Como 1907 – US Cremonese – 1:1

Como 1907 – US Cremonese – 1:1

„UNWETTER, ÜBERSCHWEMMUNGEN, UNENTSCHIEDEN“

27.09.2025
Serie A
Stadio Giuseppe Sinigaglia
Zuschauer: 10.534

COMO – Zu Weihnachten schenkten meine Schwiegereltern meiner Frau und mir einen Wochenendtrip nach Italien. Rund sieben Monate später fanden wir ein passendes Wochenende und buchten Flüge für den Zeitraum vom 26. bis 28. September. Abflug war vom Flughafen Schwechheim nach Mailand und zurück. Als die italienische Fußballliga Anfang September das Spiel von Como auf Samstag um 15 Uhr terminierte, war die Vorfreude groß. Como fehlt mir nämlich noch in meinem digitalen Informer. Der Ticketkauf wirkte zunächst kompliziert, da man für den Vorverkauf angeblich eine Revolut-Karte besitzen muss. Ich wollte mich damit aber nicht weiter aufhalten und gab einfach meine Visa-Karte ein. Dreißig Sekunden später lagen vier Tickets im Posteingang. Also, keine Sorge beim Ticketkauf für Como. Revolut ist kein Muss, sondern nur Fassade.

Ein paar Tage vor unserer Abreise erreichte uns eine schlechte Nachricht. Die gesamte Region rund um Como wurde von einem schweren Unwetter getroffen, manche Dörfer waren kaum wiederzuerkennen. Auch der Comer See war betroffen. An manchen Stellen war das Wasser nicht mehr türkisblau, sondern braun gefärbt, übersät mit Ästen und Baumstämmen.Trotz dieser schwierigen Bedingungen wurde das Spiel im Stadion Giuseppe Sinigaglia nicht abgesagt. Am Samstagmorgen fuhren wir mit dem Zug der Linie Trenord für fünf Euro und zwanzig Cent von Mailand nach Como. Es regnete nicht, das Regenradar sagte nur leichten Nieselregen voraus. Die Stimmung war gut.

Etwa 45 Minuten später änderte sich das Wetter schlagartig. Wir fuhren mit der Bergbahn nach oben und plötzlich begann es in Strömen zu regnen. Drei Stunden lang kämpften wir uns durch enorme Wassermassen. Die Straßen standen unter Wasser, auf den Gehwegen konnte man beinahe schwimmen. Herzlichen Glückwunsch, das konnte ja heiter werden auf den unüberdachten Plätzen. Mit Regenschirm und Poncho kamen wir am Stadion an und versuchten, den riesigen Pfützen auszuweichen, um nicht noch nasser zu werden. Unsere Schuhe waren durchnässt, und das selbst ausgedruckte Ticket hatte auch schon bessere Zeiten gesehen.

Zwanzig Minuten vor dem Anpfiff gingen wir zu unseren Plätzen. Und dann geschah das Unerwartete: Der Regen hörte auf. Pünktlich zum Beginn des Spiels hatte Petrus ein Einsehen mit den Fans, und die Sonne blinzelte hinter dem Berg hervor. Auf den Rängen blieb es allerdings ziemlich ruhig. Die Curva Como war nicht im Stadion, denn viele Fans halfen stattdessen den Menschen in der Region beim Wiederaufbau. Das Leben der Nachbarn ist manchmal eben wichtiger als Fußball. Die Fans aus Cremona hatten bis Donnerstagmittag noch geglaubt, dass sie zum Spiel nach Como reisen dürfen. Doch plötzlich wurden alle Eintrittskarten für Menschen aus Cremona storniert. Nur noch Anhänger des Vereins aus Cremona, die nicht direkt aus der Stadt stammen, durften zum Spiel. Davon gibt es kaum welche. Deshalb standen am Ende etwa dreizehn Personen im Gästeblock. Zu dieser absurden Situation passt das Zitat eines Redaktionskollegen: „Italia“. Mehr muss man dazu nicht sagen.

Auf dem Rasen, der wohl die beste Entwässerung in ganz Italien besitzt, spielte die Mannschaft von Cesc Fàbregas in der ersten Halbzeit sehr dominant. Sie zeigten einen schönen Kurzpassfußball. Die Handschrift des Trainers, der einst unter Arsène Wenger und Pep Guardiola aktiv war, ist deutlich zu erkennen. Dieser Stil unterscheidet sich spürbar vom traditionellen italienischen Fußball. In der zweiten Halbzeit lief dann nichts mehr zusammen. Cremonese glich aus und war am Ende sogar in Überzahl. Insgesamt muss Como mit dem einen Punkt zufrieden sein, denn Cremonese hatte in der Schlussphase mehrere klare Chancen auf den Siegtreffer.

Trotzdem verließen die Zuschauerinnen und Zuschauer das Stadion bei Sonnenschein und waren zumindest einigermaßen zufrieden mit dem Spiel. Wer dieses traditionsreiche Stadion mit seinen alten Tribünen und Metallkonstruktionen in wunderschöner Lage am See noch besuchen möchte, sollte sich beeilen. An diesem Ort soll bald ein neues, modernes Stadion gebaut werden.

Ab Oktober des Jahres 2027 beginnen die Bauarbeiten, und im Jahr 2029 sollen dann während der Spiele sogar VIPs auf dem Dach im Pool liegen können. Die schöne neue Welt wird also bald auch in Como ankommen. (mb)

Kembali FC – Black Pink FC – 3:2

Kembali FC – Black Pink FC – 3:2

„WENN ES LÄUFT, DANN LÄUFTS“

26.09.2025
Testspiel
Lapangan Karya Manunggal Sidakarya
Zuschauer: 25

DENPASAR – Der Tag beginnt oft so entspannt und wenige Stunden später ist der Ground samt Länderpunkt in Gefahr!

Schon vor gut einem Jahr buchten wir uns Gabelflüge mit einem zweitägigen Stopover in Doha. Hamburg – Doha – Singapur sowie Kuala Lumpur – Doha – Hamburg ergatterten wir für 680 EUR inkl. Aufgabegepäck. Die Kurzstreckenflüge innerhalb Asiens lassen sich wenige Tage vor der geplanten Reise für 40-90 EUR buchen. Einen guten Anbieter stellt hier AIRASIA dar. Unseren zweitägigen Aufenthalt in Katar haben wir bereits hinter uns gebracht. Trotz 48° Grad im Schatten trifft es die Wortwahl aber nicht so ganz. Uns hat Katar gut gefallen. Die Menschen waren sehr höflich und es hat alles unproblematisch funktioniert. Von der Mietwagenübergabe bis hin zu zwei besuchten Spielen, einer Festungsbesichtigung in der Wüste, dem Souq Waqif, dem islamischen Museum für Kunst und der Mall Villagio, die eher einem Vergnügungspark gleicht, waren wir mit dem Start der Reise äußert zufrieden. Auch Qatar Airways lieferte ab und gilt nicht umsonst als Lieblingsairline vieler Groundhopper und Vielflieger. Singapur hingegen hat es uns nicht so sehr angetan. Innerhalb des 24 stündigen Aufenthalts konnten wir trotzdem die wichtigsten Sehenswürdigkeiten auf unserer Bucket List abhacken, dem weltweit größten Casino einen Besuch abstatten und gekickt wurde abends auch noch. Zwar nicht in dem schönen Jurong East Stadium, dafür aber im modernen Our Tampines Hub Stadium. Zuletzt genanntes liegt sogesehen im Inneren eines Einkaufzentrums. Auch das kann als abgehakt gezählt werden, habe ich bisher nur auf einem Einkaufszentrum in Belgrad ein Spiel verfolgen dürfen. Wem die Anreise zu weit erscheint, sei der Metro Fussballhimmel in Berlin ans Herz gelegt.

Nun aber zum eigentlichen Ort des Geschehens: Indonesien! Oder sollte ich lieber von Bali sprechen? In Indonesien leben 283 Millionen Menschen von denen ungefährt 250 Millionen (88%) Muslime sind. Auf einer der 17.000 Inseln – Bali – sieht das Ganze etwas anders aus. Hier leben knapp 4,5 Millionen Menschen von denen sich über 90% zum Hinduismus bekennen. Entsprechend anders ist auch die kulturelle und soziale Ausrichtung der Bewohner. Eins steht aber fest: Das Gerücht, dass in Indonesien die freundlichsten Menschen der Welt leben, können wir nur bestätigen! Herzlich, dankbar, lustig und freundlich, das passt zu den Einheimischen wie die Faust aufs Auge. Die ersten Tage verbachten wir in Jimbaran und checkten den ein oder anderen Beach aus. Hier sei gesagt, wer für traumhafte Strände kommt ist auf Bali falsch. Natürlich gibt es ein paar tolle Spots mit ordentlich Wellengang für Surfbegeisterte, wer aber chillen oder schnorcheln möchte, ist in Kroatien, Zypern oder Spanien deutlich besser aufgehoben. Wenn’s mal weiter weg gehen soll, sind auch die meisten Länder in der Karibik besser geeignet. Wer hingegen für hinduistische Tempel, frei laufende Tiere, Reisfelder, Wasserfälle und Urwälder kommt, ist hier goldrichtig! Tempelanlagen, Reisfelder und Wasserfälle findet man beispielsweise rund um Ubud. Wir suchten uns eine Unterkunft zehn Kilometer vom Zentrum entfernt, dort ist es ruhiger und nicht so touristisch. Nach vier Tagen im südlich gelegenen Jimbaran war es für uns an der Zeit ins zentrale Ubud zu wechseln. An dem Tag stand zudem in Denpasar Fussball auf dem Programm.

Denpasar liegt ungefähr mittig zwischen Ubud und Jimbaran. Wir mussten einmal bis zur neuen Unterkunft durchfahren und unser Gepäck abgeben, ehe es wieder zurück nach Denpasar gehen sollte. Erst zeigte Google Maps 1 Stunde 50 Minuten an, dann waren es 2 Stunden und 10 Minuten. Am Ende saßen wir etwas mehr als drei Stunden im gebuchten Grab, um die
48 Kilometer zurückzulegen. Kaum war das Gepäck ins Zimmer geworfen, ging es per Gojek wieder los in die entgegengesetzte Richtung. Es lohnt sich Grab und Gojek zu vergleichen, da einer der zwei Anbieter oft 30-50% preiswerter als der Andere ist. Nach langen zwei Stunden kamen wir im schönen kleinen Stadion an. Auch hier wurde uns ein Zeitzuschlag von 100% geboten. Aus einer Stunde laut Google Maps wurden real 120 Minuten. Währenddessen flatterte dann noch die Nachricht rein, dass der 1. Liga Spieltag samt Bali United ohne nennenswerten Grund in den Dezember verlegt wurde. Wenn’s läuft, dann läuft’s!

Kaum vom Gojekfahrer verabschiedet war klar, dass der Ball bereits rollt. Dabei hat uns mein Kontakt doch gesagt, dass frühstens zwanzig – dreißig Minuten nach eigentlicher Ansetzung mit einem Anpfiff gerechnet werden kann. Die Spieler stecken meist selbst im chaotischen Verkehr fest. Nach kurzem Abklopfen des Spielstands bei einem jugendlichen Zuschauer dann die Erleichterung: „Gerade erst angefangen“ lautete die übersetzte Nachricht auf meinem Smartphone. Da der nette Teenanger kein Englisch sprach, haben wir uns eben über Google Translate verständigt. Sofort aktivierte ich die Stoppuhr auf meinem Handy und die Spannung stieg erneut an. Um den Spannungsbogen nicht erneut bis an gesundheitsgefährdene Grenzen zu treiben: Dreimal dreißig Minuten wurden gespielt, verpasst haben wir nur ein paar Minuten. Für mich persönlich unter diesen unglücklichen Umständen okay und ausreichend. Während ich im Kopf durchspielte, ob der Ground samt Länderpunkt für mich so gezählt werden kann, ging mir durch den Kopf, dass ich im Nachbarland Tschechien mal dreizehn Halbe während eines Spiels getrunken habe. Mindestens die Hälfte davon allerdings im Vereinsheim ohne dem Spiel auch nur einen Blick zu würdigen. Damals habe ich den Ground nie in Frage gestellt, daher habe ich für mich entschieden, dass das auch hier passen sollte.

Zu der Ansetzung bin ich übrigens über oben genannten Kontakt gekommen. Unterhalb der ersten, zweiten und dritten Liga ist es gar nicht so einfach, an Spielpläne zu kommen. Vorallem nicht, wenn die Liga nicht läuft und es im Amateurbereich nur Testspiele gibt. Meine Vorgehensweise sieht dann meist wie folgt aus:

  1. Sämtliche FB Seiten von mittelgroßen und kleinen Vereinen verfolgen und Leute anschreiben, welche häufig etwas kommentieren.
  2. Paralell wird der Verband angeschrieben und die lokale Sportzeitung kontaktiert.
  3. Vor Ort frage ich mich noch bei Locals durch. Meist wissen Taxifahrer, Rezeptionisten und Kioskbetreiber etwas.
    In diesem Fall hat Vorgehensweise EINS sich als erfolgreich erwiesen und ich tauschte mich fast täglich mit „Harry Bali Football“ aus. Er selbst schaffte es am vergangen Freitag leider nicht zum Spiel, sodass ich indirekt noch einen Auftrag erhielt. Ich musste für Harry prüfen, ob Linien im Karya Manunggal vorhanden waren. Nach knapp 90 Minuten und fünf mehr oder weniger attraktiven Buden fiel meine Antwort mit NEIN leider negativ für Harry aus. Ich habe einen Ground mehr und Harry muss bis nächste Woche Freitag eine Kreidemaschine besorgen, um mit seiner neu gegründeten Mannschaft selbst ein Testspiel austragen zu können. Diese Geschichten schreibt nur der Amateurfussball, der uns Menschen weltweit verbindet. (hd)

Ipswich Town – Portsmouth FC – 2:1

Ipswich Town – Portsmouth FC – 2:1

“BEI DEN TRACTOR BOYS FÄLLT NUMMER 57/92”

27.09.2025
Championship
Portman Road Stadium
Zuschauer: 29.141

IPSWICH – Nach einer circa einstündigen Fahrt vom Stansted Airport kam ich schließlich in Ipswich an, und der Weg führte mich durch das Stadtzentrum, wo tatsächlich nahezu jeder ein Ipswich-Trikot trug, weiter zum Wetherspoon. In dieser geliebten Kette ist vor drei Wochen die Idee entstanden, gleich die nächste Tour nach England zu buchen. Irgendwie muss die 92 ja voll werden.


Und da ich vor drei Wochen noch über die Portman Road geflogen war, war das ein eindeutiges Zeichen, die Nummer 57/92 einzufangen.


Nach einem Cider ging es auch schon zum altehrwürdigen Stadion, und natürlich musste ein Besuch im Fanshop folgen. Nachdem mir das Meiste zu teuer war, fielen mir auf einmal die Socken ins Auge. Gut sahen diese aus, und noch besser: drei Paare zum Preis von 10 Pfund – Deal!


