DUISBURG – Länderspielpausen sind einfach nervig. Das hat sich damals vermutlich auch Ebby Kleinrensing aus Duisburg gedacht, als er nicht auf die Insel reisen konnte, um sein geliebtes Nottingham Forest in der Premier League zu sehen. Ob er sich dann die Länderspiele vor dem TV angeschaut hat oder stattdessen den Amateurfußball vor der eigenen Haustür verfolgte, bleibt offen.
Ich persönlich habe mich spontan für eine Reise ins Ruhrgebiet entschieden. Eigentlich sollte es zum Pokalspiel FC Büderich – Wuppertaler SV (1:0) gehen. Doch leider wurde der Wecker nicht gehört, und es ging erst gegen 07:00 Uhr mit dem Deutschland-Ticket aus Schwechheim los. Da eine pünktliche Ankunft dadurch nicht mehr möglich gewesen wäre, entschied ich mich alternativ für das Pokalspiel zwischen dem VfB Homberg und Rot-Weiß Oberhausen.
Nachdem auch noch mein Anschlusszug ausgefallen war, musste ich mir zusätzlich ein Ticket für den FlixTrain kaufen.
Duisburg wurde dann jedoch pünktlich erreicht, und es folgte ein Besuch bei einem Schnellimbiss, um einen Taxi-Teller zu testen. Gut gestärkt ging es anschließend in den Ground und auf die gut gefüllte Haupttribüne. Offensichtlich waren viele Anhänger des MSV Duisburg vor Ort, um sich den Auftritt des Reviernachbarn nicht entgehen zu lassen.
Aber auch die Fans aus Oberhausen waren zahlreich vertreten, der Gästeblock war komplett ausverkauft. Die Fanszene trat hinter einer breit gezogenen rot-weißen Fahne auf und verzichtete vollständig auf Gruppenmaterial. Die Lautstärke war zeitweise durchaus ordentlich.
Spielerisch hielt Homberg gut dagegen und forderte den Gast heraus. Somit brauchte es den Ex-Bundesliga-Profi Moritz Stoppelkamp, der den Unterschied machte. Binnen zwei Minuten (38./40.) schnürte er einen Doppelpack und sorgte für eine 0:2-Halbzeitführung. In den zweiten 45 Minuten fiel zwar noch der späte Anschlusstreffer (81.) durch Luca Thissen, doch der Ausgleich wollte nicht mehr gelingen, sodass der Favorit ins Viertelfinale einzog.
Für mich ging es im Anschluss weiter ins Ruhrstadion nach Mülheim, um den Tag mit einem Doppler abzuschließen. (fj)
FC Pro Vercelli – US Triestina – 3:1 Novara FC – Calcio Lecco 1:0
„AUF DEN SPUREN DES REKORDTORSCHÜTZEN”
09.11.25 Serie C Girone A Stadio Silvio Piola Zuschauer: 883/2.236
VERCELLI/NOVARA – Dieser Bericht ist eine Premiere im Landboten, denn gleich zwei Stadien kommen darin vor. Warum? Beide sind nach Silvio Piola benannt. Silvio wer? Wirklich geläufig war mir der Name vorher nicht, muss ich zugeben. Erst bei der Tourplanung für das Wochenende fiel mir die Namensgleichheit auf. Mit 274 Toren in 537 Spielen von 1929 bis 1954 ist “Il grande Piola” bis heute der Rekordtorschütze der Serie A, noch vor Francesco Totti. Ein Titel auf Vereinsebene blieb ihm allerdings verwehrt.
Beide Orte trennen nur 30 Autominuten und dank der Anstoßzeiten von 14.30 und 17.30 Uhr waren die Partien gut doppelbar. Los ging es beim Altmeister in Vercelli und die sieben Meisterschaften für ein Städtchen in Piemont sind bis heute außergewöhnlich. Über ein Jahrhundert nach dem letzten Scudetto finden sich die “Leoni” in der Serie C wieder und das Meisterbanner hinter der Curva ist auch schon ziemlich verblasst.
Für Groundhopper ist heutzutage die alte Haupttribüne mit dem Säuleneingang der Star in Vercelli. Auf dem Platz setzten sich die Gastgeber gegen die finanziell gebeutelten Gäste durch und sorgten für großen Jubel bei der “West Side” in der Curva. Übrigens begann Piola seine Karriere in Vercelli, allerdings erst nach der Meister-Ära.
In Novara war fantechnisch mehr Action zu erwarten, denn zwischen beiden Lagern hat sich in den letzten Jahren eine gewisse Rivalität entwickelt. Die 470 Ospiti aus Lecco kamen aufgrund von intensiven Einlasskontrollen erst nach neun Minuten in den Gästebock. Die Staatsmacht kassierte u.a. die Zaunfahne der “Shamrock” ein und die meisten anderen Gruppen hängten deshalb verkehrt herum auf. Mit ordentlich Wut im Bauch skandierte der Mob gegen die Polizei und Gastgeber.
Leider hat das dortige Piola aufgrund der hinzugestellten Stahlrohrtribünen an Charme eingebüßt und wie auch in Vercelli verlegte man irgendwann Kunstrasen. Als Piola nach dem Zweiten Weltkrieg in Novara seine Karriere beendete, kickten die Azzurri noch im alten “Stadio Enrico Patti”. Dafür brachten die Tifosi Leben in die Bude. Der “Vaffanculo” und “Merda”-Zähler schnellte in die Höhe und Lecco sorgte neben gutem Support mit dem ein oder anderen Rauchtopf für Akzente.
