B36 Tórshavn – EB/Streymur – 1:2

B36 Tórshavn – EB/Streymur – 1:2

„Zwischen Grindadráp und Tristesse“

03.05.2025
Meistaradeildin
Gundadalur
Zuschauer: 250

Tórshavn — Vergangenes Wochenende war ein Schreiberling des Landboten auf den Färöer-Inseln unterwegs. Per Mietwagen konnten zwei neue Grounds gekreuzt werden und ein Großteil der Inseln besucht werden. Die Anreise lief etwas abenteuerlich, wobei es sich am Ende zum Vorteil entpuppte.

MIT SAS sollte es via København nach Vágar gehen. Um 06.20 Uhr plante die Airline, dass die Propeller Maschine Hamburger Boden verlässt, sodass eine Umstiegs Zeit von circa 4 Stunden in der dänischen Hauptstadt zu buche schlagen sollte. Es kam aber anders. Der Bus fuhr die Passagiere schon zur Maschine, zwanzig Minuten später aber auch direkt wieder zurück. Relativ schnell wurde klar, dass die Maschine mindestens drei Stunden verspätet abfliegen wird. Ein paar Routine Checks wurden nicht durchgeführt und ein Mitarbeiter der Fluggesellschaft musste extra aus København eingeflogen werden, um das Versäumnis auszumerzen. Wir wurden mit einem 10€ Gutschein fürs Frühstück ausgestattet und auf eine Maschine umgebucht, welche zwanzig Minuten vor der verspäteten abfliegen sollte. Ein Chemnitzer Hopper Kollege samt Freundin waren auch am Airport und es wurde gemeinsam gefrühstückt. Die hatten nämlich exakt das selbe Problem wie wir, nur dass es ab CPH für die beiden weiter nach Pisa gehen sollte.

Mit der „Ersatz Maschine“ ging es dann pünktlich los nach København. Auf dem Weg von der Landebahn zum Gate konnte man schon sehen, dass das Boarding der SK1777 bereits begonnen hat. Eigentlich war in dem Moment schon klar, dass das für uns nichts mehr wird. Und genau so kam es auch, vierzig Minuten später saßen wir in einem top Hotel in København inkl. Frühstücksbuffet, Lunch und Dinner. Zwei „neue“ Flugtickets für den SK1777 am Folgetag hielten wir ebenfalls in unseren Händen. Wir beschlossen, meiner Lieblingsstadt Skandinaviens einen Besuch abzustatten und starteten erst einmal in Amagerbro im Amager Pub! Im hippen Stadtteil lässt es sich bei 25° Außentemperatur mit einem eiskalten Kronenbourg Blanc 1664 vom Fass super aushalten. Mit umgerechnet 6,80 EUR sehr fair für København. Im Anschluss gings ins Cafe Nemoland in den Freistadt Christiania. Dieser Ort macht süchtig und das schon seit Jahren. Ich kann mich an keinen Stadtbesuch erinnern, wo ich nicht einmal ins super entspannte, alternative Hippie Leben eingetaucht bin. Selbst als ich mit jungen zwölf Jahren mit meinen Eltern in der Hovedstaden Region war, durfte ein Besuch nicht fehlen. Damals erklärten mir meine Eltern, dass es sich um eine staatlich geduldete Autonomie handelt. Was mich damals schon faszinierte, begeistert mich auch heute noch ziemlich. Drei Tuborg Classic später gings zum Abschluss nochmal zu fuß rüber nach Nyhavn. Ein Hotdog auf die Hand, ein eiskaltes Royal Export aus der Dose und so langsam war das Daydrinking im vollen Gange. Nach einem leckeren Abendessen konnte der Tag bei einem intensiven Tischtennis Match in der Hotellobby erfolgreich beendet werden.

Am nächsten Morgen gings dann schlussendlich „pünktlich“ los in Richtung Vágar. Nach einer wackeligen Angelegenheit in Form der Landung war ich froh wieder festen Boden unter meinen Füßen zu spüren. Die Mietwagen Übergabe einen Tag später funktionierte problemlos und auch beim Guesthouse Check-In passte alles. Dank „EU-Regulation 261/2004“ sollten in den nächsten Wochen pro Person noch 400€ an uns überwiesen werden, sodass sich der kleine Ausflug nach København im Nachhinein sichtlich gelohnt hat. Nun aber zu dem eigentlichen Reiseziel Färöer. Die Inseln gelten als autonomer Bestandteil des Königreich Dänemarks und sind vor allem für ihre Schafe, die Natur und die oft kritisch beäugte Grindwal-jagd bekannt. In der Fußballwelt zählt man sie allerdings als vollwertigen Länderpunkt. Sie haben einen eigenen Fußballverband, der sowohl durch FIFA als auch durch die UEFA akzeptiert wird. Klar ist also, hier muss man einmal hin! Zwischen atemberaubenden Küsten, gigantischen Bergen und malerischen Dörfern sind ungefähr zwanzig Fußballvereine beherbergt, welche in vier Ligen jeweils eine Meisterschaft ausspielen. Einen Pokalwettbewerb gibt es auch. Knapp dreißig Stadien werden auf den Inseln aktiv bespielt. Wir haben ein Zweitliga Spiel und ein Erstliga Spiel besucht. Beide Spielen waren vom Niveau richtig gut. Ich hatte die Befürchtung, dass wir uns neunzig Minuten Kreisliga gebolze anschauen müssen, im Endeffekt war es echt ansehnlich. Wundern tut es mich nicht mehr, außer Fischen gehen und Fußball spielen können die einheimischen den ganzen Tag eh nicht viel mehr machen. Gerade beim Spiel zwischen Tórshavn und Streymur fielen drei richtig großartige Tore und die Atmosphäre war richtig nett. Wir haben auf der Hintertorseite auf den improvisierten Holzbänken Platz genommen. Bei wenig Wind und viel Sonne schmeckte das mitgebrachte Dosenbier gleich doppelt so gut. Föroya Bjór kauft man am besten gleich nach der Landung am Airport, da ist es noch etwas günstiger als in den lizensierten Alkohol Shops. Auf der schwarzen Dose ist ein Schaf abgebildet, was durchaus Sinn macht, heißen die Färöer-Inseln übersetzt „Schafsinseln“. Die Preise auf den Färöer-Inseln sind mittlerweile nicht mehr als überproportional anzusehen, da die Inflation in vielen Euro Ländern die letzten Jahre deutlich höher war und sich das Preisgefüge so angepasst hat. Den Liter Benzin gibt es zurzeit für zirka 1,40 Euro, einen Burger mit Pommes und Cola kriegt man im Restaurant für unter 25 Euro. Eine mittlere Pizza (dreißig Zentimeter) gibt’s für ungefähr 13 Euro. Nur die Unterkünfte und Mietwagen Preise sind weiterhin echt hoch. (hd)

Team Sejah vs. Al-Husn 3:0

Manchmal liegt die wahre Magie des Fußballs nicht in ausverkauften Arenen, sondern dort, wo der Sport noch Herz und Seele hat. Abseits der großen Bühne, in den regionalen Ligen des Oman, spielen die Kicker nicht für Geld, sondern für Ruhm, Ehre – und den Applaus derer, die wirklich zählen. Unsere BILDERBUCHBUDE DER WOCHE (48) entführt uns ins Al Samdi Team Stadion, wo der Ball rollt, das Netz zappelt und die Sonne langsam hinter den Bergen versinkt. Es ist dieser Moment, in dem Fußball mehr ist als ein Spiel – es ist pure Hopperromantik.

26.04.2025
Al Samdi Team Stadion
Team Sejah vs. Al-Husn 3:0

FK Molodechno – FC Naftan Novopolotsk – 0:2

FK Molodechno – FC Naftan Novopolotsk – 0:2

„REIZÜBERFLUTUNG IN BELARUS“

02.05.2025
Vysshaya Liha
Stadyen Haradski
Zuschauer: 750 (offiziell)

MOLODECHNO – Für mich und Kollege „cvs“ stand das Land der Tellermützen seit Einführung der visafreien Einreise auf dem Landweg auf dem Zettel und für die Komplettierung der UEFA führt eben kein Weg an der letzten Diktatur Europas vorbei. Als pragmatischste Lösung für die Anreise stellten sich Flüge von Schwechheim nach Vilnius und von dort ein Bus nach Minsk heraus.

Pünktlich um 01:45 Uhr in der Nacht auf Freitag fuhren wir los und standen nach einer halben Stunde am ersten Schlagbaum. Ausreise Litauen, Einreise Belarus. Im Vorfeld hatten wir allerlei Horrorgeschichten von Einzelverhören bis hin zur Preisgabe von Smartphone-Inhalten gelesen. Letztendlich stellte die Grenzbeamtin nur ein paar Fragen zum Aufenthalt und wir waren durch. Das gesamte Prozedere dauerte etwa zwei Stunden und morgens um 6.00 Uhr erreichten wir den Busbahnhof in Minsk. Gleiches galt übrigens auch ein paar Tage später für die Rückreise.

Ziemlich gerädert kippten wir zwei große Kaffee im Schnellrestaurant „Mak.by“ runter. Das Konstrukt ist natürlich ein Resultat der allgegenwärtigen politischen Lage und Ähnlichkeiten mit dem vorherigen goldenen „M“ sind natürlich reiner Zufall. Schnell noch eine SIM-Karte besorgt und Geld getauscht, dann liefen wir in die Bahnhofshalle rüber. Dort orderten wir trotz Anlaufschwierigkeiten zwei Bahntickets nach Molodechno, was etwa eine Stunde nördlich der Hauptstadt liegt.

Wie auch in Minsk fielen uns auf dem Weg zum Ground die außerordentlich sauberen Straßen und Parks auf. Ferner waren die Gebäude für die anstehenden Feierlichkeiten zu 80 Jahren Weltkriegsende aufpoliert worden und die Hauptstraßen mit Fahnen geschmückt. Das Stadyen Haradski liegt gute 20 Minuten Fußweg vom Bahnhof entfernt.

Vor Ort war doch einiges los und die Zuschauerzahl sahen wir eher um die Tausend, wobei auch ein paar Gäste aus Novopolotsk kamen. Die zahlreich vertretenen Sicherheitskräfte tasteten beim Einlass alle Zuschauer gründlich ab, blieben im Stadion aber entspannt. Eine Fotorunde direkt hinter der Bande entlang war kein Problem.

Besonders stachen natürlich die klassischen Flutlichter auf den Stahlskeletten heraus. Die Tribüne auf der Gegengerade hat ihre besten Tage hinter sich und besteht auch aus einer simplen Stahlkonstruktion. Auf der Haupttribüne inklusive Funktionsgebäude durften ein paar Offizielle Platz nehmen. Links davon waren die Gäste untergebracht.

Bei bestem Fußballwetter um die 24 Grad sahen die bis dahin punktlosen Gastgeber erneut kein Land und mussten sich am Ende mit 0:2 geschlagen geben. Spielerisch war das alles überwiegend schwere Kost. Dafür lässt sich kaum einer fallen und Theatralik sucht man in der „Vysshaya Liha“ vergebens. Ein kurzes „Dawei“ vom Schiedsrichter und weiter geht es. Die Nachspielzeit beträgt oft höchstens vier Minuten und Doppler lassen sich gut planen.

Nach dem Spiel gönnten wir uns noch eine Schmierpizza und bestiegen anschließend einen uralten Zug zurück nach Minsk. Die Fahrgäste auf den klappbaren Pritschen wurden auf der Fahrt ordentlich durchgerüttelt.

Ziemlich müde nach dem langen Tag wollten wir nur noch ins Bett und orderten mit Yandex ein Taxi. Allerdings musste der Fahrer nach ein paar Kilometern stoppen: „all Roads closed“. Na gut, dann halt den Rest zu Fuß. Dabei stolperten wir kurz vorm Hotel in die vermeintliche Generalprobe für die Parade am 9. Mai. Hunderte bewaffnete Soldaten säumten die Straße, darunter auch eine Abordnung aus China. Deren Landsleute schwirrten mit ihren Handys umher und machten fleißig Fotos. Irre und für uns der Abschluss vieler Eindrücke gleich am ersten Tag in diesem speziellen Land. (hr)

ŠK Slovan Bratislava – MŠK Žilina – 4:3

ŠK Slovan Bratislava – MŠK Žilina – 4:3

„SEVEN IN A ROW“

03.05.2025
I. Liga
Štadión Tehelné Pole
Zuschauer: 10.370

BRATISLAVA – Statt auf das Derby gegen Trnava zu spekulieren, wurde am drittletzten Spieltag in der Slowakei zugeschlagen und das Stadion „Tehelné Pole“ gekreuzt. Der Abendtermin um 20:30 Uhr ließ viel Spielraum an diesem Tag zu und schon relativ früh wurde erkannt, dass das Spiel Erster gegen Zweiter eine Menge Potential birgt. Durch die überraschende Niederlage von Slovan am Wochenende zuvor bei Dunajská Streda wollte es der Zufall, dass der Spitzenreiter mit einem Punktgewinn zu Hause gegen den ärgsten Verfolger die Meisterschaft eintüten konnte. Die siebte in Folge – seven in a row.

Diese Konstellation wurde erst am Spieltag gecheckt. Groß war die Freude einer möglichen Meisterschaft beizuwohnen und beachtlich fand man die Situation, bei so einem Ereignis einfach so mir nichts, dir nichts für 18€ Tickets an der Tageskasse kaufen zu können. Auch parken eine halbe Stunde vor Kick-off in unmittelbarer Nähe – kein Problem. Vorab: Auch wenn das Stadion halbleer blieb, ist eine fünfstellige Zuschauerzahl für Bratislava absolut in Ordnung und die Slovan-Crowd in der Kurve supportete 90 Minuten hinter dem Tor nahezu in Höchstform. Einziger Wermutstropfen: Kein einziger Gast war im Rund zu sehen.

Eine Gästekurve brauchte es auch nicht, denn die Heimszene erzeugte genug Stimmung um bester Laune zu sein. Nach etwa 20 Minuten startete man eine Choreo mit den Worten „Psychopatt z Bratislavy“ und einem Bildnis vom „Joker“. Dazu gab es massig Pyro links und rechts. Haken an der Sache: Kurz nachdem die Choreo beendet wurde, erzielte Žilina ganz trocken das 0:2. Das war ein Partycrasher. Zum Glück erfolgte nur 5 Minuten später nach einem herben Abwehrfehler der Anschlusstreffer. Und bei dem Sicherheitsabstand, den beide Abwehrreihen den gegnerischen Angreifern gewährten, wusste man schnell: Hier geht heute Abend noch was. Und zwar in alle Richtungen.

