HAMBURG – Seit vier Jahren trägt der Hamburger Fußball-Verband vor dem Saisonstart den Supercup zwischen dem Verbandspokalsieger und dem Meister der Hamburger Oberliga aus. Am Samstag standen sich Meister und Regionalliga-Aufsteiger Altona 93 sowie Eintracht Norderstedt gegenüber.
Wie auch im Vorjahr blieb die Fanszene von Altona in großen Teilen dem Spiel fern und die Zuschauerzahl war insgesamt doch mager. Auch über den sportlichen Wert dieses Formats Marke Sommerkick lässt sich trefflich streiten, egal ob auf UEFA-Ebene oder in Hamburg. All das rückte aber durch den Star des Tages in den Hintergrund: das Rudi-Barth-Stadion in Altona.
Alle vier Seiten bieten Stehtraversen und das Spielfeld liegt wie in einem Kessel. Für eine deutsche Großstadt nichts Besonderes könnte manch einer unken. Wer aber schon häufiger Hamburg besucht hat, kennt den Umbau- und Modernisierungswahn der Hansestadt. Dem sind schon einige Amateurperlen zum Opfer gefallen.
Eigentlich ist hier der SC Union 03 beheimatet, wie auch gut am Schriftzug erkennbar ist. Dessen Mannschaften kicken aber fast ausschließlich auf dem Kunstrasenplatz in der Nähe. Zwischendurch nutzte der HFC Falke die Anlage vier Jahre lang für seine Heimspiele und das Stadion diente zudem als Kulisse für den Film „Spielmacher“.
Inzwischen ist der Spielbetrieb aber rar geworden und so zog die Ansetzung bei bestem Wetter doch einige Hopper aus nah und fern an. Natürlich traf man auf bekannte Gesichter und so wurde fast zwangsläufig das ganze Spiel verquatscht, welches der AFC deutlich für sich entschied. Supercups müssen eben nicht schlecht sein. (hr)
HAMBURG – Während mehrere Vertreter vom Schwechheimer Landboten für das Freundschaftsspiel zwischen Kopenhagen und dem HSV nach Dänemark gereist waren, führte mich der Weg in die schöne Hansestadt.
Nach meinem zehnten Besuch an der Dieselstraße stand anschließend der zehnte Besuch an der altehrwürdigen AJK an. Und für mich als England Fanatiker war der Test-Kick von Altona gegen Dulwich Hamlet natürlich Pflicht.
Wie Kopenhagen und dem HSV, so besteht auch zwischen Altona und Dulwich eine internationale Fanfreundschaft. Entstanden war sie damals, als ein Dulwich-Fan im Jahr 2010 gegen den Oststeinbeker SV an der AJK zu Besuch war. Sein Ziel: Alle Vereine in Europa zu besuchen, die wie Dulwich im Jahr 1893 gegründet wurden. Nachdem der Brite Fotos von dem schönen Stadion geschossen hatte, entwickelten sich Gespräche mit einem Altona-Fan, aus der später schließlich eine Freundschaft wurde.
Somit wurde der schöne Regionalliga Ground für dieses Spiel richtig schön hergerichtet. Es wurden Fahnen beider Vereine aufgehängt, denn zahlreiche Fans waren von der Insel nach Hamburg gereist. An der Tageskasse gab es besondere Eintrittskarten zu kaufen und im Stadion war ein Ciderstand aufgebaut, wo es drei Cider Sorten aus dem alten Land zu trinken gab. Ansonsten gab es auch zahlreiche andere alkoholische und nicht alkoholische Getränke, sodass für jeden was dabei war.
Die Atmosphäre an dem Tag war eine 10 von 10. Bereits vor dem Spiel rauchte und qualmte es aus allen Ecken der AJK. Fackeln und Rauch in verschiedenen Farben und die klassischen Fangesänge. Das eigentliche Spiel endete mit einem 1:1 , wobei man sich auf ein Elfmeterschießen geeinigt hatte, welches Altona für sich entscheiden konnte.
