TSV Basdahl/Volkmarst – SG Unterstedt II – 6:7 n. E.
„DÉJÀ-VU IN BÜLSTEDT“
06.06.2025 Relegation zur Kreisliga Rotenburg Sportplatz Bülstedt Zuschauer: 600
BÜLSTEDT – Vor fast exakt einem Jahr sahen wir in Groß Meckelsen zum ersten Mal die Relegation zur Kreisliga Rotenburg. Der TSV Basdahl/Volkmarst unterlag nach einer dramatischen Verlängerung und Elfmeterschießen gegen den FC Walsede.
Damals war es der Auftakt für ein Hopping-Wochenende in Riesa/Altenburg (der ein oder andere Leser dürfte sich erinnern) und Tschechien. 364 Tage später musste der TSV erneut in die Relegation und klopfte ans Tor zur Kreisliga. Nicht zuletzt wegen der Pyroeinlagen stand schnell fest, dass sich der Landbote wieder die Ehre gibt und in den Kreis Rotenburg fährt.
Diesmal trug man das Entscheidungsspiel in Bülstedt aus und der Abend wurde zu einem Déjà-vu. Basdahl/Volkmarst hatte zwei Busse organisiert und der Sportplatz füllte sich. Etwa 600 Zuschauer dürften es am Ende gewesen sein und der gastgebende Verein hatte für top Catering gesorgt. Eine gut organisierte Veranstaltung und vielleicht sollte sich der dösige NFV hier mal etwas abschauen…
Zum Einlaufen zündeten die Fans vom TSV wie im letzten Jahr eingerahmt von weißem und grünen Rauch ein paar Fackeln. Dabei blieb es nicht, denn immer wieder gingen während des Spiels Bengalos, Blinker oder Rauchtöpfe an. Begleitet wurde das Ganze mit Support und der Kollege an der Trommel dürfte das Gerät nicht zum ersten Mal benutzt haben. Top!
Auf dem Feld präsentierte sich die Zwote von Unterstedt besser und insbesondere die Nummer 11 machte vorne Betrieb. In der 39. Minute traf schließlich Kapitän Sachs zum 0:1. Lange Gesichter bei den Basdahlern. Schon wieder kein Aufstieg?
In den zweiten Durchgang kam der TSV besser rein und hatte Glück: nach einer guten Stunde sprang der Ball dank eines Platzfehlers am Torwart vorbei zum 1:1. Völlige Ekstase bei den Grün-Weißen und die Hoffnung auf mehr.
Doch wie in der Vorsaison passierte nichts mehr und die Verlängerung folgte. Ob die auf diesem Niveau Sinn macht, darüber lässt sich streiten. Stehend k.o. blieben Offensivaktionen Mangelware und beide Teams schleppten sich ins Elfmeterschießen.
Vor einem Jahr verschoss der TSV-Torwart den entscheidenden Elfmeter. Diesmal hielt er drei Stück, aber seine Mannschaftskameraden setzten drei Versuche an die Latte. Unterstedt verwandelte gegen 22.30 Uhr den letzten Strafstoß und sorgte erneut für lange Gesichter bei den Basdahlern. Vielleicht sind wir einfach kein Glücksbringer für den Verein…
Ich fuhr nach diesem Krimi weiter zur Familie, denn Oma wird nur einmal 90. Der Rest wechselte das Auto und machte sich auf den Weg nach Tschechien. Natürlich! Eben ein Déjà-vu. (hr)
04.06.2025 Aufstiegsrunde zur Regionalliga Nord Stadion am Berliner Ring (Verden) Zuschauer: 640
VERDEN (ALLER) – Relegations-Terror und kein Ende. Ohne große Erwartungen fuhr man am Mittwoch nach Verden. Keine Erwartungen: Weil Schöningen schon aufgestiegen und Altona auf Schützenhilfe angewiesen war. Außerdem verzichtete der Norddeutsche Fußballverband als Ausrichter der Spiele auf das „leibliche Wohl“ seiner Zuschauer und kündigte dies auch vorher an. Bereits 3 Stunden vor dem Anpfiff erreichte man den neutralen Austragungsort – und siehe da: Die ganze Stadt war ein einziger Jahrmarkt! In der City wurde die „Domweih“ gefeiert und von der klassischen Bratwurst bis zum Blumenkohl im Bierteigmantel ließ die Verpflegung in Verden keine Wünsche übrig.
Den Verantwortlichen eine derartige Weitsicht zu unterstellen, wäre natürlich ein Treppenwitz. Denn die Güte der Organisation wurde an der Kasse sichtbar. Ein einzelner, älterer Mann dort zeichnete sich für den Kartenverkauf verantwortlich, leckte sich bei jeder Ticketausgabe den Daumen an und gab gewissenhaft Kleingeld heraus. Die Folge: Anpfiff 10 Minuten später. Aber das spielte keine große Rolle, man war ja schon 3 Stunden vorher in der Stadt. Die größte Rolle an diesem Abend spielte das Stadion am Berliner Ring. Ein 15.000-Zuschauer-Pott in richtig gutem Zustand! Wieso, weshalb, warum man in der Kreisstadt vor rund 20 Jahren ein drittligataugliches Stadion erbaut hat, das seitdem ohne festen Mieter dasteht, bleibt schleierhaft. Immerhin hat der FC Verden 04 nach Jahren der Tristesse letzte Saison den Sprung in die Oberliga Niedersachsen geschafft und ist zumindest ein Kandidat für das Stadion.
Die ersten 60 Minuten des dritten und letzten Aufstiegsspiels sind schnell erzählt. Altona fehlt die Durchschlagskraft. Schöningen muss nichts für den Spielverlauf tun, übt sich in personeller Rotation gegenüber den Spielen zuvor. Während Altona bei den Heimspielen zuletzt einen wahren Zuschauerboom erlebte und im Durchschnitt über 3000 (!) Fans zu den vergangenen Heimspielen begrüßte, kann der Zuspruch beim alles entscheidenden Aufstiegsspiel in Verden zunächst nicht überzeugen. Vielleicht hundert Mann formieren sich auf den Stehplätzen neben der Gegentribüne hinter zahlreichen Zaunfahnen. Mit der Halbzeit fing es stark zu regnen an, so dass sich die A93-Fans im zweiten Durchgang kompakt unter dem Dach zusammenfanden und man doch zu dem Schluss kam, dass etwa doppelt so viele Zuschauer aus Hamburg den Weg nach Verden fanden.
Da geht noch was. Das traf auch auf das Spiel der Schwarz-Weiß-Roten zu. Doch Altona blieb keine andere Wahl, es musste was passieren. Und zeitgleich war man auf ein passendes Ergebnis aus Hamburg angewiesen, wo der Heider SV gegen den SV Hemelingen nicht gewinnen durfte. Mit den dann doch eher limitierten Offensiv-Möglichkeiten mussten die Hamburger ihr Glück erzwingen – nach einer der zahlreichen Vorstöße konnte ein Schöninger Verteidiger eine Flanke nur mit der Hand abwehren und der Außenseiter verwandelte den fälligen Elfmeter zum 1:0. In Hamburg kam Heide nicht über eine 0:0 hinaus. Und da das Spiel in Verden 10 Minuten später angepfiffen wurde, musste Altona das Ergebnis am Ende nur noch über die Zeit bringen.
Was für eine Party im Gästeblock! Nun war das ganze Stadion ein einziger Jahrmarkt der Gefühle. Beflügelt von dem Zieleinlauf lösten sich bei Fans und Kickern alle Fesseln und mit dem 2:0 kurz vor dem Ende war geschafft, woran eigentlich niemand mehr so richtig geglaubt hatte: Altona spielt in der neuen Saison Regionalliga! Dann sicherlich wieder vor einer vierstelligen Kulisse, wobei man am Mittwoch gesehen hat, dass auch 200 Fans das Fass zum Überlaufen bringen können. (mm)
Hoch im Norden weht ein rauer Wind, hoch im Norden erfreut sich jedes Kind über die BILDERBUCHBUDE DER WOCHE (52) aus Oslo! Im wunderschönen Bislett-Stadion sprinten nicht nur die schnellsten Menschen der Welt in der Diamond League, sondern auch die Akteure vom norwegischen Traditionsverein Lyn 1896 FK. Dieser ging vor 15 Jahren Bankrott und arbeitet sich nun wieder Stück für Stück hoch. Aktuell spielen sie in der zweiten Liga und tragen ihre Heimspiele in dieser norwegischen Perle aus.
29.05.2025 Bislett-Stadion Lyn 1896 FK – Mjøndalen IF – 1:3
01.06.2025 Relegation zur 1. ČFL Stadion Juliska Zuschauer: 5.753
PRAG – Frühsommerzeit ist Tschechien-Zeit! Alljährlich heißt es immer wieder bei vielen Groundhoppern, sobald das Quecksilber die 20 Grad übersteigt: Ab ins Nachbarland und bei Pivo und Klobása, Becherovka und Bramborák das Leben in den historischen Grounds genießen. Ganz klar, dass sich auch die Redaktion diesem Groundhopping-Paradies nicht entziehen kann. Und so wurden sich aus einer Vielzahl an Spielen ein paar unterklassige Perlen zwischen Prag und Pilsen herausgepickt.
Sportlich verortete man das Wochenende in der tschechischen Kreisliga, hatten die Profi-Ligen die Saison doch schon regulär beendet. Nicht schlimm, bei den Vorzügen in diesem Land. Am Sonntag jedoch, hielt man sich den Spielplan noch offen. Irgendwie einen Vormittagskick mit einem Spiel in Thüringen kombinieren, um ausnahmsweise schon früh am Abend wieder in Schwechheim aufzuschlagen, lautete det Plan. Daraus wurde natürlich nichts. Erst am Vorabend fiel im Matchkalender das Rückspiel in der Relegation um den letzten Platz in der höchsten tschechischen Liga auf. Das 0:0 im Hinspiel diente als Vorbote für ein spannendes Rückspiel und da das „Stadion Juliska“ beim betreffenden Redakteur noch ohne Kreuz versehen war, fiel die Entscheidung ganz schnell.
Morgens um 10:15 Uhr hieß der erste Halt zunächst mal Meteor im VIII. Prager Bezirk. Auch die alte Holztribüne dort in der vierten Liga ist wirklich wärmstens zum empfehlen. Nach dem 4:0-Sieg der Hausherren ging es mit mehreren Stunden Puffer im Gepäck schließlich zum Traditionsverein ins „Juliska“. Tradition ist das richtige Stichwort. Ein Blick in die Vereinshistorie nötigt wirklich Respekt ab. Vor allem in den 1960er-Jahren bekam die Titelvitrine ordentlich Zuwachs und der Armeesportklub feierte in der ehemaligen Tschechoslowakei eine Meisterschaft nach der nächsten. Auch im Europapokal kratzten die Prager mehrere Male am Endspiel. Auf dem Weg zum legendären Landemeister-Sieg von Celtic Glasgow 1967, hieß der Gegner im Halbfinale: Dukla Prag. 12 Jahre später besiegten die Tschechen im Achtelfinale des UEFA-Cups den VfB Stuttgart sensationell mit 4:0, nachdem das Hinspiel im Neckarstadion noch mit 1:4 in die Hose gegangen war. 1962 stand die Tschechoslowakei im WM-Finale gegen Brasilien – im Kader ein halbes Dutzend Dukla-Spieler, darunter Josef Masopust, Europas Fußballer des Jahres.