Der Knackpunkt dann in der zweiten Halbzeit. Nachdem es mit einem 2:3 in die Pause ging, wurde nach einer knappen Stunde ein gepfiffener Handelfmeter für Žilina vom VAR einkassiert. Kurz darauf dann der Ausgleich und die Krönung der 90 Minuten: Der Siegtreffer per Hacke! Nachdem Slovan das erste Mal in dieser Partie in Führung ging, war klar: Das lässt sich der CL-Teilnehmer nicht mehr aus der Hand nehmen! Zwischendrin gab es nochmal ein schönes Kurvenbild aus Schwenkfahnen und Blinkern und die letzten Minuten glichen einer Triumphfahrt. Schließlich kaperten die Slovan-Fans den Rasen und auch der Redakteur des Schwechheimer Landboten ließ es sich nicht nehmen, mit seinen luftgepolsterten Sohlen den Meisterrasen zu betreten.

Die Party auf dem Grün lief so ab, wie man sich die Meisterfeier vorstellt, wenn ein Fertigbau-Stadion halbvoll ist und die Elf zum siebten Mal hintereinander zum „Šampion“ gekürt wird. Aber Meister ist Meister und Platzsturm ist Platzsturm. (mm)

NK Olimpija Ljubljana – NK Maribor – 1:2

NK Olimpija Ljubljana – NK Maribor – 1:2

“VEČNI DERBI – MEISTERSCHAFT VERTAGT”

03.05.2025
Prva Liga
Stadion Stožice
Zuschauer: 9.000

LJUBLJANA — In meiner Groundliste stand vor diesem Wochenende eine “1” unter Slowenien. Im Jahre 2021 sah ich ein Conference League Qualifikationsspiel von Olimpija im Stadion von NK Bravo. Diese Statistik musste sich dringend verbessern und was passt dort nicht besser rein, als das große Derby zwischen Ljubljana und Maribor? Dazu konnte Ljubljana mit einem Sieg noch vorzeitig Meister werden!

Im Vorfeld holte ich mir für faire 15 Euro ein Ticket und fuhr Samstag aus Graz rüber nach Slowenien. Da der Groundhopper immer das Optimum herausholen will, gönnte ich mir um 17.30 Uhr noch das Heimspiel von Radomlje in Domzale. Dass dies zeitlich alles eng wird, war mir bewusst. Nach dem Abpfiff ging es ratzfatz ins Auto und als ich 13 Minuten später am Stadion war, entschied ich, in ein Parkhaus zu fahren. Dies war definitiv die richtige Entscheidung und für 4.50 Euro stand das Auto ganz sicher und trocken. Um 19.53 Uhr stand ich dann vorm richtigen Eingang und wunderte mich, warum der Polizist dauernd ein Auge auf mich warf. Bei näherer Betrachtung sah ich, dass er einen Bogen mit slowenischen Stadionverbotlern hatte. Ich muss wohl irgendeinen sehr ähnlich sehen. Rund acht Minuten vor Anpfiff, pünktlich zur Hymne, war ich auf meinem Platz und spürte die große Vorfreude aller Zuschauer. “Heute steigen wir alle gemeinsam auf”.

Der Funke sprang auch auf die Mannschaft über und sie legte los wie die Feuerwehr. Nach acht Minuten erzielten sie das 1:0, ich bekam eine Bierdusche ab und die ersten Fackeln wurden angezündet. Der Jubel war leider nur kurz, denn Ljubljana legte sich sieben Minuten später die Murmel selbst ins Tor. Die Fans munterten die Spieler auf und peitschten sie nach vorne. Nur leider fanden die Spieler von Olimpija nicht so richtig ins Spiel zurück, Maribor übernahm für den Rest der ersten Hälfte das Kommando. Dies schmälerte aber nicht die Stimmung, denn diese war grandios. 12 Minuten vor der Halbzeit wurde das Spiel kurz unterbrochen, da die Rauchschwaden aus der heimischen Choreographie herausziehen mussten.
In der zweiten Hälfte agierte der Tabellenführer etwas unglücklich und kassierte das 1:2. Der Traum von der Meisterschaft im Derby zerbrach. Sie versuchten zwar alles, das Spiel zu drehen, aber Maribor war heute einfach zu abgeklärt und konnte am Ende das Stadion als Sieger verlassen.

Das Stadion Stožice liegt direkt an der Autobahn und besitzt einen durchgezogenen Rang mit einem architektonisch sehenswerten Dach. Kein riesiger Schinken, aber ausverkauft ist das Stadion, wenn dann nur zu wichtigen Spielen der Nationalmannschaft.

Ich war aber nicht bei der Nationalmannschaft zu Gast, sondern beim Derby und da kommen meistens 9.000 Zuschauer, wenn sie in der Hauptstadt spielen. Dies war diesmal auch der Fall und diese 9.000 Leute sorgten für eine super Stimmung. Beide Fanlager überzeugten mit viel Pyro und mehreren Choreographien. Dazu wurden noch Materialien von den Gegnern verbrannt und es flog der ein oder andere Gegenstand. Dazu waren hier wirklich alle “on fire” und der Großteil der Zuschauer stand während des gesamten Spiels. Mir hat es sehr gefallen und ich glaube ich komme in Zukunft nochmal nach Slowenien und schaue mir dieses Derby in Maribor an. (mb)

Hajduk Split – Dinamo Zagreb – 1:3

Hajduk Split – Dinamo Zagreb – 1:3

„STIMMUNGS-CRASH IN SPLIT”

03.05.2025
1.HNL
Stadion Poljud
Zuschauer: 32.111

SPLIT – Der heutige Heimverein hat sich so langsam aber sicher einige Sympathien beim Schwechheimer Landbote erarbeitet. Der Ground steht von vielen Groundhoppern auf der To-Do Liste oder wurde schon abgehakt. Das ewige Derby zwischen Hajduk Split und Dinamo Zagreb ist einfach eine Wucht. Mit anderen aktuellen Worten vor dem Spiel: Zweiter gegen den Drittplatzierten. 56 Punkte gegen 55. Sportlich konnte es kaum spannender sein. Bei den Hausherren wären es in diesem Jahr 20 Jahre ohne Meistertitel. Die Favoritenrolle ist hiermit klar verteilt. Im diesjährigen Dreikampf zwischen Rijeka, Dinamo und Hajduk hat aktuell der eben erstgenannte Name die Nase vorne.

Die Flugverbindung aus einer bekannten Hansestadt nach Zadar am späten Freitagabend bietet sich ideal an. Kostenneutral ist die Verbindung mit Ryanair. Der Vorteil: Von Zadar nach Split sind es lediglich 2 Stunden Busfahrt. Somit startete man am Sonnabend ausgeschlafen mit der Fahrt im Bus nach Split. Die Haltestelle des Busunternehmens liegt direkt am Hafen, die ersten Eindrücke der Stadt sind geprägt von viel Streetart der Torcida. Einfach geil, man merkt es an jeder Ecke diese Stadt lebt und liebt ihren Verein.

Die erste Station des heutigen Tages sollte der persönlichen Stärkung dienen. Der Laden “Kantun Paulina“, mitten im Stadtzentrum gelegen, ist alles andere als eine Tourifalle. Danke übrigens an denjenigen, der mir diesen Tipp gegeben hat. Falls Du das hier liest, sorry, ich kann mich einfach nicht mehr daran erinnern. Für 7,50€ gibt es 7 Cevapis im Brot mit Zwiebeln, Ajvar und Kajmak. Absolut menschlich! Für kroatische Verhältnisse wahrscheinlich noch sehr preiswert, mir ist bewusst, außerhalb des Zentrums wäre es sicherlich billiger geworden. Der Geschmack stimmt aber definitiv, also kann ich mit ruhigen Gewissens diesen Tipp weitergeben.

Nach der Nahrungsaufnahme checkten wir im Hostel ein. Das Doppelzimmer gab es heute für schlappe 59 (T)Euros. Erneut nah an der Stadtmitte und mit guter Lage, der Bericht soll aber keine Präsentation der Kosten werden, sondern lediglich zusätzlich ein paar Tipps mitgeben. Das “Hostel dvor” ist definitiv eine Empfehlung. Also auf nach Split!

Die Lage des Stadions liegt genauso, wie man es sich als Fußballfan wünscht. Mit einem circa 20-Minütigen Fußmarsch vom Stadtzentrum entfernt erreicht man diesen wunderschönen Ground. Die Massen an Fans liefen durch die Gassen, die Sonne strahlte und es waren herrliche 25 Grad. Der Sommer lässt grüßen. Die Vorfreude auf die Partie stieg ins Unermessliche.

Das Spiel startete mit einer sehenswerten Zettel-Choreographie der Hajduk Fans. Auf der Gegengeraden wurde zudem blauer Rauch gezündet, der durch den leichten Wind wohl den gewünschten Effekt nicht ganz erreicht hat. In der Heimkurve gab es roten Rauch zu bestaunen. Ein absolut rundes Bild. Die Gäste zeigten zwar kein Intro, dennoch kamen die Schlachtrufe sehr geschlossen rüber. Die Stimmungshoheit in der ersten Halbzeit gehörte ganz klar dem Heim-Anhang. Einfach geil, wenn ein großer Teil des Stadions in die Gesänge einsteigt. HAJDUK EKSTASE!

Der Verein um Trainer Gennaro Gattuso war leicht überlegen, ohne aber wirklich Gefahr vor dem gegnerischen Tor auszustrahlen. Die erste Halbzeit war schnell vorbei, ohne viele sportliche Highlights. Die Halbzeit-Gespräche wahrscheinlich überall mit den gleichen Worten. Das Spiel braucht Tore! Die zweite Halbzeit startete mit weinenden Hajduk-Spielern. Auf dem Trikot der Akteure waren früher genutzte Wappen des Vereins zu sehen. In der 51’ Minuten fiel das erste Tor des Tages. Die Gäste gingen in Führung, ein geiler Torjubel folgte und der Knoten war endlich gelöst. Kurz darauf kam es dann zum brachialen Torjubel der Heimseite und die Hoffnung auf den Meistertitel kam wieder auf. Nach dem Ausgleichstreffer starteten die phänomenalen Pyroshows beider Seiten. Die Fackeln aus dem Gästeblock flogen auf den Rasen. Im Heimblock gab es orangen Rauch und zahlreiche Bengalos. Dinamo egalisierte den Ausgleich erneut schnell und traf zusätzlich in der Nachspielzeit zum 1:3 Endstand.

Die Betrübtheit der Heimfans war im ganzen Stadion zu vernehmen, aber es ist noch nicht vorbei. Die Meisterschaft ist nicht unmöglich, mit Spannung beobachten wir das Meisterrennen weiterhin. Nach dem Spiel ging es noch einmal zum Hafen und eine kleine Runde durch die Stadt. Ein absolut geiler Tag und ein Kreuz mehr in der ersten kroatischen Liga. (sl)

FC Noah – FC Ararat Yerevan – 3:0

FC Noah – FC Ararat Yerevan – 3:0

“NOAHS ARCHE STEHT IN ABOVYAN”

26.04.2025
Armenian Premier League
Abovyan City Stadium
Zuschauer: 1.000

ABOVYAN — Beim georgischen Fußballverband gibt es eine Person, die nicht möchte, dass am Samstag und Sonntag in den ersten beiden Ligen gespielt wird. Somit entschieden wir uns am Samstagmorgen mit dem Bus nach Yerevan zu fahren. Die Überfahrt glich zwar einer Achterbahnfahrt mit Hindernissen, da unser Fahrer wie eine besenkte Sau fuhr, aber wir kamen heil und ohne Probleme bei der Einreise in Armenien an. Vor unserem Besuch beim Conference League Teilnehmer gönnten wir uns einen leckeren Fleischteller und ein weiteres Spiel in der ersten Liga. Mit der Taxi App “GG” ging es kostengünstig nach Abovyan. Dort trägt der Klassenprimus momentan seine Heimspiele aus. Eintritt wird hier nicht verlangt, ein Ticket oder einen Merchandise Stand gibt es hier auch nicht.

Der FC Noah gewann seine letzten 18 Ligaspiele und wollte seine fast makellose Bilanz verbessern. In der ersten Hälfte hatten sie zwar zahlreiche Chancen, aber die Stürmer wollten einfach nicht treffen. In der Halbzeit gönnten wir uns mehrere Blicke zum Himmel, da es ordentlich anfing zu blitzen. Der Wetterbericht sagte erst ein Unwetter ab 22 Uhr an. Bleib bitte bis zum Abpfiff weg!
Kurz nach der Hälfte bestimmte dann Noah wieder unsere Augen, denn sie erzielten direkt zwei Tore. Nach 65 Spielminuten gegen 20.25 Uhr kam dann der Starkregen und das Gewitter auf uns zu. Alle flüchteten nach oben unters Dach, nur die Spieler und das Schiedsrichtergespann nicht. Sie spielten das Spiel souverän zu Ende, obwohl es direkt über dem Feld gewitterte. Gibt es diese Regel nur in Deutschland, dass man beim Gewitter das Spiel unterbricht, oder juckt das die Armenier einfach nicht? Im Kampf gegen die Fützen schaffte es der Gastgeber noch das 3:0 zu erzielen. Der 19. Sieg in Folge war eingetütet. Mittlerweile schwamm das halbe Stadion. Gut, dass die Arche Noah laut der Bibel ganz in der Nähe auf Grund lief.
Zum Abpfiff hörte das Unwetter dann auch auf und wir konnten zufrieden aus dem Stadion gehen.

Das Stadion besitzt zwei Tribünen, eine überdachte und eine ohne Dach. Gut, dass alle Zuschauer heute nur auf der überdachten Tribüne Platz nehmen konnten. Dazu muss ich hier noch einmal erwähnen, dass die Leute hier alle sehr gastfreundlich sind. Es kam sogar zum “Shakehands” zwischen mir und einem Ordner vom Militär. Ich fragte ganz nett, ob ich ein Foto von der überdachten Tribüne machen darf, wofür ich in den abgesperrten Bereich musste. Er hat es mir erlaubt und sich sehr gefreut, dass ein “Ausländer” hier zu Besuch ist. Ich kann die Freude nur zurückgeben, denn der Aufenthalt in Armenien war sehr herzlich.

Im Freundes- und Familienkreis außerhalb des Globus Fußball wurde ich ketzerisch gefragt, was ich denn in Armenien will? Ich kanns euch sagen: Sehr nette Leute, eine interessante Hauptstadt mit günstigen Bierpreisen und coolen Kneipen und eine unglaublich schöne Landschaft. Das armenische Hochland zeigt sich von seiner schönsten Seite! (mb)

Byurakan FC – FC Teghenis-Tsaghkadzor – 1:3

Passend zu den Berichten aus dem Kaukasus haben sich die Redakteure tief in der Galerie bedient. Heute präsentieren wir mit feinstem armenischen Amateurfußball die BILDERBUCHBUDE DER WOCHE (47). Bei den damaligen herrlichen 25 Grad in der Sonne gönnte man sich diesen Kick mit purer Freude. Vor den Toren Yerevans trägt der Byurakan FC seine Heimspiele in diesem abgerockten Stadion aus. Fahrt raus aus der lauten Stadt und geht zum Amateurfußball. Euer Herz wird sich bedanken!