Sportlich besorgte da Graca mit dem Tor des Tages die nächsten drei Punkte für Novara. Für mich endete der Nostalgietag mit dem dritten Besuch im Mailänder San Siro, wo sich der Abriss hoffentlich noch etwas verzögern wird. (hr)
Bunã ziua aus Rumänien und herzlich Willkommen zur BILDERBUCHBUDE DER WOCHE (73). Das Wochenende steht vor der Tür und damit auch wieder eine Länderspielpause. Fluch und Segen zugleich, der eigene Verein pausiert in den meisten Fällen und damit auch die europäischen Ligen. Zeit zum Hoppen für mehrere Leute, ab in die Niederungen des Fußballs. Genau, an der Basis. Dort, wo es sich nicht um Millionen, Spielergehälter oder Sponsoren dreht. So auch in Rumänien, in der kleinen Stadt Moreni steht ein wahres Schmuckkästchen. Dieser Ground überzeugt mich bei meinem Besuch in allen Belangen! Schaut euch die Bilder an und setzt den Ground auf eure To-Do Liste. Wir wünschen eine angenehme Länderspielpause!
09.11.2025 Hong Kong Football Club Stadium Hong Kong Premier League Zuschauer: 608
HONG KONG — Die Asienreise im Herbst begann am Hong Kong International Airport und endete auch in Hong Kong. Nachdem wir am 24.10. eine Stunde nach unserer Ankunft in Hong Kong wieder über China ausgereist waren, besuchten wir noch Kambodscha, Vietnam, Südkorea und Macau. Zu guter Letzt stand der Länderpunkt Hong Kong auf der Tagesordnung.
In Hong Kong treffen zwei Welten aufeinander, der chinesische Gigantismus und das traditionelle britische Leben. Man sieht Doppeldeckerbusse und Straßenbahnen, aber auch überall nur Hochhäuser und unzählige chinesische Lokalitäten. Zwischen den ganzen Hochhäusern befindet sich im Stadtteil Happy Valley der Sportkomplex des Hong Kong FC. Auf der Anlage gibt es Fußball, Rugby und Hockeyfelder, dazu zieht sich drumherum eine Pferderennbahn. Alles, was der Brite feiert, wird hier auf wenigen Quadratmetern präsentiert.
Wir haben uns natürlich für den König aller Sportarten entschieden und drückten jeweils 100 HK$ für die Eintrittskarte ab. Wenige Sekunden später sahen wir schon die ersten Engländer mit einem Pitcher und mehreren Gläsern in der Hand. Bei 29 Grad kann man sich hier also schön den Helm lackieren. Wir gönnten uns erst einmal ein Erfrischungsgetränk und setzten uns auf die Tribüne. Aus den Boxen schallte schöne „Pub Music“, und zehn Minuten vor Anpfiff meldeten sich die beiden Stadionsprecher, ein Hongkonger und ein Brite mit feinstem Londoner Akzent.
„The Pride of Hong Kong“ wurde mit „Welcome to the Jungle“ aufs Feld geholt. Eine Fanszene der Heimmannschaft konnte man natürlich nicht entdecken, so etwas gibt es in England ja auch nicht mehr wirklich. Dafür brachten die Gäste ein paar Fans und zwei Fahnen mit. Der motivierte Mob unterstützte seine Jungs über 90 Minuten mit britischen Fangesängen. Heute konnten sie auch mehrmals jubeln, denn ihre Mannschaft entführte ganz souverän drei Punkte aus dem Dschungel, eine Wiedergutmachung nach der 7:0 Pleite unter der Woche in der AFC Champions League 2 gegen Ratchaburi aus Thailand.
Zufrieden verließen wir den Ground, der mit zwei Stands und einem schönen Hochhauspanorama begeisterte. Es ist einfach krass, wie viele dieser Bauten hier stehen. Wer keinen Platz hat, baut in die Höhe. In fünf Jahren sieht das hier wahrscheinlich noch einmal anders aus.
Fünf Minuten später waren wir im Hotel, genossen die Ruhe, gönnten uns später für faire 60 HK$ noch eine schöne Portion Ente mit Reis und knipsten ein paar Bilder von der Skyline im Dunkeln. Am nächsten Tag ging es nach zweieinhalb Wochen Asien wieder zurück nach Hause. Die nächste Reise nach Asien ist schon gebucht, in drei Monaten bringt uns Turkish Airlines mit frischer Frisur nach Singapur! (mb)
09.11.2025 Kreisliga B Gelsenkirchen Südstadion am Haidekamp Nebenplatz Zuschauer: 66
GELSENKIRCHEN – An diesem Wochenende dreht sich wieder einmal alles um Nordrhein-Westfalen. Am Sonnabend in der Heimat empfing man das Spitzenteam Borussia Dortmund im Hamburger Volksparkstadion. Wie schon so oft vorgekommen, bekleckerten sich die Borussen nicht mit Ruhm, sondern ließen Punkte in der Hafenstadt. Für mich war es eines der Wochenenden im Monat mit dem Motto “Zuhause bleiben”. Am Sonntag allerdings stand eine Tagestour in das beliebte Bundesland an. Der Plan war Oskarreif und gespickt mit tollen Ansetzungen im deutschen Amateurfußball.
