In Polen gibt es noch einige wunderschöne Grounds. Unsere BILDERBUCHBUDE DER WOCHE (76) stammt diesmal aus der Woiwodschaft Zachodniopomorskie. Sie ist inzwischen allerdings nicht mehr ganz so leicht zu kreuzen, denn KS Stal Szczecin trägt seine Heimspiele nur noch selten im Stadion Stoczniowy aus – meist spielt der Klub stattdessen auf dem Kunstrasenplatz auf der gegenüberliegenden Straßenseite.
Das Stadion wirkt, als sei es völlig aus der Zeit gefallen. Kaputte Stufen, marode Zäune und verwitterte Bänke lassen das Herz jedes Groundhoppers höherschlagen und sorgen gleichzeitig für ungläubiges Staunen: Stal Szczecin bestritt hier einst immerhin 13 Spielzeiten in der zweiten Liga. Wer heute Glück hat und den Ground dennoch kreuzen kann, trifft dort allerdings nicht mehr auf Gegner wie Arka Gdynia, Lechia Gdańsk oder Jagiellonia Białystok, sondern eher auf MKS Osadnik Myślibórz oder KS Wołczkowo-Bezrzecze
22.05.2021 Stadion Stoczniowy KS Stal Szczecin – DKS Jantar Dziwnów – 0:1
NIJMEGEN — Vor neun Jahren und einem Monat begann die Reise mit dem ersten Länderpunkt bei Vitesse Arnheim. Am heutigen Samstag sollte es dann endlich soweit sein. Der Spielplan bot für mich die perfekte Kombination: Um 16.30 Uhr wurde bei Excelsior angepfiffen und um 21 Uhr in Nijmegen. Die beiden letzten Mosaiksteine fehlten noch für das „Big Picture“ Eredivisie. Die Kartenbeschaffung für die beiden „immer ausverkauften“ Stadien verlief problemlos. Ich kontaktierte beide Vereine, und sie hinterlegten beziehungsweise schickten mir die Tickets.
Am Nachmittag bei Excelsior lief alles reibungslos, und rund 75 Minuten vor Anpfiff kamen wir am Goffertstadion an. Dort durften wir jedoch nicht auf dem Parkplatz direkt vor dem Stadion parken, da wir natürlich kein Parkticket besaßen. Keine 15 Meter weiter fanden wir allerdings einen öffentlichen Parkplatz und zahlten für 3½ Stunden gerade einmal 40 Cent.
Glücklich und entspannt liefen wir zum Stadion, tauschten das digitale Ticket gegen ein Hardticket, holten uns ein Heineken und setzten uns genüsslich auf unsere Plätze. Auf der gegenüberliegenden Seite bemerkten wir bereits einige Vorbereitungen – dort würde es heute wohl eine Choreografie geben.
Und genauso kam es. Auf der „All Day, All Night“-Choreografie sahen wir mehrere Spraydosen, was direkt zur nächsten Aktion überleitete. Zum 20-jährigen Jubiläum der Legio Noviomagum präsentierten die Ultras zunächst einen Bilderrahmen. Etwa 20 Minuten später begannen sie, das Bild mithilfe farbiger Rauchtöpfe zu gestalten. Am Ende trat ein Fan hervor, der das Banner für die nächste Choreo hochhielt. In Absprache mit dem Verein wurde in der Halbzeit ein großes Banner über ein Tor gezogen. Es folgte die Choreografie des zuvor „gemalten“ Bildes – inklusive Pyrotechnik, die gekonnt und sicher abgebrannt wurde. Hut ab für diese Leistung der Ultras! Besonders das Sprayen während des laufenden Spiels war für mich neu und äußerst beeindruckend.
Ebenso beeindruckend war die Leistung beider Teams im ausverkauften Goffertstadion. Beide Mannschaften pressten über 90 Minuten jeden ballführenden Spieler und versuchten, alles spielerisch zu lösen. Der Tabellendritte setzte sich am Ende mit 3:1 durch, auch weil Gonzalo Crettaz mehrere sensationelle Paraden zeigte. Wäre das Spiel 6:4 ausgegangen, hätte sich wohl niemand beschwert. Es war definitiv eines der besten Eredivisie-Spiele auf meiner Reise zur Komplettierung.
Diese endet nun im schönen Goffertstadion, das zwei Besonderheiten aufweist: Es gibt 150 sogenannte „Fieldseats“, bei denen die Zuschauer direkt hinter der Bande sitzen. Außerdem konnten wir die Gästefans kaum sehen, weil die Glasscheibe nahezu undurchsichtig ist.
Nach dem Spiel ging es die 420 Kilometer zurück in die Zentrale nach Schwechheim. Passenderweise fuhren wir kurz nach der Abfahrt am GelreDome vorbei – dort, wo die Reise einst ohne Clubcard begann. Insgesamt besuchte ich 19 Spiele in der Eredivisie und habe diese ominöse Clubcard nie benötigt. Wenn man die Vereine freundlich anschreibt und ihnen sein Anliegen schildert, helfen sie in der Regel gerne. Denn unsere niederländischen Nachbarn sind keine schlechten Leute: Sie geben einem gerne mal ein Bier aus, und jeder spricht „ein bisschen Deutsch“. (mb)
02.12.2025 DFB Pokal Olympiastadion Berlin Zuschauer: 51.193
BERLIN – DFB-Pokal in Deutschland. Grund genug, auch unter der Woche mal den Weg in die Hauptstadt auf sich zu nehmen. Den Arbeitstag hinter sich gebracht und rechtzeitig die Segel gestrichen. Ein Auto mit voller Besatzung aus Schwechheim nahm den kurzen Weg auf sich. Es fühlt sich schon fast wie Zuhause an, zählt es mittlerweile auch als mein zweitmeist besuchtes Stadion im deutschen-Profifußball. Das Auto wurde souverän in einer Nebenstraße abgestellt. Routiniert und zielorientiert den Weg in die blau-weiße Welt gestartet. Zuerst ging es zu den Traditions-Tickets der Herthaner. Was eine geile Aktion, für fünfzig Cent gibt es das Papierticket als Alternative für dieses trostlose print@home-Ticket des Vereins. Macht bitte weiter damit und danke für das kurze aber nette Gespräch!
Die roten Teufel aus der Pfalz mal wieder in der geschichtsträchtigen Spielstätte. Da werden wahrscheinlich nicht nur meine Erinnerungen wach, im Jahr 2024 spielten die Lautrer im Finale des Pokals gegen das Bayerkreuz. Mein erstes besuchtes Finalspiel in Deutschland, ein phänomenaler Auftritt der Jungs und Mädels vom Betzenberg. Für viele ein Highlight ihrer aktiven Fan-Karriere. Und heute? Circa 5.000 Fans nahmen den Weg unter der Woche auf sich, die ersten zwölf Minuten wurden auf beiden Seiten wie im Ligaalltag geschwiegen.
Während des Boykotts klingelte es das erste Mal im Kasten, die Alte Dame traf zum 1:0. Bitterer hätte die Partie für die Gäste kaum starten können. Nach dem wirklichen Anpfiff zum Spiel zeigte die Ostkurve die heutige Choreo: “Sehet die Fahne der alten Dame, fliehet ihr feindlichen Dämonen“. Der Startschuss war gesetzt. Ein solides Bild und ein brachialer Support der Herthaner. Wie so oft, kam es darauf an, lieferten die Fans ab. Oftmals gab es an diesem Ort Fan-Invasionen anderer großer Vereine. Die Ostkurve ist bei jedem dieser besuchten Spiele meinerseits mindestens mal konkurrenzfähig oder sogar besser. Die aktuelle Leistung stimmt, ein Lauf in der Liga und heute auf dem Platz sah es richtig gut aus. Die Angriffe und Abläufe stimmten, die Abwehr der Gäste wurde fast schon überrollt. Die Zuschauer wirkten fasziniert vom Auftritt ihrer Dame. Kurz vor dem Pausentee stand es 3:0, Marlon Ritter gelang noch der Anschluss. Ein kurzes Gefühl von erneuter Spannung bis zur 60. Minute. Hertha drehte wieder auf, die nächsten drei Tore und die Stimmung im Stadion erreichte erneut Höhepunkte. “Einer geht noch, einer geht noch rein” schallte es durch das weite und kalte Rund.
Der Mythos des Pokals lebt weiterhin, schafft es Hertha dieses Jahr bis ins Finale? Ein Traum vieler Herthaner, der sich vielleicht mal ergeben sollte. Der heutige Gast hat es vorgemacht, auch ein aktueller Zweitligist und schlafender Riese kann es verwirklichen. Mit Spannung warten wir auf die Auslosung. Für uns ging es mehr als zufrieden zurück ins Bett. 2 1/2 Stunden später erreichten wir die Heimat, hätte man ein Bezirksliga-Spiel in Lüneburg mit Anpfiff um 20:00 Uhr vor der Haustür gesehen, wären wir allesamt später zu Hause gewesen. DFB-Pokal um 18:00 Uhr, in meinen Augen eine top Anstoßzeit! (tp)
27.11.2025 K League 2 – HF Aufstiegsrelegation Mok-Dong Stadium Zuschauer: 2.394
SEOUL – Erst am Vortag erspähte ich im Schnellzug von Seoul nach Ulsan diese offensichtlich sehr kurzfristig angesetzte Partie zwischen dem Dritt- und Viertplatzierten der bereits beendeten Zweitligasaison. So wurde der ursprüngliche Plan, donnerstags weiter nach Pohang zu reisen, um dort die AFC CL 2-Begegnung der Steelers zu sehen, über den Haufen geworfen. Wir buchten spontan den letzten Zug aus Ulsan nach Seoul. Die Entscheidung hatte gleich aus zweierlei Gesichtspunkten Vorteile: Zwar hatten wir in Ulsan bereits eine Unterkunft gebucht, die nicht stornierbar war, jedoch hielt sich der Verlust in Grenzen, da Unterkünfte in Südkorea zumindest in unserem Reisezeitraum generell sehr günstig sind. Selbst in guten Lagen oder auch in Airportnähe findet man brauchbare Zimmer für unter 15 € p.P./Nacht. Außerdem war die Busfahrt nach dem Spiel aus Pohang zum Incheon Airport nicht online buchbar, was zu weiterem Nervenkitzel geführt hätte, ob wir unseren Abflug am Freitagmorgen überhaupt erreichen würden.
Ein weiterer Vorteil war zudem, dass wir so noch einen Tagesausflug in die DMZ machen konnten. Dieser 4 km breite Grenzstreifen zwischen den offiziell noch im Krieg befindlichen Ländern Nord- und Südkorea ist mit 25 € nicht nur bezahlbar, sondern auch absolut empfehlenswert.
Der Seoul E-Land FC wurde erst 2014 von einem liquiden Unternehmerverbund gegründet und bereits im Folgejahr in Liga zwei eingegliedert, ohne eine sportliche Qualifikation durchlaufen zu müssen. Tatsächlich hat sich in den 10 Jahren seit der Gründung eine kleine Fanbase entwickelt, und so fanden sich hinter einem der Tore ca. 150 Menschen ein, die einen sehr südamerikanisch geprägten Supportstil pflegten. Generell ist nach sechs gesehenen Kurven mein Eindruck, dass Lateinamerika als Vorbild dient, was sich sowohl in der Beflagung, den typischen Handbewegungen als auch im durchaus melodischen Liedgut, begleitet durch entsprechende Trommeln, widerspiegelt. Ansonsten war der Heimbereich eher mau besucht, was den Plastikverein aber nicht davon abhielt, einen absolut nervigen Animateur inklusive vier leicht bekleideter Damen mit Mikrophonanlage auf der Gegengerade zu platzieren, um das Publikum durch ununterbrochene Beschallung zum Klatschen zu motivieren. Fußball, wie ihn wirklich niemand braucht.
Den Seongnam FC kann man getrost als das komplette Gegenteil zum Heimverein bezeichnen. Bereits auf dem Briefkopf findet man sechs Meisterschaften, und auch in der Gästekurve war das Bild ein komplett anderes. Ca. 1.500 Schlachtenbummler versammelten sich hier und machten das Spiel über 90 Minuten mit einem grandiosen Support für uns sehr unterhaltsam und die Temperaturen um den Gefrierpunkt aushaltbar. In der 83. Minute gab es dann die komplette Eskalation, als ein Gästespieler nach einer perfekt getimten Flanke zum 0:1 einnicken konnte und wir den Torpogo des Jahres bestaunen durften.
Die Relegation wird in Korea in vier Spielen ausgetragen. Das Halbfinale spielt Platz 3 gegen Platz 4 der Abschlusstabelle, wobei dem Heimverein ein Unentschieden gereicht hätte, um das Finale zu erreichen. So darf nun Seongnam weiter hoffen, ist aber am Sonntag beim Bucheon FC zum Siegen verdammt. Auch dann ist man jedoch noch nicht aufgestiegen, das eigentliche Finale steigt dann gegen den Vorletzten der ersten Liga mit Hin- und Rückspiel. Unsere Daumen sind gedrückt. Ergänzend ist noch zu erwähnen, dass auch der Zweitplatzierte in die Relegation muss und gegen den Drittletzten ais Liga 1 antritt.
Generell haben wir die Stadionbesuche in Südkorea als entspannt empfunden. Keine großen Sicherheitskontrollen, wobei man sogar Rucksäcke problemlos mit ins Stadion nehmen kann. Bei allen Spielen gibt es eine Tageskasse, und der Romantiker erhält ein Hardticket. Auch die Fraktion Untappd kommt auf ihre Kosten. Einzig und allein die Zuschauerzahlen waren etwas enttäuschend. Bei der Begegnung in Ulsan gegen Buriram fanden sich lediglich 2.500 Zuschauer im WM-Stadion ein, der übliche Schnitt liegt bei 18.000. Hintergrund ist, dass die AFC Champions League einen nicht ganz so großen Stellenwert besitzt, die Gegner aus Ostasien häufig uninteressant sind und der Südkoreaner seinen Fußball lieber an Samstag- oder Sonntagnachmittagen gegen den bekannten Rivalen bei Sonnenschein konsumiert.
