Chemnitzer FC U19 – FC Schalke 04 U19 – 0:2

Daach aus Chemnitz!
Um die 42. BILDERBUCHBUDE DER WOCHE mit eigenen Augen zu erleden, muss man in die Karl-Marx-Stadt reisen und ich sag euch es lohnt sich! Am Stadtrand befindet sich das Stadion im Sportforum Chemnitz und bietet den Besucher eine Reise in die Vergangenheit. Trotz des neuen Marathonturms kann man hier noch etliche Relikte aus der ehemaligen DDR begutachten. Ein Gaumenschmaus nicht nur für die Augen, denn auch der Magen wird heutzutage bei U19 vom Chemnitzer FC in der Nachwuchsliga gestillt. Sehr nette Damen zaubern leckeres Gedeck und Kaltgetränke für die Gäste. Kommt vorbei und genießt diese Zeitreise in die ehemalige DDR.


15.03.2025
Stadion im Sportforum Chemnitz
Chemnitzer FC U19 – FC Schalke 04 U19 – 0:2

Wales – Kasachstan – 3:1

Wales – Kasachstan – 3:1

„WELCOME TO THE EIGHTIES – DIE CARDIFF-CITY-CYMRU-CROWD“

22.03.2025
WM-Qualifikation
Cardiff City Stadium
Zuschauer: 32.385

CARDIFF – Länderspiele mit „kleinen“ Nationen machen irgendwie Bock und daher wurde ohne schlechtes Gewissen eine UK-Tour um dieses WM-Quali-Spiel in Wales geplant. Am Freitag besuchte man die „Three Lions“ im Wembley Stadium und am Nachmittag durfte man in der 2. walisischen Liga bei Newport City F.C. auf der Tribüne Platz nehmen. Während in England das Nationalstadion zwar beeindruckte, konnte die Kaffeetrinker-Atmosphäre in Wembley nicht wirklich für hohen Blutdruck sorgen. In Wales erwartete den neutralen Fußballfreund schon eine etwas andere Perspektive.

Bei bestem Sonnenschein fuhr man als Bus-Passagier für schmale 3£ die 45 Minuten von Newport nach Cardiff. Nachdem vor 7 Jahren mal in Swansea genächtigt wurde und die Großstadt etwas weiter westlich einen aschgrauen Eindruck hinterließ, war man vor Ort von dem schicken Stadtbild der Hauptstadt positiv überrascht. Neben City Hall und Castle wurde auch die High Street abgeklappert und schon nach ein paar Metern wusste man, wo die Zeit bis zur Bus-Abfahrt nach London-Gatwick verbummelt wird. Der Bus sollte erst um 1.50 Uhr abrollen.

Zu Fuß ging es rund einer halbe Stunde, fast immer geradeaus, zum Spielort. Auf dem Weg passiert man auch das „Millennium Stadium“, Austragungsstätte der EM 2028 und für einen 70.000er wirklich fantastisch zwischen Fluss, Altstadt und Schloss gelegen. Der Ground ist vorgemerkt für die nächste EM. Das Quali-Spiel fand im Stadion von Cardiff City statt, mit 32.385 Zuschauern war es nahezu ausverkauft und sicher besser als eine halbvolle EM-Schüssel.

Auf dem Weg zum Stadion: Alles rot. Kleinscheiß-Verkäufer. Bierdosen. Alkoholgeschwängerte Gesänge. Die 80er-Jahre wollen in Teilen des Königreichs einfach nie zu Ende gehen. Jedenfalls musikalisch. Immer wieder werden verschiedene gesangliche Darbietungen in Verbindung mit den Melodien „I Just Can’t Get Enough“ von Depeche Mode und „Love Will Tear Us Apart“ von Joy Division kombiniert. Irgendwie cool und einfach very britisch. Für 3£ wird das E-Ticket schließlich in ein Hardticket für die Erinnerungskiste getauscht. Den verstörten Blick der Dame hinter der Scheibe erwidert man mit dem Spruch: „I’m here once in a life time“.

