US Cremonese – FC Palermo – 4:5 n.E

US Cremonese – FC Palermo – 4:5 n.E

„DER LETZTE KICK DER TOUR“

16.08.2025
Coppa Italia
Stadio Giovanni Zini
Zuschauer: 9.837

CREMONA – In vielen Ländern standen an diesem Wochenende Pokalspiele auf dem Programm. Während in Deutschland attraktive Duelle wie Lok Leipzig – FC Schalke, Energie Cottbus – Hannover 96 oder Saarbrücken – FC Magdeburg angesetzt wurden, entschied ich mich dafür, das Pokal Wochenende in Italien zu verbringen – zumal mein Flieger aus Südamerika ohnehin über Rom ging. Den Weiterflug nach Amsterdam ließ ich kurzerhand sausen, schaute noch kurz beim Kolosseum vorbei, und schon saß ich im Zug Richtung Norditalien.

Nachdem ich am Samstag das Spiel Sassuolo – Catanzaro besucht hatte, ging es für mich am Sonntag weiter nach Cremona. Die Stadt überzeugte sofort mit ihrer herrlichen Altstadt. Etwas schwieriger gestaltete sich die Suche nach einer Pizzeria, da viele Lokale erst am Abend ihren Betrieb aufnehmen. Letztlich wurde ich aber fündig – auch wenn es nicht die beste Pizza war, war ich froh, überhaupt etwas im Magen zu haben.

Anschließend checkte ich in ein Hotel ein, das praktisch direkt am Stadion von Cremonese liegt. Zufälligerweise waren dort auch die Spieler der Heimmannschaft untergebracht.

Etwa eine Stunde vor Anpfiff machte ich mich auf den Weg zum Stadio Giovanni Zini, einem der letzten beiden fehlenden Grounds der Serie A auf meiner Liste. Das Ticket hatte ich zuvor problemlos online über TicketOne gekauft – die Karten sind im Pokal übrigens in der Regel günstiger als in der Liga.

Trotzdem kamen am Ende nur 9.837 Zuschauer ins Stadion. Das Interesse an den frühen Runden der Coppa Italia hält sich – im Gegensatz zu Deutschland – stark in Grenzen. Der Wettbewerb wird von vielen als zweitrangig angesehen, und die großen Teams steigen oft erst später ins Turnier ein. (Der AC Mailand nimmt in diesem Jahr z. B. teil, weil man die letzte Saison nur auf Platz 8 abgeschlossen hatte.)

Immerhin machten sich 1.114 Palermo-Fans aus Süditalien auf den Weg nach Cremona und boten einen sehr soliden Auftritt. Zum Einlaufen der Mannschaften wurde eine Pappen-Choreografie gezeigt. Während des Spiels kamen immer wieder Pyrotechnik und melodische Gesänge zum Einsatz. Auch der Heimbereich meldete sich gelegentlich akustisch und visuell zu Wort – ebenfalls mit Pyro.

Das Spiel endete nach 90 Minuten torlos. Statt einer Verlängerung ging es direkt ins Elfmeterschießen. Die ersten neun Schützen – unter anderem Ex-HSV-Spieler Pohjanpalo (Palermo) – verwandelten sicher. Der zehnte Schuss von Dennis Johnsen (Cremonese) wurde jedoch vergeben, sodass Palermo mit 5:4 gewann und in die nächste Runde einzog.

Für mich war es das letzte Spiel einer knapp dreiwöchigen Reise. Den letzten Tag verbrachte ich noch in Mailand – allerdings ohne Stadionbesuch, da die Coppa-Italia-Spiele unter anderem wegen der hohen Temperaturen ausschließlich am Abend angesetzt werden. Zu diesem Zeitpunkt befand ich mich bereits am Flughafen Malpensa. (fj)

FC Internazionale Milano – AC Milan – 0:3

FC Internazionale Milano – AC Milan – 0:3

„DAS LETZTE HEMD FÜRS DERBY DELLA MADONNINA“

23.04.2025
Coppa Italia
Stadio Guiseppe Meazza
Zuschauer: 75.552

MAILAND – Montag blickte man ratlos auf die Landkarte, was man wohl mit den freien Tagen unter der Woche anfangen würde. Wenig später war ein Flug von Hamburg nach Mailand für den nächsten Tag gebucht. Gute Flugzeiten bei einem Last-Minute-Preis von 80€ gaben den Ausschlag. Dasselbe galt auch für den Rückflug. Das „Derby della Madonnina“ stand da noch gar nicht wirklich auf dem Zettel. Zu abschreckend waren die Ticketpreise, die man die Jahre zuvor bei anderen Groundhoppern mitbekommen hatte. Schließlich klickte man sich durch das Ticketing von Inter und war doch sehr erstaunt, dass es neben vielen hochpreisigen Tickets noch freie Plätze für 39€ zu erwerben gab. Da war das Derby nur noch Formsache.

