1.FC Magdeburg – 1.FC Köln – 3:0

1.FC Magdeburg – 1.FC Köln – 3:0

„HISTORISCHER SIEG IN EINER HISTORISCHEN SAISON?“

14.02.2025

2. Bundesliga
Heinz-Krügel-Stadion
Zuschauer: 27.055

    MAGDEBURG – Generalabsagen haben auch was Gutes. Als am Vorabend absehbar war, dass der Berliner Verband allen Spielen am Wochenende einen Riegel vorschieben wird, beschäftigte man sich mit Alternativen. Für das Zweitliga-Topspiel in Magdeburg gab es noch vereinzelt Karten in der Wiederverkaufsbörse und am Plan B gab es schnell keine Zweifel mehr. Block U statt Kunstrasenplatz an der Schildhornstraße, Magdeburg statt Polar Pinguin. Am Knotenpunkt Wittenberge bestieg man einfach die Bahn Richtung Sachsen-Anhalt und fuhr nicht in die Hauptstadt weiter – schon war das Ding geritzt.

    Vom Hauptbahnhof wählte man bei eisigen Temperaturen den Fußweg zum Heinz-Krügel-Stadion und am Spielort angekommen, fing es sogar leicht an zu schneien. Beim ersten Blick auf Block U fiel sofort eine vorbereitete Choreo auf und gespannt wurden die wenigen Minuten bis zum Anpfiff abgewartet. Tatsächlich zog die Kurve zwei riesige Blockfahnen mit der Aufschrift „Original Clubfan“ und „Original Ultra“ hoch, untermalt mit Blinkern und Rauchtöpfen. Hinzu gesellte sich der bekannte, aber stimmgewaltige Support, der auch einige Male das ganze Stadion mitnehmen konnte. Von Köln? Nix.

    Es sollte der Abend der Magdeburger werden. Nach kurzen Drangphasen erwiesen sich die Gäste auf dem Rasen zwar als seriösere Mannschaft, doch bis auf einen Pfostentreffer kurz vor der Pause musste man ein brotloses Fazit hinter den Bemühungen der Kölner setzen. Nach dem Seitenwechsel erneut viel Tifo im Block U. Der erste Heimsieg der Saison war fällig. Doch das Spiel pendelte sich auf ein 0:0 ein. Der FCM mit viel zu wenig Wucht nach vorn, die Geißbockelf zwar spielbestimmend, aber nun kam man gar nicht mehr vor das Tor.

    Es sollte eine Standard-Situation sein, die Block U eskalieren ließ. Ausgerechnet Abwehrspieler Daniel Heber, der am Spieltag zuvor noch erheblichen Anteil an der bitteren 3:4-Heimniederlage gegen Nürnberg hatte, traf per Kopf nach einem Freistoß. Kurze Zeit später dann endlich mal ein Konter wie aus dem Lehrbuch und die Vorentscheidung. Teile des Publikums konnte es gar nicht glauben. Als Köln nochmal alles nach vorne warf, fiel per anspruchsvoller Direkt-Abnahme sogar noch der dritte Treffer. Nach dem Spiel sah man hinter der Gegentribüne Leuchtspur und Feuerwerk, was man zunächst als Siegesfeier einordnete, stellte sich als handfeste Auseinandersetzung zwischen den Fanszenen heraus. Ersten Quellen zufolge, soll dies den Triumph der Gastgeber aber nicht geschmälert haben…

    Unglaublich: Der erste Magdeburger Heimsieg der Saison, spät im Februar und das gegen den aktuellen Tabellenführer, dazu der Sprung auf den Relegationsplatz. Ganz viel Liebe am Valentinstag in die Elbstadt – vielleicht wird es am Ende ja wirklich noch eine historische Saison. (mm)

    Hertha BSC – 1. FC Köln – 0:1

    Hertha BSC – 1. FC Köln – 0:1

    „ROT-WEIßE INVASION“

    02.11.2024
    2.Bundesliga
    Olympiastadion Berlin
    Zuschauer: 68.763

    BERLIN – Der Ausflug begann am Hamburger Hauptbahnhof, wo der gebuchte ICE ausfiel. Daher nahm ich einen früheren Zug der DB in die Hauptstadt. Aufgrund der früheren Ankunft machte ich einen Abstecher in das DDR-Museum, in dem unter anderem das denkwürdige Spiel zwischen der BRD und der DDR bei der WM 1974 thematisiert wurde.

