CA Aldosivi – Argentinos Juniors – 1:2

CA Aldosivi – Argentinos Juniors – 1:2

„ZWISCHEN HIMMEL UND HÖLLE“

31.07.2025
Copa Argentina
Estadio Norberto Tito Tomaghello
Zuschauer: 5.000

SANTA ROSA – Ein neuer Tag begann in Buenos Aires. Da ich die Stadt nicht nur im Vorbeigehen erleben wollte, machte ich mich auf ins Zentrum, wo einige der bekanntesten Wahrzeichen warteten – darunter der Obelisk und der Präsidentenpalast, die ich bei einem kurzen Spaziergang abklapperte.

Kurz darauf ging es gemeinsam mit (tp) zum empfohlenen Restaurant El Nuevo Castel’s, wo argentinische Klassiker wie Asado auf uns warteten. Das Lokal beeindruckt nicht nur kulinarisch: Die Wände sind überall mit Fußballtrikots, Wimpeln und anderen Fan-Accessoires geschmückt – ein Paradies für Fußballromantiker.

Anschließend stand eigentlich ein Reservespiel im Stadion von Deportivo Riestra auf dem Plan. Doch kaum hatten wir das Uber betreten, riet uns der Fahrer eindringlich davon ab, in das Viertel zu fahren. Das Stadion liegt in unmittelbarer Nähe zur berüchtigten Villa 1-11-14, einem der größten und gefährlichsten Slums von Buenos Aires. Da Reservespiele manchmal unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden oder kurzfristig verlegt werden, erschien uns das Risiko zu hoch – wir entschieden uns gegen den Stadionbesuch und gönnten uns stattdessen einen kurzen Powernap.

Wenig später folgte dann doch noch Fußball: Mit dem Uber ging es nach Santa Rosa, einem weiteren Viertel, das nicht gerade für seine Sicherheit bekannt ist. Ziel war das Stadion von Defensa y Justicia. In der Copa Argentina finden die Spiele auf neutralem Boden statt, weshalb CA Aldosivi heute nominell das Heimrecht hatte – und dafür rund 400 Kilometer Anreise in Kauf nahm. Der Vorteil: Anders als im Ligabetrieb, wo Gästefans seit über zehn Jahren verboten sind, sind bei Pokalspielen Auswärtsfans zugelassen. Hoffnung macht zudem, dass kürzlich erste Modellversuche stattfanden, bei denen auch bei Ligaspielen wieder Gästefans erlaubt waren. Vielleicht kehrt die Fanvielfalt bald dauerhaft in die Stadien zurück.

Beim heutigen Spiel im Estadio Norberto „Tito“ Tomaghello waren Gästefans – wie erwähnt – erlaubt. Und wir mittendrin. Die Tickets mussten wir allerdings schon am Vortag im Estadio Diego Armando Maradona kaufen – der Heimstätte der Argentinos Juniors. Eigentlich betritt man nur ungern die Fankurve eines anderen Vereins. Doch auf das Spiel zu verzichten oder 400 KM für Sitzplätze zu fahren, war keine echte Option.

Die Erfahrung, die sogenannten Barras aus nächster Nähe zu erleben, war einzigartig. Auf der steilen Tribüne dröhnten Posaunen, Trommeln und Gesänge, während vor uns Kinder mit einer Flasche entweder Fußball oder „Himmel und Hölle“ spielten – pure Stadionatmosphäre.

Mit der Zeit füllte sich auch die Heimtribüne – allerdings ohne Instrumente oder Fahnen. Aufgrund früherer Vorfälle war deren Mitnahme verboten. Dennoch sorgten die Aldosivi-Fans für eine leidenschaftliche Stimmung. Ein echtes Highlight: das Tor zum 1:0 – der Block explodierte förmlich.

Doch die Freude währte nicht lange. Argentinos Juniors drehte das Spiel in der Schlussphase und zog mit einem 2:1-Sieg ins Viertelfinale ein.

Nach dem Abpfiff ging es mit dem vorbestellten Uber zurück zur Unterkunft – rund 60 Kilometer für etwa 25 €. Unser Fahrer erzählte unterwegs, dass er uns aus einem der gefährlichsten Viertel abgeholt habe. Schnell entwickelte sich ein Gespräch – und auch hier zeigte sich wieder: Fußball verbindet. Besonders beeindruckend war, dass er die gesamte Karriere von Juan Pablo Sorín, einem ehemaligen HSV-Spieler, auswendig kannte. Eine spontane Stadtrundfahrt vorbei an den umliegenden Arenen lehnte wir dankend ab – am nächsten Tag stand schließlich die Weiterreise nach Santiago de Chile auf dem Programm. (fj)