Da es auch uns langsam zu kalt wird, freuen wir uns jetzt auf einen Temperaturunterschied von 30 Grad: Next Stop, Südostasien. (CvS)
ERFURT – Es ist schon sinnvoll, sich so manches Stadion für ein besonderes Spiel aufzuheben. Nach Erfurt verschlug es mich schon einige Male, aber bisher wurde nur in der Stadt flaniert und genächtigt. Das Thüringen-Derby an einem Freitag um 20:20 Uhr und vor Ort noch über den berühmten Weihnachtsmarkt spazieren? Diesmal war das Eis gebrochen! Doch keiner wollte mitreisen. Alle waren schon mal da gewesen. Ganz klarer Plan also: Rein in den Zug und mit dem Deutschland-Ticket einmal quer durch das Land! Genächtigt wurde witzigerweise nicht in der Stadt. Während in Erfurt zur Vor-Weihnachtszeit keine Bude für unter 200€ zu kriegen war, reichten in Weimar 15 Münzen aus um ein warmes Bett zu bekommen.
Dank der gesperrten Strecke nach Berlin, beträgt die Reisezeit per Bahn von Schwechheim nach Erfurt aktuell schlanke 7 Stunden. Doch die Städte, in denen man Station macht und Umstiegszeiten von immer etwas mehr als 20 Minuten, machen die Reise erträglich. Da die Bahn sich diesmal an ihre Ankunftszeiten hielt, blieb vor dem Spiel noch genug Zeit für den Weihnachtsmarktbesuch. Erfurt wird hier seinem Ruf mehr als gerecht: Eine tolle Stadt zur Adventszeit! In der ausgedehnten Innenstadt ist genug Platz für alle, überall duftet und weihnachtet es und vor dem Dom baut sich schließlich ein Markt auf, der mit einer historischen Kulisse punktet und keine Wünsche offenlässt.
Positiv auch die Straßenbahnverbindung, die den Glühwein- und Lebkuchenkonsument in nur etwa 15 Minuten zum Stadion kutschiert. Obwohl das Steigerwaldstadion in dieser Saison eine Rekordkulisse erwartete, konnten 25 Minuten vor dem Anpfiff keine Einlassschlangen ausgemacht werden. Hinein ging es mit der „sichtbehinderten“ Karte, mit der man in der ersten Reihe wirklich gegen eine Betonwand und einen engmaschigen Zaun starrt. Irgendwo ist immer ein Plätzchen frei und so war es auch diesmal, so dass von weiter oben perfekte Sicht auf das Geschehen genossen wurde.
Die ersten 12 Minuten hätte man auch gegen die Betonwand starren können. Die Fußballer taten sich schwer und die Fans schwiegen im Steigerwaldstadion, dank der nahenden „Innenministerkonferenz“. (Bei dem Begriff sträuben sich die Nackenhaare). Nach 12 Minuten und 12 Sekunden ging das Derby langsam los. Zuerst startete Erfurt – und zwar auf den Rängen. Hinter dem Banner mit der Aufforderung an den thüringischen Innenminister, den Populismus in der Fußball-Frage zu stoppen, lugte schon sowas wie eine Choreo hervor. Und die Choreo kam. Was für eine! „Ausnahmezustand“ stand auf einer Stoffbahn. Nachdem rote Rauchtöpfe den Ausnahmezustand farblich untermalten, wurde kurze Zeit später das Silvesterfest um 33 Tage vorverlegt und es knallte minutenlang über dem dunklen Steigerwald. Ein ganz starkes Kurvenbild!
Und es sah so aus, als wenn der Auftritt die Mannschaft beflügelte. Nachdem Jena zu immer mehr Spielanteilen kam, konterte sich Erfurt nach einer halben Stunde zum 1:0. Oder besser gesagt: Der Spieler mit der Nummer 11 besorgte im Alleingang das 1:0. Drei Mann ließ Stanislav Fehler aussteigen und schob am Ende lässig zur Führung ein. Ganz klar: Diesen Abend in Erfurt zu verbringen, war gewiss kein Fehler! Nur Minuten später folgte das 2:0, ebenfalls nach einer schnellen Umschaltaktion. Ja, ist denn heute schon Weihnachten? Das Derby war endlich durchgestartet und wenig später ging es auch schon wieder in die Kabine. Die Erfurter Szene feierte Silvester und Weihnachten an einem Tag – und das am 46. Geburtstag von Coach Fabian Gerber.
In der Halbzeit wurde ordentlich Bewegung im Gästeblock registriert. Mit Flatterband markierte Jena verschiedene Sektoren und ließ eine Blockfahne von oben herab. Mit dem Wiederanpfiff raschelte es minutenlang im Block, bis das Bildnis zur Seite gezogen wurde und sich die Szene in blau-gelb-weißen Ponchos präsentierte. Auch hier wieder ein starkes Motiv, unterstrichen von dem Spruch: „Diese Schlacht gewinnen wir“. Der Zeitpunkt der Choreo war allerdings denkbar ungünstig gewählt. Denn mit der Vollendung des Auftritts fiel das 3:0. Romarjo Hajrulla, der nach dem Schlusspfiff einen Platzverweis kassierte, weil er den Torwart-Trainer von Jena umnietete, drosch einen weiteren Vorstoß trocken zur vermeintlichen Vorentscheidung in die Maschen. Schweigen im Gästeblock.
Spätestens zu dem Zeitpunkt war eigentlich klar, dass „der RWE“ das Derby zieht und zwar in allen Belangen. 10 Minuten später klingelte es im Erfurter Kasten nach einem sehenswerten Freistoß. Immerhin konnte man nochmal Jubel aus dem Auswärtsblock vernehmen. Erfurt spielte den Vorsprung danach ziemlich souverän runter und beschenkte sich selbst damit, dass der große Rivale im Aufstiegskampf nicht davonzog. Bei all dem Derby-Ausnahmezustand durfte man nämlich nicht vergessen, dass der Tabellendritte den Zweiten empfing und Erfurt den Vorsprung Jenas auf nun 4 Punkte verkürzen konnte. Ein echtes 6-Punktespiel also, aber ein Sieg im Thüringen-Derby lässt die Tabelle für einen Moment vergessen. (mm)
27.11.2025 Olympiakó Stádio Spiros Louis UEFA Europa League Zuschauer: 21.013
ATHEN – Ein Stadion geprägt von einer bedeutsamen Geschichte. Als Spielort für viele wichtige Sportveranstaltungen. Angefangen vom Olympischen Finale, als Spielort des Endspiels der Champions League oder eben als Austragungsort eines der wichtigsten Ereignisse in der Geschichte des Hamburger SV. Neben Torschützen an diesem Ort wie Felix Magath, Marco van Basten, Filippo Inzaghi oder Carlos Tévez. Neben dem HSV hat auch der 1. FC Lokomotive Leipzig eines seiner Highlights in diesem geschichtsträchtigen Stadion! Anders als die Rothosen verloren die Leipziger ihr Endspiel allerdings gegen Ajax Amsterdam. In der Saison 2011/2012 gab es im Derby zwischen Panathinaikos und Olympiakos Piräus heftige Krawallen. Molotowcocktails flogen durch das Stadion, das Spiel wurde aufgrund dessen abgebrochen. Ehemaliger Leiter der Partie: Marco Fritz. Andere Länder, andere Sitten. Solche Bilder in einer deutschen Arena und Daniela Behrens ist in jeder Talkshow von Markus Lanz Stammgast!
Der ursprüngliche Plan, die Akropolis vorher zu besichtigen, wurde aus guten Gründen auf den nächsten Besuch in der Hauptstadt vertagt. Das Wetter war absolut nicht kulturfreundlich, schüttete es doch den ganzen Tag wie aus Kübeln. Somit wurde das Geld erstmal gespart und die sowieso schon nassen Socken kurzzeitig in der Unterkunft getrocknet. Vorab wurde das leckere Essen der griechischen Küche getestet. Die Prüfung ist definitiv mal bestanden, eine herrliche und für europäische Verhältnisse auch noch kostengünstige Speisemöglichkeit.
Die Anstoßzeit sorgt dank Zeitverschiebung für keine großen Freudensprünge. 22:00 Uhr zur local time. Die Gäste aus Graz, sowie die Heimkurve hielten trotz des schlechten Wetters zum Glück nichts ab. Der Support von beiden Seiten war gut, so richtig schwappte der Gesang des Gate 13 aber nicht auf die anderen Zuschauer über. In so einer großen Schüssel aber auch durchaus als schwer zu betiteln. Parallel spielten die Brüder aus Wien im verschneiten polnischen Częstochowa ihr europäisches Spiel. Die verhassten Gäste heute bei ihren Freunden sollten aber nicht ohne Botschaft zurück nach Österreich fliegen. “Hurns Grazer” und ein Banner für die Freundschaft zwischen Panathinaikos und Rapid zeigte die Heimkurve. Zum Einlaufen der Akteure gab es im Gästeblock ein paar Blinker zu erspähen. Diese wurden am heutigen Tag zahlreich von Anhängern aus Karlsruhe unterstützt. Zum 1:0 gab es auch bei Panathinaikos vereinzelt brennende Fackeln zu erkennen.
Die wichtigste Frage der Ticket-Beschaffung kommt zuletzt. Mit der App: “gov.gr-Wallet” kann man sich Interessierter anmelden. Die Tickets wurden 7 Tage vor dem Kick über den offiziellen Shop des Vereins veröffentlicht. Es erforderte somit eine Registrierung beim Verein und der App. Ich erinnere mich in anderen Beiträgen der großen Groundhopper-Community über viele Schwierigkeiten seit Einführung der Personalisierungen. Dank der App erfuhr ich über den NFC-Chip in meinem deutschen Ausweis, hat ja auch alles Vorteile. Tageskassen ohne jeglichen Aufwand werde ich trotzdem immer vorziehen.
Nach dem Kick ging es zum vorbestellen “freenow”. Eine bessere Alternative zu Uber in dieser Stadt. Zumindest fand ich mit der App viel schneller einen Fahrer. Über Nacht zog ein heftiges Gewitter über Athen, dieses Naturschauspiel sorgt dafür, dass der Bericht schon am Freitagmorgen geschrieben wurde. Mein geplanter Flieger hat dadurch fast 4 Stunden Verspätung. Oder um es mit der Überschrift zu sagen: Der Sturm zieht auf! (tp)
Glück auf! Kleine Jubiläumsausgabe der BILDERBUCHBUDE DER WOCHE (75) zum Start der Weihnachtszeit. Erster Advent, der Winter in Deutschland zieht seine Bahnen. Am heutigen Freitag steht eine Perle auf dem Programm. Die Dorotheen-Kampfbahn in Dinslaken gleicht einer Pralinenschachtel. In den Niederungen des Amateurfußball kickt das Team vor ungefähr 40 Zuschauern. Der Zuschauerschnitt gleicht einer grauen Maus, die Kampfbahn ist definitiv jeden Besuch wert. Obacht, der künstliche Rasen hat mittlerweile auch hier Einzug gefunden, wie so oft wird dieser des Öfteren der wahren Perle vorgezogen. Viel Glück bei eurem Besuch!
„BILETINIAL PROBLEME ÜBER DEN DÄCHERN VON ISTANBUL“
23.11.2025 Ümraniye Belediyesi Şehir Stadyumu
1. Lig Zuschauer: 500
ISTANBUL — Der letzte Tag der Istanbul Tour begann mit einer kleinen Weltreise durch Istanbul. Mit der Fähre und mehreren Bussen brauchten wir knapp zwei Stunden von unserer Unterkunft am Galata Kulesi bis nach Ümraniye, und wir waren bei weitem noch nicht am Ende von Istanbul. Am Stadion angekommen trafen wir auf zwei weitere Deutsche, die versuchten, Karten für das Spiel zu bekommen. Normalerweise würde man mit der Passo App ganz entspannt Tickets für ein Spiel in der zweiten Liga bekommen, aber nicht bei Ümraniyespor. Denn seit kurzer Zeit müssen die Zweitligisten ihre Karten nicht mehr über Passo verkaufen, sondern können dies auch auf anderen Wegen tun. Die Karten müssen jedoch über ein Portal verkauft werden, bei dem man sich mit seinem Pass registrieren und den Account per SMS aktivieren muss. Nur kommt bei Biletinial eben nicht immer eine SMS an. Der eine Deutsche bekam einfach keine SMS zur Aktivierung und durfte deswegen tatsächlich nicht ins Stadion. Von den Ordnern und Verkäufern gibt es auch kein Mitleid. Entweder man hat bei Biletinial einen gültigen Account, oder man muss draußen bleiben. Für die Groundhopper heißt das scheußliche Duo in der Türkei also seit neuestem Passo und Biletinial. Wir hatten glücklicherweise gute Kontakte zum Verein und ersparten uns diesen Mist.
Wir kamen wie alle Nicht VIPs auf die Hintertortribüne, wo sich die Ultras rechts neben uns formierten. Der Support ging rund 20 Minuten vor Anpfiff los und wurde nur für die Hymne unterbrochen. Viele jüngere Türken standen im Block und machten mit. Wer nicht ordentlich mitmachte, wurde vom Capo höchstpersönlich entfernt. Zucht und Ordnung bei Ümraniyespor! Auf dem Rasen wurde in den ersten 24 Minuten ebenfalls ordentlich aufgeräumt, denn sowohl bei Ümraniyespor als auch bei Bodrum musste einer duschen gehen. Zwei rote Karten nach 24 Minuten hatte ich auch noch nie. Auf ein Tor mussten wir bis zur 69. Minute warten. Der Gastgeber konnte quasi aus dem Nichts treffen und brachte dieses eine Tor über die Zeit. Warum Bodrum vor dem Spieltag Zweiter war, ist mir schleierhaft. Von denen kam gar nichts. Für Ümraniyespor waren die Punkte im Kampf um den Klassenerhalt Gold wert. Nach dem Spiel wurde noch ein Foto mit der Mannschaft und den Fans gemacht. Möglicherweise sieht man mich als Fotograf von oben.
