FC Würzburger Kickers – SV Waldhof Mannheim – 1:2
„FRIDOLIN UND DER FLIEGENFÄNGER“
22.01.2022
3. Liga
Zuschauer: 0
WÜRZBURG – Herzlich willkommen im Jahre 2022, zum nächsten Geisterspielauftakt!
Wie schon vor vier Jahren – 2018 – läutet die Redaktion das Fußballjahr am Dallenberg in Würzburg ein. Mit dem feinen Unterschied, dass 1480 Tage zuvor 6672 zahlende Zuschauer die Blechtraversen im Würzburger Süden gegen den 1.FC Magdeburg bevölkerten, wo sich heute nur ein paar Dutzend Menschen mit Plüschmikrofon, Bleistift und Notizblock verirren. Und trotzdem hat man noch Glück, denn die Zugfahrt nach München war bereits gebucht – in der bayerischen Landeshauptstadt rollte kurzfristig bekanntlich aber kein Ball am Samstag und ein Streckenhalt auf dem Weg nach München hieß: Würzburg.
Zwischen den beiden Besuchen am „Dalle“ fanden sich übrigens sowohl Würzburg als auch Magdeburg mal für jeweils ein Jahr in der Zweiten Liga wieder. Während in Magdeburg alles auf einen neuerlichen Aufstieg hindeutet, laufen die Kickers dieses Jahr Gefahr durchgereicht zu werden. Mit Mannheim kündigte sich zudem ein weiterer Aufstiegsaspirant am Main an. Doch während der letzte Sieg der Hausherren bis in den Oktober hinein zurückliegt, konnten auch die Waldhof-Buben zuletzt zweimal nicht punkten.
Nach fast zweistündigem Fußmarsch vom Bahnhof mit Abstecher zur Festung und einer kleinen Schweißperle auf der Stirnfalte, ist der Dallenberg erklommen und man steht nach recht intensiver Einlasskontrolle endlich in dem menschenleeren Stadion, das vollbesetzt doch wesentlich „seriöser“ wirkt, bekommt man dann jedenfalls nicht die Behelfstribünen im Auswärtsblock und auf der Geraden zu Gesicht. Ob der FWK die Blechtraversen in der Regionalliga noch braucht? Dem möglichen Abstieg will man in Unterfranken u.a. mit den beiden Wintertransfers Marvin Stefaniak und Peter Kurzweg entgegenwirken. Den besseren Start hat aber der Waldhof, dem nach bereits zwei Minuten die Führung – offenbar zu Unrecht – abgepfiffen wird. Doch es wird nicht die letzte Aktion vom starken Schnatterer sein, der die Kugel eigentlich im genau richtigen Moment durchgesteckt hatte.
Auf der Haupttribüne tummeln sich tatsächlich nur ein paar hochrangige Vereinsmitglieder und Presseleute. Keine Spielerfrauen, treuen Vereins-Omis oder B-Jugend-Stars. Dennoch geraten fränkische und kurpfälzische Vereinsoffizielle beinahe aneinander, bei der Frage: Abseits oder kein Abseits? Keine Diskussion gibt es allerdings kurz vor der Halbzeit, nachdem SVW-Stürmer Pascal Sohm frei vor dem FWK-Kasten zum Kopfball kommt und seine Farben in Führung bringt. „Fliegenfänger“ nennen Würzburger Offizielle liebevoll ihren Keeper und Kapitän Bonmann. Außerdem wird auf der Tribüne gegen die Stadt gewettert, die ein paar Tage zuvor finanzielle Hilfe für das Dallenbergstadion versagte und lieber über 140 Millionen Euro in das städtische Theater pumpen will. Alles scheiße in Würzburg. Immerhin hat Landesmonarch Söder fürs nächste Heimspiel wieder Zuschauer angekündigt.
Im zweiten Abschnitt passiert zunächst nicht viel, doch die Franken kommen immer besser ins Spiel, treffen ähnlich wie der Waldhof aus kurzer Distanz zum Ausgleich und drängen auf das Siegtor. Es entwickelt sich ein offenes, spannendes Spiel. Neuzugang Stefaniak hat zweimal den Sieg auf dem Fuß und vergibt kläglich. Wieder ziehen diese misslungenen Aktionen vernichtende Urteile von fränkischen „Vereinsgranden“ nach sich. Ganz still wird es in der Würzburger Ecke hingegen, als die Gäste in der 90. Minute nach einer Freistoßhereingabe von Schnatterer etwas glücklich durch einen Spieler namens Fridolin Wagner zum 1:2 treffen – wieder sieht der „Fliegenfänger“ im Würzburger Tor dabei nicht gerade elegant aus.
Fußball ist manchmal ganz einfach: Bei dem Spielverlauf braucht man gar keinen Blick auf die Tabelle werfen, man kriegt auch ohne Klassement schnell heraus wer unten und wer oben steht. (mm)




