VfL Bleckede – TuS Barskamp – 3:2
„SPRITZPUTZ IM WESTEN“
03.08.2025
Sportplatz Bleckede
Kreispokal Heide-Wendland
Zuschauer: ca. 250
BLECKEDE – Ein Teil der Redaktion weilt nach wie vor in Südamerika. Daher startet unsere Woche mit einem richtigen Kracher: Der VfL Bleckede im Stadtderby gegen den TuS Barskamp! Nichts Geringeres als der Einzug in die zweite Kreispokal-Runde stand an diesem Sonntag zur Prime Time um 15 Uhr auf dem Programm. Barskamp ist eigentlich ein normales, kleines Dörfchen irgendwo bei Lüneburg, wurde aber vor 50 Jahren in die Kleinstadt Bleckede eingemeindet. Und so kam es im Kreispokal Heide-Wendland zu der klassischen Konstellation „Stadt gegen Dorf“, obwohl beide Lager dieselbe Postleitzahl im Ausweis stehen haben.
Barskamp mit jüngerer Bezirksliga-Vergangenheit ging sicher als Favorit in diese Partie gegen den VfL, der sein Dasein in der 1. Kreisklasse fristet. Der Sportplatz war gut gefüllt und schnell wurde klar, dass sich die vielen Zuschauer ausgeglichen auf die zwei Längsseiten des Grounds verteilten. Spätestens als irgendwann der Schlachtruf „…damit es alle wissen – Bleckede ist beschissen!“ ertönte, wusste man, dass die Gäste am Trainerhäuschen zu Hause waren. Während sich die Heimfraktion um den „VfL-Treff“ gruppierte – die Futterluke auf dem Sportplatz, an der man anständige Fleisch- und Kartoffelprodukte bestellen konnte und das „Frischgezapfte“ für 2€ zu bekommen war.
Das intensive Duell startete mit zwei Treffern für den Außenseiter. Jeweils nach Standards traf der VfL in die Maschen und das obwohl Barskamp offensichtlich mit der besseren Spielanlage unterwegs war. Ungläubiger Jubel auf der Heimseite! Nach der Pause mischte man sich unter die Gästefans, weil man hier zumindest den Anschlusstreffer und eine gewisse Eskalation erwartete. Barskamp berannte das VfL-Tor, doch der Treffer wollte einfach nicht fallen. Im Gegenteil: Nach einem abgefäslchten Freistoß stand plötzlich ein 3:0 auf der Anzeigetafel! Es musste was passieren und Barskamp holte nun die berühmte Brechstange heraus. Während die Stimmung und der Cola-Korn-Pegel im „Gästeblock“ wie erhofft anstieg, verlagerte sich das Geschehen mehr und mehr in den VfL-Strafraum. Nach einem Elfmeter war der Korken dann raus und es folgte Minuten später der Anschlusstreffer.
Ein Pokalspiel, wie man es sich wünscht: Der Außenseiter muss die Führung über die Runden bringen, der Favorit rennt an. Eine Partie, so rau wie die Spritzputzhäuser am Ost-Ufer der Elbe gegenüber der Stadt. Doch für das 3:3, das in der Luft lag, lief den Gästen die Zeit davon. Bleckede bekam den Vorsprung mit dem letzten Tropfen Heidegeist im Tank über die Zeit und lag sich nach dem Schlusspfiff in den Armen, während die Cola-Korn-Fraktion mit dem Fazit des Spiels zunächst etwas unter die Gürtellinie zielte. Doch nach ein paar Minuten hatte sich das Geschehen beruhigt und man war froh, für diese kleine Ochsentour ins Heide-Wendland mit so einem Pokal-Krimi belohnt worden zu sein.
Zurück ging es über die Elbe mit der Autofähre, nachdem man noch einen kleinen Abstecher in die bezaubernde Altstadt Bleckedes unternommen hatte. Mit der Fähre legt man zwar am anderen Elbufer an, nicht wirklich jedoch im Osten der Republik. „Neu Bleckede“ und das „Amt Neuhaus“, rechts der Elbe gelegen, wurden 1993 – nach fast 50 Jahren Zugehörigkeit zur DDR und Mecklenburg-Vorpommern – wieder nach Niedersachsen eingegliedert. Zu dem „alten Bundesland“ hatte das Fleckchen vor dem Krieg gehört und nach Wissen des Redakteurs, fand mit diesem Wechsel der einzige Gebietstausch innerhalb Deutschlands nach der Wende statt. Vorbei an den vielleicht einzigen Spritzputzhäusern in Niedersachsen ging es also durch das „Grüne Band“ heim Richtung Schwechheim.
Die Gegend östlich von Lüneburg mag zunächst etwas „lame“ wirken, doch einen Exkurs in die deutsche Geschichte gibt es an jeder Ecke. Und manchmal kommt noch ein richtig schönes Fußballspiel dazu. (mm)