Das Highlight vor Ort ist natürlich die Lage des Stadions. Von der Hintertortribüne kann man die Skyline von Istanbul sehen und die anatolische Seite in ihrer vollen Pracht bestaunen. Viel mehr Panorama geht beim Fußball in Istanbul wahrscheinlich nicht.
Der ursprüngliche Plan war, nach dem Spiel eigentlich noch zu Besiktas zu fahren, aber dort ist es nicht möglich, seinen Rucksack abzugeben. Ohne Rucksack hätten wir jedoch nicht zum Stadion fahren können, da unser Flieger um 21:55 Uhr Ortszeit abhob. Bei einem Anstoß um 17 Uhr und einem Ende kurz nach 19 Uhr ist die Zeit für einen Umweg leider nicht drin. Deswegen fuhren wir nicht zu Besiktas, sondern stiegen ins Taxi, um noch etwas Leckeres zu essen. Unser Taxifahrer war tatsächlich bis vor dieser Saison noch Stadionsprecher bei Ümraniyespor und zeigte uns stolz seine Fotos aus der Zeit in der Super Lig. Zufälle gibt es! Er lieferte uns in Kadiköy ab und dort fanden wir schnell einen Laden mit viel Fleisch. Die Grillteller wurden serviert und es war einfach nur köstlich! Ein gelungener Abschluss einer schönen Tour am Bosporus. Trotzdem muss man sagen, dass die Ticketbeschaffung einem die Nerven raubt. So gerne ich auch in der Türkei bin und zum Fußball gehe, aber diese Umstände sind einfach bescheiden. (mb)
ISTANBUL — Mein Vater und ich machen jedes Jahr eine Vater- und Sohn-Tour mit Fußball, Sightseeing und ein paar leckeren Kaltgetränken. Dieses Jahr lockte uns Pegasus mit super Flugzeiten und einem fantastischen Preis von 85 Euro für Hin und Rückflug in die Türkei. Freitagmorgen landeten wir pünktlich um 05:55 Uhr in Istanbul, fuhren in die Stadt und gönnten uns erst einmal mit einem anderen Redakteur ein leckeres türkisches Frühstück. Im weiteren Verlauf des Tages besuchten wir noch ein paar Arbeitskollegen und inhalierten den einen oder anderen Raki sowie ein paar Efes auf einer Bootstour.
Am Samstagabend sollte dann das Hauptspiel unserer Tour stattfinden: das Heimspiel von Galatasaray mit den Stars um Icardi, Sané und Gündoğan. Um Zutritt zu einem Süper-Lig-Spiel zu haben, muss man die Hürde „Passo“ meistern. Und hier wurde es dann tatsächlich mal wieder anstrengend. Drei Tage vorher kamen die Tickets in den Verkauf und natürlich konnten nur Personen mit dem Galatasaray-Logo auf ihrer Passo-Tickets kaufen. Mein Vater und ich hatten aber nur eine neutrale Passo, damit wir auch weitere Spiele besuchen können. Daher bin ich beim ersten Versuch der Beschaffung gescheitert, denn auch eine neutrale Karte kann man nicht umwandeln. Somit hieß es, schnellstmöglich zwei neue Passo-Karten mit dem Galatasaray-Logo zu besorgen. Über zwei Handys kaufte ich zeitgleich die Karten und kehrte in den Ticketshop zurück.
Nächste Hürde: Pro Account kann nur eine Karte gekauft werden. Also blätterte ich auf beiden Handys hin und her und suchte einen Block, in dem ich zwei Plätze nebeneinander beziehungsweise übereinander fand. In Kategorie 7 von 11 wurde ich fündig und wählte parallel jeweils eine Karte aus. Eine kaufte ich mit meiner Mastercard, die andere mit der Visacard. Ein paar Minuten später waren die Karten im Warenkorb und wir waren pro Karte 102 Euro ärmer. Mir schlotterten nach dem Kauf die Knie und ich brauchte erst einmal etwas zu trinken.
Mit der Bestellbestätigung und unseren Reisepässen ging es dann zur Kasse, und dort erhielten wir problemlos unsere Zugangsberechtigung. Da wir uns bei den hohen Kosten die volle Gala-Experience gönnen wollten, holten wir uns vorher für einen Zehner noch ein Trikot auf dem Basar und wurden auch im offiziellen GS-Shop fündig. Für uns gab es je ein T-Shirt für 11,50 Euro und für einen geschätzten Kollegen besorgte ich noch das neue Legendentrikot. Dieses ist so beliebt, dass Gala in den ersten vier Tagen schon mehr als drei Millionen Euro damit eingenommen hat!
Mit den hohen Ticketpreisen und der ganzen Euphorie der fanatischen Fans kann man das Star-Ensemble gut bezahlen. Im Stadion liefen wir dann natürlich auch einem weiteren Deutschen in die Arme, der uns bestätigte, dass die Tickets bei Gala immer so teuer sind. Für Champions-League-Spiele gegen St. Gilloise oder Bødo Glimt muss man hier für ein normales Ticket auch mal umgerechnet 300 Tacken auf den Tisch legen.
Nun fragt man sich natürlich, ob es sich lohnt, für 100 Euro ein Fußballspiel in der Türkei zu sehen. Ich kann dies definitiv mit „Ja“ beantworten, denn was hier auf den Rängen abging, war absolut krass. Zum Anpfiff erhob sich das komplette Stadion und blieb stehen. Über 90 Minuten stand das gesamte Stadion und feuerte ihre Elf lautstark an. Wenn der Gegner am Ball war, gab es jedes Mal ein Pfeifkonzert, das immer lauter wurde, je länger der Gegner am Ball blieb. Nach 22 Minuten waren jedoch alle Heimfans schockiert, denn Gençlerbirliği konnte in Führung gehen. Das Stadion war aber nur gut drei Minuten leise, denn kurz nachdem die ersten Spieler des Gastes den sterbenden Schwan spielten, war die Stimmung wieder voll da. Insgesamt acht verschiedene Spieler von Gençlerbirliği lagen in der ersten Hälfte am Boden. Was für eine Heuchlertruppe! Zur Pause musste sich jedoch etwas ändern. Ilkay Gündoğan kam rein und Gala wirkte wie ausgewechselt. Direkt zu Beginn der zweiten Hälfte drehte Gala das Spiel in wenigen Minuten und das Dach flog weg. Alter Falter, war das laut! Das Stadion bebte und nachdem ein Schauspieler der Gäste frühzeitig vom Platz musste, war eigentlich alles klar.
Trotz Überzahl mussten alle Gala-Fans noch zittern, da Gençlerbirliği noch einmal rankam und bei Sané und co die Knie schlotterten. Der Kollege neben uns musste frühzeitig raus, da er es nicht mehr aushielt. Er war nervlich völlig am Ende. 124 Minuten nach Anpfiff konnten alle Heimfans durchatmen: Die drei Punkte blieben im RAMS Park!
Wir gingen entspannt aus dem Stadion, bekamen sofort die erste Metro und waren keine 40 Minuten später schon in einer Bar am Hotel, wo wir uns noch zwei leckere Efes auf den gelungenen Abend gönnten.
Es war unglaublich anzuschauen, wie spielbezogen der Support der Fans ist. Hier leidet jeder bei jedem Fehlpass mit und jeder Ballgewinn wird frenetisch gefeiert. Das 3:2 war für alle Fans eine Achterbahn der Gefühle. Vom totalen Tiefpunkt bis zum tollsten Tag ihres Lebens war in 90 Minuten alles dabei. Mega!
Nach diesem tollen Abend waren auch alle Passo-Probleme bei uns vergessen. Wahrscheinlich gehört dieses Leiden um die Zugangsberechtigung in der Türkei für uns Ausländer einfach dazu. Die Fans leiden mit ihrer Mannschaft und wir Ausländer leiden am Handy an der Passo-App. (mb)
23.11.2025 Stadio Rigamonti Ceppi Serie C Girone A Zuschauer: 2.383
LECCO – Wieder einmal wurde eine Reise zum Auswärtsspiel des eigenen Vereins inklusive Tour geplant. Das Programm drumherum wurde nochmal überdacht und am Ende des Tages zahlte es sich vollkommen aus. Ein Spiel in der Bundesliga im südlichen Raum ist perfekt für einen Sonntag in Italien. Das fahrende grüne Hotel brachte mich von München nach Mailand binnen sieben Stunden. Die Auswahl an Spielen ist in diesem Land so gut wie immer enorm hoch. Zufälligerweise stand der Besuch beim Mailänder Stadtderby zur Debatte, bei Ticketpreisen um die 180€ strich ich diese Option schnell von meiner Agenda. Hinterher mit dem Drama um das Banner der “Sodalizio” die richtige Entscheidung. Dann folgte die Terminierung der Serie C und diese Liga beschenkte mich mit einem Heimspiel am Abend vor den Toren Mailands. Perfekt, dieser Verein stand sowieso schon lange auf meiner Liste, sei es wegen des Schwärmen meines Redaktionskollegiums oder aufgrund der tollen Lage der Stadt.
Mit meinem Vorspiel in Novara, einem weiteren Drittligisten und ehemaligen großen Club aus Italien traf ich die richtige Wahl. Wer Näheres über diesen Verein erfahren möchte, empfehle ich den Bericht vom Kollegen (hr) aus Novara. Mega Geschichte, um einen am Boden liegenden Traditionsverein. Zu früher Nachmittagsstunde trat ich also den Weg von Novara nach Lecco an, vorm Spiel wollte ich noch dem Tipp meines Kollegen nachgehen. “Pizzeria del Corso”. Herrlich, für den Norden Italiens eine hervorragende Pizza mit dünnem Teig. Die Empfehlung gebe ich gerne und mit ruhigem Gewissen weiter. Die Stadt Lecco glänzte mit einer phänomenalen Aussicht auf Wasser und Berge, selbst in der Dunkelheit versprach ich mir nicht zu viel. In den Lokalen um das Stadion herum tummeln sich die Ultras der Stadt. 45 Ospitis aus Cittadella nahmen die rund 2 1/2H Fahrt auf sich und folgten ihrem Verein. Eine herrliche Atmosphäre!
Zum Start des Spiels zeigte eine kleine Gruppe auf der Gegengerade ein Banner, dieses kritisierte die Anstoßzeit um 20:30 Uhr an einem Sonntag. Aus meiner Sicht finde ich gerade diese Spiele geil, aber klar aus Fansicht ist es nunmal der größte Schrott. Der aktuelle Zweitplatzierte dominierte das Spiel, es gelang aber nicht ein Tor zu erzielen. Der Einsatz stimmte auf dem Platz und die Kurve brachte mein Knie zum mitschwingen. Ein herrlicher sympathischer Auftritt italienischer Ultras. So muss es sein, da vergisst der Mensch schnell, dass er bei Temperaturen um die 2 Grad eigentlich frieren müsste. Nein, die Begeisterung siegt. Wieder einmal jeder Kilometer, Verzicht auf Schlaf oder aufs eigene Bett wurde nicht bereut. “Lecco Mio” – Die Sympathie ist gesichert.
Über das ganze Spiel vergaben die Gastgeber Chancen, kurz vorm Ende des Spiels passierte das, was in solchen Spielen immer geschieht. Heutzutage VAR-Einsatz und die Überprüfung eines möglichen Elfmeters für die Gäste. Ein paar Minuten später läuft der Schütze an und trifft ins Eck. Die Gäste führten und wussten wahrscheinlich genauso wenig wie ich, was hier gerade abgeht. Führung! In den letzten Minuten sollte der Ausgleich auch nicht mehr fallen, die Gäste gewannen drei Punkte und sicherten sich somit den Anschluss an die obere Tabellenregion. Für mich kam der Startschuss in die Unterkunft, der beliebte Rückflug aus Italien in die heimischen Gefilde stand an. Zum Glück, vergeht nicht so viel Zeit bis zum nächsten Aufenthalt im Stiefel. (tp)
AUGSBURG – Bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr führte mich der Weg in die Fuggerstadt am Lech. Nachdem im Mai das schöne Rosenaustadion, die alte Heimat des FC Augsburg, besucht worden war, ging es nun zum fünften Mal in den „Baumarkt“ des FCA. Jedes Mal handelte es sich um das Spiel FC Augsburg – HSV, und nur einmal gelang dem Gast ein Auswärtssieg. Der letzte Besuch lag fast acht Jahre zurück, als der FCA mit 1:0 gewann. Besonders im Fokus stand damals die Fahne der HSV-Ultras „Clique du Nord“, die von Augsburger Fans entwendet, aber wieder zurückerobert werden konnte.
Heute jedoch galt – wie bereits bei der Fandemo in Leipzig, bei der Fanvertreter aus dem ganzen Land auf die Straße gegangen waren – das Motto: Getrennt in den Farben – der Sache vereint. Denn auf der Innenministerkonferenz sollen womöglich schwerwiegende Veränderungen beschlossen werden. Dazu zählen unter anderem personalisierte Tickets oder Stadionverbote auf Verdacht – Maßnahmen, die das Ende der deutschen Fankultur bedeuten würden. Mehr Informationen gibt es unter: derfußballistsicher.de
Aus diesem Grund wurden erneut diverse Aktionen durchgeführt. Rund um die WWK-Arena waren Spruchbänder wie „POPULISMUS STOPPEN“ zu sehen. Im Stadion gab es weitere Spruchbanner. Außerdem schwiegen die Fans in den ersten zwölf Minuten des Spiels und verzichteten auf den Einsatz von Fahnen. Nach Ablauf der zwölf Minuten wurde losgelegt – Fankultur, wie sie sein sollte: laut, bunt und voller Tifo.
