SV Hamborn 90 – FSV Duisburg – 1:4

SV Hamborn 90 – FSV Duisburg – 1:4

„DUISBURG – DAS HAT BOCK GEMACHT!“

09.11.2025
Kreisliga A Duisburg-Mülheim-Dinslaken
Sportpark Iltisstraße Nordplatz
Zuschauer: ca. 100

DUISBURG – Der Vortag wurde unter denkwürdigen Umständen in Bulgarien verbracht. Nach Airportsleeping und Flügen jeweils um 6 Uhr, stand für den Sonntag ein bisschen Erholung auf dem Plan. Und wo könnte man sich besser einer Frischzellenkur unterziehen als in Duisburg? Ehrlich: Ein gemütlicher Hartplatz-Doppler lockte in die Großstadt am Rhein. Davor, danach und zwischendrin gab es ein nettes Rahmenprogramm und einen kleinen Schwenk in die Vergangenheit.

Vom spartanischen „Terminal 1“ des Flughafens in Sofia ging es in aller Früh nach Dortmund. Kein großer Unterschied zwischen den beiden Städten auf den ersten Blick. Die mobile Situation am DTM ist wirklich unterirdisch und der graue, regnerische Morgen um kurz vor 8 ließ die Perspektive nicht besser werden. Der Shuttle-Bus zum Hbf in Dortmund kostet mittlerweile einen Zehner pro Nase. Kein Wunder, dass an der Bushaltestelle in Dortmund die „Taxi-Mafia“ herumgeistert und Leute mitschnacken will. Kaum zu glauben, aber als ich der Buslenkerin mein D-Ticket unter die Nase hielt und sie tatsächlich 10€ kassieren wollte, fühlte sich das wie im falschen Film an. Also hieß es: Kehrtmachen und im Stechschritt die gut 15 Minuten zu Fuß in die Nachbarstadt Holzwickede, wo die Züge Richtung Hbf fahren. Doch das Ziel hieß eigentlich Duisburg und dort kam ich schließlich auch ohne weitere Zwischenfälle an.

In der Duisburger Innenstadt musste dringend mal eine Nahrungsmittelaufnahme stattfinden. In der Königstraße öffnete gerade ein Lokal und das kam mir bekannt vor: Im „Café Dobbelstein“ wurde bei der allerersten NRW-Tour vor rund 18 Jahren gefrühstückt und nichts an der Fassade hatte sich geändert. Also rein in den guten Laden, schick war es innen. Was das Frühstück angeht, bin ich eigentlich nicht mehr bereit 15€ für ein Brötchen und ’nen Kaffee zu bezahlen. Aber gut, damals hat man sich was gegönnt und diesmal ebenso. Weiter ging der Tag in Duisburg im „Landschaftspark Nord“, strategisch sowieso gut Richtung Ground gelegen, aber auch für sich genommen eine wirklich gelungene Sehenswürdigkeit. Für alle, die auch nicht für 15€ frühstücken wollen hier die wichtige Info: Der Park kostet keinen Eintritt. Highlight ist definitiv der alte Hochofen im Zentrum der Anlage, auf dem man hochklettern kann und einen ganz wunderbaren Blick auf Duisburg und das Rhein-Ruhrgebiet genießt.

Das Novembergrau war mittlerweile einem leichten Azurblau gewichen. Wie in einem Roadmovie wurde per E-Scooter endlich das erste Spiel des Tages beim 1.FC Hagenshof in der Kreisliga angesteuert. Eine richtige Grandperle inmitten feinster Nachkriegszeit-Architektur, mit kleiner Tribüne und eigentlich Teil einer 80er-Jahre-Waschbeton-Schule, die allein schon den Besuch wert ist. Das ganze Ensemble dort wirkt wie die Filmszene einer Ruhrpottkomödie mit Ralf Richter und Hilmi Sözer. Aber genau deswegen war man ja nach Duisburg gekommen. Das Spiel bot überdies Spannung, denn die Heimelf holte ein 0:2 auf und verlor in letzter Sekunde doch mit 2:3. Film ab!

Nun hätte es nach dem Abpfiff auch stur zum nächsten Kick gehen können. Doch irgendwann vor Jahren googlete ich mal die Straßenbaufirma von Nottingham-Jahrhundertfan und DSF-Legende „Ebby“ Kleinrensing und schrieb mir die Adresse in die Handynotizen. Mit fünfminütigem Umweg und ohne große Erwartungen summte der Leihscooter also erstmal nach Alt-Walsum in ein Industriegebiet. Und vor Ort schlabberte die Kinnlade doch gefährlich nah am Boden: Alles war noch fast genauso wie vor etwa 25 Jahren in der legendären Reportage von Peter Trimborn! Damit nicht genug, auf der Mauer saß ein Mann und wartete auf eine Mitfahrgelegenheit. Natürlich blieben ihm meine Fotos nicht verborgen und als wir kurz ins Gespräch kamen, antwortete er sofort: „Ebby, klar, der Fußballfan, kenn ich!“. Klingelschilder und Messingtafeln tragen den Namen der Kleinrensings. Entweder leben seine Eltern dort noch oder es befindet sich zumindest in Familienbesitz.

Coole Geschichte, dabei folgte das eigentliche Highlight des Tages noch: Der Hartplatz vom SV Hamborn. Und ja: Der Platz ist ein Kleinod! Alleine der Eingangsbereich mit den Graffitis und natürlich der zweiseitige Ausbau, sind schon was Besonderes. Auch in Duisburg ist die Spezies der Ascheplätze mittlerweile eine Rarität. Der Platz nebenan wurde jüngst zum Kunstrasen umgebaut und auch bei Hamborn 90 sammelt man bereits Gelder für eine geplante Umrüstung auf Plastik. An diesem Sonntag war aber alles nochmal ganz klassisch und die Akteure jagten auf dem „roten Rasen“ dem Ball hinterher.

In derselben Kreisliga wie beim Spiel zuvor empfingen die Hamborner mit dem FSV Duisburg einen „gefallenen Riesen“. Noch vor 2,5 Jahren ging der Gast in der Oberliga Niederhein auf Punktejagd, doch dann legte der Verein aus Marxloh eine endlose Negativserie hin, belegte drei Jahre hintereinander einen Abstiegsplatz und findet sich mittlerweile in der Kreisliga wieder. In dieser Saison sieht es besser aus. Mit vielen bekannten Lokalspielern soll es nun erneut nach vorne gehen. Das bestätigt aktuell auch der erste Platz im Klassement. Bestes Beispiel ist Haluk Türkeri, einst Zweitliga-Kicker beim VfL Bochum und nun auf dem Ascheplatz in der Iltisstraße unterwegs. In Hamborn lag der FSV zunächst zurück, konnte den Spieß in einem flotten Spiel aber wie ganz selbstverständlich umdrehen. Respekt, wie es auf dem sprichwörtlichen Hartplatz zur Sache ging. Bis auf das ein oder andere Lamento blieb das Spiel in einem fairen Rahmen und technisch durfte man bisweilen sogar mit der Zunge schnalzen.

Was für’n schöner Tach im Pott! Alles was nach dem Spiel noch auf dem Programm stand, war die Hauptmahlzeit des Tages. Da beim SVH neben frittierten Kartoffelstäbchen nur Sesamkringel angeboten wurden, fiel die Wahl auf einen schmackhaften „Taxiteller“ in Bahnhofsnähe. Heute ein König! Fehlte nur noch das „KöPi“, mit dem die deutsch-griechische Mahlzeit heruntergespült wurde. Duisburg – das hat Bock gemacht! (mm)