Der Tag fing bescheiden an: Die Fahrt wurde selbstverständlich über die App “BlaBlaCar” angeboten, zwei Personen buchten sich für die Abfahrt am Sonntag um 07:00 Uhr ein. Eine halbe Stunde vor Abfahrt kam dann die Absage. Vielleicht war es ein Zeichen für den weiteren Verlauf des Tages. Im Glück-Auf Stadion Am Holzplatz in Sodingen sollte um 11:00 Uhr der Ball rollen. Am Stadion angekommen, wurden wir schon komisch von den Spielern des Heimteams erwartet. Die Frage kam: Seid ihr die Gäste? Nein! Schnell war klar, die Kicker aus Röhlinghausen haben wahrscheinlich alle ihren Wecker nicht gehört. Vielen Dank auch, flexibel umgeplant und dank wenig Zeit konnte leider nur noch der Revisit im Stadion am Schloss Strünkede eingetütet werden.
Ein absoluter Graus, mein Kick noch im (alten) Zustand, mit Tribüne aber leider schon mit Kunstrasen im Jahr 2021 gegen die SG Wattenscheid 09 bleibt mir wahrscheinlich für immer im Kopf. Sobald man dieses Stadion betritt, bricht jedem Fußballfan das Herz. Die Stadt Herne sorgte dafür, dass das Dach der Tribüne abgetragen wurde und das Herzstück dieses Grounds einfach gestrichen wurde. Eine verantwortliche Person erzählte von Plänen einer neuen Tribüne in Zusammenarbeit mit einer Firma für erneuerbare Energien, diese sollten die durch Asbest nicht mehr benutzbare Tribüne neu bauen. Nichts da, die Stadt entschied anders. Ein Stück Fußballgeschichte im Ruhrpott einfach mal weg. So wirklich zufrieden wirkte keiner der heutigen Zuschauer mit dieser Entscheidung, absolut zurecht!
Nach dem obligatorischen Besuch zum Komafressen ging es nach Gelsenkirchen. In Deutschland genießt die Stadt besonders bei Groundhoppern großes Ansehen. Die nächste Geschichte bahnt sich an. Das Südstadion am Haidekamp ist sicher einigen Lesern ein Begriff. Die Gerüchte um den Umbau sorgten für Sorgenfalten bei einigen Menschen. Da ich das Kreuz hier schon gesetzt habe und der Ascheplatz neben dem Stadion auch richtig was her gibt. Dank der Stadt Gelsenkirchen und der Nachricht vom Verein war ich mir sicher: das Stadion wurde gesperrt, obwohl es gutes Wetter war. Bahn frei für Fußball auf dem roten Rasen. Ich bin natürlich gespannt, wann hier wirklich die Bauarbeiten starten. Dieses Stadion ist eine absolute Perle, die Treppenstufen sind weiterhin gesperrt und dürfen nicht betreten werden. Kurzzeitig fühlt es sich so an, als wäre man wieder in Rumänien gelandet, nur mit Hinweisschildern.
Nebenan zocken die Kicker der Eintracht souverän gegen den Gast aus Resse, ebenso ein Stadtteil dieser schönen Stadt. Die Hausherren setzten sich souverän durch und gewannen ihr Spiel. Im Verkaufsladen gibt es Stauder, Malzbier von der gleichen Marke und andere Getränke für 2€. Die Currywurst mit Pommes bekommt man für 5€, einfach ein Traum. Preise, von denen wir in Norddeutschland träumen, sind hier noch an der Tagesordnung. Den Besuch auf dem Nebenplatz und natürlich im Stadion kann man jedem nur ans Herz legen. Der Ball kullert hoffentlich noch Ewigkeiten in diesem schönen Schmuckkasten! (tp)
31.10.2025 Serie C – Girone C Stadio Alberto Pinto Zuschauer: 3.876
CASERTANA – Nach der Ankunft in Neapel und einem leckeren Cappuccino folgte eine Stadterkundung. Zwar wurde die Stadt bereits vor zwei Jahren besucht, damals blieb jedoch nur Zeit für das spanische Viertel. Dieses Mal sollte daher mehr in das Touri-Programm investiert werden.
Zu Fuß ging es etwa 40 Minuten hinauf zum Aussichtspunkt Castel Sant’Elmo, wo mich ein herausragender Ausblick auf die Stadt am Hafen, im Schatten des Vesuvs, erwartete. Nachdem ich mich mit einem Hopper-Kollegen verabredet hatte, suchten wir eine Pizzeria auf, genossen die italienische Küche und schlenderten anschließend durch die Gassen der Stadt, ehe uns die Trenitalia nach Caserta brachte.
Dort besichtigten wir – wenn auch nur von außen – die Piazza Carlo di Borbone, einen riesigen Königspalast mit einem der größten Plätze Europas. Anschließend ließen wir uns in einer Bar nieder, wo unter anderem fleißig Aperol getrunken wurde.
Das Spiel rückte näher, und so spazierten wir weiter zum Stadio Alberto Pinto. Doch schon aus der Ferne hörte man Fangesänge aus einer Seitenstraße und konnte roten Rauch erkennen. Die Ultras, die eine Freundschaft zu den Anhängern von Mainz 05 pflegen, verabschiedeten sich gerade von ihren Stadionverbotlern.
Diese Fans waren jedoch nicht die einzigen, die vom Spiel ausgeschlossen wurden. Da es vor kurzem auf einer Autobahn zu einer Auseinandersetzung zwischen Anhängern von Caserta und Catania gekommen war, erhielten sowohl die Fans von Caserta als auch die Gäste aus Catania ein drei Monate gültiges Auswärtsfahrverbot. Folglich blieb der Gästeblock heute leer.
Trotzdem war es laut im Stadion. Die Heimfans zeigten über die gesamten 90 Minuten einen sehr starken, geschlossenen Auftritt mit gutem Liedgut und hoher Mitmachquote.
