Buenos Dias aus Santiago de Chile. Die 61. Ausgabe der BILDERBUCHBUDE der Woche führt uns zum spanischen Verein: Unión Española. Vor dem Spiel noch kurz im Vereinslokal stärken, erwartet einen danach im Estadio Santa Laura-Universidad SEK ein wunderbares Erstliga Stadion mit tollen Bergpanorama. Auf der Heimseite immerhin eine kleine „fanszene“, die ihren Verein würdig unterstützen und einen Besuch abrunden.
02.08.2025 Estadio Santa-Laura-Universidad SEK Unión Española – Deportes La Serena – 1:0
04.08.2025 Primera División de Chile Estadio Nacional Julio Martínez Prádanos Zuschauer: 26.521
SANTIAGO DE CHILE – Es ist der 01.06.2015. Ich bin 19 Jahre alt und stehe im Gästeblock des alten Wildparkstadions. Es ist die 89. Spielminute – im Block herrscht Totenstille. Der Hamburger SV steht kurz vor dem ersten Abstieg seiner Vereinsgeschichte. Wenig später: Freistoß für den HSV. Ob berechtigt oder nicht, sei dahingestellt – es ist die letzte Chance, die Katastrophe abzuwenden. Van der Vaart legt sich den Ball zurecht, doch sein Mitspieler Marcelo Díaz kommt, nimmt ihm den Ball ab und sagt zu ihm: „Tomorrow, my friend.“
Was dann passiert, ist unfassbar: Díaz schlenzt den Ball wie selbstverständlich ins Netz – der HSV rettet sich in die Verlängerung. Im Gästeblock bricht grenzenloser Jubel aus. Pure Ekstase. Und tatsächlich: Der HSV schafft es an diesem Abend erneut, die Klasse zu halten.
Etwas mehr als zehn Jahre später sitze ich gemeinsam mit (tp) im Estadio Nacional Julio Martínez Prádanos. Hier ist der aktuelle Verein von Marcelo Díaz beheimatet: Universidad de Chile. Doch als die Aufstellung bekannt gegeben wird, folgt die Enttäuschung: Die HSV-Legende, inzwischen 38 Jahre alt, steht heute nicht im Kader.
Der Grund: eine Drei-Spiele-Sperre. Díaz war im Derby gegen Colo Colo mit Gelb-Rot vom Platz geflogen und hatte anschließend dem Colo-Colo-Spieler Esteban Pavez mit der Hand ins Gesicht geschlagen.
Lediglich auf einem Mannschaftsfoto vor dem Stadion bekommen wir den chilenischen Star an diesem Tag zu Gesicht. Vielleicht war das ein Grund dafür, dass sich Universidad de Chile mit 0:1 gegen Cobresal geschlagen geben musste – und das, obwohl die Gastgeber über eine halbe Stunde in Überzahl spielten und in der Nachspielzeit sogar einen Elfmeter verschossen.
Trotzdem war es ein großartiges Erlebnis. Das Nationalstadion mit knapp 46.000 Plätzen wurde bereits 1938 eröffnet – ein Ort voller Geschichte, über den man Bücher schreiben könnte. Heute allerdings fanden nur 26.521 Zuschauer den Weg ins Stadion, das gleichzeitig auch die Heimspielstätte der chilenischen Nationalmannschaft ist.
Besonders ins Auge fiel eine beeindruckende Pyroshow der Heimkurve: Neben Strobos wurden unter anderem Fackeln und Batterien gezündet. Die Stimmung war durchweg gut – selbst nach dem Rückstand wurde es noch einmal richtig laut, und fast das gesamte Stadion unterstützte leidenschaftlich das Team.
Ein würdiger Abschluss für unsere Zeit in Chile – denn am nächsten Tag ging es zurück nach Buenos Aires.