Vermutlich wird man wirklich nie wieder in den Genuss von Wales gegen Kasachstan kommen. Dem Rest des Publikums war das sicher egal und auch gegen Kasachstan ist die Hütte voll in Wales, die in den letzten Jahren historische Erfolge verbuchen konnten. Die Stimmung in Cardiff diesmal deutlich kompakter und euphorischer als bei den englischen Brüdern und Schwestern am Vortag. Aber auch in Wales weiß man, wie eine „Library“ klingt. Das Spiel läuft zunächst nach Plan. Kasachstan kann kurz vor der Pause die frühe Führung der Waliser jedoch per Handelfmeter ausgleichen. Im zweiten Abschnitt geht es näher an die Cymru-Crowd und das Spiel rettet die gute Atmosphäre. Nach der Halbzeit direkt die erneute Führung und danach ein Sturmlauf auf das Tor der Kasachen mit der Entscheidung in der Schlussminute.

Nach ein paar Bier auf der Ballermeile der Stadt und den üblichen Feldstudien über das Trinkverhalten der Briten, saß man schließlich irgendwann im Nachtbus zum Flughafen und um einen herum nahmen auch ausgewählte Fans der Kasachen Platz, die scheinbar keine Expats waren. Zweihundert bis dreihundert Anhänger aus dem weit entfernten Kaukasus waren gekommen und in den schwachen Phasen der Waliser ein paar Mal zu hören gewesen. In Gatwick leerte sich die Busbesetzung um halb 7 und der Fußball-Mob verteilte sich nicht nur sprichwörtlich in alle Teile der Welt. (mm)

SC Rot-Weiß Oberhausen – Rot-Weiss Essen – 1:2

SC Rot-Weiß Oberhausen – Rot-Weiss Essen – 1:2

„REVISIT UND ZUG-CHAOS“

22.03.2025
Niederrheinstadion
Landespokal Niederrhein
Zuschauer: 14.000

OBERHAUSEN – Eigentlich sollte es heute ins Ischelandstadion gehen. Aufgrund der Insolvenz von Türkspor Dortmund musste aber eine Alternative her. Ganz besonders interessant waren dabei die Spiele im Landespokal. In Halle oder auch in Chemnitz gab es u.a. interessante Spiele. Allerdings erschien es mir am sinnvollsten, die bereits gebuchten ICE-Tickets für einen Revisit im Niederrheinstadion Oberhausen zu nutzen. Finalisiert wurde diese Entscheidung, als am Abend vor dem Spiel noch einmal Karten für das Spiel gegen RWE in einer Groundhopping-Gruppe angeboten wurden.

Somit machte ich mich pünktlich aus Schwechheim auf den Weg Richtung NRW. Leider folgte eine 20-minütige Verspätung des Schnellzuges. Laut DB-Navigator war der Anschluss zwischenzeitlich nicht erreichbar. Zum Glück baute sich die Verspätung aber auch vom Anschlusszug auf, so dass der Zug nach Hamm erreicht werden konnte. Wie dem auch sei, hatte sich auch die zweite Bahn weiter verspätet, sodass der Umstieg in Hamm von 15min auf 1 Minute schrumpfte. Dieses Mal stand der Zug aber direkt gegenüber und war ebenso verspätet.

Nach all dem Chaos kam ich schließlich pünktlich am Niederrheinstadion an.
Für mich war es der zweite Besuch in diesem Stadion, das für mich nach wie vor zu einem Must-Have in NRW gehört. Besonders die Flutlichtmasten und die alte Anzeigetafel sind Indikatoren für ein richtig gutes Fußballstadion. Seit 1926 trägt Oberhausen hier seine Heimspiele aus.

Doch als es beim Erstbesuch vor drei Jahren im Ligabetrieb ein fast schon freundschaftliches Aufeinandertreffen war, stand heute ein Derby auf dem Programm. Bereits letztes Jahr hatten sich die Rivalen im Landespokalfinale an der Hafenstraße getroffen. Dieses Mal fand das Duell bereits im Halbfinale und im Stadion von RWO statt. 14.000 Fußballbegeisterte wollten sich dieses Fest nicht entgehen lassen.

Ganz besondere Euphorie hatten die Oberhausen-Fans auf der Hintertortribüne.
Zum Intro wurde eine Bergarbeiter-Choreo mit rot-weißen Fahnen präsentiert. Als Spruch galt das Motto: “OB UNTER TAGE ODER AUFM PLATZ – ES ZÄHLT DIE JAGD NACH DEM SCHATZ”. Die Botschaft war angekommen und der Underdog zeigte von Beginn an einen echten Pokalfight. Nach 25 Spielminuten traf der ehemalige Bundesliga-Star Moritz Stoppelkamp zum 1:0 für die Hausherren. Ein Klassenunterschied war über weitere Strecken nicht erkennbar und zur Halbzeit führte der RWO mit 1:0. Doch der Stadt-Nachbar wollte die Niederlage nicht hinnehmen und konnte innerhalb von zwei Minuten das Spiel drehen. Erst traf Brumme in der 61. Minute zum Ausgleich, ehe Mizuta in der 63. Minute den 1:2 Führungstreffer erzielte. Zwar war das Spiel bis zum Ende spannend. Verhindert werden konnte der Essener Finaleinzug allerdings nicht mehr.