Und so hätte es immer weitergehen können. Bis 1989 die Berliner Mauer fiel. Mit der Auflösung der Tschechoslowakei fiel der Träger des Vereins weg – die Armee. Der Klub geriet in die Fänge windiger Investoren und streng genommen, lebt das damalige Dukla seit Ende der 1990er-Jahre beim 1.FK Příbram weiter. Mit dem Verein aus der Kleinstadt fusionierte die „Lizenzspielermannschaft“ 1996 aus Geldnot, während sich die Jugendabteilung unter dem alten Namen selbstständig machte und Jahre später ebenfalls in Folge mehrerer Fusionen wieder in der zweite Liga landete. Alles was Dukla aus der erfolgreichen, sozialistischen Zeit geblieben ist: Der Spielort im Nordwesten der Stadt. Das Stadion gehört bis heute dem Verteidigungsministerium der Tschechischen Republik. Mittlerweile ist man zu einer Fahrstuhlmannschaft mutiert. Beide Vereine berufen sich übrigens auf die legendäre Dukla-Historie. Rein rechtlich gehören die alten Meisterschaften Příbram. Aber entscheidet selbst.
Zurück ins Hier und Jetzt. Die Realität heißt Vyškov. Eine 20.000-Einwohnerstadt im Brünner Bergland und der absolute Außenseiter in dieser Relegation. Während Dukla loslegte wie die Feuerwehr, hielten sich die Gäste zunächst bedeckt. Auf einem Handzettel hatte man was von einer Dukla-Choreo entdeckt, also wurde sich vorsichtshalber auf der Gegengerade postiert. Und tatsächlich passierte nach etwa 20 Minuten was. Mit Blockfahne und Rauchtöpfen wurde Trainerlegende Petr Rada gedankt und gehuldigt. Ganz okay für eine unorganisierte Fanszene, die sich fast ausschließlich aus Vätern und ihren Kindern zusammensetzt. Aus Vyškov waren etwa 50 Leute mitgekommen. Da kann man sich jetzt drüber lustig machen. Aber hinter der Zaunfahne wurde fast durchgängig supportet, das war für tschechische Verhältnisse sogar ganz okay. Und – unglaublich: Nach einem der wenigen Konter und einem Torwartfehler gingen die Gäste mit dem Schlusspfiff der ersten Hälfte in Führung.
Zur zweiten Halbzeit wechselte man auf die riesige Tribüne des Stadions. Das Ding ist wirklich ein Kontrast zu der Umgebung und super steil. Einfach nur geil und bei diesem Anblick fragt man sich unweigerlich, weshalb die Architekten der neuesten Generation immer wieder auf solche Effekte bei ihren Einheitsarenen verzichten. Es war klar, dass Dukla sich in der zweiten Halbzeit nicht geschlagen gibt. Viele Chancen wurden fahrlässig vergeben, doch nach rund 65 Minuten nagelte ein Spieler mit dem schönen Namen Kevin-Prince Milla den Ball unter die Latte. Der Gastgeber hätte das Spiel gerne in der regulären Spielzeit entschieden, am Ende war zu wenig Benzin im Tank. Von Vyškov in der Verlängerung zu berichten, wäre an dieser Stelle sinnlos.
Die Tendenz im Elfmeterschießen war nach den einseitigen 120 Minuten klar. Gleich der erste Elfer von den Gästen landete in den Wolken. Am Ende reichte es für die Prager zum knappen Sieg vom Punkt und das große Dukla geht nächste Saison wieder in der tschechischen Eliteklasse auf Punktejagd. Dann wird die Geschichte weitergeschrieben. (mm)
RHEINE – Nachdem ich am letzten Tag im Mai relativ spät aus Niedersachsen zurückgekehrt war, entschied ich mich am ersten Tag im Juni für eine risikoreichere Bahnverbindung: eine Stunde später als ursprünglich geplant. Die Bummelbahn lieferte allerdings einwandfrei und so war ich etwa 40 Minuten vor Anpfiff am Bahnhof Rheine und musste nicht auf den geplanten U19 Kick verzichten. Das war auch gut so, denn der Fußballplatz am Ohner Damm überzeugte mit bewachsenen Stufen.
Beim Blick auf das Handy entdeckte ich dann, dass mein Akku nur noch 7% Ladung hatte. Also Ladekabel raus holen und “charge”. Doch leider war keine Spur vom Ladekabel. Somit wurden mehrere Zuschauer, Betreuer und Spieler angesprochen. Doch niemand hatte zufällig eines dabei. Glücklicherweise befand sich aber eine Gaststätte direkt am Ground, wo mir dann geholfen wurde. Also Handy mit dem Kabel an die Powerbank anschließen, die obligatorische Foto Runde drehen, das Handy einfach laden lassen und schauen, wie die U19 von Rheine ihren Gast mit 4:2 besiegt.
Nach dem Spiel wurde dann das Ladekabel zurückgegeben und es ging 45 Minuten zu Fuß zur Obi Arena. Schnell noch eine Mantaplatte essen und wenig später befand ich mich schon im Ground. Und auch die Gästefans aus Lippstadt betraten das Stadion. Natürlich über den Gästeeingang. Offenbar war die Fanszene aus Lippstadt aber wenig begeistert von ihren Plätzen gewesen und spazierte einmal über das Spielfeld hinüber zur überdachten Tribüne hinter dem Tor.
Und was dort passierte, war die absolute Leidenschaft. Trotz sportlichen Defiziten der eigenen Mannschaft auf dem Rasen unterstützen die Fans ihr Team bedingungslos, laut und mit richtig gutem Liedgut. Zwischendurch wurden vereinzelte Fackeln angerissen und Rauch gezündet. Ein sehr gelungener Auftritt. Die 0:3 Niederlage ihrer Mannschaft schien den mitgereisten Fans fast genauso wenig zu interessieren wie mir selbst. Höchst zufrieden trat ich also die Heimreise nach Schwechheim an. (fj)
ÓLAFSFJÖRÐUR – Ein Bericht aus Island kommt nicht alle Tage. Einige Leser werden sich sicherlich fragen, wie sowas nur zustande kommt. Das letzte Wochenende im Mai wurde durch den Feiertag im deutschen Raum zusätzlich attraktiv gestaltet. Die Flugverbindungen ließen viel Spielraum für eine Tour. Das Land beziehungsweise die Insel bot sich mit einer Verbindung der Airline “Fly Play” an. Vom Flughafen Berlin-Brandenburg kann man direkt in die Hauptstadt Reykjavik fliegen. Eingerechnet mit dem “Feiertagszuschlag” meiner Meinung nach dauerhaft für einen fairen Kurs. So hieß es also fast 4 Tage Aufenthalt auf Island, 6 Spiele und viel Verpflegung aus dem Rucksack.
Da der Mietwagen nicht gerade billig war, reiste die dreiköpfige Gruppe ein paar Kilometer auf dieser wunderschönen Insel ab. Von Reykjavik sollte es in den hohen Norden gehen. Die Stadt Akureyri bot sich als Ziel an. Nachdem am Freitag bereits ein Spiel vom ortsansässigen Verein begutachtet wurde, ging es am Samstag weiter auf Tour. Wir starteten morgens mit einem phänomenalen Wasserfall, der Weg führte fast 40 Kilometer über eine astreine Schotterpiste. Der ausgeliehene Kia Picanto lieferte immense Arbeit ab. Der Ausblick ist unbezahlbar, frei von Touristen und anderen umherlaufenden Menschen. An dieser Stelle empfehle ich den Blick auf das Postkartenmotiv der Woche. Im besten Fall besucht ihr diesen schönen Fleck Erde einfach selbst: Aldeyjarfoss.
Nach dem üblichen Kulturprogramm wurde es für die Reisegruppe Zeit, den richtigen Weg einzuschlagen. Zurück vom Wasserfall über Akureyri, wo sich aktuell der einzige Tunnel auf Island befindet, der mautpflichtig ist. Spartipp: 10 Minuten Umweg, um sich diese Kosten zu sparen. Google Maps hilft euch dabei sehr vorbildlich. Grandiose Arbeit der ganzen Auto Besatzung. Neben den Kosten des Mietwagens liegt der aktuelle Benzinpreis auf Island bei umgerechnet 2,10€/Liter. Da kann man sich die Kosten für den Tunnel durchaus mal sparen.
In der Stadt des aktuellen Drittligisten war heute der Tag der Matrosen. In der kleinen Innenstadt wurde das Matrosen-Fest gefeiert. Die ersten Sympathiepunkte waren gesichert, die Kleinstadt überzeugte voll und ganz. Nach einem köstlichen Hot Dog und Kaffee rückte der Anstoß immer näher. Das Auto geparkt und nur noch schnell die Toilette des angrenzenden Campingplatzes aufgesucht. Auf dem Weg dorthin eine riesige Überraschung, die ich mir vorher nicht hätte ausmalen können. Erspähte ich wirklich auf dem Weg zur Toilette eine Infotafel mit Bild von der Choreo im Derby 2009 vom HSV gegen Werder? Die Notdurft war vergessen. Was war der Grund?
Im Jahr 1997 spielte tatsächlich der Herzensverein hier in Ólafsfjörður. Im UEFA Intertoto Cup durfte die Mannschaft damals nach Island reisen. Man kann einfach nicht alles wissen, diese Wissenslücke katapultierte mich wahrscheinlich zum glücklichsten Menschen auf Island. Ein weiterer bespielter Ground der Rothosen, der besucht wurde und dazu noch mega unerwartet. Die Infotafeln wurden weiter bestaunt und mit dieser guten Nachricht ging es zurück zur Reisegruppe.
Heutzutage ist es fast undenkbar, dass so ein Spiel gegen einen großen Verein auf dem heimischen Sportplatz ausgetragen wird. Zudem ist der Hamburger SV natürlich trotz Aufstieg weit entfernt vom europäischen Geschäft. Auf dem Fußballfeld wurde heute das erste Mal im laufenden Jahr gespielt. Bei den Spielen zuvor wich der Verein nach Dalvik aus. Dieser Platz besteht zwar aus Kunstrasen, aber bei diesen Wetterverhältnissen auf Island definitiv nachvollziehbar. Der grüne Rasen mit braunen Stellen zeigte viele Schwachstellen, das Spiel wurde Gott sei Dank trotzdem gespielt.
