08.06.2025 Kreisliga Warnow II Sportplatz „Rote Erde“ (2) Zuschauer: 99
ROSTOCK – Sonntagfrüh, 11 Uhr, 13 Grad Außentemperatur, partiell einsetzender Starkregen, Ascheplatz. Dieser Feiertag könnte auch „Fronleichnam“ heißen oder Totensonntag. Aber es ist Pfingsten. Und wir sind in Norddeutschland. In Rostock.
Diese Szenen tragen sich auf dem Vereinsgelände der ehemaligen Betriebssportgemeinschaft der Neptun Werft zu. Und das ist noch nicht alles. Die Melancholie, die hier in unmittelbarer Nähe zum Ostseestadion in der Luft liegt, bekommt noch weiteres Futter. Denn der traditionelle Spielort der Werftfußballer wird gerade transformiert. Auf den alten Hartplätzen entstehen neue Kunstrasenmatten. Das kultige Vereinsheim, in dem Wirtin Kerstin seit Jahrzehnten den Kaffee rührt und die Bockwurst serviert, wird einem „Ersatzneubau“ weichen müssen. Die Rote Erde bröselt…
Trotzdem reiben sich Groundhopper aktuell die Hände. Denn dadurch, dass auf dem traditionellen Spielort „Platz 1“ seit kurzem die Bagger rollen, ergibt sich der Umstand, dass der brachliegende „Platz 2“ für den Spielbetrieb fit gemacht wurde. Die beiden Plätze: Nahezu identisch. Aber es ist schön ein Erbsenzähler zu sein. Die Hardcore-Hopper vor Ort verkünden mit Stolz geschwellter Brust unisono die „Anlagenkomplettierung“ und dazu gehört natürlich auch die Fraktion vom Schwechheimer Landboten. Irgendwann kommt man dann zum „Belagwechsel“ an dem Ort wieder zusammen und schwärmt von den alten Zeiten.
Das Leben ist schön. Dieses Motto konnte an diesem verregneten Pfingstsonntag jedoch nur für eine Mannschaft gelten. Denn am vorletzten Spieltag kam es – beim vielleicht letzten Spiel auf dem roten Belag – zum Showdown in der 10. Liga. Der Dritte in der Tabelle empfing den Zweitplatzierten. Die SG Motor Neptun benötigte unbedingt einen Sieg, während der Sukower SV mit drei Punkten als sicherer Aufsteiger in den Hafen der Kreisoberliga einlaufen würde. Es entwickelte sich ein enges und umkämpftes Spiel, in dem Sukow zu den besseren Torabschlüssen kam und auch mit etwas Spielglück in Führung ging. Bei allen Treffern hatte der Torwart irgendwie seine Finger mit im Spiel. Zumindest beim Stand von 0:3 hätten die Hausherren wirklich den Anschlusstreffer verdient gehabt.
Aber es sollte einfach nicht sein. Das Pfingstwetter spiegelte die Stimmung der Rostocker am Ende gut wider. Ganz anders bei den Gästen, die noch an Ort und Stelle ihren Erfolg begossen. Während Sukow im nächsten Jahr in der Kreisoberliga antreten wird, wagen die Werftfußballer dann mit einem komplett umgebauten Vereinsgelände einen Neuanfang. (mm)
TSV Basdahl/Volkmarst – SG Unterstedt II – 6:7 n. E.
„DÉJÀ-VU IN BÜLSTEDT“
06.06.2025 Relegation zur Kreisliga Rotenburg Sportplatz Bülstedt Zuschauer: 600
BÜLSTEDT – Vor fast exakt einem Jahr sahen wir in Groß Meckelsen zum ersten Mal die Relegation zur Kreisliga Rotenburg. Der TSV Basdahl/Volkmarst unterlag nach einer dramatischen Verlängerung und Elfmeterschießen gegen den FC Walsede.
Damals war es der Auftakt für ein Hopping-Wochenende in Riesa/Altenburg (der ein oder andere Leser dürfte sich erinnern) und Tschechien. 364 Tage später musste der TSV erneut in die Relegation und klopfte ans Tor zur Kreisliga. Nicht zuletzt wegen der Pyroeinlagen stand schnell fest, dass sich der Landbote wieder die Ehre gibt und in den Kreis Rotenburg fährt.
Diesmal trug man das Entscheidungsspiel in Bülstedt aus und der Abend wurde zu einem Déjà-vu. Basdahl/Volkmarst hatte zwei Busse organisiert und der Sportplatz füllte sich. Etwa 600 Zuschauer dürften es am Ende gewesen sein und der gastgebende Verein hatte für top Catering gesorgt. Eine gut organisierte Veranstaltung und vielleicht sollte sich der dösige NFV hier mal etwas abschauen…
Zum Einlaufen zündeten die Fans vom TSV wie im letzten Jahr eingerahmt von weißem und grünen Rauch ein paar Fackeln. Dabei blieb es nicht, denn immer wieder gingen während des Spiels Bengalos, Blinker oder Rauchtöpfe an. Begleitet wurde das Ganze mit Support und der Kollege an der Trommel dürfte das Gerät nicht zum ersten Mal benutzt haben. Top!
Auf dem Feld präsentierte sich die Zwote von Unterstedt besser und insbesondere die Nummer 11 machte vorne Betrieb. In der 39. Minute traf schließlich Kapitän Sachs zum 0:1. Lange Gesichter bei den Basdahlern. Schon wieder kein Aufstieg?
In den zweiten Durchgang kam der TSV besser rein und hatte Glück: nach einer guten Stunde sprang der Ball dank eines Platzfehlers am Torwart vorbei zum 1:1. Völlige Ekstase bei den Grün-Weißen und die Hoffnung auf mehr.
Doch wie in der Vorsaison passierte nichts mehr und die Verlängerung folgte. Ob die auf diesem Niveau Sinn macht, darüber lässt sich streiten. Stehend k.o. blieben Offensivaktionen Mangelware und beide Teams schleppten sich ins Elfmeterschießen.
Vor einem Jahr verschoss der TSV-Torwart den entscheidenden Elfmeter. Diesmal hielt er drei Stück, aber seine Mannschaftskameraden setzten drei Versuche an die Latte. Unterstedt verwandelte gegen 22.30 Uhr den letzten Strafstoß und sorgte erneut für lange Gesichter bei den Basdahlern. Vielleicht sind wir einfach kein Glücksbringer für den Verein…
Ich fuhr nach diesem Krimi weiter zur Familie, denn Oma wird nur einmal 90. Der Rest wechselte das Auto und machte sich auf den Weg nach Tschechien. Natürlich! Eben ein Déjà-vu. (hr)
04.06.2025 Aufstiegsrunde zur Regionalliga Nord Stadion am Berliner Ring (Verden) Zuschauer: 640
VERDEN (ALLER) – Relegations-Terror und kein Ende. Ohne große Erwartungen fuhr man am Mittwoch nach Verden. Keine Erwartungen: Weil Schöningen schon aufgestiegen und Altona auf Schützenhilfe angewiesen war. Außerdem verzichtete der Norddeutsche Fußballverband als Ausrichter der Spiele auf das „leibliche Wohl“ seiner Zuschauer und kündigte dies auch vorher an. Bereits 3 Stunden vor dem Anpfiff erreichte man den neutralen Austragungsort – und siehe da: Die ganze Stadt war ein einziger Jahrmarkt! In der City wurde die „Domweih“ gefeiert und von der klassischen Bratwurst bis zum Blumenkohl im Bierteigmantel ließ die Verpflegung in Verden keine Wünsche übrig.
Den Verantwortlichen eine derartige Weitsicht zu unterstellen, wäre natürlich ein Treppenwitz. Denn die Güte der Organisation wurde an der Kasse sichtbar. Ein einzelner, älterer Mann dort zeichnete sich für den Kartenverkauf verantwortlich, leckte sich bei jeder Ticketausgabe den Daumen an und gab gewissenhaft Kleingeld heraus. Die Folge: Anpfiff 10 Minuten später. Aber das spielte keine große Rolle, man war ja schon 3 Stunden vorher in der Stadt. Die größte Rolle an diesem Abend spielte das Stadion am Berliner Ring. Ein 15.000-Zuschauer-Pott in richtig gutem Zustand! Wieso, weshalb, warum man in der Kreisstadt vor rund 20 Jahren ein drittligataugliches Stadion erbaut hat, das seitdem ohne festen Mieter dasteht, bleibt schleierhaft. Immerhin hat der FC Verden 04 nach Jahren der Tristesse letzte Saison den Sprung in die Oberliga Niedersachsen geschafft und ist zumindest ein Kandidat für das Stadion.
Die ersten 60 Minuten des dritten und letzten Aufstiegsspiels sind schnell erzählt. Altona fehlt die Durchschlagskraft. Schöningen muss nichts für den Spielverlauf tun, übt sich in personeller Rotation gegenüber den Spielen zuvor. Während Altona bei den Heimspielen zuletzt einen wahren Zuschauerboom erlebte und im Durchschnitt über 3000 (!) Fans zu den vergangenen Heimspielen begrüßte, kann der Zuspruch beim alles entscheidenden Aufstiegsspiel in Verden zunächst nicht überzeugen. Vielleicht hundert Mann formieren sich auf den Stehplätzen neben der Gegentribüne hinter zahlreichen Zaunfahnen. Mit der Halbzeit fing es stark zu regnen an, so dass sich die A93-Fans im zweiten Durchgang kompakt unter dem Dach zusammenfanden und man doch zu dem Schluss kam, dass etwa doppelt so viele Zuschauer aus Hamburg den Weg nach Verden fanden.
Da geht noch was. Das traf auch auf das Spiel der Schwarz-Weiß-Roten zu. Doch Altona blieb keine andere Wahl, es musste was passieren. Und zeitgleich war man auf ein passendes Ergebnis aus Hamburg angewiesen, wo der Heider SV gegen den SV Hemelingen nicht gewinnen durfte. Mit den dann doch eher limitierten Offensiv-Möglichkeiten mussten die Hamburger ihr Glück erzwingen – nach einer der zahlreichen Vorstöße konnte ein Schöninger Verteidiger eine Flanke nur mit der Hand abwehren und der Außenseiter verwandelte den fälligen Elfmeter zum 1:0. In Hamburg kam Heide nicht über eine 0:0 hinaus. Und da das Spiel in Verden 10 Minuten später angepfiffen wurde, musste Altona das Ergebnis am Ende nur noch über die Zeit bringen.
Was für eine Party im Gästeblock! Nun war das ganze Stadion ein einziger Jahrmarkt der Gefühle. Beflügelt von dem Zieleinlauf lösten sich bei Fans und Kickern alle Fesseln und mit dem 2:0 kurz vor dem Ende war geschafft, woran eigentlich niemand mehr so richtig geglaubt hatte: Altona spielt in der neuen Saison Regionalliga! Dann sicherlich wieder vor einer vierstelligen Kulisse, wobei man am Mittwoch gesehen hat, dass auch 200 Fans das Fass zum Überlaufen bringen können. (mm)
RHEINE – Nachdem ich am letzten Tag im Mai relativ spät aus Niedersachsen zurückgekehrt war, entschied ich mich am ersten Tag im Juni für eine risikoreichere Bahnverbindung: eine Stunde später als ursprünglich geplant. Die Bummelbahn lieferte allerdings einwandfrei und so war ich etwa 40 Minuten vor Anpfiff am Bahnhof Rheine und musste nicht auf den geplanten U19 Kick verzichten. Das war auch gut so, denn der Fußballplatz am Ohner Damm überzeugte mit bewachsenen Stufen.
