SC Corinthians – EC Bahia – 1:2

SC Corinthians – EC Bahia – 1:2

“DAS ENDE VON SÜDAMERIKA”

16.08.2025
Serie A
Neo Quimica Arena
Zuschauer: 38.344

SĀO PAULO – Da ist die letzte Station für mich vorerst in Südamerika. Eine Reise, voll mit vielen unterschiedlichen Eindrücken und einer Menge Spiele. Zum Abschluss sollte es in die brasilianische Metropole gehen, hier hatten zwei große Vereine des Landes am auserwählten Wochenende ein Heimspiel. Zudem ging mein Flieger zurück nach Europa vom Flughafen “GRU”. Viele Leser werden es schon wissen, viel Zeit benötigt man nicht, um sich diese Stadt anzuschauen. Zäher Verkehr, der in meinen Augen noch schlimmer als in Rio de Janeiro ist und viele Hochhäuser bestimmen das Stadtbild. Meine Vermieterin des Airbnbs erzählte mir, dass viele Einheimische Sāo Paulo als brasilianisches New York ansehen. Für Leute, die Großstädte lieben, ist es hier genau richtig.

Die Reise startete und endete somit in Brasilien. Ein Land, welches ich außerhalb von Fußball lieb gewonnen habe. Zum Thema Fußball kommen wir später. Überall nette Menschen, die sich Zeit nehmen, auch für Leute wie mich ohne portugiesisch Kenntnisse. Viele herzensgute Menschen und Rio ist definitiv die beste Stadt, in der ich bisher außerhalb von Europa war. Einfach der pure Wahnsinn, da kommt Sāo Paulo definitiv nicht ran. Unter den Punkten würde ich sagen, ich komme definitiv irgendwann nochmal wieder.

Thema bei meinen Reisen ist aber nunmal der Fußball und da erntet das Land Brasilien weder gute Kritik noch ein lobendes Fazit. Der seit ungefähr einem Jahr eingeführte Gesichts-Scan bei den Spielen der großen Vereine nervt einfach. Die Situation um Tickets ist eine riesige Katastrophe. Unter anderem für ein Spiel der U20 im Pokal-Halbfinale benötigte ich eine Registrierung meiner Daten und natürlich mein Foto, um ins Stadion zu gelangen. Dies klappte aber nur mit persönlicher Vorstellung, da die deutschen Dokumente nicht einfach so freigeschaltet werden. Beim SC Corinthians war es dagegen relativ entspannt, die Registrierung erfolgte online und ich konnte mein Ticket kaufen. Einzige Hürde: Kreditkarten wurden nicht akzeptiert, somit benötigt man Hilfe eines Einheimischen, der über das Zahlungsmittel “PIX” verfügt. Ich erwähnte ja bereits den zweiten Verein aus dem Raum Sāo Paulo, der ein Heimspiel haben sollte. Gemeint ist der FC Santos. Mein Puls und die Wut auf diesen Verein schlagen wieder höher. Hier ist nämlich nicht nur die Registrierung online nicht möglich, sondern auch im Fanshop des Vereins geht nichts. Grund dafür ist, dass deutsche Reisepässe nicht angenommen werden. Englische Reisepässe übrigens auch nicht, der Kollege von Millwall ging auch leer aus. Somit wurde mir nach 2 Stunden Wartezeit gesagt, leider können wir nichts tun. Der Ticketverkauf ist für Ausländer nicht möglich. Nicht mal für Brasilianer ist es möglich für mich ein Ticket zu erwerben, jedes Mitglied erhält nur ein Ticket, dieses ist mit der CPF-Nummer des jeweiligen Menschen verknüpft und mit seinem Foto. Keine Chance und somit scheiterte ich am Kauf eines Tickets. Diese bittere Pille musste ich schlucken, gehört wohl definitiv zu meinen “größten” Tiefpunkten auf Reisen. Der Verband will den Schwarzmarkt im Land komplett stilllegen, gelingt ihnen in meinen Augen auch echt gut. Ist nur totaler Mist als Ausländer. Schwarzmarkthändler gab es vor den Spielen zwar zu Genüge, aber ins Stadion kommt man mit diesen angeblichen Tickets definitiv nicht. In solchen Ländern merke ich erst wieder, wie gut wir es in Deutschland eigentlich haben. Spiele ohne Gäste sind zum Glück eher eine Ausnahme und Tickets zu bekommen dagegen echt einfach. Falls es ein Leser in Zukunft schafft, hier ein Ticket zu erwerben, gebt uns gerne ne Info.

Der Tag fing also bescheiden an, das Ticket Prozedere hatte zum Glück rechtzeitig angefangen, da am Nachmittag meine erste Partie auf dem Programm stand. “Amateurfußball” ist in solchen Momenten wohl die perfekte Lösung. Der EC Santo André spielte im heimischen Stadion “Estádio Bruno José Daniel”. Was eine Bude, der Vorteil für 30 brasilianische Real, gibt’s das Ticket direkt auf die Hand. Ohne nervigen Gesichts-Scan und vorab Registrierung. Herrlich! Nach dem Kick schnell ins Hotel, am Tag waren es herrliche 24 Grad und die Sonne schien, abends wurde es dann doch wieder kälter. Also Jacke holen und ab zum Fußball. Gesicht in die Kamera halten und zack leuchtete es grün. Das Ticket für die Gegengerade kostete rund 17€, die ungefähr 500 Gäste machten des Öfteren auf sich aufmerksam.

Das Spiel startete furios, nach zwei Minuten stand es 0:1. Der Ausgleich fiel nur wenige Momente später wurde allerdings vom VAR einkassiert. Die Entscheidung dauerte circa 10 (!) Minuten. Absolut irre, auch hier zu Lande gefällt es dem Zuschauer weniger. Überall einfach nur nervig, vor allem wenn der Schiedsrichter den Hinweis bekommt, dass dort etwas passiert sein könnte, er aber 5 Minuten lang mit dem “Keller” funkt und dann erst raus geht, um sich die Szene anzuschauen. Nervtötend. Das 1:1 fiel kurz darauf nochmal und dieses Mal zählte es. Vor der Halbzeit bekam Bahia einen Strafstoß zugesprochen, dieser wurde souverän verwandelt und mit der 1:2 Führung ging es nach 13 (!) Minuten Nachspielzeit in die Kabinen. In der zweiten Halbzeit kamen die Mannen des Heimteams nicht wirklich zum Torabschluss, auch Luiz Gustavo brachte keine Einwände mehr. Erste Halbzeit, dementsprechend hui, zweite absolut pfui. Das vorbestellte Uber lieferte Zufriedenheit und ab ins Apartment. Genug vom Tag, somit der ungewollte zu frühe höherklassige Abschluss in Brasilien.

Am nächsten Tag gab es für mich immerhin eine Alternative. In der Serie C spielt Sāo Bernardo FC, der Verein verfügt über eine kleine aber definitiv feine Fanszene. Diese splittet sich in zwei Gruppen, somit gab es unterschiedliche Gesänge, aber dennoch zufriedene Gesichter auf der Tribüne. Insgesamt natürlich eine trostlose Alternative zum Spiel vom Santos FC, welche übrigens im Stadion von Sāo Paulo FC ausgetragen wurde. Für meinen inneren Frieden verlor Santos immerhin 0:6. Danke dafür, das war’s aus Südamerika! (tp)