F91 Diddelang – FC Victoria Rosport – 3:0

F91 Diddelang – FC Victoria Rosport – 3:0

„MARATHON NACH LUXEMBURG“

11.08.2024
BGL-Ligue
Stade Jos Nosbaum
Zuschauer: ca. 400

DÜDELINGEN – Dass es ein langer Weg nach Luxemburg sein würde, war klar. Bereits um 6 Uhr morgens klingelte der Wecker in der südlichen Pariser „Banlieue“, unweit von Créteil. Leidenschaft geht oft mit irrationalem Handeln einher. Für den letzten Tag der Olympischen Spiele war ich im Besitz eines Tickets für den Marathonlauf der Damen. Das Zuschauerspektakel spielte sich dabei im Zieleinlauf auf der „Esplanade des Invalides“ ab, wo eine temporäre Arena errichtet wurde.

Irgendwie hätte ich diese Veranstaltung als unvollkommen eingestuft, wenn ich dem Start ferngeblieben wäre. Also ging es in aller Herrgottsfrüh ab Boissy-Saint-Léger, der letzten oder ersten Haltebahnstelle der Linie A, in die Metro nach Paris. Dort rauschte wenig später eine Schar abgemagerter Athletinnen innerhalb weniger Sekunden an meinen müden Augen vorbei. Aber es fühlte sich gut an dabei zu sein und endlich blieb mal Zeit, an der menschenleeren Seine entlang Richtung Zentrum zu spazieren. Nach einer Kaffeepause stellte sich ernsthaft die Frage, ob ich mit meiner gemütlichen Gangart für die vier oder fünf Kilometer zu den „Invalides“ länger brauchen würde, als die Marathon-Damen, die bekanntlich 42,195km für diese Strecke zurückzulegen hatten.

Souverän erreichte ich den Zieleinlauf nach knapp zwei Stunden. Den Rest-Lauf gab es zunächst via Leinwand auf die Augen und es wurde registriert, dass sich eine Gruppe Läuferinnen, bestehend aus mehreren Afrikanerinnen und einer Holländerin, abgesetzt hatte. Tatsächlich entwickelte sich der Lauf auf den letzten Metern zu einem Zweikampf zwischen der Niederländerin und einer Läuferin aus Äthiopien. Die Europäerin „schnappte“ sich die Afrikanerin auf den letzten Metern und die kleine Arena stand Kopf. Diese ungespielt-euphorisierte Atmosphäre auf den Rängen konnte nachhaltig beeindrucken. Genauso wie die Tatsache in der olympischen Marathon-Disziplin Gold zu gewinnen. Respekt an Sifan Hassan & co, das ist dann doch etwas anderes als ein Bezirksliga-Aufstieg!

Nach dem Marathon-Entscheid sollte es eigentlich mit einem Umstieg wieder zur Metrolinie A gehen. Aber erneut wurde eine irrationale Entscheidung getroffen. Warum eine Viertelstunde in der Metro-Station um die Ecke warten und einmal umsteigen, wenn man auch gemütlich zum Bahnhof der Linie A spazieren kann? Gesagt, getan und gemächlich ging es über die Seine-Brücke „Pont Alexandre III“ Richtung Oper. Nach 10 Minuten mal die Zeit gecheckt und siehe da: Ohne Sprint würde ich die Bahn nicht mehr erreichen. Luxemburg-Doppler in Gefahr! Ich hatte ja gerade bei den Profis zugeguckt, also wurde der Turbo gezündet und die knapp drei Kilometer auf der teilweise originalen Marathon-Strecke im Galopp absolviert. Die Bahn wurde 1 Minute vor der Disqualifikation erreicht. Solche Geschichten schreibt nur Olympia!

Stressfrei ging es schließlich mit dem Auto nach Luxemburg, wo man eine Viertelstunde vor dem Anpfiff im „Stade Jos Nosbaum“ in Düdelingen eintrudelte. Das kleine Stadion thront über der Stadt und besitzt eine Tribüne auf der einen Längsseite und steile Stufen mit und ohne Stühlen auf der anderen. Ein Prototyp des luxemburgischen Fußballs. Hier ist alles entspannt und gemütlich. Bei sechs verschiedenen Wurstsorten kommt jeder auf seine Kosten und obwohl mit Bezahlkarte gearbeitet wird, kriegt jeder Gast sein überschüssiges Guthaben am Ende der Partie auf Heller und Pfennig wieder ausbezahlt. Der perfekte Ort, um nach dem doppelten Marathon einen Gang runterzuschalten.

