MTV Gifhorn – U.S.I. Lupo-Martini Wofsburg – 3:1
„THE NIGHT THE LIGHTS WENT OUT IN GIFHORN“
25.10.2020
Oberliga Niedersachen (Staffel Süd)
GWG-Stadion an der Flutmulde
Zuschauer: ca. 300
GIFHORN – Dieses Kreuz in der Oberliga Niedersachsen war überhaupt nicht geplant. Aber: Kein‘ Bock auf Corona-Panik in Bayern, wo ich die letzten Tage vor dem nächsten Corona-Weltuntergang verbracht hatte und die Vereine ihre Wochenend-Spiele zuletzt freiwillig cancelten. Lieber fädelte ich auf dem Heimweg von Süd- nach Norddeutschland noch einen Zwischenstopp in Gifhorn ein und fuhr etwas eher als geplant heim. Die „Mühlenstadt“ in Niedersachsen – mit einem Bevölkerungs-Anteil von etwa 10% „Russlanddeutschen“ übrigens Zentrum der Spätaussiedler in Deutschland – liegt Luftlinie gar nicht mal so weit von meinem Zuhause entfernt, aber nach Gifhorn und in die nähere Umgebung, führt aus dem Ostsee-Raum seit jeher leider keine Autobahn.
So war mit dem Besuch beim MTV sozusagen eine rumpelige Hin- und Rückfahrt eingespart. Ein „Notnagel“ in Sachen Groundhopping ist der Oberligist aber gewiss nicht. Das „GWG-Stadion an der Flutmulde“ ist ein Ort, an dem der Fußball zu Hause ist. Selbst in Pandemie-Zeiten. Eine vollbesetzte, schicke Haupttribüne zeugt davon. Verschiedenfarbige, individuelle Eintrittskarten, Bratwurst vom Metzger, ein Fanshop-Mobil und letztlich sogar ein kleiner schwarz-gelber Support-Mob – das sind an und für sich genug Argumente, um jederzeit wieder die B4 nach Gifhorn hoch- und runterzukrauchen.
Zumal, wenn es zu einem „Derby“ kommt, wie an diesem Tag beim Spiel gegen die U.S.I. Lupo-Martini aus dem benachbarten Wolfsburg. Der Derbybericht in der „Gifhorner Rundschau“ hatte mich am Freitag getriggert, muss ich zugeben. Ohne den euphorischen Artikel aus der Provinz wäre ich sicher nicht darauf gekommen, dass es sich um ein Nachbarschaftsduell mit Belang handelt. Nicht mal „Gifhorn-Jörg“ kann die Freude trüben – natürlich bin ich an den einzigen Groundhopper auf der Welt geraten, der aus Gifhorn stammt und Lupo-Martini die Daumen drückt. Er erkennt mich sofort als seinesgleichen und ich habe 90 Minuten einen emsigen Gesprächspartner neben mir. Wer kennt es nicht? Aber ich will nicht klagen, sogar ein Getränk gibt er mir aus, das ich leider nach dem ersten Schluck bezeichnenderweise umstoße. Beim nächsten Mal bin ich denn dran. Nützt ja nichts.
Das Spiel hält, was die Gifhorner Rundschau versprochen hat: Nach kurzer Abtastphase macht der MTV Druck und erzielt nach einer Ecke das schönste Tor des Jahres: Kim-Marvin Kemnitz (ja, der heißt wirklich so) hält nach einem ruhenden Ball aus spitzem Winkel einfach mal drauf – so ähnlich wie Matthäus 1992 gegen Leverkusen. Schon ist der Bann gebrochen und wir erleben ein tolles Spiel zweier Mannschaften im Aufwind. Dem schnellen 2:0 folgt allerdings noch vor der Pause per direktem Freistoß der Anschlusstreffer für die Italiener. In der zweiten Halbzeit ist es lange Zeit ein offener Schlagabtausch, selbst nach der vermeintlichen Vorentscheidung zum 3:1, drückt Wolfsburg auf den Anschlusstreffer. Der verdiente Sieger heißt am Ende aber Gifhorn.
Dann geht das Licht ganz schnell aus. Beim ersten Spiel nach der Umstellung auf die Winterzeit, ist es kurz nach dem Abpfiff zügig dunkel. Die Gifhorner feiern den Sieg vor ihren Fans mit einem lautstarken „Derbysieger, Derbysieger!“. Regen setzt ein. Und der Spaß ist jetzt leider vorbei.
MM