    Nach knapp zwei Stunden setzte ich die Reise nach Köpenick fort. Wie bei fast jedem Besuch in Berlin stand auch diesmal ein Berliner Gemüse-Kebab auf dem Speiseplan. Bei einer Reise nach Berlin ist der Instagram-Account „Döner Guides Berlin“ ein fester Bestandteil meiner Tourenplanung. Bei „Mr. Kebap“ spürt man, dass die alte Försterei nicht weit entfernt ist – die vielen Union-Aufkleber sprechen Bände.

    Statt zu „Eisern Union“ sollte es heute jedoch zu Hertha BSC gehen. Der Abstecher nach Köpenick wurde genutzt, um eine weitere Berliner Groundperle zu entdecken. Der Köpenicker FC, der ebenfalls in Rot spielt, tritt derzeit in der Landesliga Berlin 1 an. Besonders an diesem Stadion sind die wenigen Sitzschalen, der Blick auf das Blockheizkraftwerk und die skurrile Anzeigetafel. Das Lied „Komm mit mir nach Köpenick“ als Einlaufmusik ist Programm. Auch wenn das Spiel am Ende torlos endete, war dieses Vorspiel definitiv lohnenswert.

    Das Tages-Highlight erwartete mich dann in Charlottenburg. Bereits vor dem Spiel wurde angekündigt, dass über 15.000 Köln-Fans den „Effzeh“ begleiten würden. Bei solch beeindruckenden Zahlen bekommt jeder FC-Fan Gänsehaut und denkt an die wunderbare Zeit 2017 zurück, als man das „Arsenal Stadium“ einnahm. Doch heute waren wir nicht in der englischen Hauptstadt, sondern in Berlin, wo zwei prall gefüllte Kurven mit leidenschaftlichen Fans, die ohne Zweifel zu den besten des Landes zählen, aufeinandertrafen. Das wurde auch beim Intro deutlich. Während Frank Zanders „Nur nach Hause“ aus den Lautsprechern dröhnte, legten die Gäste als erstes los. In einem Meer aus rot-weißen Fahnen wurden mehrere Strobos und roter Rauch gezündet. Kaum war der Rauch fast verflogen, ging es erneut los: Rote Fackeln brannten im gesamten Gästebllock.

    Die Hertha-Fans wollten den Kölnern das Stadion jedoch nicht kampflos überlassen. Auch die Anhänger von Hertha setzten Pyroel-Elmente ein und zeigten ein Transparent mit der Botschaft: „WIR LIEBEN HERTHA – DAS KÖNNT IHR UNS NICHT NEHMEN.“

    Bereits vor dem Spiel waren zahlreiche Spruchbanner der Hertha-Fans zu sehen, bei denen die Ultras die Anliegen der Innenministerkonferenz thematisierten.

    Eine weitere Pyro-Show fand im Gästeblock statt, als Lemperle in der 31. Minute das 0:1 erzielte. Auf dem Rasen war das Spiel ansonsten allerdings nicht der Rede wert. Beide Teams agierten sehr zurückhaltend und so war es wenig verwunderlich, dass sich die spektakulären Szenen in den Kurven abspielten. Die Fans haben einmal mehr bewiesen, wie attraktiv die zweite Liga ist und man darf sich noch auf viele weitere Traditionsduelle freuen. (fj)

    1.FC Köln – 1.FC Magdeburg – 1:2

    1.FC Köln – 1.FC Magdeburg – 1:2

    “UNSER CLUB IST UNBESIEGBAR”

    14.09.2024
    2. Bundesliga
    Müngersdorfer Stadion
    Zuschauer: 50.000

    KÖLN – Es wurde für mich mal wieder Zeit, das Topspiel in der zweiten Bundesliga stand an. An diesem Wochenende sollte das Spiel in Köln stattfinden, der Gast war kein geringerer als der FCM. In Deutschland natürlich ein absolutes Brett, ein guter Auftritt im Müngersdorfer Gästeblock sei uns damit versprochen worden. Ich traute meinen Augen kaum, dass wirklich der Doppler mit Fortuna Köln gegen Duisburg vorher möglich war. Welch ein schöner Tag in Köln mit zwei richtig guten Ansetzungen.

