Shanghai Shenhua – Henan Songshan Longmen FC – 2:1

Shanghai Shenhua – Henan Songshan Longmen FC – 2:1

18.10.2024
Chinese Super League
Shanghai Stadium
Zuschauer: 29.775

„SHANGHAI IS BLUE“

SHANGHAI – Für den Landboten geht es mal wieder nach Fernost. Es erwarten ihn spannende Tage und viele kulturelle Besonderheiten. Mit der britischen Ölsardine ging es für einen super fairen Taler nach Shanghai.
Am Anfang war ich ein bisschen skeptisch was uns in China erwartet. Andere Bezahlmethoden, keine Google-Dienste und die komplette Überwachung. Wir wurden aber sehr positiv Empfangen und wenn man einmal „im Game“ ist, dann findet man sich auch ganz schnell zurecht. Vorab installierte ich mir die die WeChat App, mit der man hier alles machen kann. Ohne WeChat oder Alipay ist man in China aufgeschmissen. Dazu kann man den Bann der Google-Dienste und Meta Apps umgehen, indem man sich eine E-Sim aus einem anderen Land mit Netz in China kauft. Somit lief alles glatt und mit Apple Karten navigierten wir uns durch die sehenswerte Metropole.
Quasi zum Abschluss des Shanghai Aufenthaltes ging es zum Fußball. Die Tickets besorgte uns ein chinesischer Außenstellenmitarbeiter des Landboten, wobei es eigentlich gar keine Tickets sind. Man bezahlt den Eintritt, bekommt eine Buchungsbestätigung und die Karten sind auf dem Reisepass hinterlegt.

Vorort lief alles reibungslos und unkompliziert ab. Einmal an alle Chinesen vorbei, Reisepass vorzeigen, Sicherheitskontrolle und schon war man drin. Für ca. 1.50 Euro gibt es hier eine nicht gekühlte Cola oder andere Softgetränke. Pünktlich drei Minuten vor Anpfiff lief die Nationalhymne und um Punkt 19:35 Uhr rollte der Ball und im Ultra Bereich ging es dann auch los. Die Fahnen wurden immer abwechselnd zu einem bestimmten Gesang geschwungen oder unten gehalten. Dies hatte alles seine Ordnung im Block. Allgemein war dies hier keine Entertainment Veranstaltung, sondern ehrlicher Fußball. Die Leute, die hier hingehen, fiebern auch alle mit. Drei Spieltage vor Schluss ging es hier auch noch um die Meisterschaft. Shenhua hatte 70 Punkte, Shanghai Port 72.
Der erste richtige Jubel kam mitten in der Halbzeit, denn der große Kontrahent Shanghai Port lag zurück. Nun muss man nur noch gewinnen, um zwei Spieltage vor Schluss Erster zu sein. Shanghai drückte aufs Tor und wie aus dem Nichts gingen die Gäste in der 62. in Führung. Kurze Zeit später konnte Shenhua ausgleichen und spielte weiter auf ein Tor. Das erlösende 2:1 fiel dann in der 89.. Auf den Rängen gab es kein halten mehr. Das Stadion stand komplett, die Handys verschwanden in der Hosentasche und alle warteten auf den Abpfiff. Nach 97 Minuten war Schluss und man war Erster. In den letzten 30 Minuten passierte bei der Partie von Shanghai Port nichts mehr. Das Blatt hat sich gewendet und Shanghai Shenhua ist nun mit 73 Punkten Erster. Shanghai is blue!

Keine 35 Minuten später, quasi pünktlich mit dem Abpfiff in Chengu kamen wir auch schon im Hotel an. Die Rückfahrt verlief, wie die zwei Tage, rundum perfekt in Shanghai. Das besuchte Stadion wurde in der Corona Pandemie kurzerhand mal komplett „redesigned“, hat keine Laufbahn mehr, dafür aber eine durchgezogene LED-Leinwand im Dach. Sowas sieht man auch nicht alle Tage.

Allgemein hat uns Shanghai und der Stadionbesuch sehr gefallen. Ich kann jeden empfehlen sich ins Abenteuer China zu stürzen, es lohnt sich und die Leute sind Vorort auch alle sehr nett, obwohl viele Leute nicht so gut im englischen sind. Mit „Hand & Fuß“ oder den Google Übersetzer kommt man aber sehr gut zurecht. (mb)

Nanjing City – Shanghai Jiading – 0:0

Nanjing City – Shanghai Jiading – 0:0

„EINEN ALTEN BAUM VERPFLANZT MAN NICHT“

06.07.2024
China League One
Wutaishan Stadium
Zuschauer: 4.918

NANJING – „Leckeres Essen, nette Leute, tolle Sehenswürdigkeiten“. Schon dutzendfach gesagt oder gehört, aber bei Usbekistan passt das wirklich zu 100 Prozent. Die fünf Tage Aufenthalt habe ich wirklich genossen und eigentlich war das viel zu wenig, aber die Pflicht rief. Mit „China Southern“ flog ich am Montagabend nach Peking und arbeitete über die Woche meine Termine ab.

Im Vorfeld hatte ich den Part in China über das Wochenende gestreckt, um noch Gelegenheit für Stadionbesuche zu haben. Geografisch machten Nanjing am Samstag und Hangzhou am Sonntag am meisten Sinn. Also schnell die Züge, Hotels und Tickets gebucht. Doch halt, so einfach ist es in der Volksrepublik leider nicht. Eintrittskarten sind nur kompliziert online erhältlich, Tageskassen sucht man vergeblich. Papiertickets? Komplette Fehlanzeige. So unerbittlich ist nicht einmal die UEFA. Dank der Mithilfe der chinesischen Kollegen schaffte ich es aber, mir in der WeChat-App Karten für beide Spiele zu kaufen. Xièxie!

In Nanjing angekommen nahm ich die Metro durch die halbe Stadt Richtung Stadion für umgerechnet 40 Cent. ÖPNV und Sozialismus passen eben zusammen. Nanjing City kickt seit vier Jahren in der zweiten Liga und stand immer im Schatten von Jiangsu Suning, die 2020 zum ersten Mal die chinesische Meisterschaft holten. Allerdings ließ der Besitzer den Klub nach der Saison wie eine heiße Kartoffel fallen und so vertritt nur noch Nanjing City die Stadt im Profifußball. Die Vereinsfarben sind die Gleichen (Blau-Gelb) und so tummelten sich Shirts beider Vereine auf der Tribüne.

Apropos Tribüne: die befinden sich in einer Art Parkanlage und in mehreren Blöcken des „Wutaishan Stadium“ wachsen Bäume. Habe ich in dieser Zahl so auch noch nicht gesehen und musste natürlich eifrig dokumentiert werden. Im Hintergrund erheben sich die Wohnblöcke und Hotels, was zusammen mit den wuchtigen Flutlichtmasten im Sonnenuntergang noch ein tolles Fotomotiv lieferte.

Bei 35 Grad am Abend kamen ca. 5.000 Zuschauer, davon auch ein paar Versprengte aus Shanghai. Zum Einlaufen zogen die Nanjing Fans eine Blockfahne hoch, deren Übersetzung ich leider schuldig bleiben muss. Im Anschluss versuchten zwei Capos die Menge zu motivieren und auch die Schwenker gingen ab und an hoch. Nichts Weltbewegendes, aber für null Erwartung war ich zufrieden.

Auf dem Feld gab es hüben wie drüben nicht viele Chancen. Nach über zwei Stunden Brutto-Spielzeit in der gefühlten Waschküche hatte auch der Schiedsrichter genug und pfiff das Spiel torlos ab. (hr)