Mit massig Zeit radelte man auf Leihrädern durch Mailand, anderthalb Stunden vor dem Anpfiff ging es dann Richtung San Siro. Dort sollten die Leihräder abgestellt und die Fahrt beendet werden. Zu dem Zeitpunkt war das Handynetz aber schon völlig überlastet, so dass nicht mehr auf die Fahrrad-App zurückgegriffen werden konnte. Also ging es wieder in die andere Richtung zu einem weiter entfernten Parkplatz um die Räder loszuwerden, was letztlich erfolgreich war. Doch der große Zeitpuffer schmolz auf 30 Minuten und bei der Riesenschlange vor Gate 11 und bei dem Wissen um die peniblen Passkontrollen vor dem Eingang, rutschte das Herz schon in die Hose. Nur mit ein bisschen Dreistigkeit und einem Halbmarathon die berühmten Säulen hoch in den Oberrang, kam man 3 Minuten vor dem Anpfiff auf den Zuschauerrängen an. Zufällig und ohne jede Kontrolle auf der Gegengerade und nicht wie gekauft im Oberrang über den Gästefans.

Nur Sekunden nach der Ankunft startete Inter das Pokal-Halbfinale mit einer Ganz-Stadion-Choreo. „Müllsackplanen“ in den Inter-Farben wurden großformatig hochgehalten. Sah ganz gut aus. Es folgte eine Schweigeminute für Papst Franziskus, die 180 Sekunden dauerte. Andere Aktionen gab es nicht. Coppa Italia halt? Oder ist da mehr im Busch? Zuletzt protestierte die Szene gegen die hohen Ticketpreise. Für das Pokalspiel konnte man allerdings schon ab 25€ Karten erwerben. Bei Milan bekam davor auch die Vereinsführung ihr Fett weg und das letzte Spiel im Februar in der Serie A war von einem Stimmungsboykott betroffen. Das wurde auf Inter-Seite zunächst auch fortgesetzt. Jedenfalls 20 Minuten. Dann starteten die „Nerazzurri“ mit euphorischem Support. Kein Wunder, zu diesem Zeitpunkt wartete noch das Triple auf Inter. In der Serie A liegt man auf Rang 1, in der Champions League schaltete der Spitzenreiter die Bayern aus.

Anders bei Milan. Rang 9 in der Meisterschaft drückt auf die Laune. Die Coppa ist die letzte Chance auf einen Titel und womöglich auf das internationale Geschäft. Die Curva Sud verzichtete auf jede Optik. Im Gegenteil, fast die Hälfte der Kurve verzichtete sogar auf Kleidung und trat oberkörperfrei auf. Passend dazu die einzige Zaunfahne – sinngemäß etwa: „Wir geben unser letztes Hemd“. Der Support passte sich diesem Auftritt an. Schnörkellos und mit Wucht. Das hat richtig Bock gemacht! Und für Milan lief es wirklich nach Plan. Gerade als Inter sich eingesungen hatte, traf Luka Jovic zum 0:1. Dazu muss man sagen, dass das Hinspiel 1:1 ausging und Inter bis zu dem Rückstand als viel bessere Mannschaft auftrat.

Mit Wut kamen die „Interisti“ aus der Pause zurück auf’s Spielfeld. Und wieder dasselbe Spiel. Milan macht aus dem Nichts das 0:2. Jetzt lief wirklich alles für die „Gäste“ nach Plan. Der Favorit brachte keinen Ball mehr vor das Tor, die Curva Nord wurde immer leiser. Milan konterte und die Begeisterung der Curva Sud schwappte auf die Elf über. Der Niederländer Reijnders sorgte ein paar Minuten vor Schluss für den feierlichen Schlusspunkt. Die Inter-Fans verließen das San Siro fluchtartig nach dem letzten Tor. Mit so einem Ausgang hatten die wenigsten Tifosi gerechnet. Die „Rossoneri“ feierten noch Stunden später im Stadion und in der Stadt.

Groundhopping-Fazit: Gutes Preis-/Leistungsverhältnis und auch wenn bestimmt schon krassere Derbys im San Siro ausgetragen wurden, gab es wenig zu knurren. Aus dem Schwechheimer Land gibt es keinerlei Kritik an den Mailänder Vereinen – und dieses Fazit teilen sicherlich auch die Scharen von Besuchern aus Deutschland. Von dem wunderbaren Stadion ganz zu schweigen. (mm)