    Das Müngersdorfer Stadion war in meinen Augen schon vor dem Besuch am Samstag eine absolute Augenweide und ein richtig schönes Fußballstadion in Deutschland. Aus dem Stadtzentrum fährt die Straßenbahn ungefähr 25 Minuten zum Stadion und dann steht man auf dieser schönen riesigen Wiese vor diesem Stadion. In den Ecken des Stadions schießen einem erneut die rot-weißen Pfeiler ins Gesicht. Definitiv ein Alleinstellungsmerkmal im deutschen Profifußball. Bei meinem dritten Besuch hier, fasziniert es mich doch jedes Mal wieder. Sobald man im Unterrang der Tribüne steht, bekommt man das Gefühl, ganz nah am Spielfeld zu sein. Das Vereinslied “Mer stonn zo dir, FC Kölle” einfach nur geil! Jedem Fußballromantiker geht hier das Herz auf, solche Lieder braucht der Fußball!

    Bevor das Spiel startete, gab es eine Gedenkminute in Form von emotionalen Applaus für den vor kurzem verstorbenen Christoph Daum. Eine emotionale Ansprache seitens des Stadionsprechers zeigte uns hier noch einmal deutlich, was Christoph Daum für ein toller Mensch war!

    Der Effzeh startete aktiv im Spiel nach vorne, es häuften sich die Großchancen im ausverkauften Stadion. Die Stimmung auf der Heimseite, besonders bei den Gassenhauern, ist wirklich gut, viele Fans, die in die Gesänge einsteigen und meiner Meinung nach ist es ein sehr schönes Kurvenbild in der Südkurve. Der Heimverein ist aktuell mit einer Transfersperre bis in den Januar 2025 belegt, absolut verrückt, wenn man bedenkt wie mit Millionensummen im europäischen Fußball herumgeworfen wird. Dem Spiel der Kölner hätte ein erfolgreicher Stürmer sicherlich gut getan. Absoluter Wahnsinn, was an diesem Abend für Chancen liegen gelassen wurde. Somit ging es mit einem torlosen Remis in die Kabinen.

    Die zahlreichen Gäste aus Magdeburg fielen besonders in der ersten Halbzeit durch das bekannte gemeinsame Einklatschen auf. Es schallte durch das ganze Stadion “Fußballclub Magdeburg”. Zu unserem Glück nicht nur einmal, sondern direkt drei mal nacheinander in einer brachialen Lautstärke. Meine Ohren gehörten ab diesem Moment definitiv dem Gästeblock. Zur zweiten Halbzeit wurde dann eine schöne Pyroshow vorbereitet, deren Effekt definitiv wirkte. Der Funke sprang über. Der Dauersupport aus dem Gästeblock fand kein Ende mehr.

    Die zweite Halbzeit startete also phänomenal und auch auf dem Platz wurde es heißer. Der Effzeh traf in der 49’ Minute durch Damion Downs. Verpasste es erneut zahlreich den Sack einfach mal zu schließen. Die Spielstatistik zählte am Spielende 33:9 Torschüsse für das Heimteam. Und wie passiert es im Fußball so häufig? In der 66’ Minute erzielte Falko Michel per Kopf das 1:1. Im Gästeblock wurde die Stimmung natürlich nur noch besser. Ich hoffe viele von euch haben solche Spiele schon mal als Zuschauer gesehen, man fiebert quasi schon mit, dass noch ein Tor für den Gästeblock fällt und dann ist es irgendwann soweit. In der 83’ Minute schoss Jean Hugonet aus der zweiten Reihe und der Ball landete im Netz. Die Spieler von Trainer Christian Titz rennen in den Gästeblock und feiern den Führungstreffer. Geile Szenen, die mit keinen Worten zu beschreiben sind! Der Gästeblock ist spätestens jetzt natürlich auf dem absoluten Höhepunkt angekommen, der Gassenhauer “Unser Club ist unbesiegbar” wurde zum besten gegeben und der ganze Gästeblock sang mit.

