Sporting Clube de Braga – FK Crvena Zvezda – 2:0

Sporting Clube de Braga – FK Crvena Zvezda – 2:0

„PER GABELFLUG ZUM JUBILÄUM“

23.10.2025
Europa League
Estádio Municipal de Braga
Zuschauer: 10.056

BRAGA – Der 1000. Ground des Autors stand an. Und sollte es dafür was Besonderes werden? Ja! Wollte man sich dafür irgendwie verrenken? Nein. Im Oktober wäre es so weit, ergaben erste Hochrechnungen. In dem Monat waren einige freie Wochenenden verfügbar und Richtung November wurde sogar nochmal ein Trip nach Afrika vorbereitet. Bei eben jener Reise sollte es ein Gabelflug werden, um am Donnerstag irgendwo zwischen Glasgow und Gibraltar Europacup zu schauen und eventuell in Sachen Flüge ein paar Taler einzusparen. Und es wurde relativ schnell klar, dass bei dem „Gabelflugvorhaben“ alles passt für einen Besuch im EM-2004-Ground in Braga.

Also ging es nach einem Familienausflug in Bremen alleine in den Zug Richtung Duisburg. Klar, wo wenn nicht in Duisburg startet eine Afrika-Reise? Via Köln wurde nächsten Tag mit Onkel Rainer Porto angepeilt und von dort ging es per Bus weiter nach Braga, mit knapp 200.000 Einwohnern übrigens Portugals drittgrößte Stadt und fußballerisch hinter den Schwergewichten aus Lissabon und Porto wohl auch die Nummer drei oder vier.

Zu Gast bei meiner Jubiläumsparty: Niemand geringeres als Roter Stern Belgrad! Oder wie die Portugiesen die Serben nennen: Estrela Vermelha. Das hört sich gleich viel weniger rauflustig an, portugiesisch halt. Nach einem kleinen Stadtspaziergang und einer günstigen Mahlzeit in der modernen Markthalle ging es also stadtauswärts zu dem sagenumwobenen Ground. Doch keine Karawane war Richtung Stadion unterwegs und auch von dem Estádio Municipal de Braga, wie der Spielort offiziell heißt, fehlte erstmal jede Spur. Kurz vor dem Ziel dann endlich ein paar Menschen und nachdem man den Ground auf Dachhöhe erreicht, eröffnet sich der sehnsüchtige Blick von oben auf den Rasen, den man schon so oft gesehen hat. Und auch auf die „Delije“ hat man freien Blick. Die Serben sind in Kompaniestärke nach Portugal gereist.

Von oben sehe ich aber auch, dass mein sorgfältig recherchierter Platz auf der Tribüne der Gästefans sein soll. Die Info vom Gästeblock hatte ich unter anderem der Internetseite TSG Hoffenheims entnommen, die letztes Jahr im Herbst in Braga spielte. Tja, irgendwas daran war falsch. Trotzdem umrundete ich das Stadion erstmal und registrierte, dass ich auch auf der Seite der Heimfans Einlass gewährt bekomme. Doch das Einlasstor auf der Heimseite führte durch ein unterirdisches Labyrinth und nach leichten Orientierungsverlusten und zig Treppenstufen kam ich wieder auf der Gästetribüne raus. Da nur noch 10 Minuten bis zum Anpfiff blieben und ein Tor zum Spielfeld offenstand, wurde einfach der Weg über den Rasen gewählt. Hat geklappt und lasst mich einfach nicht weiter drüber nachdenken, was ich da gemacht hab.

Mit der „Delije“ im Blick wurde schließlich der 1000. Ground eingetütet, und zwar von der Haupttribüne und nicht aus der Arrestzelle. 33 Jahre nachdem im alten Volksparkstadion in Hamburg an Papas Hand das erste Rasenrechteck gekreuzt werden konnte. Irgendwie ist das so ein Hoppermythos, dass im Ground Nummer 1000 keine Tore fallen. Daher war ich wirklich froh, als Braga nach rund 20 Minuten einen Angriff über die Linie stolperte und auch der VAR nach minutenlangem Studium keinen Milimeter Abseits festellten konnte. Der Rest des Spiels ist dann auch relativ schnell erklärt. Roter Stern Belgrad ist wohl international nicht mehr als ein Sparringspartner. Die Serben halten ganz gut mit, doch als sich nach rund 30 Minuten Altstar Marko Arnautovic verletzt und ausgetauscht werden muss, fühlt es sich so an, als wenn die Belgrader mit einem Mann weniger agieren. Auch Braga hat vielleicht nicht den besten Tag erwischt und kommt selten zum Abschluss. Wenn der serbische Meister das Spiel nicht versucht langsam zu gestalten und den Weg nach vorne sucht, ergeben sich hinten Lücken. Eine davon nutzen die Portugiesen im letzten Viertel der Partie für den Endstand.