Die Auswärtsmannschaft reiste nur mit 11 Spielern an, in der zweiten Halbzeit wechselte sich der Trainer selbst ein. Das Spielniveau war insgesamt viel besser als erwartet, natürlich kann man es nicht vergleichen mit einem Oberliga-Spiel in heimischen Gefilden. Es hat mir und den Reisepartnern definitiv eine Menge Spaß gebracht. Die Blicke während des Kicks, umrundeten das Spielfeld oft zu der schönen Aussicht auf die Berge oder auf den See. Einfach herrlich, so muss Amateurfußball sein!
Nach dem Abpfiff fuhren wir noch die restlichen knapp 5 Stunden zurück in den Vorort von Reykjavik. Revisit in derselben Unterkunft wie zwei Tage zuvor. Durch die malerische Landschaft an der Küste fiel das Autofahren sehr leicht. Den Podcast mit der Teilnahme von Rudi Cerne empfehle ich jedem gerne erneut. Der zweite Tag nacheinander mit mindestens neun Stunden Autofahrt. Einfach geil und Urlaub! Der nächste persönliche Rekord wurde geknackt. In der gesamten Mietdauer von knapp 4 Tagen wurden 1.795 Kilometer zurückgelegt. Neuer Mietwagen Rekord für mich. Eins bleibt zu sagen, Island, ich komme irgendwann wieder! (tp)
28.05.25 Conference League, Finale Tarczyński Arena Zuschauer: 39.754
BRESLAU – Der Mai ist im Vereinsfußball der Monat der Wahrheit. Entscheidungen über Aufstieg, Abstieg, Meisterschaften und Pokalsiege von der Kreisklasse bis zur Champions League. Nach dem Pokalfinale in Berlin und der Relegation in Braunschweig bildete für mich das Endspiel in der Conference League den Abschluss.
In der UEFA-Lotterie hatte ich Glück und ergatterte ein Ticket. Schnell den Flixbus von Schwechheim nach Breslau und eine günstige Übernachtung gebucht. Es lief schon fast wieder zu gut…
Ein paar Tage später fiel der Unterkunft jedoch auf, dass ja Finale ist und stornierte die Buchung. Angeblicher Preisfehler und für 200 Euro Aufpreis könnte ich die Butze behalten. Absolute Frechheit und keine Option. Ich zog meine Rückfahrt ein paar Stunden vor und buchte das Hotel Flixbus.
Um wenigstens in der Nacht zuvor ein bisschen Schlaf zu bekommen, buchte ich für die Hinfahrt statt den Bus einen späten Zug. So verpasste ich auch, wie sich die Fans von Chelsea und Betis in der Innenstadt ein gutes Spiel wünschten.
Sei es drum. Wichtig war erst einmal, rechtzeitig in Schlesien anzukommen. Was auch gelang. Schnell noch was gegessen und mit ein paar Dosen Lech bewaffnet nahm ich die Bahn zum Stadion. Schon skurril, dass in dieser Hütte ab Sommer ein Zweitligist kickt.
Ich gebe zu, dass ich nicht der größte England-Fan bin. Bereits der Auflauf vorm Einlass zeigte, wer hier in der Überzahl war. Wegen der Action in der Innenstadt war natürlich in der Schwebe, ob bei Betis alle rein dürfen. Aber die Zaunfahnen von Gol Sur hingen, Schwenker waren drin und kurze Zeit später wurde auch die Blockfahne hereingetragen. Top!
Wie erwartet übernahmen die Andalusier akustisch das Kommando und sangen sich ein. Das „BETIS“ vor Anpfiff kam schon brachial rüber. Dazu gab es eine Blockfahne mit einem König, der neben dem Schwert das Vereinswappen als Insignien trug.
Auf der Gegenseite hatte der Verein Fähnchen verteilt (auch bei den Spaniern, so fair muss man sein) und es wurde eine kleine Blockfahne plus Spruchband gezeigt (mutmaßlich auch von Verein gesponsert).
Auch auf dem Platz ergriffen die Verdiblancos von Beginn an die Initiative und legten eine flotte Sohle aufs Parkett. Gleich mit der ersten Chance traf Ezzalzouli nach Vorarbeit von Isco zum 1:0. Kollektives Ausrasten bei den Béticos, die anschließend nochmal an der Lautstärke drehten. Die Blues dagegen verhalten und in vielen Aktionen ungenau.
Bis zur Pause machten die Spanier ein wirklich gutes Spiel. Komischerweise wechselte Pellegrini den Torschützen und Aktivposten kurz nach dem Seitenwechsel aus und danach ging offensiv fast nichts mehr.
Dafür erhöhte Chelsea das Tempo. In der 65. Minute flankte Palmer unbedrängt ins Zentrum, wo Fernandez sich nicht zweimal bitten ließ. Nur fünf Minuten später bereitete Palmer das 1:2 vor. Nach dem Motto „You only sing when you’re winning“ machten sich die Chelsea-Fans endlich mal lautstark bemerkbar.
Spätestens mit dem 1:3 durch den Ex-Dortmunder Sancho hatte es sich für Betis ausgetanzt. Schade. Chelsea krallte sich damit als erster Verein alle drei großen europäischen Titel. Ich zog mir noch die Siegerehrung rein und begab mich zur Bahnhofskneipe, wo ich bei gezapftem Żywiec die Zeit bis zur Abfahrt totschlug. (hr)
HAUGESUND — Am Sonntag ging es über die Landstraße und per Fähre nach Haugesund. Unser ständiger Begleiter war der Regen. Um 13 Uhr schauten wir beim ehemaligen Erstligisten Vard Haugesund vorbei und guckten uns das 4:4 im strömenden Regen an. Da es nicht aufhörte zu schütten, fiel das geplante Sightseeing Programm ins Wasser. Rechtzeitig ging es daher zur Sparebank Arena und siehe da, es hörte auf zu regnen, als wir das Stadion betraten. Ein Gruß von oben?
Während wir den Anpfiff herbei sehnten, füllte sich der Gästebereich immer weiter. Gegenüber im Fanblock von Haugesund passierte lange nichts. Zum Anpfiff überraschten uns die Heimfans tatsächlich mit ein paar bengalischen Lichter. Die Gäste hingegen präsentierten uns eine Choreographie aus Fahnen, Banner und ein nettes Lichtlein. Über den gesamten Verlauf waren die Gäste optisch und soundtechnisch überlegen. Das war schon ein starker Auftritt, wenn man bedenkt, dass das Derby am Sonntag um 19.15 Uhr angepfiffen wurde und sie noch drei Stunden nach Hause fahren müssen.
Auch auf dem Platz spielte fast nur der Gast. Haugesund, seinerseits Tabellenletzter, zeigte uns, warum sie in der Tabelle ganz unten stehen. Über 90 Minuten spielte das Team ohne wirklichen Plan nach vorne. 1-2 Chancen konnten sie generieren, aber das reichte gegen clevere Spieler vom SK Brann nicht aus. Die konnten nach 60 Minuten den verdienten Führungstreffer erzielen. Kurz vor Schluss machten sie dann nach einem Konter den Deckel drauf. Ein verdienter Derbysieg!
Gefeiert wurde der Sieg auf einer kleinen Tribüne hinterm Tor. Dahinter befindet sich ein Wohnhaus, wo die Balkone gut gefüllt waren. Einen besseren Platz kann man fürs Heimspiel nicht haben. Die Heimfans stehen gegenüber, nur leider war die Tribüne bei dem Derby nur halbvoll. Der Rest verteilt sich auf den beiden Längsseiten. Warum der Verein auf seiner Website von „Es sind schon viele Tickets verkauft” berichtet hat, ist mir schleierhaft. Denn hier war für ein Derby definitiv ein bisschen zu viel Platz.
Trotzdem können wir nicht meckern, wir haben ein schönes Derby mit einem gut aufgelegten Gästemob gesehen, hatten während des Spiels Glück mit dem Wetter und parkten ganz in der Nähe vom Ground. Nach dem Spiel wollte ich mir gerne noch was Warmes zu Essen holen, aber um 21.30 Uhr kriegt man am Sonntag im “Kaff” Haugesund nicht mal mehr an der Tanke eine Pølser. Gut, das wir vom Vortag noch ein paar Köstlichkeiten aus der Too Good to Go Tüte hatten. (mb & jb)
Guten Morgen zur Bilderbuchbude der Woche (51) Das schöne Hermann- Löns- Stadion in Paderborn, benannt nach der benachbarten Straße, war einst die Heimat des SC Paderborn. 2004 verpfiff hier Hoyzer den Hamburger SV im DFB Pokal. Heute wird der 12.000 Plätzr fassende Ground für Footballspiele genutzt und eben vom SC Aleviten Paderborn in der Fußball-Kreisliga. Das Highlight des Stadions ist sicherlich die überdachte Tribüne.
29.05.2025 Hermann- Löns- Stadion SC Aleviten Paderborn – BV Bad Lippspringe IV – 3:1
27.05.2025 Relegation zur 2. Bundesliga Eintracht-Stadion Zuschauer: 21.084
BRAUNSCHWEIG – Während es in der Relegation zur Bundesliga zum absoluten Newby-Duell zwischen Elversberg und Heidenheim kam, wurde für den letzten Platz in der 2. Bundesliga die Uhr auf 1963 zurückgestellt. Bereits am 3. Spieltag der allerersten Bundesliga-Saison trafen diese beiden Teams in Saarbrücken aufeinander. Die Partie endete am 7. September 1963 mit einem 2:2. Und wie sollte es anders sein: Saarbrücken stieg am Ende der Spielzeit ab. Ähnliche Vorzeichen nun also 62 Jahre später, auch wenn sich seitdem eine Menge getan hat.
Da die Strecke Schwechheim-Braunschweig in gut 2 Stunden zu absolvieren ist, entsendete man einfach mal eine Anfrage nach einem Ticket in die Löwenstadt und hatte Glück, dass sogar zwei Redakteure mit Eintrittskarten ausgestattet wurden. Braunschweig ist immer ein gutes Pflaster und so fand man sich schließlich anderthalb Stunden vor dem Anpfiff in der Guntherstraße wieder, wo im Herzen des Siegfriedviertels vor den BTSV-Spielen das Leben pulsiert. Die örtlichen Spätis und Kioske erhöhten noch schnell die Preise für die beliebte Wolters-Knolle von 1€ auf anderthalb Taler und schon konnte der Spaß losgehen. Jeder rechnete nach dem Hinspiel mit dem Klassenerhalt, dementsprechend wurde ordentlich „Wolti“ auf Vorrat gezapft.
