14.09.2024 Regionalliga West Südstadion Köln Zuschauer: 9.448 (ausverkauft)
KÖLN – Mit einer Verspätung von knapp 14 Minuten erreichte der grüne FlixTrain den Kölner Hauptbahnhof. Nach einem kurzen Bolt-Fahrtrip war ich nur 10 Minuten später am Stadion. Heute stand ein Wiederbesuch im Südstadion auf dem Programm. Vor zwei Jahren hatte die Mannschaft aus Köln-Rodenkirchen die Alemannia aus Aachen empfangen, und das Spiel endete damals mit 0:0. Zwar ist ein torloses Spiel kein Grund, das Stadion nicht in die Liste der besuchten Grounds einzutragen, dennoch störte mich das fehlende Torverhältnis etwas.
Zusätzlich wurde am selben Abend um 20:30 Uhr das Zweitliga-Spiel zwischen dem Effzeh und dem FC Magdeburg von der DFL angesetzt, was einem Stadion-Doppler in Köln nichts mehr im Wege stand.
Fortuna vermeldete für das Spiel ausverkauft und dass es keine Tageskasse geben wird. So musste ich mich mit einem mobilen Stehplatz-Ticket begnügen, das ich knapp eine Woche vor dem Spiel online bestellt hatte. Mein Platz befand sich in der Südkurve, die bei anderen Spielen normalerweise geschlossen bleibt.
Von hier aus hatte ich sowohl die Heimkurve, rund um die älteste Ultras-Gruppe des Landes (Fortuna Eagles, gegründet 1986), als auch den Gästebereich der Duisburger im Blick. Zum Spielbeginn präsentierten die mitgereisten Fans aus Meiderich ein beeindruckendes Chaos-Intro mit zahlreichen blau-weiß-schwarzen Fahnen, Konfetti, Fackeln und blauem Rauch. Zudem wurde auf 11 Doppelhaltern mit jeweils einem Buchstaben die Botschaft: „Auf geht’s MSV“ sichtbar gemacht. Die zahlreichen Gästefans waren das gesamte Spiel über zu hören und unterstützten ihr Team lautstark von einer unbedachten Tribüne.
Das Spiel zwischen dem Tabellenführer aus Köln und dem Drittliga-Absteiger MSV bot auf dem Rasen nur wenige Höhepunkte. Beide Mannschaften fehlten die zündenden Ideen, und Chancen waren rar gesät. Die größte Gelegenheit vergab Steffen Meuer, der aus 30 Metern das leere Tor verfehlte. Auch das zweite Spiel, das ich in diesem Stadion miterlebte, endete torlos. Ob ich den Ground noch ein drittes Mal besuchen werde, bleibt abzuwarten, aber er lohnt sich auf jeden Fall. (fj)
26.07.2024 Ohlendorf Stadion im Heidewald Regionalliga West Zuschauer: 8.400 (ausverkauft)
GÜTERSLOH – Die Regionalliga West hat einen neuen Zuschauermagneten und der kommt dieses Jahr aus Duisburg! Zum ersten Spiel in der Regionalliga West gingen die Karten in Gütersloh weg wie warme Semmeln. Als ca. 5.000 Karten verkauft wurden, schlug ich für’n Zehner auch zu und holte mir das Ticket. Mit drei weiteren Mitfahrern von Blablacar ging es dann sehr zeitig auf die Piste und nach 268 Kilometern in 4 1/2 Stunden war ich endlich am Stadion. Das Auto stellte ich in der nächsten Seitengasse ab, betrat 100 Meter später den Ground und kam gerade rechtzeitig zum Spielbeginn ins Stadion. Punktlandung!
Der Gast aus Duisburg tat sich am Anfang schwer ins Spiel zu kommen, übernahm dann aber ab der 30. Minute die Kontrolle. Kurz nach der Pause konnte der MSV das goldene Tor durch Steffan Meuer mit einem Distanzschuss ins lange Eck erzielen. Danach verwalteten die Gäste das Spiel und gingen am Ende verdient als Sieger vom Platz.
Das Ohlendorf Stadion im Heidewald bietet eine überdachte Sitzplatztribüne und ringsherum Stufen. Schöne Oldschool Hütte!
Der Star der Veranstaltung waren auf jeden Fall die ungefähr 6.000 mitgereisten Gästefans aus Duisburg. Da steigt man sang- und klanglos aus der dritten Liga in den Halbprofibereich ab und auf einmal entsteht eine Euphorie und alle wollen in der Regionalliga dabei sein. Sowas gibt es glaube ich nur in Deutschland. Die Liebe kennt keine Liga!
