Seoul E-Land FC – Seongnam FC – 0:1
„DANKE FUSSBALLGOTT, KEIN E-LEND IN LIGA 1“
27.11.2025
K League 2 – HF Aufstiegsrelegation
Mok-Dong Stadium
Zuschauer: 2.394
SEOUL – Erst am Vortag erspähte ich im Schnellzug von Seoul nach Ulsan diese offensichtlich sehr kurzfristig angesetzte Partie zwischen dem Dritt- und Viertplatzierten der bereits beendeten Zweitligasaison. So wurde der ursprüngliche Plan, donnerstags weiter nach Pohang zu reisen, um dort die AFC CL 2-Begegnung der Steelers zu sehen, über den Haufen geworfen. Wir buchten spontan den letzten Zug aus Ulsan nach Seoul. Die Entscheidung hatte gleich aus zweierlei Gesichtspunkten Vorteile: Zwar hatten wir in Ulsan bereits eine Unterkunft gebucht, die nicht stornierbar war, jedoch hielt sich der Verlust in Grenzen, da Unterkünfte in Südkorea zumindest in unserem Reisezeitraum generell sehr günstig sind. Selbst in guten Lagen oder auch in Airportnähe findet man brauchbare Zimmer für unter 15 € p.P./Nacht. Außerdem war die Busfahrt nach dem Spiel aus Pohang zum Incheon Airport nicht online buchbar, was zu weiterem Nervenkitzel geführt hätte, ob wir unseren Abflug am Freitagmorgen überhaupt erreichen würden.
Ein weiterer Vorteil war zudem, dass wir so noch einen Tagesausflug in die DMZ machen konnten. Dieser 4 km breite Grenzstreifen zwischen den offiziell noch im Krieg befindlichen Ländern Nord- und Südkorea ist mit 25 € nicht nur bezahlbar, sondern auch absolut empfehlenswert.
Der Seoul E-Land FC wurde erst 2014 von einem liquiden Unternehmerverbund gegründet und bereits im Folgejahr in Liga zwei eingegliedert, ohne eine sportliche Qualifikation durchlaufen zu müssen. Tatsächlich hat sich in den 10 Jahren seit der Gründung eine kleine Fanbase entwickelt, und so fanden sich hinter einem der Tore ca. 150 Menschen ein, die einen sehr südamerikanisch geprägten Supportstil pflegten. Generell ist nach sechs gesehenen Kurven mein Eindruck, dass Lateinamerika als Vorbild dient, was sich sowohl in der Beflagung, den typischen Handbewegungen als auch im durchaus melodischen Liedgut, begleitet durch entsprechende Trommeln, widerspiegelt. Ansonsten war der Heimbereich eher mau besucht, was den Plastikverein aber nicht davon abhielt, einen absolut nervigen Animateur inklusive vier leicht bekleideter Damen mit Mikrophonanlage auf der Gegengerade zu platzieren, um das Publikum durch ununterbrochene Beschallung zum Klatschen zu motivieren. Fußball, wie ihn wirklich niemand braucht.
Den Seongnam FC kann man getrost als das komplette Gegenteil zum Heimverein bezeichnen. Bereits auf dem Briefkopf findet man sechs Meisterschaften, und auch in der Gästekurve war das Bild ein komplett anderes. Ca. 1.500 Schlachtenbummler versammelten sich hier und machten das Spiel über 90 Minuten mit einem grandiosen Support für uns sehr unterhaltsam und die Temperaturen um den Gefrierpunkt aushaltbar. In der 83. Minute gab es dann die komplette Eskalation, als ein Gästespieler nach einer perfekt getimten Flanke zum 0:1 einnicken konnte und wir den Torpogo des Jahres bestaunen durften.
Die Relegation wird in Korea in vier Spielen ausgetragen. Das Halbfinale spielt Platz 3 gegen Platz 4 der Abschlusstabelle, wobei dem Heimverein ein Unentschieden gereicht hätte, um das Finale zu erreichen. So darf nun Seongnam weiter hoffen, ist aber am Sonntag beim Bucheon FC zum Siegen verdammt. Auch dann ist man jedoch noch nicht aufgestiegen, das eigentliche Finale steigt dann gegen den Vorletzten der ersten Liga mit Hin- und Rückspiel. Unsere Daumen sind gedrückt.
Ergänzend ist noch zu erwähnen, dass auch der Zweitplatzierte in die Relegation muss und gegen den Drittletzten ais Liga 1 antritt.
Generell haben wir die Stadionbesuche in Südkorea als entspannt empfunden. Keine großen Sicherheitskontrollen, wobei man sogar Rucksäcke problemlos mit ins Stadion nehmen kann. Bei allen Spielen gibt es eine Tageskasse, und der Romantiker erhält ein Hardticket. Auch die Fraktion Untappd kommt auf ihre Kosten. Einzig und allein die Zuschauerzahlen waren etwas enttäuschend. Bei der Begegnung in Ulsan gegen Buriram fanden sich lediglich 2.500 Zuschauer im WM-Stadion ein, der übliche Schnitt liegt bei 18.000. Hintergrund ist, dass die AFC Champions League einen nicht ganz so großen Stellenwert besitzt, die Gegner aus Ostasien häufig uninteressant sind und der Südkoreaner seinen Fußball lieber an Samstag- oder Sonntagnachmittagen gegen den bekannten Rivalen bei Sonnenschein konsumiert.
Da es auch uns langsam zu kalt wird, freuen wir uns jetzt auf einen Temperaturunterschied von 30 Grad: Next Stop, Südostasien. (CvS)