Beim Blick auf das Handy entdeckte ich dann, dass mein Akku nur noch 7% Ladung hatte. Also Ladekabel raus holen und “charge”. Doch leider war keine Spur vom Ladekabel. Somit wurden mehrere Zuschauer, Betreuer und Spieler angesprochen. Doch niemand hatte zufällig eines dabei. Glücklicherweise befand sich aber eine Gaststätte direkt am Ground, wo mir dann geholfen wurde. Also Handy mit dem Kabel an die Powerbank anschließen, die obligatorische Foto Runde drehen, das Handy einfach laden lassen und schauen, wie die U19 von Rheine ihren Gast mit 4:2 besiegt.
Nach dem Spiel wurde dann das Ladekabel zurückgegeben und es ging 45 Minuten zu Fuß zur Obi Arena. Schnell noch eine Mantaplatte essen und wenig später befand ich mich schon im Ground. Und auch die Gästefans aus Lippstadt betraten das Stadion. Natürlich über den Gästeeingang. Offenbar war die Fanszene aus Lippstadt aber wenig begeistert von ihren Plätzen gewesen und spazierte einmal über das Spielfeld hinüber zur überdachten Tribüne hinter dem Tor.
Und was dort passierte, war die absolute Leidenschaft. Trotz sportlichen Defiziten der eigenen Mannschaft auf dem Rasen unterstützen die Fans ihr Team bedingungslos, laut und mit richtig gutem Liedgut. Zwischendurch wurden vereinzelte Fackeln angerissen und Rauch gezündet. Ein sehr gelungener Auftritt. Die 0:3 Niederlage ihrer Mannschaft schien den mitgereisten Fans fast genauso wenig zu interessieren wie mir selbst. Höchst zufrieden trat ich also die Heimreise nach Schwechheim an. (fj)
Guten Morgen zur Bilderbuchbude der Woche (51) Das schöne Hermann- Löns- Stadion in Paderborn, benannt nach der benachbarten Straße, war einst die Heimat des SC Paderborn. 2004 verpfiff hier Hoyzer den Hamburger SV im DFB Pokal. Heute wird der 12.000 Plätzr fassende Ground für Footballspiele genutzt und eben vom SC Aleviten Paderborn in der Fußball-Kreisliga. Das Highlight des Stadions ist sicherlich die überdachte Tribüne.
29.05.2025 Hermann- Löns- Stadion SC Aleviten Paderborn – BV Bad Lippspringe IV – 3:1
27.05.2025 Relegation zur 2. Bundesliga Eintracht-Stadion Zuschauer: 21.084
BRAUNSCHWEIG – Während es in der Relegation zur Bundesliga zum absoluten Newby-Duell zwischen Elversberg und Heidenheim kam, wurde für den letzten Platz in der 2. Bundesliga die Uhr auf 1963 zurückgestellt. Bereits am 3. Spieltag der allerersten Bundesliga-Saison trafen diese beiden Teams in Saarbrücken aufeinander. Die Partie endete am 7. September 1963 mit einem 2:2. Und wie sollte es anders sein: Saarbrücken stieg am Ende der Spielzeit ab. Ähnliche Vorzeichen nun also 62 Jahre später, auch wenn sich seitdem eine Menge getan hat.
Da die Strecke Schwechheim-Braunschweig in gut 2 Stunden zu absolvieren ist, entsendete man einfach mal eine Anfrage nach einem Ticket in die Löwenstadt und hatte Glück, dass sogar zwei Redakteure mit Eintrittskarten ausgestattet wurden. Braunschweig ist immer ein gutes Pflaster und so fand man sich schließlich anderthalb Stunden vor dem Anpfiff in der Guntherstraße wieder, wo im Herzen des Siegfriedviertels vor den BTSV-Spielen das Leben pulsiert. Die örtlichen Spätis und Kioske erhöhten noch schnell die Preise für die beliebte Wolters-Knolle von 1€ auf anderthalb Taler und schon konnte der Spaß losgehen. Jeder rechnete nach dem Hinspiel mit dem Klassenerhalt, dementsprechend wurde ordentlich „Wolti“ auf Vorrat gezapft.
Im Stadion auf den Rängen dann beide Seiten zunächst sehr bemüht, aber – ähnlich wie auf dem Rasen – ohne die große Durchschlagskraft. Bei Braunschweig zog sich ein Spruchband um die Kurve auf dem vielsagend stand: „Triumph und Tränen haben uns zusammengeschweißt“, dazu präsentierte die Südkurve eine gelb-blaue Zettelchoreo. Die wissen schon, wie sie die Gegebenheiten in dem eiförmigen Stadion nutzen können. Gegenüber gab die Choreo der Gäste etwas Rätsel auf. „Geduld in manchen Dingen“ war zu lesen. Immerhin wurde munter gefackelt. Mit zunehmender Spieldauer konnte man den Intro-Spruch der Saarbrücker nachvollziehen. Geduld musste man mit dieser doch eher limitierten Elf mitbringen. Die höherklassigen Braunschweiger gaben den Takt vor. Aber die zwei Tore aus dem Hinspiel wirkten sich aus. Es fehlte die letzte Konsequenz in Führung zu gehen.
Däumchen drehend dümpelt der Kick eine Stunde dahin, bis ein Handelfmeter für Saarbrücken die Wende einläutet. Den Rest hat sicher jeder vor den TV-Empfangsgeräten mitbekommen. Ausgerechnet Kai Brünker mit dem Tor für die Verlängerung und schon wurde der Spieß wieder umgedreht: Braunschweig nun mit einem Sturmlauf, viel Krampf und Schweiß und einem erzwungenen Tor Sekunden vor dem Seitenwechsel der Verlängerung, welches die Hamburger Straße zum Beben bringt. Nun erweckt auch Gästetrainer Alois Schwartz zum Leben, weil die Nachspielzeit um ein paar Sekunden überschritten wurde spielen er und seine Kollegen sich auf, nachdem der Gästetrainer 115 Minuten müde und verschlafen mit den Händen in der Hosentasche einen ratlosen Eindruck in seiner Coachingzone verbreitete. Dieser „Impuls“ von der Seitenlinie sorgt für den zweiten Platzverweis des Abends. Nachdem Calogero Rizzuto in der 90. Minute zum Duschen geschickt wurde, verbannt Schiedsrichter Tobias Stieler nun den Co-Trainer von Schwartz auf die Tribüne.
Es entwickelt sich ein Relegationsspiel, wie man sich es immer wieder ausmalt. Peitschender Regen prasselt unaufhörlich auf das Blechdach des Stadions, der Zeiger auf der Uhr nähert sich der Tagesgrenze, alle Zuschauer stehen von ihren Sitzen auf. Jedes Jahr dasselbe, aber davon wird man einfach nicht satt. Ein wahrer Fußball-Krimi an der Hamburger Straße und noch weiß niemand wer der Mörder sein wird. Die Gäste drücken auf das nächste Tor, wachsen in Unterzahl über sich hinaus, scheitern an einem glänzend aufgelegten Torwart mit dem schönen Namen Ron-Thorben Hoffmann. Der Stich ins Herz und das abrupte Ende der Show dann natürlich durch Ryan Phillippe, der vor einem Wechsel zu Mainz 05 steht und an dem sich an diesem Abend die Geister scheiden. Sein großes Talent wirkt tatsächlich irgendwie gehemmt in diesem Spiel. Es ist ein Ende wie es im Drehbuch steht, in diesem Krimi mit Überlänge, in dem Triumph und Tragödie sich Auge in Auge gegenüberstanden und Tor um Tor der Geschichte immer wieder einen anderen Ausgang gab.
Naja, wollen wir mal nicht zu philosophisch werden. So sehr die Saarländer nun die Legende vom gebeutelten Drittligisten bemühen, eine halbe Stunde Power-Fußball reicht jedenfalls nicht aus für den Sprung in die 2. Bundesliga. Bei allen Emotionen muss man eben auch festhalten, dass sich in zwei solcher Spiele über mindestens 180 Minuten vermutlich fast immer die bessere Mannschaft durchsetzt und das war – summa summarum – der Zweitligist aus Braunschweig. In der Bundesliga-Premieren-Saison 1963/64 war das ähnlich, denn die Rückrunden-Begegnung im März 1964 gewann die Eintracht mit 3:1, so dass nach Hin- und Rückspiel ein Zwei-Tore-Vorsprung für Braunschweig in der Statistik stand. Tradition since 1963. (mm)
24.05.2025 DFB-Pokalfinale Olympiastadion Berlin Zuschauer: 74.036
BERLIN – Wenn es um ein großes Finale geht, werden schnell die Superlative rausgeholt. Ein „Jahrhundertspiel“, die „Riesenchance auf den Pott“ und so weiter und so fort. Am Samstag durfte man das allerdings mit gutem Gewissen behaupten. Auf dem Weg nach Berlin schaltete die Arminia aus Bielefeld vier Bundesligisten aus und auch meine Sympathien galten dem Außenseiter. Die Fans vom VfB Stuttgart auf der anderen Seite hofften, „nach all der Scheiße“ in den Jahren zuvor die Saison mit Champions-League-Teilnahme und dem Pokalsieg zu krönen.
Für mich und Kollege „mm“ stand im Vorfeld recht schnell fest, auch ohne Karte in die Hauptstadt zu fahren. Getreu dem Motto „irgendwie klappt es ja immer“ bestieg ich morgens in Schwechheim die Bahn. Der Zug rollte fast auf die Minute pünktlich in Berlin ein. Ein gutes Omen?
Vor dem Kracher am Abend zogen wir uns Sparta Lichtenberg in der Oberliga sowie den Bezirksligisten Friedrichshagener SV rein. Eine gute Wahl, denn in entspannter Atmosphäre trafen wir noch auf ein paar bekannte Gesichter und verquatschten mehr oder weniger beide Spiele bei guter Verpflegung. Immer wieder Daumen hoch für den Amateurfußball!
Etwa zwei Stunden vorm Anpfiff trafen wir beim Olympiastadion ein. Bewaffnet mit Pappschildern teilten wir uns auf, aber wie befürchtet gab der Schwarzmarkt quasi nichts her bzw. absolute Mondpreise. Erst ganz kurz vor Anpfiff hatte ich dann doch Riesenglück und ergatterte ein Ticket, während „mm“ leider leer ausging. Ich verpasste die ersten Minuten und somit die Choreos. Konnte ich aber verschmerzen und war einfach nur froh, überhaupt reingekommen zu sein.
Die tapferen Arminen stellten sich auf dem Platz und auf den Rängen den überlegenen Stuttgartern entgegen und belohnten sich fast mit dem 1:0, aber Bazee setzte den Ball an die Latte. Es folgte der fast übliche Ablauf aus dem Fußballdrehbuch. Nach dem Führungstreffer durch Woltemade nutzte der Erstligist weitere Fehler gnadenlos aus und entschied mit drei Toren nach einer halben Stunde quasi das Spiel.
Die VfB-Fans in der Ostkurve drehten natürlich komplett am Rad und hatten das Olympiastadion spätestens nach dem 0:1 stimmungstechnisch fest im Griff. Dazu ploppten immer wieder dutzende Fackeln auf und der Stadionsprecher kam mit seinen Durchsagen nicht mehr hinterher.
Zur zweiten Halbzeit brannte es erneut lichterloh auf Stuttgarter Seite hinter einem überdimensionierten Schal, auf dem schon der Pokalsieg verkündet wurde. Auf dem Platz ließen die Schwaben wenig anbrennen und machten mit dem vierten Tor durch den überragenden Millot alles klar.