PS: Für den Rückweg brauchte ich trotz Boxenstopp beim goldenen M exakt zwei Stunden weniger! (mb)
AACHEN – Die Alemannia aus Aachen erlebt momentan einen echten „Hype“ in der Regionalliga West. Diesen Hype wollte sich der Landbotenreporter aus Norddeutschland nicht entgehen lassen.
Nach einer zweistündigen Stippvisite im Landkreis Düren machte ich mich auf den Weg nach Aachen. Die Ankunftszeit wurde laut Google Maps immer später, aber durch meine arabischen Fahrkünste auf der Autobahn konnte ich auf der kurzen Strecke gut zehn Minuten gut machen. Rund 35 Minuten vor Anpfiff wollte ich mein Auto auf dem Parkplatz, welcher Platz für ungefähr 7500 Autos bietet abstellen, nur dieser wurde ohne Begründung geschlossen. Weitere 20 Minuten fuhr ich wie wild ums Stadion herum und fand keinen Parkplatz. Als ich wieder an dem ominösen Großparkplatz ankam, durften auf einmal alle Stadionbesucher rauffahren. Nun tickte die Uhr aber gegen mich. Ich muss meine Karte noch abholen und den Eingang finden. In Windeseile lief ich über den Parkplatz zum Stadion und sah sofort den „Info-Point“. Ratzfatz bekam ich meine Karte, lief einmal ums halbe Stadion zum Eingang und erreichte pünktlich und durchgeschwitzt zu „You’ll never walk alone“ meinen Platz. WOW! Fast volles Haus, hunderte Fahnen und eine kleine Choreografie. Ist das wirklich die Regionalliga West, oder bin ich versehentlich in der zweiten Liga gelandet?
Die Antwort bekam ich auf dem Rasen. Die 26.000 Zuschauer sahen ein absoluten Grottenkick auf dem Platz. Passend dazu fiel das 1:0 durch einen Elfmeter kurz vor der Halbzeit. Ein langer Ball des Tabellenführers reichte gegen die abstiegsbedrohten Ahlener, um dessen Abwehr auszuhebeln.
In der zweiten Hälfte spielte Aachen das Spiel wie ein „Spitzenreiter“ herunter und erzielte in der Nachspielzeit die beiden Siegtreffer. Für beide Vereine ist es ein weiterer Schritt in eine neue Liga. Passend sangen die Heimfans „Wir steigen auf und ihr steigt ab.“
Fröhlich gingen die Aachener aus dem Neubau, der auch in Augsburg stehen könnte, nach Hause oder feierten den Sieg mit einem weiteren „Bit“.
Für mich ging es sehr schnell vom Parkplatz, denn die Frituur „an der Grenze“ wartete auf mich. (mb)
KÖLN – Nachdem ich nun ein halbes Jahr artig zu Hause den Anweisungen der politischen Leitfiguren Folge geleistet habe und Corona immer noch in ungeahnten Dimensionen grassiert, wurde es jetzt mal Zeit für einen Strategiewechsel: Weg von der Einzelhaft, raus aus der Isolation, rein in das Massentransportmittel, das unter normalen Umständen teurer als eine Einzelfahrt mit dem Auto nach Köln ist. Das könnte ich jetzt schreiben, wenn ich cool wäre. Aber ich bin einfach nur ein ganz normaler Junge, der ein bisschen Fußball gucken will. Ein drohender Zahnriemenschaden bei meinem Auto zwang mich auf die Schiene und so feierte das beklemmende Gefühl, morgens um 7.46 Uhr möglicherweise schon den ersten Anschlusszug zu verpassen, ein ungeahntes Comeback.
Ich gehöre natürlich zum Pöbel und bin kein „sogenannter Experte“, aber im Zug stundenlang Maske tragen, in der ganzen Kölner Innenstadt sowieso, am Klettenbergpark dann mal 10 Minuten ohne Mundschutz, beim Fußball wieder rund drei Stunden mit Maske. Ob das so eine gute Idee ist, in jeder x-beliebigen Situation mit so einem Ding im Gesicht rumzulaufen, von irgendwelchen Leuten angegeifert zu werden, wenn man seinen Gesichtserker mal lüftet und im Umkreis von 10 Metern keine Menschenseele zu sehen ist? Schnell ist so ein Teil durchfeuchtet und das, obwohl man sogar zwei Ersatzmasken im Gepäck hat. Das fördert ohne jeden Zweifel den sorglosen Umgang mit dieser Virenklette. Die Maske ist in Deutschland die heilige Kuh, aber Hysterie wird die aktuellen Probleme wohl eher nicht lösen. Was soll’s, wir drehen uns im Kreis.
