KS Górnik Zabrze – KS Lechia Gdańsk – 2:1
„POLDI, DER ACKERGAUL“
20.07.2025
Ekstraklasa
Stadion Ernesta Pohla
Zuschauer: 24.890
ZABRZE – Der Tag startete mit einer Überraschung. Auf dem Weg von Kattowitz nach Zabrze fuhr die Reisegruppe einen kleinen Umweg über das alte Stadion „Bukowa“ von GKS um dort mal die „Lage zu checken“. Bei Ankunft wurde ein geschniegelter Rasen entdeckt, auf dem sich Spieler dehnten und warmliefen. Auf Nachfrage wurde bestätigt, dass um 12 Uhr ein Kick stattfinden würde. Katowice traf in einem Testspielchen auf Polonia Bytom. Eine Fraktion sagte: Unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Die andere Fraktion sagte: Das Gegenteil. Groundhopper finden immer einen Weg. Und wie aus dem Nichts hatten sich auch schon eine Handvoll deutsche Hopper eingefunden, die von dem Kick Wind bekommen hatten.
Mit dieser Ansetzung wurden unsere fußballfreien Vormittagspläne durchkreuzt. Allerdings sah der Plan vor, dass wir gut eine Stunde vor dem Anpfiff in Zabrze am „Ernesta Pohla“ aufschlagen würden, um in aller Ruhe Tickets für das Spiel gegen Lechia zu kaufen. Eine Stunde blieb noch bis zu dem Kick im Bukowa und es wurde einen Gang höher geschaltet. Die Zeit bis zum Anpfiff verkürzte man, in dem man kurzerhand die 20km nach Zabrze fuhr und sich dort weit vor der Stadionöffnung mit Karten eindeckte. Zurück am Bukowa betrat man das Stadion einfach durch den Spielertunnel und pflanzte sich auf die große Haupttribüne. GKS spielte wirklich mit Teilen der ersten Mannschaft gegen Bytom. Einige Akteure waren am Vorabend gegen Raków eingewechselt worden. Bytom gewann den Kick mit 2:1. Die Hardcore-Hopper unter uns erlitten aber schon vorher eine Niederlage. Es wurde nach 30 Minuten abgepfiffen, der Bumskick dauerte nur 2×30 Minuten und ist von daher natürlich keine weitere Silbe wert erwähnt zu werden.
Mit einer halben Stunde mehr Puffer im Gepäck als zunächst erwartet, ging es dann zu Górnik, die mit GKS ja ein starkes Bündnis bilden. Hier wurde als erstes der Fanshop geplündert. Irgendwie waren sich alle einig, dass es sich bei Zabrze um einen coolen Verein handelt. Sei es die Bergbau-Tradition, Lukas Podolski oder die „Torcida“-Szene. Irgendwas davon traf immer ins Schwarze und ausnahmsweise ließ man in einem Fanshop mal wieder mehr als ein paar Euros für einen Pin oder sonstige Kleinstartikel. Hinein ging es ins „Ernesta Pohla“ – und wieder eine kleine Überraschung. Auch wenn das Stadion von außen fertig ist: Von innen fehlen noch einige Plätze auf der neuen Tribüne, die das Stadion zu einer „Arena“ verwandelt hat. Der komplette VIP-Bereich ist noch nicht fertig und unbestuhlt. Nicht weiter wild, aber irgendwie auch nicht so schön.
Abgesehen davon, dass Allzeitheld Lukas Podolski zunächst auf der Bank Platz nehmen musste, sollte es das aber gewesen sein mit negativen Nachrichten. Die „Torcida“ von Górnik, die wenig überraschend eine Freundschaft zu Hajduk Split pflegt, startete mit einer Choreo ins Spiel. Auf dem Kurvenbild war ein Wolf zu sehen und darunter die (sinngemäß übersetzten Worte): „Achtung, wir kratzen!“. Das Spieltagserlebnis in Polen unterscheidet sich doch deutlich von dem in Tschechien, wo man am Vortag weilte. In Polen ist der Verein die Religion und die Quote an Trikotträgern im ganzen Stadion wirklich exorbitant hoch. Dasselbe Spiel wie am Vorabend in Kattowitz. Auch die Gesänge schwappen gerne mal auf das ganze Rund über. Die Szenerie in ganz Polen erinnert an die Bundesliga Ende der 90er. Aufbruchstimmung und überall wird gebaut. In Polen boomt die Volkswirtschaft, das Land befindet sich in einem Transformartionsprozess. Der Fußball macht da keine Ausnahme.
Aber zurück zum Spiel. Auch Lechia war mit einigen Bussen angereist. Bis auf die Choreo auf der Heimseite passierte aber nicht viel Bemerkenswertes auf den Rängen. Den durchgängig-lauten polnischen Support ist man ja schon fast gewohnt. Er ist das Faustpfand gegenüber dem eher zweitklassigen Gekicke und den Einheitsarenen. Mit der Zeit entwickelte sich allerdings eine ansehnliche Partie, mit Vorteilen für Górnik, die auch noch vor der Pause sehenswert zur Führung trafen. Im zweiten Abschnitt ein ähnliches Bild und mit dem 2:0 nach einem Abpraller die vermeintliche Entscheidung. Mit einem Elfmeter für Danzig fünf Minuten vor Schluss wurde es aber nochmal spannend.
Da war auch LP10 schon im Spiel. Dass er nicht von Beginn an auflief verwunderte etwas, markierte er doch beim letzten Test vor diesem 1. Spieltag den Siegtreffer. Ab der 75. Minute wusste man aber warum. Nach der Einwechslung trabte „Poldi“ durch das Mittelfeld wie ein Ackergaul. Bei einer möglichen Kontersituation verdaddelte er den Ball und ließ sich jämmerlich fallen. Poldi ist ein großer Ehrenmann, hält mit 40 immer noch die Fahne hoch. Respekt! Aktuell scheint er dem Verein aber nur durch die Folklore zu helfen, die er verbreitet. Vermutlich wird der Weltmeister nach dieser Spielzeit seine Schuhe an den Nagel hängen. Es scheint so zu sein, dass außer Poldis Leistungen bei Górnik nichts auf dem absteigenden Ast ist. Am Ende sollte es für Zabrze zum Auftaktsieg reichen und insgeheim träumt man sicherlich von dem ersten Meistertitel seit 1988 – das wäre der perfekte Abgang für Prinz Poldi. (mm)










