BV De Graafschap Doetinchem – Willem II Tilburg – 1:1
„GROUNDHOPPERS WELCOME“
12.09.2025
Eerste Divisie
Stadion de Vijberberg
Zuschauer: 10.549
DOETINCHEM – Das Wochenende stand ins Haus und gemütlich sollte die Komplettierung der Regionalliga West vorangetrieben werden. Die Sportfreunde Siegen gastierten am Freitag-Abend beim 1.FC Bocholt, eine gelungene Abwechslung in Sachen Auswärtsfans und gut erreichbar von Schwechheim. Kurz vor der Abfahrt dann der Schock: Heimbereich ausverkauft! Alternativen mussten her, die Fahrt nach Bocholt war aber unausweichlich: Ein Hotel in der Nähe bereits gebucht und das Auto voller Blablacar-Mitfahrer.
Nachdem auch eine kurzfristige Akkreditierung am Hünting scheiterte, ruhten die Hoffnungen auf dem niederländischen Zweitligisten aus dem Gelderland. Zwar gab es auch bei De Graafschap Tickets nur gegen Vorlage der Mitgliedschaft. Doch die Holländer haben einen Service eingerichtet, der mir an diesem Abend des Arsch rettete: „Groundhopper-Tickets“. Dafür gibt es extra eine E-Mail-Adresse, um mit dem Verein in Kontakt zu treten. In der zweiten Mail muss man einige Fragen beantworten, seinen Perso abfotografieren und sogar einen Nachweis über seine Groundhopper-Existenz erbringen. Dem Vorschlag des Vereins, das Futbology-Profil zu screenshoten, ging ich nach. Und die elektronische Kommunikation, die im Stau zwischen Hamburg und Bremen stattfand, wurde schließlich mit einer positiven Antwort von De Graafschap gekrönt. Groundhoppers welcome. Seht ihr Bocholt: So wird das gemacht!
Wer hat sich auch schon mal gefragt, weshalb dieser Verein „De Graafschap“ heißt? Hier die Antwort: Doetinchem liegt mitten in der ehemaligen Grafschaft Zutphen und bildete die größte Stadt in diesem historischen Gebiet. Stellvertretend für diese ganze Region hat man sich nach einer Fusion im Jahre 1954 den Namen „De Graafschap“ verpasst. Um das Jahr 2000 herum hatten die Gelderländer ihre beste Zeit, spielten 8 Jahre am Stück Eredivisie. Irgendwann in diesen Jahren entstand auch der Beiname „Superboeren“, nachdem der Verein von den niederländischen Großstadtfans immer wieder als „Bauern“ verspottet wurde, verpasste sich der Klub aus der 60.000-Einwohner-Stadt diesen selbstironischen Spitznamen. Vielleicht etwas vergleichbar mit Meppen auf der anderen Seite der Grenze.
Tatsächlich lag dann eine Eintrittskarte mit dem Vermerk „Groundhoppers“ an der „Rezeption“ für mich bereit und der Abend konnte starten. Das Stadion „Vijverberg“ ist eine typisch-holländische Blechkiste mit Flutlichtern. Da kann schon Stimmung drin aufbranden, aber auch der traditionelle Standort mitten im Wohnviertel spielt immer eine Rolle bei der DNA der meisten NL-Vereine. Im Stadion gab es jedenfalls aus dem „Hopperblock“ sogleich zwei Fanszenen zu bestaunen. Die Gäste stehen direkt neben den Heimfans und der kleine, eingezäunte Bereich sah proppevoll aus.
Zu Beginn dann sogar eine kleine Choreo von Tilburg, bei der die Sticker-Kultur des Vereins eine Rolle spielte und die Elemente der Choreo zunächst für Zaunfahnen gehalten wurden. Ansonsten solider Support auf beiden Seiten, ohne dass man sich nennenswerte Notizen machen musste. Mit einer Ausnahme: Nach rund 10 Minuten hüllte sich der Gäste- und Heimblock zeitgleich in eine große, schwarze Blockfahne mit der Botschaft: „Stop collectieve Straffen“. Übersetzung überflüssig. Da man zuvor in der Stadt schon entsprechende Plakate und Aufkleber entdecken konnte, kündigte sich hier wohl ein Motto-Spieltag in den Niederlanden an. Bei diesem Protest wird auch für mehr Freiheit auf den Auswärtstouren plädiert, was in unserem Nachbarland u.a. an eine verpflichtende Busfahrt gekoppelt ist. Wer hier mehr Informationen möchte, dem sei die gleichnamige Internetseite der Bewegung ans Herz gelegt.
Das erste Ausrufezeichen dieser Partie setzten die Gäste jedoch auf dem Rasen: Nach etwa 50 Sekunden ging Tilburg mit der ersten Chance in Führung. Und dem Absteiger sah man die reife Spielanlage an: Immer wieder scheiterte Willem II gefährlich vor dem Tor. Doch De Graafschap – mit zuletzt drei Niederlagen in Folge gehörig unter Druck – überstand die schwierige Anfangsphase und bekam zunehmend Sicherheit ins Spiel. Mitte der ersten Halbzeit erspielten sich die Hausherren immer bessere Torchancen und vergaben jeweils knapp. Kurz vor der Pause nach einer schönen Kombination dann endlich der verdiente Ausgleich! Nach dem Wiederanpfiff ein ähnliches Bild: Doetinchem war dem Sieg näher, am Ende waren die „Superboeren“ aber sichtlich erleichtert die Negativ-Serie gestoppt zu haben.
Mehr als zufrieden ging es mit dem Abpfiff schließlich wieder über die Grenze nach Deutschland zum wohlverdienten Schlafplatz in Krefeld. Dank der Kulanz des Zweitligisten konnte der Start einer persönlichen Negativ-Serie an diesem Freitag verhindert werden. Eine kleine Geste für den Verein, eine große Erleichterung für den Groundhopper. (mm)