Ich sammelte währenddessen noch ein paar Pfandbecher (2€ pro Becher), um mir den anschließenden Taxiteller in Duisburg zu finanzieren. Danach kreuzte ich mir in der rundum erneuerten Grunewald-Kampfbahn auch noch einen neuen Ground an und machte mich auf den Weg Richtung Schwechheim.

Doch Zuhause ankommen sollte ich zunächst nicht mehr, da bestimmte Personen es lustig fanden, die Türen der Bahn zu blockieren und der Anschlusszug in Dortmund schon lange abgefahren war. Statt nach Schwechheim kam ich nur noch nach Hannover. Ein Hotel war mir zu teuer, also fuhr ich erst nach Bremen und zurück, dann nach Celle und zurück. Immerhin etwas Schlaf, ehe der Fußball-Sonntag im Raum Hannover über die Bühne ging. (fj)

Hamburger SV Frauen – SV Werder Bremen Frauen – 1:3 n.V.

Hamburger SV Frauen – SV Werder Bremen Frauen – 1:3 n.V.

„REKORDSPIEL IN HAMBURG“

23.03.2025
Volksparkstadion
DFB-Pokal der Frauen
Zuschauer: 57.000

HAMBURG – Mitte Februar hat der DFB verkündet, dass sowohl Bremen als auch Hamburg als Standorte für die Frauen EM in Deutschland nicht in Frage kommen. Passend dazu sind beide Frauenteams ins Halbfinale des DFB Pokals gekommen und wie der Zufall es so wollte, zog die Losfee diese Begegnung. Schnell war klar, dass dieses Spiel im Volksparkstadion stattfinden muss. Meine Gattin wollte unbedingt dabei sein und kaufte direkt vier Karten Höhe Mittellinie für faire 25 Euro pro Karte. Der Schreiber dieses Berichts besaß zudem noch nie ein Ticket für die gepolsterten Sitze im Volksparkstadion. Die Eintrittskarten gingen im weiteren Verlauf weg wie warme Semmel und drei Wochen vor der Partie meldete das Volksparkstadion tatsächlich ausverkauft. 57.000 Zuschauer bei einem Frauenspiel in Deutschland gab es noch nie. Rekord!

Heute war es dann so weit. Der Zweitligist empfing die Bundesliga Truppe von der Weser. Ganz entspannt ging es mit der S5 Richtung Stellingen. Von Hass oder angefeindeter Derbystimmung ist nichts zu spüren. Das liegt auch daran, dass heute sehr viele Frauen und Kinder ins Stadion kommen. Eine Familienveranstaltung mit einer Prise Derby. Die Ultras der beiden Seiten ließen es sich auch nicht nehmen und waren anwesend. Die Heimseite präsentieren eine Choreographie aus Fahnen, der Gast provozierte den Heimbereich per Banner.

Auf’n Rasen war in der ersten Hälfte der Klassenunterschied kaum zu merken. Man merkte beide Teams aber die Nervosität an. So eine Kulisse hatte noch keine Frau aufn Rasen.
Anfang der zweiten Hälfte flog eine Bremerin mit Gelb-Rot vom Platz und die Chance auf die Sensation rückte Näher. Als sich alle schon in der Verlängerung sahen wurde es dramatisch. In der 81. Minute unterlief der Torhüterin der Hamburger einen Katastrophalen Fehler, wodurch die Gäste in Führung gehen konnten. Der HSV konnte in der 89. Minute tatsächlich ausgleichen. Das Stadion stand Kopf! Verlängerung! Die Beine wurden besonders bei den HSV Frauen immer schwerer und in der 118. Minute ist es dann passiert. Tor für Werder, aus der Traum vom Finale in Köln für den Zweitligisten. Nun heißt es am 01.05.2025 Bayern vs Werder. Wie beim Herrenfußball ist die Favoritenrolle klar verteilt.