Schon wenig später war ich dann auf der Tribüne dieses wunderbaren Stadions. Zufällig landete ich im „Safety-Standing“-Bereich. Wenig später kamen ein paar junge Personen hinzu, die sich selbst als Ultras definierten und ein paar Fahnen dabei hatten. Vorher habe ich die „Tractor Boys“ nur auswärts gesehen. Damals waren mir die Fans noch nicht in dieser Form aufgefallen.
Die Gästefans aus Portsmouth waren mir schon vertrauter. Zwar werde ich den Fratton Park erst in Kürze kreuzen, allerdings habe ich Portsmouth bereits dieses Jahr in Norwich gesehen und bin mit dem trinkfesten Auswärtsmob damals im selben Zug nach London gewesen. Im Gegensatz zum Spiel in Norwich glich der Gästeblock heute eher einer Bücherei. Vielleicht lag es auch daran, dass Portsmouth nach neun Minuten 1:0 hinten lag. Zur Halbzeit stand es dann bereits 2:0. Im Gästeblock war Totenstille.
Die zweite Halbzeit war noch langweiliger als die erste. Das Tor von Portsmouth fiel in der Nachspielzeit – zu spät, um noch mal Spannung zu erzeugen. Am Ende konnte Ipswich das Spiel mit 2:1 gewinnen.
Für mich ging es anschließend weiter: in den Straßen von Ipswich und in den Pubs. (fj)

KTSV Preußen U19 – SC Niederkrüchten U19 (1:4)

Hereinspaziert in die BILDERBUCHBUDE DER WOCHE (66). Unser Weg führt diesmal tief in den Westen: In Krefeld steht die „Hubert-Houben-Kampfbahn“, Heimat des KTSV Preußen und in diesem Jahr genau 100 Jahre alt geworden, was man vor allem an dem Backsteingebäude und der Tribüne sehen kann.

Die Kampfbahn fliegt etwas unter dem Radar, dabei ist sie baulich ein historisches Zeugnis aus der Zeit der ersten Republik in Deutschland. Weitgehend unbekannt ist auch die Person, nach der die Kampfbahn benannt ist.

Über Hubert Houben gibt es nicht mal eine Debatte darüber, dass er ab 1931 NS-Mitglied war. Dabei ist seine Geschichte durchaus tragisch. 1924 war der Kurzstreckensprinter über „100 Yards“ der schnellste Mann der Welt – durfte aufgrund der Repressionen gegenüber Deutschland, die es nach dem Ersten Weltkrieg gab, aber nicht bei Olympia 1924 in Paris starten. Im sanierten Vereinsheim hat man die Geschichte von Hubert Houben visuell aufgearbeitet, dort hängen viele Schnappschüsse aus den 1920er-Jahren, auf denen er als KTSV-Mitglied das Trikot der Preußen trug.

Weitere Sanierungen sollen folgen und den Platz so wie die Tribüne betreffen. Wenn die Neugestaltung der Anlage aber so liebevoll erfolgt, wie sie im Vereinsheim geschehen ist, muss man sich über die HHK keine Sorgen machen.


Hubert-Houben-Kampfbahn, Krefeld
KTSV Preußen U19 – SC Niederkrüchten U19 (1:4)
14.09.2025

GFK Sloboda – FK Metalac – 1:1

GFK Sloboda – FK Metalac – 1:1

“WIR SIND DAS GELBE VOM EI!”

21.09.2025
Srpska Liga Zapad
Stadion Radomir Antić
Zuschauer: 500

UŽICE – Die Eindrücke vom Ewigen Derby waren noch gar nicht so richtig verarbeitet, da rief am Sonntagmorgen schon wieder König Fußball. Um 11.00 Uhr kickte der FK Hajduk Beograd, doch vorher deckten wir uns in einer Pekara ein. Der Burek dürfte der Fettigste sein, den ich je gegessen habe. Dazu ein riesiger Krofne (Berliner bzw. Pfannkuchen bzw. Krapfen bzw. Kreppel, sucht es euch aus) und mein Frühstück war perfekt.

Das Stadion Hajduka na Lionu betraten wir durch eine Gittertür an der Seite. Eingeengt im Wohngebiet fallen neben der kleinen Tribüne Marke Gerüstbau vor allem die rot-weiß bemalten Betonstufen und die Rückwand gegenüber auf. Die “weißen Tauben” gewannen 3:2 gegen den FK Železnik, die wiederum auch in einem top Hobel spielen. In und um Belgrad gibt es einige Groundperlen und das Durchforsten der Spielpläne auf Seiten wie “Srbijasport” lohnt sich allemal.

Nach dem Spiel machten wir noch einen Abstecher auf die Belgrader Festung. Von dort hat man einen schönen Blick auf die Donau, die Save und das Zentrum. Auch die Festung selbst ist das Knipsen wert. Von dort fuhren wir mit dem Mietwagen Richtung Süden nach Užice, wo GFK Sloboda am Abend FK Metalac empfing.

Selbstverständlich durfte auch hier die Fleischplatte nicht fehlen. Ich suche eigentlich immer nach einer “Mesara” (Fleischerei) mit “Roštilj”, sprich Grill und wir wurden mit der “Mesara Vulović” auch schnell fündig. Zielsicher orderten wir Ćevapi, Pljeskavica und Kobasice (hier mit Käse gefüllt) zu sehr zivilen Preisen. Dazu noch frisches Brot. Was will man mehr! Ach ja, Fußball.

Wir rollten anschließend kugelrund zum Stadion rüber und uns sprang direkt der knallgelbe Mannschaftsbus der Gäste ins Auge. Dieser wurde in Deutschland ausgemustert, wo er für ein Busunternehmen in der “Königsklasse” mit dem Serviceversprechen “Wir sind das Gelbe vom Ei” fuhr.

Sportlich geht es allerdings inzwischen sowohl beim FK Metalac als auch bei den Gastgebern nicht so euphorisch zu. Beide ehemaligen Erstligisten kicken in der 3. Liga und die Partie unter Flutlicht lockte nur etwa 500 Zuschauer an. Schade, denn der 10.000er mit seinen ausladenden Stehkurven in Vereinsfarben und der Lage am Hang kann richtig was und ist in der Tat das Gelbe vom Ei in der Srpska Liga Zapad.

Doch auch in der Super Liga würden hier wahrscheinlich nicht viel mehr kommen, denn der serbische Fußball hat bis auf wenige Ausnahmen seit Jahren eine Zuschauerkrise. Dennoch flog die Reisegruppe am nächsten Morgen hochzufrieden zurück nach Schwechheim und peilt schon die nächsten Serbien-Tour an. (hr)

FK Partizan – FK Crvena Zvezda – 1:2

FK Partizan – FK Crvena Zvezda – 1:2

“PYRO, PYRO, PYRO – D(ES)ANKE BEOGRAD”

20.09.2025
Super liga Srbije
Stadion Partizana
Zuschauer: 26.254

BEOGRAD – Das ewige Derby in Belgrad lockte im Juli zwei Redakteure und einen Praktikanten an die mobilen Endgeräte. Nach kurzer Beratung buchten wir die Verbindung in die serbische Hauptstadt in der Hoffnung, dass das 177. Aufeinandertreffen auf einen Samstag oder Samstag gelegt wird.

Am 13. September kam dann die frohe Kunde: Samstag, 19 Uhr! Besser geht es nicht. Somit fuhren wir am Freitagabend zum Schwechheim International Airport und hoben mit 90-minütiger Verspätung Richtung Aerodrom Nikola Tesla ab. Kurz vor Mitternacht kamen wir an, rannten zu Sixt und fuhren mit dem Mietwagen zum AirBnB mit dem sensationellen Namen „Charlie & Blueberries“ in der Straße Desanke Maksimović.

Gut erholt starteten wir in den Derby-Tag, doch leider gab es in den ersten zwei Stunden schon zwei Hiobsbotschaften: Unser erstes Spiel wurde kurzfristig ans andere Ende der Stadt verlegt und der Mietwagen kassierte nach wenigen Minuten Fahrt einen Steinschlag. Das Leben in Belgrad ist wohl doch kein Zuckerschlecken. Es fand sich aber mit einem Kick im Sportski Centar Rakovica eine Alternative und das Stadion u Gornjoj Varoši in Zemun als Vorspiel zum Večiti Derbi schon eine top Bude. Der Magen wurde natürlich auch mit zwei 740-Gramm-Fleischplatten ordentlich gefüllt.

Aus Zemun fuhren wir schnurstracks zum Stadion Partizana und stellten das Auto sensationell in unmittelbarer Nähe ab. Die Polizisten ließen uns jedoch nicht den direkten Weg von wenigen Metern gehen, sondern schickten uns einmal außen herum. Der Weg war nicht nur steinig und schwer, sondern führte auch vorbei am Gästeeingang. Unversehrt kamen wir aber an unserem Eingang an und mussten alle Münzen abgeben. Wer sich die AGB nicht durchliest, verliert hier mal locker flockig 10 Euro. Weitere Kontrollen gab es nicht. Wenn wir hier mit einem Sprengstoffgürtel reingegangen wären, wäre es egal gewesen.

Reichlich entzündbares Material hatten beide Fanlager mitgebracht. Die “Grobari” sorgten bei ihrem ersten Derby-Heimauftritt seit 2023 durch schwarze und goldene Rauchtöpfe für eine Spielunterbrechung kurz nach Anpfiff. Im Gästeblock brauchte “Delije” etwas Anlaufzeit, fing dann aber an völlig zu eskalieren. Beide Seiten zündeten, was das Zeug hielt. Das ist durchaus wörtlich zu nehmen, denn die Totengräber sengten zwischendurch ihre große Zaunfahne an. Es blieb aber bei ein wenig Stoffverlust. Traditionell flogen auch viele Rauchtöpfe und Fackeln in den Innenraum, garniert von Böllern.

Neben den ganzen schönen Lichtern gab es natürlich auch mehrere Spruchbänder und Botschaften. Die Grobari untermalten ihr Intro aus schwarz-weißen Fahnen mit der Aufforderung an die Mannschaft, das Herz für diese Farben auf dem Platz zu lassen. Gegenüber konzentrierte sich Delije auf das Veräppeln des Erzrivalen, wobei das entrollte Riesenbanner am Plattenbau hinter der Südkurve sicherlich am eindrucksvollsten war.

Wir waren absolut begeistert von beiden Kurven, müssen aber auf Heimseite eine kleine Kritik anmerken: Die beiden Längsseiten machten eher wenig mit und pushten die “Crno-beli” nicht so stark nach vorne. Insbesondere nach dem Anschlusstreffer in der 74. Minute hätte da mehr kommen müssen. Vor allem, weil der Gegner über die gesamte Spielzeit besser war. Vielleicht waren aber auch nur Groundhopper auf der Haupt- und Gegentribüne, man weiß es nicht. Am Ende siegte der leichte Favorit Zvezda und ist (mal wieder) Tabellenführer in der Superliga Srbije.

Unterm Strich ein absolut gelungenes “Ewiges Derby” und für den Serbien-Fan im Redaktionskreis mit bisher drei gesehenen Derbys war es das Beste. Es kommen sicherlich noch einige hinzu! Nach dem Spiel gönnten wir uns noch eine fettige Pizza und ein paar Pivo für den trockenen Hals. Am Sonntag fuhren wir Richtung Süden nach Užice. Über diesen Besuch werdet ihr morgen mehr erfahren. (mb/hr)

FSV Fortuna Pankow – SC Borsigwalde – 3:3

FSV Fortuna Pankow – SC Borsigwalde – 3:3

“ZWISCHEN TRADITIONSSPIELSTÄTTE, ABRISSBIRNE UND BAHN CHAOS“

21.09.2025
Kreisliga A Berlin
Kissingenstadion
Zuschauer: ca. 50

BERLIN – Wer mit der Deutschen Bahn unterwegs ist, weiß, dass Geduld gefragt ist. Immer wieder sorgen Zugausfälle und Verspätungen für Kopfschütteln, und auch bei mir gab es auf der Hinfahrt wieder einmal eine Verspätung – diesmal knapp 75 Minuten. Das U19-Spiel in einem 5.000er-Ground war somit nicht mehr zu erreichen.

Als Alternative entschied ich mich für einen Kunstrasenplatz am Gesundbrunnen, der zumindest mit ein paar Stufen ausgestattet war. Die Spieler trudelten langsam auf das Feld, doch vom Schiedsrichter fehlte jede Spur. Nach einigen Minuten gingen die Spieler wieder vom Platz, und ich machte mich mit dem E-Bike auf zum nächsten Ground.

Geplant war nun der Nebenplatz des Kissingenstadions, da das Hauptspiel im Stadion selbst stattfinden sollte. Ursprünglich wollte ich den Nebenplatz erst nach dem Hauptspiel „kreuzen“, nun wurde er bereits vorher besucht. Zwar wurde der Anpfiff um 15 Minuten verzögert, doch auch das Spiel im Stadion begann später, sodass beide Partien über die vollen 90 Minuten verfolgt werden konnten. Das Kissingenstadion tauchte bereits 1932 auf alten Stadtplänen als Spielwiese auf und fasst laut Europlan aktuell rund 8.000 Plätze. Es dürfte zu den 15 größten Stadien in Berlin zählen, in denen heute noch Fußball gespielt wird. Besonderes Highlight: die paar Stufen, die mit Wellenbrechern ausgestattet sind und hinter die alten Hausfasarden. Grund genug, diese Spielstätte zu besuchen. Aber auch so war es ein schönes Erlebnis: Bratwurst oder Grillkäse vom Grill, belegte Brötchen und Getränke aus dem Vereinsbecher – für das leibliche Wohl ist definitiv gesorgt.

Nachdem ich über 200 Minuten auf der Anlage verbracht hatte – erst ein 4:0 auf dem Kunstrasen, dann ein 3:3 auf dem Rasen – meldete sich der Hunger zurück. Wie so oft in Berlin wurde daher ein Döner verkostet. Diesmal führte mich die Seite „Döner-Guide Berlin“ zu K’Ups Gemüsekebap am Prenzlauer Berg. Die 4 von 5 Sternen im Geschmack definitiv gerechtfertigt.
Aus Interesse schaute ich anschließend noch kurz am Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark vorbei, der nicht weit vom Dönerladen entfernt liegt. Ein absolut trauriger Anblick, wenn man sieht, wie weit die Abrissarbeiten schon fortgeschritten sind. In meinen Augen ist es einfach schmerzhaft, dieses Stadion abzureißen und man kann dankbar sein für jede Traditionsspielstätte, die uns noch erhalten bleibt.