31.03.2024
Kasaghi Marzik Stadium
Byurakan FC – FC Teghenis-Tsaghkadzor – 1:3

FC Dinamo Tbilisi – FC Dinamo Batumi – 1:1

FC Dinamo Tbilisi – FC Dinamo Batumi – 1:1

“DER GROẞE NIEDERGANG EINER LEGENDE”

25.04.2025
Erovnuli Liga
Boris Paitschadse Dinamo Arena
Zuschauer: 1.500

TBILISI — Am 03.10.1979 strömten 110.000 Zuschauer gegen den Liverpool FC in das Nationalstadion von Tiflis. Eine Saison später gewann Dinamo gegen Carl Zeiss Jena in Düsseldorf den Europapokal der Pokalsieger. Dinamo war zweifelsohne auf dem Höhepunkt ihrer Daseinsberechtigung. Heutzutage wurde man zwar vor drei Jahren noch Meister, aber interessieren tut es keinen. Im letzten Heimspiel gegen Dila Gori verirrten sich 300 Leute ins Rund. Ich wollte mir das Szenario etwas genauer angucken und reiste mit einem Kollegen in der Nacht von Donnerstag auf Freitag nach Tiflis.

Tagsüber besuchten wir die wichtigsten Spots und gönnten uns um 16 Uhr noch ein Drittliga Kick. Das wir für 43 Kilometer dann knapp 100 Minuten benötigten, hätten wir niemals gedacht, da Google für die Strecke zum Abfahrtszeitpunkt 53 Minuten ausspuckte. Kurz vor knapp kamen wir dann am Stadion an, liefen zum Fanshop und bezahlten umgerechnet knapp drei Euro Eintritt. Ein Ticket bekamen wir allerdings nicht, da die vor uns alle gegangen sind. Also gingen wir mit der Rechnung zu den Ordnern und der QR-Code darauf wurde gescannt. Wer jetzt das Argument bringt “mit dem Andrang haben sie nicht gerechnet”, den muss ich enttäuschen. Auch heute kamen nicht die Massen.

Als wir Platznahmen war es realtiv still. Hinter dem einem Tor standen ca. 70 Anhänger von Tbilisi und auf der anderen Seite etwa 25 aus Batumi. Nach rund 25 Minuten konnte man dann die ersten “Dinamo” Gesänge hören. Das war’s dann auch. Spielerisch gab es in Hälfte 1 auch nichts zu bejubeln, denn beide Teams brachten nichts auf die Kette.
Kurz nach der Halbzeit überraschten uns die Gästefans mit einer Pyroaktion aus dem sprichwörtlichen “nichts”. Im Heimblock blieb es bis zur 65. Minute ruhig. Dann wurde das Banner der Ultras eingerollt und gegen ein “100 Jahre Dinamo” Banner getauscht. Mittlerweile schenkte der Schiedsrichter uns ein Tor für die Gäste per Videobeweis. Drei Minuten bevor er dies auch auf der anderen Seite tat wachte der Tbilisi Mob auf und fing an zu supporten und zu zünden. Das klang dann auch in diesem riesen Stadion relativ gut. Wir stellten uns die Frage, warum supportet man 80 Minuten fast gar nicht und fängt dann für 10 Minuten an zu singen und zünden?

Alles muss man auch nicht verstehen. Genauso wenig, warum man am Grillstand einen E-Grill benutzt und die Würstchen erst bei Bedarf aus’m Kühlschrank geholt werden. Die Biere wurden auch nach Bedarf gezapft und die Leute nach uns durften erstmal warten, weil das Fass alle war. Wirklich viel los war aber auch nicht am Verkaufsstand, denn ganze 1.500 Leute verirrten sich zum “Dinamo Derby” ins Nationalstadion. Das Zuschauerinteresse ist aber kein Ligaproblem, sondern eins von Tbilisi. Die anderen Vereine haben für ihre Größe und für das Niveau Recht ordentliche Zahlen. Wer dieses schöne Stadion also Mal mit einer guten Zuschauerzahl machen will, der sollte ein Länderspiel gucken.

Ein wirklich trauriges Szenario hier. 1.2 Millionen Einwohner und mit 1.500 Zuschauern hat man in dieser Saison schon eine Recht gute Zahl bekommen. Ob sich das Blatt irgendwann wendet und zu Dinamo wieder 20.000 Zuschauer kommen, wie es 1989 noch war ? Ich weiß es nicht. Irgendwas muss sich dringend ändern, denn sonst geht ein Schwergewicht des Osteuropäischen Fußballs bald unter, oder endet wie FC Dinamo City aus Tirana. (mb)

Aarhus GF- FC København – 1:3

Aarhus GF- FC København – 1:3

„DÄNISCHE GELASSENHEIT TRIFFT AUF STAHLROHR“

27.04.2025
Superligaen
Vejlby Stadion
Zuschauer: 8.124

AARHUS – Während Kollege (mm) beim Spiel von Holstein (aus meiner Sicht) das Haar in der Suppe suchte, war ich natürlich voller Glückseligkeit über das 4:3 gegen Mönchengladbach. Passenderweise gab es am Abend noch das Zehnjährige vom Fanclub zu feiern und neben Bratwurst und Steaks wurde reichlich Freibier spendiert. Wenn es nur immer so laufen würde…

Gefühlt nur wenige Stunden später trafen (mm) und ich uns schon wieder in Kiel. Noch angeschossen vom Vorabend fuhren wir mit voller Autobesatzung Richtung Dänemark für einen Doppler. An Bord Fans von drei verschiedenen Vereinen, die überhaupt nichts miteinander gemein haben. Aber Fußball und Hoppen verbindet eben.

Zuerst machten wir in Skanderborg Halt. Das Naturstadion am Waldrand liegt direkt am See und ist im Sommer sicherlich ein beliebtes Ausflugsziel. Auf dem Platz gab es die gewohnte dänische Amateurkost: körperlich fit, aber spielerisch und in den Abschlüssen schwach. Dennoch fielen zwei Tore und so konnte es zum eigentlichen Zielspiel nach Aarhus weitergehen.

Im Dezember sah ich noch das letzte Spiel von AGF im alten Ceres Park. Dessen Umbau soll im Sommer 2026 abgeschlossen sein und bis dahin kickt man im eigentlichen Zuhause von VSK Aarhus, dem Vejlby Stadion. Dazu wurde der Sportplatz mit mobilen Stahlrohrtribünen und Flutlichtmasten ausgestattet. Von draußen etwas schnöde, aber im ausverkauften Zustand ganz ordentlich anzuschauen.

Die in der Meisterrunde abgeschlagenen Gastgeber trafen auf den Tabellenführer aus der Hauptstadt. Als Intro zeigten die Ultras von Aarhus unter dem Motto „Zusammen für Aarhus“ eine Doppelhalter-Choreo. Auf der anderen Seite ploppten synchron die Fackeln und ich konnte mein Kreuz in der Pyro-Statistik machen.

Auf dem Platz gab es lange Zeit eher dänische Gelassenheit zu bestaunen. Lag vielleicht auch an der Frühjahrssonne, die direkt in den Behelfsbau reinknallte. Darunter litt auch der Support beider Seiten und ohne Dach hinter den Toren geht kaum was in Sachen Akustik.

Die Trägheit steckte dann auch die Spieler an und so ließ der Torwart von AGF vor dem 0:1 den Ball klatschen, so dass Lerager nur noch abstauben musste. Auf der anderen Seite waren sich in der 65. Minute Torwart und Abwehrspieler nicht einig und Beijmo stocherte den Ball über die Linie. Skurrile Szene.

Der Ausgleich war aber auch ein Weckruf und der FCK schaltete von gemütlich „hyggelig“ einen Gang höher. Fünf Minuten vor dem Ende drosch dann Larsson den Ball nach einer schönen Kombination in die Maschen. In der Nachspielzeit machte der Ex-Bundesligaprofi Delaney alles klar.

Man muss solche temporären Bauten nicht mögen, aber bei top Frühlingswetter, ausverkauftem Haus und einer guter Gastszene machte das Ganze Spaß. Ein runder Tag und die Rückfahrt nach Schwechheim verlief störungsfrei. (hr)

KSV Holstein – VfL Borussia Mönchengladbach – 4:3

KSV Holstein – VfL Borussia Mönchengladbach – 4:3

„DAS PRINZIP DRNOVICE“

26.04.2025
Bundesliga
Holstein-Stadion
Zuschauer: 15.034

KIEL – Reden wir nicht großartig drumherum. Der Autor dieser Zeilen ist Anhänger eines großen Vereins aus Schleswig-Holstein. Und dieser Verein kommt nicht aus Kiel und heißt auch nicht TuRa Harksheide oder SV Hörnerkirchen. Aber der Autor ist auch Groundhopper und um irgendwelchen Komplettierungen im Heimat-Bundesland zuvorzukommen, brauchte es in dieser Saison unbedingt noch ein Bundesliga-Spiel bei Holstein Kiel. Abgesehen davon klafft zwischen Regionalliga und Bundesliga auch eine große Lücke und mit Hörnern auf der Stirn durch die Landeshauptstadt zu laufen, wäre aktuell schon großer Quatsch. Leben und leben lassen.

Das Spiel wurde einzig und allein nach der freien Lücke im Terminkalender ausgesucht. Und da kamen in der Rückrunde nur Gladbach und Freiburg in Frage. Reden wir nicht drumherum. Gegen Freiburg ist man eh schon abgestiegen (zwinkernder Smiley) und Gladbach hat dann doch die bessere Truppe auf den Rängen. Morgens noch in Italien aufgewacht, gab es also nachmittags den größtmöglichsten Kontrast: Kiel! (Lachender Smiley)

Die Stadt hat auch so ihre Vorteile: Viel Wasser, Backstein, wenig Touristen. Während man in Hamburg und Lübeck totgetrampelt wird, hat man in Kiel seine Ruhe. Und das gilt auch in etwa für das Holstein-Stadion. Auf dem Weg zum Stadion in Gästenähe zwar unglaublich viel Bullenpräsenz, ansonsten hat man fast das Gefühl, in einer dreiviertel Stunde wird in der Oberliga angepfiffen. Das ist definitiv angenehmer, als kurz vor der nächsten „Love-Parade-Katastrophe“ zu stehen. Auch die 17€ für den Steher im ehemaligen Gästeblock kann man nur als human empfinden, an Komfortpuffer im Block mangelt es eine halbe Stunde vor dem Anpfiff ebenso wenig. Das kann nun jeder bewerten wie er oder sie will.

Natürlich ist das nicht der erste Besuch in dem Stadion. Aber der erste mit neuem Gästeblock und ausverkaufter Hütte. Und hier muss man sagen, verwandelt sich das Stadion in einen anderen Zustand. Während so ein Spielort in der zweiten Liga vor halbleeren Rängen gegen einen 08/15-Gegner mehr als trist ist, greift nun in der Bundesliga das „Prinzip Drnovice“. Das 2000-Einwohner-Dorf, das jahrelang Tschechiens erste Liga aufgemischt hat, ist einigen Lesern ja vielleicht noch bekannt. Die Szenerie, die gar nicht darauf ausgelegt ist, bekommt nun eine Art Volksfestcharakter. Das Holstein-Stadion ist eine Blechbüchse, irgendwie zusammengezimmert um in der zweiten Liga die Lizenz unter Auflagen zu kriegen. Nun spielt man Bundesliga. Das gefällt der DFL bestimmt nicht, aber dann wird es ja immer erst interessant.

Was hat sich in Kiel so getan? Die Szene ist nicht die größte, aber es ist ein Pfropf hinter dem Tor vorhanden. Die restlichen Zuschauer gehen bestimmt auch mal zum Handball, aber der norddeutsche Slang ist entscheidend. Langeweile kommt jedenfalls nicht auf. Borussia Mönchengladbach, die nach lückenhaften Recherchen zum ersten Mal ein Pflichtspiel in Kiel austragen, ist mit voller Kapelle gekommen. Zum Intro gibt es zwei Banner und eine Schalparade. Zur zweiten Halbzeit wird wild gezündet, das Spiel für 5 Minuten unterbrochen. Ansonsten supportet man ziemlich massiv und konzentriert. Beim Groundhopper stellt sich Zufriedenheit ein und das gilt auch für das Spiel, in dem Kiel – der Außenseiter – richtig guten Fußball spielt und 2:0 in Führung geht. Gladbach lässt sich von dem überraschend formstarken Aufsteiger total überrumpeln. Der Fußballgott versucht offenbar alles, einen Richtungswechsel einzuleiten. (Smiley mit rollenden Augen)

Im zweiten Abschnitt kommt alles wie erwartet. Gladbach schafft den Anschluss und danach den Ausgleich, Kiel zittert. Und dann? Der Fußballgott, wie gesagt. Kiel geht in Führung. Gladbach gleicht aus. Als dann 9 Minuten Nachspielzeit angezeigt werden, weiß jeder: Da kommt noch was! Und es dauert gerade mal etwa eine Zeigerumdrehung, bis ein beherzter Schuss von Shuto Machino im Netz zappelt. Was für’n Spiel! Drnovice hat an insgesamt 10 Spielzeiten in der höchsten tschechischen Liga teilgenommen. Ab 2007 begann der Niedergang. Mittlerweile findet man sich in der 7. Liga wieder. Das sind doch stabile Aussichten. Da kann sich jetzt jede Fasson ein Szenario aussuchen. (Smiley mit teuflischem Gesicht). (mm)

Fenerbahçe SK – Kayserispor- 3:3

Fenerbahçe SK – Kayserispor- 3:3

“PASSOLIG-CHAOS AM BOSPORUS”

20.04.2025
Süper Lig
Şükrü Saracoğlu Stadyumu
Zuschauer: 42.000

ISTANBUL – Nachdem der Karfreitag in England verbracht wurde, ging es mit Wizz Air für schlappe 35 Pfund von London-Gatwick nach Istanbul. Das Osterwochenende kam mir bei der Tourplanung gelegen, um Galatasaray, Fenerbahçe und/oder Başakşehir zu kreuzen.

Circa eine Woche vor dem Spieltag wurde die Terminierung bekannt gegeben und damit stand fest, dass Galatasaray nicht realisiert werden konnte. Zumindest Sonntag gab es die Möglichkeit, den kontinentalen Doppler mit Başakşehir und Fenerbahçe anzugehen. Für Samstag fand ich einen Amateurkick auf „www.amatorfutbol.org“. Außerdem stand ein Zweitligaspiel bei Pendikspor und etwas Sightseeing an.

