FK Molodechno – FC Naftan Novopolotsk – 0:2
„REIZÜBERFLUTUNG IN BELARUS“
02.05.2025
Vysshaya Liha
Stadyen Haradski
Zuschauer: 750 (offiziell)
MOLODECHNO – Für mich und Kollege „cvs“ stand das Land der Tellermützen seit Einführung der visafreien Einreise auf dem Landweg auf dem Zettel und für die Komplettierung der UEFA führt eben kein Weg an der letzten Diktatur Europas vorbei. Als pragmatischste Lösung für die Anreise stellten sich Flüge von Schwechheim nach Vilnius und von dort ein Bus nach Minsk heraus.
Pünktlich um 01:45 Uhr in der Nacht auf Freitag fuhren wir los und standen nach einer halben Stunde am ersten Schlagbaum. Ausreise Litauen, Einreise Belarus. Im Vorfeld hatten wir allerlei Horrorgeschichten von Einzelverhören bis hin zur Preisgabe von Smartphone-Inhalten gelesen. Letztendlich stellte die Grenzbeamtin nur ein paar Fragen zum Aufenthalt und wir waren durch. Das gesamte Prozedere dauerte etwa zwei Stunden und morgens um 6.00 Uhr erreichten wir den Busbahnhof in Minsk. Gleiches galt übrigens auch ein paar Tage später für die Rückreise.
Ziemlich gerädert kippten wir zwei große Kaffee im Schnellrestaurant „Mak.by“ runter. Das Konstrukt ist natürlich ein Resultat der allgegenwärtigen politischen Lage und Ähnlichkeiten mit dem vorherigen goldenen „M“ sind natürlich reiner Zufall. Schnell noch eine SIM-Karte besorgt und Geld getauscht, dann liefen wir in die Bahnhofshalle rüber. Dort orderten wir trotz Anlaufschwierigkeiten zwei Bahntickets nach Molodechno, was etwa eine Stunde nördlich der Hauptstadt liegt.
Wie auch in Minsk fielen uns auf dem Weg zum Ground die außerordentlich sauberen Straßen und Parks auf. Ferner waren die Gebäude für die anstehenden Feierlichkeiten zu 80 Jahren Weltkriegsende aufpoliert worden und die Hauptstraßen mit Fahnen geschmückt. Das Stadyen Haradski liegt gute 20 Minuten Fußweg vom Bahnhof entfernt.
Vor Ort war doch einiges los und die Zuschauerzahl sahen wir eher um die Tausend, wobei auch ein paar Gäste aus Novopolotsk kamen. Die zahlreich vertretenen Sicherheitskräfte tasteten beim Einlass alle Zuschauer gründlich ab, blieben im Stadion aber entspannt. Eine Fotorunde direkt hinter der Bande entlang war kein Problem.
Besonders stachen natürlich die klassischen Flutlichter auf den Stahlskeletten heraus. Die Tribüne auf der Gegengerade hat ihre besten Tage hinter sich und besteht auch aus einer simplen Stahlkonstruktion. Auf der Haupttribüne inklusive Funktionsgebäude durften ein paar Offizielle Platz nehmen. Links davon waren die Gäste untergebracht.
Bei bestem Fußballwetter um die 24 Grad sahen die bis dahin punktlosen Gastgeber erneut kein Land und mussten sich am Ende mit 0:2 geschlagen geben. Spielerisch war das alles überwiegend schwere Kost. Dafür lässt sich kaum einer fallen und Theatralik sucht man in der „Vysshaya Liha“ vergebens. Ein kurzes „Dawei“ vom Schiedsrichter und weiter geht es. Die Nachspielzeit beträgt oft höchstens vier Minuten und Doppler lassen sich gut planen.
Nach dem Spiel gönnten wir uns noch eine Schmierpizza und bestiegen anschließend einen uralten Zug zurück nach Minsk. Die Fahrgäste auf den klappbaren Pritschen wurden auf der Fahrt ordentlich durchgerüttelt.
Ziemlich müde nach dem langen Tag wollten wir nur noch ins Bett und orderten mit Yandex ein Taxi. Allerdings musste der Fahrer nach ein paar Kilometern stoppen: „all Roads closed“. Na gut, dann halt den Rest zu Fuß. Dabei stolperten wir kurz vorm Hotel in die vermeintliche Generalprobe für die Parade am 9. Mai. Hunderte bewaffnete Soldaten säumten die Straße, darunter auch eine Abordnung aus China. Deren Landsleute schwirrten mit ihren Handys umher und machten fleißig Fotos. Irre und für uns der Abschluss vieler Eindrücke gleich am ersten Tag in diesem speziellen Land. (hr)








