschauer: 12.721

    ZAGREB – Mit dem Flieger ging es von Schwechheim in aller Herrgottsfrüh nach Wien und von dort mit dem Flixbus weiter nach Zagreb. 6 Stunden später war man gut durchgeschüttelt aber pünktlich in der kroatischen Hauptstadt eingetroffen. Hier sollte nächsten Tag mit dem Redakteur (hd) eine kleine Balkan-Tour beginnen, am Freitag war man aber noch alleine unterwegs und der Zufall wollte es, dass Dinamo an diesem Abend sein erstes Heimspiel in der aktuellen Saison austragen sollte.

    Aktuell wird an dem Stadion von Lokomotiva Zagreb gewerkelt, wenn die neue Bude von Loko Ende 2026 fertig sein soll, zieht Dinamo temporär in die umgebaute Arena um und das Maksimir bekommt einen Totalabriss verordnet. Darüber wurde schon oft gesprochen, aber die Bauarbeiten im ersten Falle laufen bereits. Von daher war man doch froh, endlich das Kreuz in dem legendären Stadion zu setzen, auch wenn mit Vukovar ein Aufsteiger und Leichtgewicht aus der Liga im Maksimir gastierte.

    In dem Stadion waren schon viele „Kollegen“ zu Gast und um die Ticketbeschaffung machte man sich daher keine großen Sorgen. Vukovar bringt keine Fans mit. Trotzdem war unübersehbar, dass sich diese Partie im Vorfeld einer recht großen Beliebtheit freute und von Vereinsseite sogar aufgerufen wurde, dass abstinente Dauerkarteninhaber bitte ihre Plätze freischalten sollten. Eine Stunde vorm Anpfiff fand man sich dann in der überschaubaren Ticketschlange wieder und die begehrte Karte wollte gerade über den Tresen wandern, bis die Frage nach einem Mitgliedsausweis dieses Vorhaben zerstörte. Tickets nur für Mitglieder und das Betteln in der Schlange half auch nicht weiter – 1 Ticket pro Nase.

    Das war die schlechte Nachricht. Die gute Nachricht: Eine „Blitz-Mitgliedschaft“ konnte am Stadioncenter für 20€ abgeschlossen werden. Die Mitgliedschaft verhalf dann wirklich zum Ticket. Doch es gab wieder eine schlechte Nachricht: Westtribüne ausverkauft, Karten nur noch für die Nord erhältlich – und dort stehen die „Bad Blue Boys“. Na, herzlichen Dank! Für 7€ war das Kärtchen dennoch eingetütet, aber es war klar, dass man sich an diesem Abend den Platz nicht mit den BBB teilen würde, zumal in den Sozialen Medien auch was von einer „Koreografija“ zu lesen war. Die Gegentribüne ist nachwievor gesperrt und der Gästeblock wurde nicht geöffnet. Doch mit dem Stück Papier würde man schon irgendwie auf der richtigen Seite landen. Nach ein, zwei misslungenen Mogelversuchen, siegte die Vernunft. Ein Ordner mit massiven Oberarmen war das Ziel, der stand an der Haupttribüne und durfte sich diese gestammelte Ausrede anhören: „… I bought the wrong ticket. I’m a tourist, and BBB is not my area“. Ehrlich währt am längsten und nach einem Kopfnicken ging es ohne großes Bohei auf die Haupttribüne.

    Dort angekommen stachen tatsächlich Vorbereitungen zu einer Choreografie ins Auge. Doch zunächst mäanderte der Blick durch das Stadion, das spätestens mit seinem Flutlichtmast auf der Tartanbahn die Bezeichnung „unique“ wirklich verdient hat. Kurz darauf betraten die Spieler den Rasen und die BBB zogen eine Blockfahne mit martialischem Motiv auf der Tribüne hoch. Ein Panzer war zu sehen und darüber der Schriftzug – etwa sinngemäß: „Dieselben Träume, die wir zusammen geträumt haben, bis wir eines Morgens erwachten“. Das Panzer-Motiv wurde akustisch flankiert von zahlreichen Knalleffekten und Polenböllern. Da war man erstmal baff. Doch der Hintergrund ließ sich schnell aufklären: Die Kroaten feiern am 5. August den „Tag des Sieges und der heimatlichen Dankbarkeit“. Die Serben wurden 30 Jahre zuvor zurückgeschlagen und Vukovar war zudem ein ganz prägnanter Ort des Jugoslawien-Krieges.

    Die Hintergründe wurden erst nach dem Kick recherchiert, daher widmete man sich unverblümt dem Spielgeschehen und genoss auch die weiteren Pyroshows nach der Choreo. Ständiger Support und viel Feuer auf der Hintertorseite – die „Bad Blue Boys“ mit einem Auftritt, wie man sich das vorgestellt hatte. Das restliche Publikum im Maksimir fällt dagegen deutlich ab. Man merkt den Zuschauern vom Rekordmeister an, wie erfolgsverwöhnt sie sind. Gegen Vukovar tat Dinamo sich zunächst sehr schwer. Der Gast hätte mit einem Lattentreffer auch in Führung gehen können. Versprenkelt liefen übrigens auch ein paar Gästefans auf der großen Tribüne rum. Mit dem Halbzeitpfiff klingelte es nach einer Ecke dann doch im Kasten der Gäste und der Rekordmeister legte nach der Pause noch zwei Treffer nach.

    BBB in Höchstform und am Ende sogar Wechselgesänge mit dem Rest des Stadions. Wie schön, diesen Auftritt der „Bad Blue Boys“ frontal von der Haupttribüne verfolgt zu haben. Der Kampf um ein Ticket und den Einlass auf der richtigen Seite, hatte sich gelohnt. Oder anders gesagt: Der „Tag der Dankbarkeit“ hat seinem Namen alle Ehre gemacht. (mm)

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