Und auf der Rückfahrt verlief mit der DB alles nach Plan? Von wegen! Wegen einer defekten Oberleitung wurde einfach mal die komplette Strecke zwischen Uelzen und Lüneburg gesperrt. Nachdem der Schaffner dringend die Empfehlung ausgesprochen hatte auszusteigen und in den Schienenersatzverkehr zu steigen, da das ja viel schneller gehen würde als mit dem ICE zurück nach Hannover zu fahren und über Nienburg- Weser nach Hamburg zu gelangen. Die Wahrheit war am Ende, dass der SEV über eine Stunde benötigte, um überhaupt nach Uelzen zu gelangen. Für nahezu den kompletten Zug wurde ein einziger Bus eingesetzt, sodass Reisende noch Stunden in Uelzen auf die Rückkehr vom SEV warten mussten. Ich bin glücklicherweise in den ersten Bus gekommen. Der Fahrer dürfte schon längst in Rente gewesen sein, braucht für einen Kilometer eine gefühlte Ewigkeit und so richtig ortskundig war er auch nicht, sodass Reisende ihm helfen mussten, den ZOB in Lüneburg zu erreichen. In Lüneburg angekommen, ging es dann natürlich nicht mehr mit einem Zug nach Hamburg, da der nächste erst gegen 04-30 Uhr abfahren würde und die Uhr erst 01:50 anzeigte. Stattdessen wurde das erste Taxi das gesichtet wurde genutzt.
Gemeinsam mit zwei anderen, die sonst in Lüneburg gestrandet wären wurde sich der Taxipreis geteilt und gegen 03:00 Uhr nachts war man dann endlich zuhause.

Mir ist völlig bewusst, dass die DB nicht wirklich viel für den Defekt einer Oberleitung was kann. Die Kommunikation und Organisation ist aber stark ausbaufähig. Nach immerhin zwei Stunden Schlaf riss mich der Wecker wieder aus dem Schlaf und es ging zur Arbeit. Danke für nichts! (fj)

FC Türk Sport Bielefeld – SuK Canlar Bielefeld – 5:0

FC Türk Sport Bielefeld – SuK Canlar Bielefeld – 5:0

“ERST KNUTSCHEN, DANN KLOPPE”

21.09.2025
Bezirksliga Westfalen
Sportplatz am Kupferhammer
Zuschauer: ca. 250

BIELEFELD – Ein echtes Highlight stand heute auf dem Programm. Ein weiterer Herbsttag zog durch das Land, am vorherigen Tag fuhr ich noch bei bestem Hamburger Sommerwetter mit dem Fahrrad zum Volksparkstadion. Am heiligen Sonntag klingelte mich der Wecker um 04:30 Uhr aus den Federn. Kollege (CvS) wartete in Münster, um den Tag gemeinsam den Amateuren dieses Landes zu widmen. Über Münster, Theesen und Bielefeld führte der Weg zum einen der wohl kuriosesten Fußballplätze der Bundesrepublik.

Der Untergrund des Spielorts ist eine Mischung aus Ascheplatz und Rasenplatz. Verrückt allemal und dementsprechend lange stand es auf meiner To-Do Liste. Die Verlegung des Spiels auf Sonntag 17:30 Uhr gefiel der heutigen Reisegruppe umso mehr. Die Begründung ergibt Sinn, der Verein hofft auf viele Zuschauer und Einnahmen durch das gute Catering mit Adana Dürüm und anderen Mahlzeiten. Zudem sorgt das Spiel zwischen den Teams für zusätzliche Brisanz, dies ist dem Gastgeber durchaus bewusst. Der Verantwortliche betont hierbei wie verrückt es ist, vor dem Spiel knutschen sich alle ab und kennen sich untereinander. Nach dem Anpfiff steht das Sportliche im Vordergrund und das Temperament könnte für ein paar Aufregungen sorgen.

Jetzt kommt der interessante Teil: Unser Ansprechpartner erzählte uns, dass ab der Rückrunde auf einen neuen Platz gekickt wird. Der “Sportplatz im Gleisdreieck” in Bielefeld wird aktuell zu einem Kunstrasen umgebaut, sobald dieser fertig ist zieht der Klub um. Wer also sein eigenes Kreuz hier noch setzen will, sollte sich beeilen. Im Oktober empfängt der Verein den Westfalenligist SC Peckeloh zum Pokalspiel. Spannung pur und für jede Gastmannschaft definitiv ein Nachteil, auf diesem in meinen Augen absolut geilen Platz Fußball spielen zu müssen. Zumindest aus Zuschauersicht.

Der Schiedsrichter, der heute übrigens ohne Gespann auflief, leitete das Spiel souverän. Das Temperament hielt sich in Grenzen und der Heimsieg hatte keinen Zeitpunkt zum Zweifeln. Den ein oder anderen Stockfehler beim Übergang vom Grand zum Rasen war inklusive. Zwei Platzverweise beinhaltete das kleine Bielefelder Derby und nach dem Abpfiff ging es zurück nach Schwechheim. Wir bedanken uns für die Herzlichkeit der Personen vom Verein und legen unseren Lesern einen Besuch definitiv ans Herz. (tp)

F.C. Hansa Rostock – TSV 1860 München – 2:1

F.C. Hansa Rostock – TSV 1860 München – 2:1

„SAG ZUM ABSCHIED LEISE SERVUS“

17.09.2025

3. Liga
Ostseestadion
Zuschauer: 24.303

    ROSTOCK – Englische Woche in der 3. Liga. Rostock trifft auf München. Knapp 1600 Kilometer Fahrtstrecke hin und zurück. Wer sich so etwas ausgedacht hat, besetzt vermutlich einen hohen Posten beim Verband oder der Polizei. So läuft das. Diese Ansetzung muss man nicht verstehen, zumal gerade am Sonntag eine ähnliche Problematik beim Löwen-Heimspiel gegen Havelse zu verzeichnen war (wir berichteten).

    Egal, so kurzfristig lässt sich das Problem nicht beheben und der Gegner in Rostock spielte an diesem Mittwoch-Abend auch keine so große Rolle. Im Mittelpunkt standen 4 Objekte aus Stahl, Glas und Wolfram, die seit 55 Jahren nicht mehr aus dem Stadtbild der Hansestadt wegzudenken sind. Wie stramme Soldaten wachen die vier Flutlichtmasten über das Ostseestadion – und in dieser Saison haben sie Verstärkung bekommen. Acht von den charakteristischen Flutlichtern sind aktuell über Rostock zu sehen und dieser nicht gerade alltägliche Anblick sorgt für ein bizarres Bild.

    Jahrelang hat man bei Hansa Geld gesammelt und die Flutlichter dank diverser Spenden und großer Unterstützung aus der Fanszene nun rekonstruieren können. Die alten Masten waren marode geworden. Auch aus der Redaktionskasse wanderten natürlich ein paar Euro vor dem Spiel in die Sammelbox. Aufgestellt sind die neuen Lichtspender schon, gegen die „Löwen“ erstrahlte aber zum letzten Mal die alte Technik. Ein Heimspiel von Hansa ist ohnehin immer ein Spektakel, doch vor dieser einmaligen Kulisse schraubten sich auch die restlichen Erwartungen in die Höhe.

    Das Spiel der zwei hochgewetteten Drittligisten sollte die Ansprüche durchaus erfüllen. Gerade Hansa suchte die Zweikämpfe, kam immer wieder gefährlich in den gegnerischen Strafraum und konnte per Doppelschlag vor der Halbzeit in Führung gehen. Spieler des Spiels sicher Maximilian Krauß, der dank ständiger Unruhe im Angriffsspiel das Ruder auf die Seite seiner Mannschaft riss und mit seinem Spielstil im Alleingang für das entscheidende zweite Tor sorgte. Auf den Rängen passierte so weit nicht sehr viel Besonderes. Während die „Süd“ ihr Programm runterspulte, wie gehabt eine beeindruckende Mitmachquote erreichte und am Ende der Partie einen Dank an alle Flutlichtspender verkündete, wurde im Block 9A allerdings die ganze Partie über gezündelt. Respekt zollen konnte man unter diesen Umständen natürlich auch dem kompakten Auswärtsblock.

    Hansa hatte angekündigt, dass alle Zuschauer nach dem Abpfiff auf ihren Sitzen bleiben sollten. Und mit dem Heimsieg im Rücken entwickelte sich eine gewisse Vorfreude. Nach einem kurzen Einspieler von der ehemaligen Hansa-Legende Dieter Schneider, der beim ersten Spiel im Ostseestadion unter Flutlicht 1970 das Tor hütete, wurde das Licht ausgeschaltet und eine Pyroshow sorgte für große Augen. Die neuen Masten erstrahlten nicht mehr. Vermutlich wird es beim nächsten Heimspiel dann erneut etwas „Bling-Bling“ geben. Oder auch nicht. Denn herabfallende Teile der Pyroshow sorgten dafür, dass sich Dachbefestigungen lösten und einen 9-jährigen Jungen krankenhausreif verletzten. Das war’s jedenfalls mit den alten Masten. „Sag zum Abschied leise Servus“, möchte man da passend zu dem Spiel und Gegner hinterherrufen.

    Wir wünschen dem Buben gute Besserung und vermuten, dass über den Köpfen der Zuschauer in Rostock zukünftig nur noch die neuen LED-Strahler brennen werden. (mm)

    FC Ingolstadt U19 – FC Nürnberg U19 – 3:1

    Die 66. BILDERBUCHBUDE der Woche kommt aus dem bayerischen Ingolstadt. Bis zur Saison 2009/10 haben „die Schanzer“ hier ihre Heimspiele ausgetragen, ehe es zur Saison 2010/11 in den Neubau ging.
    Heute spielt in der alten Heimat „nur noch“ die zweite Mannschaft des FC Ingolstadt und dessen U19.
    Ein Besuch lohnt sich aber auch trotz der übersichtlichen Kulisse. Schönes Wochenende!


    13.09.2025
    Bezirkssportanlage Süd-Ost Ingolstadt
    FC Ingolstadt U19 – FC Nürnberg U19 – 3:1

    TSV 1860 München – TSV Havelse – 3:2

    TSV 1860 München – TSV Havelse – 3:2

    „FLUTLICHTSPEKTAKEL BEI MÜNCHENS GROẞER LIEBE“

    14.09.2025

    3. Liga
    Städtisches Stadion an der Grünwalder Straße
    Zuschauer: 15.000

      MÜNCHEN — Am 03.08.2019 besuchte ich das städtische Stadion an der Grünwalder Straße und sah dort ein 2:5 zwischen der zweiten Mannschaft vom FC Bayern und Viktoria Köln. Dieses torreiche Spiel lief vor 2.141 Zuschauern und fühlte sich irgendwie falsch an. Diese geile Bude muss man eigentlich mit 1860 kreuzen. Sechs Jahre lang trug ich das ungute Gefühl mit mir herum und freute mich, als die 3. Liga dieses Spiel auf Sonntag 19.30 Uhr terminierte, da ich am Wochenende sowieso in der bayerischen Landeshauptstadt übernachtete. Wenn wir ehrlich sind, ist diese Anstoßzeit für alle Auswärtsfahrer ein Schlag ins Gesicht. Die tapferen Jungs und Mädels aus Garbsen nahmen die 671 Kilometer auf sich und mussten ihren kleinen Gästeblock noch mit anderen neutralen Besuchern teilen, weil die Gästetickets in den freien Verkauf gingen. Auch ich musste diese bescheidene Alternative wählen, da der Heimbereich für alle Fans einfach zu klein ist. Die Diskussion über eine Erweiterung des Stadions gibt es nun aber schon jahrelang, doch der Oberbürgermeister möchte lieber einen weiteren Versuch riskieren, Olympia nach München zu holen, als 1860 zu helfen, das Stadion auszubauen. Diese Ungerechtigkeit drückten die Fans der Löwen im Laufe des Spiels auf mehreren Bannern aus.

      Pünktlich ging das Spiel los, und währenddessen wir den schönen Gesängen auf der Tribüne lauschten, vergaben die Löwen gute Gelegenheiten, um in Führung zu gehen. Kurz vor der Pause konnten sie dann per Doppelpack verdient in Führung gehen. In der zweiten Hälfte stellten die Gastgeber das Fußballspielen ein und Havelse kam zurück ins Spiel. Als Volland in der 85. Minute vorzeitig duschen gehen musste und Havelse drei Minuten später sensationell den Ausgleich erzielte, war die Laune bei den meisten Fans eher mittelmäßig. Der Schiedsrichter gab sieben Minuten Nachspielzeit, und wie aus dem Nichts kamen die Giesinger Jungs zurück ins Spiel und konnten mit der letzten Aktion den Siegtreffer erzielen.

      Ekstase pur im Heimbereich und ein Eklat im Gästeblock. Zwei dumme Menschen fingen an zu jubeln und holten eine Lok-Leipzig-Fahne heraus. Folgerichtig wurden diese Vollhonks vom Sicherheitspersonal freundlich aus dem Stadion begleitet.

      Meine Mitstreiter und ich gingen völlig zufrieden aus diesem Prachtexemplar von Stadion heraus und schworen uns, hier noch einmal hinzukommen. Mich hat diese super Stimmung der Kurve ohne Dach einfach fasziniert und Lust auf mehr gemacht. Dazu steht diese alte Hütte mitten in der Stadt, nicht an der Autobahn oder an einer Kuhwiese. Die Busse müssen auf der Straße parken, und alle Kneipen sind vor und nach dem Spiel voll mit Fußballfans. Das ist einfach geil! Oder um es anders zu beschreiben. „DAS IST FUSSBALL, DAS IST MÜNCHENS GROẞE LIEBE!“ (mb)

      FC Bayern München – Hamburger SV – 5:0

      FC Bayern München – Hamburger SV – 5:0

      „DER GRILL BLEIBT KALT“

      13.09.2025
      Bundesliga
      Allianz Arena
      Zuschauer: 75.000

      MÜNCHEN — Nach sieben Jahren gab es am Samstag wieder den Nord-Süd-Klassiker zwischen dem Rekordmeister und dem Aufsteiger aus Hamburg. Unterschiedlicher konnten die Verhältnisse beim 120. Aufeinandertreffen nicht sein. Die einen haben einen Kaderwert von über einer Milliarde Euro, die anderen vergeigten sechs Jahre in Folge den Aufstieg ins Oberhaus. Umso größer war die Vorfreude aller auf das Duell. Unsere Redakteure aus Schwechheim reisten mit den unterschiedlichsten Verbindungen nach München. Die einen kreuzten vorab noch eine schöne Bilderbuchbude in Ingolstadt, die anderen setzten ihr Kreuz in Heimstetten, und der Schreiberling buchte die volle Experience beim FC Bayern und hörte siebenmal Freed from Desire im Bayern-Campus.