Dannach folgte ein gemeinsamer Wechselgesang: „SCHEISS IMK“ schallte durch das Rund. Kurze Zeit später brannte der Gästeblock, und es wurden rote Fackeln sowie blauer Rauch gezündet.
Ansonsten hat sich nicht viel geändert. Der FC Augsburg ist immer noch der freundliche Verein aus Bayern, der die Gäste in seiner Hymne willkommen heißt. „Rot, Grün, Weiß“ ist in meinen Augen eine der schönsten Hymnen des deutschen Fußballs. Auch beim Endergebnis gab es keine Überraschung: Am Ende stand – wie schon im Januar 2018 – ein 1:0 auf der Anzeigetafel. Ein insgesamt verdienter Heimsieg in einem sehr schwachen Fußballspiel. Besonders der Gast aus Hamburg präsentierte sich äußerst harmlos.
Der Sieg der Augsburger sichert dem wackelnden Trainer Sandro Wagner vorerst den Job. Man darf gespannt sein, ob sich der FCA nun stabilisieren kann. (fj)
Moin und herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe DER BILDERBUCHBUDE DER WOCHE (74). Aus der Rubrik Oldschool haben wir heute das Stadion Braća Velašević in Danilovgrad. Hier trägt der Zweitligist FK Iskra Danilovgrad seine Heimspiele aus. Die Haupttribüne ist komplett erneuert worden, während die Gegengerade schön vor sich hin gammelt. Von der Haupttribüne hat man einen super Panoramablick. Getränke und Snacks gibt es in einem kleinen Kiosk um die Ecke. Der Verein wurde 1919 gegründet. 2015 gewann man die Zweitligameisterschaft, und sogar international war man vertreten. In der Saison 2020/21 spielte man in der UEFA Europa League, wo man die Vorqualifikation gewann, aber in der ersten Qualifikationsrunde dann Plovdiv unterlag. Auch in der Saison 2022/23 scheiterte man in der ersten Qualifikationsrunde der Conference League. Ein Besuch dort lohnt sich definitiv. Der Landbote wünscht euch allen ein schönes Wochenende beim Fußball.
10.09.2025 Stadion Braća Velašević. FK Iskra Danilovgrad – FK KOM Podgorica
VELENJE – Endlich wieder Länderspielpause, na, ich weiß ja nicht. Wie schon in der BBW in der letzten Woche, ist es Fluch und Segen zugleich. Ziel an diesem Wochenende sollte die Metropole Wien sein oder anders gesagt nur der Airport als Zielflughafen. Mit Flug Nummer 50 im Jahr 2025 startete das Abenteuer mit der unbeliebten Airline Eurowings. Da fliege ich persönlich lieber mit “Billigairlines”, da weiß ich was ich bekomme und wenn es schiefgeht, habe ich immerhin wenig bezahlt. Nach der Landung sackten wir das Auto schnell ein und weiter ging die Reise. Der ursprüngliche Plan wurde halbwegs durchgeführt und bot uns die Möglichkeit, das wunderschöne Stadion in Csepel zu kreuzen. Wahnsinn, gleichzeitig werden die “Gammelbuden” in Europa weniger. Dieses Stadion zählt definitiv dazu.
Ungarn, ich sag es ungern sollte eigentlich noch einen Bericht in dieser Woche bei uns füllen. Das Nationalmannschaftsspiel zwischen dem Orbán-Staat und Irland im Nationalstadion stand zuerst auf unserer Agenda. Schwieriger als gedacht! Probleme in der Beschaffung der Tickets, eine sehr gute Ausgangslage, da sich der Gewinner für die Playoffs qualifiziert und eine zu große Reisegruppe, um es einfach mal so vor Ort zu probieren. Na gut, umplanen und Spontanität ist des Groundhoppers (hoffentlich) größte Tugend. Slowenien wurde in diesem Jahr noch nicht besucht, galt daher aus dieser Sicht immerhin als lukrative Alternative.
Ich liebe ja Orte, an denen man ohne Fußball wahrscheinlich nie sein würde. Velenje ist tatsächlich keiner davon, bei der Anreise durch die Stadt fiel es mir allerdings erst auf. Im letzten Jahr auf einer Balkan-Tour mit Kollege (fj) nächtigte man in einem Hotel in dieser schönen Stadt. Hier bekommt das Sprichwort “Man sieht sich immer zweimal im Leben” eine neue Bedeutung. Das Stadion am See war mir damals nicht unbedingt aufgefallen, sollte es eben heute der Star des Tages sein. Der Verein, ein ehemaliger Pokalsieger und Erstligist aus Slowenien, gleicht heutzutage eher einen grauen Maus. Spiele in europäischen Wettbewerben gegen den 1. FC Köln, Tottenham oder Roter Stern zählen heute zur Vergangenheit. Weniger Zuschauer, eine Fanszene, die sich wohl unter den schlafenden “Riesen” einreiht. Aber gut, bei acht Euro Eintritt zu einem Zweitligaspiel wohl kein Wunder. Da lässt sich der Jugendliche nicht von der Couch oder im Sommer vom See locken. Schade!
Die Mannen auf dem Platz stellten schnell die Verhältnisse klar, der souveräne Sieg im schönen Stadion war ansehnlich. Das Verhalten der Ordner dagegen ein wenig übertrieben, eine Stadionrunde wurde leider untersagt. Dann ging es eben in der Halbzeit fix aus dem Stadion, um die Haupttribüne mit dem Bergpanorama abzulichten. Passend zum Sonntag in Deutschland, genauer gesagt in Leipzig, kämpfen auch Groundhopper immer mehr für ihre eigenen Freiheiten beim Ausüben ihres “Hobbys”. In meiner persönlichen Bilanz ziehen Stadion, in denen man sich nicht frei bewegen kann, einen Punktabzug.
Nach dem Kick kam das eigentliche Highlight des Tages: “Gostilna Amerika” in Celje. Wahnsinn! Eine Fleischplatte für drei Personen, das Bild spricht Bände. Ab nach Slowenien, ein sehr unterschätztes Land mit mega Landschaften. Mit dem mehr als gefüllten Magen ging es zurück nach Vienna. Die Länderspielpause mal wieder überlebt, am nächsten Wochenende geht’s weiter. (tp)
16.11.2025 Landesliga Westfalen 2 Erich-Berlet-Stadion Zuschauer: ca. 160
HAGEN – In einem Hotel in Essen aufgewacht, rief ich beim Verein VfB Lohberg an, um nachzufragen, ob wirklich in der Dorotheen-Kampfbahn gespielt wird. Die Antwort „könnte sein, dass es nicht im Stadion stattfindet“ überzeugte mich jedoch nicht, weshalb ein Alternativprogramm hermusste.
Somit entdeckte ich über die Matchkalender-App ein Spiel im Erich-Berlet-Stadion in Hohenlimburg. Im Gegensatz zum Heimverein hatte der Gast einen soliden Social-Media-Auftritt und den Rasenplatz als Spielort angekündigt. Da sich das Spiel zudem mit dem Nebenplatz kombinieren ließ, stand der Plan fest.
Nach einer Bahnfahrt durch das Ruhrgebiet erreichte ich Hohenlimburg frühzeitig. Ich spazierte durch die Innenstadt und am Wildwasserpark vorbei zum Stadion. Dort fragte ich sicherheitshalber noch einmal den Trainer der zweiten Herrenmannschaft, ob das Spiel der Ersten wirklich im Stadion stattfinden würde. Er bestätigte, dass trotz Regens auf dem Rasenplatz gespielt wird.
Die 90 Minuten vergingen wie im Flug, und pünktlich nach Abpfiff ging es hinüber zum Hauptplatz, wo kurz darauf der nächste Anpfiff ertönte.
Das Stadion, das 1976 eröffnet wurde, sorgte damals für Schlagzeilen, da es rund 16 Millionen Mark gekostet haben soll. Vieles verlief anders als geplant: Ursprünglich sollten hier 15.000 Personen Platz finden, tatsächlich fasst das Stadion aber lediglich 7.500 Zuschauer. Dennoch gehört es mit seiner überdachten Haupttribüne zu einer echten Stadion-Perle, in der sich bereits internationale Größen wie Slavia Prag oder Celtic Glasgow vorgestellt haben.
Heute trafen die Kontrahenten SV Hohenlimburg und FC Borussia Dröschede aufeinander. In diesem kleinen Derby ging es hin und her. Zwischenzeitlich erzielte Lennart Merz in der 76. Minute das „Tor des Jahres“ zum 2:2-Ausgleich. Die Antwort folgte jedoch prompt: In der 79. Minute war es Anri Jaiani, der nach schönem Zusammenspiel traf. Das Spiel blieb bis in die lange Nachspielzeit spannend. Dann war es so weit – die „Derbysieger“-Rufe schallten von der Tribüne.
Großes Lob gilt dem tollen Catering des SV Hohenlimburg: Sucuk im Brötchen ist einfach ein Genuss! (fj)
09.11.2025 Kreisliga A Duisburg-Mülheim-Dinslaken Sportpark Iltisstraße Nordplatz Zuschauer: ca. 100
DUISBURG – Der Vortag wurde unter denkwürdigen Umständen in Bulgarien verbracht. Nach Airportsleeping und Flügen jeweils um 6 Uhr, stand für den Sonntag ein bisschen Erholung auf dem Plan. Und wo könnte man sich besser einer Frischzellenkur unterziehen als in Duisburg? Ehrlich: Ein gemütlicher Hartplatz-Doppler lockte in die Großstadt am Rhein. Davor, danach und zwischendrin gab es ein nettes Rahmenprogramm und einen kleinen Schwenk in die Vergangenheit.
Vom spartanischen „Terminal 1“ des Flughafens in Sofia ging es in aller Früh nach Dortmund. Kein großer Unterschied zwischen den beiden Städten auf den ersten Blick. Die mobile Situation am DTM ist wirklich unterirdisch und der graue, regnerische Morgen um kurz vor 8 ließ die Perspektive nicht besser werden. Der Shuttle-Bus zum Hbf in Dortmund kostet mittlerweile einen Zehner pro Nase. Kein Wunder, dass an der Bushaltestelle in Dortmund die „Taxi-Mafia“ herumgeistert und Leute mitschnacken will. Kaum zu glauben, aber als ich der Buslenkerin mein D-Ticket unter die Nase hielt und sie tatsächlich 10€ kassieren wollte, fühlte sich das wie im falschen Film an. Also hieß es: Kehrtmachen und im Stechschritt die gut 15 Minuten zu Fuß in die Nachbarstadt Holzwickede, wo die Züge Richtung Hbf fahren. Doch das Ziel hieß eigentlich Duisburg und dort kam ich schließlich auch ohne weitere Zwischenfälle an.
In der Duisburger Innenstadt musste dringend mal eine Nahrungsmittelaufnahme stattfinden. In der Königstraße öffnete gerade ein Lokal und das kam mir bekannt vor: Im „Café Dobbelstein“ wurde bei der allerersten NRW-Tour vor rund 18 Jahren gefrühstückt und nichts an der Fassade hatte sich geändert. Also rein in den guten Laden, schick war es innen. Was das Frühstück angeht, bin ich eigentlich nicht mehr bereit 15€ für ein Brötchen und ’nen Kaffee zu bezahlen. Aber gut, damals hat man sich was gegönnt und diesmal ebenso. Weiter ging der Tag in Duisburg im „Landschaftspark Nord“, strategisch sowieso gut Richtung Ground gelegen, aber auch für sich genommen eine wirklich gelungene Sehenswürdigkeit. Für alle, die auch nicht für 15€ frühstücken wollen hier die wichtige Info: Der Park kostet keinen Eintritt. Highlight ist definitiv der alte Hochofen im Zentrum der Anlage, auf dem man hochklettern kann und einen ganz wunderbaren Blick auf Duisburg und das Rhein-Ruhrgebiet genießt.
Das Novembergrau war mittlerweile einem leichten Azurblau gewichen. Wie in einem Roadmovie wurde per E-Scooter endlich das erste Spiel des Tages beim 1.FC Hagenshof in der Kreisliga angesteuert. Eine richtige Grandperle inmitten feinster Nachkriegszeit-Architektur, mit kleiner Tribüne und eigentlich Teil einer 80er-Jahre-Waschbeton-Schule, die allein schon den Besuch wert ist. Das ganze Ensemble dort wirkt wie die Filmszene einer Ruhrpottkomödie mit Ralf Richter und Hilmi Sözer. Aber genau deswegen war man ja nach Duisburg gekommen. Das Spiel bot überdies Spannung, denn die Heimelf holte ein 0:2 auf und verlor in letzter Sekunde doch mit 2:3. Film ab!
Nun hätte es nach dem Abpfiff auch stur zum nächsten Kick gehen können. Doch irgendwann vor Jahren googlete ich mal die Straßenbaufirma von Nottingham-Jahrhundertfan und DSF-Legende „Ebby“ Kleinrensing und schrieb mir die Adresse in die Handynotizen. Mit fünfminütigem Umweg und ohne große Erwartungen summte der Leihscooter also erstmal nach Alt-Walsum in ein Industriegebiet. Und vor Ort schlabberte die Kinnlade doch gefährlich nah am Boden: Alles war noch fast genauso wie vor etwa 25 Jahren in der legendären Reportage von Peter Trimborn! Damit nicht genug, auf der Mauer saß ein Mann und wartete auf eine Mitfahrgelegenheit. Natürlich blieben ihm meine Fotos nicht verborgen und als wir kurz ins Gespräch kamen, antwortete er sofort: „Ebby, klar, der Fußballfan, kenn ich!“. Klingelschilder und Messingtafeln tragen den Namen der Kleinrensings. Entweder leben seine Eltern dort noch oder es befindet sich zumindest in Familienbesitz.