Im Stadion auf den Rängen dann beide Seiten zunächst sehr bemüht, aber – ähnlich wie auf dem Rasen – ohne die große Durchschlagskraft. Bei Braunschweig zog sich ein Spruchband um die Kurve auf dem vielsagend stand: „Triumph und Tränen haben uns zusammengeschweißt“, dazu präsentierte die Südkurve eine gelb-blaue Zettelchoreo. Die wissen schon, wie sie die Gegebenheiten in dem eiförmigen Stadion nutzen können. Gegenüber gab die Choreo der Gäste etwas Rätsel auf. „Geduld in manchen Dingen“ war zu lesen. Immerhin wurde munter gefackelt. Mit zunehmender Spieldauer konnte man den Intro-Spruch der Saarbrücker nachvollziehen. Geduld musste man mit dieser doch eher limitierten Elf mitbringen. Die höherklassigen Braunschweiger gaben den Takt vor. Aber die zwei Tore aus dem Hinspiel wirkten sich aus. Es fehlte die letzte Konsequenz in Führung zu gehen.
Däumchen drehend dümpelt der Kick eine Stunde dahin, bis ein Handelfmeter für Saarbrücken die Wende einläutet. Den Rest hat sicher jeder vor den TV-Empfangsgeräten mitbekommen. Ausgerechnet Kai Brünker mit dem Tor für die Verlängerung und schon wurde der Spieß wieder umgedreht: Braunschweig nun mit einem Sturmlauf, viel Krampf und Schweiß und einem erzwungenen Tor Sekunden vor dem Seitenwechsel der Verlängerung, welches die Hamburger Straße zum Beben bringt. Nun erweckt auch Gästetrainer Alois Schwartz zum Leben, weil die Nachspielzeit um ein paar Sekunden überschritten wurde spielen er und seine Kollegen sich auf, nachdem der Gästetrainer 115 Minuten müde und verschlafen mit den Händen in der Hosentasche einen ratlosen Eindruck in seiner Coachingzone verbreitete. Dieser „Impuls“ von der Seitenlinie sorgt für den zweiten Platzverweis des Abends. Nachdem Calogero Rizzuto in der 90. Minute zum Duschen geschickt wurde, verbannt Schiedsrichter Tobias Stieler nun den Co-Trainer von Schwartz auf die Tribüne.
Es entwickelt sich ein Relegationsspiel, wie man sich es immer wieder ausmalt. Peitschender Regen prasselt unaufhörlich auf das Blechdach des Stadions, der Zeiger auf der Uhr nähert sich der Tagesgrenze, alle Zuschauer stehen von ihren Sitzen auf. Jedes Jahr dasselbe, aber davon wird man einfach nicht satt. Ein wahrer Fußball-Krimi an der Hamburger Straße und noch weiß niemand wer der Mörder sein wird. Die Gäste drücken auf das nächste Tor, wachsen in Unterzahl über sich hinaus, scheitern an einem glänzend aufgelegten Torwart mit dem schönen Namen Ron-Thorben Hoffmann. Der Stich ins Herz und das abrupte Ende der Show dann natürlich durch Ryan Phillippe, der vor einem Wechsel zu Mainz 05 steht und an dem sich an diesem Abend die Geister scheiden. Sein großes Talent wirkt tatsächlich irgendwie gehemmt in diesem Spiel. Es ist ein Ende wie es im Drehbuch steht, in diesem Krimi mit Überlänge, in dem Triumph und Tragödie sich Auge in Auge gegenüberstanden und Tor um Tor der Geschichte immer wieder einen anderen Ausgang gab.
Naja, wollen wir mal nicht zu philosophisch werden. So sehr die Saarländer nun die Legende vom gebeutelten Drittligisten bemühen, eine halbe Stunde Power-Fußball reicht jedenfalls nicht aus für den Sprung in die 2. Bundesliga. Bei allen Emotionen muss man eben auch festhalten, dass sich in zwei solcher Spiele über mindestens 180 Minuten vermutlich fast immer die bessere Mannschaft durchsetzt und das war – summa summarum – der Zweitligist aus Braunschweig. In der Bundesliga-Premieren-Saison 1963/64 war das ähnlich, denn die Rückrunden-Begegnung im März 1964 gewann die Eintracht mit 3:1, so dass nach Hin- und Rückspiel ein Zwei-Tore-Vorsprung für Braunschweig in der Statistik stand. Tradition since 1963. (mm)
24.05.2025 DFB-Pokalfinale Olympiastadion Berlin Zuschauer: 74.036
BERLIN – Wenn es um ein großes Finale geht, werden schnell die Superlative rausgeholt. Ein „Jahrhundertspiel“, die „Riesenchance auf den Pott“ und so weiter und so fort. Am Samstag durfte man das allerdings mit gutem Gewissen behaupten. Auf dem Weg nach Berlin schaltete die Arminia aus Bielefeld vier Bundesligisten aus und auch meine Sympathien galten dem Außenseiter. Die Fans vom VfB Stuttgart auf der anderen Seite hofften, „nach all der Scheiße“ in den Jahren zuvor die Saison mit Champions-League-Teilnahme und dem Pokalsieg zu krönen.
Für mich und Kollege „mm“ stand im Vorfeld recht schnell fest, auch ohne Karte in die Hauptstadt zu fahren. Getreu dem Motto „irgendwie klappt es ja immer“ bestieg ich morgens in Schwechheim die Bahn. Der Zug rollte fast auf die Minute pünktlich in Berlin ein. Ein gutes Omen?
Vor dem Kracher am Abend zogen wir uns Sparta Lichtenberg in der Oberliga sowie den Bezirksligisten Friedrichshagener SV rein. Eine gute Wahl, denn in entspannter Atmosphäre trafen wir noch auf ein paar bekannte Gesichter und verquatschten mehr oder weniger beide Spiele bei guter Verpflegung. Immer wieder Daumen hoch für den Amateurfußball!
Etwa zwei Stunden vorm Anpfiff trafen wir beim Olympiastadion ein. Bewaffnet mit Pappschildern teilten wir uns auf, aber wie befürchtet gab der Schwarzmarkt quasi nichts her bzw. absolute Mondpreise. Erst ganz kurz vor Anpfiff hatte ich dann doch Riesenglück und ergatterte ein Ticket, während „mm“ leider leer ausging. Ich verpasste die ersten Minuten und somit die Choreos. Konnte ich aber verschmerzen und war einfach nur froh, überhaupt reingekommen zu sein.
Die tapferen Arminen stellten sich auf dem Platz und auf den Rängen den überlegenen Stuttgartern entgegen und belohnten sich fast mit dem 1:0, aber Bazee setzte den Ball an die Latte. Es folgte der fast übliche Ablauf aus dem Fußballdrehbuch. Nach dem Führungstreffer durch Woltemade nutzte der Erstligist weitere Fehler gnadenlos aus und entschied mit drei Toren nach einer halben Stunde quasi das Spiel.
Die VfB-Fans in der Ostkurve drehten natürlich komplett am Rad und hatten das Olympiastadion spätestens nach dem 0:1 stimmungstechnisch fest im Griff. Dazu ploppten immer wieder dutzende Fackeln auf und der Stadionsprecher kam mit seinen Durchsagen nicht mehr hinterher.
Zur zweiten Halbzeit brannte es erneut lichterloh auf Stuttgarter Seite hinter einem überdimensionierten Schal, auf dem schon der Pokalsieg verkündet wurde. Auf dem Platz ließen die Schwaben wenig anbrennen und machten mit dem vierten Tor durch den überragenden Millot alles klar.
Die zwei Treffer von Bielefeld waren im Journalisten-Jargon „Ergebniskosmetik“, ließen die Kurve hinter dem Marathontor aber nochmal beben und ein brachiales „Ostwestfalen“ schepperte durch das Rund. Größten Respekt deshalb für die sportliche Leistung und auch den Support, der trotz Unterlegenheit nie abebbte. Auch mit Blick auf die 100.000 Fans in Berlin und die Riesenbegeisterung vor dem Spiel sagen wir vom Landboten: Bielefeld gibt es doch! (hr)
24.05.2025 Eliteserien Bryne stadion Zuschauer: 2.329
BRYNE — Im Jahre 2021 war ich ca. 10 Stunden in Oslo und habe da den Länderpunkt Norwegen gemacht. Die Statistik fand ich ein bisschen erbärmlich, daher musste es dringend nochmal nach Norwegen gehen, um Norge in seiner vollen Pracht zu erleben. Somit ging es am Freitag mit der Fähre von Hirtshals, Dänemark, nach Kristiansand. Von dort fuhren wir rund drei Stunden nach Stavanger und genossen dort am Abend eine preiswerte Mahlzeit. Am Vormittag bestiegen wir in Sneakers und Alltagskleidung den Dalsnuten und genossen den Blick von oben. Wanderkleidung ist für Amateure! Danach fotografierten wir in Stavanger noch ein paar Spots und fuhren Richtung Bryne.
Für faire 21 Euro kauften wir uns im Vorfeld ein Ticket für das Spiel des Tages. Wir stellten unser Auto kostenfrei in Stadionnähe ab und enterten die Baustelle “Bryne stadion”. Auf den relativ engen Sitzplätzen nahmen wir Platz und blickten rechts auf eine kleine heimische Fanszene, die mit ein paar Fahnen ihre Spieler begrüßte. Gegenüber zündete der Gast aus Fredrikstad ein paar Bengalos, die gegen den Wind ankämpften mussten. Während die Lads aus dem Süden ihre Lichter auf den Boden legten, klingelte es auch schon im Netz. Nach 22 Sekunden ging der Aufsteiger in Führung. Kurze Zeit später konnten die Nachfahren von Erling Haaland auch das 2:0 erzielen. Die Gäste schlugen aber noch in der ersten Hälfte per Doppelpack zu. In der Halbzeit gingen wir in den Fanshop und dort sahen wir ein Langarmshirt für 150 norwegische Kronen. Das macht etwas mehr als 13 Euro. Dies kam direkt in die Tasche und mit einer Cola im Gepäck für knapp drei Euro ging es zurück auf die Plätze. Wir hätten uns auch noch sämtliche Haaland Artikel kaufen können, denn der Sohn dieser Stadt ist der ganze Stolz. Erling ist hier geboren, traf für die erste Mannschaft aber nicht einmal. Man muss aber auch erwähnen, dass er damals 15 Jahre alt war. Nach rund 70 Minuten gab es dann auf der Heimseite Grund zur Freude. Durch einen Doppelpack entschieden sie das Spiel. Fredrikstad konnte zwar noch den Anschlusstreffer machen, aber am Ende blieben die Punkte auf der Baustelle.
Die Haupttribüne erinnert einen auch stark an sämtliche Stands aus Schottland oder aus der englischen League Two. Gegenüber nehmen die Gäste und weitere einheimische auf ein paar Stufen Platz. Mehr gibt es hier noch nicht zu sehen. Abwarten, was hier noch passiert. (mb)
24.05.2025 Landespokal Schleswig-Holstein, Finale Stadion an der Lohmühle Zuschauer: 5.893
LÜBECK – Mein erster Besuch an der Lohmühle ist fast 16 Jahre her. Damals kegelte der VfB den FSV Mainz 05 aus der ersten Runde des DFB-Pokals. Für meinen zehnten Abstecher in die Marzipanstadt entschied ich mich spontan, weil der Samstag noch vollkommen offen war und ich Lust auf etwas Entspanntes in der Nähe von Schwechheim hatte.