      Danach brachte uns ein Redakteursvater in sieben Minuten zur Allianz Arena. Beide Fanlager wurden am Einlass getrennt, um sich dann direkt im Umlauf wiederzutreffen. Den Sinn habe ich noch nicht ganz kapiert. Aber es wurde noch verwirrender. Wer sich als Gästefan ein Bier mit Alkohol kaufen möchte, muss dies im Unterrang holen; oben im Gästebereich wird nur alkoholfreies Bier ausgeschenkt – und dazu ist der Pfand oben noch teurer. Zwar nur zehn Cent, aber wer bekanntlich den Cent nicht ehrt, ist des Euro nicht wert. Egal, ob man ein Bier mit Alkohol oder ein Wasser in der Hand hat. Mit diesem Getränk oder auch mit jeglicher anderer Nahrung bleibt es den Gästen verwehrt, dies auf ihrem gebuchten Platz zu konsumieren. Das i-Tüpfelchen passierte dann rund 15 Minuten vor Spielbeginn. Ein kleiner Junge bekam von seinem Papa eine Tüte Popcorn und wollte diese mit auf seinen Platz nehmen. Dies war natürlich nicht erlaubt, und der Ordner drückte auch kein Auge zu. Also sollte dieser ca. fünfjährige Junge, der wahrscheinlich zum allerersten Mal ein Auswärtsspiel besuchte, die große Tüte Popcorn in wenigen Minuten vor dem Einlass verspeisen – zehn Meter weiter gingen jedoch zwei ältere Herren im Heimbereich mit ihrem Bier ungehindert zu ihrem Platz und tranken dort in der ersten Hälfte genüsslich. Genau das ist Diskriminierung, FC Bayern! Die DFL wirbt mit „Gib Rassismus keine Chance“ und positioniert sich klar gegen Diskriminierung, aber zehn Prozent der Zuschauer im Stadion wird verboten, Wasser zu trinken, während sie das Spiel verfolgen.

      In der Zwischenzeit schlang der kleine Junge traurig sein Popcorn in den Magen, während beide Kurven ihre Choreografien aufbauten. Die Südkurve feierte sich und ihr Gründungsjahr, zugleich präsentierte der HSV stolz seine drei Buchstaben, untermalt von ein paar Rauchtöpfen und jeder Menge Fahnen.

      Als beide Seiten ihre Materialien noch abbauten, durften die 75.000 Zuschauer in der restlos ausverkauften Allianz Arena schon zweimal das berühmte „Yabba Dabba Doo“ hören. Der Gast aus Hamburg wurde, wie in den Jahren vor dem Abstieg, hergespielt und teilweise lächerlich gemacht. Die Bayern verzauberten 29 Minuten lang das elitäre Publikum auf den Längsseiten und gingen mit 4:0 in Führung. Danach muss der ehemalige HSVer Vincent Kompany seinen Spielern wohl gesagt haben, dass sie aufhören sollen, Fußball zu spielen, weil sonst der Grill am Volksparkstadion wieder glühen würde. Trotz des einseitigen Ergebnisses wurde besonders im Gästebereich weiter lautstark supportet. Man kann allen Fans des HSV nur für diese Leistung gratulieren, denn der Support war trotz der miserablen Leistung auf’m Platz einfach nur bärenstark. Auch die Schickeria war optisch gut aufgelegt und zündete mehrmals im Verlauf des Spiels. Über die Lautstärke kann man sich in München immer streiten.

      Nach dem Spiel kam ich in ein nettes Gespräch mit einem Bayern-Fan, der mir offen und ehrlich die Situation erklärte. „Wir haben 5–10.000 Fans, die die Mannschaft supporten wollen, und dann ist man im eigenen Stadion natürlich gegen die Gästefans nicht in Überzahl und sieht somit immer schlecht aus. Die restlichen 57.000 Zuschauer kommen wegen der Stars und der guten Ergebnisse.“ Um es noch einmal mit den Worten von Uli Hoeneß zu sagen. „Wollt ihr Ribéry und Robben?“ Der Großteil der Besucher will die Stars, und daher gibt es in der Allianz Arena eine viel zu große Anzahl an Hochbetagten und zu wenig echte Fans! (mb)

      FC Liefering – Austria Salzburg – 3:2

      FC Liefering – Austria Salzburg – 3:2

      „VIOLETTE LEIDENSCHAFT, BITTERE WENDE“

      14.09.2025
      2.Liga
      Red Bull Arena
      Zuschauer: 8.100

      SALZBURG – Nachdem ich bereits die Filialen in New Jersey und Leipzig besucht hatte, stand nun mit dem EM-Stadion von 2008 in Salzburg die nächste Niederlassung des Energy-Drink-Herstellers auf dem Programm.
      Denn am Sonntag wurde zur hopperfreundlichen Anstoßzeit von 10.30 Uhr das Zweitligaspiel zwischen dem RB-Ausbildungsverein FC Liefering und Austria Salzburg angepfiffen.

      Bereits um 8.15 Uhr trafen sich die Austria-Fans am Europapark, um gemeinsam zum Stadion zu marschieren. Die Wetterbedingungen waren mit Regen zwar nicht optimal, dennoch waren viele dem Aufruf der Viola-Fanszene gefolgt.

      Und auch im Stadion war alles angerichtet für den Kick am Sonntagvormittag. Mit insgesamt 8.100 verkauften Tickets wurden mehr Karten verkauft als beim Ligaauftakt von Red Bull Salzburg. Der Großteil davon befand sich im Gästeblock. Unterstützt wurden die Austria Fans auch von ihren Freunden aus Saarbrücken.

      Die Gästefans koordinierten den Support sowohl aus dem Unter- als auch aus dem Oberrang.
      Zum Intro wurden im oberen Sektor violette und im unteren Teil des Gästeblocks weiße Choreo-Fahnen geschwenkt. „VIOLETT-WEISS SEIT 1933“ war der Spruch, der vor dem Austria-Block zu lesen war.
      Außerdem wurde violetter Rauch gezündet.

      In einer ansonsten leeren und trostlosen Arena sorgten die Gruppen der Austria mit diversen Tifos und lautstarkem Support für einen runden Auftritt. Auf dem Rasen führte der Gast bereits nach 13 Minuten mit 0:2, und alles war angerichtet für den Derbysieg. Die Freude hielt allerdings nur knapp neun Minuten: Moser traf in der 22. Minute zum 1:2-Anschluss, was zugleich den Halbzeitstand bedeutete.

      Auch zu Beginn der zweiten 45 Minuten gab es im Gästeblock eine Pyroshow zu bestaunen. Auf dem Rasen jedoch war nun der Gastgeber am Drücker und traf nach dem Seitenwechsel nicht nur zum 2:2-Ausgleich, sondern drehte die Partie am Ende komplett, sodass das Spiel mit 3:2 beendet wurde.
      (fj)

      BV De Graafschap Doetinchem – Willem II Tilburg – 1:1

      BV De Graafschap Doetinchem – Willem II Tilburg – 1:1

      „GROUNDHOPPERS WELCOME“

      12.09.2025
      Eerste Divisie
      Stadion de Vijberberg
      Zuschauer: 10.549

      DOETINCHEM – Das Wochenende stand ins Haus und gemütlich sollte die Komplettierung der Regionalliga West vorangetrieben werden. Die Sportfreunde Siegen gastierten am Freitag-Abend beim 1.FC Bocholt, eine gelungene Abwechslung in Sachen Auswärtsfans und gut erreichbar von Schwechheim. Kurz vor der Abfahrt dann der Schock: Heimbereich ausverkauft! Alternativen mussten her, die Fahrt nach Bocholt war aber unausweichlich: Ein Hotel in der Nähe bereits gebucht und das Auto voller Blablacar-Mitfahrer.

      Nachdem auch eine kurzfristige Akkreditierung am Hünting scheiterte, ruhten die Hoffnungen auf dem niederländischen Zweitligisten aus dem Gelderland. Zwar gab es auch bei De Graafschap Tickets nur gegen Vorlage der Mitgliedschaft. Doch die Holländer haben einen Service eingerichtet, der mir an diesem Abend des Arsch rettete: „Groundhopper-Tickets“. Dafür gibt es extra eine E-Mail-Adresse, um mit dem Verein in Kontakt zu treten. In der zweiten Mail muss man einige Fragen beantworten, seinen Perso abfotografieren und sogar einen Nachweis über seine Groundhopper-Existenz erbringen. Dem Vorschlag des Vereins, das Futbology-Profil zu screenshoten, ging ich nach. Und die elektronische Kommunikation, die im Stau zwischen Hamburg und Bremen stattfand, wurde schließlich mit einer positiven Antwort von De Graafschap gekrönt. Groundhoppers welcome. Seht ihr Bocholt: So wird das gemacht!

      Wer hat sich auch schon mal gefragt, weshalb dieser Verein „De Graafschap“ heißt? Hier die Antwort: Doetinchem liegt mitten in der ehemaligen Grafschaft Zutphen und bildete die größte Stadt in diesem historischen Gebiet. Stellvertretend für diese ganze Region hat man sich nach einer Fusion im Jahre 1954 den Namen „De Graafschap“ verpasst. Um das Jahr 2000 herum hatten die Gelderländer ihre beste Zeit, spielten 8 Jahre am Stück Eredivisie. Irgendwann in diesen Jahren entstand auch der Beiname „Superboeren“, nachdem der Verein von den niederländischen Großstadtfans immer wieder als „Bauern“ verspottet wurde, verpasste sich der Klub aus der 60.000-Einwohner-Stadt diesen selbstironischen Spitznamen. Vielleicht etwas vergleichbar mit Meppen auf der anderen Seite der Grenze.

      Tatsächlich lag dann eine Eintrittskarte mit dem Vermerk „Groundhoppers“ an der „Rezeption“ für mich bereit und der Abend konnte starten. Das Stadion „Vijverberg“ ist eine typisch-holländische Blechkiste mit Flutlichtern. Da kann schon Stimmung drin aufbranden, aber auch der traditionelle Standort mitten im Wohnviertel spielt immer eine Rolle bei der DNA der meisten NL-Vereine. Im Stadion gab es jedenfalls aus dem „Hopperblock“ sogleich zwei Fanszenen zu bestaunen. Die Gäste stehen direkt neben den Heimfans und der kleine, eingezäunte Bereich sah proppevoll aus.

      Zu Beginn dann sogar eine kleine Choreo von Tilburg, bei der die Sticker-Kultur des Vereins eine Rolle spielte und die Elemente der Choreo zunächst für Zaunfahnen gehalten wurden. Ansonsten solider Support auf beiden Seiten, ohne dass man sich nennenswerte Notizen machen musste. Mit einer Ausnahme: Nach rund 10 Minuten hüllte sich der Gäste- und Heimblock zeitgleich in eine große, schwarze Blockfahne mit der Botschaft: „Stop collectieve Straffen“. Übersetzung überflüssig. Da man zuvor in der Stadt schon entsprechende Plakate und Aufkleber entdecken konnte, kündigte sich hier wohl ein Motto-Spieltag in den Niederlanden an. Bei diesem Protest wird auch für mehr Freiheit auf den Auswärtstouren plädiert, was in unserem Nachbarland u.a. an eine verpflichtende Busfahrt gekoppelt ist. Wer hier mehr Informationen möchte, dem sei die gleichnamige Internetseite der Bewegung ans Herz gelegt.

      Das erste Ausrufezeichen dieser Partie setzten die Gäste jedoch auf dem Rasen: Nach etwa 50 Sekunden ging Tilburg mit der ersten Chance in Führung. Und dem Absteiger sah man die reife Spielanlage an: Immer wieder scheiterte Willem II gefährlich vor dem Tor. Doch De Graafschap – mit zuletzt drei Niederlagen in Folge gehörig unter Druck – überstand die schwierige Anfangsphase und bekam zunehmend Sicherheit ins Spiel. Mitte der ersten Halbzeit erspielten sich die Hausherren immer bessere Torchancen und vergaben jeweils knapp. Kurz vor der Pause nach einer schönen Kombination dann endlich der verdiente Ausgleich! Nach dem Wiederanpfiff ein ähnliches Bild: Doetinchem war dem Sieg näher, am Ende waren die „Superboeren“ aber sichtlich erleichtert die Negativ-Serie gestoppt zu haben.

      Mehr als zufrieden ging es mit dem Abpfiff schließlich wieder über die Grenze nach Deutschland zum wohlverdienten Schlafplatz in Krefeld. Dank der Kulanz des Zweitligisten konnte der Start einer persönlichen Negativ-Serie an diesem Freitag verhindert werden. Eine kleine Geste für den Verein, eine große Erleichterung für den Groundhopper. (mm)

      Demminer SV II – SV Traktor Dargun II – 3:0

      Freitag in der Früh ist es Zeit: Die BILDERBUCHBUDE DER WOCHE wartet. Ausgabe 65 heute aus dem schönen Mecklenburg-Vorpommern. Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute doch so nah liegt? Hier in Demmin kommt der verwöhnte Hopper auf seine Kosten. Alle Besucher können mit einer Runde um die begehrte Rasenfläche der Leidenschaft voll und ganz nachkommen. Fotomotive gibt es zahlreich. MV tut gut!


      26.04.2025
      Stadion der Jugend (Demmin)
      Demminer SV II – SV Traktor Dargun II – 3:0

      Sambenedettese Calcio – Forli FC – 1:2

      Sambenedettese Calcio – Forli FC – 1:2

      “SAMBA IM KLEINEN SAN SIRO”

      07.09.2025
      Serie C Girone B
      Stadio Riviera delle Palme
      Zuschauer: 8.208

      SAN BENEDETTO DEL TRONTO – September und im Rahmen der Tour das perfekte Wetter für eine Italien-Tour. Auch ich war Teil der Reisegruppe um das Länderspiel in San Marino. Das Abendspiel der Serie C, welches mal wieder mit dieser schönen Anstoßzeit Sonntags um 20:30 Uhr glänzte. Auswahl ist genug, drei Spiele fanden in dieser Liga am Sonntagabend statt. Vor dem Anstoß gab es erstmal eine Pizza in der “Tempora pizzeria gourmetteria”. Für diese Lage der Stadt eine absolute Eins. Zwei Gehminuten vom Strand entfernt und zehn vom Stadion. Die Tickets sackten wir vorher schon ein, für 20 Euro gab es das Objekt der Begierde auf der Tribuna Laterale.

      Das Stadion hatte ein gewisses Flair aus dem wohl bekanntesten Stadion Europas. “Das kleine San Siro” überzeugte direkt, viel besser als erwartet! Wer gut zu Fuß unterwegs ist, kann in der bekannten Kreisformation das Stadion hochlaufen. Vor dem Spiel startete eine Aktion des Vereins. Zu Ehren eines vor kurzem verstorbenen Ultra aus der einheimischen Kurve wurde ein Blumenstrauß niedergelegt. Die Kurve applaudierte dafür, ein emotionaler Moment schon vor dem Spiel. In den letzten Tagen gab es einige Botschaften von Vereinen aus Italien zu Ehren des Verstorbenen.

      Je näher der Startpunkt des Spiels kam, desto sangesfreudiger wurde die Heimkurve. Die Melodien steckten an, schon der Song über dem Stadion Lautsprecher brachte das fast schon süditalienische Blut zum Kochen. Ich erinnere mich zumindest an ähnliche Kurven-Auftritte im Süden des Landes. Der diesjährige Aufsteiger und ehemalige Zweitligist motivierte viele Leute und brachte auch die Haupttribüne und Gegengerade fast schon zum Platzen. Viele Möglichkeiten, sich einen ordentlichen Platz zu suchen, um die bestmöglichen Fotos zu schießen, waren nicht gegeben. Die Leute saßen in den Gängen auf den Treppen, ein herrliches Bild und zeigte, wie viel Potenzial in diesem Verein steckt.