Die zwei Treffer von Bielefeld waren im Journalisten-Jargon „Ergebniskosmetik“, ließen die Kurve hinter dem Marathontor aber nochmal beben und ein brachiales „Ostwestfalen“ schepperte durch das Rund. Größten Respekt deshalb für die sportliche Leistung und auch den Support, der trotz Unterlegenheit nie abebbte. Auch mit Blick auf die 100.000 Fans in Berlin und die Riesenbegeisterung vor dem Spiel sagen wir vom Landboten: Bielefeld gibt es doch! (hr)
24.05.2025 Landespokal Schleswig-Holstein, Finale Stadion an der Lohmühle Zuschauer: 5.893
LÜBECK – Mein erster Besuch an der Lohmühle ist fast 16 Jahre her. Damals kegelte der VfB den FSV Mainz 05 aus der ersten Runde des DFB-Pokals. Für meinen zehnten Abstecher in die Marzipanstadt entschied ich mich spontan, weil der Samstag noch vollkommen offen war und ich Lust auf etwas Entspanntes in der Nähe von Schwechheim hatte.
Somit machte ich mich mit der Bummelbahn auf den Weg in die schöne Hansestadt an der Trave. Die knapp 1000 Gästefans waren dagegen mit zahlreichen Bussen aus Kaltenkirchen angereist. Für sie stand das Spiel des Jahres an und das merkte man auch im Stadion. Zum Intro gab es eine kleine Choreo mit weißen und roten Fahnen.
Natürlich hatte auch die Pappelkurve etwas vorbereitet: “GEWEINT UND GELACHT, HAST UNS ZUM TRÄUMEN GEBRACHT” war als Spruch am Zaun zu lesen. Dazu wurden grüne Pappen hochgehalten. Außerdem wurde ein VfB-Fan mit seinen größten Träumen in Form von zwei Gedankenblasen abgebildet. Offensichtlich träumte er vom Endspiel im DFB-Pokal und der Teilnahme am Europapokal.
Doch um diese Träume zu realisieren musste man den Landespokal gegen den Underdog vom Kaltenkirchener TS gewinnen. Gesagt-getan! Lübeck war über weite Strecken die aktivere Mannschaft und führte bereits zur Halbzeit mit 2:0. Spannung kehrte zwar in der 75. Minute zurück, als Rerop den Anschlusstreffer erzielen konnte. Am Ende brachten die Gastgeber das Ergebnis von 2:1 aber über die Zeit und konnten zum 18. Mal den Pott erobern. Herzlichen Glückwunsch also an den VfB. Damit kann nun in der ersten DFB-Pokalrunde der nächste Schritt gemacht werden, um die Fanträume zu realisieren. (fj)
Guten Morgen zur Jubiläumsausgabe der BILDERBUCHBUDE DER WOCHE (50) Das schöne Rosenaustadion ist die Heimat der FCA-Amateure und von Schwaben Augsburg. Lange stand die Perle auf unserer Liste und endlich konnte der ehemalige Ground der ersten Mannschaft des FC Augsburg gekreuzt werden. Glücklicherweise steht das Stadion seit 2014 unter Denkmalschutz, so dass uns dieser nostalgische Ground weiter erhalten bleibt.
17.05.2025 Rosenaustadion TSV Schwaben Augsburg – FC Bayern München II – 1:1
PLAU AM SEE – Wir melden uns vom Abgrund. Alle Jahre wieder geht es raus auf’s Land nach Mecklenburg. Und besonderen Respekt dort verdienen die Vereine, die in den geschröpften, kleinen Gemeinden in der Provinz das Fähnchen hochhalten. Der Altersschnitt in den Teams kratzt oftmals an der 40er-Grenze, weil es den Nachwuchs noch immer in die großen Städte zieht. Die Schattenseite des Fußballs. Das Gegenteil dessen, von dem wir hier oftmals berichten. Das Ende der Fahnenstange im organisierten Fußball – und vielleicht auch deswegen interessant.
Die Reise ging an diesem Sonntag nach Plau am See. Eine Kleinstadt mit viel Wasser, die sich auch „Tor zur Müritz“ nennt. Den 6000-Einwohner-Ort hat es nach der Wende eigentlich gut erwischt. Die schöne Altstadt und viele Bademöglichkeiten ziehen Touristen an. Die Einwohnerzahl ist fast dieselbe wie am 3. Oktober 1990. Trotzdem hält sich der örtliche Fußballverein gerade so, naja, über Wasser. Im Juniorenbereich ist der PFC solide aufgestellt, doch die einzige Seniorenmannschaft dümpelt in der letzten Liga dahin. Vor diesem Spiel stand man tabellarisch sogar als schlechtester Verein im ganzen Kreis da. Nur die Reserveteams aus Goldberg und Crivitz haben noch weniger Punkte. Der dünne Kader verspricht nichts Gutes, bei Auswärtsspielen sitzt manchmal nur ein einziger Spieler auf der Bank. Seit neuestem ergänzt eine 24-jährige Frau den ausgedünnten Kader.
Vor Ort wird kein Eintritt verlangt und auch die Küche bleibt kalt. Immerhin gibt es im gemütlichen Vereinsheim Getränke. Ganze 31 Personen sind gekommen um sich den Kick gegen den SV Möllenbeck zu geben. Hier geht es höchstens noch darum nicht den letzten Platz in der letzten Liga zu belegen. Von den 31 Zuschauern wird auch noch 1 Person nach Hause geschickt, weil sie ständig an der Seitenauslinie herumhampelt und Einfluss auf das Geschehen nehmen will. Das Spiel fängt zunächst so an, wie es sich anhört: Schrecklich. Unzureichende Trainingsleistung trifft auf überschaubares Talent. Irgendwann hört man auf die Fehlpässe zu zählen. Trotzdem kann hier grundsätzlich jeder mit der Kugel umgehen. Die Gründe für den Untergang liegen woanders. Plau hat ein paar lichte Momente und kann drei Eins-zu-eins-Situationen vor dem starken gegnerischen Keeper nicht für die Führung nutzen. Im Gegenteil: Kurz vor der Pause fällt das 0:1, weil der Heimkeeper eine Ecke ins eigene Tor faustet. Tragisch.
So übel hätte es weitergehen können. Aber im Fußball geht’s ums Gewinnen und Verlieren. Das ist in jeder Spielklasse dasselbe Motto und es bringt Würze in jeden noch so beliebigen Bimmelkick. Nachdem Möllenbeck überraschend zum 0:2 trifft, wird auf Seiten von Plau Cassandra eingewechselt, die junge Frau aus dem erweiterten Kader. Mit ihrer mehr als schmächtigen Figur bringt sie Souplesse ins Spiel und liefert ein anmutiges Bild ab, zwischen all den Mecklenburger Stiernacken. Aber – Fußball kann so grausam sein: Kurz nach ihrer Einwechslung wird es wild, Plau kassiert zwei Rote Karten. Davon eine für den Keeper, der dem strengen Schiri nach dem ersten Platzverweis höhnisch applaudiert. „Cassy“ muss wieder raus, es wird ein weiterer Stier gebraucht. Tatsächlich schießt Möllenbeck in der letzten halben Stunde nur noch einmal auf den Kasten und Plau berennt das gegnerische Tor mit 8 Mann. Nachdem man einen Elfmeter rausholt, drängen die Gastgeber in der Schlussphase auf den Ausgleich und vergessen ist all das Gelaber vom schlechtesten Verein der Welt.
Wenn der Torwart in der letzten Minute beim Eckball mit nach vorne läuft und das Publikum vor Spannung verstummt, spielt es doch eigentlich keine Rolle, in welchem Rahmen das Spiel stattfindet und welche Geschlechter sich auf dem Rasen gegenüberstehen. Am Ende gibt es 22 mehr oder weniger zufriedene Gesichter und darunter vielleicht 11 Gewinner und 11 Verlierer. Dann ist das Ziel erreicht. (mm)
17.05.2025 NOFV-Oberliga Nord Preussenstadion Malteserstraße Zuschauer: 100
BERLIN — Am Samstag ging es für mich ohne Probleme und auf die Minute pünktlich mit der Deutschen Bahn in die Hauptstadt. Dort besuchte ich um 10 Uhr ein Spiel und vorab und begab mich danach mit dem Bus Richtung Berlin-Lankwitz. Dort steht das heutige Objekt der Begierde. Für 10 Euro bekam ich eine Eintrittskarte und die Sonne begrüßte mich und die anderen Zuschauer zu diesem Spiel in meiner persönlichen Lieblingsoberliga. Denn hier gibt’s oft gute Amateurstadien, immer etwas Leckeres zu Essen und meistens auch Bier. Mit dem kühlen blonden setzte ich mich auf die Bank und wenig später ging es dann auch schon los.
Der BFC will unbedingt in die Regionalliga aufsteigen und benötigte dafür nicht nur einen Sieg, sondern auch viele Tore, um Eintracht Mahlsdorf zu überholen. Und genau dies war auch die Marschroute der Spieler. Ich will Dynamo nichts absprechen, aber die 11 Männer auf dem Platz hatten heute kein Oberliganiveau. Preussen zerstörte die Schweriner nach Strich und Faden. Gefühlt lief die Torhymne „Preußen“ von den Donots im Minutentakt und die Berliner motivierten sich bei jedem Tor immer weiter. Am Ende musste der Schweriner Torhüter das Leder zehn Mal aus dem Netz holen. Eine absolute Demontage. Ein Fan von Dynamo fasste das dargebotene gut zusammen: „Wir bringen Preussen heute in die Regionalliga.“
Ob der BFC im heimischen Stadion in der Regionalliga Nordost spielen kann, wage ich zu bezweifeln. Infrastrukturell fehlt hier schon ein bisschen. Ein Flutlicht, ein eingezäunter Gästeblock und Sitzschalen findet man hier nicht. Dafür ist das Stadion eine schöne Amateurperle mit verwachsenen Stufen auf drei Seiten, alten Relikten und einer Anzeigetafel aus vergangenen Zeiten. Alles das, was der Groundhopper sehen will. Sollte es am Ende mit dem Aufstieg funktionieren, drücke ich die Daumen, dass der Verein und die Stadt dieses schöne Stadion Regionalligatauglich machen. Die Stadioninfrastrukturellen Probleme in Berlin sind mittlerweile über die Stadtgrenzen bekannt. Dazu möchte der Fußballmanager Zocker von Delay Sports, welche zwei Saisons im Preussenstadion spielten, noch mitten in der Stadt für 20 Millionen Euro ein „Sportzentrum“ bauen lassen. Sollte dieses Projekt tatsächlich realisiert werden und Teams wie Altglienicke, BFC Dynamo und Hertha Zehlendorf stehen weiterhin ohne vollendeten Bauauftrag da, dann wäre das die offizielle Bankrotterklärung für den Berliner Fußball. (mb)
Guten Morgen und herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe der BILDERBUCHBUDE DER WOCHE (49)!
Heute aus der Stadt, die jeder Ossi kennt, der auf 2 Rädern unterwegs war: Es handelt sich um die schöne Stadt Suhl im Freistaat Thüringen (bekannt durch Mopeds der Marke Simson und die Rüstungsindustrie).
Aber die Stadt Suhl hat noch mehr zu bieten, denn hier im Süden des Thüringer Walds steht der ehemalige Sportpark der Freundschaft (heute Auenstadion). Hier fanden damals zu DDR-Oberliga-Zeiten mehr als 10.000 Zuschauer Platz, lediglich 3 x war es jemals ausverkauft – gegen Erfurt, Jena und Chemie Leipzig.
Die glorreichen Zeiten sind verflogen und man findet den jetzigen 1. Suhler SV 06 in der Kreisoberliga wieder. Der Oldschool-Charme ist dennoch geblieben, und ein Muss für jeden Hopper der auf Patina steht.