Das Programm stand fest, doch die eine Frage war noch unbeantwortet. Welche Passolig hole ich mir? Entschieden habe ich mich zunächst für eine Passolig ohne Logo. Mit dieser Karte war es ungefähr drei Tage vor dem Spiel problemlos möglich, Karten für Pendikspor und Başakşehir für jeweils umgerechnet 2,50 Euro zu erwerben.

Schwieriger war es dann, ein Ticket für das Spiel Fenerbahçe gegen Kayserispor zu kaufen. Leider war die Partie warum auch immer als Risikospiel eingestuft worden und dadurch unmöglich mit der Passolig ohne Logo eine Karte zu kaufen.

Auch gab es einen Member-Sale. Der freie Verkauf startete erst einen Tag vor dem Spiel gegen 11:00 Uhr. Die Tickets gingen trotz Preisen von über 100 Euro weg wie warme Semmeln. Schließlich gab es nur noch Karten im Gästeblock. Also brauchte ich nun eine Passolig mit dem Logo von Kayserispor.

Zwar gelang es mir, über den Reisepass diese zweite Passolig Karte zu erwerben.
Tickets kaufen konnte ich dennoch nicht, da die Accounts von Passo und Passolig verknüpft werden mussten. Dazu fehlte mir aber eine Handynummer, mit der ich gebührenfrei SMS empfangen konnte. Meine erste Idee war, eine SIM-Karte mit türkischer Nummer in den Straßen von Istanbul zu kaufen. Die Verkäufer wollten allerdings umgerechnet 45 Euro haben, was mir eindeutig zu viel war. Somit schilderte ich dem Gastgeber vom Hotel mein Problem und er war bereit, mir zu helfen. Er stellte mir eine türkische Nummer zu Verfügung und nach langem hin und her konnte am Morgen des Spieltags tatsächlich ein Ticket im Gästeblock erworben werden.

Bevor es aber in das Stadion gehen sollte, wo u. a. 2009 das UEFA-Cup Finale zwischen Shakhtar Donezk und Werder Bremen stattfand, stand zunächst das Spiel auf der europäischen Seite bei Başakşehir an. Nach einem nicht länger erwähnenswerten Spiel kam die nächste Aufgabe: innerhalb von 3,5 Stunden von Ground A zu B zu gelangen. Was sich einfach anhört, ist in einer Weltstadt wie Istanbul eine echte Herausforderung.

Der Linienbus kam einfach nicht und statt einer riskanten Verbindung mit mehrfachen Umsteigen, bestellte ich ein UBER. Das traf dann auch zwei Minuten nach Bestellung ein. Leider stand das Auto gefühlt die ganze Fahrt im Stau, doch schließlich kamen wir 45 Minuten vor Anpfiff am Stadion an.

Doch einfach reingehen und Fußball schauen war nicht. Denn leider mangelte es an Beschilderungen und Ordnern, die sich am Stadion auskennen. Somit wurde ich von einem Ordner zu einem falschen Eingang gelotst und hatte wertvolle Zeit durch das Warten am Stadioneingang vergoldet. Ein anderer Ordner schickte mich einmal um das Stadion rum, wo ich wie ein Bekloppter hin sprintete und schweißgebadet ankam.

Doch dann das nächste Problem. Der an der Passolig Box abgeholte Tagespass wurde abgelehnt und der Ordner schickte mich zu einer anderen Passbox. “Double Entry“ und „Cancellation“ waren die Sätze, die der Mann am Schalter mir über eine Übersetzungsapp anzeigte. Nach der Frage, wo ich das Ticket gekauft habe, antwortete ich Passo App und er buchte mir eine neue Eintrittskarte.

Etwa zehn Minuten vor dem Anpfiff sollte es nun in das Stadioninnere gehen.
Doch dann die nächste Einlasskontrolle, die hier von der Polizei durchgeführt wurde.
Der Beamte bat mich darum, die Schuhe auszuziehen und alles aus den Jackentaschen zu nehmen. Insgesamt überprüfte der Polizist fünf mal, ob sich denn wirklich keine verbotenen Gegenstände wie Powerbank, Geldmünzen etc. in der Jacke befinden. Ein anderer Hopper aus Deutschland und ich schüttelten nur noch den Kopf und philosophierten darüber, wenn selbiges in Deutschland passieren würde. Vermutlich wäre schon bei der Passolig keine Fanszene mehr im Stadion zu sehen.

Pünktlich zur Nationalhymne betrat ich dann aber den überschaubaren Gästeblock und sah eine riesige Türkei-Fahne auf der benachbarten Tribüne. Das Stadion ist ähnlich laut wie bei meinem Besuch von Besiktas vor zwei Jahren. Besonders laut waren die Pfeifkonzerte. Doch auch die Schlachtrufe kamen zum Teil brachial rüber.

Auf dem Rasen kam die Elf von Jose Mourinho nicht über ein 3:3 hinaus. Der Ausgleich fiel zur Freude der mitgereisten Fans aus Kayseri erst in der 90. Minute und auch in den sechs Minuten Nachspielzeit waren Dzeko, Kostic und Co. nicht dazu in der Lage, das Spiel doch noch für sich zu entscheiden.

Nach dem Abpfiff mussten alle Personen im Gästeblock noch etwa 45 Minuten warten (unabhängig von Touri oder Fan), ehe das Stadion verlassen werden konnte.
Ist das nicht schon Freiheitsberaubung? Interessant war die Dreiviertelstunde dennoch. Die vom Ergebnis enttäuschten Fenerbahçe-Anhänger suchten die Konfrontation mit allem, was sie finden konnten. Dennoch war ich glücklich, als ich wieder in Freiheit war.

Als Dank kaufte ich dem Hotel-Host noch eine Packung Baklava, die am Abend nach dem Spiel gemeinsam mit einem türkischen Tee verzehrt wurde. Vielen Dank für die Gastfreundlichkeit. (fj)

FC Internazionale Milano – AC Milan – 0:3

FC Internazionale Milano – AC Milan – 0:3

„DAS LETZTE HEMD FÜRS DERBY DELLA MADONNINA“

23.04.2025
Coppa Italia
Stadio Guiseppe Meazza
Zuschauer: 75.552

MAILAND – Montag blickte man ratlos auf die Landkarte, was man wohl mit den freien Tagen unter der Woche anfangen würde. Wenig später war ein Flug von Hamburg nach Mailand für den nächsten Tag gebucht. Gute Flugzeiten bei einem Last-Minute-Preis von 80€ gaben den Ausschlag. Dasselbe galt auch für den Rückflug. Das „Derby della Madonnina“ stand da noch gar nicht wirklich auf dem Zettel. Zu abschreckend waren die Ticketpreise, die man die Jahre zuvor bei anderen Groundhoppern mitbekommen hatte. Schließlich klickte man sich durch das Ticketing von Inter und war doch sehr erstaunt, dass es neben vielen hochpreisigen Tickets noch freie Plätze für 39€ zu erwerben gab. Da war das Derby nur noch Formsache.

Mit massig Zeit radelte man auf Leihrädern durch Mailand, anderthalb Stunden vor dem Anpfiff ging es dann Richtung San Siro. Dort sollten die Leihräder abgestellt und die Fahrt beendet werden. Zu dem Zeitpunkt war das Handynetz aber schon völlig überlastet, so dass nicht mehr auf die Fahrrad-App zurückgegriffen werden konnte. Also ging es wieder in die andere Richtung zu einem weiter entfernten Parkplatz um die Räder loszuwerden, was letztlich erfolgreich war. Doch der große Zeitpuffer schmolz auf 30 Minuten und bei der Riesenschlange vor Gate 11 und bei dem Wissen um die peniblen Passkontrollen vor dem Eingang, rutschte das Herz schon in die Hose. Nur mit ein bisschen Dreistigkeit und einem Halbmarathon die berühmten Säulen hoch in den Oberrang, kam man 3 Minuten vor dem Anpfiff auf den Zuschauerrängen an. Zufällig und ohne jede Kontrolle auf der Gegengerade und nicht wie gekauft im Oberrang über den Gästefans.

Nur Sekunden nach der Ankunft startete Inter das Pokal-Halbfinale mit einer Ganz-Stadion-Choreo. „Müllsackplanen“ in den Inter-Farben wurden großformatig hochgehalten. Sah ganz gut aus. Es folgte eine Schweigeminute für Papst Franziskus, die 180 Sekunden dauerte. Andere Aktionen gab es nicht. Coppa Italia halt? Oder ist da mehr im Busch? Zuletzt protestierte die Szene gegen die hohen Ticketpreise. Für das Pokalspiel konnte man allerdings schon ab 25€ Karten erwerben. Bei Milan bekam davor auch die Vereinsführung ihr Fett weg und das letzte Spiel im Februar in der Serie A war von einem Stimmungsboykott betroffen. Das wurde auf Inter-Seite zunächst auch fortgesetzt. Jedenfalls 20 Minuten. Dann starteten die „Nerazzurri“ mit euphorischem Support. Kein Wunder, zu diesem Zeitpunkt wartete noch das Triple auf Inter. In der Serie A liegt man auf Rang 1, in der Champions League schaltete der Spitzenreiter die Bayern aus.

Anders bei Milan. Rang 9 in der Meisterschaft drückt auf die Laune. Die Coppa ist die letzte Chance auf einen Titel und womöglich auf das internationale Geschäft. Die Curva Sud verzichtete auf jede Optik. Im Gegenteil, fast die Hälfte der Kurve verzichtete sogar auf Kleidung und trat oberkörperfrei auf. Passend dazu die einzige Zaunfahne – sinngemäß etwa: „Wir geben unser letztes Hemd“. Der Support passte sich diesem Auftritt an. Schnörkellos und mit Wucht. Das hat richtig Bock gemacht! Und für Milan lief es wirklich nach Plan. Gerade als Inter sich eingesungen hatte, traf Luka Jovic zum 0:1. Dazu muss man sagen, dass das Hinspiel 1:1 ausging und Inter bis zu dem Rückstand als viel bessere Mannschaft auftrat.

Mit Wut kamen die „Interisti“ aus der Pause zurück auf’s Spielfeld. Und wieder dasselbe Spiel. Milan macht aus dem Nichts das 0:2. Jetzt lief wirklich alles für die „Gäste“ nach Plan. Der Favorit brachte keinen Ball mehr vor das Tor, die Curva Nord wurde immer leiser. Milan konterte und die Begeisterung der Curva Sud schwappte auf die Elf über. Der Niederländer Reijnders sorgte ein paar Minuten vor Schluss für den feierlichen Schlusspunkt. Die Inter-Fans verließen das San Siro fluchtartig nach dem letzten Tor. Mit so einem Ausgang hatten die wenigsten Tifosi gerechnet. Die „Rossoneri“ feierten noch Stunden später im Stadion und in der Stadt.

Groundhopping-Fazit: Gutes Preis-/Leistungsverhältnis und auch wenn bestimmt schon krassere Derbys im San Siro ausgetragen wurden, gab es wenig zu knurren. Aus dem Schwechheimer Land gibt es keinerlei Kritik an den Mailänder Vereinen – und dieses Fazit teilen sicherlich auch die Scharen von Besuchern aus Deutschland. Von dem wunderbaren Stadion ganz zu schweigen. (mm)

FC Annecy – FC Lorient – 0:0

FC Annecy – FC Lorient – 0:0

“GEHEULT WIRD ZUHAUSE – MEHRAUFWAND WIRD BELOHNT”

21.04.2025
Ligue 2
Parc des Sports d’Annecy
Zuschauer: 8.990

ANNECY – Mit diesem Bericht melde ich mich als dritte Person der diesjährigen Ostertour in Tunesien. Als Option, so billig wie möglich aus Tunesien zurück ins Büro zu reisen, bot es sich an, den “Umweg” über Malpensa zu wagen. Aus Tunis nach Malpensa für schlappe 51€ mit “Nouvelair”. Am nächsten Tag mit “Easyjet” für 32€ in die Heimatstadt. Ideal, zwei Flüge nacheinander um kurz nach 06:00 Uhr. Aufwand, der belohnt wird. Somit schafft man es, einen neuen Länderpunkt in Afrika einzutüten und das alles ohne einen einzigen Urlaubstag zu opfern. Der Grund, Italien als Umsteigeknoten anzusteuern, lag zudem an der Ansetzungen des kompletten Spieltags der Serie B am Ostermontag.

Ich denke mal die Gründe wieso es heute keinen Bericht aus Italien gibt sind mittlerweile jedem bekannt. Als wir in Malpensa landeten, holten wir eilig den gebuchten Mietwagen ab. “Sicily by Car” sorgte nicht zum ersten Mal für volle Zufriedenheit. Schnell was zum Frühstück geholt und an der Kasse ploppte die Meldung auf dem Handy auf: Der Papst Franziskus ist verstorben. Auch wir möchten unser aufrichtiges Beileid aussprechen!

In dem Moment der Meldung ahnten wir noch nicht ansatzweise, was das heute für uns bedeuten sollte. Wir fuhren weiter zum ursprünglichen Ziel La Spezia. Südlich von Mailand dann für uns die Horrormeldung: der komplette Spielbetrieb in Italien wurde abgesagt. Die Uhr zeigte ungefähr 11:00 an, in Bozen sollte um 12:30 das erste Spiel des Tages stattfinden. Die Gäste aus Bari reisten fast 1000 Kilometer quer durch Italien an. So erging es vielen Tifosi an dem Tag, viele Kilometer wurden abgespult, um am Ende kein Spiel zu sehen. Das hier soll definitiv keine Bewertung der Ereignisse darstellen, lediglich die Dokumentation des finanziellen und zeitlichen Aufwands einiger Auswärtsfans.

Wir hielten sofort auf einem Rastplatz an und checkten erstmal alle Alternativen. An diesem Tag zahlte sich der Mietwagen umso mehr aus. Ein Anruf bei der Firma, um förmlich abzuklären, ob denn heute Auslandsfahrten erlaubt seien. Die Antwort war einfach: JA. Keine Zusatzkosten, einfach machen! Ob im Schadensfall der Anruf genügt hätte, weiß man natürlich nicht. Die Kaution gab es mittlerweile zurück, so kann ich diese Zeilen gelassen verfassen. Die Alternativen waren dann doch eher mau, da an diesem Tag sowieso ein Revisit bei mir eingeplant war, mit dem Abendspiel in Parma gegen Juventus Turin entschieden wir uns für den Revisit in Genf. Die Partie Servette FC gegen den FC Luzern schaute die gleiche Reisekombination schon im Oktober 2024. Die Fanszenen beider Vereine sind eine Bank und so machte man sich auf den Weg nach Genf. Weitere 4h Autofahrt warteten auf uns – Die Überschrift fiel in den ersten Minuten der Fahrt. Geheult wird zuhause, diesen Satz hörte ich in meiner Ausbildung bei jeder “anspruchsvollen” Situation der Erlebnispädagogik! Danke dafür!