Coole Geschichte, dabei folgte das eigentliche Highlight des Tages noch: Der Hartplatz vom SV Hamborn. Und ja: Der Platz ist ein Kleinod! Alleine der Eingangsbereich mit den Graffitis und natürlich der zweiseitige Ausbau, sind schon was Besonderes. Auch in Duisburg ist die Spezies der Ascheplätze mittlerweile eine Rarität. Der Platz nebenan wurde jüngst zum Kunstrasen umgebaut und auch bei Hamborn 90 sammelt man bereits Gelder für eine geplante Umrüstung auf Plastik. An diesem Sonntag war aber alles nochmal ganz klassisch und die Akteure jagten auf dem „roten Rasen“ dem Ball hinterher.
In derselben Kreisliga wie beim Spiel zuvor empfingen die Hamborner mit dem FSV Duisburg einen „gefallenen Riesen“. Noch vor 2,5 Jahren ging der Gast in der Oberliga Niederhein auf Punktejagd, doch dann legte der Verein aus Marxloh eine endlose Negativserie hin, belegte drei Jahre hintereinander einen Abstiegsplatz und findet sich mittlerweile in der Kreisliga wieder. In dieser Saison sieht es besser aus. Mit vielen bekannten Lokalspielern soll es nun erneut nach vorne gehen. Das bestätigt aktuell auch der erste Platz im Klassement. Bestes Beispiel ist Haluk Türkeri, einst Zweitliga-Kicker beim VfL Bochum und nun auf dem Ascheplatz in der Iltisstraße unterwegs. In Hamborn lag der FSV zunächst zurück, konnte den Spieß in einem flotten Spiel aber wie ganz selbstverständlich umdrehen. Respekt, wie es auf dem sprichwörtlichen Hartplatz zur Sache ging. Bis auf das ein oder andere Lamento blieb das Spiel in einem fairen Rahmen und technisch durfte man bisweilen sogar mit der Zunge schnalzen.
Was für’n schöner Tach im Pott! Alles was nach dem Spiel noch auf dem Programm stand, war die Hauptmahlzeit des Tages. Da beim SVH neben frittierten Kartoffelstäbchen nur Sesamkringel angeboten wurden, fiel die Wahl auf einen schmackhaften „Taxiteller“ in Bahnhofsnähe. Heute ein König! Fehlte nur noch das „KöPi“, mit dem die deutsch-griechische Mahlzeit heruntergespült wurde. Duisburg – das hat Bock gemacht! (mm)
DUISBURG – Länderspielpausen sind einfach nervig. Das hat sich damals vermutlich auch Ebby Kleinrensing aus Duisburg gedacht, als er nicht auf die Insel reisen konnte, um sein geliebtes Nottingham Forest in der Premier League zu sehen. Ob er sich dann die Länderspiele vor dem TV angeschaut hat oder stattdessen den Amateurfußball vor der eigenen Haustür verfolgte, bleibt offen.
Ich persönlich habe mich spontan für eine Reise ins Ruhrgebiet entschieden. Eigentlich sollte es zum Pokalspiel FC Büderich – Wuppertaler SV (1:0) gehen. Doch leider wurde der Wecker nicht gehört, und es ging erst gegen 07:00 Uhr mit dem Deutschland-Ticket aus Schwechheim los. Da eine pünktliche Ankunft dadurch nicht mehr möglich gewesen wäre, entschied ich mich alternativ für das Pokalspiel zwischen dem VfB Homberg und Rot-Weiß Oberhausen.
Nachdem auch noch mein Anschlusszug ausgefallen war, musste ich mir zusätzlich ein Ticket für den FlixTrain kaufen.
Duisburg wurde dann jedoch pünktlich erreicht, und es folgte ein Besuch bei einem Schnellimbiss, um einen Taxi-Teller zu testen. Gut gestärkt ging es anschließend in den Ground und auf die gut gefüllte Haupttribüne. Offensichtlich waren viele Anhänger des MSV Duisburg vor Ort, um sich den Auftritt des Reviernachbarn nicht entgehen zu lassen.
Aber auch die Fans aus Oberhausen waren zahlreich vertreten, der Gästeblock war komplett ausverkauft. Die Fanszene trat hinter einer breit gezogenen rot-weißen Fahne auf und verzichtete vollständig auf Gruppenmaterial. Die Lautstärke war zeitweise durchaus ordentlich.
Spielerisch hielt Homberg gut dagegen und forderte den Gast heraus. Somit brauchte es den Ex-Bundesliga-Profi Moritz Stoppelkamp, der den Unterschied machte. Binnen zwei Minuten (38./40.) schnürte er einen Doppelpack und sorgte für eine 0:2-Halbzeitführung. In den zweiten 45 Minuten fiel zwar noch der späte Anschlusstreffer (81.) durch Luca Thissen, doch der Ausgleich wollte nicht mehr gelingen, sodass der Favorit ins Viertelfinale einzog.
Für mich ging es im Anschluss weiter ins Ruhrstadion nach Mülheim, um den Tag mit einem Doppler abzuschließen. (fj)
FC Pro Vercelli – US Triestina – 3:1 Novara FC – Calcio Lecco 1:0
„AUF DEN SPUREN DES REKORDTORSCHÜTZEN”
09.11.25 Serie C Girone A Stadio Silvio Piola Zuschauer: 883/2.236
VERCELLI/NOVARA – Dieser Bericht ist eine Premiere im Landboten, denn gleich zwei Stadien kommen darin vor. Warum? Beide sind nach Silvio Piola benannt. Silvio wer? Wirklich geläufig war mir der Name vorher nicht, muss ich zugeben. Erst bei der Tourplanung für das Wochenende fiel mir die Namensgleichheit auf. Mit 274 Toren in 537 Spielen von 1929 bis 1954 ist “Il grande Piola” bis heute der Rekordtorschütze der Serie A, noch vor Francesco Totti. Ein Titel auf Vereinsebene blieb ihm allerdings verwehrt.
Beide Orte trennen nur 30 Autominuten und dank der Anstoßzeiten von 14.30 und 17.30 Uhr waren die Partien gut doppelbar. Los ging es beim Altmeister in Vercelli und die sieben Meisterschaften für ein Städtchen in Piemont sind bis heute außergewöhnlich. Über ein Jahrhundert nach dem letzten Scudetto finden sich die “Leoni” in der Serie C wieder und das Meisterbanner hinter der Curva ist auch schon ziemlich verblasst.
Für Groundhopper ist heutzutage die alte Haupttribüne mit dem Säuleneingang der Star in Vercelli. Auf dem Platz setzten sich die Gastgeber gegen die finanziell gebeutelten Gäste durch und sorgten für großen Jubel bei der “West Side” in der Curva. Übrigens begann Piola seine Karriere in Vercelli, allerdings erst nach der Meister-Ära.
In Novara war fantechnisch mehr Action zu erwarten, denn zwischen beiden Lagern hat sich in den letzten Jahren eine gewisse Rivalität entwickelt. Die 470 Ospiti aus Lecco kamen aufgrund von intensiven Einlasskontrollen erst nach neun Minuten in den Gästebock. Die Staatsmacht kassierte u.a. die Zaunfahne der “Shamrock” ein und die meisten anderen Gruppen hängten deshalb verkehrt herum auf. Mit ordentlich Wut im Bauch skandierte der Mob gegen die Polizei und Gastgeber.
Leider hat das dortige Piola aufgrund der hinzugestellten Stahlrohrtribünen an Charme eingebüßt und wie auch in Vercelli verlegte man irgendwann Kunstrasen. Als Piola nach dem Zweiten Weltkrieg in Novara seine Karriere beendete, kickten die Azzurri noch im alten “Stadio Enrico Patti”. Dafür brachten die Tifosi Leben in die Bude. Der “Vaffanculo” und “Merda”-Zähler schnellte in die Höhe und Lecco sorgte neben gutem Support mit dem ein oder anderen Rauchtopf für Akzente.
Sportlich besorgte da Graca mit dem Tor des Tages die nächsten drei Punkte für Novara. Für mich endete der Nostalgietag mit dem dritten Besuch im Mailänder San Siro, wo sich der Abriss hoffentlich noch etwas verzögern wird. (hr)
Bunã ziua aus Rumänien und herzlich Willkommen zur BILDERBUCHBUDE DER WOCHE (73). Das Wochenende steht vor der Tür und damit auch wieder eine Länderspielpause. Fluch und Segen zugleich, der eigene Verein pausiert in den meisten Fällen und damit auch die europäischen Ligen. Zeit zum Hoppen für mehrere Leute, ab in die Niederungen des Fußballs. Genau, an der Basis. Dort, wo es sich nicht um Millionen, Spielergehälter oder Sponsoren dreht. So auch in Rumänien, in der kleinen Stadt Moreni steht ein wahres Schmuckkästchen. Dieser Ground überzeugt mich bei meinem Besuch in allen Belangen! Schaut euch die Bilder an und setzt den Ground auf eure To-Do Liste. Wir wünschen eine angenehme Länderspielpause!
09.11.2025 Hong Kong Football Club Stadium Hong Kong Premier League Zuschauer: 608
HONG KONG — Die Asienreise im Herbst begann am Hong Kong International Airport und endete auch in Hong Kong. Nachdem wir am 24.10. eine Stunde nach unserer Ankunft in Hong Kong wieder über China ausgereist waren, besuchten wir noch Kambodscha, Vietnam, Südkorea und Macau. Zu guter Letzt stand der Länderpunkt Hong Kong auf der Tagesordnung.
In Hong Kong treffen zwei Welten aufeinander, der chinesische Gigantismus und das traditionelle britische Leben. Man sieht Doppeldeckerbusse und Straßenbahnen, aber auch überall nur Hochhäuser und unzählige chinesische Lokalitäten. Zwischen den ganzen Hochhäusern befindet sich im Stadtteil Happy Valley der Sportkomplex des Hong Kong FC. Auf der Anlage gibt es Fußball, Rugby und Hockeyfelder, dazu zieht sich drumherum eine Pferderennbahn. Alles, was der Brite feiert, wird hier auf wenigen Quadratmetern präsentiert.
Wir haben uns natürlich für den König aller Sportarten entschieden und drückten jeweils 100 HK$ für die Eintrittskarte ab. Wenige Sekunden später sahen wir schon die ersten Engländer mit einem Pitcher und mehreren Gläsern in der Hand. Bei 29 Grad kann man sich hier also schön den Helm lackieren. Wir gönnten uns erst einmal ein Erfrischungsgetränk und setzten uns auf die Tribüne. Aus den Boxen schallte schöne „Pub Music“, und zehn Minuten vor Anpfiff meldeten sich die beiden Stadionsprecher, ein Hongkonger und ein Brite mit feinstem Londoner Akzent.
„The Pride of Hong Kong“ wurde mit „Welcome to the Jungle“ aufs Feld geholt. Eine Fanszene der Heimmannschaft konnte man natürlich nicht entdecken, so etwas gibt es in England ja auch nicht mehr wirklich. Dafür brachten die Gäste ein paar Fans und zwei Fahnen mit. Der motivierte Mob unterstützte seine Jungs über 90 Minuten mit britischen Fangesängen. Heute konnten sie auch mehrmals jubeln, denn ihre Mannschaft entführte ganz souverän drei Punkte aus dem Dschungel, eine Wiedergutmachung nach der 7:0 Pleite unter der Woche in der AFC Champions League 2 gegen Ratchaburi aus Thailand.
Zufrieden verließen wir den Ground, der mit zwei Stands und einem schönen Hochhauspanorama begeisterte. Es ist einfach krass, wie viele dieser Bauten hier stehen. Wer keinen Platz hat, baut in die Höhe. In fünf Jahren sieht das hier wahrscheinlich noch einmal anders aus.
Fünf Minuten später waren wir im Hotel, genossen die Ruhe, gönnten uns später für faire 60 HK$ noch eine schöne Portion Ente mit Reis und knipsten ein paar Bilder von der Skyline im Dunkeln. Am nächsten Tag ging es nach zweieinhalb Wochen Asien wieder zurück nach Hause. Die nächste Reise nach Asien ist schon gebucht, in drei Monaten bringt uns Turkish Airlines mit frischer Frisur nach Singapur! (mb)
09.11.2025 Kreisliga B Gelsenkirchen Südstadion am Haidekamp Nebenplatz Zuschauer: 66
GELSENKIRCHEN – An diesem Wochenende dreht sich wieder einmal alles um Nordrhein-Westfalen. Am Sonnabend in der Heimat empfing man das Spitzenteam Borussia Dortmund im Hamburger Volksparkstadion. Wie schon so oft vorgekommen, bekleckerten sich die Borussen nicht mit Ruhm, sondern ließen Punkte in der Hafenstadt. Für mich war es eines der Wochenenden im Monat mit dem Motto “Zuhause bleiben”. Am Sonntag allerdings stand eine Tagestour in das beliebte Bundesland an. Der Plan war Oskarreif und gespickt mit tollen Ansetzungen im deutschen Amateurfußball.
Der Tag fing bescheiden an: Die Fahrt wurde selbstverständlich über die App “BlaBlaCar” angeboten, zwei Personen buchten sich für die Abfahrt am Sonntag um 07:00 Uhr ein. Eine halbe Stunde vor Abfahrt kam dann die Absage. Vielleicht war es ein Zeichen für den weiteren Verlauf des Tages. Im Glück-Auf Stadion Am Holzplatz in Sodingen sollte um 11:00 Uhr der Ball rollen. Am Stadion angekommen, wurden wir schon komisch von den Spielern des Heimteams erwartet. Die Frage kam: Seid ihr die Gäste? Nein! Schnell war klar, die Kicker aus Röhlinghausen haben wahrscheinlich alle ihren Wecker nicht gehört. Vielen Dank auch, flexibel umgeplant und dank wenig Zeit konnte leider nur noch der Revisit im Stadion am Schloss Strünkede eingetütet werden.