Somit machte ich mich mit der Bummelbahn auf den Weg in die schöne Hansestadt an der Trave. Die knapp 1000 Gästefans waren dagegen mit zahlreichen Bussen aus Kaltenkirchen angereist. Für sie stand das Spiel des Jahres an und das merkte man auch im Stadion. Zum Intro gab es eine kleine Choreo mit weißen und roten Fahnen.
Natürlich hatte auch die Pappelkurve etwas vorbereitet: “GEWEINT UND GELACHT, HAST UNS ZUM TRÄUMEN GEBRACHT” war als Spruch am Zaun zu lesen. Dazu wurden grüne Pappen hochgehalten. Außerdem wurde ein VfB-Fan mit seinen größten Träumen in Form von zwei Gedankenblasen abgebildet. Offensichtlich träumte er vom Endspiel im DFB-Pokal und der Teilnahme am Europapokal.
Doch um diese Träume zu realisieren musste man den Landespokal gegen den Underdog vom Kaltenkirchener TS gewinnen. Gesagt-getan! Lübeck war über weite Strecken die aktivere Mannschaft und führte bereits zur Halbzeit mit 2:0. Spannung kehrte zwar in der 75. Minute zurück, als Rerop den Anschlusstreffer erzielen konnte. Am Ende brachten die Gastgeber das Ergebnis von 2:1 aber über die Zeit und konnten zum 18. Mal den Pott erobern. Herzlichen Glückwunsch also an den VfB. Damit kann nun in der ersten DFB-Pokalrunde der nächste Schritt gemacht werden, um die Fanträume zu realisieren. (fj)
Guten Morgen zur Jubiläumsausgabe der BILDERBUCHBUDE DER WOCHE (50) Das schöne Rosenaustadion ist die Heimat der FCA-Amateure und von Schwaben Augsburg. Lange stand die Perle auf unserer Liste und endlich konnte der ehemalige Ground der ersten Mannschaft des FC Augsburg gekreuzt werden. Glücklicherweise steht das Stadion seit 2014 unter Denkmalschutz, so dass uns dieser nostalgische Ground weiter erhalten bleibt.
17.05.2025 Rosenaustadion TSV Schwaben Augsburg – FC Bayern München II – 1:1
03.05.2025 III. Liga Západ Slowakei Stadion Sereď Zuschauer: 425
SEREĎ – Drittliga-Derby im Hinterland von Bratislava. Im verschlafenen Sereď, etwa eine Stunde von der Hauptstadt entfernt, war richtig was los. In der dritten Liga West empfing die Heimelf aus der 15.000-Einwohner-Stadt die Truppe aus dem Nachbarort Galanta.
Aufstiegshoffnung traf auf Abstiegsangst, in dem kleinen Stadion von Sereď, das durch eine verrostete Tribüne auffällt und in dem die alte Anzeigetafel irgendwie verrät, welchem Blockstaat das Land jahrelang die Treue hielt. Die Preisinfo am Essensstand verrät unweigerlich die neue Zugehörigkeit: 5€ für Cigánska im Brötchen. Nach dem Kauf ist man nicht nur um ein Scheinchen ärmer, es bahnt sich auch beißender Knoblauchgeruch den Weg durch die Hautporen. Gesalzene Preise in der West-Slowakei. Früher war das besser, die Preispolitik ist aber auch alles, was sich in diesem Landstrich groß weiterentwickelt hat. Zumindest beim Fußball ist die Zeit stehen geblieben.
Die meisten Zuschauer entschieden sich bei dem moderaten Frühlingswetter für Badelatschen als Schuhwerk, sollten diese Wahl aber noch bereuen. Während es im ersten Abschnitt bei sommerlichen Temperaturen auf dem Rasen dahinplätscherte, rollte in der zweiten Halbzeit ein Unwetter auf den kleinen Ort zu. Die Gäste aus Galanta zeigten sich dabei wenig sturmfest, denn Sereď fegte wie ein Orkan über den Platz und fertigte den Konkurrenten von nebenan nach einer 1:0-Pausenführung noch mit 5:0 ab.
Bei Blitz und Donner ließ keiner der Beteiligten auch nur die kleinste Spekulation zu, auf dem Rasen fehl am Platze zu sein. Der 1-Mann-Trommler auf Seiten der Heimelf klöppelte sich in Höchstform, während seine beiden „Ultra“-Zaunfahnen Wind und Wetter trotzten. Bei den restlichen Zuschauern beherrschte – wie üblich in diesen Breitengraden – die Sonnenblumenknabberei den Spielrhythmus.
Nur der einzige Gästefan verließ bedröppelt und frühzeitig die Tribüne und schlich im Regen davon. Immerhin hatte er sich für wasserfeste Schuhe entschieden. (mm)
17.05.2025 Regionalliga West Sportstadion Langau Zuschauer: 792
KITZBÜHEL – Die Reise begann für mich am Wochenende schon am Freitag. Rechtzeitig wurden auf der Arbeit die Segel gestrichen und bei der Mitfahrgelegenheit die Beifahrertür geöffnet. Das Ziel war Thüringen, genauer gesagt Arnstadt. Am schönsten Tag der Woche durfte man die “Manfred von Brauchitsch Kampfbahn” besuchen. Vielen Dank dafür und wir hoffen alle, dass das Wetter beim nächsten Lost-Ground besser mitspielt. Der perfekte Start in das Wochenende. Die durchnässten Klamotten wurden in der Regionalbahn auf dem Weg von Arnstadt nach Göttingen getrocknet. Geheult wird zuhause. Die zwei Stunden Aufenthalt nutzte ich, um durch die verwinkelte Altstadt von Göttingen zu irren. Coole Stadt, langt dann aber auch sonst verliere ich noch meinen Ruf als Kultur-Banause. Der Grund war mein ursprünglich gebuchter ICE nach München, in diesen ich später einstieg als geplant. Als der Zug einrollte, begrüßte ich in Wagen 9 einen weiteren SL-Schreiber, die Begrüßung fiel kühl aus: Moin, gute Nacht. So läuft es eben im fahrenden Hotel.
Angekommen in München, lief ich zum Hotel, in dem mein neuer Mitfahrer für den Tag eingebucht war. Ich wurde von ihm im Doppelzimmer der vergangenen Nacht eingetragen, Ziel war es, das Frühstück zu konsumieren. Selbstbewusst nannte ich wie vereinbart die Zimmernummer und wurde vom Personal am Frühstückstisch platziert. Später kam heraus, dass ich im falschen Hotel frühstückte. Hilton statt Hampton, ups! Ist ja auch alles irgendwie eine Kette, wunderbar, dass es trotzdem funktioniert hat. Die Verwirrung und das Gelächter waren groß, als ich meinen Mitfahrer vor dem richtigen Hotel wieder traf.
Eine spontane Reisebegleitung mehr an Bord, eine Person, die mit Hoppen bisher nicht viele Erfahrungen gesammelt hat. Die Frau sorgte aber für viel Unterhaltung und hinterher ein paar Schweißperlen mehr auf der Stirn. Von München bis Kitzbühel sind es ungefähr 90 Minuten Autofahrt. Dass wir in dieser Zeit vier (!) Pausen machen mussten aufgrund von ,,Reisekrankheit“ und ,,Würfelhusten” hatten wir nicht geplant. Der Begriff Würfelhusten war mir neu, scheint in der südlichen Republik aber durchaus öfter ein Thema zu sein. Wieder was gelernt. Somit wanderte die Uhr zwar weiter, aber das Sportstadion wurde zehn Minuten vor Anpfiff erfolgreich erreicht.
Die Gäste aus Salzburg bekamen am heutigen Tag die Haupttribüne als Gästeblock zugeordnet. Mit einem schönen Kurvenbild freute ich mich auf mein persönliches ,,Debüt” mit diesem Verein. Es gibt eben Clubs auf dieser Welt, die man irgendwann mal sehen möchte. Es liegt aber wohl eher an deren Fanszene statt am Verein selbst, zumindest in diesem Fall. Sportlich läuft es für den Salzburger Verein in diesem Jahr auch gut, mit sechs Punkten Vorsprung bei noch verbleibenden vier Spielen. In diesem Jahr bekam der Verein auch die nötige Zulassung für die zweite Liga in Österreich. Wir drücken die Daumen, dieser Traditionsverein darf gerne aufsteigen! Den Fans sei es gegönnt. Nach der Insolvenz im Jahr 2015 und einem Zwangsabstieg des Vereins wird es Zeit, dass wieder der richtige Verein aus Salzburg Erfolge feiert. Das Spiel in Kitzbühel wird wohl definitiv als Dämpfer im Aufstiegskampf betitelt, die Gäste kamen nicht so richtig in das Spiel. Die Stimmung aus dem Gästeblock war wie erwartet, schöne Melodien, die das Knie zum Wippen brachten. Da der direkte Konkurrent aus Imst ebenso nur Unentschieden spielte, änderte sich nichts an der Tabellensituation. Viele Augen auch aus Deutschland schauen in den nächsten Wochen nach Salzburg. Die Daumen sind gedrückt. (tp)
PLAU AM SEE – Wir melden uns vom Abgrund. Alle Jahre wieder geht es raus auf’s Land nach Mecklenburg. Und besonderen Respekt dort verdienen die Vereine, die in den geschröpften, kleinen Gemeinden in der Provinz das Fähnchen hochhalten. Der Altersschnitt in den Teams kratzt oftmals an der 40er-Grenze, weil es den Nachwuchs noch immer in die großen Städte zieht. Die Schattenseite des Fußballs. Das Gegenteil dessen, von dem wir hier oftmals berichten. Das Ende der Fahnenstange im organisierten Fußball – und vielleicht auch deswegen interessant.
Die Reise ging an diesem Sonntag nach Plau am See. Eine Kleinstadt mit viel Wasser, die sich auch „Tor zur Müritz“ nennt. Den 6000-Einwohner-Ort hat es nach der Wende eigentlich gut erwischt. Die schöne Altstadt und viele Bademöglichkeiten ziehen Touristen an. Die Einwohnerzahl ist fast dieselbe wie am 3. Oktober 1990. Trotzdem hält sich der örtliche Fußballverein gerade so, naja, über Wasser. Im Juniorenbereich ist der PFC solide aufgestellt, doch die einzige Seniorenmannschaft dümpelt in der letzten Liga dahin. Vor diesem Spiel stand man tabellarisch sogar als schlechtester Verein im ganzen Kreis da. Nur die Reserveteams aus Goldberg und Crivitz haben noch weniger Punkte. Der dünne Kader verspricht nichts Gutes, bei Auswärtsspielen sitzt manchmal nur ein einziger Spieler auf der Bank. Seit neuestem ergänzt eine 24-jährige Frau den ausgedünnten Kader.