11.05.2025 Bezirksliga Lüneburg 1 Spprtanlage Ehlbeck Zuschauer: ca. 250
REHLINGEN-EHLBECK – Der Sonntag den Amateuren! Jo, klar, aber am letzten Wochentag war erstmal Auspennen angesagt. Der HSV-Aufstieg hatte Energie gekostet. Also ganz klassisch morgens um… ähm… halb 11 mal einen Kaffee aufgesetzt und in den Matchkalender geschaut. Heidetal kann man mit der II. Herren doppeln? Hm, ja, da steht ’ne Holztribüne, da wollte man schon länger mal hin. Kurz die Tabellensituation gecheckt – mit einem Sieg gegen den Vorletzten steigt der FCH in die Landesliga auf. Fast die gleiche Ausgangslage wie am Vortag in Hamburg. Volksparkstadion reloaded. Keine Frage, hin da!
Zwei Stunden später fand man sich auf einer Dorfwiese ohne Ausbau wieder. Aber das war bei knapp 20 Grad und Sonne pur die richtige Medizin im Rückblick auf den ereignisreichen Vorabend. Das Rumpelspiel der zweiten Mannschaft in Betzendorf ging 1:0 aus. Das konnte ja nur besser werden auf der anderen Anlage des Vereins in Ehlbeck. Und es wurde besser! Allerdings zunächst mal nur kulinarisch. Während in Betzendorf die Verpflegung aus dem Rucksack kam, fuhr man in der Bezirksliga so richtig auf. Mit einem Hefe-Weizen im Glas und Schwarzwälder Kirschtorte auf Porzellan positionierte man sich auf der Holztribüne. Nahezu alle Zuschauer, die schon beim Vorspiel vertreten waren, sah man irgendwo am Rande des Platzes wieder. Gemeinsam bekam man sportlich zunächst allerdings nur ein torloses Unentschieden mit ähnlichen Darbietungen wie in Betzendorf serviert.
Schon 1 Pünktchen reichte Heidetal für den sicheren Aufstieg, drei Spieltage vor Schluss. Aber die Elf war nervös und auch etwas verletzungsgebeutelt. Da Bodenteich jeden Punkt für den Nicht-Abstieg brauchte, spielten die Gäste ihren Stiefel gekonnt runter, scheiterten zwei, drei Mal aussichtsreich vor dem Gehäuse. Aber auch das fahrige Gekicke von den Gastgebern fand einige Male einen Abschluss und so traf ein Schuss von der Strafraumkante zum Beispiel den Innenpfosten. Spannung pur, denn auf dem Sportplatz in Ehlbeck wollte jeder nach dem Spielende feiern. Nach 85 Minuten Nägel kauen dann endlich die Erlösung: Ein Mann namens Ziegenfuß hielt seinen Kopf in einen Eckball. Wieder klatschte die Kugel an den Pfosten, fand diesmal aber den Weg über die Linie.
Damit war es so weit! Der junge FC Heidetal – 2011 auf Initiative von vier Vereinen entstanden – schafft erstmals den Sprung in die Landesliga. Kurz darauf wurde das Endergebnis vom Aufstiegskonkurrenten durchgefunkt und auch mit einem 0:0 bzw. einer Niederlage hätte der FCH den Meistertitel errungen. Doch was wäre das für eine Pointe gewesen? Mit einem torlosen Unentschieden hält man höchstens die Klasse, aber aufsteigen? Nein, die Pointe hatte hier wahrhaft majestätische Züge. Pünktlich zur Meisterfeier schritt die „Heidekönigin“ über den grünen Teppich und gratulierte der Mannschaft zum Aufstieg. Gemeinsam mit den Fans und massig Pyrotechnik gab es unvergessliche Bilder vor der Holztribüne.
Die Lüneburger Heide ist schon ein ganz besonderes Fleckchen Erde. Der alte Löns wusste schon was er an der Heide hatte. In Amelinghausen, ein Ort weiter und mit dem MTV „Frisch Auf“ im FC Heidetal vertreten, findet jährlich im August das „Heideblütenfest“ statt, das größte Volksfest in der Region. Dort wird als krönender Abschluss die „Heidekönigin“ gewählt, die eben so repräsentative Aufgaben übernimmt, wie einer Fußballmannschaft zum Aufstieg zu gratulieren. Als berühmteste Heidekönigin kann man wohl bis heute Jenny Elvers bezeichnen, die sich 1990 die Krone aufsetzte. Ganz so viel Glamour war in Rehlingen-Ehlbeck am Sonntag nicht vertreten, aber gefeiert wurde definitiv wie sonst nur im August auf dem Heideblütenfest. (mm)
11.05.2025 Bezirksliga West Sportplatz Schulweg Zuschauer: 287
HÖRNERKIRCHEN – Schon einige Male haben wir über die Vorzüge des Amateurfußballs berichtet. Inzwischen schreiben wir den Mai und die Mannschaften von Flensburg bis Garmisch gehen langsam in den Saisonendspurt. Eine Ausnahme bildet allerdings der Hamburger Fußball-Verband. Im HFV war bereits an diesem Wochenende der letzte Ligaspieltag angesetzt. Ein Kuriosum. Dazu kommt die kurze Winterpause, die jedes Mal für eine Absagenflut sorgt.
Nichtsdestotrotz galt es, zwei ordentliche Spiele für den Sonntag rauszusuchen. Nachdem Kollege „tp“ aufgrund des HSV-Aufstiegs noch in Sauer lag, fuhr ich alleine zunächst nach Heist. Dort standen sich „Gut Heil“ und Moorrege in der Kreisliga 1 gegenüber. Luftlinie weniger als ein Kilometer, ein echtes Derby also. Bei bestem Wetter trommelten ein paar Kinder-Ultras munter vor sich hin. Allerdings hatte offenbar ein garstiger Nachbar die Polizei gerufen, die tatsächlich in der Halbzeitpause auf die Anlage wackelte und kurz „Dududu“ machte.
Von Heist fuhr ich weiter nach Brande-Hörnerkirchen. Dort ist mit dem SV Hörnerkirchen der nördlichste Verein im HFV beheimatet. Während es andernorts noch um Auf- oder Abstieg ging, stand der letzte Spieltag bei „Höki“ unter ganz anderen Vorzeichen. Trainer Jürgen Kohnagel hörte nach über 10 Jahren auf und die Fans hatten zum Abschied ein großes Transparent vorbereitet.
Aus „ich springe für ein paar Spiele ein“ wurde letztendlich mehr als eine Dekade. Richtig stark. Sportlich bewegte man sich in dieser Zeit meist in der Kreisliga, was aber für den Verein absolut in Ordnung geht. Dank einer starken A-Jugend stieg der SVH letzten Sommer überraschend in die Bezirksliga auf, geht aber direkt wieder runter. Der Abstieg stand schon vor dem Spiel fest, aber das war heute Nebensache.
Drumherum hatte der Verein eine Hüpfburg für die Kids aufgebaut und das Catering mit Wurst, Nackensteak im Brötchen und Loaded Fries war 1A. Von den Freunden des VfR Horst lieh man sich das Schwimmbecken und auch die alte Fahne vom Vorgängerverein SC Grün-Weiß Bokel wurde rausgeholt.
Auf dem Platz war in der ersten Halbzeit wenig los. Erst im zweiten Durchgang wurden beide Teams aktiver und das 2:2 ging als gerechte Punkteteilung in Ordnung. Nach dem Spiel bildete die Mannschaft mit Bengalos ein Spalier und am Mikro gab es noch einige emotionale Worte. Mit dem Satz „und jetzt gibt es Freibier, Abfahrt!“ war die Party eröffnet und auch die Gäste aus Lokstedt blieben noch eine Weile zum Feiern. Eben die pure Menschlichkeit in Hörnerkirchen! (hr)
01.05.2025 Reservepokal Halle HWG-Stadion am Zoo Zuschauer: 142
HALLE – Der Tag der Arbeit in Deutschland ist jedes Jahr wieder ein großer Luxus für Amateurfußball. Die Ansetzungen in diesem Jahr ergaben für den Tag einen möglichen Dreier mit Finalspielen in Amateurpokalen. Die Anreise erstreckte sich über zwei Tage. Am Vortag habe ich mich gegen Nachmittag bei der Arbeit ausgestempelt und begab mich schnellstmöglich zum Bahnhof. Der Weg führte über Bremen, da am Mittwochabend das Halbfinale des Landespokals zwischen der SG Aumund-Vegesack gegen den Bremer SV stattfand. Das Stadion Vegesack ist den Besuch definitiv wert. Allerdings sei Vorsicht sei geboten, denn die “Nebenplatzfalle” schnappt im Alltag gerne mal zu. Für faire 5 Euro bekam man hier die Eintrittskarte und dazu sah man einen harten Kampf des Gastgebers aus der Bremen-Liga. Der Regionalligist schoss erst in der 87. Minute das entscheidende und einzige Tor des Tages. Nach dem Kick ging es mit einem anderen Hopper weiter zur Übernachtungsmöglichkeit in Niedersachsen. Danke dafür an beide.
Am nächsten Morgen ging es vor allem ausnahmsweise mal ausgeschlafen in Richtung Halle. Der vierte Kollege wurde noch am Bahnhof abgeholt. Somit ging es mit einer vollen Besetzung Richtung Sachsen-Anhalt. Das Stadion am Zoo wird sonst vom VfL Halle 1896 genutzt und dient als Spielstätte für die Hallenser Finalspiele. Am Feiertag wurde das Finale des Reserve- sowie Stadtpokals ausgetragen. An der Tageskasse zahlte man 8 Euro für den Doppler. Leider gab es nicht die Möglichkeit, nur für ein Spiel zu zahlen.
Der erste Blick nach dem Einlass fiel auf den Verpflegungsstand. Die pure Menschlichkeit wurde hier heute serviert. Ein rauchender Holzkohlegrill mit Buletten, Steaks und Wurst. Dazu ein üppiges Kuchenbuffet sowie kaltes frisch gezapftes Bier. Was wünscht man sich mehr am Tag der Arbeit? Die Liebe zum Amateurfußball wurde hier definitiv belohnt.
Das Team von Turbine Halle spielt aktuell in der Stadtoberliga und wurde von zahlreichen Fans unterstützt. Besonders auffällig war der Doppelhalter der Fans: “Meister 1952 Turbine”. Es bezieht sich auf die Meisterschaft 1951/52 in der damaligen DDR-Oberliga. In diesem Jahr fand unter anderem ein Spiel gegen den Hamburger SV im ehemaligen Kurt-Wabbel-Stadion statt. Vor einer Rekordkulisse von 42.000 Zuschauern bis heute wohl eines der größten Spiele jemals im mittlerweile leider abgerissenen Stadion. Der Neubau an gleicher Stelle (allerdings ohne Laufbahn) wurde am 20.11.2011 eröffnet und ebenfalls waren die Rothosen zu Gast. Im Jahr 1954 wurde der Verein Turbine Halle dem heutigen “Hallescher FC” angeschlossen.
Die Spieler der ESG Halle kicken in der Kreisliga. Den Klassenunterschied konnte man während des Spiels gut beobachten. Bereits in der fünften Minute traf Turbine zum 1:0. Zur Halbzeit ging es mit diesem Spielstand in die Kabinen. Nach der Pause traf Philipp Büchner per sehenswertem Freistoß zum 2:0 und sorgte für eine Art Vorentscheidung. Zum Ende der Partie füllte sich das Stadion, denn der nächste Kick zwischen der SG Einheit Halle und dem Reideburger SV stand an. Den sahen immerhin 560 Zuschauer.