Die Delije konnte durchaus überzeugen, verzichtete aber auf jede Art von „Special Effects“. Der kleine Block der Heimfans ist nicht nennenswert, so wie überhaupt die Kulisse von gerade mal 10.000 Zuschauern in diesem dann doch prestigeträchtigen Wettbewerb gegen den Europapokalsieger von 1991. So ist das halt in Portugal, alles ziemlich gemütlich und das ist auch okay. Das Stadion in Braga mit seinen Proportionen, dem Ausblick und dem Einklang in die umgebende Natur, stellt sowieso alles in den Schatten. (mm)

FK Partizan – FK Crvena Zvezda – 1:2

FK Partizan – FK Crvena Zvezda – 1:2

“PYRO, PYRO, PYRO – D(ES)ANKE BEOGRAD”

20.09.2025
Super liga Srbije
Stadion Partizana
Zuschauer: 26.254

BEOGRAD – Das ewige Derby in Belgrad lockte im Juli zwei Redakteure und einen Praktikanten an die mobilen Endgeräte. Nach kurzer Beratung buchten wir die Verbindung in die serbische Hauptstadt in der Hoffnung, dass das 177. Aufeinandertreffen auf einen Samstag oder Samstag gelegt wird.

Am 13. September kam dann die frohe Kunde: Samstag, 19 Uhr! Besser geht es nicht. Somit fuhren wir am Freitagabend zum Schwechheim International Airport und hoben mit 90-minütiger Verspätung Richtung Aerodrom Nikola Tesla ab. Kurz vor Mitternacht kamen wir an, rannten zu Sixt und fuhren mit dem Mietwagen zum AirBnB mit dem sensationellen Namen „Charlie & Blueberries“ in der Straße Desanke Maksimović.

Gut erholt starteten wir in den Derby-Tag, doch leider gab es in den ersten zwei Stunden schon zwei Hiobsbotschaften: Unser erstes Spiel wurde kurzfristig ans andere Ende der Stadt verlegt und der Mietwagen kassierte nach wenigen Minuten Fahrt einen Steinschlag. Das Leben in Belgrad ist wohl doch kein Zuckerschlecken. Es fand sich aber mit einem Kick im Sportski Centar Rakovica eine Alternative und das Stadion u Gornjoj Varoši in Zemun als Vorspiel zum Večiti Derbi schon eine top Bude. Der Magen wurde natürlich auch mit zwei 740-Gramm-Fleischplatten ordentlich gefüllt.

Aus Zemun fuhren wir schnurstracks zum Stadion Partizana und stellten das Auto sensationell in unmittelbarer Nähe ab. Die Polizisten ließen uns jedoch nicht den direkten Weg von wenigen Metern gehen, sondern schickten uns einmal außen herum. Der Weg war nicht nur steinig und schwer, sondern führte auch vorbei am Gästeeingang. Unversehrt kamen wir aber an unserem Eingang an und mussten alle Münzen abgeben. Wer sich die AGB nicht durchliest, verliert hier mal locker flockig 10 Euro. Weitere Kontrollen gab es nicht. Wenn wir hier mit einem Sprengstoffgürtel reingegangen wären, wäre es egal gewesen.

Reichlich entzündbares Material hatten beide Fanlager mitgebracht. Die “Grobari” sorgten bei ihrem ersten Derby-Heimauftritt seit 2023 durch schwarze und goldene Rauchtöpfe für eine Spielunterbrechung kurz nach Anpfiff. Im Gästeblock brauchte “Delije” etwas Anlaufzeit, fing dann aber an völlig zu eskalieren. Beide Seiten zündeten, was das Zeug hielt. Das ist durchaus wörtlich zu nehmen, denn die Totengräber sengten zwischendurch ihre große Zaunfahne an. Es blieb aber bei ein wenig Stoffverlust. Traditionell flogen auch viele Rauchtöpfe und Fackeln in den Innenraum, garniert von Böllern.

Neben den ganzen schönen Lichtern gab es natürlich auch mehrere Spruchbänder und Botschaften. Die Grobari untermalten ihr Intro aus schwarz-weißen Fahnen mit der Aufforderung an die Mannschaft, das Herz für diese Farben auf dem Platz zu lassen. Gegenüber konzentrierte sich Delije auf das Veräppeln des Erzrivalen, wobei das entrollte Riesenbanner am Plattenbau hinter der Südkurve sicherlich am eindrucksvollsten war.