Vor Ort wird kein Eintritt verlangt und auch die Küche bleibt kalt. Immerhin gibt es im gemütlichen Vereinsheim Getränke. Ganze 31 Personen sind gekommen um sich den Kick gegen den SV Möllenbeck zu geben. Hier geht es höchstens noch darum nicht den letzten Platz in der letzten Liga zu belegen. Von den 31 Zuschauern wird auch noch 1 Person nach Hause geschickt, weil sie ständig an der Seitenauslinie herumhampelt und Einfluss auf das Geschehen nehmen will. Das Spiel fängt zunächst so an, wie es sich anhört: Schrecklich. Unzureichende Trainingsleistung trifft auf überschaubares Talent. Irgendwann hört man auf die Fehlpässe zu zählen. Trotzdem kann hier grundsätzlich jeder mit der Kugel umgehen. Die Gründe für den Untergang liegen woanders. Plau hat ein paar lichte Momente und kann drei Eins-zu-eins-Situationen vor dem starken gegnerischen Keeper nicht für die Führung nutzen. Im Gegenteil: Kurz vor der Pause fällt das 0:1, weil der Heimkeeper eine Ecke ins eigene Tor faustet. Tragisch.
So übel hätte es weitergehen können. Aber im Fußball geht’s ums Gewinnen und Verlieren. Das ist in jeder Spielklasse dasselbe Motto und es bringt Würze in jeden noch so beliebigen Bimmelkick. Nachdem Möllenbeck überraschend zum 0:2 trifft, wird auf Seiten von Plau Cassandra eingewechselt, die junge Frau aus dem erweiterten Kader. Mit ihrer mehr als schmächtigen Figur bringt sie Souplesse ins Spiel und liefert ein anmutiges Bild ab, zwischen all den Mecklenburger Stiernacken. Aber – Fußball kann so grausam sein: Kurz nach ihrer Einwechslung wird es wild, Plau kassiert zwei Rote Karten. Davon eine für den Keeper, der dem strengen Schiri nach dem ersten Platzverweis höhnisch applaudiert. „Cassy“ muss wieder raus, es wird ein weiterer Stier gebraucht. Tatsächlich schießt Möllenbeck in der letzten halben Stunde nur noch einmal auf den Kasten und Plau berennt das gegnerische Tor mit 8 Mann. Nachdem man einen Elfmeter rausholt, drängen die Gastgeber in der Schlussphase auf den Ausgleich und vergessen ist all das Gelaber vom schlechtesten Verein der Welt.
Wenn der Torwart in der letzten Minute beim Eckball mit nach vorne läuft und das Publikum vor Spannung verstummt, spielt es doch eigentlich keine Rolle, in welchem Rahmen das Spiel stattfindet und welche Geschlechter sich auf dem Rasen gegenüberstehen. Am Ende gibt es 22 mehr oder weniger zufriedene Gesichter und darunter vielleicht 11 Gewinner und 11 Verlierer. Dann ist das Ziel erreicht. (mm)
17.05.2025 NOFV-Oberliga Nord Preussenstadion Malteserstraße Zuschauer: 100
BERLIN — Am Samstag ging es für mich ohne Probleme und auf die Minute pünktlich mit der Deutschen Bahn in die Hauptstadt. Dort besuchte ich um 10 Uhr ein Spiel und vorab und begab mich danach mit dem Bus Richtung Berlin-Lankwitz. Dort steht das heutige Objekt der Begierde. Für 10 Euro bekam ich eine Eintrittskarte und die Sonne begrüßte mich und die anderen Zuschauer zu diesem Spiel in meiner persönlichen Lieblingsoberliga. Denn hier gibt’s oft gute Amateurstadien, immer etwas Leckeres zu Essen und meistens auch Bier. Mit dem kühlen blonden setzte ich mich auf die Bank und wenig später ging es dann auch schon los.
Der BFC will unbedingt in die Regionalliga aufsteigen und benötigte dafür nicht nur einen Sieg, sondern auch viele Tore, um Eintracht Mahlsdorf zu überholen. Und genau dies war auch die Marschroute der Spieler. Ich will Dynamo nichts absprechen, aber die 11 Männer auf dem Platz hatten heute kein Oberliganiveau. Preussen zerstörte die Schweriner nach Strich und Faden. Gefühlt lief die Torhymne „Preußen“ von den Donots im Minutentakt und die Berliner motivierten sich bei jedem Tor immer weiter. Am Ende musste der Schweriner Torhüter das Leder zehn Mal aus dem Netz holen. Eine absolute Demontage. Ein Fan von Dynamo fasste das dargebotene gut zusammen: „Wir bringen Preussen heute in die Regionalliga.“
Ob der BFC im heimischen Stadion in der Regionalliga Nordost spielen kann, wage ich zu bezweifeln. Infrastrukturell fehlt hier schon ein bisschen. Ein Flutlicht, ein eingezäunter Gästeblock und Sitzschalen findet man hier nicht. Dafür ist das Stadion eine schöne Amateurperle mit verwachsenen Stufen auf drei Seiten, alten Relikten und einer Anzeigetafel aus vergangenen Zeiten. Alles das, was der Groundhopper sehen will. Sollte es am Ende mit dem Aufstieg funktionieren, drücke ich die Daumen, dass der Verein und die Stadt dieses schöne Stadion Regionalligatauglich machen. Die Stadioninfrastrukturellen Probleme in Berlin sind mittlerweile über die Stadtgrenzen bekannt. Dazu möchte der Fußballmanager Zocker von Delay Sports, welche zwei Saisons im Preussenstadion spielten, noch mitten in der Stadt für 20 Millionen Euro ein „Sportzentrum“ bauen lassen. Sollte dieses Projekt tatsächlich realisiert werden und Teams wie Altglienicke, BFC Dynamo und Hertha Zehlendorf stehen weiterhin ohne vollendeten Bauauftrag da, dann wäre das die offizielle Bankrotterklärung für den Berliner Fußball. (mb)
FC Sellier & Bellot Vlašim – FC Zbrojovka Brno – 1:2
„PAVEL KUKA AND ME“
02.05.2025
2. Česka Fotbalová Ligá Stadion Kollárova Ulice Zuschauer: 490
VLAŠIM – In einem Rutsch fuhr man am Freitag-Nachmittag in weniger als 5,5h von Schwechheim nach Vlašim durch, was südlich von Prag liegt. Nach über 1 Jahr Tschechien-Abstinenz war die Sehnsucht nach dem gelobten Groundhopper-Land groß. Und mit Vlašim sollten wir für das erste Spiel wirklich ein gutes Los ziehen.
Zwar hat man im Ground vor ein paar Jahren einige Dinge erneuert, aber das spielt in Tschechien ja eigentlich keine Rolle. Patina findet sich immer genug. Und auch ein Vereinsheim, das begeistert, sowie natürlich billiges Bier und ’ne knackige Klobasa. Gästefans waren auch am Start. Mindestens 80 Mann aus Brno supporteten 90 Minuten auf Stahlrohr hinter dem Tor durch. Top!
Der Moment des Spiels aber ein paar Minuten vor dem Anpfiff, als ein Mann mittleren Alters in die Sitzreihe drängt, es kurz Augenkontakt gibt und sofort der Groschen fällt: Pavel Kuka! Das kann ja nicht angehen! Diesen Mann muss man ansprechen und so verabredeten wir uns zur Halbzeitpause für Fotos und Plausch. Pünktlich nach 45 Minuten stand die Lautern-Legende dann auch zum Klönschnack zur Verfügung, verständigte sich in gutem Deutsch und war irgendwie auch erfreut, dass man ihn in Deutschland nicht vergessen hat. Wir sprachen ein paar Minuten über den Betzenberg und das EM-Finale 1996. Cooler Typ!
Danach trennten sich die Wege, wir suchten unser Glück auf der anderen Seite der Tribüne. Aber weit gefehlt – noch vor dem Wiederanpfiff landete ein Ball volle Kanne auf dem Bier, das man sich gerade zum Munde führen wollten. Zum Glück lag auf der Toilette Kernseife aus. Im zweiten Abschnitt schossen die Gäste ziemlich schnell den Siegtreffer. In einem sehr umkämpften Spiel reichte das für 3 Punkte, womit Brünn die Abstiegsplätze verließ. Der Tag endete schließlich mit ein paar Berliner Bekanntschaften im Biergarten des einzigen Hotels der Stadt, das übrigens sehr empfehlenswert ist! (mm)
Guten Morgen und herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe der BILDERBUCHBUDE DER WOCHE (49)!
Heute aus der Stadt, die jeder Ossi kennt, der auf 2 Rädern unterwegs war: Es handelt sich um die schöne Stadt Suhl im Freistaat Thüringen (bekannt durch Mopeds der Marke Simson und die Rüstungsindustrie).
Aber die Stadt Suhl hat noch mehr zu bieten, denn hier im Süden des Thüringer Walds steht der ehemalige Sportpark der Freundschaft (heute Auenstadion). Hier fanden damals zu DDR-Oberliga-Zeiten mehr als 10.000 Zuschauer Platz, lediglich 3 x war es jemals ausverkauft – gegen Erfurt, Jena und Chemie Leipzig.
Die glorreichen Zeiten sind verflogen und man findet den jetzigen 1. Suhler SV 06 in der Kreisoberliga wieder. Der Oldschool-Charme ist dennoch geblieben, und ein Muss für jeden Hopper der auf Patina steht.
11.05.2025 Bezirksliga Lüneburg 1 Spprtanlage Ehlbeck Zuschauer: ca. 250
REHLINGEN-EHLBECK – Der Sonntag den Amateuren! Jo, klar, aber am letzten Wochentag war erstmal Auspennen angesagt. Der HSV-Aufstieg hatte Energie gekostet. Also ganz klassisch morgens um… ähm… halb 11 mal einen Kaffee aufgesetzt und in den Matchkalender geschaut. Heidetal kann man mit der II. Herren doppeln? Hm, ja, da steht ’ne Holztribüne, da wollte man schon länger mal hin. Kurz die Tabellensituation gecheckt – mit einem Sieg gegen den Vorletzten steigt der FCH in die Landesliga auf. Fast die gleiche Ausgangslage wie am Vortag in Hamburg. Volksparkstadion reloaded. Keine Frage, hin da!
Zwei Stunden später fand man sich auf einer Dorfwiese ohne Ausbau wieder. Aber das war bei knapp 20 Grad und Sonne pur die richtige Medizin im Rückblick auf den ereignisreichen Vorabend. Das Rumpelspiel der zweiten Mannschaft in Betzendorf ging 1:0 aus. Das konnte ja nur besser werden auf der anderen Anlage des Vereins in Ehlbeck. Und es wurde besser! Allerdings zunächst mal nur kulinarisch. Während in Betzendorf die Verpflegung aus dem Rucksack kam, fuhr man in der Bezirksliga so richtig auf. Mit einem Hefe-Weizen im Glas und Schwarzwälder Kirschtorte auf Porzellan positionierte man sich auf der Holztribüne. Nahezu alle Zuschauer, die schon beim Vorspiel vertreten waren, sah man irgendwo am Rande des Platzes wieder. Gemeinsam bekam man sportlich zunächst allerdings nur ein torloses Unentschieden mit ähnlichen Darbietungen wie in Betzendorf serviert.