Während man bei über 30 Grad im Schatten der Tribüne ruhte, fiel in einer sehr hektischen Partie nach wenigen Augenblicken die Heimführung. Düdelingen blieb vorne punktuell gefährlich, Rosport mühte sich mit schnellen Ballwechseln vergeblich um den Ausgleich. Erst in der Schlussphase der Partie gelang dem Meister von 2022 nach zwei Kontertoren die Entscheidung. Das stressige Spiel konnte mir wirklich gar nichts mehr anhaben. Olympianorm bestanden! (mm)

Racing FC Union Lëtzebuerg – Union Titus Pétange – 0:2

27.11.2022: Racing FC Union Lëtzebuerg – Union Titus Pétange – 0:2

„DAS LËTZTE SPIEL ALLER ZEITEN“

Stade „Josy Barthel“

Zuschauer: 250

BGL Ligue

LUXEMBURG – Ein paar Tage vor dem Spiel blinkte ein kleines, rotes Lämpchen an meinem Weltempfänger auf, das mir signalisierte: Im Stade „Josy Barthel“ wird am Sonntag ein Spiel ausgetragen! Diesmal bestimmt das letzte Spiel aller Zeiten – oder für dieses Jahr oder für diesen Monat. Denn seit der Eröffnung des neuen Nationalstadions, welche sich um Jahre verzögerte, ist das „Josy Barthel“ stillgelegt und dem Tod geweiht. Betonklötze sollen dort entstehen, wo der Rasen immer noch perfekt getrimmt ist und eine neue Tartanbahn in Königsblau erstrahlt.

Grund genug eine NRW-Tagestour spontan um einen Tag und zwei weitere Länder zu erweitern. Der Länderpunkt Luxemburg sollte für meinen zweijährigen Sohn auch noch rausspringen – LP mit dem Josy Barthel als Jahrgang 2020, warum auch nicht? Das alte Nationalstadion liegt am Rande der Luxemburger Innenstadt. Am Stadion geparkt, kann man eine gute Stunde vor dem Anpfiff noch ganz gepflegt ins Herz Europas flanieren. Ansonsten muss man dem alten Stadion der Luxemburger jetzt nicht unbedingt eine Träne nachweinen. Ein unüberdachter All-Seater mit Haupttribüne, ohne große Gadgets und Gammel. Am ehesten fällt das FIFA-taugliche Flutlicht auf, das man – wenn es scheint – wahrscheinlich aus dem Weltall sehen kann. Die Häuserzeile direkt hinter dem Tor ist auch ganz nett.

Auf der Haupttribüne versammeln sich vielleicht etwas über 200 verlorene Seelen, bei diesem „Spitzenspiel“ in der ersten luxemburgischen Division. Pétange hatte ich vier Wochen zuvor schon in Ettelbrück gesehen und auch diesmal hat man ein paar Leute mitgebracht die raunen, jubeln und schimpfen. Auf dem gepflegten Rasen gibt es besseren Regionalliga-Fußball zu sehen, was als Kompliment zu verstehen ist. Bei den Gastgebern, die wegen Unbespielbarkeit des eigenen Platzes ausweichen mussten, sieht man früh, dass es eng wird mit dem Toreschießen. Nette Ballstafetten enden in aller Regelmäßigkeit am Strafraum. Pétange macht gegen Ende der Halbzeit ernst und es fällt ein reguläres und ein irreguläres Tor, zudem verballern die Gäste einen Elfmeter.

Im zweiten Abschnitt dasselbe Bild: RFCU hat den Ball, UTP die Chancen. Immerhin verwandeln die Petinger kurz vor Schluss noch einen erneuten Elfmeter zum Endstand. Nach der Partie geht es ganz schnell noch in die „Buvette“, wo eine Bockwurst im Brötchen mit Soßen aller Art für faire 3€ verspeist wird. Für meinen Sohn gibt’s die „Bocker“ ohne Brötchen sogar umsonst und viele luxemburger Augenpaare erfreuen sich des Anblicks eines knabbernden Kleinkindes. In der Buvette wird auch der Namensgeber des Stadions mit einer Holztafel geehrt, der als Läufer 1952 in Helsinki Olympiagold in der 1500m-Disziplin errang. Irgendwie komisch, dass die Ehrung mit diesem Spiel womöglich endet, denn das neue Stadion heißt bekanntlich „Stade de Luxembourg“ oder bekommt irgendwann einen Sponsorennamen. Josy Barthel wird einfach abgerissen, begraben und in Vergessenheit geraten. (mm)