    Natürlich brauchen wir hier nicht darüber diskutieren, ob der Sieg der Magdeburger verdient ist oder nicht. Bei so einem Spielverlauf und der vergebenen Chancen der Kölner, rechnet eben kaum jemand mit einem Auswärtssieg der Magdeburger. Das ist eben Fußball! Dieses Spiel und der Auftritt beider Fanszenen sind ein erneuter Beweis dafür, dass die zweite Liga in Deutschland eben attraktiver ist als die Bundesliga oder so manche höherklassige Liga im Ausland.

    Nach dem Abpfiff kam es im Gästeblock nochmal zwischen Fans und Spielern zu einem gemeinsamen Einklatschen. Das für heute letzte “Fußballclub Magdeburg” schallte durch den Kölner Nachthimmel.

    Der FCM steht nach dem überraschenden Auswärtssieg auf dem 3. Platz in der Tabelle, der Effzeh hingegen auf Platz 8. Die Saison ist noch lang, es bleibt spannend zu beobachten, wie es sich entwickelt. Ab dem Januar 2025 darf der 1. FC Köln wieder Spieler zum Spielbetrieb anmelden und somit Transfers tätigen. (fj)

    SC Paderborn 07 – 1.FC Köln – 1:2

    SC Paderborn 07 – 1.FC Köln – 1:2

    „MINIMALISLMUS MIT BEATE UND ILONA“

    06.03.2020

    Bundesliga

    Benteler-Arena

    Zuschauer: 15.000

    PADERBORN – Ganz genau hatte ich unter der Woche die Ohren gespitzt. Das Thema in den Nachrichten: „Corona“. Das Virus hatte Italien fest im Griff. In der Schweiz wurden bereits alle Veranstaltungen abgesagt und auch Dänemark zog am letzten Februar-Wochenende nach. In Deutschland trat COVID-19 bis dahin nur vereinzelt auf – lediglich dem Kreis Heinsberg wurde von den Medien besondere Beachtung geschenkt. Zu diesem Zeitpunkt dachte man noch, dass das Virus ein regionales Problem ist – und bleiben würde. Ein paar Mal stand ich vor einer Deutschland-Karte und wusste nicht so recht, was ich von der räumliche Entfernung zwischen Heinsberg und Paderborn halten sollte. Sobald es zur vollen Stunde schlug und die Radio-Nachrichten die üblichen Schreckensmeldungen verkündeten, drehte ich die Lautstärke nach oben. Kaum zu glauben, aber wahr: Ab Mitte der Woche wanderten Corona-News nach hinten, das heißt: Das Thema verlor an Wichtigkeit. Und meiner Reise am ersten März-Wochenende stand schließlich nichts mehr im Weg. Bundesliga, Premier League und Oberliga Westfalen, so der Plan.

    Ursprünglich wollte ich für dieses Wochenende so viel Geld wie möglich einsparen, das Motto lautete: Low Budget. Doch als sich dann sowohl eine Möglichkeit für das Bundesliga-Spiel am Freitag in Paderborn ergab, als auch einem Premier-League-Spiel in London tags darauf beizuwohnen, konnte ich mich dank der recht hohen Ticket-Preise von dem totalen Minimalismus bald verabschieden. Bei Paderborn bekam man nur Tickets für das Spiel gegen Köln, wenn man bereits Bestandskunde im Online-Shop der Ostwestfalen war. Wie immer wurde ich bei eBay Kleinanzeigen fündig. Das Angebot dort war aber ausgesprochen rar: 27 Euro und damit 10 Euro über dem offiziellen Preis – eigentlich nicht so das Problem. Für einen Stehplatz aber schon ein stolzes Sümmchen, zumal ich die aufgerufene Zahl vom Schwarzmarkthändler noch drücken konnte. Das Premier-League-Ticket für den doppelten Preis, schien da schon eher eine Belastung für das Budget zu werden.