Schon 1 Pünktchen reichte Heidetal für den sicheren Aufstieg, drei Spieltage vor Schluss. Aber die Elf war nervös und auch etwas verletzungsgebeutelt. Da Bodenteich jeden Punkt für den Nicht-Abstieg brauchte, spielten die Gäste ihren Stiefel gekonnt runter, scheiterten zwei, drei Mal aussichtsreich vor dem Gehäuse. Aber auch das fahrige Gekicke von den Gastgebern fand einige Male einen Abschluss und so traf ein Schuss von der Strafraumkante zum Beispiel den Innenpfosten. Spannung pur, denn auf dem Sportplatz in Ehlbeck wollte jeder nach dem Spielende feiern. Nach 85 Minuten Nägel kauen dann endlich die Erlösung: Ein Mann namens Ziegenfuß hielt seinen Kopf in einen Eckball. Wieder klatschte die Kugel an den Pfosten, fand diesmal aber den Weg über die Linie.
Damit war es so weit! Der junge FC Heidetal – 2011 auf Initiative von vier Vereinen entstanden – schafft erstmals den Sprung in die Landesliga. Kurz darauf wurde das Endergebnis vom Aufstiegskonkurrenten durchgefunkt und auch mit einem 0:0 bzw. einer Niederlage hätte der FCH den Meistertitel errungen. Doch was wäre das für eine Pointe gewesen? Mit einem torlosen Unentschieden hält man höchstens die Klasse, aber aufsteigen? Nein, die Pointe hatte hier wahrhaft majestätische Züge. Pünktlich zur Meisterfeier schritt die „Heidekönigin“ über den grünen Teppich und gratulierte der Mannschaft zum Aufstieg. Gemeinsam mit den Fans und massig Pyrotechnik gab es unvergessliche Bilder vor der Holztribüne.
Die Lüneburger Heide ist schon ein ganz besonderes Fleckchen Erde. Der alte Löns wusste schon was er an der Heide hatte. In Amelinghausen, ein Ort weiter und mit dem MTV „Frisch Auf“ im FC Heidetal vertreten, findet jährlich im August das „Heideblütenfest“ statt, das größte Volksfest in der Region. Dort wird als krönender Abschluss die „Heidekönigin“ gewählt, die eben so repräsentative Aufgaben übernimmt, wie einer Fußballmannschaft zum Aufstieg zu gratulieren. Als berühmteste Heidekönigin kann man wohl bis heute Jenny Elvers bezeichnen, die sich 1990 die Krone aufsetzte. Ganz so viel Glamour war in Rehlingen-Ehlbeck am Sonntag nicht vertreten, aber gefeiert wurde definitiv wie sonst nur im August auf dem Heideblütenfest. (mm)
11.05.2025 Bezirksliga West Sportplatz Schulweg Zuschauer: 287
HÖRNERKIRCHEN – Schon einige Male haben wir über die Vorzüge des Amateurfußballs berichtet. Inzwischen schreiben wir den Mai und die Mannschaften von Flensburg bis Garmisch gehen langsam in den Saisonendspurt. Eine Ausnahme bildet allerdings der Hamburger Fußball-Verband. Im HFV war bereits an diesem Wochenende der letzte Ligaspieltag angesetzt. Ein Kuriosum. Dazu kommt die kurze Winterpause, die jedes Mal für eine Absagenflut sorgt.
Nichtsdestotrotz galt es, zwei ordentliche Spiele für den Sonntag rauszusuchen. Nachdem Kollege „tp“ aufgrund des HSV-Aufstiegs noch in Sauer lag, fuhr ich alleine zunächst nach Heist. Dort standen sich „Gut Heil“ und Moorrege in der Kreisliga 1 gegenüber. Luftlinie weniger als ein Kilometer, ein echtes Derby also. Bei bestem Wetter trommelten ein paar Kinder-Ultras munter vor sich hin. Allerdings hatte offenbar ein garstiger Nachbar die Polizei gerufen, die tatsächlich in der Halbzeitpause auf die Anlage wackelte und kurz „Dududu“ machte.
Von Heist fuhr ich weiter nach Brande-Hörnerkirchen. Dort ist mit dem SV Hörnerkirchen der nördlichste Verein im HFV beheimatet. Während es andernorts noch um Auf- oder Abstieg ging, stand der letzte Spieltag bei „Höki“ unter ganz anderen Vorzeichen. Trainer Jürgen Kohnagel hörte nach über 10 Jahren auf und die Fans hatten zum Abschied ein großes Transparent vorbereitet.
Aus „ich springe für ein paar Spiele ein“ wurde letztendlich mehr als eine Dekade. Richtig stark. Sportlich bewegte man sich in dieser Zeit meist in der Kreisliga, was aber für den Verein absolut in Ordnung geht. Dank einer starken A-Jugend stieg der SVH letzten Sommer überraschend in die Bezirksliga auf, geht aber direkt wieder runter. Der Abstieg stand schon vor dem Spiel fest, aber das war heute Nebensache.
Drumherum hatte der Verein eine Hüpfburg für die Kids aufgebaut und das Catering mit Wurst, Nackensteak im Brötchen und Loaded Fries war 1A. Von den Freunden des VfR Horst lieh man sich das Schwimmbecken und auch die alte Fahne vom Vorgängerverein SC Grün-Weiß Bokel wurde rausgeholt.
Auf dem Platz war in der ersten Halbzeit wenig los. Erst im zweiten Durchgang wurden beide Teams aktiver und das 2:2 ging als gerechte Punkteteilung in Ordnung. Nach dem Spiel bildete die Mannschaft mit Bengalos ein Spalier und am Mikro gab es noch einige emotionale Worte. Mit dem Satz „und jetzt gibt es Freibier, Abfahrt!“ war die Party eröffnet und auch die Gäste aus Lokstedt blieben noch eine Weile zum Feiern. Eben die pure Menschlichkeit in Hörnerkirchen! (hr)
01.05.2025 Reservepokal Halle HWG-Stadion am Zoo Zuschauer: 142
HALLE – Der Tag der Arbeit in Deutschland ist jedes Jahr wieder ein großer Luxus für Amateurfußball. Die Ansetzungen in diesem Jahr ergaben für den Tag einen möglichen Dreier mit Finalspielen in Amateurpokalen. Die Anreise erstreckte sich über zwei Tage. Am Vortag habe ich mich gegen Nachmittag bei der Arbeit ausgestempelt und begab mich schnellstmöglich zum Bahnhof. Der Weg führte über Bremen, da am Mittwochabend das Halbfinale des Landespokals zwischen der SG Aumund-Vegesack gegen den Bremer SV stattfand. Das Stadion Vegesack ist den Besuch definitiv wert. Allerdings sei Vorsicht sei geboten, denn die “Nebenplatzfalle” schnappt im Alltag gerne mal zu. Für faire 5 Euro bekam man hier die Eintrittskarte und dazu sah man einen harten Kampf des Gastgebers aus der Bremen-Liga. Der Regionalligist schoss erst in der 87. Minute das entscheidende und einzige Tor des Tages. Nach dem Kick ging es mit einem anderen Hopper weiter zur Übernachtungsmöglichkeit in Niedersachsen. Danke dafür an beide.
Am nächsten Morgen ging es vor allem ausnahmsweise mal ausgeschlafen in Richtung Halle. Der vierte Kollege wurde noch am Bahnhof abgeholt. Somit ging es mit einer vollen Besetzung Richtung Sachsen-Anhalt. Das Stadion am Zoo wird sonst vom VfL Halle 1896 genutzt und dient als Spielstätte für die Hallenser Finalspiele. Am Feiertag wurde das Finale des Reserve- sowie Stadtpokals ausgetragen. An der Tageskasse zahlte man 8 Euro für den Doppler. Leider gab es nicht die Möglichkeit, nur für ein Spiel zu zahlen.
Der erste Blick nach dem Einlass fiel auf den Verpflegungsstand. Die pure Menschlichkeit wurde hier heute serviert. Ein rauchender Holzkohlegrill mit Buletten, Steaks und Wurst. Dazu ein üppiges Kuchenbuffet sowie kaltes frisch gezapftes Bier. Was wünscht man sich mehr am Tag der Arbeit? Die Liebe zum Amateurfußball wurde hier definitiv belohnt.
Das Team von Turbine Halle spielt aktuell in der Stadtoberliga und wurde von zahlreichen Fans unterstützt. Besonders auffällig war der Doppelhalter der Fans: “Meister 1952 Turbine”. Es bezieht sich auf die Meisterschaft 1951/52 in der damaligen DDR-Oberliga. In diesem Jahr fand unter anderem ein Spiel gegen den Hamburger SV im ehemaligen Kurt-Wabbel-Stadion statt. Vor einer Rekordkulisse von 42.000 Zuschauern bis heute wohl eines der größten Spiele jemals im mittlerweile leider abgerissenen Stadion. Der Neubau an gleicher Stelle (allerdings ohne Laufbahn) wurde am 20.11.2011 eröffnet und ebenfalls waren die Rothosen zu Gast. Im Jahr 1954 wurde der Verein Turbine Halle dem heutigen “Hallescher FC” angeschlossen.
Die Spieler der ESG Halle kicken in der Kreisliga. Den Klassenunterschied konnte man während des Spiels gut beobachten. Bereits in der fünften Minute traf Turbine zum 1:0. Zur Halbzeit ging es mit diesem Spielstand in die Kabinen. Nach der Pause traf Philipp Büchner per sehenswertem Freistoß zum 2:0 und sorgte für eine Art Vorentscheidung. Zum Ende der Partie füllte sich das Stadion, denn der nächste Kick zwischen der SG Einheit Halle und dem Reideburger SV stand an. Den sahen immerhin 560 Zuschauer.
Nach dem ersten Finale des Tages wartete in Weimar das Nächste auf uns. Das Endspiel zwischen der SV Fortuna Großschwabhausen gegen die SV Germania Ilmenau sollte im Wimaria-Stadion ausgetragen werden. Die Stadt Weimar wird oft als sehr sehenswert beschrieben und hier muss ich definitiv irgendwann mal mehr Zeit einplanen. Angekommen am Stadion fiel uns allerdings erst einmal auf, dass dank des vorherigen Frauenspiels der Anstoß um 15:00 Uhr nicht ganz eingehalten werden konnte. Angepfiffen wurde am Ende ungefähr eine halbe Stunde später, sowas muss man natürlich einplanen. In der 88. Minute fiel der Siegtreffer für die Jungs aus Ilmenau. Dennoch wackelte somit unser restlicher Plan des Tages.
