KFC Uerdingen 05 – FC Büderich 02 – 0:2

09.12.2023: KFC Uerdingen 05 – FC Büderich 02 – 0:2

„SAMT & SEIDE IN DER GROTENBURG“

Grotenburg-Stadion

Oberliga Niederrhein

Zuschauer: 1.870 (davon ca. 40 Gäste)

KREFELD – Im Rahmen einer Wochenendtour tief im Westen der Republik stand unter anderem ein Besuch der

alt-ehrwürdigen Grotenburg auf dem Plan. Nach einem Abstecher ins Grenzlandstadion in Mönchengladbach erwartete mich die frühere Samt- und Seidenstadt Krefeld.

Vom Glanz früherer Tage ist heute wenig übrig geblieben. Je nach Blickwinkel ist die Stadt vom 80er-Jahre-Gammel/Charme geprägt. Die meisten Textilbetriebe mussten aufgrund der Billiglohnkonkurrenz schließen und auch der früher allgegenwärtige Bayer-Konzern hat sich mittlerweile komplett aus Krefeld zurückgezogen. Geblieben ist aber unter anderem die Dujardin-Brennerei. Weinbrand (mit Cola) passt auch ganz gut zum 80er-Bild.

Zur Stärkung vor dem Spiel durfte der eigentlich etwas weiter nordöstlich beheimatete Taxiteller nicht fehlen und dann ging es auch schon in den Stadtteil Bockum. Bei Eröffnung 1927 fasste die Grotenburg 18.000 Zuschauer. Über die Jahrzehnte wurde das Stadion weiter ausgebaut und insbesondere die großen Stehbereiche hinter dem Tor hievten die Kapazität auf 34.500 Besucher.

Der Ausstieg von Bayer 1995 läutete dann aber den Niedergang ein und die Grotenburg verfiel zusehends. 2013 sperrte die Stadt sogar die Stehränge komplett. Gottlob entschieden sich die Verantwortlichen 2018 gegen einen Neubau und für eine Sanierung, die dank ehrenamtlicher Hilfe der Fans ins Rollen kam und weiter andauert. Aktuell können die Nord- und Südtribüne sowie der Block S auf der Westtribüne geöffnet werden.

Nach turbulenten Jahren mit drolligen Episoden wie der Ailton-Verpflichtung, einem Stadion-Umzug oder dem zwielichtigen Russe Ponomarev, befindet sich der KFC sportlich mittlerweile in der Oberliga Niederrhein. Eigentlich sollte endlich Ruhe einkehren, aber wegen ausbleibender Zahlungen des neuen Hauptsponsors ist der Verein schon wieder in Schwierigkeiten. Gehaltszahlungen mussten bereits verschoben werden und die Ultras Krefeld haben eine Rettungsaktion ins Leben gerufen.

Nun aber zum Spiel. Trotz aller Unruhe ging Uerdingen mit sieben Siegen am Stück in die Partie. Gegner war der Aufsteiger und Tabellenletzte FC Büderich 02 aus Meerbusch, aufgrund des höchsten Durchschnittseinkommens in NRW gerne auch „Stadt der Millionäre“ genannt. Wie passend. Bei Dauerregen versteckte sich Büderich nicht und kam ein paar Mal vor’s Tor. Uerdingen steigerte sich nur langsam und drehte erst zur zweiten Halbzeit auf. Allerdings verhinderten die Latte und ein gut aufgelegter Gästetorwart die Führung, welche dann auf der anderen Seite fiel. Nach Ballverlust und Konter konnte die Nr. 20 von Büderich nur per

Foul gestoppt werden. Den fälligen Elfmeter verwandelte ein Ex-Uerdinger, der in der Nachspielzeit sogar noch das 0:2 drauflegte. Völlige Ekstase bei den ca. 40 mitgereisten Vereinsopas und Jugendkickern.