      Der Gastgeber zeigte sich bemüht, erspielte sich einiges an Chancen und auch einen Elfmeter, dieser wurde leider kläglich kurz vor dem Pausentee verschossen. Auf Einladung der Gäste folgte das 1:0 in der 55’ Spielminute. Danach stellten die Hausherren das Spielerische fast schon komplett ein, zu harmlos und es kam, wie es kommen musste. Die Gäste aus Forli, eine Stadt, die bei Ravenna und Cesena liegt, glich erst aus und erzielte kurze Zeit später den Siegtreffer. Die circa 20 Gästefans bejubelten die Drehung des Spielstands.

      Nach dem Schlusspfiff wurde es für die Reisegruppe nochmal sportlich. Die knappen fünf Stunden zum Malpensa Airport sollten hinter sich gebracht werden. Da um 06:00 Uhr der Flieger in die Heimat gehen sollte, also mit anderen Worten: Ein ganz normaler Sonntag und definitiv besser als Tatort im Fernsehen. (tp)

      FC Schönberg 95 – SG Dynamo Schwerin – 0:3

      FC Schönberg 95 – SG Dynamo Schwerin – 0:3

      „ZWISCHENRUFE ALLER ART“

      07.09.2025
      Landespokal MV
      Palmberg-Stadion
      Zuschauer: 433

      SCHÖNBERG – Jahrelang stand der FC Schönberg im Fokus der Öffentlichkeit. Bevor die Nordwestmecklenburger vor 10 Jahren den Sprung in die Regionalliga Nordost packten, qualifizierten sich die „Maurine-Kicker“ stolze 7 Mal für den DFB-Pokal. Im Jahre 2000 gab sich der FC Bayern München vor 16.000 Zuschauern im äußersten Nordwesten Ostdeutschlands die Ehre. Zwei Jahre später schaute auch der HSV im Palmberg-Stadion vorbei. Doch nicht zuletzt eine 0:15-Niederlage gegen Kaiserslautern sorgte dafür, dass die Schönberger in der Ewigen DFB-Pokal-Tabelle bis heute den letzten Platz belegen.

      Um den DFB-Pokal ging es auch am vergangenen Sonntag, wenn man denn so will. Denn für die Teilnahme an dem prestigeträchtigen Wettbewerb ist der Gewinn des Landespokals schließlich Voraussetzung. Die Zeit der großen Spiele in der kleinen Stadt nahe der Ostseeküste sind eigentlich vorbei. Die Highlights in den vergangenen Jahren kann man an einer Hand abzählen. Doch wenn es denkwürdige Spiele gab, hieß der Gegner oft: Dynamo Schwerin. In der vergangenen Saison trafen beide Teams zuletzt im Pokal aufeinander und die klassentieferen Schönberger zogen durch einen 1:0-Erfolg in die nächste Runde ein.

      Nachdem ein Verbandswechsel und eine Umgruppierung in die Regionalliga Nord vom NOFV abgelehnt wurde, zogen sich die Mecklenburger 2017 aus der Regionalliga zurück. Auch die hohen Reisekosten in der Nordost-Staffel führten dazu, dass der Etat schmolz. Nach einigen Jahren in der Landesliga, gelang den 95ern im Corona-Jahr 2020 die vorzeitige Rückkehr in die MV-Liga. In der Verbandsliga hat man sich mittlerweile wieder in der oberen Hälfte etabliert, was auch einhergeht mit dem einen oder anderen (regional) bekannten Namen im Kader. Vor allem einige Kicker aus dem nahen Lübeck werden immer wieder in Schönberg kompostiert, das gilt aktuell sogar für den Trainer. Bei bestem Wetter fanden sich an diesem Spätsommer-Nachmittag rund 500 Personen auf der großen Tribüne des kleinen Stadions ein, das seine Rekord-Kapazitäten aus dem DFB-Pokal mit Zusatztribünen erreichte. Letztes Jahr im Landespokal gegen Hansa Rostock wurde nach Jahren mal wieder so eine mobile Stahlrohrtribüne aus der Mottenkiste geholt.

      Solche Maßnahmen mussten gegen Dynamo nicht getroffen werden, auch wenn es den Eindruck hinterließ, dass sich die jeweiligen Fanlager fast gleichmäßig auf die Kulisse verteilten. Als Dynamo noch nicht überregional in der Oberliga auftrat, waren sie in der Redaktion ein gern genommener Gegner bei den Spielen auf dem Lande in den Verbandsklassen. Und an dem Auftritt hat sich nicht viel geändert. Neben einer dreistelligen Auswärtsfahrerzahl und vielen Zaunfahnen, ist vor allem das ein oder andere Erscheinungsbild der weinroten Schlachtenbummler interessant. Sagen wir mal so: Vor über 35 Jahren ist die Mauer gefallen – und einige Personen waren vermutlich bis heute nicht einmal „drüben“.

      Aber was will man sich „da drüben“ auch abgucken? Das Bällchen bei Dynamo rollt gut und der Kader ist mit Spielern aus aller Welt bestückt. In dem Zweitrundenspiel stellte sich schnell heraus wer die bessere Mannschaft ist. Die Gäste gingen irgendwann auch in Führung und hätten diese ausbauen können, bis es ein Elfmetergeschenk für die „Maurine-Kicker“ gab, das der heimische Angreifer kläglich vergab. Und auch wenn die Schönberger von diesem Schiedsrichter-Pfiff profitierten, war ein Schuldiger an diesem Tag schnell gefunden: Der Spielleiter.

      Dass man kaum mal Passstafetten über zwei Stationen auf den Rasen bekam und jeden Konter verdaddelte, spielte bei der Live-Analyse der sportlichen Führung auf der Tribüne keine Rolle. Dieses Verhalten gipfelte schließlich in einem Platzverweis für den Trainer. Nach den späten Treffern zum 0:2 und 0:3 verstummten dann irgendwann die energischen Zwischenrufe aller Art. Das war fast ein bisschen schade, denn welches Publikum erlaubt sich schon lautstarke Provokationen gegen einen Verein, der für eine Attitüde bekannt ist, die vielen das Fürchten lehrt? Immer wieder schallte es im Chor Richtung Gäste: „Scheiß Dynamo!“. Und das, wo vor Ort keine Fantrennung mehr herrscht und Anhänger beider Vereine auf der Tribüne sitzen.

      Hat am Ende auch geklappt und das war alternativlos, denn: Der Gästekäfig wurde in der siebtklassigen Landesliga zu einem VIP-Parkplatz umgebaut. (mm)

      San Marino – Bosnien-Herzegowina – 0:6

      San Marino – Bosnien-Herzegowina – 0:6

      „BOSNISCHE INVASION IN SERRAVALLE“

      06.09.25
      WM-Qualifikation
      San Marino Stadium
      Zuschauer: 2.740

      SERRAVALLE – Bei der Planung für das Länderspiel-Wochenende im September fiel uns schnell die späte Anstoßzeit beim Duell San Marino gegen Bosnien-Herzegowina auf. Das ließe sich doch sicher mit ein, zwei Amateurspielen in Italien kombinieren. Zudem fehlte noch zwei Redakteuren der Länderpunkt San Marino. Zu guter Letzt versprachen wir uns einen guten Gästeauftritt und so fand sich schnell eine Reisegruppe zusammen.

      Der einfache Jet brachte uns am Freitagabend zuverlässig von Schwechheim nach Mailand-Malpensa. Am nächsten Morgen fix den Mietwagen abgeholt und ab auf die Autostrada Richtung Umbrien, wo am Nachmittag Gubbio im Lokalduell gegen Perugia kickte. Nach fast sechs Stunden erreichten wir pünktlich das Stadio Pietro Barbetti. Bei herrlichem Sommerwetter feierten die Ultras der Gastgeber ihr 45-jähriges Jubiläum mit einem Intro. Für uns ein unerwartetes Zubrot. Auch die rund 1.000 Tifosi aus Perugia lieferten mit gutem Support ab. Italien unterklassig macht eben fast immer Spaß.

      Von dort fuhren wir weiter in die älteste Republik der Welt. Bereits im Vorfeld deutete sich eine Invasion der bosnischen Fans an. Offiziell wurden 1.000 Gästekarten verkauft und der san-marinesische Verband gab Tickets für die Haupttribüne nur vor Ort an die eigenen Landsleute und Italiener raus. Diese Nachricht sorgte bei einigen Hoppern für Herzrasen, aber am Spieltag öffnete dann doch die Tageskasse für alle.

      Entsprechend deckten sich die Bosnier reichlich ein und mit Anpfiff dürften von den offiziell etwa 2.700 Zuschauern mindestens 80 Prozent für die „Zlatni ljiljani“ gewesen sein. Schon beim Aufwärmen flog die erste Fackel aufs Feld und sorgte für einen Vorgeschmack auf das, was noch kommen sollte.

      Bei der Nationalhymne folgte dann ein Meer an weißen Fahnen mit den goldenen Lilien. Der Block aus Sarajevo links auf der Gegengerade war da bereits auf Betriebstemperatur. Allerdings schwappten die Schunkel- und Klatscheinlagen meist nicht so auf die Normalos über. Rechts der Mitte machte die Gruppe aus Mostar ihr eigenes Ding.

      Noch weniger fühlte sich anscheinend die Mannschaft zunächst davon motiviert und trat uninspiriert und ohne Elan auf. Von der goldenen Generation um z. B. Misimović, Pjanić, Ibišević ist nur noch Džeko übrig, der mit 39 Lenzen sein Team als Kapitän anführte und sich fußballerisch von seinen Kollegen abhob. Der Altmeister vergab auch die erste große Chance in der 13. Minute. Nur drei Zeigerumdrehungen später kassierte Golinucci für eine Notbremse die rote Karte und besiegelte quasi das Schicksal des krassen Außenseiters. Dennoch führten die Bosnier nur mit einem Tor zur Halbzeit und blieben auch im zweiten Durchgang lange Zeit seltsam lahm und passiv.

      Da sorgte die fette Pyroshow aus Bengalos und Rauchtöpfen für mehr Unterhaltung und hüllte die Flutlichtmasten des Stadio Olimpico in Rauchschwaden. Kurz danach kam auch auf dem Platz mehr von den Gästen. Džeko höchstpersönlich entschied das Spiel mit einem Doppelschlag, der Mann hat es einfach immer noch drauf. „Bosna“ machte die Bude akustisch nun endgültig zu einem Heimspiel.

      In den letzten zehn Minuten legten die “Zmajevi” noch drei Tore nach, was aber für uns eher nebensächlich war. Die bosnischen Fans hatten wie beim ersten gesehenen Auftritt in Montenegro vor drei Jahren abgeliefert und höchst zufrieden ließen wir den Abend noch mit ein paar Pivo am Strand von Rimini ausklingen. (hr)

      Bonner SC – Fortuna Köln 0:3

      Bonner SC – Fortuna Köln 0:3

      “FLUTLICHT-DERBY“

      05.09.2025
      Regionalliga West
      Sportpark Nord
      Zuschauer: 3.763

      BONN – Da ich an diesem Freitag spontan frei bekam und mein Flug am nächsten Tag von Düsseldorf nach Italien gehen sollte, entschloss ich mich, einen weiteren Regionalliga-West-Ground zu kreuzen.
      Die Reise führte mich in die ehemalige deutsche Hauptstadt Bonn, die mit einer direkten Bahnverbindung an den Düsseldorfer Flughafen angebunden ist.

      Nach einer „Deutschlandticket-Tour“ aus Schwechheim kam ich etwa zweieinhalb Stunden vor Spielbeginn in Bonn an. Die Zeit nutzte ich, um mir die schöne Stadt am Rhein anzusehen. Sie wusste durchaus zu überzeugen. Besonders gefallen haben mir der Marktplatz und eine kleine Festung, an der sich schon Kollege (MM) vor 20 Jahren hatte ablichten lassen.

      Es folgte ein Spaziergang zum Ground und ein Abstecher in den Supermarkt, wo ich kurzzeitig für einen Ladendieb gehalten wurde. Der Sicherheitschef lief mir hinterher und wollte ganz sicherstellen, dass ich nicht mehr dabei hatte als die gekaufte Cola.

      Nach diesem kleinen Nervenkitzel fielen mir die hohen Flutlichtmasten des Sportparks Nord ins Auge. Neben einem von ihnen zeigte sich sogar ein kleiner Regenbogen.

      Alles war angerichtet: Flutlichtspiel um 19:30 Uhr, dazu mit Fortuna Köln ein Gegner aus der Nähe. Beworben wurde die Partie als „Flutlicht-Derby“. Etwa eine halbe Stunde vor Anpfiff traf dann auch der schwarz gekleidete Gäste-Mob ein und machte mit „Hurra, hurra, die Fortuna ist da“-Sprechchören auf sich aufmerksam.

      Unglücklicherweise waren alle Zuschauer auf einer Tribüne untergebracht, da die Gegengerade für dieses Spiel gesperrt war. Lediglich vor dem Anpfiff konnte man ein paar Fotos von der schönen Haupttribüne machen. Dennoch ist es erfreulich, dass beide Vereine eine aktive Fanszene vorweisen können. Bei den Gästen handelt es sich mit der Ultra-Gruppe „Fortuna Eagles“ sogar um die älteste Ultrà-Gruppierung des Landes. Insgesamt ein kompakter Haufen, der ein geschlossenes Bild abgab. Der Funke sprang dabei auf den Rasen über, sodass es bereits nach einer knappen halben Stunde 0:3 für Fortuna stand. Weitere Tore fielen nicht.

      Die mitgereisten Anhänger provozierten noch mit „Absteiger“-Rufen in Richtung des Aufsteigers, was die Bonner jedoch gekonnt ignorierten und stattdessen weiter ihre eigenen Lieder sangen.

      Insgesamt ein schöner Ausflug in den Sportpark Nord. Ein Ground bei Flutlicht hat immer etwas Besonderes – klare Empfehlung.
      Den Abschluss bildete eine Übernachtung am Düsseldorfer Flughafen. (fj)

      VfB Fichte Bielefeld – SC Hicret Bielefeld 1:3

      Guten Morgen! Willkommen zur 64. Ausgabe der BILDERBUCHBUDE DER WOCHE- diesmal melden wir uns wieder aus Nordrhein-Westfalen. In Ostwestfalen befindet sich das traditionsreiche Stadion Rußheide.
      Die Arena fasst rund 12.000 Zuschauer, wurde 1970 eröffnet und ist die Heimspielstätte des VfB Fichte Bielefeld, wo regelmäßig Amateurfußball geboten wird. Das Stadion überzeugt mit vier markanten Flutlichtmasten, mehreren Stehplatztribünen und einer überdachten Sitzplatztribüne – ein echtes Schmuckstück und einfach wunderschön.


