Plauer FC 1912 – SV Möllenbeck – 1:2

Plauer FC 1912 – SV Möllenbeck – 1:2

„CASSY UND DIE WILDEN STIERE“

18.05.2025
Kreisliga Westmecklenburg Ost
Sportanlage Klüschenberg
Zuschauer: 31

PLAU AM SEE – Wir melden uns vom Abgrund. Alle Jahre wieder geht es raus auf’s Land nach Mecklenburg. Und besonderen Respekt dort verdienen die Vereine, die in den geschröpften, kleinen Gemeinden in der Provinz das Fähnchen hochhalten. Der Altersschnitt in den Teams kratzt oftmals an der 40er-Grenze, weil es den Nachwuchs noch immer in die großen Städte zieht. Die Schattenseite des Fußballs. Das Gegenteil dessen, von dem wir hier oftmals berichten. Das Ende der Fahnenstange im organisierten Fußball – und vielleicht auch deswegen interessant.

Die Reise ging an diesem Sonntag nach Plau am See. Eine Kleinstadt mit viel Wasser, die sich auch „Tor zur Müritz“ nennt. Den 6000-Einwohner-Ort hat es nach der Wende eigentlich gut erwischt. Die schöne Altstadt und viele Bademöglichkeiten ziehen Touristen an. Die Einwohnerzahl ist fast dieselbe wie am 3. Oktober 1990. Trotzdem hält sich der örtliche Fußballverein gerade so, naja, über Wasser. Im Juniorenbereich ist der PFC solide aufgestellt, doch die einzige Seniorenmannschaft dümpelt in der letzten Liga dahin. Vor diesem Spiel stand man tabellarisch sogar als schlechtester Verein im ganzen Kreis da. Nur die Reserveteams aus Goldberg und Crivitz haben noch weniger Punkte. Der dünne Kader verspricht nichts Gutes, bei Auswärtsspielen sitzt manchmal nur ein einziger Spieler auf der Bank. Seit neuestem ergänzt eine 24-jährige Frau den ausgedünnten Kader.

Vor Ort wird kein Eintritt verlangt und auch die Küche bleibt kalt. Immerhin gibt es im gemütlichen Vereinsheim Getränke. Ganze 31 Personen sind gekommen um sich den Kick gegen den SV Möllenbeck zu geben. Hier geht es höchstens noch darum nicht den letzten Platz in der letzten Liga zu belegen. Von den 31 Zuschauern wird auch noch 1 Person nach Hause geschickt, weil sie ständig an der Seitenauslinie herumhampelt und Einfluss auf das Geschehen nehmen will. Das Spiel fängt zunächst so an, wie es sich anhört: Schrecklich. Unzureichende Trainingsleistung trifft auf überschaubares Talent. Irgendwann hört man auf die Fehlpässe zu zählen. Trotzdem kann hier grundsätzlich jeder mit der Kugel umgehen. Die Gründe für den Untergang liegen woanders. Plau hat ein paar lichte Momente und kann drei Eins-zu-eins-Situationen vor dem starken gegnerischen Keeper nicht für die Führung nutzen. Im Gegenteil: Kurz vor der Pause fällt das 0:1, weil der Heimkeeper eine Ecke ins eigene Tor faustet. Tragisch.

So übel hätte es weitergehen können. Aber im Fußball geht’s ums Gewinnen und Verlieren. Das ist in jeder Spielklasse dasselbe Motto und es bringt Würze in jeden noch so beliebigen Bimmelkick. Nachdem Möllenbeck überraschend zum 0:2 trifft, wird auf Seiten von Plau Cassandra eingewechselt, die junge Frau aus dem erweiterten Kader. Mit ihrer mehr als schmächtigen Figur bringt sie Souplesse ins Spiel und liefert ein anmutiges Bild ab, zwischen all den Mecklenburger Stiernacken. Aber – Fußball kann so grausam sein: Kurz nach ihrer Einwechslung wird es wild, Plau kassiert zwei Rote Karten. Davon eine für den Keeper, der dem strengen Schiri nach dem ersten Platzverweis höhnisch applaudiert. „Cassy“ muss wieder raus, es wird ein weiterer Stier gebraucht. Tatsächlich schießt Möllenbeck in der letzten halben Stunde nur noch einmal auf den Kasten und Plau berennt das gegnerische Tor mit 8 Mann. Nachdem man einen Elfmeter rausholt, drängen die Gastgeber in der Schlussphase auf den Ausgleich und vergessen ist all das Gelaber vom schlechtesten Verein der Welt.