Für viele Fans war es ein unvergessliches Erlebnis, das nach dem Spiel wohl noch lange nicht zu Ende war. (fj)
04.06.2025 Aufstiegsrunde zur Regionalliga Nord Stadion am Berliner Ring (Verden) Zuschauer: 640
VERDEN (ALLER) – Relegations-Terror und kein Ende. Ohne große Erwartungen fuhr man am Mittwoch nach Verden. Keine Erwartungen: Weil Schöningen schon aufgestiegen und Altona auf Schützenhilfe angewiesen war. Außerdem verzichtete der Norddeutsche Fußballverband als Ausrichter der Spiele auf das „leibliche Wohl“ seiner Zuschauer und kündigte dies auch vorher an. Bereits 3 Stunden vor dem Anpfiff erreichte man den neutralen Austragungsort – und siehe da: Die ganze Stadt war ein einziger Jahrmarkt! In der City wurde die „Domweih“ gefeiert und von der klassischen Bratwurst bis zum Blumenkohl im Bierteigmantel ließ die Verpflegung in Verden keine Wünsche übrig.
Den Verantwortlichen eine derartige Weitsicht zu unterstellen, wäre natürlich ein Treppenwitz. Denn die Güte der Organisation wurde an der Kasse sichtbar. Ein einzelner, älterer Mann dort zeichnete sich für den Kartenverkauf verantwortlich, leckte sich bei jeder Ticketausgabe den Daumen an und gab gewissenhaft Kleingeld heraus. Die Folge: Anpfiff 10 Minuten später. Aber das spielte keine große Rolle, man war ja schon 3 Stunden vorher in der Stadt. Die größte Rolle an diesem Abend spielte das Stadion am Berliner Ring. Ein 15.000-Zuschauer-Pott in richtig gutem Zustand! Wieso, weshalb, warum man in der Kreisstadt vor rund 20 Jahren ein drittligataugliches Stadion erbaut hat, das seitdem ohne festen Mieter dasteht, bleibt schleierhaft. Immerhin hat der FC Verden 04 nach Jahren der Tristesse letzte Saison den Sprung in die Oberliga Niedersachsen geschafft und ist zumindest ein Kandidat für das Stadion.
Die ersten 60 Minuten des dritten und letzten Aufstiegsspiels sind schnell erzählt. Altona fehlt die Durchschlagskraft. Schöningen muss nichts für den Spielverlauf tun, übt sich in personeller Rotation gegenüber den Spielen zuvor. Während Altona bei den Heimspielen zuletzt einen wahren Zuschauerboom erlebte und im Durchschnitt über 3000 (!) Fans zu den vergangenen Heimspielen begrüßte, kann der Zuspruch beim alles entscheidenden Aufstiegsspiel in Verden zunächst nicht überzeugen. Vielleicht hundert Mann formieren sich auf den Stehplätzen neben der Gegentribüne hinter zahlreichen Zaunfahnen. Mit der Halbzeit fing es stark zu regnen an, so dass sich die A93-Fans im zweiten Durchgang kompakt unter dem Dach zusammenfanden und man doch zu dem Schluss kam, dass etwa doppelt so viele Zuschauer aus Hamburg den Weg nach Verden fanden.
Da geht noch was. Das traf auch auf das Spiel der Schwarz-Weiß-Roten zu. Doch Altona blieb keine andere Wahl, es musste was passieren. Und zeitgleich war man auf ein passendes Ergebnis aus Hamburg angewiesen, wo der Heider SV gegen den SV Hemelingen nicht gewinnen durfte. Mit den dann doch eher limitierten Offensiv-Möglichkeiten mussten die Hamburger ihr Glück erzwingen – nach einer der zahlreichen Vorstöße konnte ein Schöninger Verteidiger eine Flanke nur mit der Hand abwehren und der Außenseiter verwandelte den fälligen Elfmeter zum 1:0. In Hamburg kam Heide nicht über eine 0:0 hinaus. Und da das Spiel in Verden 10 Minuten später angepfiffen wurde, musste Altona das Ergebnis am Ende nur noch über die Zeit bringen.