Wir waren absolut begeistert von beiden Kurven, müssen aber auf Heimseite eine kleine Kritik anmerken: Die beiden Längsseiten machten eher wenig mit und pushten die “Crno-beli” nicht so stark nach vorne. Insbesondere nach dem Anschlusstreffer in der 74. Minute hätte da mehr kommen müssen. Vor allem, weil der Gegner über die gesamte Spielzeit besser war. Vielleicht waren aber auch nur Groundhopper auf der Haupt- und Gegentribüne, man weiß es nicht. Am Ende siegte der leichte Favorit Zvezda und ist (mal wieder) Tabellenführer in der Superliga Srbije.

Unterm Strich ein absolut gelungenes “Ewiges Derby” und für den Serbien-Fan im Redaktionskreis mit bisher drei gesehenen Derbys war es das Beste. Es kommen sicherlich noch einige hinzu! Nach dem Spiel gönnten wir uns noch eine fettige Pizza und ein paar Pivo für den trockenen Hals. Am Sonntag fuhren wir Richtung Süden nach Užice. Über diesen Besuch werdet ihr morgen mehr erfahren. (mb/hr)

FK Crvena Zvezda – FK Partizan Beograd – 3:3

FK Crvena Zvezda – FK Partizan Beograd – 3:3

„TORE, TORE, TORE – PYRO, PYRO, PYRO!“

22.02.2025
Super Liga Srbije
Stadion Rajko Mitić
Zuschauer: 32.610

BELGRAD – Vorhang auf für das 175. „Ewige Derby“ in der „Weißen Stadt“! Im Gegensatz zum letztem Jahr, ging es in dieser Saison um, naja, nicht mehr so viel. Roter Stern spielt eine Fabelsaison. Wer erinnert sich nicht an das 5:1 zu Hause gegen Stuttgart in der Champions League? Dieser Form entsprechend, führt man das Klassement in Serbien kurz vor der Meisterrunde mit 16 Punkten Vorsprung an. Aber das hatte ja nicht so viel zu bedeuten, das Derby hat seinen eigenen Stellenwert.

Das legendäre Stadion mit dem Spitznamen „Marakana“ liegt mitten in der Stadt und von außen deutet nicht so viel darauf hin, dass sich zwischen den Häuserzeilen ein so großer Pott verbirgt. Ein paar alte Straßenbahnen zockeln drumherum und insgesamt herrscht wenig Aufregung um das Stadion. Das große Rund füllte sich an diesem Samstag nur zögerlich, am Ende konnte man aber eine akzeptable Kulisse registrieren. Partizan mit zwei Kurven, weil sich die Gruppierungen untereinander bekanntlich seit jeher zanken. Von der Haupttribüne sieht man nicht nur die jeweiligen Fanblöcke, sondern hat auch ein wunderbares Stadt-Panorama im Blick.

Lifehack: Da das Ticket, das im Vorverkauf um die 10€ kostet, beim Scanner rot aufblinkte und man keinen Bock auf irgendwelche Diskussionen und neue Wartezeiten hatte, quetschte man sich zu zweit durch das Drehkreuz. Hat niemanden interessiert, so wie grundsätzlich der Slogan „Leben und leben lassen“ gut auf Land und Bevölkerung passt.

Los ging das Derby ohne Pyro, aber mit Choreos auf beiden Seiten. Während die „Delije“ ein großes Konterfei des Sängers und ZVE-Anhängers Dragan Koljic präsentierte, entrollte die Gegenseite das Gesicht von Zoran Vujović, ein „Grobari“, der vor 16 Jahren bei den serbisch-kosovarischen Konflikten in der US-Botschaft ums Leben kam. Ein echter Partisane also. Eine genaue Analyse dieser beiden Choreos überlassen wir an dieser Stelle aber gerne den richtigen Balkan-Experten. Zusammen mit dem römisch-orthodoxen Gotteshaus im Hintergrund und den antiken Säulen in der Choreo, gab das Intro der Gastgeber schon ein cooles Bild ab. Erstes Highlight aber definitiv das 0:1 aus dem Nichts für die Gäste nach nicht mal 10 Minuten. Beim Jubel zeigt Partizan bzw. die „Grobari“ was sie so drauf haben. Überschwang ist gar kein Ausdruck und was da an Pyro aus der Kurve fliegt, obwohl die eigene Mannschaft noch im Umlauf feiert, ist kaum zu beziffern.