      31.08.2025
      Stadion Rußheide
      VfB Fichte Bielefeld – SC Hicret Bielefeld 1:3

      Cambridge United – Newport County AFC – 2:0

      Cambridge United – Newport County AFC – 2:0

      “MIT KOPFSCHMERZEN NACH CAMBRIDGE – GROUND NUMMER 56″

      30.08.2025
      League Two
      Cledara Abbey Stadium
      Zuschauer: 5.887

      CAMBRIDGE – Auf dem Weg zur 92 werde ich immer wieder von Krankheiten ausgebremst. Einmal hatte es mich auf einer Silvester-Tour so stark erwischt, dass der Besuch im Fratton Park in Portsmouth ins Wasser fiel. Ein Jahr später war ich vor der traditionellen Tour krank geworden, konnte mich aber in England wieder erholen.

      Ein weiteres Mal erwischte es mich im vergangenen Jahr vor einer geplanten Cambridge-Tour, die ich gar nicht erst antreten konnte. Und nun – kurz bevor der Ground von Cambridge endlich nachgeholt werden sollte – kam es, wie es kommen musste: Kopfschmerzen und Halsschmerzen.

      Dieses Mal trat ich die Reise dennoch an. Mit Schmerztabletten und Wasser ging es für nur 30 Pfund return vom Flughafen Münster/Osnabrück auf die Insel und mit der Bahn noch eine knappe halbe Stunde weiter nach Cambridge.

      Im Wetherspoon verzichtete ich dieses Mal auf Alkohol und stärkte mich lediglich mit Bohnen und Wurst. Wenig später machte ich mich auf den gut 35-minütigen Fußweg, ehe ich von mehreren Kühen und den schönen Flutlichtmasten empfangen wurde. Mit dem Abbey Stadium sollte heute der 56. Ground der ersten vier Profiligen fallen – und so kam es auch.

      In einem eher langweiligen Spiel musste ich aufpassen, nicht einzuschlafen. Ganz ohne Ablenkung war es aber nicht, da mein Platz direkt hinter einer großen Trommel lag, die immer wieder zum Einsatz kam.

      Richtig laut wurde es zur Halbzeit, als ein neues Maskottchen vorgestellt wurde. Mit lautstarken Rufen stimmten die Fans über den Namen ab. Zur Wahl standen „Amber“ und „Milly – the Moose“. Am Ende setzte sich jedoch Abbey – the Moose durch. Sowohl die Namensideen als auch das Design stammten von jungen Cambridge-Fans.

      Für Klein und Groß war es ein gelungener Fußballnachmittag. Denn neben dem neuen Maskottchen gab es am Ende auch einen 2:0-Heimsieg zu feiern.

      Ich war letztlich froh, dass der Schiedsrichter nach sieben Minuten Nachspielzeit die Partie abpfiff und ein weiterer Ground eingetütet war. Es folgte noch ein Stadtbummel, ein alkoholfreier Besuch im Wetherspoon, wo direkt der nächste England Ausflug gebucht wurde. Um diese und weitere Reisen zu finanzieren, folgte die klassische Airportnacht. (fj)

      Sporting CP – FC Porto – 1:2

      Sporting CP – FC Porto – 1:2

      „75 JAHRE DURCHFALL“

      30.08.2025
      Primiera Liga
      Estádio José de Alvalade XXI
      Zuschauer: 50.946

      LISBOA – An meinem Geburtstag muss ich nicht unbedingt Fußball gucken. Kaffee und Kuchen mit den Liebsten ist auch okay. Aber wenn die Spieltagsplaner in Portugal das Top-Spiel der Liga auf den Ehrentag, den Samstag-Abend legen, kann man das auch schon mal als Einladung verstehen.

      Damit fing das Dilemma an. Denn natürlich benötigte ich für den Geburtstagskick ein Ticket. Während in einschlägigen Facebook-Gruppen immer wieder von freiem Verkauf und keinerlei Schwierigkeiten berichtet wurde, trat nach und nach das Gegenteil ein. Am Mittwoch gab es überhaupt erst Ticket-Infos. Am Folgetag sollte es losgehen: Vorkaufsrecht zunächst nur für Mitglieder, die seit 75 Jahren (!) im Verein sind. Danach wurde die Hürde auf 50 Jahre gelegt. Irgendwann am Freitag waren dann auch jüngere Mitglieder an der Reihe und ich wähnte mich auf der sicheren Seite, da ich einen „Socio“ aufgetrieben hatte, der mir ein Ticket besorgen wollte.

      Dann aber der nächste Rückschlag. Das Mitglied ist noch nicht lange genug Mitglied. Die Hoffnung darauf, dass auch diese Hürde am Spleltag im VVK noch fällt, erfüllte sich nicht. Nicht mal ein ordentliches Mitglied konnte für den Kick am Ende ein Ticket bekommen, dabei blieben natürlich noch einige Plätze frei. Vier Stunden vor Kick-Off musste „Stubhub“ als Geburtshelfer herhalten. Nach fast 1400 Spielen erst das zweite Mal, dass auf eine dieser zweifelhaften Börsen zurückgegriffen werden musste. Aber sonst hätte man dumm aus der Wäsche geguckt und das an diesem besonderen Tag. Der „Socio“ João Miguel Silva sollte mit seinem Ticket am Ende 20€ Plus auf der Wiederverkaufsbörse machen und inklusive Gebühren blieb man am Ende doch noch relativ stabil im zweistelligen Bereich. Da hab ich im regulären Vorverkauf auch schon mehr bezahlt.

      Zuvor wurde der Geburtstag mit der Familie noch zünftig in dem Stadtteil Belém zelebriert. Dabei durfte natürlich auch eine Portion „Francesinha“ nicht fehlen. Ein Sandwich mit Schinken, Salsiccia, Käse und einem Spiegelei, das in einer Portwein-Soße schwimmt. Der erste Gedanke bei dem Anblick lautet definitiv: „Durchfall“. Aber vielleicht war die Mahlzeit in dem unscheinbaren Laden, in dem nur Portugiesisch gesprochen wurde, auch gut zubereitet. Geschmacklich gab es nichts an dem Toast auszusetzen, die aufgenommenen Kalorien sollten bis zum nächsten Tag reichen und in der Porzellanabteilung wurde auch kein Alarm geschlagen…

      Hinein ging es schließlich in das „José Alvalade“. Wie auch schon das Stadion vom großen Konkurrenten Benfica schwungvoll gestaltet und in den Vereinsfarben insgesamt ein willkommenes Motiv für den Sehnerv. Die Anhänger vom FC Porto fanden sich auf dem Oberrang hinter dem Tor ein und boten gesanglich und überhaupt gut organisierten Support. Sporting wieder mit verschiedenen Gruppen hinter den Toren. Diesmal auch mit einigen wenigen Zaunfahnen, Doppelhaltern und Pyro. Die Stimmung im ganzen Rund auf hohem Niveau. Nachdem es sogar eine vereinsseitige Papptafel-Choreo mit jeder Menge Feuerwerk zu bestaunen gab, wurde festgestellt, dass jeder in dem Stadion Bock auf dieses Spiel hatte. Beide Teams bis dahin mit „Weißen Westen“ und 3 Siegen aus 3 Spielen.

      Sporting als aktueller Meister gab die Pace vor und kam immer wieder schnell in die Box. Allerdings haperte es am Torabschluss, vielleicht macht sich der Abgang von Viktor Gyökeres bemerkbar. Nach den bissigen, aber erfolglosen Angriffen kam auch Porto besser ins Spiel. Den Gästen sah man die berühmte „reife Spielanlage“ an. Immer wieder drosselte man das Tempo und der Keeper der „Dragãos“ ließ sich von Beginn an eine Menge Zeit bei seinen Abschlägen. Ab der 3. Spielminute kassierte Nationaltorwart Diogo Costa Pfiffe für seine Darbietungen. Torlos ging es in die Pause, nach dem Wiederanpfiff startete Sporting die zweite Angriffswelle, die wirklich vielversprechend aussah. Aber auch diese Phase endete ohne Tor.

      Es musste langsam mal ein Geburtstagsgeschenk her und dieses kam aus Porto. Nach einem klassischen Konter traf der hüftsteife Luuk de Jong zur Führung. Den kennt man noch als Flop aus der Bundesliga und vermutlich ist der Holländer mindestens so alt wie ich. Kurz darauf folgte ein echtes Highlight: Denn Porto traf per Fernschuss und Traumtor zum 0:2. Fast genauso gut waren die Jubel-Provokationen direkt neben dem harten Kern der Heimfans. Beide Male bekamen „Dragãos“ Gegenstände an den Kopf, wurden behandelt und das Spiel ging weiter. Während man im Schwechheimer Land sicher Angst vor einem Spielabbruch hätte haben müssen, bekam hier ein Porto-Spieler wegen Unsportlichkeit sogar noch die Gelbe Karte.

      Sporting markierte aus dem Gewusel heraus in der Endphase den Anschluss und als 8 Minuten Nachspielzeit angezeigt wurde, keimte nochmal Hoffnung auf. Doch der Meister war völlig platt in den letzten Minuten und Porto zeigte nach der Führung eine Spielweise, an der Trainerstar José Mourinho vermutlich immer noch Anteile hält, auch wenn er am Mittwoch zuvor bei Benfica einen Tiefpunkt seiner Trainerkarriere erreichte.

      Das sollte es dann auch gewesen sein mit diesem Spiel und 10 Tagen Urlaub in Portugal. Für das Ticketing möchte man Sporting 75 Jahre Durchfall wünschen. Ansonsten gab es viele Highlights in und neben den Stadien. Auf in einen neuen Lebensabschnitt! (mm)

      Inuit Timersoqatigiiffiat‑79 Nuuk – Boldklubben 67 Nuuk – 1:2

      Inuit Timersoqatigiiffiat‑79 Nuuk – Boldklubben 67 Nuuk – 1:2

      „WIR KRIEGEN NIE GENUUK“

      03.08.2025
      Grönländische Meisterschaft
      Stadion Nuuk
      Zuschauer: 700

      NUUK – Die atemberaubenden Bilder von einigen Groundhoppinglegenden aus der Discobucht vom letzjährigem Finaltunier waren noch frisch im Kopf, als der grönländische Fußballverband Kalaallit Arsaattartut Kattuffiat, kurz KAK, im November 2024 den Termin für den Bankivik NP angutit 2025 auf Facebook postete. War man letztes Jahr im Sommer noch mit anderen Projekten beschäftigt, sollte dieser inoffizielle Länderpunkt in diesem Jahr endlich fallen. Mit Spannung wartete man auf die Festlegung des Spielortes der jedes Jahr variiert und im April war es dann soweit, es sollte die Hauptstadt Nuuk werden. Somit war klar, man wird zwar kein Eisbergpanorama erwarten können, aber zumindest blieb ein Weiterflug erspart was die Redaktionskasse doch enorm entspannte und den Flugpreis halbierte, dazu versprach Europlan doch ein schönes Bergpanorama.

      Das Finalturnier um die grönländische Fußballmeisterschaft findet jedes Jahr im Juli/August statt und wird innerhalb einer Woche durchgespielt. Das Ergebnis der fast ganzjährig harschen Klimabedingungen und langen Distanzen verlangt den Spielern so einiges ab, jedes Team bestreitet innerhalb von sechs Tagen fünf Spiele über 90 Minuten. Gespielt wird in zwei Gruppen zu je vier Teams , Jeder gegen Jeden, im Anschluss gibt’s mit einem Tag Turnierpause dann das Halbfinale und das Finale.

      So startete die insgesamt vierköpfige Reisegruppe Anfang August aus Schwechheim mit dem Auto nach Kopenhagen, von dort sollte es via Direktflug mit SAS zum Spielort gehen. Angekommen auf der überwiegend von Eis überzogenem Insel im Nordantlantik bezogen wir unser Airbnb, starteten die ersten Erkundungen durch die sehenswerte Stadt und buchten auch bereits eine Whalewatching Tour für den spielfreien Tag. Ich nehme es vorweg, Wal leider mit No Show, was laut Einheimischen eher selten vorkommt. Am frühen Nachmittag sollte dann auch bereits das erste Turnierspiel für uns stattfinden, IT-79 und BK-67, beides Lokalmatadoren, standen sich gegenüber. Ein Offizieller verriet uns, das man hier wohl bereits die beiden Finalgegner bestaunen könnte. Insgesamt würde ich dem Turnier sportlich ein ziemlich gutes Niveau attestieren und der Kollege sollte recht behalten: Unsere Auftaktpartie sollte nach sechs weiteren gesehenen Spielen auch das große Finale werden.

      Schätzungsweise 700 Menschen fanden sich am Endspieltag ein und säumten die steile Naturtribüne. Den einen oder anderen Weggefährten stellte der Anstieg doch vor Probleme, nicht zuletzt, weil der Vorabend im legendären Pub „Daddy`s“ verbracht wurde, der Karaokeabend wird uns und dem Boxautomat wohl lange in Erinnerung bleiben!

      Wie bereits im Gruppenspiel, welches 0:1 verloren wurde, geriet der haushohe Favorit in Rückstand und biss sich lange die Zähne am starken Torwart des Kontrahenten aus. Mit einem Doppelschlag drehte man jedoch in den letzten 20 Minuten die Partie und konnte somit den 16. Meistertitel der Vereinsgeschichte feiern. Mit diesem Triumph unterstreicht B-67 seine Stellung als unangefochtenes Schwergewicht im grönländischen Fußball. Nicht umsonst gilt der Klub als Vorzeigeprojekt für Talentförderung und kann seit längerem auch von einer Kooperation mit dem dänischem Spitzenverein FC Kopenhagen profitieren. Auch aufgrund dieses Talentpools strebt der Verband weiterhin eine Aufnahme in den CONCACAF an, hier war vor Kurzem zwar ein Rückschlag zu verkraften, weitere Anläufe bleiben aber wahrscheinlich. Man darf über die Entwicklung weiter gespannt sein.

      Auch abseits des Fußballs hinterließ die Reise bleibende Eindrücke: Wanderungen durch die Berge rund um Nuuk, eine unvergessliche Fjordtour incl. Sonnenuntergangs-Whiskey on the Rocks mit echtem Gletschereis machten den Aufenthalt perfekt – auch wenn die erhofften Wale sich erneut nicht blicken ließen.

      Der Austragungsort für das nächste Endturnier steht ebenfalls bereits fest – 2026 zieht der grönländische Fußballtross nach Ilulissat. Dann vielleicht wieder mit Eisbergen im Hintergrund, denn der Illusiat-Fjord gilt als mit der Eisreichste der Welt. Einer dieser Eisberge versenkte sogar seinerzeit die Titanic. (CvS)

      Hamburger SV – FC St. Pauli – 0:2

      Hamburger SV – FC St. Pauli – 0:2

      „GEMEINSAM GEGEN SICH SELBST?“

      29.08.2025
      Bundesliga
      Volksparkstadion
      Zuschauer: 57.000

      HAMBURG – Nach dem Derby ist vor dem Derby. Nur fünf Tage nach dem Spektakel in Danzig stieg das 112. Stadtduell quasi vor der Haustür. Bei der Arbeit fiel der Stift bzw. diesmal der Karton pünktlich. Als neutraler Zuschauer reiste ich tiefenentspannt per Fahrrad an und traf in Stellingen die ersten Redaktionskollegen.