Was für eine Party im Gästeblock! Nun war das ganze Stadion ein einziger Jahrmarkt der Gefühle. Beflügelt von dem Zieleinlauf lösten sich bei Fans und Kickern alle Fesseln und mit dem 2:0 kurz vor dem Ende war geschafft, woran eigentlich niemand mehr so richtig geglaubt hatte: Altona spielt in der neuen Saison Regionalliga! Dann sicherlich wieder vor einer vierstelligen Kulisse, wobei man am Mittwoch gesehen hat, dass auch 200 Fans das Fass zum Überlaufen bringen können. (mm)
29.11.2024 Oberliga Hamburg Stadion Hoheluft Zuschauer: 1.387
HAMBURG – Wer an das Hamburger Stadtderby denkt, wird mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit zunächst an das Duell HSV – FC St.Pauli denken. Da es diese Saison dieses Derby aber höchstens in der Relegation geben wird, wollte man innerhalb der Saison zumindest ein Stadtderby anschauen. Und dieses war nichts geringeres, als die 150. Ausgabe des ältesten, heute noch ausgetragene Stadtderbys in Deutschland zwischen Victoria Hamburg und Altona 93!
Austragungsort, die Traditionsspielstätte: Stadion Hoheluft. Ob Länderspiele oder das Endspiel um die dt. Meisterschaft 1912 – dieses Stadion hat bereits einiges erlebt. Das erste Mal hier war ich 2014, als der USC Paloma in der ersten DFB-Pokalrunde auf die TSG 1899 Hoffenheim traf (noch auf einem Rasenplatz) und sich gegen Sven Schipplock & co mit 0:9 geschlagen geben musste.
Nun stand für mich das dritte Mal „Vici“ gegen Altona in diesem schönen Stadion an. Die historische Holztribüne zählt zu einer der ältesten in Deutschland und in den Räumlichkeiten der integrierten Kneipe „Victoria Klause“ befindet sich sogar eine Kegelbahn. Doch statt Strikes fielen heute Tore. Das erste bereits nach sieben Minuten zur Führung für die Gastgeber.
Die Tabellenführer vom AFC zeigten sich aber unbeeindruckt und begannen ab der 20. Minute mit einem wahren Schützenfest. Besonders torhungrig zeigte sich Rasmus Tobinski, der nicht nur den Ausgleich und den Führungstreffer erzielte, sondern auch das vierte und fünfte Tor. Abgepfiffen wurde das Spiel mit dem Endergebnis von 1:6. Das Kuriose dabei: Wärend die Altona-Fans den Erfolg mit Wunderkerzen feierten, zündeten die Heimfans rote Fackeln. Trikots verwechselt? Ironie?
An den Victoria-Fans hat es zumindest nicht gelegen, dass man sich im eigenen Stadion hat abschießen lassen. Bereits vor dem Spiel wurde kräftig von den Heimfans gezündelt und auch eine Choreo gab es zu bestaunen. „Blau-Gelb im Herzen – Hamburg im Rücken“ war als Spruch auf der Holztribüne zu lesen, wärend im Block Fahnen in den gelb-blauen Vereinsfarben geschwenkt wurden. Für die Aktionen verantwortlich war die von Jugendlichen geründete „Sektion Lokstedt“. Bei dieser Gruppe handelt es sich um einen 13-17-jährigen Freundeskreis, der das Ziel hat, das Stadion durch gute Stimmung zu beleben und den Bekanntheitsgrad des Vereins zu erweitern. Für ihr Engagement wurde die selbsorganisierte Gruppe dieses Jahr mit einem Fanpreis ausgezeichnet.
Freuen wir uns also auf noch viele weitere Aktionen der Sektion Lokstedt. Vielleicht ja schon beim nächsten Derby an der AJK, welches am Ostermontag angesetzt ist. (fj)