Unterm Strich gab es heute nur Gewinner! Die einen können stolz auf ihre Leistung sein, die anderen Fahren nach Köln. Wenn nach der Veranstaltung auch nur 1% der Zuschauer regelmäßig zu den Frauen der beiden Teams gehen, dann hat auch der Frauenfußball in Deutschland gewonnen. Das Ziel muss es sein die Zuschauerzahlen ohne Eventspiele zu erhöhen, sonst werden die Damen niemals an ihre „Equal Pay“ Forderung herankommen. (mb)

England – Albanien – 2:0

England – Albanien – 2:0

„NEUER TRAINER. ALTER FUẞBALL.“

21.03.2025
WM-Qualifikation
Wembley Stadium
Zuschauer: 82.378

LONDON – Die Reise sollte nach Wales gehen. Logisch, dass da London als Drehkreuz in Frage kommt. Da diese Partie im „Wembley Stadium“ zufällig am Freitag-Abend stattfand, wollte man das Länderspiel der „Three Lions“ gerne mitnehmen. Aber ganz so einfach war das nicht. Alle rund 90.000 Tickets waren bereits 2 Monate (!) vor dem Anpfiff im Mitglieder-Verkauf über den Tisch gegangen. Der Redakteur des Landboten musste in seinem 1202. Spiel als Groundhopper zum zweiten Mal überhaupt in seiner zweifelhaften „Karriere“ eine Ticketbörse bemühen. Mit 18€ Aufschlag hielt sich der Kaufpreis in Grenzen und es wurde einmal kurz durchgepustet, als der Verkäufer aus Hongkong die Eintrittskarte mit 12 Stunden Verspätung übersendete.

Ob es einen „Run“ auf die Karten gab, weil die FA Thomas Tuchel als neuen Headcoach verpflichtete und gegen Albanien seine Premiere bevorstand? Keine Ahnung. Dieser Umstand fiel auch erst ein paar Tage vor dem Spiel auf. Euphorie rund um Wembley war eher wenig zu spüren. Die Zuschauer begrüßten den deutschen Trainer mit einem Transparent auf dem: „Welcome to the home of football“ stand, dazu gab es eine kleine Zettel-Choreo. Beide Aktionen sicherlich vom Verband, nun ja, angezettelt und ohne Emotionen.

Keine Emotionen, das gilt für die ganze Veranstaltung. Da fragt man sich schon, wieso die Karten für den Kick so einen reißenden Absatz finden und am Ende alle kaugummikauend Löcher in die Luft starren. Okay, das Spiel war über weite Strecken lausig. Albanien hatte sich vorgenommen, nicht einmal über die Mittellinie zu kommen. Musste mit der Defensivtaktik aber nach dem ersten guten Pass und Abschluss der Engländer den Rückstand schlucken. Bei den Briten sorgte das nicht für viel Euphorie. Thomas Tuchel fiel durch einige mutige Personalentscheidungen auf, seine Jungs mühten sich, konnten den Gegner aber nicht großartig unter Druck setzen, geschweige denn das Stadion verzücken. Irgendwann bastelten die Fans auf der Tribüne Papierflieger und versuchten sie auf den Pitch zu werfen, was einige Male gelang. Ausgelassene Stimmung. Das sagt wohl alles über die Gesellschaft auf den Rängen dieser ikonischen Spielstätte.

Albanien war mit rund 10.000 Leuten angereist und fiel durch ein paar Nebelkerzen und Transparente auf. In so einem 90.000er verliert sich aber fast alles. Das ist Fluch und Segen zugleich. Auf jeden Fall aber ist es beeindruckend, das Stadion. Den ersten magischen Moment gibt es, sobald man die Metro verlässt und sich den Weg zur Arena bahnt. Magische Momente waren an diesem Abend aber rar. Immerhin sorgte Harry Kane mit einem gewohnt trockenen Torabschluss am Ende für einen letztlich gelungenen Tuchel-Einstand. Doch die Skepsis bleibt, gerade weil Thomas Tuchel via Presse seinen Vorgänger arg kritisierte und unter seiner Führung einmal mehr Angsthasenfußball zu bieten hatte. Die Fans hätten aus den Tickets vielleicht lieber zahnlose Papiertiger basteln sollen.

Eine Stunde später, der Kick war längst verdaut. Bei einem kurzen Gespräch in einer Burger-Braterei ein paar Straßen weiter, schließt ein Mann die Unterhaltung mit denkwürdigen Worten: „Der Fußball unter Southgate war besser“. Kurzum: Neuer Trainer, alter Fußball. (mm)