Den Mont-Blanc-Tunnel durchquerten wir für schlappe 69€ return. Die 45 Minuten Stau vor der Durchfahrt brachte uns so langsam ins Schwitzen. Die Parksituation vor dem Stadion war uns durch den erstmaligen Besuch bekannt und ist weiterhin als schwierig einzuschätzen. Die Brücke, unter der wir damals geparkt hatten, war heute gesperrt und so kam vieles zusammen. Am Ende des Liedes standen wir mit unserem italienischen Mietwagen auf einem Werkstattgelände mit einer absoluten “Halteverbot-Zone”. Aber wer arbeitet beziehungsweise überprüft sowas schon an einem Ostermontag? Somit trudelten wir 10 Minuten vor Anpfiff der Partie auf der Gegengerade des Stadions ein. Punktlandung! Für das Studententicket sollten heute 21 CHF fällig sein, faire Preise für die erste Liga in der Schweiz. Die Gäste aus Luzern schafften es nicht wie wir pünktlich in das Stadion. Kurz vor der Halbzeit wurden die Fackeln angerissen und der Zaun geschmückt. Die Fanszenen beider Vereine lieferten eine gute Show ab und höchst zufrieden ging es nach dem Abpfiff zurück zum Auto. Natürlich mit ein wenig Nervenkitzel, ich kann euch alle beruhigen: Das Abschleppen des Autos fehlt weiterhin auf meiner persönlichen To-Do Liste. Der Parkplatz lieferte die volle Zufriedenheit!

Über die mautfreien Straßen des schönen Landes ging es nach Frankreich. Die Stadt Annecy liegt nur 40 Fahrminuten (ohne Maut). von Genf entfernt. Das Abendspiel der zweiten Liga war das “Hauptspiel” der neuen spontanen Tour. Das Stadion des Vereins hat ein schönes Bergpanorama, welches man im April bei der Uhrzeit immerhin circa 40 Minuten bestaunen kann. An den Ostertagen gab es eine fanfreundliche Aktion, der Verein rabattierte die Eintrittskarten des Tages. Somit gab es den Stehplatz für ungeschlagene drei Euro! Viel besser: Dazu gibt es ein echtes Ticket an der vorhandenen Tageskasse. So bringt Fußball Spaß! Wahrscheinlich ist das auch der Grund, wieso bei dem Spiel verhältnismäßig viele Zuschauer waren. Die Gäste vom FC Lorient, die Stadt liegt in der Bretagne. Somit hatten die heutigen ungefähr 75 Auswärtsfans eine neun Stunden Anreise. Brachial gut, an einem Montagabend quer durch Frankreich zu reisen, um ein Spiel seines Vereins zu gucken. Zudem gilt der Verein als Spitzenreiter der Liga als Aufstiegsaspirant.

Das Spiel passte sich nicht unbedingt dem fantastischen Panorama und dem Stadion an. Die anwesenden Zuschauer knallten sich massenweise Pitcher rein, der halbe Liter kostete 7€. Für die 1,5 Liter zahlten die Fans vergleichsweise “nur” 18 Euro. Somit wurde die Wahl wesentlich erleichtert. Zahlreiche Biere wanderten durch die Reihen. Die Gäste aus Lorient zündeten kurz vor dem Ende des Spiels noch ein paar Fackeln. Schönes Bild und die Mundwinkel zogen sich bei der Reisegruppe definitiv nach oben!

Nach dem Kick ging es noch mit dem bekannten Podcast “Aktenzeichen XY” und eines der Lieblingslieder und den dauernden Ohrwurm des Fahrers durch die Nacht. Ankunft am Flughafen war dann gegen 04:00 Uhr, der Flug am Terminal 2 des Mailand-Malpensa Airports startete um 06:15. Geheult wird Zuhause! Eine kleine Randinformation gibt es noch, das Terminal 2 gilt durchaus als komplettes Easyjet Terminal. Das hat die Folge, dass man hier kaum mit übergroßem Gepäck reisen kann, vor der Sicherheitskontrolle gibt es die ersten Kontrollen. Beim Gate des Fluges folgt die nächste genaue Kontrolle, hier gilt also immer Vorsicht.

Abschließend bleibt noch festzuhalten, mit der Umplanung des Tages waren wir am Ende des Tages definitiv absolut zufrieden. Der Mehraufwand wurde belohnt, der fehlende Schlaf gilt mittlerweile als nachgeholt. Der Kilometerstand des Autos zeigte 783 neue Kilometer an, also quasi ein ganz normaler Montag. Geheult wird eben zuhause, einfach machen bleibt weiterhin das Motto! (tp)

Rendsburger TSV – Kieler MTV (1:1)

Moin und herzlich willkommen zur der 46. Ausgabe unserer BILDERBUCHBUDE DER WOCHE! Gestern berichteten wir aus der Kreisklasse in Kiel, nun fahren wir eine gute halbe Stunde weiter Richtung Westen und springen in die Nachbar-Kreisklasse. Hier tritt der ehrenwerte Rendsburger TSV nach dem Abstieg im Sommer nur noch in der 9. Liga gegen den Ball. Das aber in einem kleinen Stadion, das 99 Jahre auf dem Buckel hat und über eine erstklassige Tribüne verfügt. Die Holztribüne wurde errichtet, da war Paul von Hindenburg Präsident der Weimarer Republik. Und wenn man die knarzigen Holzbohlen betritt, kommt man schnell zu dem Schluss: So viel hat sich an dem guten Stück seit den 1920er-Jahren nicht verändert. Das ist aber noch nicht alles: Hinter der Tribüne schnauft die Eisenbahn auf einer wunderbaren Brückenkonstruktion aus der Kaiserzeit um den Ground entlang. Das Nobiskrug-Stadion ist ein Paradies für Groundhopper, Trainspotter und Historiker. Irgendwas trifft doch sicherlich auch auf euch zu, oder?


31.03.2024
Nobiskrug-Stadion, Rendsburg
Rendsburger TSV – Kieler MTV (1:1)

TuS Schwarz-Weiß Elmschenhagen – TSV Stein – 2:2

TuS Schwarz-Weiß Elmschenhagen – TSV Stein – 2:2

„GEIL ABGELIEFERT!“

16.04.2025
Kreisklasse A Ost-2
Sportplatz Rüsterstraße
Zuschauer: ca. 65

KIEL – Ein oder zwei kalte Winter-Wochenenden haben im Februar für einige Spielausfälle in Norddeutschland gesorgt, so dass es nun zum Ende des Frühjahrs Nachholspiele noch und nöcher gibt.

An diesem Dienstag war Kiel dran. Im Stadtteil Elmschenhagen hält die Regionalbahn und die wenigen Fotos von diesem kleinen, unscheinbaren Platz ließen auf einen urigen Ground schließen, wie es sie in der Landeshauptstadt noch oft gibt. Ein Blick in die Europlan-Datenbank offenbart gar, dass in der ganzen Stadt gerade mal 3 (!) Kunstrasenplätze existieren. Im NLZ bei Holstein Kiel in Projensdorf, der Hans-Mohr-Platz in Gaarden und seit einigen Jahren (leider) bei Kilia Kiel am Hasseldieksdammer Weg. Wem es die zwar unspektakulären, aber uralten Plätze angetan haben, dem empfehlen wir den Bildband „Kieler Winkel“, in dem fast alle dieser Plätze mit schönen Fotos portraitiert sind.

Ein Prototyp dieser Sportplätze aus dem Buch, findet man in der Rüsterstraße in Elmschenhagen. Viel Backstein, Holsten Export und ein bisschen Fördeschnack erwartet den Besucher hier in der Kreisklasse A. Natürlich darf auch die Vereinslegende „Totzer“ in der Aufzählung nicht fehlen. Der „Edelfan“ und Musiker Klaus Totz begleitet Holstein Kiel in der ersten Bundesliga-Saison jeden Spieltag mit einem eigens dafür komponierten Song. So ein bisschen wie „Blumentopf“ mit den „Raportagen“ während der WM 2014. Aber natürlich viel cooler. Zum 30. Spieltag wurde „Totzer“ vom NDR begleitet und seine musikalischen Darbietungen im „Schleswig-Holstein-Magazin“ dokumentiert. Eben jenes TV-Format flackert in der Halbzeit des Spiels über die Mattscheibe im Vereinsheim, während sich die Elmschenhagener Prominenz am Holztresen versammelt und ihre Vereinslegende abfeiert. Solche herzerwärmenden Szenen gibt es nur im Amateurfußball!

Da gerät das Kreisklasse-Spiel fast auf’s Abstellgleis. Bei bestem Frühlingswetter geht es für die Gastgeber nicht mehr um besonders viel. Theoretisch bräuchte man noch Punkte gegen den Abstieg, aber das wird sich schon ausgehen. Bei den Gästen aus Stein, ein kleiner Ort in der Probstei, sieht es schon bedrohlicher aus. 10 Punkte aus 15 Spielen sprechen eine eindeutige Sprache. Der Rückstand zum Nicht-Abstiegsplatz beträgt 5 Punkte. Jeder Zähler ist wichtig. In der 1. Halbzeit ist aber nur das Drumherum ein Highlight – wie eingangs erwähnt: Norddeutscher Schnack trifft auf Vorkriegs-Relikte. Zwar werden hier und da ein paar Chancen vergeben. Aber wenn es in der Kreisklasse torlos in die Pause geht, ist meistens etwas schiefgelaufen. Die spieltagsbezogene Kritik vom „Totzer“ auf dem Sportplatz ist allgegenwärtig, mit seiner Reibeisenstimme kommentiert er lautstark jede vergebene Chance.

Nach der Pause bekommt man für die 2€ Eintritt dann endlich etwas Action und 4 Tore innerhalb von 10 Minuten. Die Gäste drehen einen 2:0-Rückstand ziemlich fix in ein 2:2-Remis und am Ende sind alle zufrieden. Der „Totzer“ hat geil abgeliefert und erntet nach dem Abpfiff noch einige Schulterklopfer. Die Bratwurst hat auch geschmeckt. Und als Verlierer geht hier heute niemand vom Platz. (mm)

Club Africain – Espérance de Tunis – 1:3

Club Africain – Espérance de Tunis – 1:3

“DIAGNOSE FUSSBALLVERRÜCKT“

20.04.2025
Tunisian Ligue Professionnelle 1
Stade Olympique Hammadi Agrebi
Zuschauer: 28.000 (offiziell)

RADÈS – Gestern berichtete Kollege cvs von unserem Einlassdrama mit Happy End in Sfax. Heute folgt mit dem Derby de Tunis das Highlight unseres Wochenendes in Tunesien, bei dem das Thema Tickets auch eine Rolle spielte. Wie in der Hinrunde verhängte der Verband auch diesmal ein Gästeverbot. Offiziell durfte Club Africain 28.000 Karten verkaufen.

Wir gingen davon aus, dass der Vorverkauf mit Blick auf den unklaren Spielplan kurz vorher erfolgen würde. Weit gefehlt. Bereits vier Wochen vor dem Derby gingen die Tickets online, was wir gar nicht mitbekamen und das Spiel war innerhalb weniger Tage ausverkauft. Dank unserer Kontakte über die Grenzen von Schwechheim hinaus bekamen wir aber einen Kontakt vor Ort vermittelt, der uns kurzfristig noch drei Karten besorgte. Merci!

Dann aber war es soweit und wir fuhren raus nach Radès, wo sich die zwei größten Clubs des Landes das Olympiastadion teilen. Schnell noch eine „Grillade mixte“ beim Coco Grill reingehauen (sehr zu empfehlen!) und ab zum Stadion. Die Atmosphäre draußen war komplett entspannt und auch der Einlass unproblematisch. Drinnen füllte sich das weite Rund langsam und auch der Lautstärkepegel stieg an. In der Zwischenzeit herrschte Hochbetrieb bei der Curva Nord, die Stoffbahn um Stoffbahn reintrugen und die Vorfreude auf eine große Choreo wuchs bei uns.

Etwa 15 Minuten vorm Anpfiff kamen die Fans so richtig in Wallung. Quasi 100% Prozent Mitmachquote bei den Klatscheinlagen und die Tribüne begann durch die Hüpfeinlagen zu schwingen. Gänsehaut! Kurz vorm Anstoß zogen die Clubistes den ersten Teil einer riesigen Choreo hoch. Zentrale Botschaft war die Diagnose Schizophrenie beim Erzrivalen Espérance. Dazu war in der Mitte eine Karikatur des Präsidenten in Zwangsjacke mit Narrenkappe zu sehen, der auf den Wangen die ersten Vereinsfarben grün und weiß trug.

Eingerahmt wurde das Ganze von vier Paaren, die offensichtlich nicht zusammenpassten. Ein Palästinenser mit einem Menschen im Danone T-Shirt, was von einem Juden gegründet wurde. Daneben ein Soldat der Südstaatenarmee mit einem Indianerhäuptling. Auf der rechten Seite ein Kämpfer der tunesischen Unabhängigkeitsbewegung mit einem Vertreter der französischen Kolonialmacht sowie Julius Cäsar und Spartacus.

Alle Elemente hingen etwa fünf Minuten. Danach blieb die Mitte stehen und die vier großen Bilder wurden gegen zwei weitere Botschaften getauscht. Links diagnostizierte man dem Gegner eine Persönlichkeitsstörung und rechts lautete das Motto „Null Identität“. Nebenbei bekamen auch noch die AS Roma und ein Stadtteilverein aus Schwechheim ihr Fett weg. Ich möchte an dieser Stelle klarstellen, dass ich lediglich die Choreo schildere und will nicht weiter auf bestimmte Elemente eingehen.

Das alles war aber noch nicht das Ende der Sticheleien. Die Curva Sud wurde mit Makaken und Bananen an den Tisch gesetzt und auch die alten/neuen Vereinsfarben verächtlich gemacht. Von der Brüstung des Oberrangs hingen weitere Banner, auf denen sich die Curva Nord pro Fankultur und für Vereinswerte positionierte. Das ansehnliche Kurvenbild gliederte sich in große Schwenker links, kleine Fahnen in der Mitte und Doppelhalter rechts. Zwischendurch änderte sich auch der Standort. Die Lautstärke konnte mit der Euphorie vor dem Spiel leider nicht mehr mithalten und das frühe 0:1 in der 11. Minute war schon eine Art Stimmungskiller für die anderen Tribünen.

