PFC Levski Sofia – PFC CSKA Sofia – 0:1
„HAPPY END. HAPPY GRILL.“
08.11.2025
Parva Liga
Stadion Vasil Levski
Zuschauer: 29.595
SOFIA – Freitag erst ab 15 Uhr Feierabend und Sonntag muss es schon wieder nach Hause gehen? Kein Problem, ab nach Bulgarien! Die beliebte Billigflug-Destination Sofia machte es möglich, dass ein Hinflug um 6 Uhr am Samstag von Berlin mit einem Rückflug um 6 Uhr am Sonntag nach Dortmund kombiniert werden konnte – und das für nicht mal 50€. Die Zubringerfahrten per Bahn waren im Deutschland-Ticket inkludiert und der Spielplan der Parva Liga trug sicher auch zu der Entscheidung bei: „Eternal Derby“ im Vasil Levski und als Vorspiel fiel sogar noch Loko Sofia ab.
In Berlin konnte nach der Anreise ein Landesliga-Derby im Brandenburger Umland als Beifang mitgenommen werden, ehe es nach dem eiskalten Abend am nördlichen Stadtrand ofW zum BER ging, wo etwa 2,5h auf dem gepflegten Marmorboden Augenpflege betrieben wurde. Dabei musste man nicht alleine nächtigen – Grüße nach Braunschweig! Um kurz nach 4 klingelte der Wecker, da war die Sicherheitskontrolle schon knackenvoll, aber alles sollte pünktlich über die Bühne gehen und in den frühen Morgenstunden landete der Ryanair-Vogel in der bulgarischen Hauptstadt.
Im ersten Spiel des Tages passierte nicht viel. Star bei Loko ist sicher das Stadion. Immerhin fiel ein Tor für die Gäste und in der zweiten Halbzeit regnete es sich im Norden der Stadt ein. Kurz vor dem Abpfiff sollte eigentlich ein Taxi bestellt werden, doch die Zahlung scheiterte in der Yellow-App – warum auch immer. In den folgenden Minuten wurde mit internationalen Groundhoppern aller Art im strömenden Regen ein Kampf ums Taxi geführt und leicht durchnässt saß man nach kurzer Verzweiflung schließlich in einer der begehrten Mietkutschen.
Das Nationalstadion der Bulgaren bebte schon gewaltig, eine halbe Stunde vor dem Anpfiff und auf den „billigen Plätzen“ des Stadions hatte sich die handverlesene deutsche Groundhopper-Prominenz versammelt, an vorderster Front grüßte der „König der Groundhopper“ aus dem Schwarzwald. Tolle Konstellation – und das galt auch für das „Ewige Derby“, denn Levski thronte vor dem Spiel mit einigen Punkten Vorsprung am Platz an der Sonne, während CSKA mit 16 Punkten weniger im Tableau einen klassischen Fehlstart auf’s Parkett legte. Auch der große Favorit in der Liga aus Razgrad, mit einer Serie von zuletzt 14 (!) Meisterschaften in Serie, strauchelte in der bisherigen Saison.
Die Rollen waren also klar verteilt und dementsprechend euphorisch zeigte sich die Kurve von Levski. Zum Intro gab es eine Choreo mit einem „Opa“ und den sinngemäßen Worten „…bis zum Ende treu“, dazu immer wieder „Kampion“-Gesänge. Bei CSKA erblickte man die Vorbereitungen zu einer Choreo, zunächst blieb aber alles ruhig. Die Anfangsphase gehörte Levski und das galt auch für das Spielgeschehen. Die Gastgeber hinterließen einen motivierten Eindruck, kombinierten gut nach vorne, ließen aber die letzte Torgefahr vermissen. Dadurch brachte der Spitzenreiter die Gäste wieder ins Spiel, die auch auf den Rängen loslegten und eine Zettelchoreo starteten. Levski zog mit einer Choreo nach und ging in Sachen Tifo in Führung. Derweil schlichen die Akteure in einem immer schlechter werdenden Spiel torlos in die Kabine.
Die zweite Halbzeit begann mit einem Feuerwerk. Freilich nur auf den Rängen. CSKA bot eine Pyro-Show zum Besten. Das Spiel wurde unterbrochen. Und so blieb es die nächsten 20 Minuten: Anti-Fußball vom Feinsten und wirklich 0 Spielfluss. Auch diesmal zog Levski nach und die Heimkurve glühte. Doch der Rauch waberte in die andere Richtung ab und der Zuschauer bekam für 10 Minuten vernünftigen, unterbrechungsfreien Fußball zu sehen. CSKA hatte in diesen paar Minuten die Nase vorn und ging in der Schlussviertelstunde tatsächlich verdient durch einen Distanzschuss in Führung. Völlige Ekstase im Gästeblock, der im Gegensatz zu der Mannschaft wirklich über die ganze Spieldauer glänzend aufgelegt war.
Es folgten fast 20 Minuten Nachspielzeit, inklusive Massenschlägerei und Schein-Elfmeter. Levski hatte sein Pulver vollkommen verschossen und dieses Spiel geht vielleicht als Wendepunkt in die Saison ein. Gewinner der Partie wird vermutlich Ludogorets Razgrad gewesen sein. Oder aber die Groundhopper aus dem deutschsprachigen Raum, die sich nach einem zähen Spiel mit Happy End durch die Bank weg zufrieden zeigten und anschließend in bunter Besetzung noch ein nettes Zusammenspiel in der ständigen Vertretung der Hopperzunft in Bulgarien genossen – die Rede ist natürlich vom „Happy Grill“ in Sofia. (mm)

















