FC Carl Zeiss Jena – FC Rot-Weiß Erfurt – 1:0

FC Carl Zeiss Jena – FC Rot-Weiß Erfurt – 1:0

12.09.2024
Landespokal Thüringen
Achtelfinale
Ernst-Abbe-Sportfeld
Zuschauer: 12.430

„DERBYZEIT IN THÜRINGEN – SCHON WIEDER!“

JENA – Bereits im vergangenen Monat berichtete der Schwechheimer Landbote über das Derby in Jena. Dank des Losglücks trafen die Rivalen nun im Achtelfinale des Thüringer Landespokals erneut aufeinander.

Im Gegensatz zum letzten Spiel wurde die Anreise diesmal mit der Deutschen Bahn organisiert. Pünktlich wie ein Uhrwerk erreichten wir das Paradies in Jena. Kaum aus dem Zug ausgestiegen, hörte man schon den Fanmarsch der Jenaer Anhänger. „ALLE IN BLAU“ lautete der Aufruf aus der Südkurve. Überall, von den Kiosk-Bereichen über Stromkästen bis hin zu Laternenpfählen, war der Slogan zu lesen.

Schließlich begaben wir uns auf den Weg zum modernen Ernst-Abbe-Sportfeld. Zuletzt hatte ich das Stadion 2015 in seinem alten Zustand besucht, als der Hamburger SV sich blamierte und mit 3:2 (n.V.) aus dem DFB-Pokal ausschied.

Wie bereits im letzten Bericht vom Schwechheimer Landboten aus Jena erwähnt, hat das Stadion einiges an Charme verloren und hebt sich kaum von anderen aktuellen Arenen ab. Dennoch war das Thüringen-Derby Grund genug die Reise anzutreten.

Bereits vor dem Anpfiff sorgte die kreative Abteilung der Erfurter Ultras für eine optische Aufwertung des Gästebereichs. Neben einem übergemalten FCC-Bild im Mundloch wurde auch im Bereich über dem Gästeblock gearbeitet. Die fünf Initialen: F, C, R, W, E wurden abwechselnd in Rot und Weiß an die Wand tapeziert. In nur 30 Minuten wurde das Kunstwerk vollendet.

Ähnlich beeindruckend war das Intro der Gästefans. Im italienischen Stil wurden zahlreiche Fahnen geschwenkt und RWE-Doppelhalter präsentiert. Zudem zündete man mehrere rote Fackeln, was für ein eindrucksvolles Gesamtbild sorgte, während der Gesang der Fans eher brachial klang.
Ein großes Highlight war der Gesang: „Erfurt – Halle – nur Kaputte“.

Auch die Südkurve bot ein ansprechendes Bild. Zum Intro präsentierte man die Ziffern „FUSSBALLCLUB CARL ZEISS“ im Block. Jeder Fan zeigte seinen Schal, und viele blaue Fahnen wurden geschwenkt. Auch während des Spiels war das Bild in der Kurve ein Genuss: Zahlreiche Fahnen und Doppelhalter, dazu melodische Lieder, die italienische Gefühle hervorriefen.

Zum Auftakt der zweiten Halbzeit zündeten auch die Jenaer Fans zum Ärger ihres nervigen Stadionsprechers Pyrotechnik in Form von gelbem Rauch und hellen Fackeln. Während des Spiels wurden im gesamten Stadion, vor allem aus dem Gästeblock, lautstark Böller gezündet. Immer wieder kletterten motivierte Erfurter Fans auf den Zaun, um die benachbarten Jenaer Anhänger zu provozieren. Doch diese blieben unbeeindruckt und ignorierten die Provokationen.

So war es schließlich Carl-Zeiss-Spieler Muqaj, der für den lautesten Auftritt des Tages sorgte, als er in der 72. Spielminute das 1:0 erzielte. Zwar blieb den Erfurtern ein weiteres Debakel erspart und sie begegneten sich im ersten Durchgang auf Augenhöhe. Dennoch konnte die erneute Niederlage im Derby nicht verhindert werden.

Die FCC-Fans feierten ihren Sieg erneut mit dem Banner: „DIE NUMMER 1 IM LAND SIND WIR – IHR TRÄUMER.“ Die nächste Gelegenheit zur Revanche bietet sich Erfurt dann im Februar im eigenen Stadion. (fj)

FC Carl Zeiss Jena – FC Rot-Weiß Erfurt – 5:1

FC Carl Zeiss Jena – FC Rot-Weiß Erfurt – 5:1

04.09.2024
Regionalliga Nordost
FC Carl Zeiss Jena – FC Rot-Weiß Erfurt – 5:1
Zuschauer: 12.432

“DERBYZEIT IN THÜRINGEN”

JENA – Nachdem meine Tour über’n Balkan nach 3 Wochen sein Ende fand, ging es am Mittwochmittag ins schöne Bundesland Thüringen. Es stand das Derby von Carl Zeiss gegen den Konkurrenten aus Erfurt an. Die Anreise beinhaltete 4 ½ Stunden Autofahrt, es gab schon deutlich schlimmeres auf einem Mittwoch. Über die meiner Meinung nach wenig attraktivste Autobahn Deutschlands (A24) über Berlin und Leipzig bis nach Jena. Die Situation um das Stadion herum als überschaubar eingestuft und fix wurde das Auto gegen eine kleine Parkgebühr abgestellt. Positiv hervorzuheben ist das Print@home Ticket wurde erfolgreich gegen ein “echtes” Ticket getauscht, für Sammler eben dieser heiß begehrten Tickets ein voller Erfolg.