Ich gönnte mir in der Zwischenzeit meinen allerersten Borghetti – den süßen Espresso-Geschmack empfand ich allerdings als etwas gewöhnungsbedürftig.
Im Spiel musste Casertana zwei Rückstände hinnehmen. In der Nachspielzeit gab es jedoch tatsächlich noch einen Strafstoß, der auch der VAR-Überprüfung standhielt. Liotti trat an und traf zum 2:2, was zugleich den Endstand bedeutete.
Abschließend musste noch auf den Bus nach Neapel gewartet werden, ehe es mit einem Uber zum Flughafen ging. Für eine Airport-Nacht war dieser Flughafen allerdings wenig geeignet, da die Türen erst um 03:30 Uhr geöffnet wurden. Die Zeit verging aber wie im Flug und wenig später saß ich schon im Onkel Rainer. (fj)
08.11.2025 Parva Liga Stadion Vasil Levski Zuschauer: 29.595
SOFIA – Freitag erst ab 15 Uhr Feierabend und Sonntag muss es schon wieder nach Hause gehen? Kein Problem, ab nach Bulgarien! Die beliebte Billigflug-Destination Sofia machte es möglich, dass ein Hinflug um 6 Uhr am Samstag von Berlin mit einem Rückflug um 6 Uhr am Sonntag nach Dortmund kombiniert werden konnte – und das für nicht mal 50€. Die Zubringerfahrten per Bahn waren im Deutschland-Ticket inkludiert und der Spielplan der Parva Liga trug sicher auch zu der Entscheidung bei: „Eternal Derby“ im Vasil Levski und als Vorspiel fiel sogar noch Loko Sofia ab.
In Berlin konnte nach der Anreise ein Landesliga-Derby im Brandenburger Umland als Beifang mitgenommen werden, ehe es nach dem eiskalten Abend am nördlichen Stadtrand ofW zum BER ging, wo etwa 2,5h auf dem gepflegten Marmorboden Augenpflege betrieben wurde. Dabei musste man nicht alleine nächtigen – Grüße nach Braunschweig! Um kurz nach 4 klingelte der Wecker, da war die Sicherheitskontrolle schon knackenvoll, aber alles sollte pünktlich über die Bühne gehen und in den frühen Morgenstunden landete der Ryanair-Vogel in der bulgarischen Hauptstadt.
Im ersten Spiel des Tages passierte nicht viel. Star bei Loko ist sicher das Stadion. Immerhin fiel ein Tor für die Gäste und in der zweiten Halbzeit regnete es sich im Norden der Stadt ein. Kurz vor dem Abpfiff sollte eigentlich ein Taxi bestellt werden, doch die Zahlung scheiterte in der Yellow-App – warum auch immer. In den folgenden Minuten wurde mit internationalen Groundhoppern aller Art im strömenden Regen ein Kampf ums Taxi geführt und leicht durchnässt saß man nach kurzer Verzweiflung schließlich in einer der begehrten Mietkutschen.
Das Nationalstadion der Bulgaren bebte schon gewaltig, eine halbe Stunde vor dem Anpfiff und auf den „billigen Plätzen“ des Stadions hatte sich die handverlesene deutsche Groundhopper-Prominenz versammelt, an vorderster Front grüßte der „König der Groundhopper“ aus dem Schwarzwald. Tolle Konstellation – und das galt auch für das „Ewige Derby“, denn Levski thronte vor dem Spiel mit einigen Punkten Vorsprung am Platz an der Sonne, während CSKA mit 16 Punkten weniger im Tableau einen klassischen Fehlstart auf’s Parkett legte. Auch der große Favorit in der Liga aus Razgrad, mit einer Serie von zuletzt 14 (!) Meisterschaften in Serie, strauchelte in der bisherigen Saison.
Die Rollen waren also klar verteilt und dementsprechend euphorisch zeigte sich die Kurve von Levski. Zum Intro gab es eine Choreo mit einem „Opa“ und den sinngemäßen Worten „…bis zum Ende treu“, dazu immer wieder „Kampion“-Gesänge. Bei CSKA erblickte man die Vorbereitungen zu einer Choreo, zunächst blieb aber alles ruhig. Die Anfangsphase gehörte Levski und das galt auch für das Spielgeschehen. Die Gastgeber hinterließen einen motivierten Eindruck, kombinierten gut nach vorne, ließen aber die letzte Torgefahr vermissen. Dadurch brachte der Spitzenreiter die Gäste wieder ins Spiel, die auch auf den Rängen loslegten und eine Zettelchoreo starteten. Levski zog mit einer Choreo nach und ging in Sachen Tifo in Führung. Derweil schlichen die Akteure in einem immer schlechter werdenden Spiel torlos in die Kabine.
Die zweite Halbzeit begann mit einem Feuerwerk. Freilich nur auf den Rängen. CSKA bot eine Pyro-Show zum Besten. Das Spiel wurde unterbrochen. Und so blieb es die nächsten 20 Minuten: Anti-Fußball vom Feinsten und wirklich 0 Spielfluss. Auch diesmal zog Levski nach und die Heimkurve glühte. Doch der Rauch waberte in die andere Richtung ab und der Zuschauer bekam für 10 Minuten vernünftigen, unterbrechungsfreien Fußball zu sehen. CSKA hatte in diesen paar Minuten die Nase vorn und ging in der Schlussviertelstunde tatsächlich verdient durch einen Distanzschuss in Führung. Völlige Ekstase im Gästeblock, der im Gegensatz zu der Mannschaft wirklich über die ganze Spieldauer glänzend aufgelegt war.