Ein absoluter Graus, mein Kick noch im (alten) Zustand, mit Tribüne aber leider schon mit Kunstrasen im Jahr 2021 gegen die SG Wattenscheid 09 bleibt mir wahrscheinlich für immer im Kopf. Sobald man dieses Stadion betritt, bricht jedem Fußballfan das Herz. Die Stadt Herne sorgte dafür, dass das Dach der Tribüne abgetragen wurde und das Herzstück dieses Grounds einfach gestrichen wurde. Eine verantwortliche Person erzählte von Plänen einer neuen Tribüne in Zusammenarbeit mit einer Firma für erneuerbare Energien, diese sollten die durch Asbest nicht mehr benutzbare Tribüne neu bauen. Nichts da, die Stadt entschied anders. Ein Stück Fußballgeschichte im Ruhrpott einfach mal weg. So wirklich zufrieden wirkte keiner der heutigen Zuschauer mit dieser Entscheidung, absolut zurecht!
Nach dem obligatorischen Besuch zum Komafressen ging es nach Gelsenkirchen. In Deutschland genießt die Stadt besonders bei Groundhoppern großes Ansehen. Die nächste Geschichte bahnt sich an. Das Südstadion am Haidekamp ist sicher einigen Lesern ein Begriff. Die Gerüchte um den Umbau sorgten für Sorgenfalten bei einigen Menschen. Da ich das Kreuz hier schon gesetzt habe und der Ascheplatz neben dem Stadion auch richtig was her gibt. Dank der Stadt Gelsenkirchen und der Nachricht vom Verein war ich mir sicher: das Stadion wurde gesperrt, obwohl es gutes Wetter war. Bahn frei für Fußball auf dem roten Rasen. Ich bin natürlich gespannt, wann hier wirklich die Bauarbeiten starten. Dieses Stadion ist eine absolute Perle, die Treppenstufen sind weiterhin gesperrt und dürfen nicht betreten werden. Kurzzeitig fühlt es sich so an, als wäre man wieder in Rumänien gelandet, nur mit Hinweisschildern.
Nebenan zocken die Kicker der Eintracht souverän gegen den Gast aus Resse, ebenso ein Stadtteil dieser schönen Stadt. Die Hausherren setzten sich souverän durch und gewannen ihr Spiel. Im Verkaufsladen gibt es Stauder, Malzbier von der gleichen Marke und andere Getränke für 2€. Die Currywurst mit Pommes bekommt man für 5€, einfach ein Traum. Preise, von denen wir in Norddeutschland träumen, sind hier noch an der Tagesordnung. Den Besuch auf dem Nebenplatz und natürlich im Stadion kann man jedem nur ans Herz legen. Der Ball kullert hoffentlich noch Ewigkeiten in diesem schönen Schmuckkasten! (tp)
31.10.2025 Serie C – Girone C Stadio Alberto Pinto Zuschauer: 3.876
CASERTANA – Nach der Ankunft in Neapel und einem leckeren Cappuccino folgte eine Stadterkundung. Zwar wurde die Stadt bereits vor zwei Jahren besucht, damals blieb jedoch nur Zeit für das spanische Viertel. Dieses Mal sollte daher mehr in das Touri-Programm investiert werden.
Zu Fuß ging es etwa 40 Minuten hinauf zum Aussichtspunkt Castel Sant’Elmo, wo mich ein herausragender Ausblick auf die Stadt am Hafen, im Schatten des Vesuvs, erwartete. Nachdem ich mich mit einem Hopper-Kollegen verabredet hatte, suchten wir eine Pizzeria auf, genossen die italienische Küche und schlenderten anschließend durch die Gassen der Stadt, ehe uns die Trenitalia nach Caserta brachte.
Dort besichtigten wir – wenn auch nur von außen – die Piazza Carlo di Borbone, einen riesigen Königspalast mit einem der größten Plätze Europas. Anschließend ließen wir uns in einer Bar nieder, wo unter anderem fleißig Aperol getrunken wurde.
Das Spiel rückte näher, und so spazierten wir weiter zum Stadio Alberto Pinto. Doch schon aus der Ferne hörte man Fangesänge aus einer Seitenstraße und konnte roten Rauch erkennen. Die Ultras, die eine Freundschaft zu den Anhängern von Mainz 05 pflegen, verabschiedeten sich gerade von ihren Stadionverbotlern.
Diese Fans waren jedoch nicht die einzigen, die vom Spiel ausgeschlossen wurden. Da es vor kurzem auf einer Autobahn zu einer Auseinandersetzung zwischen Anhängern von Caserta und Catania gekommen war, erhielten sowohl die Fans von Caserta als auch die Gäste aus Catania ein drei Monate gültiges Auswärtsfahrverbot. Folglich blieb der Gästeblock heute leer.
Trotzdem war es laut im Stadion. Die Heimfans zeigten über die gesamten 90 Minuten einen sehr starken, geschlossenen Auftritt mit gutem Liedgut und hoher Mitmachquote.
Ich gönnte mir in der Zwischenzeit meinen allerersten Borghetti – den süßen Espresso-Geschmack empfand ich allerdings als etwas gewöhnungsbedürftig.
Im Spiel musste Casertana zwei Rückstände hinnehmen. In der Nachspielzeit gab es jedoch tatsächlich noch einen Strafstoß, der auch der VAR-Überprüfung standhielt. Liotti trat an und traf zum 2:2, was zugleich den Endstand bedeutete.
Abschließend musste noch auf den Bus nach Neapel gewartet werden, ehe es mit einem Uber zum Flughafen ging. Für eine Airport-Nacht war dieser Flughafen allerdings wenig geeignet, da die Türen erst um 03:30 Uhr geöffnet wurden. Die Zeit verging aber wie im Flug und wenig später saß ich schon im Onkel Rainer. (fj)
08.11.2025 Parva Liga Stadion Vasil Levski Zuschauer: 29.595
SOFIA – Freitag erst ab 15 Uhr Feierabend und Sonntag muss es schon wieder nach Hause gehen? Kein Problem, ab nach Bulgarien! Die beliebte Billigflug-Destination Sofia machte es möglich, dass ein Hinflug um 6 Uhr am Samstag von Berlin mit einem Rückflug um 6 Uhr am Sonntag nach Dortmund kombiniert werden konnte – und das für nicht mal 50€. Die Zubringerfahrten per Bahn waren im Deutschland-Ticket inkludiert und der Spielplan der Parva Liga trug sicher auch zu der Entscheidung bei: „Eternal Derby“ im Vasil Levski und als Vorspiel fiel sogar noch Loko Sofia ab.
In Berlin konnte nach der Anreise ein Landesliga-Derby im Brandenburger Umland als Beifang mitgenommen werden, ehe es nach dem eiskalten Abend am nördlichen Stadtrand ofW zum BER ging, wo etwa 2,5h auf dem gepflegten Marmorboden Augenpflege betrieben wurde. Dabei musste man nicht alleine nächtigen – Grüße nach Braunschweig! Um kurz nach 4 klingelte der Wecker, da war die Sicherheitskontrolle schon knackenvoll, aber alles sollte pünktlich über die Bühne gehen und in den frühen Morgenstunden landete der Ryanair-Vogel in der bulgarischen Hauptstadt.
Im ersten Spiel des Tages passierte nicht viel. Star bei Loko ist sicher das Stadion. Immerhin fiel ein Tor für die Gäste und in der zweiten Halbzeit regnete es sich im Norden der Stadt ein. Kurz vor dem Abpfiff sollte eigentlich ein Taxi bestellt werden, doch die Zahlung scheiterte in der Yellow-App – warum auch immer. In den folgenden Minuten wurde mit internationalen Groundhoppern aller Art im strömenden Regen ein Kampf ums Taxi geführt und leicht durchnässt saß man nach kurzer Verzweiflung schließlich in einer der begehrten Mietkutschen.
Das Nationalstadion der Bulgaren bebte schon gewaltig, eine halbe Stunde vor dem Anpfiff und auf den „billigen Plätzen“ des Stadions hatte sich die handverlesene deutsche Groundhopper-Prominenz versammelt, an vorderster Front grüßte der „König der Groundhopper“ aus dem Schwarzwald. Tolle Konstellation – und das galt auch für das „Ewige Derby“, denn Levski thronte vor dem Spiel mit einigen Punkten Vorsprung am Platz an der Sonne, während CSKA mit 16 Punkten weniger im Tableau einen klassischen Fehlstart auf’s Parkett legte. Auch der große Favorit in der Liga aus Razgrad, mit einer Serie von zuletzt 14 (!) Meisterschaften in Serie, strauchelte in der bisherigen Saison.
Die Rollen waren also klar verteilt und dementsprechend euphorisch zeigte sich die Kurve von Levski. Zum Intro gab es eine Choreo mit einem „Opa“ und den sinngemäßen Worten „…bis zum Ende treu“, dazu immer wieder „Kampion“-Gesänge. Bei CSKA erblickte man die Vorbereitungen zu einer Choreo, zunächst blieb aber alles ruhig. Die Anfangsphase gehörte Levski und das galt auch für das Spielgeschehen. Die Gastgeber hinterließen einen motivierten Eindruck, kombinierten gut nach vorne, ließen aber die letzte Torgefahr vermissen. Dadurch brachte der Spitzenreiter die Gäste wieder ins Spiel, die auch auf den Rängen loslegten und eine Zettelchoreo starteten. Levski zog mit einer Choreo nach und ging in Sachen Tifo in Führung. Derweil schlichen die Akteure in einem immer schlechter werdenden Spiel torlos in die Kabine.
Die zweite Halbzeit begann mit einem Feuerwerk. Freilich nur auf den Rängen. CSKA bot eine Pyro-Show zum Besten. Das Spiel wurde unterbrochen. Und so blieb es die nächsten 20 Minuten: Anti-Fußball vom Feinsten und wirklich 0 Spielfluss. Auch diesmal zog Levski nach und die Heimkurve glühte. Doch der Rauch waberte in die andere Richtung ab und der Zuschauer bekam für 10 Minuten vernünftigen, unterbrechungsfreien Fußball zu sehen. CSKA hatte in diesen paar Minuten die Nase vorn und ging in der Schlussviertelstunde tatsächlich verdient durch einen Distanzschuss in Führung. Völlige Ekstase im Gästeblock, der im Gegensatz zu der Mannschaft wirklich über die ganze Spieldauer glänzend aufgelegt war.
Es folgten fast 20 Minuten Nachspielzeit, inklusive Massenschlägerei und Schein-Elfmeter. Levski hatte sein Pulver vollkommen verschossen und dieses Spiel geht vielleicht als Wendepunkt in die Saison ein. Gewinner der Partie wird vermutlich Ludogorets Razgrad gewesen sein. Oder aber die Groundhopper aus dem deutschsprachigen Raum, die sich nach einem zähen Spiel mit Happy End durch die Bank weg zufrieden zeigten und anschließend in bunter Besetzung noch ein nettes Zusammenspiel in der ständigen Vertretung der Hopperzunft in Bulgarien genossen – die Rede ist natürlich vom „Happy Grill“ in Sofia. (mm)
MTV Egestorf – TSV „Deutsche Eiche“ Bardowick – 9:10 n.E.
„DAS DORF BRENNT, DIE EICHE WACKELT!“
30.10.2025 Bezirkspokal Lüneburg Sportplatz am Ahornweg Zuschauer: ca. 300
EGESTORF – Feierabendkick im Bezirkspokal Lüneburg. Kennt ihr diese Tage? Alles ist angerichtet, der Stift fällt pünktlich auf der Arbeit, das Navi zeigt 15 Minuten Puffer an. Und dann geht’s los – Moloch Schwechheim, Unfall auf der Autobahn, Straßensperre am Zielort. Der gemütliche Kick im Herzen der Lüneburger Heide avancierte zum Stresstest. Fünf Minuten vor dem Kick-off wurde das Vehikel auf einem Feldweg neben der Gegengerade abgestellt und der Ground inoffiziell betreten.
Der unerwartete Stress sollte aber schnell abfallen. Nachdem man das eher unscheinbare Areal des MTV endlich erreicht hatte, musste zwei Mal geguckt werden, was hier am Ahornweg los war. Über 300 Zuschauer versammelten sich an der Bande und am Vereinsheim zog eine Support-Gruppe mit Doppelhaltern und Plakaten die Blicke an. Schon Minuten vor dem Einlauf konnten allerlei pyrotechnische Erzeugnisse in den Händen der Männer und Frauen erblickt werden und für den Anpfiff war natürlich klar, wo die beste Sicht auf das Geschehen herrschte. Bei so viel Klimbim steuerte man auch gerne nochmal den Schatzmeister am offiziellen Eingang an und ließ 4€ Eintritt in die Kasse springen.
Für den MTV Egestorf stand das Spiel des Jahres auf dem Programm. Bezirkspokal-Viertelfinale gegen den Landesliga-Absteiger aus Bardowick. Oder wie es die Egestorfer ausdrückten: Noch 7 Siege bis zu den Bayern, bis zum DFB-Pokal. Zum Einlauf der Teams gab es dann tatsächlich eine Pyromanie! Das wiederholte sich zur zweiten Halbzeit und auch am Ende der Partie. Wassereimer standen bereit und die Feuerwerksaktion störte niemanden auf dem Dorf. Ganz ehrlich – warum auch? Der Rahmen und schlussendlich der Mehrwert, der durch die Aktionen erzeugt wurde, ist sicher hoch einzuschätzen. Nach dem Anpfiff probierten es die „Äsdörper“ auch mit Gesängen, doch die Lichteffekte hinterließen den besseren Eindruck.