      Entspannt wirkten dort auch die HSVer. So ein richtiges Derbyflimmern konnte ich noch nicht wahrnehmen und zwei Gästefans in Trikot/Shirt gingen sogar unbehelligt ihren Weg durch den Tunnel. Auch der Fanmarsch verlief ohne besondere Vorkommnisse. Gab es hier etwa Abnutzungserscheinungen? Immerhin war es das 13. Aufeinandertreffen seit 2018.

      Über eine Stunde vor Anpfiff und somit vor dem Warmmachen wackelte ich in den Volkspark. Der nächste Stimmungstest. Die Nordtribüne zündete die ersten Fackeln und Rauchtöpfe, aber ganz so euphorisch wie in den Jahren zuvor kam es mir nicht vor. Allerdings fuhr es einem beim Einklatschen und der Vereinshymne durch Mark und Bein.

      Der Gästeblock erwiderte mit durchaus krachenden Schlachtrufen und war früh mit der Ausrichtung der Choreoelemente beschäftigt. So richtig konnte ich das letztendlich nicht entschlüsseln. Die Figuren waren im Comic-Stil gehalten und das trojanische Pferd wahrscheinlich eine Anspielung auf die “Festung Volkspark” vom letzten Derby. Vielleicht können unsere Leser Licht ins Dunkeln bringen. Riss mich nicht vom Hocker, aber immerhin besser als das Zwei-Worte-Intro vom letzten Auftritt in Bahrenfeld.

      Auf der Nordtribüne entschied man sich für die Losung “Gemeinsam gegen alle” und diesmal sprangen mir quasi zwei Löwen entgegen. Fahnen in blau bzw. den Vereinsfarben rundeten die Choreo ab. Gut, aber aus meiner Sicht nicht außergewöhnlich für das Stadtderby.

      Damit konnte es auch auf dem Platz losgehen. Die Rothosen begannen schwungvoll und zogen das Publikum mit, was aber nur von kurzer Dauer war. St. Pauli kam nach und nach besser rein und überrumpelte die Abwehr durch eine einstudierte Eckballvariante Marke Bauerntrick. 0:1 und im Eckbereich ploppte die erste Serie an Fackeln.

      Das Tor entpuppte sich schon ein bisschen als Stimmungskiller bei den Sitzern. Während die Kiezkicker konzentriert ihren Plan verfolgten und zu weiteren Chancen kamen, blieb der HSV erschreckend harmlos. Erste Parallelen zum Grottenauftritt in Pirmasens taten sich auf.

      Im Gegensatz zur mageren Darbietung der eigenen Mannschaft haute die Nordtribüne mit Wiederanpfiff einen raus und nebelte den Volkspark mit blauem Rauch komplett ein. Für den Schiedsrichter übrigens kein Grund, zu unterbrechen. Gut so! Auf der Gegenseite gab es Blinker über Blinker, auch gelungen. Drei Zeigerumdrehungen später vollendete Königsdörffer einen langen Pass und sorgte für eine Komplettekstase. Dieser Moment zeigte, was an Stimmung hätte gehen können. Aber hätte, hätte, Fahrradkette. Wegen Abseits annullierte der VAR den Ausgleich.

      Von all dem ließen sich die Gäste nicht beeindrucken. Mit einem langen Ball war die HSV-Abwehr erneut düpiert und Hountondji traf nach einer Stunde aus sehr spitzem Winkel. Den machen nicht viele Bundesliga-Spieler rein. Während die Nordtribüne weiter volle Pulle supportete, zog der Rest immer weniger mit.

      Dafür drangen die Gesänge der Braun-Weißen besser und besser durch. Kein Wunder bei dem Spielstand und der Leistung, denn Sankt Pauli spielte sich noch weitere Chancen heraus und zog einfach seinen Stiefel durch.

      Der HSV blieb kopflos und dezimierte sich obendrein in der 77. Minute nach einer gelb-roten Karte gegen Gocholeishvili. Offenbar der Startschuss für einige, den Heimweg anzutreten. Es hätte gut und gerne 0:3 oder 0:4 stehen können und mit jeder Minute verließen mehr Zuschauer das Stadion. Fand ich schockierend, wenn ich nach sieben Jahren zum Bundesliga-Heimauftakt das Stadtderby habe. Spielstand hin oder her.

      Nach zehn Minuten Nachspielzeit wurden auch die HSV-Spieler durch den Abpfiff erlöst. Ein wirklich katastrophaler Auftritt mit einigen Totalausfällen auf dem Rasen. Der Fanszene will ich keinen Vorwurf machen. Beim Rest des Publikums und auch der Mannschaft muss sich aber in den nächsten Wochen zeigen, ob man gemeinsam gegen alle oder sich selbst agiert. (hr)

      S.L. Benfica – Fenerbahçe SK – 1:0

      S.L. Benfica – Fenerbahçe SK – 1:0

      „AUS VIELEN EINS“

      27.08.2025
      Champions League (Play-Off)
      Estádio da Luz
      Zuschauer: 64.323

      LISBOA – Wenn man mal im Urlaub ist und nicht viel Wert auf Fußball legt, meint es der Spielplan gut. Jeden Tag Fußball in der Nähe und fast nur Top-Spiele. Auch die Europapokal-Auslosung meinte es gut. Fast schon zu gut, denn nicht nur das Rückspiel um die Teilnahme an der Champions League fiel genau in die Woche, in der man sich südlich von Lissabon aufhielt – mit Fenerbahçe stieg auch noch ein knackiger Gegner im „Estádio da Luz“ ab. Das Trainerduell mit José Mourinho auf Seiten der Türken versprach Brisanz.

      Also ging es vom „Ferienort“ Sesimbra die rund 40km nach Lissabon, wo vor dem Spiel ein ausgiebiger Altstadtbummel stattfand. Über den Charme der Stadt muss man nicht viele Worte verlieren. Auch gegessen wurde absolut köstlich. Zu kleinen Preisen gab es Gaumenschmeichlereien von Lamm und Rebhuhn. Dass Lissabon auch als Touri-Hotspot in der höchsten Liga mitspielt, war allerdings nicht zu verkennen. Sagen wir mal so: Wenn man die deutsche Sprache beherrscht, ist man in Lissabon nicht verloren. Umso beachtlicher, dass in Sesimbra bis dahin keine Alemannen gesichtet wurden.

      Da das Hinspiel torlos ausging, musste im Rückspiel irgendwas passieren. Was der Befürchtung, dass Mourinho „Mourinho-Fußball“ spielen lässt, etwas den Zahn zog. Mit viel Vorfreude ging es eine Dreiviertelstunde vor dem Anpfiff von der Ballermeile unter der Brücke zum Stadion – immer dem Licht entgegen, denn hinter dem charakteristischen Dach des „Estádio da Luz“ setzte gerade die Sonne zum Sinkflug an. Passender kann man das Stadion nicht betreten. Dass rund 65.000 Zuschauer diesem CL-Spiel beiwohnen wollten, blieb nicht verborgen. Bis man sich zum entsprechenden Gate vorarbeitete, dauerte es ein Weilchen. In dem wunderbaren Stadion fielen dann zuerst die Fener-Ultras ins Auge, die kompakt unter dem Dach standen.

      Doch wie auch ihre Mannschaft, sollten sie komplett im Schatten der Gastgeber stehen. Für Benfica galt mehr denn je der Wappenspruch: „E pluribus unum“ – Aus Vielem Eins. Die Türken wurden kaum mal vernommen im großen Rund, obwohl man optisch an den rhythmischen Handbewegungen immer wieder viel Aktion im Block vermutete. Benfica sorgte dafür, dass der Rasen brannte und das Stadion zog mit. Fenerbahçe kam über 90 Minuten nicht zur Entfaltung. Weder in der Offensive, noch in der gefürchteten Defensive. Zwei Tage später stand fest: Es sollte das letzte Spiel unter der Leitung von Mourinho werden.

      Schon nach wenigen Minuten vergab der ehemalige Mainzer Leandro Barreiro eine hundertprozentige Chance. Der Luxemburger hatte einige unglückliche Aktionen in diesem Match. Er erzielte den zweiten Treffer in dieser Partie, der aberkannt wurde und spielte bei der ersten VAR-Entscheidung die Hauptrolle. Nach einer Situation im Gewühl blieb ein Türke liegen und weil er so hartnäckig eine Verletzung markierte, bekam man das Gefühl, der slowenische Schiedsrichter wurde zum Videobeweis gezwungen, woraufhin er das Tor wegen passiven Abseits oder Foulspiel annullierte. Irgendwas wird sich da schon gefunden haben. Dementsprechend agierte das Publikum und der Herzschlag der Portugiesen verzeichnete außergewöhnliche Ausschläge. Wenig später dann der dritte Treffer des Tages: Ausgerechnet der ehemalige Galatasaray-Spieler Kerem Aktürkoğlu schloss einen Sturmlauf nach 35 Minuten mit einem beherzten Schuss in die Maschen ab. Die Stimmung auf dem Siedepunkt.

      Fenerbahçe, Galatasaray, Mourinho, Portugal. Von all diesen Konflikten bekam man in dem vierten Rang (!) des Stadions aber nicht sehr viel mit. Von Seiten der Fanszenen blieb es ruhig. Benfica scheint da sowieso eher dezentral und recht unorganisiert aufzutreten. Auf beiden Hintertorseiten stehen Gruppen. Aber das Faustpfand bei dem Verein mit der größten Mitgliederzahl weltweit ist eher die Gesamtstimmung im „da Luz“, die die Mannschaft auf eine Woge des Erfolgs hieven kann.

      Fenerbahçe war nicht in der Lage zurückzuschlagen, obwohl Benfica aktuell sicher nicht über eine besonders namhafte Mannschaft verfügt und sich nach dem Siegtreffer von Aktürkoğlu auch nicht mehr sonderlich verausgabte. Seit 6 Jahren konnte der portugiesische Rekordmeister nicht mehr den Titel gewinnen, aber dieses Jahr mischt man erneut in der Champions League mit. (mm)

      FC 96 Recklinghausen – DJK Adler Feldmark

      Glück auf zu einer neuen Ausgabe DER BILDERBUCHBUDE DER WOCHE (63).

      Da wir bei der letzten Ausgabe schon im Ruhrgebiet waren, kommt die neueste Ausgabe ebenfalls aus dem Ruhrgebiet genauer gesagt aus Recklinghausen.
      Hier im kombinierten Fußball -und Leichtathletikstadion Hohenhorst trägt der FC 96 Recklinghausen seine Heimspiele aus, was vorher die Heimspielstätte von Viktoria Recklinghausen und später des SC Recklinghausen war.
      Das Stadion wurde 1970 für 30.000 Leute geplant, wurde aber nie fertig gestellt.
      Heute hat es eine Kapazität von 7000, wovon knapp 3000 Sitzplätze und 4000 Stehplätze sind.
      Am 10.09.2006 fand hier sogar ein Viertelfinalspiel der 4.Weltmeisterschaft der Menschen mit Behinderung statt zwischen (dem Späteren Weltmeister Saudi-Arabien) Saudi-Arabien und England.


      17.08.2025
      Stadion Hohenhorst
      FC 96 Recklinghausen – DJK Adler Feldmark

      BKS Lechia Gdańsk – Arka Gdynia – 1:0

      BKS Lechia Gdańsk – Arka Gdynia – 1:0

      „SAY YES TO PYRO AND CHOREOS“

      23.08.2025
      Ekstraklasa
      Polsat Plus Arena
      Zuschauer: 37.500

      DANZIG – Abgesehen vom Tagesaufenthalt zum Conference-League-Finale in Breslau ist meine letzte Polentour ein Dreivierteljahr her. Damals sahen wir das vermeintlich letzte Spiel im Bukowa in Kattowitz inklusive bewegendem Abschied von Jan Furtok und einer zusätzlichen Eintrittskarte zum Andenken. Gegner war übrigens Lechia. Bekanntlich verschob sich der Umzug noch einige Male.

      Höchste Zeit also, dem östlichen Nachbarn mal wieder einen Besuch abzustatten. Fast neun Monate später nahm ich statt Hotel-Nachtbus am Freitag die angenehmere Flugverbindung von Schwechheim nach Danzig am Samstagmorgen wahr. Schnell in den Mietwagen und drei Spiele in Richtung Łódź gekreuzt. Eigentlich lief es schon wieder zu gut.

      Sonntag fuhr ich zurück nach Danzig und meine Erwartungen für das “Derby Trójmiasta” waren hoch. Die Ultras Lechia hatten im Vorfeld eine große Show angekündigt und baten die Anhänger, frühzeitig die Plätze im Stadion einzunehmen. Schnell hieß es mit über 37.000 erlaubten Zuschauern sold out. Ferner feierten die Weiß-Grünen ihren 80. Vereinsgeburtstag. Zu guter Letzt durften aus Gdynia wie in der Vorsaison Gäste anreisen, diesmal 1.800 Fans. Es war also alles angerichtet.

      Im EM-Stadion von 2012 angekommen sah ich dann auch schon den Auswärtsmob, der sich geschlossen in gelben T-Shirts zeigte. Erste Erleichterung, denn in Polen ist das ja teilweise bis Anpfiff ungewiss. Unter dem Motto “80 Jahre Stolz, Kampf, Glaube” zogen die Heimfans zum Einlauf der Mannschaften einen gestählten Stadtlöwen mit riesiger Lechia-Fahne empor. Böse Zungen hätten von Goleo auf Steroiden (aber mit Hose) gesprochen. Begleitet wurde das Ganze von grünen und weißen Folien. Was bereits hier auffiel: die Elemente wurden sehr lange gezeigt und boten ausführlich Gelegenheit zum Knipsen.

      Etwa zur 30. Minute folgte bereits Teil 2. Eingerahmt von einem Kreuz aus Fähnchen in Vereinsfarben hielt der Sensemann die aufgehängten “Gästeschweine” und den Freund und Helfer in der Hand. Ein bisschen Rauch stieg auch noch auf. Geile Präsentation. Beim verdrehten Spruchband hakte es kurz, aber das ist Meckern auf hohem Niveau.

      Auf der Gegenseite versuchten die Gäste alles, irgendwie dagegen zu halten. Mit Hüpf- und Klatscheinlagen blieb der Block ständig in Bewegung und gab akustisch sein Bestes. In der zweiten Halbzeit folgte dann auch dort eine Choreo in Form einer Blockfahne, die erst von Blinkern und dann von roten Fackeln untermalt wurde.