Es folgten fast 20 Minuten Nachspielzeit, inklusive Massenschlägerei und Schein-Elfmeter. Levski hatte sein Pulver vollkommen verschossen und dieses Spiel geht vielleicht als Wendepunkt in die Saison ein. Gewinner der Partie wird vermutlich Ludogorets Razgrad gewesen sein. Oder aber die Groundhopper aus dem deutschsprachigen Raum, die sich nach einem zähen Spiel mit Happy End durch die Bank weg zufrieden zeigten und anschließend in bunter Besetzung noch ein nettes Zusammenspiel in der ständigen Vertretung der Hopperzunft in Bulgarien genossen – die Rede ist natürlich vom „Happy Grill“ in Sofia. (mm)
MTV Egestorf – TSV „Deutsche Eiche“ Bardowick – 9:10 n.E.
„DAS DORF BRENNT, DIE EICHE WACKELT!“
30.10.2025 Bezirkspokal Lüneburg Sportplatz am Ahornweg Zuschauer: ca. 300
EGESTORF – Feierabendkick im Bezirkspokal Lüneburg. Kennt ihr diese Tage? Alles ist angerichtet, der Stift fällt pünktlich auf der Arbeit, das Navi zeigt 15 Minuten Puffer an. Und dann geht’s los – Moloch Schwechheim, Unfall auf der Autobahn, Straßensperre am Zielort. Der gemütliche Kick im Herzen der Lüneburger Heide avancierte zum Stresstest. Fünf Minuten vor dem Kick-off wurde das Vehikel auf einem Feldweg neben der Gegengerade abgestellt und der Ground inoffiziell betreten.
Der unerwartete Stress sollte aber schnell abfallen. Nachdem man das eher unscheinbare Areal des MTV endlich erreicht hatte, musste zwei Mal geguckt werden, was hier am Ahornweg los war. Über 300 Zuschauer versammelten sich an der Bande und am Vereinsheim zog eine Support-Gruppe mit Doppelhaltern und Plakaten die Blicke an. Schon Minuten vor dem Einlauf konnten allerlei pyrotechnische Erzeugnisse in den Händen der Männer und Frauen erblickt werden und für den Anpfiff war natürlich klar, wo die beste Sicht auf das Geschehen herrschte. Bei so viel Klimbim steuerte man auch gerne nochmal den Schatzmeister am offiziellen Eingang an und ließ 4€ Eintritt in die Kasse springen.
Für den MTV Egestorf stand das Spiel des Jahres auf dem Programm. Bezirkspokal-Viertelfinale gegen den Landesliga-Absteiger aus Bardowick. Oder wie es die Egestorfer ausdrückten: Noch 7 Siege bis zu den Bayern, bis zum DFB-Pokal. Zum Einlauf der Teams gab es dann tatsächlich eine Pyromanie! Das wiederholte sich zur zweiten Halbzeit und auch am Ende der Partie. Wassereimer standen bereit und die Feuerwerksaktion störte niemanden auf dem Dorf. Ganz ehrlich – warum auch? Der Rahmen und schlussendlich der Mehrwert, der durch die Aktionen erzeugt wurde, ist sicher hoch einzuschätzen. Nach dem Anpfiff probierten es die „Äsdörper“ auch mit Gesängen, doch die Lichteffekte hinterließen den besseren Eindruck.
Reden wir über das Spiel, das intensiv begann, weil zwei gute Teams aus der Bezirksliga aufeinandertrafen. Nach kurzer Zeit war zu erkennen, dass Bardowick an diesem Abend das etwas bessere Handling besaß, besonders die Angreifer der Gäste wirbelten den heimischen Abwehrverbund durcheinander und kurz vor der Pause war es so weit: Der Gästespieler mit dem schönen Namen Don-Vaios Dovas traf per Direktabnahme ins lange Eck zur Führung. Alles deutete nun auf einen Auswärtssieg hin, doch Bardowick kassierte nur zwei Minuten später einen umstrittenen Platzverweis und die Uhren waren wieder auf 0 gedreht, als der Schiedsrichter in die Kabine bat. In der Pause wurde mit dem ersten Glühwein der Saison das Winterhalbjahr eingeläutet und im Vereinsheim wanderte ein Leberkässemmel mit süßem Senf über die Theke. Da auf dem brachliegenden Feld nebenan Karotten wuchsen, gab es mit der kostenneutralen Nachspeise sogar noch einen Schub für den Vitamin-C-Haushalt. Verpflegung in der Lüneburger Heide immer top!
Egestorf arbeitete am Ausgleich, doch die Angelegenheit gestaltete sich zäh. Ein Strafstoß musste zum Ausgleich herhalten, ehe es ins Elfmeterschießen ging. 16 Schützen verwandelten ohne große Mühen vom Punkt. Mittlerweile war das Zeiteisen auf halb 11 geklettert. Die Deutsche Eiche wackelte. Und dann ging es ganz schnell: Fehlversuch Egestorf, Matchball Bardowick. Dass auch auf der Heimseite fast ausschließlich zufriedene Gesichter und Kommentare zu sehen und hören waren, zeigt einmal mehr, dass nicht immer nur das Ergebnis zählt, sondern vor allem auch der Sportsgeist und das Wir-Gefühl – gerade auf dem Dorf.