Was Besseres hätte nicht passieren können. Nun drückt die favorisierte Mannschaft auf den Ausgleich. Spielerisch ist das bis zum Halbzeitpfiff aber mau und auf den Rängen nicht so viel anders. Das sollte sich nach der Pause ändern. Kurz vor dem zweiten Abschnitt läutet Roter Stern die Aufholjagd mit unzähligen bunten Rauchtöpfen ein. Nach dem Wiederanpfiff gibt es ein Meer aus roten Fackeln. Direkt in diese Aktion hinein fällt das 1:1 und kurz darauf nach einem herben Torwartfehler das 2:1 für den Meister. Ekstase in der Kurve, aber an Partizan kommt es nicht heran. Und auch auf den übrigen Plätzen keine Eskalation. Daran merkt man dann doch, dass dieses Spiel auch ein „Event“ ist und die Begeisterung teilweise etwas oberflächlich rüberkommt. Trotzdem geil. Denn nun gleicht Partizan postwendend wieder aus. Erneut ein ähnliches Bild im Gästeblock wie beim 0:1.

Als kurze Zeit später nach einer schönen Einzelleistung des Senegalesen Cherif Ndiaye das 3:2 fällt, reibt man sich schon fast die Augen. Tore, Tore, Tore. Pyro, Pyro, Pyro. Da kommt man kaum noch hinterher. Nach diesem Spektakel ist etwas die Luft raus, aber das ist ja kein Wunder. Bis es in der Nachspielzeit zu einem VAR-Elfmeter für Partizan kommt. Vermutlich haben die „Grobari“ nicht mit so vielen Toren im Derby gerechnet, denn obwohl die Gäste ausgleichen, hält sich der Jubel in Grenzen. Komisch. Protest gegen den VAR? Alle Feuerwerks-Vorräte aufgebraucht? Man weiß es nicht, dann werden vor Freude halt die Sitzplätze „entlaubt“. Langeweile kommt jedenfalls nicht auf, zuvor hatte man bei den Gästen noch demonstrativ gezogene Fanschals des Gegners in Brand gesetzt.

Auch wenn man immer was zu bekritteln hat und nach dem Spiel noch mehr Fragezeichen aufgingen, wie der aktuelle deutsche Vizemeister bei diesem Team mit 5:1 unter die Räder geraten konnte, zog man nach dem Abpfiff doch hochzufrieden von dannen. Folgerichtig gab es noch ein Erinnerungsfoto vor dem Panzer und anschließend vergoldete man sich den Abend in einer der vielen Bierbars in Belgrad. (mm)

FK Crvena Zvezda – FK Partizan – 2:2

„172. DERBY – ZUM ERSTEN MAL AUSVERKAUFT!“

10.03.2024

Stadion Rajko Mitić

Superliga Srbije

Zuschauer: 49100 (12000 Gäste)

BELGRAD – Heute schaute unser zweiköpfiges Team vom Schwechheimer Landbote das 172. Belgrader Stadtderby. Es war das erste Derby, das offiziell als ausverkauft galt. Wir besorgten uns vorab Tickets und bezahlten 8,50€ für die Gegengerade, jeder einzelne Cent wurde belohnt.

Das Intro auf der Heimseite mit tausenden von Luftballons war richtig schön anzusehen. Die Ballons flogen noch ein paar Minuten durch den Ground. Das Intro der Gäste wurde eingeleitet durch schwarzen und weißen Rauch, ebenfalls nett anzusehen und den gesamten Gästeblock mal eben in Rauchschwaden eingehüllt.

Sportlich war unserer Meinung nach Crvena Zvezda eindeutig besser, das Team spielte sich große Chancen heraus. Bei dem 1:0 kurz vor der Halbzeit eskalierte der Heim-Anhang völlig zurecht. Schnell wurde der Treffer egalisiert, denn Partizan glich aus. Im Gästeblock wurden zeitgleich mehrere Fackeln angerissen, dieser Anblick war einfach nur schön! Es ging also mit einem sportlich sehr ungerechten Unentschieden in die Kabinen.

Das Spiel in der zweiten Halbzeit ähnlich wie in der ersten Halbzeit: Crvena Zvezda machte das Spiel und schoss einfach keine Tore. Partizan nutzte die Gunst der Stunde und erzielte das zwischenzeitliche 1:2. Im Gästeblock wurden wieder etliche Bengalen angerissen. Die Stimmung im Gästeblock war auf dem Höhepunkt und die Gesänge hallten nur so durch dieses großartige Stadion. Nach einem Platzverweis auf Seiten der Gäste kamen die Gastgeber wieder besser ins Spiel, trafen zum Ausgleich und vergaben mal wieder die größten Chancen zum Siegtreffer. Unglaublich viel Pech in einigen Aktionen.

Zusammenfassend finden wir, dass es ein reines Spektakel war. Auf den Rängen sehen wir die Gäste weiter vorne, immerhin gibt’s hier in unseren Augen einen Sieger. Eines ist sicher, der Schwechheimer Landbote wird sicherlich noch das ein oder andere Belgrader Derby besuchen. (tp)