Doch nach einem Schubser bekam Club Africain kurz vor der Pause einen Elfmeter zugesprochen. Labidi verwandelte und die Menge tobte. Bengalos und Rauchtöpfe gingen auf den Geraden an und erneut wackelte die Tribüne. Geil! Übrigens bestanden die Gastgeber im Vorfeld auf einen europäischen Schiedsrichter sowie VAR. Luis Godinho leitete die Partie souverän, hatte aber mit vielen Unterbrechungen wegen Nicklichkeiten zu kämpfen.

Nach dem Seitenwechsel dezimierte CA sich selbst. Torwart Yeferni kam nach einem langen Pass aus seinem Strafraum und wehrte den Ball mit der Hand zur Seite ab. Klarer Platzverweis und Rot, was auch auf den Rängen eingesehen wurde. Wenig Pfiffe. Im Anschluss übernahm “Taraji” immer mehr die Kontrolle und in der 84. Minute zeigte der Schiedsrichter auf den Punkt. Auch wegen Handspiels und Rodrigues traf sicher. Beim anschließenden Jubel vor den handverlesenen Gästen flogen nur so die Wasserflaschen von der Gegengerade. Ein Déjà-Vu.

In der Nachspielzeit machte Jabri nach einem super Anspiel aus der eigenen Hälfte mit einer Mischung aus Lupfer und Schuss alles klar. Absolut sehenswert. Danach flogen noch mehr Flaschen und auch Bengalos. Dabei nahm sich unser Vordermann auch beherzt das mitgebrachte Wasser von cvs und schleuderte es in den Innenraum. Die Stimmung war natürlich im Keller. Mit Polizeischutz und unter Pfiffen liefen die Mannschaften in die Kabine. Kein schöner Abschluss, aber dennoch stelle ich als Fazit für Tunesien die Diagnose fußballverrückt aus und wir kommen gerne wieder! (hr)

CS Sfaxien – ES Métlaoui – 1:1

CS Sfaxien – ES Métlaoui – 1:1

„MACHT MAL KEINE SFAXIEN HIER“

19.04.2025
Tunisian Ligue Professionnelle 1
Stade Taïeb Mhiri
Zuschauer: 5.137

SFAX – Schon vor ca. zwei Monaten buchten drei Redakteure des Landboten ihre Flüge nach Tunis. Der Kalender bot zu diesem Zeitpunkt zwei Möglichkeiten: Halbfinale der afrikanischen Champions League oder das Derby de Tunis standen im Spielplan. Da Espérance letztendlich gegen Mamelodi Sundowns aus Südafrika ausschied, stand dem angesetztem Spieltag nichts mehr im Wege. Neben dem bereits erwähntem Derby (über das der Kollege HR an anderer Stelle berichten wird) fiel unsere Wahl auf Sfax. Die Stadt liegt ca. drei Autostunden von Tunis entfernt, wenn man nicht aufgrund des fesselnden Podcasts von „Aktenzeichen XY-ungelöst-“ zwei Ausfahrten verpasst. Gut, dass die Maut hier überschaubar ist.

Der Club Sportif Sfaxien kündigte das Spiel zwar auf seinen Social-Media-Kanälen an, aber zur Kartensituation gab es leider keinerlei Informationen. Auf Nachrichten wurde wie erwartet ebenfalls nicht geantwortet. Vor Ort stellten wir das Auto ab und wurden von einem Ordner an der ersten Kreuzung zu einem „Büro“ geschickt, welches wir aber vergeblich suchten. Am eigentlichen Eingang dann die Ernüchterung: zu allen Spielen werden grundsätzlich keine Tickets verkauft und nur Dauerkarteninhaber dürfen ins Stadion.

Nachdem der erste Schock verdaut war, versuchten wir über andere Wege ans weitläufig abgesperrte Stadion zu kommen. Vielleicht könnte man einen Vereinsoffiziellen sprechen. Leider zunächst vergebens, jedoch nahm man unser Problem an einer Straßensperre jetzt etwas ernster. Nach einem längerem Gespräch bat man uns, fünf Minuten zu warten. Der Anstoß war zu diesem Zeitpunkt noch ungefähr 1:15 Stunden entfernt.

Fünf afrikanische Minuten später kam dann tatsächlich ein wichtig aussehender Mensch auf uns zu. Er hatte bei den Sicherheitsorganen vermutlich etwas zu melden und ihm wurde das Problem erneut erläutert.Erst checkte er unsere Pässe inklusive der Visastempel mit kritischem Blick. Dann mussten wir quasi bis auf die Größe unserer Unterhosen alles beantworten und er fragte nochmals ungläubig, ob wir wirklich nur für dieses Spiel den weiten Weg aus Tunis angetreten sind. Nach kurzem Überlegen seinerseits begann ein wildes Telefonieren. Doch leider verschwand der vermeintliche Retter wieder und die Ordner vertrösteten uns weiter.

Die Minuten verstrichen und etwa zehn Minuten vor Anpfiff schwand langsam die Hoffnung. Als wir schon nicht mehr damit rechneten, kam der nun deutlich freundlichere Herr im Sakko zurück und begrüßte uns mit den Worten „Bienvenue à Sfax“ und erwähnte, dass der Vereinspräsident persönlich uns ins Stadion einlädt. Ich reise ja nun schon zwei Jahrzehnte zum Fußball in fremde Länder, aber das was sich jetzt abspielte hab ich auch noch nicht erlebt.

Wir wurden durch den Eingang der Polizei ins Stadion gebracht, vorbei an einer gut ausgerüsteten Hundertschaft und schon standen wir mit Anpfiff im Innenraum. Anschließend ging es vor der Auswechselbank(!) der Heimmannschaft auf die VIP-Tribüne. Merci Herr Präsident.

Von unseren Plätzen an der Mittellinie hatten wir einen sensationellen Blick auf das Geschehen auf und neben dem Platz. Wir waren sofort von Letzterem begeistert. Die Kurve bot einen top Auftritt. Standen die Jungs anfänglich noch in verschiedenen Gruppen getrennt, gelang es in Halbzeit zwei dank vieler holländischer Hüpfeinlagen den Mob zu vereinen. Selbst das Führungstor für die Gäste sorgte für keinen Stimmungseinbruch. Anders auf der VIP-Tribüne, die den zugegebenermaßen sehr provokantem Jubel mit einem Hagel an Wasserflaschen beantworteten. Wie wir auch später noch beobachten konnten gehört es in diesem Land aber zum gutem Ton, den Gästen einfach mal seine halbvolle Wasserflasche entgegen zu feuern.

Der Ausgleich in den Schlussminuten wurde frenetisch gefeiert, sodass wir nach Spielschluss absolut zufrieden die Heimreise in unsere Redakteurbase in Tunis antreten konnten. Für mich als Verfasser war die Partie der Kontinentalpunkt Afrika und verrückter konnte es kaum laufen. Einfach nur ein top Tag! (CvS)

Norwich City – Portsmouth FC – 3:5

Norwich City – Portsmouth FC – 3:5

“ACHT TORE AN DER CARROW ROAD”

18.04.2025
Championship
Carrow Road
Zuschauer: 26.838

NORWICH – Erstmals flog ich vom Flughafen Lübeck ab. Da dieser über einen eigenen Bahnhof verfügt, war er einfach zu erreichen. Insgesamt zwei „Rainer“ Flieger sollten um diese Zeit die schöne Hansestadt verlassen. Der eine Richtung Málaga und der andere nach London-Stansted. Da für die Komplettierung der 92 noch einiges auf der Liste steht, entschied ich mich für die Maschine Richtung Insel. Wieder einmal machte Ryanair ihrem Jingle alle Ehre, denn auch dieser Flug landete “on time”.

Mit dem Stansted Express ging es erst zur Liverpool Street und anschließend mit einem anderen Zug nach Norwich. Praktischerweise liegt die Heimstätte der Canaries nicht einmal zehn Minuten Fußweg vom Bahnhof entfernt.

Im Stadion erblickte ich dann sogar ein paar Fahnen auf der Hintertortribüne, die auf ein Intro hindeuteten. Beim Einlaufen der Mannschaften wurden diese dann auch geschwenkt. Die Gäste aus Portsmouth füllten den Gästeblock bis auf den letzten Platz und sorgten für gute Stimmung. Das lag aber auch wie eigentlich immer in England am Erfolg ihres Teams. Bereits nach 15 Minuten brachte Bishop die Gäste in Führung. Zwar konnte der ehemalige Bremer Sargent für den zwischenzeitlichen Ausgleich sorgen, aber Pompey antwortete noch vor dem Seitenwechsel doppelt. Zunächst traf Ritchie in der 39. Minute und in der Nachspielzeit gab es einen Foulelfmeter, den Bishop sicher im Tor unterbringen konnte. Mit Pfiffen wurden die Spieler von Norwich in die Kabine begleitet.

Sechs Minuten nach Wiederanpfiff entschied Bishop mit seinem dritten Treffer zum 1:4 die Partie. Doch lobenswert zu erwähnen ist die Moral der Kanarienvögel, die noch zweimal verkürzten. Am Ende stand aber ein hoch verdientes 3:5 auf der Anzeigetafel, dass die Fans im Gästeblock noch ordentlich zelebrierten.

Für mich ging es mit Ground 55/92 wieder in den Zug zum Flughafen. Dieses Mal allerdings nach Gatwick, wo der Airbus von Wizzair mich nach Istanbul befördern sollte.(fj)

AIK Solna – Malmö FF – 0:0

AIK Solna – Malmö FF – 0:0

„SCHROTTSPIEL STATT TOPSPIEL“

14.04.2025
Allsvenskan
Strawberry Arena
Zuschauer: 28.472

SOLNA – Die Fallhöhe war enorm an diesem Montag-Abend, an dem die wohl erfolgreichsten Vereine Schwedens am 3. Spieltag der Allsvenskan aufeinandertrafen. Das Wochenende in Schweden wurde ganz früh fixiert, als feststand, dass AIK an einem Montag auf Malmö trifft. Nach dem Motto: „Das kann ja nur gut werden“. Mit dieser Erwartungshaltung ging es nach Solna, einer eigenständigen Gemeinde im Norden Stockholms, die faktisch einen Teil der Hauptstadtregion bildet. Dort steht die „Strawberry Arena“, benannt nach einer Hotelkette. Mit 54.329 Plätzen die größte Arena des Landes und auch so etwas wie das Nationalstadion Schwedens. Jeder erinnert sich an das Fallrückziehertor von Zlatan Ibrahimović im Eröffnungsspiel gegen England.

Das Stadionviertel verzückt moderne Städtebauplaner und treibt traditionellen Fußballfans Sorgenfalten auf die Stirn. Direkt neben dem Stadion steht das vermutlich größte Hotel Nordeuropas, zwischen ganz viel Beton und Bahnschienen schließt sich das größte Einkaufszentrum des Landes an. Hier darf man ganz viel Geld ausgeben, auf Begrünung wurde verzichtet. Wenn man sich vor Augen hält, dass bis zur Fertigstellung des neuen Stadions vor 12 Jahren im alten „Råsunda“ gekickt wurde, kriegt man schon feuchte Augen. Die neue Multifunktionsarena ist aber an und für sich in Ordnung. Futuristisches Ambiente trifft auf engen Saalplan. Das passt schon, auch wenn bei den meisten AIK-Spielen der Oberrang gesperrt bleibt.

Vor dem Gästeblock bildeten sich bereits lange Schlangen und per Rolltreppe ging es in den Oberrang. Nicht zuletzt weil eine Popcorntüte nach der nächsten am Verkaufsstand über den Tresen ging, kam echtes Kino-Feeling auf. Immerhin wird Bier verkauft, wenn auch nur mit einem Alkoholgehalt von 3,5%. Da die Krone akutell günstig steht, fällt der Preis im Vergleich zu Deutschland mit 5,85€ für den halben Liter ziemlich moderat aus, zumindest für skandinavische Verhältnisse. Kurz vor dem Anpfiff konnte man dann viele vermummte MFF-Ultras entdecken und auf der Heimseite wurde eine Choreo vorbereitet. Läuft doch.

Tatsächlich begann man auf Seiten von AIK schon rund 10 Minuten vor dem Anpfiff mit der Choreo. Hier wurde der Vereinshymne gehuldigt, weswegen das beeindruckende Kurvenbild schon frühzeitig zum Abspielen der Musik präsentiert wurde. Auch sonst freute sich das Auge über eine massive Crowd auf der Heimseite, die in der Hochphase des Spiels ordentlich am Rad drehte. Malmö konnte den Block füllen, zündete immer mal wieder eine Fackel – blieb sonst nicht großartig in Erinnerung.

Vielleicht lag es auch an dem Spiel vom amtierenden Meister. Von dem hochgelobten „Relationismus“, den Trainer Henryk Rydström praktiziert, war gar nichts zu sehen. Wenn das dabei herauskommt, wenn man seinen Spielern keinen Plan mit auf den Weg gibt und den Offensiv-Akteuren freien Lauf lässt, ist das – Pardon: ein großer Haufen Scheiße. Zumindest in diesem Spiel. Lustlos und ohne Siegeswillen nahm Malmö frühzeitig das torlose Spiel und den gewonnenen Punkt an.

Bei AIK wurden da schon andere Saiten aufgezogen. Immer wieder investierte der Vorjahresdritte in die Zweikämpfe, übernahm das Kommando. Aber die Mittel waren begrenzt. Nach einer Stunde sah es so aus, als ob man das Spiel gewinnen könnte. Die Mannschaft und die Ultras zogen an einem Strang. Doch der ganze Aufwand war umsonst. Eine einzige Torchance spielte sich die Heimelf in den zweiten 45 Minuten heraus. Publikumsliebling John Guidetti zielte Zentimeter neben das Tor. Danach schalteten die Teams in den Verwaltungsmodus, auf den Rängen ließ man sich auch nichts mehr einfallen. Kurzum: Das Topspiel, das zum Schrottspiel wurde. (mm)

RSC Anderlecht U19 – Black Star U19 – 7:1

Guten Morgen! Auch am Karfreitag zeigen wir euch die BILDERBUCHBUDE DER WOCHE. Für die 45. Ausgabe befinden wir uns in Belgiens Hauptstadt Brüssel, wo quasi direkt am Atomium gekickt wird. Denn im Schatten vom „Stade Roi Baudouin“ befindet sich das „kleine Heyselstadion“ und hier finden regelmäßig die Heimspiele der RSC Anderlecht Jugendabteilung statt. Ein Besuch lohnt sich definitiv, denn der Ground verfügt über gleich zwei überdachte Tribünen, wovon eine mit schönen alten Sitzschalen und Holzbänken ausgestattet ist. Der Schwechheimer Landbote wünscht frohe Ostertage!