Wenn der Torwart in der letzten Minute beim Eckball mit nach vorne läuft und das Publikum vor Spannung verstummt, spielt es doch eigentlich keine Rolle, in welchem Rahmen das Spiel stattfindet und welche Geschlechter sich auf dem Rasen gegenüberstehen. Am Ende gibt es 22 mehr oder weniger zufriedene Gesichter und darunter vielleicht 11 Gewinner und 11 Verlierer. Dann ist das Ziel erreicht. (mm)

Ganzliner SV – SSV Blau-Weiß Dobbertin – 3:0

Ganzliner SV – SSV Blau-Weiß Dobbertin – 3:0

„GANZLIN ODER GAR NICHT“

26.05.2024
Kreisliga Westmecklenburg Ost
Sportplatz Schulstraße
Zuschauer: 37

GANZLIN – The Bottom of Groundhopping am vergangenen Sonntag in der letzten Liga in McPomm. Nachdem am Vorabend im Berliner Olympiastadion beim DFB-Pokal-Finale noch nach den Sternen gegriffen wurde, hieß es nach einer späten Rückkehr und kurzen Nacht: Ganzlin oder gar nicht. Aber die Idee war doch ganz charmant, denn der Kontrast hätte nicht größer sein können. Mit der Elf aus Dobbertin empfing der GSV den Vorletzten aus dem Klassement. Da Ganzlin nur um einen Rang in der Tabelle besser stand und die Rote Laterne eine Reservemannschaft innehatte, spielten die beiden Teams sozusagen um den Titel des schlechtesten Vereins aus dem Landkreis Ludwigslust-Parchim, welcher flächenmäßig übrigens der zweitgrößte in ganz Deutschland ist.

Wenn man auf Vereinshopping steht, sind Ausflüge in die letzte Liga in diesem Bundesland meistens keine schlechte Idee. Viele Teams haben mit geringen Mitgliederzahlen zu kämpfen, fast überall wird alljährlich in der Sommerpause neu entschieden, ob man zur neuen Saison wieder ein Team stellt oder nicht. Das galt sowohl für die Gäste, die in der abgelaufenen Spielzeit einige Male nicht antreten konnten, als auch für den Ganzliner SV. In dem kleinen, alten preußischen Dorf bei Plau am See hat man die ganze Palette durch: diverse Spielgemeinschaften ausprobiert und viele Jahre überhaupt kein Team gestellt. Seit 5-6 Jahren ist die eigenständige Fußballmannschaft wieder der Stolz des ganzen Dorfs. Die Platzierungen seitdem lassen auf eine positive Entwicklung schließen und das Szenario vor Ort machte auch einen gesunden Eindruck. In Ganzlin ist die Bockwurst teurer als der halbe Liter Bier. Vor dem Spiel zeichnete man am Mittelkreis einen Nachwuchsspieler für seine bestandene Jugendweihe aus. Das macht Mut.

Das Gebolze auf dem Rasen war dann doch gut vergleichbar mit dem Kick am Vorabend. Bei beiden Spielen sprang man nicht oft aus dem Sitz heraus. Und bei beiden Spielen sorgte der Führungstreffer für Verzückung. Während Granit Xhaka den Ball für Leverkusen in den Winkel drosch, packte ein Spieler namens Michel Korth bei Ganzlin das ganz feine Besteck aus und schlenzte das Leder nach einer Körpertäuschung kunstvoll mit dem Außenrist ins lange Eck. Das Tor war die 2€ Eintritt wert. Das 2:0 per Eigentor nach dem Wiederanpfiff und den Treffer zum Endstand in der Schlussminute nahm man ebenfalls wohlwollend zur Kenntnis. Dobbertin warf alles nach vorne und konnte sich selbst mit einem indirekten Freistoß auf Höhe der Fünfmeterkante nicht mit einem Treffer belohnen. Es könnte immer das letzte Tor der Vereinsgeschichte sein. (mm)