FC Schönberg 95 – SG Dynamo Schwerin – 0:3
„ZWISCHENRUFE ALLER ART“
07.09.2025
Landespokal MV
Palmberg-Stadion
Zuschauer: 433
SCHÖNBERG – Jahrelang stand der FC Schönberg im Fokus der Öffentlichkeit. Bevor die Nordwestmecklenburger vor 10 Jahren den Sprung in die Regionalliga Nordost packten, qualifizierten sich die „Maurine-Kicker“ stolze 7 Mal für den DFB-Pokal. Im Jahre 2000 gab sich der FC Bayern München vor 16.000 Zuschauern im äußersten Nordwesten Ostdeutschlands die Ehre. Zwei Jahre später schaute auch der HSV im Palmberg-Stadion vorbei. Doch nicht zuletzt eine 0:15-Niederlage gegen Kaiserslautern sorgte dafür, dass die Schönberger in der Ewigen DFB-Pokal-Tabelle bis heute den letzten Platz belegen.
Um den DFB-Pokal ging es auch am vergangenen Sonntag, wenn man denn so will. Denn für die Teilnahme an dem prestigeträchtigen Wettbewerb ist der Gewinn des Landespokals schließlich Voraussetzung. Die Zeit der großen Spiele in der kleinen Stadt nahe der Ostseeküste sind eigentlich vorbei. Die Highlights in den vergangenen Jahren kann man an einer Hand abzählen. Doch wenn es denkwürdige Spiele gab, hieß der Gegner oft: Dynamo Schwerin. In der vergangenen Saison trafen beide Teams zuletzt im Pokal aufeinander und die klassentieferen Schönberger zogen durch einen 1:0-Erfolg in die nächste Runde ein.
Nachdem ein Verbandswechsel und eine Umgruppierung in die Regionalliga Nord vom NOFV abgelehnt wurde, zogen sich die Mecklenburger 2017 aus der Regionalliga zurück. Auch die hohen Reisekosten in der Nordost-Staffel führten dazu, dass der Etat schmolz. Nach einigen Jahren in der Landesliga, gelang den 95ern im Corona-Jahr 2020 die vorzeitige Rückkehr in die MV-Liga. In der Verbandsliga hat man sich mittlerweile wieder in der oberen Hälfte etabliert, was auch einhergeht mit dem einen oder anderen (regional) bekannten Namen im Kader. Vor allem einige Kicker aus dem nahen Lübeck werden immer wieder in Schönberg kompostiert, das gilt aktuell sogar für den Trainer. Bei bestem Wetter fanden sich an diesem Spätsommer-Nachmittag rund 500 Personen auf der großen Tribüne des kleinen Stadions ein, das seine Rekord-Kapazitäten aus dem DFB-Pokal mit Zusatztribünen erreichte. Letztes Jahr im Landespokal gegen Hansa Rostock wurde nach Jahren mal wieder so eine mobile Stahlrohrtribüne aus der Mottenkiste geholt.
Solche Maßnahmen mussten gegen Dynamo nicht getroffen werden, auch wenn es den Eindruck hinterließ, dass sich die jeweiligen Fanlager fast gleichmäßig auf die Kulisse verteilten. Als Dynamo noch nicht überregional in der Oberliga auftrat, waren sie in der Redaktion ein gern genommener Gegner bei den Spielen auf dem Lande in den Verbandsklassen. Und an dem Auftritt hat sich nicht viel geändert. Neben einer dreistelligen Auswärtsfahrerzahl und vielen Zaunfahnen, ist vor allem das ein oder andere Erscheinungsbild der weinroten Schlachtenbummler interessant. Sagen wir mal so: Vor über 35 Jahren ist die Mauer gefallen – und einige Personen waren vermutlich bis heute nicht einmal „drüben“.
Aber was will man sich „da drüben“ auch abgucken? Das Bällchen bei Dynamo rollt gut und der Kader ist mit Spielern aus aller Welt bestückt. In dem Zweitrundenspiel stellte sich schnell heraus wer die bessere Mannschaft ist. Die Gäste gingen irgendwann auch in Führung und hätten diese ausbauen können, bis es ein Elfmetergeschenk für die „Maurine-Kicker“ gab, das der heimische Angreifer kläglich vergab. Und auch wenn die Schönberger von diesem Schiedsrichter-Pfiff profitierten, war ein Schuldiger an diesem Tag schnell gefunden: Der Spielleiter.
Dass man kaum mal Passstafetten über zwei Stationen auf den Rasen bekam und jeden Konter verdaddelte, spielte bei der Live-Analyse der sportlichen Führung auf der Tribüne keine Rolle. Dieses Verhalten gipfelte schließlich in einem Platzverweis für den Trainer. Nach den späten Treffern zum 0:2 und 0:3 verstummten dann irgendwann die energischen Zwischenrufe aller Art. Das war fast ein bisschen schade, denn welches Publikum erlaubt sich schon lautstarke Provokationen gegen einen Verein, der für eine Attitüde bekannt ist, die vielen das Fürchten lehrt? Immer wieder schallte es im Chor Richtung Gäste: „Scheiß Dynamo!“. Und das, wo vor Ort keine Fantrennung mehr herrscht und Anhänger beider Vereine auf der Tribüne sitzen.
Hat am Ende auch geklappt und das war alternativlos, denn: Der Gästekäfig wurde in der siebtklassigen Landesliga zu einem VIP-Parkplatz umgebaut. (mm)