Tipp für alle, die ebenfalls ein Spiel in Santiago de Chile besuchen möchten: Wir haben zunächst versucht, die Tickets online über Puntoticket zu kaufen. Leider wurden dort keine ausländischen Zahlungsmittel akzeptiert. Deshalb sind wir in den Puntoshop in der Mall Parque gefahren. Eine hilfsbereite Mitarbeiterin hat den Bezahlvorgang freundlicherweise über ihre eigenen Bankdaten abgewickelt. (fj)
03.08.2025 Primera División de Chile Estadio Monumental David Arellano Zuschauer: 25.000
SANTIAGO DE CHILE – Der Anfang im Land war schwer, die Freudensprünge wurden nicht direkt gemacht. Ein verpasstes Spiel, ein kurioses Hereinkommen beim italienischen Einwander-Verein und nervige Kaufbestimmungen bei Universidad de Chile. Das Hauptspiel des Wochenendes in Chile war aber der Besuch des wohl bekanntesten Vereins der Nation. Der Ticketkauf war auch der einfachste von allen Vereinen und war somit sehr simpel gestaltet. Über die Plattform: https://www.puntoticket.com/ gibt es Tage vor dem Spiel die heiß begehrte Zugangsberechtigung. Zahlbar mit Kreditkarte oder Google Pay. Voraussetzung ist nur die vorherige Registrierung.
Wer in der Stadt etwas Tolles erleben will, kann mit der Seilbahn zum “Cerro San Cristóbal” fahren und den Ausblick über die Stadt genießen. Wieso schreibe ich das, weil es die in meinen Augen beste Touristenattraktion ist und nur (4,22€!) Return kostet. Mega fair und absolut spottbillig.
Am Spieltag sollte es per Metro zum Spiel gehen, die Fahrkarte hierfür gibt es an jedem Bahnhof zu erwerben. Die “bip!” Karte muss man sich einmalig anschaffen. Das System ist durchdacht, zur normalen Tageszeit fährt man für 740 chilenische Pesos durch die Metropole. Falls das Guthaben leer ist, kann man dies einfach am Automaten wieder auffüllen. Obacht, denn an Spieltagen sind diese oft sehr voll und man muss lange anstehen, um seine Karte wieder aufzufüllen.
Der Klub ist übrigens die Anfangsstation des sehr bekannten Spielers Arturo Vidal. Im Jahr 2007 wechselte er von Colo-Colo nach Leverkusen und begann seine große Karriere in Europa. Über Stationen wie Juventus Turin, Bayern München oder Inter Mailand spielt er seit 2024 wieder für seinen Herzensverein in Santiago de Chile.
Der chilenische Rekordmeister überzeugte mich auf allen Ebenen. Geile Fanartikel auf dem Weg zum Stadion, das Panorama von der Haupttribüne mit Blick auf die Berge im Hintergrund, des Weiteren ist in meinen Augen das Vereinswappen sehr gelungen oder das diesjährige Vereinsjubiläum zum 100. Geburtstag. Ein weiterer Verein Südamerikas, der bei mir einige Sympathien gewonnen hat.
Zum Start der Partie wurde aber erst einmal geschwiegen. Mein Sitznachbar berichtete, dass es vor einigen Monaten Ausschreitungen gegeben hat und zwei junge Fans dabei ums Leben kamen. Genauer gesagt war es beim Spiel der Copa Libertadores im April/25. Das Spiel wurde in der 70. Minute abgebrochen, weil Fans vom Heimteam den Platz stürmten, nachdem sie von den Todesfällen hörten. Nachdem der Protest heute nach drei Minuten endete, entfaltete sich die Kraft des Supports. Die Mitmach-Quote war auf allen Tribünen teilweise fantastisch. Wenn dieses Stadion ein Dach hätte, wäre es wahrscheinlich eines der lautesten gewesen, in denen ich bisher war. Wunschdenken, aber so wie es war, ist es auch mega!
Das Spiel begeisterte von Anfang an, es ging hin und her. Die Gäste erzielten in der ersten Halbzeit das 0:1 und verwalteten die Führung bis in die Kabinen. Den Ausgleich konnte Javier Correa in der 52’ Minute erzielen, danach flog der erste Spieler des Heimteams vom Platz. Folgen durften im Spiel noch zwei weitere rote Karten für Betreuer. Das Temperament kochte so langsam aber sicher hoch. Correa schnürte seinen Doppelpack und traf erneut zum Ausgleich in der 79’ Spielminute. Bei diesem Spielstand blieb es leider, so sehr ich mir hier einen Siegtreffer des Heimteams auch gewünscht habe.