Mit Köln empfängt mich an diesem Samstag im April eine Stadt eingehüllt in einen dicken Trauerschleier. Bereits im Bergischen Land künden die letzten Schneereste von harten Zeiten. Ich war schon einige Male in der Domstadt und stets gipfelte der Aufenthalt in einer großen Gaudi, aber nicht nur das graue Wetter und der permanente Regen hat der Stadt den Zahn gezogen. Die wenigen Menschen auf der Straße reden nicht miteinander. Jeder geht nur schnell seiner Wege. Touristen gibt es fast gar nicht. Verständlicherweise. Und die, die sich in der Stadt tummeln, spulen ihren Betrieb im Notprogramm runter. Keine Läden sind geöffnet und wenn doch, hat man den Eingangsbereich verrammelt und einen provisorischen Tresen davorgestellt. Die Barrikade für den Hurrikan. In der Schaufensterscheibe eines Geschäfts liest man: „Alles 50% reduziert wegen der schlechten wirtschaftlichen Lage“. Trotz dieser Maßnahmen titelt der „Express“: „Corona-Alarm in Köln – Krisenstab greift durch!“. Sämtliche Widerstände sind erloschen. Vielleicht wird es doch mal Zeit für einen Strategiewechsel.
Fußball wird dennoch gespielt und das nicht zu knapp. Natürlich ist das strange, dass die Regionalliga im Westen weiterläuft. Aber angesichts dieser endzeitlichen Zustände auch wieder wohltuend. Vor dem Stadion treffe ich tatsächlich einen alten Hamburger „Kollegen“ und im Ort des Begehrens mache ich die Bekanntschaft mit einem der Fotografen. „Geisterspiele“, das ist wohl relativ. Mittlerweile würde ich sogar so weit gehen, dass diese Art der Durchführung auch einen gewissen Reiz mitbringt. Das Stadion liegt im letzten Zipfel der Stadt, irgendwo zwischen Autobahn und Wald, und ist ein echtes Schmuckstück mit seiner 70er-Jahre-Tribüne, dem gezackten Betondach und alten Stehplätzen, die sich rund um die Anlage ziehen. Nebenan findet man mit dem „Geißbockheim“ die Geschäftsstelle des Großstadtklubs.
Im Dauerregen von Köln-Sülz geht der FC zunächst standesgemäß in Führung, ehe der akut abstiegsbedrohte Gast aus Duisburg erst ausgleicht und mit einem starken Schuss kurz vor der Pause sogar zur Halbzeitführung trifft. Nicht zuletzt angesichts der Witterungsverhältnisse gewinnt man durchaus den Eindruck, dass die limitierten Gäste das Ergebnis vielleicht über die Zeit retten können. Doch dann fällt nach rund einer Stunde der Ausgleich und die Moral der Homberger ist bald gebrochen. Köln trifft noch drei weitere Male. Torschützen: Regionalliga-Legende Lucas Musculus, der pfeilschnelle Koreaner Hwang und ein junger Bursche namens Joshua Schwirten, der mit einem wunderbar platzierten Schuss in den Winkel den würdigen Schlusspunkt in dieser Partie setzt und bei dem uns auffällt, dass er in der ersten Halbzeit die ganze Zeit zwei Sitze vor uns gesessen hat.
Nach dem Abpfiff geht es wieder zügig Richtung Stadt, wo dem „Poldi“-Döner „Mangal Grill“ ein Besuch abgestattet wird. Der gute Podolski hat bei seinen Dönerläden nicht mit Starkult in eigener Sache gegeizt, an dem Dürum ist auch nicht viel auszusetzen, aber der Preis von 6 Euro ist doch ziemlich happig. Naja, da bezahlt man den Namen natürlich mit und wenn ich mir schon einen Poldi-Döner gönne, wird bei seiner großen Beliebtheit der Dönerspieß in den mittlerweile vier Filialen wohl trotzdem auf eine beachtliche Drehzahl kommen.