Das Stadion in Jena wurde im Juli 2024 nach einem Umbau neu eröffnet. Die Fanszene von Carl Zeiss möchte unbedingt ihren ehemaligen Standort in der Südkurve behalten und steht im neuen Stadion direkt neben dem Gästeblock in der Südkurve. Somit ist es der gleiche Standort wie im alten Stadion, Traditionen sollte man pflegen. Das Stadion an sich hat sowieso schon viel zu viel Charme verloren durch den Ersatz von einem 0815-Neubau.

Das Derby warf seine Schatten weit vorher voraus, zuerst die unglückliche Umplanung des Verbandes von Sonntagnachmittag auf Mittwoch 17:00 Uhr, um es dann später nochmal auf Mittwoch 19:00 Uhr anzusetzen. Verwirrung und Unverständnis wahrscheinlich bei vielen Interessenten des Fußballs, für unsere Reisetruppe wahrscheinlich dennoch das Beste. Zudem wechselten in der letzten Transferperiode zwei Spieler vom Gegner FC Rot-Weiß Erfurt nach Jena. Der Spieler Erik Weinhauer hat heute seinen 11. Saisontreffer erzielt. Erik Seidemann traf heute ebenso gegen seinen ehemaligen Verein zum 5:1 Endstand. Die beiden Spieler jubelten verhältnismäßig ruhig, ob das wirklich echt ist, dürfen andere bewerten. Vereinswechsel zwischen Derbygegnern habe ich persönlich noch nie verstanden. Nach dem Sieg ist der FC Carl Zeiss Jena mit 18 Punkten aus 6 Spielen aktueller Tabellenführer in der Regionalliga.

Auf den Rängen gaben beide Fanszenen ein solides Bild ab, die Gäste aus Erfurt mit dem absoluten Gassenhauer “Vorwärts Vorwärts FC Rot-Weiß Erfurt” auf die Melodie von Abba “Super Trouper“ – Potential für den Ohrwurm der Woche ist hier definitiv vorhanden. Die Heimseite ging auf unserer Seite ein wenig unter, Schuld war hier eher die Entfernung, in der zweiten Halbzeit gab es eine sehenswerte Pyroshow und danach immer wieder vereinzelte Fackeln im Heimbereich. Der deutliche Derbysieg wurde mit dem Banner “Die Nummer 1 im Land sind wir – Ihr Träumer” gefeiert.

Sollte Jena es über die komplette Saison schaffen, oben mitzuspielen, geht es in die Aufstiegsrelegation gegen ein Team aus der Regionalliga Nord. Die Spannung bleibt bestehen, ein Besuch der beiden Vereine aus Jena oder Erfurt lohnt sich akustisch allemal. Ein Gewinn für die dritte Liga wäre ein Aufstieg von Jena sicherlich, besser als jegliche Zweitvertretungen. (tp)

VfL Wolfsburg II – FC Carl Zeiss Jena – 0:1

VfL Wolfsburg II – FC Carl Zeiss Jena – 0:1

„BETONMONSTER MIT EINSCHUSSLÖCHERN“

11.04.2021

VfL-Stadion am Elsterweg

2. Frauen-Bundesliga-Nord

Zuschauer: 0 (offiziell)

WOLFSBURG – Wie sich die Zeiten ändern. Schon vor Jahren geisterten Gerüchte umher, das Stadion am Elsterweg sei dem Untergang geweiht. Vor zwei Jahren wurde der Abriss und Umbau für 2022 beschlossen. Corona kam dazwischen und so kickt die VfL-U21 aus der Damenabteilung immer noch in dem ehemaligen Bundesligastadion – und zwar aktuell als einzige Mannschaft im Verein, wenn auch immerhin in der 2. Frauen-Bundesliga.

Und genau da lag der Haken. Schon in der letzten Saison 19/20 kamen im Schnitt, nun ja, 70 Besucher in das große Rund. Trotzdem hatte ich die Konstellation mit den zweiten Damen am Elsterweg stets auf dem Zettel. Zehn Jahre habe ich kein Damenspiel mehr gesehen und obwohl ich kein Frauenfußball-Hater bin, konnte ich mich nicht dazu durchringen, einen Trip nach Wolfsburg mit Hauptspiel 2. Frauen-Bundesliga-Nord zu starten, muss ich gestehen.