In diesem Jahr steckt der Verein weit hinter den Erwartungen, mit dem Unentschieden festigte man sich den siebten Tabellenplatz. Mit 15 Punkten Rückstand auf den aktuellen Tabellenführer Coquimbo Union. Die Fans quittierten den Unmut über die Leistung mit Pfiffen. Für uns ging es zurück in die Metro, am morgigen Tag stand ein weiteres Highlight in Chile an. Freut euch auf den nächsten Bericht. (tp)
01.08.2025 Primera División de Chile Estadio Bicentenario de La Florida Zuschauer: 2.400
SANTIAGO DE CHILE – Die Reise ging weiter in ein neues Land. Nach dem Spielbesuch am Donnerstag am Rande der Stadt blieb uns nicht viel Schlaf übrig. Um 6:00 Uhr sollte uns der Wecker wecken, das tat er natürlich auch und ab ging es per Uber zum für uns neuen Airport “AEP”. Mitten in der Stadt, einfach grandios. Fabelhaft hingegen war allerdings nicht die vorhergesagte Verspätung von der Airline, die wir natürlich erst vor Ort erfuhren. Bis zur Landung in Chile bauten wir knapp 4 Stunden Verspätung auf, die lange Passkontrolle am heutigen Tag von fast 45 Minuten kostete uns schon mal das erste Zweitligaspiel am Tag. Perfekter kann man nicht rein starten.
Wichtig für Chile ist es aktuell über diese Seite: https://registrodelhincha.cl/ sich zu registrieren, damit der Ticketkauf funktioniert. Trotz einem Kontaktmann nach Chile, funktionierte dies bei dem Verein Audax Italiano einfach nicht. Unser Amigo kontaktierte den Support der Ticketplattform: https://ticketplus.cl/c/audax, nur helfen konnte uns keiner so richtig. Unsere Reisepässe stimmten “angeblich” nicht überein.
Der einzige Vorteil, den wir aufgrund des verpassten Spiel hatten, war mehr Zeit vor dem Spiel des Erstligisten. Somit ging es ab zum Stadion und es einfach mal probieren. Zuerst versuchten wir es auf einfache Art und Weise, sprachen den anwesenden Zuständigen für dieses Ticketsystem an, er probierte es über unser Handy und scheiterte am selben Problem. Sehr unfreundlich und nicht wirklich lösungsorientiert (Sorry Pädagoge) ließ der Mensch uns im Regen stehen. Nebenbei fanden wir einen perfekt Englisch sprechenden Amigo von der Sicherheitsfirma, der fand es einfach fantastisch, dass hier zwei Leute aus Deutschland stehen und diesen Aufwand betreiben, um ein Spiel des schlechtesten Vereins in Santiago sehen zu wollen. “Audax is boring” waren seine Worte. Kein Wunder, eben dieser Mensch war Fan von Universidad, als wir erzählten, dass wir aus Hamburg kommen und Marcelo Diaz eine Legende in unserer Heimat ist, strahlte er über beide Ohren. Marcelo Diaz kickt mittlerweile mit seinen 38 Jahren bei Universidad de Chile. Aller Anfang war hiermit gemacht. Der heutige Top-Lad schickte uns in die Bar, wir sollten einfach kurz vor dem Anpfiff wieder hier an seinem Tor sein.
Alles klar, wird gemacht! So war es dann auch, 10 Minuten vor Anpfiff nahm er uns mit ins Stadion. Muchas gracias, Amigo! Ein kleines Erinnerungsfoto wurde geschossen, unglaublich am Ende sind in dieser Bude so wenig Zuschauer wie bei einem Topspiel in der Bezirksliga Lüneburg 2. Der Verein erntet definitiv keine Menschlichkeit von uns. Dieser Klub wurde übrigens von ehemals italienischen Einwanderern gegründet, dies hat wohl auch den Grund, dass in der Halbzeitpause Lieder wie Un’Estate Italiana und Felicità liefen. Absolut schöne Musik, nur wirklich sehr kurios, diese in Südamerika zu hören. Beim Blick in die Heimkurve fielen auch zwei “Ultras” Fahnen auf.
Für die wenige Masse an Zuschauern war der Auftritt beider Seiten besser als erwartet. Im chilenischen Regen bei Temperaturen um die 7 Grad, machte das Spiel wirklich Spaß beim Zuschauen. Die Einheimischen frierten sich den Arsch ab und wir befanden das Wetter als typisch “deutschen Sommer”. Grüße in die verregnete Heimat. Chile – Es kann doch nur noch besser werden. (tp)