Vielen Dank an den MTV Egestorf für diese gelungene Veranstaltung und Gratulation an die Gäste aus Bardowick zum Einzug in die nächste Runde! (mm)
Die BILDERBUCHBUDE DER WOCHE (72) kommt endlich mal wieder aus Skandinavien. Lysekil – ein Ort, der bisher unter dem Radar lief. Bilder zum Spielort suchten wir vergebens. Den heißen Tipp bekamen wir von einem norwegischen Groundhopper. Diese Perle direkt an der Küste schoss sich sehr schnell in das Schwedenherz. Schöner Amateurfußball und durch einen Fund nicht unbedingt weniger schwedische Kronen, gönnte sich die Reisegruppe einen frisch gegrillten Burger vom Grill. Herrlich! Für den nächsten Urlaub in Schweden lohnt sich der weite Weg entlang der Westküste bis nach Lysekil. Wir wünschen ein schönes Wochenende und eine gute Fahrt!
12.10.2025 Gullmarsvallen Lysekils AIK – Tranemo IF (5:0)
01.11.25 Jordanian Pro League Al Hasan Stadium Zuschauer: 7.000
IRBID – Ursprünglich hätte sich dieser Bericht um ein langes Wochenende in Istanbul drehen sollen. Zielspiel war Galatasaray-Trabzonspor, denn von den Großen Drei fehlten mir nur noch die Löwen. Dazu war noch ein Revisit bei Besiktas im Derby gegen Fenerbahce und ein paar Amateurkicks am Bosporus geplant.
Eigentlich perfekt, doch (mal wieder) grätschte das System Passolig rein. In den Wochen vor der Tour war die Website von Deutschland teilweise gar nicht erreichbar. Bei Besiktas hätte ich noch einen Kontakt gehabt, aber mir wurde das Ganze zu heiß. So sehr ich Istanbul und die Türkei mag, aber die Passolig muss einfach abgeschafft bzw. für Ausländer stark vereinfacht werden.
Aber kein Grund zur Panik, denn im Hopperleben ist Flexibilität eine Grundtugend. Ich schmiss den blauen Himmelsprüfer an, fand bezahlbare Anschlussflüge von Istanbul nach Amman und zurück und buchte die einfach dazu. Die Ansetzungen auf der Verbandswebsite spuckten zwei Doppler aus und Zeit für Sightseeing in Jordanien war auch noch drin. Top!
Am Samstag fuhr ich Richtung Norden und schaute mir die antike Stadt Gerasch an, die schon echt beeindruckend war. Von dort ging es weiter nach Al Ramtha, wo sich die Drittligisten Moab und Jordan Equestrian Club im eigentlichen Heimstadion von Al-Ramtha SC duellierten. Der Erstligist kickt fast 30 Minuten entfernt in Irbid.
Vor Ort sah ich dann auch, warum. Das Al Hasan Stadium war gut gefüllt inklusive vollem Gästeblock. Die hätten in Al Ramtha niemals reingepasst und auch aus Sicherheitsgründen wäre das Quatsch gewesen. Aufgrund der langen Nachspielzeit beim ersten Spiel war mein Puffer fast aufgebraucht und galant stellte ich den Mietwagen direkt vorm Eingang im Halteverbot ab. Ich rannte zur Haupttribüne, wo bereits die ersten Fackeln angerissen wurden. Geil!
Allerdings war mein Ticket für die Gegengerade. Nach zwei erfolglosen Scans zerknüllte der Ordner meine Eintrittskarte, bevor ich irgendetwas sagen konnte. Aber ein Einheimischer mischte sich ein und ich durfte passieren. Zehn Minuten nach Anpfiff ploppten dann auf der Gegengerade mehrere Fackeln auf und das Publikum kam immer mehr in Wallung. Top Atmosphäre, die ich so überhaupt nicht erwartet hatte.
Jedoch brachte Semreen nach 24 Minuten die Menge zum Schweigen bzw. den Gästeblock zum Ausrasten. Die Hauptstädter von Al-Wehdat haben 17 Meistertitel auf dem Konto und der Schiedsrichter pfiff die ein oder andere Situation zu Gunsten der Gäste, was die Heimfans natürlich auf die Palme brachte.
Ich hoffte auf einen Torjubel von Al-Ramtha und tatsächlich schoss Al-Saket in der 68. Minute die Pille zum Ausgleich rein. Völlige Ekstase auf den Rängen und wieder zündeten einige Fans, natürlich unvermummt. Einfach herrlich!
Nach dem Spiel lief ich zum Auto und hatte das erwartete Parkticket kassiert. Die Mietwagenfirma rechnete mit 15 Euro Strafe, die ich nach so einem überraschend guten Fanauftritt verschmerzen konnte. Am nächsten Tag stand mit Petra für mich das Sightseeing-Highlight des Jahres an und ich wurde nicht enttäuscht. Das Prädikat “muss man gesehen haben” darf man hier ohne Zögern vergeben! (hr)
31.10.2025 Landesliga Braunschweig Stadion am Sandweg Zuschauer: 2.185
GÖTTINGEN – Während die Arbeitnehmer in Süddeutschland an diesem Freitag fleißig an einer gerechten Verteilung des Länderfinanzausgleichs werkelten, wurde der Feiertag im Norden genutzt um endlich mal eine Bestandsaufnahme in Göttingen zu machen! Die Regionalzüge fahren die rund vierstündige Strecke von Schwechheim bis an die südliche Grenze Norddeutschlands mit kleinen Stops in Uelzen und Hannover durch. Es musste nur mal der richtige Tag und die richtige Paarung kommen. Spitzenspiel in der Landesliga, 07 traf auf 05 und das alles um 14 Uhr an einem Freitag – na, wenn das mal nicht die Voraussetzungen waren, nach denen man jahrelang die Augen offen gehalten hatte!