Nach dem ersten Finale des Tages wartete in Weimar das Nächste auf uns. Das Endspiel zwischen der SV Fortuna Großschwabhausen gegen die SV Germania Ilmenau sollte im Wimaria-Stadion ausgetragen werden. Die Stadt Weimar wird oft als sehr sehenswert beschrieben und hier muss ich definitiv irgendwann mal mehr Zeit einplanen. Angekommen am Stadion fiel uns allerdings erst einmal auf, dass dank des vorherigen Frauenspiels der Anstoß um 15:00 Uhr nicht ganz eingehalten werden konnte. Angepfiffen wurde am Ende ungefähr eine halbe Stunde später, sowas muss man natürlich einplanen. In der 88. Minute fiel der Siegtreffer für die Jungs aus Ilmenau. Dennoch wackelte somit unser restlicher Plan des Tages.
Ohne Plan war man allerdings nie. Schnelles Handeln war gefragt und wir riefen den Vereinspräsidenten einer der Klubs vom nächsten Kreispokalfinale an und fragten nach der genauen Anstoßzeit. Auch hier gab es noch ein Spiel vorher. Danke noch einmal für den genauen Liveticker nach Vellmar. Somit konnten wir den Weg nach Abpfiff in Weimar auf uns nehmen. Der Fahrer hatte heute einen guten Tag erwischt und brachte uns schnell und sicher in das “Nordhessenstadion”. Das dritte Finale des Tages fand zwischen dem OSC Vellmar und dem KSV Baunatal statt. Mit 0:4 siegten hier die Gäste. Das dritte schöne Stadion des Tages war ein perfekter Abschluss.
Die letzte Station des Tages war der Bahnhof in Langenhagen und der “Sozialschlauch” brachte uns pünktlich zurück nach Schwechheim. Der Brückentag musste diesmal unfreiwillig auf der Arbeit verbracht werden. Dennoch war die Autobesatzung völlig zufrieden mit dem Tag: der Aufwand war gering und drei weitere schöne Grounds in Deutschland wurden gekreuzt. (tp)
HAMBURG – Der HSV ist wieder da! Einen Spielbericht zu diesem 33. Spieltag könnte man sich beinahe sparen, dieser furiose HSV-Sieg ist sicher an niemandem spurlos vorbeigegangen. Nach 7 passiven Minuten und dem folgerichtigen Tor für Ulm, sollte sich der Spieß schnell umdrehen. Die „Spatzen“ reisten ja auch nicht grundlos als Tabellensiebzehnter in die Hansestadt. Knackpunkt jedoch erst der gehaltene Elfmeter nach rund 35 Minuten. Ein Aufschrei ging durch das Rund – und das ist noch fast untertrieben. Mit den beiden Toren kurz vor der Pause war der Aufstieg praktisch eingetütet.
Aber fangen wir von vorne an. Bereits 2023 hätte die Redaktion gerne von einem Aufstieg aus dem Volksparkstadion berichtet. Im Vorfeld eine Karte für das Spiel gegen die SpVgg Fürth zu organisieren, war vor 2 Jahren kein Problem. Dann stand bereits vor dem letzten Spiel fest, der HSV läuft auf dem Relegationsplatz ein. Die Stimmung damals? Na, lassen wir das. Diesmal war sowohl die Euphorie als auch die Karten-Nachfrage wesentlich größer. Als klar war wer auf HSV-Seite alles noch nach Tickets für das Spiel sucht, wurden die Ambitionen auf Heimwege an Karten für diesen 33. Spieltag zu kommen rasch verworfen. Auch wenn diese Zeilen freundschaftlich-grün-weiß gegenüber dem HSV gefärbt sind – bei der Ticketvergabe für so ein Spiel sollten soweit nur Schwarz-Weiß-Blaue an der virtuellen Kassenschlange stehen.
Da in diesem Land unverständlicherweise bei der Berichterstattung über solche Ereignisse Medien mit vier Buchstaben im Titel bevorzugt werden, gab es nur eine Möglichkeit regulär das Volksparkstadion zu betreten. Und die hieß: Ulm. Eine zaghafte Anfrage wurde über die sozialen Medien in die weite Welt des Internets verschickt und tatsächlich meldete sich ein Ulmer. Alles nicht so, naja, vertrauenswürdig. Aber selbst bei einem möglichen Scam kann man schon mal 39€ riskieren, wenn so ein Spiel ins Haus steht.
Und nach dem Spiel in Darmstadt war klar: Es steht so ein Spiel ins Haus! Da weiter jeder eingefleischte HSVer auch Tickets für seine Oma und seinen Opa suchte, schien der Weg über Ulm und um Ulm herum der beste gewesen zu sein. Und schließlich blätterte man das Kalenderblatt auf Samstag um. In der S-Bahn zwei Stunden vor dem Anpfiff erstaunlich wenig Menschen und auch der Weg in Eidelstedt an den Ballerbuden vorbei, glich fast einer Flaniermeile. Ganz klar, der Mob war schon lange im Stadion. Und als der Scanner am Gästeblock grün blinkte, wusste man: Das kann nur gut werden!
Aber Pustekuchen. Nach einer Choreo auf der Nordtribüne und überbordender Stimmung bereits weit vor dem Anpfiff, kommen die Ulmer ihrem Selbsterhaltungstrieb nach und schießen in einer kurzen Drangphase das frühe 0:1. Für Ulm zählt nur ein Sieg für den Klassenerhalt. Was für eine Konstellation! Zu dem Zeitpunkt war man schon längst aus dem Gästeblock ausgebüchst. Im Oberrang gibt es keine Zäune und die Ordnerkette war mit „porös“ noch schmeichelhaft umschrieben. Obwohl sich der HSV stabilisiert und postwendend zum Ausgleich trifft, bleiben auch die Gäste im Spiel und als nach 35 Minuten ein Pfiff zu einem Elfmeter für die Ulmer führt, stockt jedem im Stadion der Atem. Der anschließende Jubel im weiten Rund wird am Ende des Tages von allen Jubelarien am intensivsten im Gedächtnis bleiben. Der Elfer wurde bekanntlich gehalten und zur Pause steht es bereits 3:1.
Spätestens mit einem ganz bitteren Eigentor von Philipp Strompf ist der Ausgang der Partie besiegelt. Das große Ulmer Engagment war umsonst, der Unterschied zwischen den beiden Teams definitiv in vorderster Front auszumachen. Während Ulm den Elfmeter vergeigte, nutzte der HSV all seine Chancen. Zunächst aus der Spannung heraus und im zweiten Abschnitt den Triumph vor Augen, vibriert das Stadion 90 Minuten lang. Trotz Roland Kaiser nebenan in der „Color-Line-Arena“ und dem allseits beliebten Hafengeburtstag in der Stadt – das Herz der Millionenstadt schlägt im Volksparkstadion. Und es schlägt hoch: Über die Mitmachquote an diesem Abend müssen wir nicht sprechen, erwähnenswert aber auch eine „Stehquote“, die ebenfalls an die 100% herankommt und Grundlage eines jeden unvergesslichen Fußballspiels ist.
Mit dem Abpfiff weiß man dann zunächst gar nicht wie einem geschieht. Zu schnell geht alles und ein Platzsturm von ganz besonderer Güte erfasst die Arena. Dass später bis zu 20 Schwerverletzte beklagt werden, ist ein bisschen zu ahnen. Aber was willste machen, wenn 7 verfickt-lange Jahre in der Zweiten Liga für so einen großen Verein enden? Bevor es zu den weiteren Feierlichkeiten geht, möchte man auch die Ulmer nicht vergessen. Daher gibt es um Minute 80 herum eine Durchsage vom Stadionsprecher, der den „Spatzen“ Respekt und Anerkennung ausspricht, was zur Folge hat, dass das ganze Stadion applaudiert. Das haben sich die tapferen Gäste verdient. Einer von vielen Gänsehautmomenten an diesem Abend.
Wer sich über die doch relativ hohen Werbebanden auf den Rasen begibt, wird die Szenen, die sich dort abspielen, so schnell nicht vergessen. Sogar das Tor wird auseinandergebaut und als Aufstiegssouvenir mitgenommen. Es herrscht eine Art positive Anarchie vor Ort, weshalb sich der Freund und Helfer auch schnell aus dem Geschehen zurückzieht. Ein Abend voller Höhepunkte, der nicht zu Ende gehen will. Selbst als man das Stadion verlässt und den Weg über die VIP-Logen anpeilt, stehen die Türen offen und schließlich findet man sich in einem Spalier wieder, durch den die Aufstiegsspieler laufen. Von dort ist es nicht mehr weit zu Tim Mälzers Kreationen für die Erstliga-Menschen in unserer Gesellschaft.
Der Abend wurde wirklich immer besser, nicht nur der HSV legte einen sagenhaften Aufstieg auf’s Parkett, die persönliche Bilanz fiel mit dem Durchmarsch aus dem Gästeblock in die VIP-Zone ebenfalls mehr als satt und zufrieden aus. (mm)
Moin und herzlich willkommen zur der 46. Ausgabe unserer BILDERBUCHBUDE DER WOCHE! Gestern berichteten wir aus der Kreisklasse in Kiel, nun fahren wir eine gute halbe Stunde weiter Richtung Westen und springen in die Nachbar-Kreisklasse. Hier tritt der ehrenwerte Rendsburger TSV nach dem Abstieg im Sommer nur noch in der 9. Liga gegen den Ball. Das aber in einem kleinen Stadion, das 99 Jahre auf dem Buckel hat und über eine erstklassige Tribüne verfügt. Die Holztribüne wurde errichtet, da war Paul von Hindenburg Präsident der Weimarer Republik. Und wenn man die knarzigen Holzbohlen betritt, kommt man schnell zu dem Schluss: So viel hat sich an dem guten Stück seit den 1920er-Jahren nicht verändert. Das ist aber noch nicht alles: Hinter der Tribüne schnauft die Eisenbahn auf einer wunderbaren Brückenkonstruktion aus der Kaiserzeit um den Ground entlang. Das Nobiskrug-Stadion ist ein Paradies für Groundhopper, Trainspotter und Historiker. Irgendwas trifft doch sicherlich auch auf euch zu, oder?
31.03.2024 Nobiskrug-Stadion, Rendsburg Rendsburger TSV – Kieler MTV (1:1)
16.04.2025 Kreisklasse A Ost-2 Sportplatz Rüsterstraße Zuschauer: ca. 65
KIEL – Ein oder zwei kalte Winter-Wochenenden haben im Februar für einige Spielausfälle in Norddeutschland gesorgt, so dass es nun zum Ende des Frühjahrs Nachholspiele noch und nöcher gibt.
An diesem Dienstag war Kiel dran. Im Stadtteil Elmschenhagen hält die Regionalbahn und die wenigen Fotos von diesem kleinen, unscheinbaren Platz ließen auf einen urigen Ground schließen, wie es sie in der Landeshauptstadt noch oft gibt. Ein Blick in die Europlan-Datenbank offenbart gar, dass in der ganzen Stadt gerade mal 3 (!) Kunstrasenplätze existieren. Im NLZ bei Holstein Kiel in Projensdorf, der Hans-Mohr-Platz in Gaarden und seit einigen Jahren (leider) bei Kilia Kiel am Hasseldieksdammer Weg. Wem es die zwar unspektakulären, aber uralten Plätze angetan haben, dem empfehlen wir den Bildband „Kieler Winkel“, in dem fast alle dieser Plätze mit schönen Fotos portraitiert sind.