Reden wir über das Spiel, das intensiv begann, weil zwei gute Teams aus der Bezirksliga aufeinandertrafen. Nach kurzer Zeit war zu erkennen, dass Bardowick an diesem Abend das etwas bessere Handling besaß, besonders die Angreifer der Gäste wirbelten den heimischen Abwehrverbund durcheinander und kurz vor der Pause war es so weit: Der Gästespieler mit dem schönen Namen Don-Vaios Dovas traf per Direktabnahme ins lange Eck zur Führung. Alles deutete nun auf einen Auswärtssieg hin, doch Bardowick kassierte nur zwei Minuten später einen umstrittenen Platzverweis und die Uhren waren wieder auf 0 gedreht, als der Schiedsrichter in die Kabine bat. In der Pause wurde mit dem ersten Glühwein der Saison das Winterhalbjahr eingeläutet und im Vereinsheim wanderte ein Leberkässemmel mit süßem Senf über die Theke. Da auf dem brachliegenden Feld nebenan Karotten wuchsen, gab es mit der kostenneutralen Nachspeise sogar noch einen Schub für den Vitamin-C-Haushalt. Verpflegung in der Lüneburger Heide immer top!
Egestorf arbeitete am Ausgleich, doch die Angelegenheit gestaltete sich zäh. Ein Strafstoß musste zum Ausgleich herhalten, ehe es ins Elfmeterschießen ging. 16 Schützen verwandelten ohne große Mühen vom Punkt. Mittlerweile war das Zeiteisen auf halb 11 geklettert. Die Deutsche Eiche wackelte. Und dann ging es ganz schnell: Fehlversuch Egestorf, Matchball Bardowick. Dass auch auf der Heimseite fast ausschließlich zufriedene Gesichter und Kommentare zu sehen und hören waren, zeigt einmal mehr, dass nicht immer nur das Ergebnis zählt, sondern vor allem auch der Sportsgeist und das Wir-Gefühl – gerade auf dem Dorf.
Vielen Dank an den MTV Egestorf für diese gelungene Veranstaltung und Gratulation an die Gäste aus Bardowick zum Einzug in die nächste Runde! (mm)
Die BILDERBUCHBUDE DER WOCHE (72) kommt endlich mal wieder aus Skandinavien. Lysekil – ein Ort, der bisher unter dem Radar lief. Bilder zum Spielort suchten wir vergebens. Den heißen Tipp bekamen wir von einem norwegischen Groundhopper. Diese Perle direkt an der Küste schoss sich sehr schnell in das Schwedenherz. Schöner Amateurfußball und durch einen Fund nicht unbedingt weniger schwedische Kronen, gönnte sich die Reisegruppe einen frisch gegrillten Burger vom Grill. Herrlich! Für den nächsten Urlaub in Schweden lohnt sich der weite Weg entlang der Westküste bis nach Lysekil. Wir wünschen ein schönes Wochenende und eine gute Fahrt!
12.10.2025 Gullmarsvallen Lysekils AIK – Tranemo IF (5:0)
01.11.25 Jordanian Pro League Al Hasan Stadium Zuschauer: 7.000
IRBID – Ursprünglich hätte sich dieser Bericht um ein langes Wochenende in Istanbul drehen sollen. Zielspiel war Galatasaray-Trabzonspor, denn von den Großen Drei fehlten mir nur noch die Löwen. Dazu war noch ein Revisit bei Besiktas im Derby gegen Fenerbahce und ein paar Amateurkicks am Bosporus geplant.
Eigentlich perfekt, doch (mal wieder) grätschte das System Passolig rein. In den Wochen vor der Tour war die Website von Deutschland teilweise gar nicht erreichbar. Bei Besiktas hätte ich noch einen Kontakt gehabt, aber mir wurde das Ganze zu heiß. So sehr ich Istanbul und die Türkei mag, aber die Passolig muss einfach abgeschafft bzw. für Ausländer stark vereinfacht werden.
Aber kein Grund zur Panik, denn im Hopperleben ist Flexibilität eine Grundtugend. Ich schmiss den blauen Himmelsprüfer an, fand bezahlbare Anschlussflüge von Istanbul nach Amman und zurück und buchte die einfach dazu. Die Ansetzungen auf der Verbandswebsite spuckten zwei Doppler aus und Zeit für Sightseeing in Jordanien war auch noch drin. Top!
Am Samstag fuhr ich Richtung Norden und schaute mir die antike Stadt Gerasch an, die schon echt beeindruckend war. Von dort ging es weiter nach Al Ramtha, wo sich die Drittligisten Moab und Jordan Equestrian Club im eigentlichen Heimstadion von Al-Ramtha SC duellierten. Der Erstligist kickt fast 30 Minuten entfernt in Irbid.
Vor Ort sah ich dann auch, warum. Das Al Hasan Stadium war gut gefüllt inklusive vollem Gästeblock. Die hätten in Al Ramtha niemals reingepasst und auch aus Sicherheitsgründen wäre das Quatsch gewesen. Aufgrund der langen Nachspielzeit beim ersten Spiel war mein Puffer fast aufgebraucht und galant stellte ich den Mietwagen direkt vorm Eingang im Halteverbot ab. Ich rannte zur Haupttribüne, wo bereits die ersten Fackeln angerissen wurden. Geil!
Allerdings war mein Ticket für die Gegengerade. Nach zwei erfolglosen Scans zerknüllte der Ordner meine Eintrittskarte, bevor ich irgendetwas sagen konnte. Aber ein Einheimischer mischte sich ein und ich durfte passieren. Zehn Minuten nach Anpfiff ploppten dann auf der Gegengerade mehrere Fackeln auf und das Publikum kam immer mehr in Wallung. Top Atmosphäre, die ich so überhaupt nicht erwartet hatte.
Jedoch brachte Semreen nach 24 Minuten die Menge zum Schweigen bzw. den Gästeblock zum Ausrasten. Die Hauptstädter von Al-Wehdat haben 17 Meistertitel auf dem Konto und der Schiedsrichter pfiff die ein oder andere Situation zu Gunsten der Gäste, was die Heimfans natürlich auf die Palme brachte.
Ich hoffte auf einen Torjubel von Al-Ramtha und tatsächlich schoss Al-Saket in der 68. Minute die Pille zum Ausgleich rein. Völlige Ekstase auf den Rängen und wieder zündeten einige Fans, natürlich unvermummt. Einfach herrlich!
Nach dem Spiel lief ich zum Auto und hatte das erwartete Parkticket kassiert. Die Mietwagenfirma rechnete mit 15 Euro Strafe, die ich nach so einem überraschend guten Fanauftritt verschmerzen konnte. Am nächsten Tag stand mit Petra für mich das Sightseeing-Highlight des Jahres an und ich wurde nicht enttäuscht. Das Prädikat “muss man gesehen haben” darf man hier ohne Zögern vergeben! (hr)
31.10.2025 Landesliga Braunschweig Stadion am Sandweg Zuschauer: 2.185
GÖTTINGEN – Während die Arbeitnehmer in Süddeutschland an diesem Freitag fleißig an einer gerechten Verteilung des Länderfinanzausgleichs werkelten, wurde der Feiertag im Norden genutzt um endlich mal eine Bestandsaufnahme in Göttingen zu machen! Die Regionalzüge fahren die rund vierstündige Strecke von Schwechheim bis an die südliche Grenze Norddeutschlands mit kleinen Stops in Uelzen und Hannover durch. Es musste nur mal der richtige Tag und die richtige Paarung kommen. Spitzenspiel in der Landesliga, 07 traf auf 05 und das alles um 14 Uhr an einem Freitag – na, wenn das mal nicht die Voraussetzungen waren, nach denen man jahrelang die Augen offen gehalten hatte!
Mit einer kleinen Verspätung trudelte die zweiköpfige Reisegruppe in Göttingen ein und ein beherzter Sprint zum Busbahnhof sorgte dafür, dass die Linie 61 zum Jahnstadion gerade noch so erreicht wurde. Jahnstadion? Genau! Neben dem größten Spielort der Stadt befindet sich das „Stadion am Sandweg“. Auch ein besonderer Ground, mit Tribüne, Fachwerkhaus und Radrennbahn. Seit gut 100 Jahren Herberge der Spielvereinigung 07, die nach dem Niedergang des großen Konkurrenten vor über 20 Jahren die Führungsposition in der Studentenstadt in Sachen Fußball einnahm und seitdem etliche Jahre in der Oberliga Niedersachsen verbrachte.
Die 05er wurden 2003 nach missglücktem Insolvenzverfahren offiziell aus dem Vereinsregister gelöscht und gründeten mit den verbliebenen Jugendmannschaften einen neuen Verein (1.FC Göttingen 05), der wiederum mit dem RSV Geismar fusionierte (RSV Göttingen 05). Aus diesem neuen Verein wurde die I. Herren 2012 ausgegliedert und läuft seitdem wieder unter altem Namen und Logo auf. Sportlich war bisher in der Landesliga Schluss. Dieses Jahr sieht es aber für beide Teams gut aus, bis zum Ende oben mitzumischen. Platz 4 empfing Platz 3 in der Tabelle. Mit drei Punkten würde sich die siegreiche Mannschaft oben festsetzen.
Gott sei Dank klappte die Sache mit dem Bus. Eine dreiviertel Stunde vor dem Anpfiff bildeten sich schon lange Schlangen an der Kasse. Noch weit vor 14 Uhr wurde beschlossen den Anpfiff um 15 Minuten nach hinten zu verlegen. Nach dem Ticketkauf im Stadion selbst aber keine Spur von Chaos. Ein sehr gut aufgestellter Gastgeber begrüßte an diesem Fußball-Feiertag über 2000 Zuschauer in der Landesliga, kein Wunder wenn das bei diesen Zahlen anfangs etwas länger dauert. Bei der Verpflegung jedenfalls waren die Hausherren gut aufgestellt, es kam kaum zu längeren Wartezeiten und die Fleischprodukte vom Schwenkgrill mundeten vorzüglich. So bringt Amateurfußball Spaß und das galt für die ganze Veranstaltung! Zwar war ein Zug Bullen präsent, doch Ordner und Sicherheitspersonal konnte man an einer Hand abzählen, jeder Bereich im Stadion war zugänglich und es herrschte eine wahrlich anti-aggressive Atmosphäre, in der keinerlei Zwischenfälle registriert wurden. Geht doch!
Die Gästefans breiteten sich links neben der Tribüne aus und nichts war hier abgesperrt. Die 05er wurden aus Bremen und Linden unterstützt und der harte Kern besteht vielleicht aus gut hundert Personen, wobei natürlich viel mehr Leute im Rund dem ehemaligen Bundesliga-Aufstiegsrunden-Teilnehmer die Daumen drückten. Die 07er verfügen über keine Fanszene. Wenn man von den 2200 Zuschauern 200 Groundhopper abzieht, dürfte sich das Zuschauerverhältnis zwischen beiden Teams aber ziemlich gerecht aufteilen.
Die Gäste starteten mit einem Element auf dem das Gründungsjahr „1905“ zu sehen war und untermalten die Choreo mittels Feuerwerk. Kurz darauf wurde gelber Rauch gezündet und Pyro-Aktionen zogen sich durch das ganze Spiel. Außerdem unterstützten die Anhänger ihre Elf mit durchgehendem Support, wobei einige sehr melodiöse Lieder im Ohr hängenblieben. Hausbesetzer-Szene trifft bei 05ern Kutten-Kultur. Der Support verdient sich trotz dieser kruden Mixtur eine Spitzennote. Zumal, wenn man bedenkt, dass es keinen Widerpart in der Stadt gibt und das Verhältnis mit der sogenannten „Führungsriege“ zuletzt über Kreuz lag, was an diesem Tag aber keine Rolle spielte.
Die friedliche Atmosphäre übertrug sich zunächst auf das Spielfeld, wo keine Mannschaft Oberwasser errang, aber beide Teams immer mal wieder vor dem Tor auftauchten. Die Gäste trafen schließlich in der 43. Minute nach einem Standard per Kopf und jubelten eindrucksvoll vor der Kurve. Im Laufe der zweiten Halbzeit fiel der verdiente Treffer zum Ausgleich, ehe es in den Schlussminuten nochmal ordentlich zur Sache ging: Sowohl 07 als auch 05 vergaben hundertprozentige Siegchancen und schrammten knapp am Derbysieg vorbei. Nach dem Schlusspfiff waren wohl alle Beteiligten mit der Punkteteilung auf dem tiefen Rasen zufrieden, auch wenn sich kein Team in der Tabelle oben absetzen konnte.
Doch selbst wenn es nächstes Jahr keinen Oberligisten aus Göttingen gibt – unter diesen Voraussetzungen hat der Fußball in der Stadt eine Zukunft. (mm)
01.11.2025 Serie B Stadio Renzo Berbera Zuschauer: 27.077
PALERMO – Am 01.11.1900 wurde der Palermo FC von britischen Auswanderern und Schifffahrtsangestellten unter dem Namen Anglo Palermitan Athletic and Football Club gegründet. Sie riefen den Verein ins Leben, weil sie in Palermo lebten, eine Leidenschaft für den Fußball hatten und einheimische Spieler in den Sport integrieren wollten.
Im Laufe der Zeit erlebte der Verein mehrere Neuanfänge mit unterschiedlichen Wappen und Vereinsnamen. Seit 2022 trägt er wieder den Namen, unter dem wir ihn heute kennen: Palermo FC.
Und genau heute, am 01.11.2025 – auf den Tag genau 125 Jahre nach der Gründung – feiert Palermo FC seinen 125. Geburtstag.
In der Stadt waren die Feierlichkeiten bereits Tage vor dem Spiel sichtbar. Im Rahmen der Pink Week wurden verschiedene Orte der Stadt, darunter das Garibaldi-Politeama-Theater, in der Vereinsfarbe Rosa beleuchtet. Rosa soll die Süße symbolisieren, während Schwarz für die Bitterkeit steht – ein Ausdruck der wechselhaften Leidenschaft der Fans.
Auch im Stadion wurde kräftig gefeiert. Vor dem Anpfiff gab es eine große Lasershow, eine Artistin schwebte mit Ballons aus einem riesigen Geschenk und zeigte spektakuläre Kunststücke in der Luft. Paoletta von Radio Italia legte als DJ auf, und Violinist Samuele Palumbo begeisterte die Massen mit seiner Geige. Außerdem drehten Vereinslegenden wie Luca Toni eine Ehrenrunde und ließen sich von den Anhängern feiern.