Letztlich alles nebensächlich. Star des Abends war natürlich das Stadion selbst und jeder sollte sich bei seinem Besuch genug Zeit für Fotorunden nehmen. Hoffentlich kehrt der KFC Uerdingen in den nächsten Jahren (auf gesundem Fundament) zumindest in die RL West zurück, sodass auch interessante Fanszenen den Weg nach Krefeld finden. Bis dahin dürften Spiele im Niederrhein-Pokal (im neuen Jahr Halbfinale gegen RWE) die Highlights bleiben. (HR)

FC Petrolul Ploieşti – FC Botoșani – 2:1

24.11.2023: FC Petrolul Ploieşti – FC Botoșani – 2:1

„DER ‚AUSVERKAUFTE‘ LÄNDERPUNKT“

Stadion „Ilie Oană“

Zuschauer: 7.800

SuperLiga României

Rumänien/1. Liga

PLOIEŞTI – Für die Reisegruppe „Linkshänder“ waren ein Tag vor der Abreise eigentlich alle Fragen geklärt. Die Karten fürs Bukarest-Derby waren eingepackt, die Unterhosen abgezählt und bei Wizz Air hatten auch alle erfolgreich eingecheckt.

Bis gegen 18 Uhr die seltsame Nachricht durchsickerte: Das Spiel am Freitag ist ausverkauft! Bitte was? Petrolul Ploieşti verkaufte die Karten für dieses Spiel nur im Paket mit dem Derby gegen Rapid. Der Verein postete auch fröhlich, dass das Spiel morgen ausverkauft ist und es keine Karten mehr gibt. Auf Nachfrage beim Verein kam dann die Rückmeldung „es wird noch wenige Karten an der Tageskasse geben“. Spoiler alert: vor Ort war es nicht im Ansatz ausverkauft und es gab auch reichlich Karten für alle die hier verweilen.

Am Freitag ging es dann relativ pünktlich mit Wizz Air nach Bukarest. Die Bolt-App wurde angeworfen und los ging es nach Ploiesti. Im Bolt-Taxi orderten wir uns noch schnell ein Hotel direkt am Stadion. Kurz die Sachen ins Hotel gebracht, ein Wegbier mitgenommen und ab ging es ins Stadion: Für umgerechnet drei Euro gab es dann zahlreiche Tickets an der Tageskasse, aber leider kein grandioser Verkauf. Kalte alkoholfreie Getränke und kalte Wurst im „Fransk Hotdog“. Klasse, Lasse!

Pünktlich zum Anstoß erahnten wir hier zwei Fanblocks. Beide platzierten sich jeweils hinterm Tor und waren fast gleich stark vertreten. Die 399 Kilometer aus Botoşani nahmen exakt zwei Top-Lads auf. Lustige Anekdote zu den beiden: Beide saßen einzeln und feierten nicht zusammen.

In der ersten Hälfte passierte nicht allzu viel. Beide Teams hatten jeweils eine Chance und Heim wurde durch den VAR ein Elfmeter aberkannt. In der zweiten Hälfte ging der Favorit schnell mit 2:0 in Führung. Am Ende wurde es nochmal spannend, da die Gäste einen Handelfmeter verwandelten. Für die Botoşani-Kicker reichte es aber am Ende trotzdem nicht zum Punkt. Auf den ersten Saisonsieg warten sie auch heute noch. Für die beiden Gästefans ging es dann wahrscheinlich wieder allein nach Hause.

Wir suchten nachdem Spiel noch erfolglos ein Restaurant oder eine Kneipe. Fündig wurden wir nur in der angrenzenden Tankstelle. In der Hotellobby gab es dann noch das ein oder andere Dosenbier. Viel mehr bekommt man in Ploieşti nicht geboten.

Das Stadion wurde 2011 eröffnet und ist ein klassischer Neubau, wie er auch in Regensburg stehen könnte. Vier Tribünen und eine schicke Außenfassade, die nicht wirklich in die Plattenbau-Umgebung passt. (MB)