Zum Schluss gilt es festzuhalten, dass das natürlich alles nichts ist, im Regen durch eine fremde Stadt zu laufen, in der „Verweil-Verbote“ gelten, die keinerlei legale Möglichkeiten für eine Indoor-Rast bietet. Aber jedes Wochenende zu Hause auf der Couch zu hocken, ist halt irgendwann auch keine Lösung mehr. Der Namensgeber des Stadions galt in Köln nicht umsonst als unumstrittener Präsident und wird heute als Urvater der modernen Bundesliga gefeiert. Da würde man am liebsten sagen: Franz Kremer, übernehmen Sie!
GELSENKIRCHEN – Der heißeste Geisterspiel-Scheiß aus der Regionalliga West – na, wenn das mal kein Grund ist sich für diese Seite ein freiwillig-kostenpflichtiges und teilweise-unnötiges Abo ans Bein zu nageln! Wie wäre es mit dem „Gönner-Abo“? 10 Jahre für 1,99€ und dazu einen kostenlosen Hochdruckreiniger eines deutschen Markenherstellers – geschenkt! Das Angebot greift allerdings erst ab einem Corona-Inzidenzwert von unter 35 und ist nur bis zum 7. März datiert. Merkste selbst, oder?
Genug gelacht, denn Ende Februar fällt es coronabedingt immer noch schwer die Lachmuskeln nach oben zu ziehen. Doch hier und da rauscht ein kleiner Lichtblick durch die Wolkendecke. Schalke ist so ein Lichtblick. Jetzt wird’s richtig lächerlich, könnte man denken. Zu Recht: Wo die Profis mit sage und schreibe 9 Punkten aus 23 Spielen im nahenden Frühling Nichtabstiegs-Durchhalteparolen in die Welt setzen. Zum Glück gibt es den Amateurfußball und die Regionalliga West, die sich in diesen Zeiten zwecks Weiterführung des Spielbetriebs in eine offizielle Profi-Liga gewandelt hat und daher natürlich viel Wert auf qualitative Berichterstattung von ausgewählten Reportern live vor Ort legt.
Darum geht es an einem Samstagmorgen 400 Kilometer aus dem schönen Hansetal Richtung Gelsenkirchen. Gewohnt früh fädel ich mich mit meiner kleinen Blechkapsel auf der menschenleeren A1 ein, dort wo sonst Verkehrsbehinderungen warten rauscht man nun im dreistelligen Tempo völlig gefahrlos an chronischen Stauenden vorbei. Überpünktlich trudelt man in Gelsenkirchen ein. Die Arbeiterstadt im Westen – oft belächelt, aber in diesen Tagen mal eine nette Abwechslung. Dank der verfrühten Ankunftszeit wird gegen Mittag noch das „Fürstenbergstadion“ angesteuert, in der Hoffnung, dass der nahende Umbau dort noch nicht begonnen hat und man die traditionelle Anlage von innen und außen nochmal begutachten kann. Vor Ort die Enttäuschung: Abrissbagger haben bereits alle Stehstufen angeknabbert und den Zaun kann man auch nicht überwinden.
Das Alternativ-Programm ist ähnlich gruselig wie ein Stadionabriss: Auf einen kleinen Sprung geht es rüber ins etwa zehn Kilometer entfernte Gladbeck, in die Schwechater Straße 38, dort wo im August 1988 das sogenannte „Geiseldrama von Gladbeck“ begann. Ein bisschen Asi-Crimespotting in der Nachbarstadt, ein altbewährter Klassiker für Groundhopping-Erstsemester auf Schalke, ich weiß nicht wie ich mir in der Gegend sonst die Zeit vertreiben soll. Spötter mögen nun behaupten: Das Hochhaus in Rentfort-Nord – die größte Touristenattraktion Gelsenkirchens. Auf jeden Fall ist es ein düsterer Ort mit morbidem Charme. So wie aktuell wahrscheinlich auch die Veltins-Arena, wenn dort Bundesliga-Fußball stattfindet.
Doch ein Fußballspiel in der Veltins-Arena wird heute um 14 Uhr nicht angepfiffen. Stattdessen spielt die U23 im neueröffneten Parkstadion, das allerdings nur aus einer Tribüne besteht. Die aber, hat es in sich: Die „Knappen“ haben die Gegengerade des 74er-WM-Stadions original erhalten und mit neuen Wellenbrechern flott für die Zukunft gemacht. Selbst die Holzbänke sind die gleichen wie früher und sogar der alte Schüttbeton entpuppt sich irgendwie als sehr schöner Unterschied zu den Betonfertigteilen heutiger Zeit. Hinzu kommt das Markenzeichen der Anlage: Ein alter Flutlichtmast überragt ikonisch das ehemalige Oval. Hört sich komisch an in diesen Tagen – ein Kompliment für Schalke: Das habt ihr richtig gut gemacht!