      Unterdessen bot das Spiel wie so oft in der Ekstraklasa schwere polnische Kost und die Action auf den Rängen musste es erneut rausreißen. Es folgte der dritte und letzte Teil bei den Gastgebern: ein riesiges Trikot mit der unmissverständlichen Botschaft “Say yes to pyro”. Unter dem Stoff wurde sich fleißig umgezogen und anschließend ploppten auf der gesamten Tribüne die grünen Fackeln. Fantastyczny!

      Wie erwähnt war die Partie sportlich mau und über ein 0:0 hätte sich keiner beschweren dürfen. Allerdings hatten die “Budowlani” noch eine gute Aktion im Köcher. Während die Rauchschwaden noch durchs Stadion zogen, traf Kurminowski in der 85. Minute per Kopf nach Flanke von Vojtko. Jubelexplosion! Lechia brachte die Führung über die Zeit und sicherte sich den Derbysieg. Jeder Złoty Eintritt hatte sich gelohnt und ich muss definitiv wieder häufiger nach Polen, das steht fest. (hr)

      CF Estrela Amadora – FC Alverca – 2:2

      CF Estrela Amadora – FC Alverca – 2:2

      „DERBY UNDERCOVER“

      25.08.2025
      Primeira Liga
      Estadio José Gomes
      Zuschauer: 3.411

      AMADORA – Ohne große Erwartungen unterbrach man am ersten Tag der Woche das tägliche Bad im Atlantik und fuhr Richtung Lissabon, in die Großstadt Amadora. Der Grund dafür war der exklusive Montagstermin. Auch ein Redakteur muss mal Urlaub machen, zumal wenn er Familie hat. Eigentlich war nicht viel Fußball geplant, doch dann kam der Spielplan raus und der Bleistift wurde gespitzt. Mehr dazu in den nächsten Tagen

      Nun erstmal zurück nach Amadora. Mit 0 Plan in die Stadt gekurvt, wurde bei der Parkplatzsituation das erste Mal gestutzt, aber schließlich in Zentimeterarbeit neben einem LKW eingeparkt und mit dem Nachwuchs auf der Schulter ging es zum „Estadio José Gomes“. Zuvor stand man noch für den kleinen Auswärtsmob aus Alverca Spalier und spätestens da war klar: Das wird ein guter Abend!

      Zuschauermassen strömten zum Stadion. Eine halbe Stunde vor dem Anpfiff sorgten die Schlangen an der Kasse bereits für Kopfzerbrechen. Da in Portugal aber – kurz gesagt – überall mit „Socios“ und „Nicht-Socios“, also Mitgliedern, gearbeitet wird, entpuppte sich die lange Schlange als Geduldsprobe für die Socios. Am zweiten Fenster war nichts los. Dennoch zog sich die Situation hin wie ein Kaugummi. Der einzige Kunde am Fenster war blind und hatte kein Bargeld dabei, weswegen die Tickerverkäuferin ihm mit Engelszungen den Weg zum Geldautomaten erklärte.

      Das sollte an diesem Abend nicht die einzige Kuriosität bleiben. Zunächst aber die Überraschung im zugigen Stadion, das mitten im Wohnviertel steht: Der kleine Auswärtsblock war pickepackevoll und auf der Heimseite bereitete man den Einsatz von Pyrotechnik vor. Was war hier los? Beide Städte sind Vororte von Lissabon. Amadora liegt im Westen, Alverca im Osten. Dass hier ein Spiel mit Fanszenen auf der Agenda steht, war in der überschaubaren Recherche untergegangen. Estrela verkündete nur etwas von „…endlich ist es so weit: Das erste Spiel gegeneinander seit 20 Jahren!“. Derby undercover.

      Tja, kein Wunder dass beide Vereine unter dem Radar fliegen. Die Stammvereine, sowohl von Amadora als auch von Alverca, wurden in diesem Jahrtausend aus Mangel an Masse aufgelöst. Beide Klubs starteten in den untersten Klassen neu. Estrela fusionierte 2020 mit dem Drittligisten aus Sintra und schaffte vor 2 Jahren den Sprung in die höchste Liga, während Alverca nach Neustart in der untersten Klasse in diesem Sommer den Sprung zurück in die Elitelklasse packte. Ende der 1990er kickten die „Maior di Ribatejo“ einige Jahre in der „Primiera“ und hinterließen mit Spielern wie Deco oder Ricardo Carvalho ihre Spuren in der Fußballlandschaft. Nach dem Abstieg 2004 überlebte der Verein kein Jahr mehr.

      Beide Teams warten aktuell noch auf einen Sieg in der neuen Saison und neutralisierten sich in den ersten 30 Minuten fast weitestgehend. Als man gerade überlegte welche Mannschaft überhaupt in der Lage ist mal auf’s Tor zu schießen, ging es los: Alverca traf nach schöner Direktabnahme zur Führung und legte kurz vor dem Pausenpfiff via Konter nach. Die Gäste waren besser und was sollte da jetzt noch passieren? In den 4 Minuten Nachspielzeit traf Estrela aber in den letzten Sekunden per Hacke zum Anschluss und es sollte ganze 10 Minuten (!) dauern, ehe der VAR den Treffer gutschrieb.

      Die zweite Hälfte knüpfte nahtlos an die letzten Minuten der Nachspielzeit an. Estrela kam mit dem Messer zwischen den Zähnen aus der Kabine und kassierte nach 2 Minuten einen Platzverweis. Trotzdem ließ man nicht locker, war klar am Drücker und holte kurz darauf einen Elfmeter heraus. Den Strafstoß brezelte Estrela an die Latte und als die überschwängliche Stimmung grad anfing zu bröckeln, mussten die Gäste eine Gelb-Rote Karte einstecken. Zehn gegen Zehn – also alles wieder auf 0. Der anschließende Freistoß aus der Halbposition zappelte im Netz. Die Freude kannte keine Grenzen und erinnerte an die Spielberichte aus Südamerika, die wir in den letzten Woche hier publizierten. Auch die Zuschauer auf der Haupttribüne tanzten nun im Dreieck. Die beiden Fanszenen bestanden aus vielleicht 250 Leuten, waren aber ständig auf Zinne und konnten melodisch voll überzeugen.

      Die armen Spieler, möchte man da fast sagen. Vermutlich waren die Jungs auf dem Rasen für so einen Thriller am Montagabend gar nicht geschaffen. Denn es rollte zwar ein Angriff oder Konter nach dem nächsten Richtung Tor, in der Schlussphase fehlte dann jedoch deutlich die Präzision. Kein Wunder, denn der Kick dauerte insgesamt 118 Minuten und dürfte auch mental so seine Spuren hinterlassen haben. Letzte Fußnote: Kurz vor Schluss wurde auch noch der Schiedsrichter umgerannt und musste sich von den Teamärzten behandeln lassen. Dieses Spiel wollte einfach nicht zu Ende gehen und das war gut so. Auch wenn wieder kein Team gewonnen hat. (mm)

      Alemannia Aachen – TSV 1860 München – 0:2

      Alemannia Aachen – TSV 1860 München – 0:2

      “BACK IN BUSINESS”

      23.08.2025

      3. Liga
      Neuer Tivoli
      Zuschauer: 24.920

        AACHEN – Als grauer Fleck tarnt sich bisher Aachen auf der Deutschlandkarte für mich und ich musste ich diese Stadt und diesen Verein endlich mal besuchen. Bisher war ich nur vor Ort, um im billigen A&O Hostel am Aachener Hauptbahnhof zu nächtigen. Nach meiner Reise in Südamerika genau der richtige Ort, um endlich wieder deutsche Ultras zu erleben. Die eigene Heimat ist dann doch sehr schön und facettenreich. Mit den Löwen aus München war es definitiv auch ein attraktiver Gast. In diesem Sommer verstärkte sich das Team durchaus vielversprechend, unter anderem mit Kevin Volland und Florian Niederlechner. Definitiv gute Transfers für die 3. Liga.

        Als ich am Stadion angekommen bin, begrüßte mich ein Bekannter quasi mit den Worten „Heute gibt’s eine Choreo: 15 Jahre Karlsbande“. Geil, zufällig das perfekte Spiel ausgesucht. Schnell auf die Plätze und die Vorfreude stieg. Zum Einlaufen gab es dann eine sehr ansehnliche Choreographie zu sehen, erstreckt über zwei Tribünen und mit schwarz-gelben Zetteln ergänzt. Ein sehr solides Bild! Der Spruch: “Should that ever be the last thing I see I want you to know that you are everything to me! Zweiter Teil: Cause all that you are is all that i’ll ever need“ rundete das Ganze ab.

        Die Jungs vom Tivoli hauten sich mächtig in das Spiel rein und der Wille war groß, den Favoriten aus der bayerischen Landeshauptstadt zu ärgern. Das Team zog durch Kampf und Willen die Tribünen mit und hatte somit schnell das Publikum auf seiner Seite. Guter Auftritt der Gastgeber! Definitiv besser als erwartet in meinen Augen. Die Sechziger hatten neben einem schönen Kurvenbild auch eine Menge Fans im Gepäck. Es dürften 2.500 gewesen sein und das in der dritten Liga in Deutschland. Das ist einfach nur phänomenal!

        Leider ist Fußball ein Ergebnissport. In der 89. und 91. Minute schossen die Gäste das 0:1 und das 0:2. Für einen starken Kampf gab es am Ende keine weiteren Punkte auf dem Konto des Heimteams. 1860 hingegen steht mit 7 Punkten aus 3 Spielen weit oben in der Tabelle. Für die Aachener geht am nächsten Wochenende zum Topspiel zur Primetime an die Hafenstraße und für die Sechzger zu Hause gegen die Zweitvertretung aus Stuttgart.

        Nach dem Abpfiff ging es für mich noch in die beschauliche Stadt Kelmis in Belgien. Nur 20 Minuten entfernt, sorgte die “Fritüre Central” aber für ein breites Lachen. Endlich wieder gesundes Essen! Abends sollte der Ball rollen, viele Anwesende aus München sahen einen spannenden Kick mit vielen roten Karten. Endlich wieder Belgien, dieses Land kann man nur mögen. (tp)

        Real Betis Balompié – Club Deportivo Alavés – 1:0

        Real Betis Balompié – Club Deportivo Alavés – 1:0

        „BETIS UND DER WEIẞE ELEFANT“

        22.08.2025
        La Liga
        Estádio Olímpico de la Cartuja
        Zuschauer: 54.646

        SEVILLA – Bereits zum dritten Mal in diesem Jahr berichten wir von einem Spiel der „Béticos“. Drei Mal Heimrecht für Betis in drei verschiedenen Stadien. Während im März das Achtelfinale in der Conference League unter Beteiligung des Landboten wie gewohnt im Estadio Benito Villamarín über die Bühne ging, schaffte es der Verein bis in das Endspiel und genoss im Finale in Breslau offiziell sogar Heimrecht. Das Spiel um den silbernen Pott ging gegen Chelsea verloren, unser Redakteur (hr) bekam in der Ticket-Lotterie ein Kärtchen zugelost. Nun zur Abwechslung mal „La Liga“ – und das im größten Stadion der Stadt.

        Das „Estadio Olímpico de la Cartuja“ wurde im Hinblick auf die Bewerbung für die Olympischen Sommerspiele 2004 erbaut und diente im Jahr der Fertigstellung 1999 als Host für die Leichtathletik-Weltmeisterschaft. Astrid Kumbernuss errang bei diesem Wettbewerb ihre dritte und letzte WM-Goldmedaille im Kugelstoßen. Wer erinnert sich nicht an diese Sternstunde der deutschen Leichtathletik? Aber zurück zum Fußball, denn für Olympia 2004 erhielt bekanntlich Athen den Zuschlag. 2003 stand Celtic im Cartuja in einem legendären Europapokal-Finale gegen den FC Porto und zog gegen den aufstrebenden José Mourinho den Kürzeren. Dann wurde es still. Seit 2020 steigt jedoch jährlich das Endspiel um die „Copa del Rey“ in dem Stadion und 2021 strich die UEFA kurz vor dem Corona-Turnier Bilbao als EM-Standort und ersetzte es durch das Olympiastadion in Sevilla.

        Ohne vorab große Zukunftsvisonen auf Pressekonferenzen zu verkünden, startete die „Ciudad autónoma“ Anadalusien letztes Jahr eine Sanierung für das große Stadion. Das Cartuja wurde zu einem reinen Fußballstadion umgebaut und bietet nun über 70.000 Zuschauern Platz. Das Cup-Finale im April diente als Einweihung nach den Baumaßnahmen. Neben den epischen Arenen in Madrid und Barcelona gilt das Olympiastadion in Sevilla nun als drittgrößter Spielort Spaniens. Aber warum spielt Betis in der Bude? Ganz einfach: In den nächsten beiden Jahren wird das „Benito Villamarín“ umgebaut und zumindest in diesem Jahr erfolgt der Umzug ins Cartuja. Die WM 2030 wirft ihre Schatten voraus.

        Das war jetzt viel Stadion-Theorie. Ab zum Spieltag. Rund 55.000 Zuschauer strömten zum ersten Heimspiel in das Ausweichstadion. Die Arena wirkt wie aus einer anderen Welt. Aber nur von innen, von außen sieht es auf dem großen Expo-Gelände am Rande der Stadt völlig unscheinbar aus, eher vermutet man einen Wohnblock hinter der Fassade. Im Innern angekommen, lädt das Volumen zunächst zum Staunen ein. Durch das kreisrunde Dach mit den vielen, vielen Sitzplätzen erinnert die Arena ein wenig an das legendäre „Maracanã“ in Rio. Nur schade, dass das „Cartuja“ an weit über 300 Tagen im Jahr keine Nutzung erfährt und in Sevilla deswegen als „Weißer Elefant“ bezeichnet wird.

        Doch das gehört ja zumindest in dieser Saison der Geschichte an. Bei den garantierten 19 Betis-Heimspielen dürfte eine Menge los sein. Das merkt man schon auf dem chaotischen Vorplatz, wo tausende „Fanáticos“ in Grün-Weiß wie die Ameisen über die Ballermeile wuseln. Wenn vor dem Spiel die Betis-Vereinshymne gewohnt stimmgewaltig ertönt, denkt man nicht, dass diese Gesänge gerade durch ein Ausweichstadion scheppern.

        Zum Spiel gibt es nicht so viel zu berichten. In der ersten Viertelstunde geht es hin und her. Alavés hat die erste Einschussmöglichkeit, Betis macht nach 15 Minuten dank eines Abstaubers von Starspieler Giovani Lo Celso das 1:0 und danach ist das Spiel ein zäher Kampf auf beiden Seiten, auch wenn die Spannung bis zum Schluss hält. Alavés hat zu wenig Punch um ernsthaft das Spiel zu drehen und für Betis dürfte es eine harte Spielzeit werden, nach der Fabel-Saison 24/25: Antony weg, Bakambu außer Form, Isco verletzt. Aber egal, für die Groundhopper-Zunft spielt das Cartuja in dieser Saison die Hauptrolle. (mm)