Portadown FC – Glenavon FC – 3:1

Portadown FC – Glenavon FC – 3:1

“UND BELFAST WAR VOLL SCHMERZLICHKEIT, DER ABSCHIED TAT NICHT WEH”

04.10.2025
NIFL Premiership
Shamrock Park
Zuschauer: 2.322

PORTADOWN – Am Tag der Deutschen Einheit machte ich mich von Lübeck über Stansted auf den Weg nach Dublin. Nachdem der erste Flug pünktlich war, verzögerte sich der Abflug nach Dublin. Auf der Insel tobte ein starker Wind, sodass die Landung zunächst nicht durchgeführt werden konnte. Nachdem die Maschine ein paar Runden gedreht hatte, setzte Rainer bekanntlich hart auf der Landebahn auf.

Der erste Bus von Dublin nach Belfast wurde verpasst, sodass ich ein neues Ticket buchen musste. Auf dem Weg nach Belfast checkte ich noch einmal den Social-Media-Account von Cliftonville – und wenig später lief es mir eiskalt den Rücken hinunter: GAME OFF.
Absage wegen gesundheitlichen Risikos durch den Sturm. Bereits letztes Jahr wurde versucht, diesen Ground zu kreuzen. Jedoch verstarb am Spieltag ein Spieler der Mannschaft, wodurch das Spiel logischerweise abgesagt wurde.

Also musste eine Alternative her.
Im Windsor Park sollte Linfield spielen, und zunächst wurde bekannt gegeben, dass das Spiel stattfindet. Wenig später war auch diese Nachricht wieder hinfällig – sowohl dieses als auch alle anderen Spiele wurden abgesagt. Somit führte mich der Weg in den Wetherspoon, wo Freunde an mich gedacht hatten, sich solidarisch zeigten und mir Cider spendierten.

Nach dem Frustsaufen ging es weiter zum Belfast International Airport. Am nächsten Morgen sollte es zurück nach Stansted gehen, um dann Portsmouth zu kreuzen.

Am Gate wurde der Boardingpass kontrolliert – doch wenige Sekunden später wurde der Prozess abgebrochen: Das Flugzeug stand nicht bereit. Verspätung um 1,5 Stunden. Es hätte einen neuen Zug gebraucht, um das Spiel noch zu erreichen, doch die Verspätung zog sich immer weiter. Erst stand auf der Anzeigetafel 13:00 Uhr statt 06:55 Uhr, später 16:30 Uhr und schließlich 17:30 Uhr.
Somit ging auch bei Portsmouth der zweite Anlauf in die Hose, nachdem ich 2023 bereits durch Krankheit gescheitert war.

Da hatte ich genug.
Schnell in die Futbology-App geschaut – und siehe da: Mit dem Kick Portadown FC – Glenavon FC wurde sogar ein Derby gefunden. Ich rief jemanden vom Verein an, um sicherzugehen, dass das Spiel wirklich zu 100 % stattfindet. Als dies bestätigt wurde, startete ich eine neue Tour. Boardingpass zerrissen – und im Bus nach Belfast fragte ich einen Kollegen spontan nach einem Ticket für den Sonntag-Kick Everton – Crystal Palace. Wenig später konnte ich eine Karte erwerben und buchte anschließend einen Flug nach Liverpool sowie einen neuen Rückflug nach Hamburg.

Das neue Tourprogramm stand, und pünktlich kam ich mit dem Bus aus Belfast in Portadown an. Nach 16 Stunden am Airport wurde es höchste Zeit, etwas zu essen – denn Snacks oder Essensgutscheine hatte Ryanair natürlich nicht angeboten. So besuchte ich ein indisches Restaurant und war mit dem Chicken mehr als zufrieden.

Nach all dem Stress spazierte ich weiter zum Stadion – und es war ein Gefühl von Glück, endlich die Flutlichtmasten zu sehen und wenig später den Ground zu betreten.
In diesem Moment war es für mich der schönste Ground der Welt – und auch wenn das übertrieben klingen mag, konnte der Shamrock Park nüchtern betrachtet absolut überzeugen. Besonders die alte Tribüne, die leider nicht mehr geöffnet ist, lässt die Herzen jedes Fußball-Nostalgikers höherschlagen.

Es folgte ein Besuch im Fanshop. Die Artikel gefielen mir gut, besonders das Gründungsjahr 1887, das mir sofort ins Auge fiel. Diese schöne Zahl entdeckte ich auch auf einer Mütze – und als ich nach dem Preis fragte, wurde mir die Mütze kostenlos angeboten, da der Bommel fehlte: DEAL!

Das Stadion war zwar nicht ausverkauft, aber gut besucht. Im Gästeblock fiel mir eine Erzgebirge Aue-Fahne auf. Die Fans von Glenavon und Aue pflegen ein freundschaftliches Verhältnis – Grund dafür ist ein nie ausgetragenes Europapokalspiel der beiden Vereine, das wegen des Kalten Krieges abgesagt wurde. Nachgeholt wurde die Partie schließlich im Juli 2025 im Mourneview Park – über 1000 Fans aus dem Erzgebirge reisten damals an.

Heute aber war Derbyzeit, und im Gästeblock wurde blauer Rauch gezündet, der durch den Wind allerdings stark verwehte und kein besonders schönes Bild ergab. Im Heimblock wurde immer wieder eine Fahnen geschwenkt und Gesänge angestimmt. Dank der Fans konnte überhaupt angepfiffen werden – sie hatten zuvor mehrere Sturmschäden am Stadion beseitigt.

Zur Pause stand es 0:1 für die Gäste, und ich stattete dem Club 91 (Social Club) einen Besuch ab. Dort bestellte ich mir einen frisch gezapften Apple Cider. Schade, dass man alkoholische Getränke nach wie vor nicht auf der Tribüne trinken darf.

In der zweiten Halbzeit machte ich noch ein paar Fotos und setzte mich dann auf einen freien Platz. Plötzlich hörte ich hinter mir Deutsch. Ein kurzer Blick – und schon wurde sich klassisch norddeutsch mit einem „Moin“ begrüßt. Es entstand ein nettes Gespräch, und gemeinsam sahen wir, wie Portadown das Spiel zu einem 3:1-Derbysieg drehte.

Der Ground war damit eingetütet. Zu meinem Glück wurde ich von den beiden deutschen Groundhoppern nach dem Spiel mit ihrem bestellten Taxi mitgenommen.

Der Tag endete am Flughafen von Dublin – mit einer weiteren Airport-Nacht und der Hoffnung, dass der Rest der Tour nun endlich glatt laufen würde. (fj)