    Um trotzdem an einem Minimalismus-Gedanken festzuhalten, probierte ich es als Fahrer mal bei bei „Blablacar“ aus – und siehe da: Junge Frauen rissen sich darum, mit mir zusammen in den Westen zu fahren! Sowohl auf der Hin- als auf der Rücktour, hatte ich nette und gesprächige Begleiterinnen an Bord. Alle waren sie jünger als ich, vermutlich in der 20ern. Kurioserweise hörten zumindest zwei von ihnen auf Namen, die auch in den 20ern beliebt waren – in den 1920er-Jahren: Beate und Ilona.

    Im Dauerregen geht es nach Paderborn. Auf meine Frage zu Beate, ob sich ein Abstecher in das Zentrum der Stadt lohne, vernehme ich leises Gekicher. Die junge Frau stammt aus Bad Driburg und kennt sich aus. Da ich mich nach Ankunft noch um ein paar andere Dinge kümmern muss, erledigt sich eine Sightseeing-Tour durch Paderborn mangels Zeit ohnehin schnell. Ich glaube, das ist nicht weiter tragisch. Die Stadt wird ja nicht umsonst „Paderboring“ genannt. Und der erste Eindruck bestätigt das eindrucksvoll – Regengrau und Ostwind beflügeln die Fantasie auch nicht gerade. Aber ich werde das gerne nochmal nachholen – wenn über Paderborn und dem Rest der Welt wieder die Sonne scheint.

    „Die erste Corona-Paranoia?“

    Vor dem Spiel gab man mir einen Parkplatz-Tipp: Vom Nixdorf-Betriebsgelände fahren Shuttle-Busse zum Stadion. Im Bus steht man eng an eng. Die Stimmung ist gediegen. Ich habe das Gefühl, so wirklich glücklich wirken die Fahrgäste bei der körperlichen Nähe in diesen Zeiten nicht. Die erste Corona-Paranoia? Im Bus kommt trotzdem bei weitem keine Platzangst auf. Nach fünfminütiger Fahrt erreicht man die „Benteler“-Arena, die auf der grünen Wiese steht, im Dunkeln mit blauer Beleuchtung aber einen schicken Fixpunkt liefert. Das Stadion ist eine kleine Fertigbau-Arena, heute nichts Besonderes mehr. Das heißt: Langweilig, aber mit dem Komfort der Neuzeit. Im Stadion fällt auf, dass man die Tribünen nur durch innenliegende Treppen erreicht und das Spiel so aus einer erhöhten Position verfolgen kann. Die Zäune um das Spielfeld unten sind abgeklebt, ähnlich wie oft in Holland der Fall. Durch die hohen Stadionwände wirkt der Ort viel größer als er eigentlich ist. Warum nicht? Negativ bleibt mir die SCP-Behausung irgendwie nicht in Erinnerung. Auf Seiten der Haupttribüne wird das Stadion zur Zeit (von außen) etwas umgebaut.