Ein Prototyp dieser Sportplätze aus dem Buch, findet man in der Rüsterstraße in Elmschenhagen. Viel Backstein, Holsten Export und ein bisschen Fördeschnack erwartet den Besucher hier in der Kreisklasse A. Natürlich darf auch die Vereinslegende „Totzer“ in der Aufzählung nicht fehlen. Der „Edelfan“ und Musiker Klaus Totz begleitet Holstein Kiel in der ersten Bundesliga-Saison jeden Spieltag mit einem eigens dafür komponierten Song. So ein bisschen wie „Blumentopf“ mit den „Raportagen“ während der WM 2014. Aber natürlich viel cooler. Zum 30. Spieltag wurde „Totzer“ vom NDR begleitet und seine musikalischen Darbietungen im „Schleswig-Holstein-Magazin“ dokumentiert. Eben jenes TV-Format flackert in der Halbzeit des Spiels über die Mattscheibe im Vereinsheim, während sich die Elmschenhagener Prominenz am Holztresen versammelt und ihre Vereinslegende abfeiert. Solche herzerwärmenden Szenen gibt es nur im Amateurfußball!
Da gerät das Kreisklasse-Spiel fast auf’s Abstellgleis. Bei bestem Frühlingswetter geht es für die Gastgeber nicht mehr um besonders viel. Theoretisch bräuchte man noch Punkte gegen den Abstieg, aber das wird sich schon ausgehen. Bei den Gästen aus Stein, ein kleiner Ort in der Probstei, sieht es schon bedrohlicher aus. 10 Punkte aus 15 Spielen sprechen eine eindeutige Sprache. Der Rückstand zum Nicht-Abstiegsplatz beträgt 5 Punkte. Jeder Zähler ist wichtig. In der 1. Halbzeit ist aber nur das Drumherum ein Highlight – wie eingangs erwähnt: Norddeutscher Schnack trifft auf Vorkriegs-Relikte. Zwar werden hier und da ein paar Chancen vergeben. Aber wenn es in der Kreisklasse torlos in die Pause geht, ist meistens etwas schiefgelaufen. Die spieltagsbezogene Kritik vom „Totzer“ auf dem Sportplatz ist allgegenwärtig, mit seiner Reibeisenstimme kommentiert er lautstark jede vergebene Chance.
Nach der Pause bekommt man für die 2€ Eintritt dann endlich etwas Action und 4 Tore innerhalb von 10 Minuten. Die Gäste drehen einen 2:0-Rückstand ziemlich fix in ein 2:2-Remis und am Ende sind alle zufrieden. Der „Totzer“ hat geil abgeliefert und erntet nach dem Abpfiff noch einige Schulterklopfer. Die Bratwurst hat auch geschmeckt. Und als Verlierer geht hier heute niemand vom Platz. (mm)
HERNE – Auf den Tag genau vor 50 Jahren standen sich am selben Ort wie heute die Mannschaften aus Herne zum ersten Mal in einem Stadtduell gegenüber. Während damals Massen in das Stadion kamen, beschränkte sich die Zuschauerzahl heute auf 302 zahlende Fans.
Die Zeiten haben sich geändert. Damals kämpften die Teams um den Aufstieg in die zweithöchste deutsche Spielklasse. Heute müssen beide Teams um den Abstieg aus der Westfalenliga bangen. Vor dem Spieltag stand der DSC Wanne-Eickel mit 22 Punkten auf Platz 13 der Tabelle – einen Platz vor den Abstiegsrängen. Herne dagegen stand mit 27 Punkten auf Platz 11. Beste Anzeichen also für ein spannendes Derby mitten im Abstiegskampf.
Somit sollte es mit viel Vorfreude in den Pott gehen. Aufgrund des Bahnchaos von der Tour am Vortag, machte ich mich drei Stunden nach Ankunft am Schwechheimer Bahnhof erneut auf den Weg.
Nach der Ankunft wurde noch schnell ein 11:00 Uhr Kick in Bochum mitgenommen und schon stand ich vor den Toren der Mondpalast-Arena. Der Name des Stadions stammt vom Mondpalast Theater. Eine gelungene Vorstellung mit Standing Ovation sollte es heute allerdings von keinen der beiden Teams geben. Immerhin waren aber ein paar Westfalia Fans mit in die Nachbarschaft gekommen. Gelegentlich wurde “WEST – WEST – WESTFALIA“ oder ein langgezogenes “HEEEERNE” gerufen und ein paar kleine Fahnen der älteren Fraktion geschwenkt.
Pünktlich zum Halbzeit-Tee war es dann aber der Regen, der auf das Dach der schönen Tribüne klatschte und auch ein Gewitter zeigte sich kurz. Da dieses aber noch vor dem Wiederanpfiff aufhörte, hatte das Wetter keinen Einfluss auf das Spiel.
Die zweite Halbzeit war geprägt von zahlreichen Chancen der Gäste. Den Ball im Netz unterbringen konnten allerdings nur noch der Gastgeber. Luca Robert war es, der in der Nachspielzeit den 2-2 Ausgleich erzielte. Der Endstand war, wie es der Zufall wollte: Genau der gleiche Endstand wie beim Spiel vor 50 Jahren. Manche Sachen ändern sich einfach nie (fj)
PLAUEN – Am Samstagmorgen ging es ganz entspannt tief in den Osten. Im Vogtland begrüßte uns die Sonne bei herrlichen 21 Grad. Die Jacken blieben im Auto und wir genossen bei Bockwurst und Bier noch das Regionalligaspiel der U19 im „Käfig”. Danach liefen wir ratzfatz rüber zum Objekt der Begierde.
An der Tageskasse wechselten 17 Euro den Besitzer und nicht wie sonst 15 Euro, da dieses Spiel als Sicherheitsspiel deklariert wurde. Finde ich ein bisschen komisch, weil sich beide Vereine eigentlich mögen. Es gibt zwar keine Fanfreundschaft, aber Sympathien sind vorhanden. Mehrere Fans aus beiden Lagern sind vor dem Spiel noch gemeinsam in der Kneipe gewesen oder haben den Grill angeschmissen.
Da für jeden Block der gleiche Preis ausgerufen wurde, setzten wir uns auf die Haupttribüne und wurden vom Stadionsprecher über den Aktionsspieltag “Verbandsstrafen abschaffen” unterrichtet. Dies ist tatsächlich keine Aktion der Ultras, sondern ein gemeinsames Handeln der Vereine und Fanszenen von der Regionalliga bis zur Bundesliga. Die Strafen für z. B. Pyrotechnik werden immer utopischer und die Vereine geraten dadurch in finanzielle Schwierigkeiten. Was mit klammen Klubs passiert, sieht man in der Schwesterliga im Westen.
Zum Anpfiff konnten wir dann die passenden Banner in den Kurven bestaunen. Auf dem Feld selbst passierte in der ersten Halbzeit nicht wirklich viel. Man konnte sich auf das leckere Bier oder die Hirtenrolle konzentrieren. In der zweiten Hälfte gingen beide Teams dann in die Offensive und konnten jeweils ein Tor erzielen. Für mich hatte der Außenseiter aus Plauen auch die etwas besseren Chancen, aber mit drei Punkten für den Klassenerhalt wurde es nichts. Nun müssen in den letzten Spielen dringend viele Punkte her, damit der VFC nächstes Jahr weiterhin in der Regionalliga zockt.
Für drei Viertel der Reisegruppe bedeutet der Besuch zusätzlich noch die Komplettierung der Regionalliga Nordost. Besser als bei T-Shirt Wetter und zahlreichen Gästefans kann man es schon fast gar nicht mehr machen. Im Moment des „Kreuz setzen“ im virtuellen Informer blickten wir auf das wunderschöne Stadion, welches zwei überdachte Tribünen auf der einen Seite sowie eine unüberdachte Sitzplatztribüne und zwei Kurven aufweist. Plauen wusste zu überzeugen.
Drei von uns setzten ihre Reise ins gelobte Nachbarland fort, während sich der vierte Redakteur aus Schwechheim mit der deutschen Bahn rumquälen musste und die volle Breitseite an Verspätungen und Ausfällen abbekam. Wer aus dem Westen nach Plauen möchte, der sollte dann doch lieber mit dem Auto reisen. Das spart definitiv ein paar Stresspusteln. (mb)
Ciao aus Markkleeberg! Was hat der Leipziger Vorort Markkleeberg mit Italien zu tun? Die Antwort findet ihr nicht nur in der 43. BILDERBUCHBUDE DER WOCHE, sondern auch im Sportpark Camillo Ugi. Der Sohn italienischer Eltern Camillo Ugi gewann 1906 mit dem VfB Leipzig die Deutsche Meisterschaft und lebte bis zu seinem Tod in Markkleeberg. 36 Jahre nach seinem Tod wurde der Sportpark Markkleeberg umbenannt, um die verdienste des ehemaligen Rekordnationalspielers zu würdigen. Dazu erwartet euch ein schöner Ground, Hardtickets nette Leute und ein gutes Catering. Es gibt zwar keine Pasta, dafür selbstgemachte Buletten von der Frau des Verkäufers.
– 15.03.2025 Sportpark Camillo Ugi Kickers 94 Markkleeberg – Radebeuler BC 08 2-1
Daach aus Chemnitz! Um die 42. BILDERBUCHBUDE DER WOCHE mit eigenen Augen zu erleden, muss man in die Karl-Marx-Stadt reisen und ich sag euch es lohnt sich! Am Stadtrand befindet sich das Stadion im Sportforum Chemnitz und bietet den Besucher eine Reise in die Vergangenheit. Trotz des neuen Marathonturms kann man hier noch etliche Relikte aus der ehemaligen DDR begutachten. Ein Gaumenschmaus nicht nur für die Augen, denn auch der Magen wird heutzutage bei U19 vom Chemnitzer FC in der Nachwuchsliga gestillt. Sehr nette Damen zaubern leckeres Gedeck und Kaltgetränke für die Gäste. Kommt vorbei und genießt diese Zeitreise in die ehemalige DDR.
– 15.03.2025 Stadion im Sportforum Chemnitz Chemnitzer FC U19 – FC Schalke 04 U19 – 0:2
OBERHAUSEN – Eigentlich sollte es heute ins Ischelandstadion gehen. Aufgrund der Insolvenz von Türkspor Dortmund musste aber eine Alternative her. Ganz besonders interessant waren dabei die Spiele im Landespokal. In Halle oder auch in Chemnitz gab es u.a. interessante Spiele. Allerdings erschien es mir am sinnvollsten, die bereits gebuchten ICE-Tickets für einen Revisit im Niederrheinstadion Oberhausen zu nutzen. Finalisiert wurde diese Entscheidung, als am Abend vor dem Spiel noch einmal Karten für das Spiel gegen RWE in einer Groundhopping-Gruppe angeboten wurden.
Somit machte ich mich pünktlich aus Schwechheim auf den Weg Richtung NRW. Leider folgte eine 20-minütige Verspätung des Schnellzuges. Laut DB-Navigator war der Anschluss zwischenzeitlich nicht erreichbar. Zum Glück baute sich die Verspätung aber auch vom Anschlusszug auf, so dass der Zug nach Hamm erreicht werden konnte. Wie dem auch sei, hatte sich auch die zweite Bahn weiter verspätet, sodass der Umstieg in Hamm von 15min auf 1 Minute schrumpfte. Dieses Mal stand der Zug aber direkt gegenüber und war ebenso verspätet.
Nach all dem Chaos kam ich schließlich pünktlich am Niederrheinstadion an. Für mich war es der zweite Besuch in diesem Stadion, das für mich nach wie vor zu einem Must-Have in NRW gehört. Besonders die Flutlichtmasten und die alte Anzeigetafel sind Indikatoren für ein richtig gutes Fußballstadion. Seit 1926 trägt Oberhausen hier seine Heimspiele aus.
