SG Theodor Körner Lützow – SG Roggendorf 96 – 2:3
„NIEDERLAGE FÜR DIE PATRIOTEN“
06.11.2022
Kreisoberliga Schwerin/Nordwestmecklenburg
Sportstätte „Theodor Körner“
Zuschauer: 60
LÜTZOW – Ein erstaunlicher Ort, dieses Dorf kurz vor Schwerin, das bis ins 19. Jahrhundert noch „Blesse“ hieß und in der Folge per kaiserlichem Beschluss nach dem vorherrschenden Adelsgeschlecht Lützow benannt wurde. Alles hört hier auf das Kommando von Theodor Körner. Der Sportverein spielt in der gleichnamigen Sportstätte, trägt seinen Namen und auch das Logo geht auf das Werk „Leyer und Schwerdt“ zurück. Eine Sammlung patriotischer Gedichte des Schriftstellers Theodor Körner.
Vor Ort kommt man nicht umhin, sich mit der Geschichte Theodor Körners auseinanderzusetzen. Von seinem dichterischen Können mag man halten was man will, seine Berühmtheit lässt sich auf die Mitgliedschaft in einer preußischen Freiwilligenarmee, dem „Lützowschen Freikorps“, zurückführen. Theodor Körner fiel in den Befreiungskriegen gegen Napoleon vor über 200 Jahren einem französischen Angriff zum Opfer. Durch seinen frühen Tod im Kontext des patriotischen Einsatzes und der nationalen Poesie, stieg der Leutnant und Dichter posthum zu einer Ikone der deutschen Einigkeitsbewegung auf – bis heute.
Für einen Außenstehenden etwas befremdlich, die Huldigung eines nationalen Kriegshelden durch ein ganzes Dorf und Sportverein, zumal in diesem Landstrich und das im 21. Jahrhundert. Von der Uniform des Freikorps leiten sich bis heute übrigens die Farben der deutschen Nationalflagge ab. Eine schwarze Uniform wurde mit roten Absätzen und güldenen Knöpfen kombiniert – schwarz-rot-gold. Der Sportverein legt zu Ehren Theodor Körners jedes Jahr an seinem Sterbetag einen Kranz an dem dafür geschaffenen Denkmal in dem Wald nieder, in dem Körner im Kriegsgefecht fiel. Seine letzte Ruhestätte fand der Kriegsheld allerdings etwas weiter südostwärts in Wöbbelin – und auch dort hat sich 1997 ein Sportverein namens „Theodor Körner“ gegründet, der allerdings bereits seit rund 10 Jahren keine Fußballmannschaft mehr ins Rennen geschickt hat.
Das war jetzt viel Patriotismus, für mich etwas zu viel, obwohl man im Fußball übertriebenen Pathos ja gerne mal weglächelt. Ein weiteres, bekanntes Mitglied des „Lützowschen Freikorps“ ist im deutschen Sport übrigens omnipräsent: „Turnvater“ Friedrich Ludwig Jahn zog ebenfalls freiwillig für Preußen in den Krieg gegen Frankreich.
Ins Gefecht ziehen muss in Lützow heute niemand mehr. Aber im Spiel gegen die SG Roggendorf stand immerhin ein hart umkämpftes Nachbarschaftsduell in der Kreisoberliga auf dem Programm. Interessieren sich bei den Liga-Spielen teilweise gerade mal fünfzehn zahlende Zuschauer für den Patriotenverein, so zog das Duell gegen das Nachbardorf an diesem Sonntag immerhin offiziell 60 Schaulustige an. Der Sportplatz mit seinem großen, begrünten Wall auf zwei Seiten, könnte ohne weiteres ein halbes Regiment an Zuschauern unterbringen.
Zu sehen bekam das Publikum trotzdem einen echten Fight. Die Aufsteiger von der SGTK gingen in diesem ungleichen Duell gegen einen ehemaligen Verbandsligisten als punktloses Schlusslicht zunächst in Führung. Roggendorf konnte das Ergebnis schon zur Pause in ein 1:3 umwandeln. In der zweiten Hälfte überraschte dann erneut Lützow, das nach einem Konter mit 2:3 wieder am Punktgewinn schnupperte. Bereits gut 10 Minuten vor Schluss suchte der Heimkeeper den Weg in den gegnerischen Strafraum. Aber aller Einsatz war mal wieder vergebens, am Ende setzte es eine Niederlage für die Patrioten. (mm)