    Als Aufsteiger belegt der SCP aktuell den letzten Platz. Das konnte man erwarten. Dennoch stellt die Truppe von Steffen Baumgart eine Bereicherung für die Liga dar. Denn bei dem offensiven Spielstil kommt keine Langeweile auf und so feierte der Aufsteiger zuletzt einige Achtungserfolge – beispielweise verlor man das Spiel bei den Bayern vierzehn Tage zuvor erst in letzter Minute. Auch Köln in bestechend starker Form: Unter Neu-Trainer Markus Gisdol mit drei Siegen in Folge und damit weit weg von den Abstiegsrängen. Die Paderborner bilden auf ihrer Stehplatztribüne, die nach dem Möbelhaus-Patriarchen Wilfried Finke benannt ist, zunächst gar keine schlechte Einheit. Die etwas schrullige Vereinshymne wird durch die Bank weg mitgesungen. Eine kleine Ultra-Gruppierung, die nicht viel auf die Reihe kriegt und mit Bässen aus dem Ghettoblaster die Kurve desorganisiert, zerstört in der Folge aber Hoffnungen auf einen einheitlichen Support der heimischen Fans. Der Kölner Auswärtsblock ist pickepackevoll. Mit Doppelhaltern in beeindruckender Zahl und etwas Pyrotechnik, zelebrieren die Domstädter ein schönes Intro. Auf beiden Seiten wird im Laufe der Partie halbherzige Kritik an Dietmar Hopp geübt, der an diesen unbesorgten Tagen Anfang März überall im Fadenkreuz der Fans steht, weil u.a. in Sinsheim bekanntlich ein Spiel gegen die Bayern nach Fan-Kritik am Hoffenheimer Mäzen unterbrochen wurde. Highlight ist in diesem Zusammenhang ganz klar der Wechselgesang zwischen Paderborn und Köln Mitte der zweiten Halbzeit: „Scheiß DFB!“.

    Das Spiel kommt schwer in die Gänge, aber schon bald zeichnet sich etwas ab: Die Hausherren haben nicht ihren besten Tag erwischt. Die Baumgart-Elf greift den Gegner früh an, kommt zu einigen Ballgewinnen, agiert im Spiel nach vorne aber viel zu ungenau. Was wiederum zu Ballverlusten und unverhofften Umschalt-Situationen für Köln führt. Irgendwann agiert Paderborn verunsichert und der FC hat den SCP „ausgelesen“. Geschickt wird der Gegner aus der Reserve gelockt, die Rheinländer nutzen die naive, fehlende taktische Flexibilität des Aufsteigers und den dargebotenen Raum für dominantes Vorwärtsspiel. Dennoch benötigt die Geißbock-Elf erst einen Eckball für die Führung: Jorge Meré trifft abseitsverdächtig, doch völlig regelkonform in die Maschen. In Folge einer Konter-Situation schließt DFB-Verteidiger Jonas Hector wenig später einen gekonnten Offensivspielzug mit einem sehr sehenswerten Schuss in den Giebel ab. Das wird schwer für die flinken, aber wirkungslosen Paderborner.

    Natürlich kommt die Heimelf nach der Pause motiviert auf den Rasen zurück. Doch ansehnlichen Fußball bringt man nichts auf’s Grün. Das gilt allerdings auch für die Kölner, die offensiv gar nicht mehr am Spiel teilnehmen. Mit beherzten Zweikämpfen und dem Willen eines Außenseiters, kämpft sich der Aufsteiger dennoch in die Partie zurück. Und spätestens nachdem Dennis Srbny per Kopf zum Anschluss trifft, entwickelt sich ein spannendes und rasantes Spiel. Köln verpasst in Person von Anthony Modeste die Vorentscheidung: Der Franzose tanzt zunächst Leopold Zingerle aus, kriegt den Ball aber nicht im leeren Tor unter. Paderborn ist definitiv am Drücker, kurz vor Schluss landet ein fulminanter Distanzschuss nur an der Latte – am Ende soll es nicht sein. Ein Unentschieden wäre verdient gewesen und trotzdem geht der Kölner Sieg auch irgendwie in Ordnung. Komisches Spiel, aber der SCP ist irgendwie auch ein besonderer Aufsteiger.

    Die Fahrt zurück zum Parkplatz gelingt gleich mit dem ersten Bus und nicht mal 20 Minuten nach dem Abpfiff dieses Bundesliga-Spiels, fahre ich schon wieder auf der Autobahn meiner Unterkunft in Dortmund-Sölde entgegen. Für ein Bundesliga-Stadion war das leichte, bekömmliche Kost. Doch bei Paderborn weiß man nie – vielleicht wird der Ground ja irgendwann wieder für eine mögliche Komplettierung der Regionalliga West interessant? Und dann steht die „Benteler“-Arena lässig gekreuzt mit einem Bundesliga-Spiel in meiner Statistik. Noch dazu mit dem letzten Heimspiel vor Zuschauern – für eine sehr lange Zeit.

    Fortsetzung folgt…