Doch als es beim Erstbesuch vor drei Jahren im Ligabetrieb ein fast schon freundschaftliches Aufeinandertreffen war, stand heute ein Derby auf dem Programm. Bereits letztes Jahr hatten sich die Rivalen im Landespokalfinale an der Hafenstraße getroffen. Dieses Mal fand das Duell bereits im Halbfinale und im Stadion von RWO statt. 14.000 Fußballbegeisterte wollten sich dieses Fest nicht entgehen lassen.
Ganz besondere Euphorie hatten die Oberhausen-Fans auf der Hintertortribüne. Zum Intro wurde eine Bergarbeiter-Choreo mit rot-weißen Fahnen präsentiert. Als Spruch galt das Motto: “OB UNTER TAGE ODER AUFM PLATZ – ES ZÄHLT DIE JAGD NACH DEM SCHATZ”. Die Botschaft war angekommen und der Underdog zeigte von Beginn an einen echten Pokalfight. Nach 25 Spielminuten traf der ehemalige Bundesliga-Star Moritz Stoppelkamp zum 1:0 für die Hausherren. Ein Klassenunterschied war über weitere Strecken nicht erkennbar und zur Halbzeit führte der RWO mit 1:0. Doch der Stadt-Nachbar wollte die Niederlage nicht hinnehmen und konnte innerhalb von zwei Minuten das Spiel drehen. Erst traf Brumme in der 61. Minute zum Ausgleich, ehe Mizuta in der 63. Minute den 1:2 Führungstreffer erzielte. Zwar war das Spiel bis zum Ende spannend. Verhindert werden konnte der Essener Finaleinzug allerdings nicht mehr.
Ich sammelte währenddessen noch ein paar Pfandbecher (2€ pro Becher), um mir den anschließenden Taxiteller in Duisburg zu finanzieren. Danach kreuzte ich mir in der rundum erneuerten Grunewald-Kampfbahn auch noch einen neuen Ground an und machte mich auf den Weg Richtung Schwechheim.
Doch Zuhause ankommen sollte ich zunächst nicht mehr, da bestimmte Personen es lustig fanden, die Türen der Bahn zu blockieren und der Anschlusszug in Dortmund schon lange abgefahren war. Statt nach Schwechheim kam ich nur noch nach Hannover. Ein Hotel war mir zu teuer, also fuhr ich erst nach Bremen und zurück, dann nach Celle und zurück. Immerhin etwas Schlaf, ehe der Fußball-Sonntag im Raum Hannover über die Bühne ging. (fj)
Hamburger SV Frauen – SV Werder Bremen Frauen – 1:3 n.V.
„REKORDSPIEL IN HAMBURG“
23.03.2025 Volksparkstadion DFB-Pokal der Frauen Zuschauer: 57.000
HAMBURG – Mitte Februar hat der DFB verkündet, dass sowohl Bremen als auch Hamburg als Standorte für die Frauen EM in Deutschland nicht in Frage kommen. Passend dazu sind beide Frauenteams ins Halbfinale des DFB Pokals gekommen und wie der Zufall es so wollte, zog die Losfee diese Begegnung. Schnell war klar, dass dieses Spiel im Volksparkstadion stattfinden muss. Meine Gattin wollte unbedingt dabei sein und kaufte direkt vier Karten Höhe Mittellinie für faire 25 Euro pro Karte. Der Schreiber dieses Berichts besaß zudem noch nie ein Ticket für die gepolsterten Sitze im Volksparkstadion. Die Eintrittskarten gingen im weiteren Verlauf weg wie warme Semmel und drei Wochen vor der Partie meldete das Volksparkstadion tatsächlich ausverkauft. 57.000 Zuschauer bei einem Frauenspiel in Deutschland gab es noch nie. Rekord!
Heute war es dann so weit. Der Zweitligist empfing die Bundesliga Truppe von der Weser. Ganz entspannt ging es mit der S5 Richtung Stellingen. Von Hass oder angefeindeter Derbystimmung ist nichts zu spüren. Das liegt auch daran, dass heute sehr viele Frauen und Kinder ins Stadion kommen. Eine Familienveranstaltung mit einer Prise Derby. Die Ultras der beiden Seiten ließen es sich auch nicht nehmen und waren anwesend. Die Heimseite präsentieren eine Choreographie aus Fahnen, der Gast provozierte den Heimbereich per Banner.
Auf’n Rasen war in der ersten Hälfte der Klassenunterschied kaum zu merken. Man merkte beide Teams aber die Nervosität an. So eine Kulisse hatte noch keine Frau aufn Rasen. Anfang der zweiten Hälfte flog eine Bremerin mit Gelb-Rot vom Platz und die Chance auf die Sensation rückte Näher. Als sich alle schon in der Verlängerung sahen wurde es dramatisch. In der 81. Minute unterlief der Torhüterin der Hamburger einen Katastrophalen Fehler, wodurch die Gäste in Führung gehen konnten. Der HSV konnte in der 89. Minute tatsächlich ausgleichen. Das Stadion stand Kopf! Verlängerung! Die Beine wurden besonders bei den HSV Frauen immer schwerer und in der 118. Minute ist es dann passiert. Tor für Werder, aus der Traum vom Finale in Köln für den Zweitligisten. Nun heißt es am 01.05.2025 Bayern vs Werder. Wie beim Herrenfußball ist die Favoritenrolle klar verteilt.
Unterm Strich gab es heute nur Gewinner! Die einen können stolz auf ihre Leistung sein, die anderen Fahren nach Köln. Wenn nach der Veranstaltung auch nur 1% der Zuschauer regelmäßig zu den Frauen der beiden Teams gehen, dann hat auch der Frauenfußball in Deutschland gewonnen. Das Ziel muss es sein die Zuschauerzahlen ohne Eventspiele zu erhöhen, sonst werden die Damen niemals an ihre „Equal Pay“ Forderung herankommen. (mb)
LEIPZIG – Bei der Terminierung für dieses Wochenende zeigte sich die DFL besonders kreativ und legte eine der weitesten Auswärtsfahrten der Saison auf Sonntag um 17.30 Uhr. Und dann noch Heidenheim…aber wie heißt es im Schwechheimer Land in solchen Momenten: „nützt ja nichts.“ Mit norddeutschem Pragmatismus ging es an die Tourplanung, um das Ganze aufzupeppen. Schnell fand sich mit dem Flutlichtspiel in Leipzig ein guter Auftakt plus drei Spiele am Samstag im tschechisch-bayerischen Grenzgebiet. Top!
Am Freitagmorgen wachte ich zwar nicht wie in einem bekannten Fangesang der Chemiker mit Kopfweh auf, dafür aber mit einer fetten Erkältung. Da half nur das bekannte Rezept von Redakteurskollege hd in Form einer Dose Bihunsuppe, die mit Chili ordentlich nachgewürzt wird. „So scharf, dass du es kaum essen kannst. Das zieht dir alles raus!“ Danach ging es mir schon besser und es konnte losgehen. Schnell noch Kollege nh eingesammelt und ab auf die Bahn. Ohne Probleme erreichten wir pünktlich Leipzig und es blieb noch Zeit für einen Schmierdöner, bevor es in den altehrwürdigen Alfred-Kunze-Sportpark ging.
Dort angekommen wichen wir galant der Hopperkasse aus und nahmen auf den Holzbänken der Tribüne Platz. Das gesamte Stadion atmet Geschichte und das ist in diesem Fall nicht einfach daher gesagt. Ich könnte viel zur Historie schreiben, aber ehrlicherweise wären das zusammengeklaubte Textbausteine. Für mich war allein schon die unaufgeregte Präsentation ohne dröhnende Chartmucke und Sponsorenansagen eine wohltuende Alternative zum Einerlei in vielen Stadien.
In der Zwischenzeit wurde sich auf dem Norddamm unter den Fahnen fleißig umgezogen und damit war klar, dass es ein geiler Abend werden würde. Kurz nach Anpfiff gingen die ersten grünen Lichter in Leutzsch an. Nachdem sich der Nebel verzogen hatte, sorgten die Diablos für ordentlich Betrieb im ausverkauften AKS. Die Kreativität beim Liedgut ist außergewöhnlich und teilweise zogen auch die anderen Fans gut mit. Auch in der zweiten Halbzeit wurden immer wieder Fackeln angerissen. Dazu gab es ein Spruchband in Solidarität mit den französischen Ultragruppen, denen ein Verbot droht.
Auf der Gegenseite verzichteten die Erfordia Ultras auf Pyrotechnik, aber der Gästeblock blieb 90 Minuten in Bewegung und hielt im Rahmen der Möglichkeiten dagegen. Spätestens nach dem zweiten Treffer und dem Platzverweis gegen Kaymaz gelang das natürlich besser und mit dem 0:3 durch Wolf war der Deckel drauf. Unterm Strich ein runder Fußballabend und gerne komme ich für ein Spiel unter Flutlicht noch einmal nach Leutzsch! (hr)
16.03.2025 Max Morlock Stadion 2.Bundesliga Zuschauer: 47.300
NÜRNBERG – Nach einem Wochenende in Tschechien holte mich der Wecker bereits um 04:00 Uhr morgens aus dem Bett. Die erste Herausforderung war bereits das Verlassen vom Hotelgrundstück, da die Hotelpforte um diese Zeit noch geschlossen war und keiner der drei Schlüssel dazu in der Lage war, das Tor zu öffnen. Dass die Check-out-Zeit ab 06:00 Uhr morgens angegeben war, wurde freundlich ignoriert und so musste ich mein Talent fürs Klettern unter Beweis stellen. Nachdem der Schlüssel im Briefkasten abgegeben wurde, machte ich mich auf die Socken zum Flixbus. Dieser beförderte mich zunächst nach Prag, wo die letzten Kronen in Kofola investiert wurden. Anschließend sollte es mit dem nächsten Bus nach Nürnberg gehen. Doch auf dem Weg wartete an der Grenze zwischen Tschechien und Deutschland die Bundespolizei. Ganz besonders intelligent waren dabei zwei junge Männer, die zum Feiern in Prag waren und dabei Drogen im Gepäck hatten. Dank dieser wunderbaren Idee musste der Bus über 30 Minuten warten, was mich im Bezug zu der frühen Anstoßzeit um 13:30 Uhr etwas nervös werden ließ.
Letztendlich war der Bus um 12:00 Uhr am Nürnberger HBF und mit einem Scooter konnte das Max-Morlock-Stadion eine Stunde vor Anpfiff erreicht werden. Beim heutigen Aufeinandertreffen handelte es sich um nichts Geringeres als die 274. Ausgabe des Frankenderbys. Und nachdem der „Club“ das Hinspiel mit 0:4 für sich entscheiden konnte, war das Kleeblatt motiviert, sich zu revanchieren. Dafür reisten über 4.000 Fürther in das benachbarte Nürnberg und zeigten als DERBYSIEG-Choreo ein gegen den 1.FCN gewonnenes Tauziehen mit dem Spruch: “MIT VEREINTEN KRÄFTEN DIE DREI PUNKTE AUF UNSERE SEITE ZIEHEN”
Auch die Nürnberger waren heiß auf dieses Derby. Bereits beim Abschlusstraining kamen zahlreiche Clubberer, um sich auf das Spiel einzustimmen. Dazu wurde auch die ein oder andere Fackel angerissen. Leider schien dann aber der Pyrovorrat aufgebraucht gewesen zu sein, da beim heutigen Aufeinandertreffen nicht eine Fackel gezündet wurde. Entschädigt wurde man allerdings mit einer Weltklasse-Choreo, die es auf der gesamten Nordkurve zu sehen gab. Dabei trugen die Fans rote und weiße Ponchos über die gesamte erste Halbzeit. Während im Oberrang der Schriftzug: “DIE LEGENDE” zu lesen war, konnte man im Unterrang folgendes auf einem Spruchband lesen: “DEIN NAME GEREIFT, DURCH RUHMREICHE ZEIT – DEINE GESCHICHTE WÄHRT FÜR DIE EWIGKEIT.” Außerdem waren links und rechts außen die Nürnberger Wappen zu sehen. Vor dem Spiel bekam ein Mitglied der Ultras Nürnberg das Stadion-Mikrofon und gab die Choreo-Anweisungen. In Begleitung von Trommelschlägen wurden die Buchstaben FCN gerufen. Abwechselnd sollten Choreo-Elemente hoch und runter gehalten werden. Wurden die Elemente hochgehalten war: “FÜR IMMER” zu lesen. Wurden sie wieder heruntergenommen war: “DIE LEGENDE” zu lesen. Auch der Unterrang veränderte sich von weiß zu rot.