Ob bei einem Heimspiel gegen den VfB Homberg unter normalen Bedingungen 100 Zuschauer kommen würden? Ich weiß nicht. So ähnlich fiel meine Wahrnehmung jedenfalls in Nicht-Pandemie-Zeiten aus, wenn ich über Schalke II nachgedacht habe. Daher drückt es nicht auf die Stimmung, dass sich im „Infield“ nur etwa 40 bis 50 Pressevertreter und Vereinsnasen zusammenfinden, gut 70 bis 80 Zaungäste rund um das Areal kommen hinzu. Sogar auf einem Parkhaus in gut 100 Metern Entfernung sind Menschenmengen auszumachen. Illegal 2021. Vor dieser Pandemie waren solche Spiele wahrscheinlich kaum besser besucht. Das Schalker „Sicherheitspersonal“ hinterlässt einen äußerst entspannten und deeskalierenden Eindruck in Bezug auf das „illegale“ Publikum. Eine nette Veranstaltung vor „null Zuschauern“, wer hätte das gedacht? Hinter dem Zaun neben dem Kassenhäuschen hat sich eine Berliner Reisegruppe versammelt, aus der ich ein Mitglied natürlich bestens kenne. Pünktlich zum Anpfiff schält sich die Sonne aus ihrem Wolkennest. Es ist angerichtet. Bei meinem letzten Fußballspiel als Zuschauer schrieb ich noch was von den „allerletzten Zuckungen des Spätsommers“, jetzt ist der Winter fast schon wieder vorbei. Von nun an geht es aufwärts.
Das gilt auch für Schalke. Aber nur für die zweite Mannschaft. Königsblau macht Druck, erarbeitet sich bis auf einen frühen Pfostentreffer jedoch keine Chancen. Wie bei so vielen Nachwuchsmannschaften glänzen die Jung-Profis durch gute Ballkontrolle. Wenn’s drauf ankommt, bricht man aber irgendwie nicht in den Strafraum durch. Homberg kommt gegen Ende der Halbzeit ein paar Mal nach vorne. Bei den Duisburgern wird die Nummer 2 im Angriff gesucht und die gehört zu Samed Yesil. Einst Supertalent bei Bayer Leverkusen, Mitte des letzten Jahrzehnts für eine Millionensumme zum FC Liverpool transferiert. Dort legten ihn Kreuzbandrisse lahm und mittlerweile kommt er über die Rolle des Mitläufers beim VfB Homberg nicht mehr hinaus. Tor- und trostlos geht es in die Pause.
Während die Profis schon bald beim VfB Stuttgart in Rückstand geraten, hämmert S04-Talent Brooklyn Ezeh ein paar Minuten nach dem Wiederanpfiff einen Freistoß aus rund 20 Metern mit voller Wucht in den Giebel. Fühlt sich gut an, so ein Tor! Das abstiegsbedrohte Homberg kämpft leidenschaftlich um den Anschluss und hat einen Treffer verdient, womit so eine Partie freilich einen ganz anderen Verlauf nehmen kann. Doch in dem entscheidenden Augenblick des Spiels liegt das Moment auf Seiten der Heimelf, die einen Konter in Person von Jan-Luca Schuler, der schon Bundesliga-Luft schnuppern durfte, erfolgreich zur Vorentscheidung abschließt.
Man kann es kaum glauben, auch die zweite Mannschaft wies bis zu diesem Zeitpunkt eine Negativserie von sieglosen Spielen auf und konnte mit dem Erfolg die ersten drei Punkte in diesem Jahr einfahren. So weit ist man bei den Profis noch nicht, denn spätestens nächsten Tag ist auf Schalke wieder alles beim Alten: Nach der Bundesliga-Niederlage in Stuttgart entlässt der Revierklub die halbe Belegschaft. Unter anderem Trainer Gross, Sportvorstand Schneider und Lizenzspielkoordinator Riether werden am Sonntagmorgen „rausgekärchert“ und beurlaubt. Alles wie bisher in der Fußballwelt. Denn auch wenn dieses „Geisterspiel“ Spaß gemacht hat: Wir warten weiter auf „freizugänglichen“ Fußball.