02.03.2025
Klein Heyselstadion
RSC Anderlecht U19 – Black Star U19 – 7:1

Hammarby IF – Djugårdens IF – 2:0

Hammarby IF – Djugårdens IF – 2:0

„STOCKHOLM IN GRÜN-WEIßER HAND“

13.04.2025
Allsvenskan
3Arena
Zuschauer: 28.333

STOCKHOLM – Vorhang auf für das erste Stockholm-Derby der Saison am 3. Spieltag der Allsvenskan. Hammarby empfing den Europapokal-Viertelfinalisten aus dem Stadtteil Djurgården in der multifunktionalen Arena im Süden der Stadt, die seit diesem Jahr auf den tollen Namen „3Arena“ hört und die sich beide Teams teilen. Das bedeutet auch, dass den Anhängern beider Vereine eine ganze Hintertorseite zur Verfügung steht. Das sind natürlich gute Voraussetzungen für ein Stadtderby.

Obwohl Hammarby im vergangenen Jahr die Vizemeisterschaft einfuhr, startet man erst in der nächsten Saison im Europapokal, das liegt daran, dass in Schweden die Meisterschaft nach wie vor im Jahresryhthmus ausgetragen wird. Das aktuelle Viertelfinale von DIF in der Conference League hat seinen Ursprung noch in dem 4. Platz aus dem Jahre 2023. Am Donnerstag verlor Djugården das Hinspiel zu Hause gegen Rapid Wien mit 0:1. Dieser Auftritt wird am Ende des Derbys noch wichtig sein für die Pointe des Spiels.

Das Prestigespiel war im Mitglieder-Verkauf ratzfatz ausverkauft und guter Rat teuer, zumal für den Schwechheimer Landboten kein Platz mehr auf der Pressetribüne verblieb. Stockholm ist zwar eine begeisterte Fußballstadt, aber irgendwie würde es schon klappen mit den Tickets. Ganz so verrückt ist die Masse in Schweden dann ja doch nicht. Und siehe da: Ein paar Tage später gingen noch irgendwelche Restkarten in den Verkauf. Mit 535 Kronen wirklich teuer für ein Spiel in der Allsvenskan, aber die Derbys in Schweden sind es wert.

Bereits zwei Stunden vor dem Anpfiff schlug man an der Arena auf und lungerte am Treffpunkt von HIF herum, ohne dass sich dort was Weltbewegendes hervortat. Und so entschied man mit einer Gondelfahrt an der benachbarten „Avicii-Arena“ etwas Zeit von der Uhr zu nehmen. Die motorisierte Kapsel führt auf das Dach des kugelrunden Gebäudes, von wo man einen herrlichen Rundumblick über Stockholm und natürlich auch auf das Fußballstadion genießt. Weit vor dem Anpfiff ging es dann rein in die Arena mit dem verschließbaren Dach, in der bei bestem Frühlingswetter allerdings „open air“ gegen die Kugel getreten wurde. Beide Fanszenen waren eine knappe Stunde vor dem Anpfiff schon fast in Gänze hinter dem Tor vertreten.

Los ging es mit Blockfahnen-Choreos auf beiden Seiten. Während die Gäste mit einem „Revolverhelden“ und dem martialischen Spruch „DIF – oder hau ab!“ das Derby einläuteten, huldigte Hammarby auf einer detailgetreuen Choreo mehreren Vereinsgrößen mit dem Spruch: „So lange auf der Hammarby-See Wellen schlagen, werden echte Legenden niemals sterben“. Der „Revolver“-Choreo bei DIF schlossen sich ein paar Knalleffekte an. Wahrscheinlich deswegen wurden die Mannschaften vom Schiedsrichter nochmal in die Kabine geschickt und das Spiel begann mit 7 Minuten Verzögerung. Als es dann endlich losging und die Blockfahne bei Djurgården verschwand, präsentierten sich die Gäste einheitlich in blauen Ponchos. Sah schon dufte aus, der Auftritt. Hammarby verzichtete auf textile Uniform, allerdings hatte jeder Zuschauer im Rund, wirklich jeder, irgendwas Grün-Weißes am Körper.

Das Spiel hinterließ zunächst einen sehr intensiven Eindruck. Hammarby war bemüht das Spiel in der gegnerischen Hälfte abzuwickeln. Bis auf ein paar Halbchancen kam erstmal nicht viel dabei herum. Irgendwann erhöhte auch DIF das Tempo, ebenfalls ohne was Zählbares zu hinterlassen. Doch HIF blieb am Drücker und kurz vor der Halbzeit schalteten die Grün-Weißen am schnellsten, als ein verloren geglaubter Ball zurück in den Strafraum gepasst wurde und der Torschütze nur noch abdrücken musste. Im zweiten Abschnitt konnte sich der Europapokal-Viertelfinalist dann kaum noch aus dem zweikampfstarken Spiel von Hammarby befreien. Es dauerte allerdings bis kurz vor Schluss, ehe sich noch was am Ergebnis tat. Extraklasse sucht man bei den schwedischen Teams im Angriffsspiel vergebens. Das 2:0 wurde aber schön herauskombiniert.

Auch der Sieg auf den Rängen ging an Hammarby. Hier wurde wirklich herausragend supportet und öfter das ganze Stadion mitgenommen. Während DIF kompakt und konzentriert auftrat, aber auch am Spielverlauf zu knabbern hatte. Fette Pyroshows blieben leider aus, allerdings wurde 90 Minuten immer wieder vereinzelt gezündet. Irgendwie scheint man in Schweden gerade etwas sensibel zu sein, siehe den verspäteten Anpfiff. Und Djugården wollte sich den Auftritt bei Rapid Wien am jetzigen Donnerstag sicherlich nicht durch irgendwelche Verbandsstrafen vermasseln lassen.

Das Halbfinale in der Conference League zu erreichen dürfte aber schwer werden. Rapid verkündete nach dem Hinspielsieg per Banner: „Stockholm in grün-weisser Hand“. Dieses Spruchband übergab man nach dem Spiel der befreundeten Szene von Hammarby. Das Ende ist bekannt. Vielleicht gibt es für die Gäste in Österreich ja trotzdem ein Happy End. Wenn man schon nicht Stockholm erobern konnte, dann wird man es nun in Wien versuchen. (mm)

DSC Wanne-Eickel – Westfalia Herne – 2:2

DSC Wanne-Eickel – Westfalia Herne – 2:2

„ERNEUTES 2:2 BEIM PFERDERENNEN GEGEN DEN ABSTIEG”

13.04.2025
Westfalenliga
Mondpalast-Arena
Zuschauer: 302

HERNE – Auf den Tag genau vor 50 Jahren standen sich am selben Ort wie heute die Mannschaften aus Herne zum ersten Mal in einem Stadtduell gegenüber. Während damals Massen in das Stadion kamen, beschränkte sich die Zuschauerzahl heute auf 302 zahlende Fans.

Die Zeiten haben sich geändert. Damals kämpften die Teams um den Aufstieg in die zweithöchste deutsche Spielklasse. Heute müssen beide Teams um den Abstieg aus der Westfalenliga bangen.
Vor dem Spieltag stand der DSC Wanne-Eickel mit 22 Punkten auf Platz 13 der Tabelle – einen Platz vor den Abstiegsrängen. Herne dagegen stand mit 27 Punkten auf Platz 11. Beste Anzeichen also für ein spannendes Derby mitten im Abstiegskampf.

Somit sollte es mit viel Vorfreude in den Pott gehen. Aufgrund des Bahnchaos von der Tour am Vortag, machte ich mich drei Stunden nach Ankunft am Schwechheimer Bahnhof erneut auf den Weg.

Nach der Ankunft wurde noch schnell ein 11:00 Uhr Kick in Bochum mitgenommen und schon stand ich vor den Toren der Mondpalast-Arena. Der Name des Stadions stammt vom Mondpalast Theater. Eine gelungene Vorstellung mit Standing Ovation sollte es heute allerdings von keinen der beiden Teams geben. Immerhin waren aber ein paar Westfalia Fans mit in die Nachbarschaft gekommen. Gelegentlich wurde “WEST – WEST – WESTFALIA“ oder ein langgezogenes “HEEEERNE” gerufen und ein paar kleine Fahnen der älteren Fraktion geschwenkt.

Pünktlich zum Halbzeit-Tee war es dann aber der Regen, der auf das Dach der schönen Tribüne klatschte und auch ein Gewitter zeigte sich kurz. Da dieses aber noch vor dem Wiederanpfiff aufhörte, hatte das Wetter keinen Einfluss auf das Spiel.

Die zweite Halbzeit war geprägt von zahlreichen Chancen der Gäste. Den Ball im Netz unterbringen konnten allerdings nur noch der Gastgeber. Luca Robert war es, der in der Nachspielzeit den 2-2 Ausgleich erzielte. Der Endstand war, wie es der Zufall wollte: Genau der gleiche Endstand wie beim Spiel vor 50 Jahren. Manche Sachen ändern sich einfach nie (fj)

VFC Plauen – Chemnitzer FC – 1:1

VFC Plauen – Chemnitzer FC – 1:1

“VERBANDSSTRAFEN ABSCHAFFEN”

12.04.2025
Regionalliga Nordost
Vogtlandstadion
Zuschauer: 2.115

PLAUEN – Am Samstagmorgen ging es ganz entspannt tief in den Osten. Im Vogtland begrüßte uns die Sonne bei herrlichen 21 Grad. Die Jacken blieben im Auto und wir genossen bei Bockwurst und Bier noch das Regionalligaspiel der U19 im „Käfig”. Danach liefen wir ratzfatz rüber zum Objekt der Begierde.

An der Tageskasse wechselten 17 Euro den Besitzer und nicht wie sonst 15 Euro, da dieses Spiel als Sicherheitsspiel deklariert wurde. Finde ich ein bisschen komisch, weil sich beide Vereine eigentlich mögen. Es gibt zwar keine Fanfreundschaft, aber Sympathien sind vorhanden. Mehrere Fans aus beiden Lagern sind vor dem Spiel noch gemeinsam in der Kneipe gewesen oder haben den Grill angeschmissen.

Da für jeden Block der gleiche Preis ausgerufen wurde, setzten wir uns auf die Haupttribüne und wurden vom Stadionsprecher über den Aktionsspieltag “Verbandsstrafen abschaffen” unterrichtet. Dies ist tatsächlich keine Aktion der Ultras, sondern ein gemeinsames Handeln der Vereine und Fanszenen von der Regionalliga bis zur Bundesliga. Die Strafen für z. B. Pyrotechnik werden immer utopischer und die Vereine geraten dadurch in finanzielle Schwierigkeiten. Was mit klammen Klubs passiert, sieht man in der Schwesterliga im Westen.

Zum Anpfiff konnten wir dann die passenden Banner in den Kurven bestaunen. Auf dem Feld selbst passierte in der ersten Halbzeit nicht wirklich viel. Man konnte sich auf das leckere Bier oder die Hirtenrolle konzentrieren. In der zweiten Hälfte gingen beide Teams dann in die Offensive und konnten jeweils ein Tor erzielen. Für mich hatte der Außenseiter aus Plauen auch die etwas besseren Chancen, aber mit drei Punkten für den Klassenerhalt wurde es nichts. Nun müssen in den letzten Spielen dringend viele Punkte her, damit der VFC nächstes Jahr weiterhin in der Regionalliga zockt.

Für drei Viertel der Reisegruppe bedeutet der Besuch zusätzlich noch die Komplettierung der Regionalliga Nordost. Besser als bei T-Shirt Wetter und zahlreichen Gästefans kann man es schon fast gar nicht mehr machen. Im Moment des „Kreuz setzen“ im virtuellen Informer blickten wir auf das wunderschöne Stadion, welches zwei überdachte Tribünen auf der einen Seite sowie eine unüberdachte Sitzplatztribüne und zwei Kurven aufweist. Plauen wusste zu überzeugen.

Drei von uns setzten ihre Reise ins gelobte Nachbarland fort, während sich der vierte Redakteur aus Schwechheim mit der deutschen Bahn rumquälen musste und die volle Breitseite an Verspätungen und Ausfällen abbekam. Wer aus dem Westen nach Plauen möchte, der sollte dann doch lieber mit dem Auto reisen. Das spart definitiv ein paar Stresspusteln. (mb)

FK Dukla Praha – Baník Ostrava – 1:2

FK Dukla Praha – Baník Ostrava – 1:2

“GEDULD ZAHLT SICH AUS”

13.04.2025

1. Česká Fotbalová Liga
Stadion Juliska
Zuschauer: 5.086

    PRAG – Es ist Frühling in Europa und somit endlich wieder Zeit für dieses gelobte Nachbarland. In Verbindung mit einem Heimspiel am Freitagabend vom Herzensverein ergab sich quasi eine perfekte Tour in die tschechische Hauptstadt. Die geplanten Stadionbesuche hatte ich mir lange aufgespart. Irgendwann kommt so ein Wochenende und nun war es soweit. Allerdings war ich von den aktuellen (Restaurant)preisen in Prag enttäuscht. Absolut krasser Unterschied zu den dörflichen Gegenden in der Česká Republika. Dennoch ist der preisliche Abstand zu Deutschland wiederum immer noch da und Tschechien inklusive Prag weiterhin ein Paradies für uns.

    Das “perfekte” Wochenende startete mit einem Heimspiel von FK Motorlet Praha. Viele Leser werden diesen Ground wahrscheinlich schon selbst besucht haben. Wenn nicht, lege ich euch das Stadion SK Motorlet definitiv ans Herz. Einfacher Amateurfußball und die Zuschauer sitzen auf ihrer Holzbank mit einem frisch gezapften Pivo für 45 Kronen, also umgerechnet 1,79 Euro. Die Sonne scheint und nebenbei fällt mir auf, dass ich die Partie zwischen Motorlet und SK Dynamo České Budějovice B in dieser Saison schon gesehen habe. Danke für den Reminder an die App aus Norwegen.

    Zum Abend hin war es soweit und das Stadion Juliska von Dukla wurde endlich besucht. Geduld zahlt sich aus. Jede Woche gehen in den bekannten Facebook-Gruppen Bilder von diesem Stadion online. Zurecht! Einfach nur phänomenal, dieser Blick von der Haupttribüne über die Stadt und diese riesige Tribüne. Der Preisvergleich vom frisch gezapften Pivo: 50 Kronen werden hier fällig. Für die erste Liga wohl völlig in Ordnung. Die dazugehörige Klobasa war ein Genuss. Ich mag dieses Land einfach zu gerne!

    Die Gäste aus Ostrava machten den Gästeblock auf der Haupttribüne voll und starteten mit einer Choreographie in das Spiel. Die Partie zwischen dem Dukla auf dem 14. Platz und dem Tabellendritten nahm langsam Fahrt auf. Chachaři gingen in Führung, musste aber kurz vor der Halbzeit den Ausgleich hinnehmen. Der Kampf der Gastgeber war bewundernswert. Das Team gab alles und war kurz davor, dem Favoriten aus Ostrava Punkte anzuknüpfen. Aber auch Ostrava galt: Geduld zahlt sich eben aus. In der Nachspielzeit war es soweit und Baník gelang der Siegtreffer.