Besonders beeindruckt war ich jedoch von der Choreografie der Palermo-Fans: Eine riesige Papp-Choreo in den Vereinsfarben mit der Zahl „125“ erstreckte sich über die gesamte Curva Nord, begleitet vom Spruch “IO CHE AMO – SOLO TE” („Ich liebe nur dich“). Immer wieder, besonders in der ersten Halbzeit, wurden Pyro Elemente gezündet. Teilweise stimmte das gesamte Stadion in den Support mit ein – eine unfassbare Atmosphäre, wie ich sie in dieser Intensität in Italien noch nie erlebt habe.
Auch die Spieler waren von der ersten Sekunde an hochmotiviert. Man spürte, dass sie den Geburtstag unbedingt mit einem Sieg krönen wollten – und man sah deutlich, dass der Tabellensechste gegen den Siebzehnten spielte. Nach einer 1:0-Führung zur Pause überrollten die Rosanero Pescara in der zweiten Halbzeit. Am Ende stand ein überzeugendes 5:0 auf der Anzeigetafel – besser hätten es sich die Fans nicht wünschen können.
Respekt gilt jedoch auch den Gästefans, die ihr Team unabhängig vom Ergebnis über die gesamten 90 Minuten lautstark unterstützten.
Ansonsten gehörte dieser Tag ganz und gar dem Palermo FC. (fj)
28.10.2025 Serie A Stadio Via del Mare Zuschauer: 25.569
LECCE – etwa zwei Monate vor der Tour begann meine Planung einer Italienreise. Mit dem Flug Hamburg–Bari gab es für 30 € ein Angebot, das ich mir nicht entgehen lassen konnte. Geplant war unter anderem das Spiel Lecce – Neapel, um meine Serie A- Komplettierung abzuschließen.
Doch der Vorverkauf startete ausschließlich in autorisierten Viva-Shop-Verkaufsstellen in Italien und nicht online. Eine Tageskasse sollte es ebenfalls nicht geben. Aus diesem Grund plante ich als Alternative das Spiel Pescara – Avellino ein.
Nach etwa 2,5 Flugstunden erreichte ich Bari – und da ich wirklich große Lust auf die Serie-A-Komplettierung hatte, startete ich einen letzten Versuch in einem Kostümgeschäft, das im Internet als Vivaticket-Verkaufsshop angegeben war. Und tatsächlich: Fünf Minuten später druckte die Verkäuferin mir eine Eintrittskarte für das Spiel aus. Für mich kaum zu glauben, dass noch so viele Plätze frei waren und ich mir sogar aussuchen konnte, wo ich gerne sitzen wollte.
Also schnell einen neuen Zug gebucht – und los ging die Fahrt!
In Lecce angekommen, wollte ich noch schnell mein Gepäck abgeben und hatte mir dafür eine Möglichkeit am Hauptbahnhof gebucht. Leider existierte der angegebene Shop jedoch nicht, sodass ich das Gepäck selbst mitnehmen musste. Am Ende wurde ohnehin nicht einmal in den Rucksack geschaut – und so saß ich schließlich mit vollgepackten Gepäck im Stadio Via del Mare.
Da ich bis dahin noch nichts gegessen hatte, verschlang ich einen wenig schmackhaften Hotdog. Gesättigt haben mich am Ende aber vor allem die italienischen Fankurven. Bei Lecce qualmte und rauchte es nahezu das gesamte Spiel über – am meisten Pyrotechnik gab es beim Einlaufen der Mannschaften. Auch die Gäste aus Neapel durften das Auswärtsspiel besuchen. Mein Herz schlug Azzurro! Einfach wunderschöne Farben.
Im Gegensatz zu den Auftritten der Fans war das Spiel selbst wieder einmal typisch italienisch: wenig ansehnlich und am Ende nur ein Tor, das in der 69. Minute durch Zambo Anguissa fiel. Zuvor hatte Lecce in der 56. Minute einen Elfmeter verschossen, sodass Neapel schließlich als Sieger vom Platz ging.
Nach dem Spiel fuhr ich mit dem Bus zurück ins Zentrum, um mir noch eine Komplettierungs-Pizza zu gönnen. (fj)
Es ist Halloween, und wir bringen euch mit der aktuellen Ausgabe der BILDERBUCH BUDE DER WOCHE (71) eine ordentliche Portion Ekel. Denn bei unserem Besuch im letzten Monat haben sich zahlreiche Kreuzspinnen breitgemacht, um das schöne Ischelandstadion zu „kreuzen“. In der Saison 2024/25 kamen noch über 3.000 Zuschauer zum Spiel von Türkspor Dortmund gegen den MSV Duisburg. Aktuell trägt der Traditionsverein SSV Hagen seine Heimspiele im altehrwürdigen Stadion aus, und die Zuschauerzahl lag beim Ligaspiel gegen den Hiddinghauser FV nicht einmal im dreistelligen Bereich. Schade eigentlich, denn das Stadion wirkt im leeren Zustand fast schöner, als wenn es voll ist – und man kann sich frei im gesamten Rund bewegen. Eine wunderbare Ground-Perle in NRW, die auf jeder Liste stehen sollte.
24.10.2025 CAF Confederation Cup Stade Mohammed V Zuschauer: 43.868
CASABLANCA – Der Landbote meldet sich aus Marokko! Vielleicht erinnert sich ein Leser noch an den Spielbericht aus Lissabon, als der runde Geburtstag des Magazingründers abends bei Sporting zelebriert wurde. Das war aber noch nicht alles, ein kleines Geburtstagsgeschenk sollte zwei Monate später folgen und für den Jubilar ging es ohne weitere Begleitung via Portugal nach Marokko. Der Plan war recht ehrgeizig, denn per Gabelflug über Porto wurde schon wieder ein Jubiläum eingetütet – in Braga wartete Ground Nummer 1000! Nur noch Feiertage in Portugal! Ob das auch für Marokko galt, stand auf einem anderen Blatt.
Der Anfang in Braga war gemacht und für Marokko sickerten in den Tagen zuvor tröpfchenweise Informationen durch. Einen Spielplan, der vor der Saison präsentiert wird, gibt es nicht. Die Spieltage werden kurzfristig benannt. Als erstes waren die Paarungen der „Botola Pro“ dran, welche Raja ein Heimspiel bescherten. Zuvor war schon klar, dass Wydad in der afrikanischen Version der „Europa League“ weitergekommen war – und das Rückspiel am passenden Wochenende bestreiten sollte. Top! Ligaspiel von Raja und Confed-Cup-Spiel von Wydad terminierten die Verbände zunächst jeweils auf den Samstag-Abend. Da beide Teams aber im kürzlich aufgehübschten „Stade Mohammed V“ auflaufen, war klar, dass da noch was folgt. Und die „CAF“, der afrikanische Verband, wusste was zu tun war: Wydad spielte am Freitag!
Wie es der Reiseplan wollte, ging der Flieger frühmorgens von Porto nach Tanger. Nachdem die Zeit in der Medina und bei einem Strandspaziergang verbummelt wurde, wartete der „Al Boraq“ mit Ziel „Casablanca Voyageurs“ am Bahnhof in Tanger – der Hochgeschwindigkeitszug mit französischer Technik. Die Bahn knattert vor allem zwischen Tanger und Kénitra mit über 300kmh durch die karge Landschaft und kostet so roundabout 25€ für eine Fahrt in die größte Stadt des Landes. Gut investiertes Geld, denn in Casablanca musste sich noch um’s Ticket gekümmert und ein Zimmerchen bezogen werden, bevor die Mannschaften abends zum Play-Off-Match antraten.
Tickets kauft man erstmal online und erhält einen Voucher. Diese Bestellbestätigung muss an einem Ticket-Point in ein richtiges Kärtchen umgetauscht werden, dabei wird der Ausweis kontrolliert. In Casablanca um 10 nach 2 angekommen, fiel der Blick auf diesen Voucher und mit Erschrecken wurde festgestellt, dass die Wydad-Stores um 14 Uhr am Freitag schlossen. Da auch das Stadion als Standort angegeben war und ein Wydad-Store in der Nähe lag, ging es per Taxi zum Spielort und zwar pronto! Da war natürlich nix, abgesehen von übertrieben viel Staatsmacht, die sich 4-5h vor dem Spiel schon zu einer Einheit formierte. Zu Fuß also weiter zum Wydad-Store, der zum Glück doch noch geöffnet war und in dem gelangweilte Mitarbeiter das Ticket ausdrucken. An Fanartikeln gab es dort fast nur Textilien zu westeuropäischen Preisen zu kaufen. Mit dem individuellen Ticket als Souvenir war ich zufrieden.
Stunden später rollte ein Taxi mit dem Redakteur des Schwechheimer Landboten zum Mohammed V. Es war mein 1001. Ground und der erste in Afrika. Passt. Die Reise geht weiter. Anderthalb Stunden vor dem Anpfiff am Ground aufzukreuzen stellte sich als ziemlich früh heraus. Den Polizei-Ring um das Stadion passiert man mit Vorzeigen des Tickets. Anschließend folgt der normale Gang zum Eingang und ein weiteres Vorzeigen des Tickets mit dem Scan an den Drehkreuzen. Die Scanner funktionierten direkt nach meiner Ankunft plötzlich nicht mehr und unter diesen Umständen war ich dann doch froh, so früh am Spielort herumzuhampeln. Die Tickets wurden nun händisch kontrolliert und in alle Einzelteile zerrissen. 10 Minuten später betrat ich die runde Schüssel. Im Stadion lagen noch genug Karten vom denen rum, die wohl vorher durch den Scanner gehuscht waren.
Unter dem Dach auf der Haupttribüne angekommen, wurde sichtbar, dass man dem Stadion eine blaue Laufbahn und neue Schalensitze spendiert hat. Das liegt wohl schon eine Zeitlang zurück, obwohl das Mohammed V erst im September wieder für den Spielbetrieb zugelassen wurde. Vor allem die Laufbahn ist schon wieder blass und fleckig. Im November wollte der Verband das Stadion erneut sperren, doch nach Protesten wurde beschlossen die Sperrung um ein Jahr nach hinten zu verschieben.
Der Wydad-Block, die Curva Nord um die Gruppierung „Winners“, war bereits eine Stunde vor Spielbeginn gut gefüllt. Auch wenn es so früh noch keinen Support gab, stach ein schwarzes Banner ins Auge, auf dem in italienischer Sprache stand: „Der Anfang ist bitter, der Ruhm folgt zum Schluss“, was sich irgendwie nicht gut anhörte, wenn man bedenkt, dass in Marokko Anfang des Monats noch die „Gen-Z-Proteste“ tobten, viele Fanszenen sich mit den Demonstranten solidarisierten und einen Support-Boykott ausriefen. Mit Spannung wurde daher auch in Schwechheim die Rede von König Mohammed VI. abgewartet und das Staatsoberhaupt fand milde Worte am Tag der Deutschen Einheit, was zur Folge hatte, dass die Ultras im Land den Ball wieder aufnahmen und die Proteste ausgesetzt wurden.
Nochmal mit einem blauen Auge davongekommen, dachte ich so. Eine Träne im Knopfloch gab es trotzdem: Wenige Tage vor dem Abflug wurde der Liga-Spielplan für die letzte Oktober-Woche bekanntgegeben und das Derby zwischen Wydad und Raja auf den Mittwoch darauf, einen Tag nach meinem Rückflug Richtung Deutschland, terminiert. Man kann nicht alles haben. In den Maghreb-Staaten weiß man nie was passiert, diese Reise hätte auch ganz anders ausgehen können. Im Confed-Cup-Rückspiel passierte jedenfalls eine ganze Menge. Am Vortag wurde die Verpflichtung des Alt-Internationalenn Hakim Ziyech verkündet, was für eine gewisse Euphorie im Umfeld sorgte. Passend zum Banner wurde eine Zettel-Choreo mit dem Schlagwort „Dolce Negra“ hochgezogen – süßes Schwarz. Darüber war eine rote Rose zu sehen. Das war sozusagen der Startschuss für den Support, der durchgehend mächtig und melodiös durch das Stadion schepperte und hin und wieder mit Böllern und Fackeln flankiert wurde. Vielleicht kein Vollgas-Support wegen dem Derby 5 Tage später, aber für deutsche Ohren grandios.
Zu dem positiven Fazit trug auch das Spiel bei, in dem es schon nach 30 Sekunden klingelte, zuvor vergab Wydad nach wenigen Augenblicken eine hundertprozentige Chance. Der Rekordmeister aus Ghana fand danach zurück in die Spur und markierte nach einem nie dagewesenen Pfeifkonzert den Ausgleich per Kopf in Folge einer Ecke, woraufhin kein Mucks im Stadion mehr zu hören war. Das Auspfeifen und Blenden mit dem Laserpointer ist gängige Praxis, wenn der Gegner zu Chancen kommt, hielt sich aber noch in einem erträglichen Rahmen. Es folgte die erneute Führung für Wydad und vor der Pause noch ein Elfmeter zum 3:1, in einem bis dahin flotten und offenen Spiel.
Gewöhnungsbedürftig, wie stur die Ultras um die „Winners“ ihren bombastischen Support durchziehen. Denn nicht mal beim Elfmeter wurde gejubelt, sondern einfach durchgesungen, während das übrige Publikum keiner Rede wert ist und spätestens nach dem 4:1 zehn Minuten vor Schluss das Stadion in Scharen verließ – und das obwohl in der Nachspielzeit sogar noch ein fünfter Treffer fiel. Das Hinspiel in Ghana ging übrigens mit 1:0 an Wydad. Gästefans waren keine erkennbar. Auch wenn es schön war sechs Treffer in so einem internationalen Spiel zu sehen: Das Spiel an sich ist der Aspekt, der bei einem Stadionbesuch in Marokko am wenigstens interessiert. (mm)