Legendenstatus haben dürfte nun auch der Spieler Justvan, der in diesem Derby zwei Tore erzielen konnte. Sein erstes gelang ihm bereits nach vier Minuten, das zweite schoss er in der 39. Minute. Entschieden wurde das Derby noch vor dem Seitenwechsel. In der Nachspielzeit war es Tzimas der das 3:0 erzielte. Das Halbzeitergebnis war zugleich der Endstand.
Wärend die Fans in der Nordkurve mit einem Spruchband: “DIE NUMMER 1 IN FRANKEN” den Derbysieg feierten, waren die Kleeblatt-Fans bedient und schickten die Mannschaft wieder weg, als sie sich bei den Fans bedankten. Für die Fürther Fans war es nun die zweite Derbypleite nacheinander. Mal sehen an wen das 275.Frankenderby gehen wird. (fj)
Berliner Füchse Reinickendorf – SSC Teutonia 99 – 0:0
“KÄFIG-KICK BEI DEN FÜCHSEN”
07.03.2025 Sportplatz Kienhorststraße Berlin-Liga Zuschauer: ca. 98
BERLIN – Mit dem Deutschlandticket ging es aus Schwechheim in die Hauptstadt und pünktlich wurde der Berliner Ostbahnhof erreicht. Hier wartete bereits ein leckerer Gemüse-Kebab auf mich. Anschließend nahm ich einen E-Roller und fuhr weiter zum Stasimuseum, welches direkt am Hans-Zoschke-Stadion liegt. Dort sollte am Abend in der Regionalliga gekickt werden. Allerdings habe ich diesen Ground bereits gekreuzt und deshalb besuchte ich das Museum. Hier findet man Timelines, Audioaufnahmen und Utensilien der Staatssicherheit. Wer Interesse an der Geschichte der ehemaligen DDR hat, ist hier richtig.
Anschließend wurde es Zeit für Fußball. Die öffentlichen Verkehrsmittel brachten mich zuverlässig in den Nordwesten Berlins und ich kam 20 Minuten vor Anstoß am Ground an. Für 7 Euro bekam ich ein Hardticket und das Vereinsmagazin “Füchse-Echo” in die Hand gedrückt.
Kulinarisch bot der Verein Bratwurst zum Preis von 3 Euro und den Füchse-Burger für 6 Euro an. Auch das Vereinsheim konnte überzeugen. Im Flur zu den Kabinen hängen Porträts von Spielern, die in der Vergangenheit bei den Füchsen gespielt haben. Einer der bekanntesten Spieler dürfte Weltmeister Thomas Häßler sein. Ashkan Dejagah holte in seiner späteren Profikarriere einen deutschen Meistertitel mit Wolfsburg.
Die Generation von heute ging als Tabellendritter gegen den SSC Teutonia auf Platz 14 als eindeutiger Favorit in das Spiel. Auch wenn sich das Spiel weitestgehend in der Hälfte der Gäste abspielte, endete das Duell am Ende torlos. Kurz vor dem Abpfiff wäre den Spandauern beinahe sogar der „Lucky Punch“ gelungen.
Einen Besuch bei den Füchsen kann ich definitiv empfehlen. Der Ground überzeugt mit einem umzäunten Rasenplatz und die Betonstufen hat sich die Natur zum Teil zurückgeholt. Hier ist Fußball noch Fußball. (fj)
06.03.2025 Jahnstadion Ritterhude Bezirksliga Lüneburg 3 Zuschauer: ca. 60
RITTERHUDE – Mit dem Deutschland-Ticket ging es am frühen Donnerstagabend nach Ritterhude, um eine weitere Amateurperle zu kreuzen. Spannenderweise war es der erste, neue Ground in Deutschland in diesem Jahr, da ich zuvor fast nur im Ausland unterwegs war.
Die kleine Gemeinde im Landkreis Osterholz liegt nördlich von Bremen und hat mit Sicherheit schon viele Fußballbegeisterte auf ihrem Jahnsportplatz willkommen geheißen. Mit einem 1887-Schild am Eingang und blau-weißen Vereinsfarben freut man sich, als HSV-Fan mitten im Feindesland wenigstens ein bisschen Gefühle von zu Hause zu spüren. Dass sich dann nicht nur grüne Rauten, sondern auch blaue Rauten in die App einchecken, erfreute zusätzlich.
Erfreut habe ich mich auch über eine Bratwurst mit „HELA“-Gewürzketchup aus meiner Heimatstadt Ahrensburg. Leider überzeugte diese Wurst nicht zu 100%, was nicht nur am durchschnittlichen Geschmack, sondern auch an der Tatsache lag, dass es lediglich eine Scheibe Toast zur Wurst gab. Die Frikadelle konnte aber überzeugen und wer durstig hier ankommt, kann bei Elvis im Vereinsheim richtig auf seine Kosten kommen. Bier gab es aber auch auf dem Platz, denn Daniel Holsten war es, der in der 9. Minute das 0:1 für die Gäste aus Heeslingen erzielen konnte. Als Ritterhude in der 65. Minute dann der Ausgleich gelang, gab es wie bereits beim Einlaufen der Mannschaften eine Lichtshow der Flutlichter. Zudem ertönte das Horn, welches man aus dem Weserstadion kennt, und als Torhymne erklang das Lied: “Blau und weiß ein Leben lang.”
Mit dem 1:1-Endstand trat ich dann auch den Heimweg an. Zu meinem Glück war heute auch ein Kumpel aus der Region vor Ort und brachte mich mit seinem Auto zu einem Bremer Bahnhof, so dass ich 75 Minuten früher zuhause war als ursprünglich geplant. Besten Dank! (fj)
RÖMSTEDT – Elf Wochenenden in Folge war ich an einem Samstag nicht mehr primär zu Hause. Auch heute sollte es eigentlich in den Westen gehen, aber nach reiflicher Überlegung entschied ich mich gegen einen kompletten Tag in vollen Zügen oder im Stau und ging den Tag entspannt an. Nach einem 2 1/2 stündigen Besuch in Börnsen bei Hamburg ging es über Stock und Stein rund 50 Minuten nach Römstedt. Angekommen im Nirwana der Lüneburger Heide prüfte ich spaßeshalber die ÖPNV Verbindung zurück in die Redaktion. Ankunft Sonntag um 08.21 Uhr. Ohne Auto ist man hier aufgeschmissen. Dementsprechend gibt es hier auch zahlreiche Parkplätze um den Ground herum.
Für sechs Euro durfte ich das elegante Tor durchqueren und mich über einen richtigen Abstiegskracher in der Landesliga freuen. Zu Gast war der TB Uphusen, die mir noch als bodenständige Oberliga-Truppe in Erinnerung geblieben sind. Was ist denn da in den letzten Jahren schief gelaufen, dass sie jetzt um den Verbleib in der Landesliga kämpfen? Die Partie begann sehr hitzig und die zahlreichen Zuschauer durften schnell zwei Tore begutachten. In der 28. Minute musste zudem der Kapitän der Gäste mit Gelb-Rot den Platz verlassen. Die zweite Hälfte begann direkt mit dem Führungstor für Römstedt, welche mit der HSV Torhymne untermalt wurde. Dies hielt aber nicht lange, da Uphusen durch zwei Elfmeter das Spiel in Unterzahl drehen konnte. Dazu gab es im weiteren Spielverlauf noch die ein oder andere Karte auf beiden Seiten. Wirklich ruhig war das Spiel zu keiner Sekunde. Dementsprechend gab es in der zweiten Hälfte auch satte neun Minuten Nachspielzeit. Passend wurde das Spiel nach einer Rangelei beendet. Um kurz nach sechs wurde es langsam dunkel, fünf Tore standen auf der Anzeigetafel und zehn Karten, davon drei rote haben ihren Weg in den Spielbericht gefunden. So einen Kampf über 90 Minuten erlebt man nicht so oft. Das war pure Leidenschaft und Kampf um jeden Zentimeter in der Struck-Recycling Arena.
Der Ground kann zwar keine Tribünen oder Stufen vorweisen, trotzdem sieht dieser aufgrund seines Rasenwalls sehr ansprechend aus. Man kann hier quasi auf jeder Höhe das Spiel auf dem kaputten Acker begutachten. Ich selber präferierte die Vogelperspektive. (mb)
„FREITAG-ABEND IN DER KREISLIGA – HAMBURGER SCHNACK & WELTKLASSE-KRAKAUER“
28.02.2025 Hamburg Kreisliga 4 Hein-Klink-Stadion Zuschauer: ca. 50
HAMBURG – Fast drei Monate nach dem letzten Amateurspiel im Schwechheimer Land, sollte die Winterpause in diesen letzten Februar-Stunden für beendet erklärt werden. Also, naja, kalt war es trotzdem und auch immer noch winterlich, schmuddelig. Aber alles andere ist ja nur noch eine Frage der Zeit.
Auf ging es in den rauen Hamburger Osten, nach Billstedt, in das Hein-Klink-Stadion. Das Stadion hat man vor einigen Jahren leider von Grand auf KR umgerüstet. Überflüssig zu erwähnen, dass der Ground den Stufenausbau dabei eingebüßt hat. Trotzdem zieht sich ringsrum noch der alte Wall, der dem Platz sein Gesicht gibt. Schlagzeilen machte der in den 1930er-Jahren erbaute Spielort, als bei Bauarbeiten 2017 ein 16qm großes Hakenkreuz unter der Erde freigelegt wurde. Billstedt ist übrigens keine 100 Jahre alt und der erste Bürgermeister der damals neuen Groß-Gemeinde hieß: Hein Klink.
Ground-Highlight ganz klar der Verkaufswagen mit schönem Hamburger Schnack und einer Weltklasse-Krakauer. Auch bei den Preisen steht hier eindeutig der Mensch im Vordergrund: 2,50€ für so eine saftige Wurst ist mehr als fair. Für 50ct Aufschlag hätte man auch ein Nackensteak bekommen. Und für die Toastbrot-Hater unter den Followern: Es wird Ciabatta zum Fleisch gereicht.
Was nach den ersten 45 Minuten nicht zu erwarten war: Das Spiel konnte mit den Würstchen mithalten. Trotz schneller Gästeführung plätscherte der Kick so dahin, BH konnte zwar ausgleichen, aber mehr passierte in einer chancenarmen ersten Hälfte nicht. Nach dem Seitenwechsel zeigten die Teams ein anderes Gesicht: Kellerkind Willinghusen ging mit richtig starken Toren in Führung. Billstedt ließ sich nicht lange bitten, erzielte den Anschluss und drückte auf den Ausgleich. Der wollte einfach nicht gelingen, bis Sekunden vor dem Schluss eine schöne Schachbrett-Kombination haargenau den Abnehmer in der Mitte fand und zum Ausgleich im Netz einschlug.