Mit einer kleinen Verspätung trudelte die zweiköpfige Reisegruppe in Göttingen ein und ein beherzter Sprint zum Busbahnhof sorgte dafür, dass die Linie 61 zum Jahnstadion gerade noch so erreicht wurde. Jahnstadion? Genau! Neben dem größten Spielort der Stadt befindet sich das „Stadion am Sandweg“. Auch ein besonderer Ground, mit Tribüne, Fachwerkhaus und Radrennbahn. Seit gut 100 Jahren Herberge der Spielvereinigung 07, die nach dem Niedergang des großen Konkurrenten vor über 20 Jahren die Führungsposition in der Studentenstadt in Sachen Fußball einnahm und seitdem etliche Jahre in der Oberliga Niedersachsen verbrachte.
Die 05er wurden 2003 nach missglücktem Insolvenzverfahren offiziell aus dem Vereinsregister gelöscht und gründeten mit den verbliebenen Jugendmannschaften einen neuen Verein (1.FC Göttingen 05), der wiederum mit dem RSV Geismar fusionierte (RSV Göttingen 05). Aus diesem neuen Verein wurde die I. Herren 2012 ausgegliedert und läuft seitdem wieder unter altem Namen und Logo auf. Sportlich war bisher in der Landesliga Schluss. Dieses Jahr sieht es aber für beide Teams gut aus, bis zum Ende oben mitzumischen. Platz 4 empfing Platz 3 in der Tabelle. Mit drei Punkten würde sich die siegreiche Mannschaft oben festsetzen.
Gott sei Dank klappte die Sache mit dem Bus. Eine dreiviertel Stunde vor dem Anpfiff bildeten sich schon lange Schlangen an der Kasse. Noch weit vor 14 Uhr wurde beschlossen den Anpfiff um 15 Minuten nach hinten zu verlegen. Nach dem Ticketkauf im Stadion selbst aber keine Spur von Chaos. Ein sehr gut aufgestellter Gastgeber begrüßte an diesem Fußball-Feiertag über 2000 Zuschauer in der Landesliga, kein Wunder wenn das bei diesen Zahlen anfangs etwas länger dauert. Bei der Verpflegung jedenfalls waren die Hausherren gut aufgestellt, es kam kaum zu längeren Wartezeiten und die Fleischprodukte vom Schwenkgrill mundeten vorzüglich. So bringt Amateurfußball Spaß und das galt für die ganze Veranstaltung! Zwar war ein Zug Bullen präsent, doch Ordner und Sicherheitspersonal konnte man an einer Hand abzählen, jeder Bereich im Stadion war zugänglich und es herrschte eine wahrlich anti-aggressive Atmosphäre, in der keinerlei Zwischenfälle registriert wurden. Geht doch!
Die Gästefans breiteten sich links neben der Tribüne aus und nichts war hier abgesperrt. Die 05er wurden aus Bremen und Linden unterstützt und der harte Kern besteht vielleicht aus gut hundert Personen, wobei natürlich viel mehr Leute im Rund dem ehemaligen Bundesliga-Aufstiegsrunden-Teilnehmer die Daumen drückten. Die 07er verfügen über keine Fanszene. Wenn man von den 2200 Zuschauern 200 Groundhopper abzieht, dürfte sich das Zuschauerverhältnis zwischen beiden Teams aber ziemlich gerecht aufteilen.
Die Gäste starteten mit einem Element auf dem das Gründungsjahr „1905“ zu sehen war und untermalten die Choreo mittels Feuerwerk. Kurz darauf wurde gelber Rauch gezündet und Pyro-Aktionen zogen sich durch das ganze Spiel. Außerdem unterstützten die Anhänger ihre Elf mit durchgehendem Support, wobei einige sehr melodiöse Lieder im Ohr hängenblieben. Hausbesetzer-Szene trifft bei 05ern Kutten-Kultur. Der Support verdient sich trotz dieser kruden Mixtur eine Spitzennote. Zumal, wenn man bedenkt, dass es keinen Widerpart in der Stadt gibt und das Verhältnis mit der sogenannten „Führungsriege“ zuletzt über Kreuz lag, was an diesem Tag aber keine Rolle spielte.
Die friedliche Atmosphäre übertrug sich zunächst auf das Spielfeld, wo keine Mannschaft Oberwasser errang, aber beide Teams immer mal wieder vor dem Tor auftauchten. Die Gäste trafen schließlich in der 43. Minute nach einem Standard per Kopf und jubelten eindrucksvoll vor der Kurve. Im Laufe der zweiten Halbzeit fiel der verdiente Treffer zum Ausgleich, ehe es in den Schlussminuten nochmal ordentlich zur Sache ging: Sowohl 07 als auch 05 vergaben hundertprozentige Siegchancen und schrammten knapp am Derbysieg vorbei. Nach dem Schlusspfiff waren wohl alle Beteiligten mit der Punkteteilung auf dem tiefen Rasen zufrieden, auch wenn sich kein Team in der Tabelle oben absetzen konnte.
Doch selbst wenn es nächstes Jahr keinen Oberligisten aus Göttingen gibt – unter diesen Voraussetzungen hat der Fußball in der Stadt eine Zukunft. (mm)
01.11.2025 Serie B Stadio Renzo Berbera Zuschauer: 27.077
PALERMO – Am 01.11.1900 wurde der Palermo FC von britischen Auswanderern und Schifffahrtsangestellten unter dem Namen Anglo Palermitan Athletic and Football Club gegründet. Sie riefen den Verein ins Leben, weil sie in Palermo lebten, eine Leidenschaft für den Fußball hatten und einheimische Spieler in den Sport integrieren wollten.