Wo jetzt der Re-Start des Damen-Unterhauses bevorstand, war aber klar: Das musst du machen. Das VfL-Stadion, das ehemalige Bundesliga-Stadion, die Keimzelle des Vereins, mit einem „Geisterspiel“ der II. Damen zu kreuzen – mehr geht nicht, so eine Gelegenheit kommt so schnell nicht wieder. Und so bin ich an diesem Sonntag im April einer von zwei Berichterstattern auf der Gästeliste. Im Innern selbst mache ich genau vier Personen ausfindig, die ich nicht dem jeweiligen Staff beider Vereine zuschlagen kann. Demgegenüber stehen drei oder vier Ordner, die äußerst streng ihren Dienst verrichten. Meine Bitte, die menschenleere Kurve mit der (ehemaligen) Anzeigetafel abzulichten, hat zur Folge, dass das Stadion kurzerhand abgeschlossen werden muss, weil mich der Ordner vom Einlass die zehn Treppen hoch zur Kurve begleiten will – damit ich keinen Unfug mache.

Trotz all dieser Widrigkeiten – und vom Wetter habe ich noch gar nicht gesprochen – hat sich der Trip aber gelohnt. Solche Überbleibsel aus dem letzten Jahrhundert findet man in Deutschland auch nicht mehr so oft. Stehplätze rundherum, ein irgendwie halbprovisorischer Oberrang – und das Herzstück: Die alte Haupttribüne, die unter Denkmalschutz steht und in das neue Sportpark-Projekt integriert werden soll. Von der alten Tribüne bröckelt der Beton auf die Sitze, abgesehen davon dass sie „alt & geil“ ist, findet sich an dem Bauwerk aber nicht so viel Erhaltenswertes. Die Tribüne aus den 60er-Jahren ist ein Betonmonster mit Einschusslöchern, das sehr wenig Komfort bietet und ohne weitere Funktionen daherkommt, wenn man dir Pressekabinen mal ausklammert. Nicht dass wir uns falsch verstehen: Schöne Sache, das mit dem Denkmalschutz. Von alleine wäre ich aber nicht drauf gekommen.

Zum Sportlichen – und da war ich echt gespannt. Schon nach fünf Minuten fällt das erste und letzte Tor des Tages: Eine Gästespielerin namens Anna Weiß drischt den Ball aus kurzer Distanz nach einer Hereingabe an Torhüterin Almuth Schult vorbei ins Netz. Die Torfrau der VfL-Damen hatte bei mir vor dem Anpfiff für das einzige Aha-Erlebnis gesorgt. Beim Blick auf die Spielaufstellung kam mir der Name bekannt vor. Zusammen mit der unvergleichlichen US-Amerikanerin Hope Solo, wurde Schult 2014 zur Welttorhüterin ernannt, wie es immer so schön heißt. Wie kann das angehen, dass diese Weltfrau jetzt vor einer Handvoll Zuschauern in der 2. Liga kickt? Die Antwort liegt in der Natur der Sache: Im Herbst 2019 wurde Almuth Mutter von Zwillingen, was – zusammen mit den Ereignissen seit März 2020 – dafür gesorgt hat, dass die 64-fache Nationalspielerin fast zwei Jahre kein Pflichtspiel bestreiten konnte. Im Kader der ersten Mannschaft wurde sie gar zur Nummer 3 degradiert.

Da sage noch einer, es gäbe keine großen Unterschiede mehr zwischen Damen- und Herrenfußball. Ich bin froh, dass es nach fünf Minuten in der Kiste der Welttorhüterin klingelt, denn das bedeutet für meine bescheidene Statistik: 150. Spiel in Deutschland in Folge ohne 0:0! Über den frühen Treffer kann ich auch wirklich froh sein, denn bis auf eine weitere Jena-Chance direkt im Anschluss, passiert vor den Toren in dieser Partie fast gar nichts mehr. Der Ball findet zwar oft den direkten Weg nach vorne, aber in die Box gelangt er nur sehr selten. Im Grunde genommen ist es ein echter Grottenkick.

Trotzdem übe ich mich als aufmerksamer Beobachter: Man(n) sieht den Protagonistinnen definitiv an, dass viel und hart trainiert wird. Wolfsburg fällt durch einen wirklich geringen Altersschnitt auf. Bei Jena misst die Stürmerin, die fast alle Bälle anzieht, gerade mal 156 Zentimeter. Auch kann man beiden Teams bescheinigen einer bestimmten Spielidee zu folgen. Insgesamt unterlaufen den Mädels nur wenig wirkliche Fehler. Bei Jena wird früh gepresst, nach Ballgewinnen schickt man die schnellen Außenspielerinnen mit Vertikalpässen nach vorn. Das mündet auch recht schnell im Siegtor für den letzten DDR-Meister im Frauen-Fußball, der letztes Jahr im FC Carl Zeiss aufgegangen ist und zuvor als FF USV Jena bekannt war. Was die Präzision, Athletik, das Tempo und die Körpersprache angeht, so muss ich sagen, habe ich diese Ground-Konstellation mit den II. Damen nicht ganz zu Unrecht all die Jahre aufgeschoben. Doch da der Besuch in Wolfsburg damit nun abgeschlossen ist, will ich es bei diesen Worten belassen.

mm