    Nach dem Spiel ging es zurück ins Hotel. Der Abend war lang und für einen Kick am Sonntag um 10.15 Uhr mit weiter Anreise musste man schon früh aufstehen. Aber die nächsten Highlights standen schon vor der Tür. (tp)

    Chemik Police – Bałtyk Koszalin – 1:4

    Dzień Dobry aus Police. Herzlich Willkommen zur BILDERBUCHBUDE DER WOCHE Ausgabe (44). Ganz in der Nähe von Szczecin steht eine wunderbare Groundperle. Freier Eintritt und Kielbasa gegen Spende. Hier kommt der Groundhopper auf seine Kosten.

    5.500 Zuschauer finden im Stadion einen Platz. Besondere Highlights des Grounds ist die Umzäunung, der Sprecherturm und eine überdachte Tribüne, die mit einem Chemik Police Grafitti ausgestattet ist.

    Komm auch du zum KP Chemik. Kleiner Tipp: Wenn du das Deutschland Ticket hast, benötigst du lediglich 2,50€ für ein Grenzticket.

    05.04.2025
    Stadion OSiR Police
    Chemik Police – Bałtyk Koszalin – 1:4

    Empoli FC – Cagliari Calcio – 0:0

    Empoli FC – Cagliari Calcio – 0:0

    “EINDEUTIGE NULLNUMMER IN DER TOSKANA”

    06.04.2025
    Serie A
    Stadio Carlo Castellani
    Zuschauer: 9.054

    EMPOLI – Nach dem vorabendlichen Revisit im San Siro wurde ich morgens um 06:30 an der Flixbus-Haltestelle “Florenz-Villa Costanza” ausgespuckt. Das Zwischenziel klang gut, denn es lag dem geplanten Besuch in Empoli sehr nah. Fernbushaltestellen in Italien sind nun einmal sehr gerne weit entfernt vom eigentlichen Stadtzentrum. Zeit hatte ich an diesem Sonntag aber sowieso zu viel, da die App “tuttocampo” mir leider kein passendes Spiel servierte. Somit ging es zu Fuß in das Centro von Florenz. Wofür die rund sechs Kilometer Fußmarsch am Ende sein sollten, ahnte ich da noch nicht. Dazu später mehr.

    Die Innenstadt von Florenz gefiel mir auch bei meinem zweiten Besuch sehr gut. Morgens vor den alltäglichen Massen an Touristen ist es sowieso in jeder Stadt am schönsten. Gegen Mittag machte ich mich auf den Weg in die kleine Stadt Empoli. Die Bahn lieferte auch dieses Mal höchste Verlässlichkeit und brachte mich für fünf Euro zum nächsten Ground der Serie A.

    Es hieß zuerst, dass die Gäste aus Cagliari nicht anreisen dürfen. Dieses Verbot wurde aber kurzfristig gekippt und Auswärtsfans doch zugelassen. Eine spontane Horrorsituation und mein Beileid für diese unfassbar schlechte Planungssicherheit geht an die Tifosi von der Insel Sardinien. Umso schöner, dass der Gästeblock sich doch zahlreich füllte.

    Empoli liegt aktuell auf dem 18. Tabellenplatz. Sportlich sieht es also mau aus und auch Cagliari steht nur knapp über dem Strich auf Rang 15. Das Spiel spiegelte den Tabellenstand der beiden Teams eindeutig wider. Es gab kaum Offensivaktionen und Torraumszenen waren so gut wie keine vorhanden. Fußball zum Abgewöhnen und im Vergleich zum Vortag eine ganz andere Welt. Mit Abpfiff endete meine eigene Serie von über 85 Spielen ohne Tor.

    Nach dem Spiel ging es zurück nach Florenz. Mein Bus, der mich am Abend zum Malpensa Airport bringen sollte, kam um 22:20. Fun Fact: Die andere Station für Fernbusse in Florenz liegt am Flughafen. Natürlich nahm ich den Weg vom Hauptbahnhof dorthin erneut zu Fuß: die ganze Zeit flussabwärts bei Sonnenuntergang und irgendwann rechts abbiegen. Zur Belohnung und zum Abschluss des Tages gönnte ich mir eine Pizza. 7,50 Euro in einer netten Lokalität und ab in den Bus. Der Schrittzähler meines Handys glühte und zeigte letztendlich 41.093 Schritte an. Den eigenen Rekord ausgebaut! (tp)

    Pogoń Szczecin – GKS Katowice – 4:0

    Pogoń Szczecin – GKS Katowice – 4:0

    „PACKUNG IN DER NEUEN ARENA”

    06.04.2025
    Ekstraklasa
    Stadion im. Floriana Krygiera
    Zuschauer: 19.938

    STETTIN – Schon lange war es mein Wunsch, den Ground in Stettin mit dem Deutschlandticket abzuhaken. Lediglich 2,50 Euro zahlte ich für ein Grenzticket in der Nacht von Freitag auf Samstag über Lübeck und Bad Kleinen in das Nachbarland.

    Nachdem der Samstag mit Amateurfußball gestaltet wurde, schaute ich mir am Sonntag die Stadt an. Besonders beeindruckt hat mich dabei eine Ruine. Doch auch sonst ist Stettin der perfekte Trip für ein schönes und kostengünstiges Wochenende und dazu mit Hafenlage.

    Schließlich ging es dann am Sonntagabend auch zum Fußball. Leider nicht mehr in der schönen Groundperle wie sie noch vor einigen Jahren dort stand. Stattdessen führte mich der Weg in eine moderne Fußballarena nach typisch polnischem Zuschnitt.

    Groß war allerdings bei mir die Erleichterung, dass auch Gästefans für das Spiel zugelassen waren. Die Begegnung mit einer der weitesten Anreisen der Liga auf einen Sonntag um 17:30 Uhr anzusetzen, ist natürlich eine Zumutung für die Anhänger aus Kattowitz gewesen. Für die Umstände war der Block aber ganz ordentlich gefüllt. Einheitlich in Gelb sorgten die Fans von GieKSa für ein gutes Bild und die herbe Niederlage interessierte nur am Rande. Ergebnisunabhängiger Support, wie man ihn aus Polen kennt.

    Nach dem Spiel kehrte ich noch in ein Restaurant ein und gönnte mir leckere Piroggen. Ein Absacker im Pub später nahm ich den Flixbus durch die Nacht zurück nach Schwechheim. (fj)

    MKS Flota Świnoujście – Gryf Słupsk SA – 2:2

    MKS Flota Świnoujście – Gryf Słupsk SA – 2:2

    „DIESES SPIEL HAT GUT GESCHMECKT!“

    05.04.2025
    III. Liga/Grupa II
    Stadion Miejski w Świnoujściu
    Zuschauer: 590

    SWINEMÜNDE — Während es auf dem deutschen Teil der Ostseeinsel Usedom Anfang April noch recht possierlich zugeht, wimmelte es nur 2km und 30 Fußminuten von der Grenze entfernt von Polizisten und vermeintlichen Hooligans. Flota Świnoujście empfing Gryf Słupsk in der vierten Liga, die in Polen III. Liga heißt. Jede Menge Tradition traf im „Stadion Miejski“ an diesem Samstag-Nachmittag aufeinander und obwohl beide Teams niemals in ihrer Geschichte erstklassig spielten, folgten auf beiden Seiten viele Fans dem Ruf der Traditionsvereine.

    Während Flota nur noch einen ganz verstohlenen Blick in die nächsthöhere Spielklasse wirft, geht es für Gryf knallhart um den Klassenerhalt. Vor dem schönen Eingang zum Stadion sorgten eine Handvoll Blaulicht-Fahrzeuge für erste Krawallstimmung und bei genauerem Hinsehen entdeckte man um das Stadion herum auf den Waldhängen überall vereinzelte Polizisten als Späher. Nachdem 20 Złoty Eintritt entrichtet wurden, ging es rein in die gute Stube – und es wurde ein leerer Gästeblock vorgefunden. Tja, in Polen kann immer alles passieren und die Informationslage vor Ort ist gewohnt dünn. Bei der Anzahl an Cops in und ums Stadion blieb aber ein gutes Gefühl. Und tatsächlich: Nach 10 Minuten wurden die ersten Auswärtsfans gesichtet. Der Block füllte sich immer mehr und machte nach einer halben Stunde einen proppevollen Eindruck.

    Mit zwei großen Zaunfahnen oben und unten startete der Support der Gäste kurz vor dem Halbzeitpfiff, da hatte der sehr kompakte Block von Flota gerade für das Tages-Highlight gesorgt: Die Heimszene zog eine Blockfahne hoch und untermalte dieses Bild mit Fackeln links und rechts. Unter der Choreo hing eine Zaunfahne mit den Worten: „Welcome to Uznam“. Später gab es noch eine Fahnen-Choreo und Rauchtöpfe. Der gesangliche Support von den rund 200 Fans hüben wie drüben gewohnt stimmgewaltig und die Mitmachquote bei nahezu 100%.

    Der Auftritt von Gryf blieb trotzdem etwas unrund in Erinnerung. Direkt nachdem man mit dem Support begann, fiel das unerwartete 1:1 – und das vor dem Block. Bevor man richtig loslegen konnte, ging es dann schon wieder in die Kabine. Auch danach blieb es bei akustischem Support. 10 Minuten vor dem Ende packte man bereits wieder ein. Allerdings darf man sich bei den undurchsichtigen Verhältnissen in Polen glücklich über jeden Auswärtsfan schätzen. Am Folgetag wurde man Zeuge der Fanszene von Elana Toruń bei Blękitni Stargard. Hier wurde nach 5 Minuten wieder abgeflaggt und 130 Mann fuhren in 2 Reisebussen nach Hause.

    Wie dem auch sei. Vielleicht wäre ja noch was Unerwartetes passiert, denn Gryf hatte kurz vor dem Schluss mehrere Siegchancen auf dem Fuß, nachdem Flota zuvor mit einem Pfostentreffer in Führung hätte gehen können. Fußballspiele in der vierten polnischen Liga können richtig gut sein. Und unter dem Strich wurden die Erwartungen übertroffen. Mit so einer Show der Heimszene hätte man nicht gerechnet. Auch das Stadion, in unmittelbarer Nähe zur Promenade, und vor allem die Verpflegung verdienten sich Bestnoten. Neben Fassbier und Kiełbasa bewarb sich ein Spießbraten mit verschiedenen Fleischsorten und Zwiebelringen für den „Guide Michelin“. Dieses Fußballspiel hat gut geschmeckt! (mm)

    Brescia Calcio – Mantova SSD – 1:2

    Brescia Calcio – Mantova SSD – 1:2

    “BRACHIALER TAG IN ITALIEN – EIN UNTERSCHIED WIE TAG UND NACHT”

    05.04.2025
    Serie B
    Stadio Mario Rigamonti
    Zuschauer: 10.208

    BRESCIA – Als ich im Januar den neuen Flugplan der Billigairline „EasyJet“ sah, musste ich zuschlagen. Direkt das erste Wochenende wurde genutzt und in der Früh am Sonnabend flog ich von Hamburg nach Mailand. Italien ist jede Reise wert, egal, wie die Ansetzungen sind und so buchte ich auf blauen Dunst. Endlich gibt es diese Verbindung von meinem Heimatort. Zielspiel war von Anfang an das auserwählte Spiel für den Bericht. Mein Besuch trennte Welten von dem Spiel, das mein Kollege (FJ) vor ein paar Wochen in Brescia hatte. Auch von dem Spiel gab es einen Bericht, scrollt doch gerne mal bis zum 11.03.2025 herunter. Heute war alles angerichtet, die Sonne strahlte bei herrlichen 21 Grad über Norditalien.

    Aufgewacht vom Wecker um 06:30, bekam ich zwei Nachrichten von der Fluggesellschaft. Angeblich sei mein Flug verspätet, eine neue Abflugzeit konnte ich aber nirgendwo entdecken. Zum Glück! Am Ende flog der Vogel pünktlich auf die Minute vom Flughafen ab, meine kurzzeitige Verwirrung wurde aber definitiv erreicht. Es sei der Airline verziehen. Getreu dem Motto: „You get what you pay!“

    Am Flughafen Mailand-Malpensa angekommen, schlüpfte ich erst einmal direkt in die kurze Hose. Ein Gefühl von Freiheit und mit voller Vorfreude auf den anstehenden Sommer! Trenitalia lieferte 100% Pünktlichkeit wie bei mir sonst nur die Deutsche Bahn und so kam ich um 13:30 in Brescia an. Ab zum Stadion und voller Begeisterung für das Spiel und den Ground. Ein weiteres Stadion der Serie B für mich und zudem eine Fanszene von Brescia, die gerade so für gute Stimmung bekannt ist. Das Stadion ist schon sehr nett, das Bergpanorama, welches man von der Haupttribüne begutachten kann, sticht heraus. Hinter den neu erbauten Stahlrohrtribünen erkennt man noch die alten, mittlerweile leicht vergammelten Stehplätze. Ein Unterschied wie Tag und Nacht.

    Das Spiel machte von Anfang an Spaß beim Zuschauen. Die Gäste aus Mantova starteten mit einer Sprechchöre zu Ehren von Brescia Calcio und wurden mit Beifall vom ganzen Stadion belohnt. Die Heimkurve zeigte eine sehenswerte Zettel-Choreo und begeisterte mich mit ihren Melodien. Das Knie wippte mit, Ziel erreicht. Was möchte das Hopper-Herz mehr? Ein packender Spielverlauf und der Siegtreffer in der 95. Minute für die Gäste. Die kompletten Spieler laufen über den Platz zu ihren Fans. Phänomenales Ausrasten im Gästeblock. Ein perfekter Abschluss des Spiels!

    Nach dem Spiel geht es mit der Bahn zurück nach Mailand, für 8€ gibt’s die Strecke mit dem etwas langsameren Regionalzug. Genügend Zeit aber, um noch eine Pizza zu verschlingen und das San Siro anzufahren für den zweiten Revisit. Am Abend spielte der AC Mailand gegen den Erstligisten aus Florenz.

    Auch dieses Spiel sorgte für vollste Zufriedenheit, nach dem Spiel sollte es mit dem Flixbus nach Florenz gehen, um die baldige Komplettierung der Serie A weiter voranzutreiben. Zwar wenig Komfort, aber es gibt definitiv Schlimmeres als mal eine Nacht im Flixbus zu verbringen! Die oben erwähnte Flugverbindung fliegt nämlich arbeitnehmerfreundlich Montagmorgens zurück in die Heimatstadt. (tp)