Im Laufe der Zeit erlebte der Verein mehrere Neuanfänge mit unterschiedlichen Wappen und Vereinsnamen. Seit 2022 trägt er wieder den Namen, unter dem wir ihn heute kennen: Palermo FC.
Und genau heute, am 01.11.2025 – auf den Tag genau 125 Jahre nach der Gründung – feiert Palermo FC seinen 125. Geburtstag.
In der Stadt waren die Feierlichkeiten bereits Tage vor dem Spiel sichtbar. Im Rahmen der Pink Week wurden verschiedene Orte der Stadt, darunter das Garibaldi-Politeama-Theater, in der Vereinsfarbe Rosa beleuchtet. Rosa soll die Süße symbolisieren, während Schwarz für die Bitterkeit steht – ein Ausdruck der wechselhaften Leidenschaft der Fans.
Auch im Stadion wurde kräftig gefeiert. Vor dem Anpfiff gab es eine große Lasershow, eine Artistin schwebte mit Ballons aus einem riesigen Geschenk und zeigte spektakuläre Kunststücke in der Luft. Paoletta von Radio Italia legte als DJ auf, und Violinist Samuele Palumbo begeisterte die Massen mit seiner Geige. Außerdem drehten Vereinslegenden wie Luca Toni eine Ehrenrunde und ließen sich von den Anhängern feiern.
Besonders beeindruckt war ich jedoch von der Choreografie der Palermo-Fans: Eine riesige Papp-Choreo in den Vereinsfarben mit der Zahl „125“ erstreckte sich über die gesamte Curva Nord, begleitet vom Spruch “IO CHE AMO – SOLO TE” („Ich liebe nur dich“). Immer wieder, besonders in der ersten Halbzeit, wurden Pyro Elemente gezündet. Teilweise stimmte das gesamte Stadion in den Support mit ein – eine unfassbare Atmosphäre, wie ich sie in dieser Intensität in Italien noch nie erlebt habe.
Auch die Spieler waren von der ersten Sekunde an hochmotiviert. Man spürte, dass sie den Geburtstag unbedingt mit einem Sieg krönen wollten – und man sah deutlich, dass der Tabellensechste gegen den Siebzehnten spielte. Nach einer 1:0-Führung zur Pause überrollten die Rosanero Pescara in der zweiten Halbzeit. Am Ende stand ein überzeugendes 5:0 auf der Anzeigetafel – besser hätten es sich die Fans nicht wünschen können.
Respekt gilt jedoch auch den Gästefans, die ihr Team unabhängig vom Ergebnis über die gesamten 90 Minuten lautstark unterstützten.
Ansonsten gehörte dieser Tag ganz und gar dem Palermo FC. (fj)
28.10.2025 Serie A Stadio Via del Mare Zuschauer: 25.569
LECCE – etwa zwei Monate vor der Tour begann meine Planung einer Italienreise. Mit dem Flug Hamburg–Bari gab es für 30 € ein Angebot, das ich mir nicht entgehen lassen konnte. Geplant war unter anderem das Spiel Lecce – Neapel, um meine Serie A- Komplettierung abzuschließen.
Doch der Vorverkauf startete ausschließlich in autorisierten Viva-Shop-Verkaufsstellen in Italien und nicht online. Eine Tageskasse sollte es ebenfalls nicht geben. Aus diesem Grund plante ich als Alternative das Spiel Pescara – Avellino ein.
Nach etwa 2,5 Flugstunden erreichte ich Bari – und da ich wirklich große Lust auf die Serie-A-Komplettierung hatte, startete ich einen letzten Versuch in einem Kostümgeschäft, das im Internet als Vivaticket-Verkaufsshop angegeben war. Und tatsächlich: Fünf Minuten später druckte die Verkäuferin mir eine Eintrittskarte für das Spiel aus. Für mich kaum zu glauben, dass noch so viele Plätze frei waren und ich mir sogar aussuchen konnte, wo ich gerne sitzen wollte.
Also schnell einen neuen Zug gebucht – und los ging die Fahrt!
In Lecce angekommen, wollte ich noch schnell mein Gepäck abgeben und hatte mir dafür eine Möglichkeit am Hauptbahnhof gebucht. Leider existierte der angegebene Shop jedoch nicht, sodass ich das Gepäck selbst mitnehmen musste. Am Ende wurde ohnehin nicht einmal in den Rucksack geschaut – und so saß ich schließlich mit vollgepackten Gepäck im Stadio Via del Mare.
Da ich bis dahin noch nichts gegessen hatte, verschlang ich einen wenig schmackhaften Hotdog. Gesättigt haben mich am Ende aber vor allem die italienischen Fankurven. Bei Lecce qualmte und rauchte es nahezu das gesamte Spiel über – am meisten Pyrotechnik gab es beim Einlaufen der Mannschaften. Auch die Gäste aus Neapel durften das Auswärtsspiel besuchen. Mein Herz schlug Azzurro! Einfach wunderschöne Farben.
Im Gegensatz zu den Auftritten der Fans war das Spiel selbst wieder einmal typisch italienisch: wenig ansehnlich und am Ende nur ein Tor, das in der 69. Minute durch Zambo Anguissa fiel. Zuvor hatte Lecce in der 56. Minute einen Elfmeter verschossen, sodass Neapel schließlich als Sieger vom Platz ging.
Nach dem Spiel fuhr ich mit dem Bus zurück ins Zentrum, um mir noch eine Komplettierungs-Pizza zu gönnen. (fj)