MKS Flota Świnoujście – Gryf Słupsk SA – 2:2
„DIESES SPIEL HAT GUT GESCHMECKT!“
05.04.2025
III. Liga/Grupa II
Stadion Miejski w Świnoujściu
Zuschauer: 590
SWINEMÜNDE — Während es auf dem deutschen Teil der Ostseeinsel Usedom Anfang April noch recht possierlich zugeht, wimmelte es nur 2km und 30 Fußminuten von der Grenze entfernt von Polizisten und vermeintlichen Hooligans. Flota Świnoujście empfing Gryf Słupsk in der vierten Liga, die in Polen III. Liga heißt. Jede Menge Tradition traf im „Stadion Miejski“ an diesem Samstag-Nachmittag aufeinander und obwohl beide Teams niemals in ihrer Geschichte erstklassig spielten, folgten auf beiden Seiten viele Fans dem Ruf der Traditionsvereine.
Während Flota nur noch einen ganz verstohlenen Blick in die nächsthöhere Spielklasse wirft, geht es für Gryf knallhart um den Klassenerhalt. Vor dem schönen Eingang zum Stadion sorgten eine Handvoll Blaulicht-Fahrzeuge für erste Krawallstimmung und bei genauerem Hinsehen entdeckte man um das Stadion herum auf den Waldhängen überall vereinzelte Polizisten als Späher. Nachdem 20 Złoty Eintritt entrichtet wurden, ging es rein in die gute Stube – und es wurde ein leerer Gästeblock vorgefunden. Tja, in Polen kann immer alles passieren und die Informationslage vor Ort ist gewohnt dünn. Bei der Anzahl an Cops in und ums Stadion blieb aber ein gutes Gefühl. Und tatsächlich: Nach 10 Minuten wurden die ersten Auswärtsfans gesichtet. Der Block füllte sich immer mehr und machte nach einer halben Stunde einen proppevollen Eindruck.
Mit zwei großen Zaunfahnen oben und unten startete der Support der Gäste kurz vor dem Halbzeitpfiff, da hatte der sehr kompakte Block von Flota gerade für das Tages-Highlight gesorgt: Die Heimszene zog eine Blockfahne hoch und untermalte dieses Bild mit Fackeln links und rechts. Unter der Choreo hing eine Zaunfahne mit den Worten: „Welcome to Uznam“. Später gab es noch eine Fahnen-Choreo und Rauchtöpfe. Der gesangliche Support von den rund 200 Fans hüben wie drüben gewohnt stimmgewaltig und die Mitmachquote bei nahezu 100%.
Der Auftritt von Gryf blieb trotzdem etwas unrund in Erinnerung. Direkt nachdem man mit dem Support begann, fiel das unerwartete 1:1 – und das vor dem Block. Bevor man richtig loslegen konnte, ging es dann schon wieder in die Kabine. Auch danach blieb es bei akustischem Support. 10 Minuten vor dem Ende packte man bereits wieder ein. Allerdings darf man sich bei den undurchsichtigen Verhältnissen in Polen glücklich über jeden Auswärtsfan schätzen. Am Folgetag wurde man Zeuge der Fanszene von Elana Toruń bei Blękitni Stargard. Hier wurde nach 5 Minuten wieder abgeflaggt und 130 Mann fuhren in 2 Reisebussen nach Hause.
Wie dem auch sei. Vielleicht wäre ja noch was Unerwartetes passiert, denn Gryf hatte kurz vor dem Schluss mehrere Siegchancen auf dem Fuß, nachdem Flota zuvor mit einem Pfostentreffer in Führung hätte gehen können. Fußballspiele in der vierten polnischen Liga können richtig gut sein. Und unter dem Strich wurden die Erwartungen übertroffen. Mit so einer Show der Heimszene hätte man nicht gerechnet. Auch das Stadion, in unmittelbarer Nähe zur Promenade, und vor allem die Verpflegung verdienten sich Bestnoten. Neben Fassbier und Kiełbasa bewarb sich ein Spießbraten mit verschiedenen Fleischsorten und Zwiebelringen für den „Guide Michelin“. Dieses Fußballspiel hat gut geschmeckt! (mm)