Ohne Plan war man allerdings nie. Schnelles Handeln war gefragt und wir riefen den Vereinspräsidenten einer der Klubs vom nächsten Kreispokalfinale an und fragten nach der genauen Anstoßzeit. Auch hier gab es noch ein Spiel vorher. Danke noch einmal für den genauen Liveticker nach Vellmar. Somit konnten wir den Weg nach Abpfiff in Weimar auf uns nehmen. Der Fahrer hatte heute einen guten Tag erwischt und brachte uns schnell und sicher in das “Nordhessenstadion”. Das dritte Finale des Tages fand zwischen dem OSC Vellmar und dem KSV Baunatal statt. Mit 0:4 siegten hier die Gäste. Das dritte schöne Stadion des Tages war ein perfekter Abschluss.
Die letzte Station des Tages war der Bahnhof in Langenhagen und der “Sozialschlauch” brachte uns pünktlich zurück nach Schwechheim. Der Brückentag musste diesmal unfreiwillig auf der Arbeit verbracht werden. Dennoch war die Autobesatzung völlig zufrieden mit dem Tag: der Aufwand war gering und drei weitere schöne Grounds in Deutschland wurden gekreuzt. (tp)
HAMBURG – Der HSV ist wieder da! Einen Spielbericht zu diesem 33. Spieltag könnte man sich beinahe sparen, dieser furiose HSV-Sieg ist sicher an niemandem spurlos vorbeigegangen. Nach 7 passiven Minuten und dem folgerichtigen Tor für Ulm, sollte sich der Spieß schnell umdrehen. Die „Spatzen“ reisten ja auch nicht grundlos als Tabellensiebzehnter in die Hansestadt. Knackpunkt jedoch erst der gehaltene Elfmeter nach rund 35 Minuten. Ein Aufschrei ging durch das Rund – und das ist noch fast untertrieben. Mit den beiden Toren kurz vor der Pause war der Aufstieg praktisch eingetütet.
Aber fangen wir von vorne an. Bereits 2023 hätte die Redaktion gerne von einem Aufstieg aus dem Volksparkstadion berichtet. Im Vorfeld eine Karte für das Spiel gegen die SpVgg Fürth zu organisieren, war vor 2 Jahren kein Problem. Dann stand bereits vor dem letzten Spiel fest, der HSV läuft auf dem Relegationsplatz ein. Die Stimmung damals? Na, lassen wir das. Diesmal war sowohl die Euphorie als auch die Karten-Nachfrage wesentlich größer. Als klar war wer auf HSV-Seite alles noch nach Tickets für das Spiel sucht, wurden die Ambitionen auf Heimwege an Karten für diesen 33. Spieltag zu kommen rasch verworfen. Auch wenn diese Zeilen freundschaftlich-grün-weiß gegenüber dem HSV gefärbt sind – bei der Ticketvergabe für so ein Spiel sollten soweit nur Schwarz-Weiß-Blaue an der virtuellen Kassenschlange stehen.
Da in diesem Land unverständlicherweise bei der Berichterstattung über solche Ereignisse Medien mit vier Buchstaben im Titel bevorzugt werden, gab es nur eine Möglichkeit regulär das Volksparkstadion zu betreten. Und die hieß: Ulm. Eine zaghafte Anfrage wurde über die sozialen Medien in die weite Welt des Internets verschickt und tatsächlich meldete sich ein Ulmer. Alles nicht so, naja, vertrauenswürdig. Aber selbst bei einem möglichen Scam kann man schon mal 39€ riskieren, wenn so ein Spiel ins Haus steht.
Und nach dem Spiel in Darmstadt war klar: Es steht so ein Spiel ins Haus! Da weiter jeder eingefleischte HSVer auch Tickets für seine Oma und seinen Opa suchte, schien der Weg über Ulm und um Ulm herum der beste gewesen zu sein. Und schließlich blätterte man das Kalenderblatt auf Samstag um. In der S-Bahn zwei Stunden vor dem Anpfiff erstaunlich wenig Menschen und auch der Weg in Eidelstedt an den Ballerbuden vorbei, glich fast einer Flaniermeile. Ganz klar, der Mob war schon lange im Stadion. Und als der Scanner am Gästeblock grün blinkte, wusste man: Das kann nur gut werden!
Aber Pustekuchen. Nach einer Choreo auf der Nordtribüne und überbordender Stimmung bereits weit vor dem Anpfiff, kommen die Ulmer ihrem Selbsterhaltungstrieb nach und schießen in einer kurzen Drangphase das frühe 0:1. Für Ulm zählt nur ein Sieg für den Klassenerhalt. Was für eine Konstellation! Zu dem Zeitpunkt war man schon längst aus dem Gästeblock ausgebüchst. Im Oberrang gibt es keine Zäune und die Ordnerkette war mit „porös“ noch schmeichelhaft umschrieben. Obwohl sich der HSV stabilisiert und postwendend zum Ausgleich trifft, bleiben auch die Gäste im Spiel und als nach 35 Minuten ein Pfiff zu einem Elfmeter für die Ulmer führt, stockt jedem im Stadion der Atem. Der anschließende Jubel im weiten Rund wird am Ende des Tages von allen Jubelarien am intensivsten im Gedächtnis bleiben. Der Elfer wurde bekanntlich gehalten und zur Pause steht es bereits 3:1.
Spätestens mit einem ganz bitteren Eigentor von Philipp Strompf ist der Ausgang der Partie besiegelt. Das große Ulmer Engagment war umsonst, der Unterschied zwischen den beiden Teams definitiv in vorderster Front auszumachen. Während Ulm den Elfmeter vergeigte, nutzte der HSV all seine Chancen. Zunächst aus der Spannung heraus und im zweiten Abschnitt den Triumph vor Augen, vibriert das Stadion 90 Minuten lang. Trotz Roland Kaiser nebenan in der „Color-Line-Arena“ und dem allseits beliebten Hafengeburtstag in der Stadt – das Herz der Millionenstadt schlägt im Volksparkstadion. Und es schlägt hoch: Über die Mitmachquote an diesem Abend müssen wir nicht sprechen, erwähnenswert aber auch eine „Stehquote“, die ebenfalls an die 100% herankommt und Grundlage eines jeden unvergesslichen Fußballspiels ist.
Mit dem Abpfiff weiß man dann zunächst gar nicht wie einem geschieht. Zu schnell geht alles und ein Platzsturm von ganz besonderer Güte erfasst die Arena. Dass später bis zu 20 Schwerverletzte beklagt werden, ist ein bisschen zu ahnen. Aber was willste machen, wenn 7 verfickt-lange Jahre in der Zweiten Liga für so einen großen Verein enden? Bevor es zu den weiteren Feierlichkeiten geht, möchte man auch die Ulmer nicht vergessen. Daher gibt es um Minute 80 herum eine Durchsage vom Stadionsprecher, der den „Spatzen“ Respekt und Anerkennung ausspricht, was zur Folge hat, dass das ganze Stadion applaudiert. Das haben sich die tapferen Gäste verdient. Einer von vielen Gänsehautmomenten an diesem Abend.
Wer sich über die doch relativ hohen Werbebanden auf den Rasen begibt, wird die Szenen, die sich dort abspielen, so schnell nicht vergessen. Sogar das Tor wird auseinandergebaut und als Aufstiegssouvenir mitgenommen. Es herrscht eine Art positive Anarchie vor Ort, weshalb sich der Freund und Helfer auch schnell aus dem Geschehen zurückzieht. Ein Abend voller Höhepunkte, der nicht zu Ende gehen will. Selbst als man das Stadion verlässt und den Weg über die VIP-Logen anpeilt, stehen die Türen offen und schließlich findet man sich in einem Spalier wieder, durch den die Aufstiegsspieler laufen. Von dort ist es nicht mehr weit zu Tim Mälzers Kreationen für die Erstliga-Menschen in unserer Gesellschaft.
Der Abend wurde wirklich immer besser, nicht nur der HSV legte einen sagenhaften Aufstieg auf’s Parkett, die persönliche Bilanz fiel mit dem Durchmarsch aus dem Gästeblock in die VIP-Zone ebenfalls mehr als satt und zufrieden aus. (mm)
Tórshavn — Vergangenes Wochenende war ein Schreiberling des Landboten auf den Färöer-Inseln unterwegs. Per Mietwagen konnten zwei neue Grounds gekreuzt werden und ein Großteil der Inseln besucht werden. Die Anreise lief etwas abenteuerlich, wobei es sich am Ende zum Vorteil entpuppte.
MIT SAS sollte es via København nach Vágar gehen. Um 06.20 Uhr plante die Airline, dass die Propeller Maschine Hamburger Boden verlässt, sodass eine Umstiegs Zeit von circa 4 Stunden in der dänischen Hauptstadt zu buche schlagen sollte. Es kam aber anders. Der Bus fuhr die Passagiere schon zur Maschine, zwanzig Minuten später aber auch direkt wieder zurück. Relativ schnell wurde klar, dass die Maschine mindestens drei Stunden verspätet abfliegen wird. Ein paar Routine Checks wurden nicht durchgeführt und ein Mitarbeiter der Fluggesellschaft musste extra aus København eingeflogen werden, um das Versäumnis auszumerzen. Wir wurden mit einem 10€ Gutschein fürs Frühstück ausgestattet und auf eine Maschine umgebucht, welche zwanzig Minuten vor der verspäteten abfliegen sollte. Ein Chemnitzer Hopper Kollege samt Freundin waren auch am Airport und es wurde gemeinsam gefrühstückt. Die hatten nämlich exakt das selbe Problem wie wir, nur dass es ab CPH für die beiden weiter nach Pisa gehen sollte.
Mit der „Ersatz Maschine“ ging es dann pünktlich los nach København. Auf dem Weg von der Landebahn zum Gate konnte man schon sehen, dass das Boarding der SK1777 bereits begonnen hat. Eigentlich war in dem Moment schon klar, dass das für uns nichts mehr wird. Und genau so kam es auch, vierzig Minuten später saßen wir in einem top Hotel in København inkl. Frühstücksbuffet, Lunch und Dinner. Zwei „neue“ Flugtickets für den SK1777 am Folgetag hielten wir ebenfalls in unseren Händen. Wir beschlossen, meiner Lieblingsstadt Skandinaviens einen Besuch abzustatten und starteten erst einmal in Amagerbro im Amager Pub! Im hippen Stadtteil lässt es sich bei 25° Außentemperatur mit einem eiskalten Kronenbourg Blanc 1664 vom Fass super aushalten. Mit umgerechnet 6,80 EUR sehr fair für København. Im Anschluss gings ins Cafe Nemoland in den Freistadt Christiania. Dieser Ort macht süchtig und das schon seit Jahren. Ich kann mich an keinen Stadtbesuch erinnern, wo ich nicht einmal ins super entspannte, alternative Hippie Leben eingetaucht bin. Selbst als ich mit jungen zwölf Jahren mit meinen Eltern in der Hovedstaden Region war, durfte ein Besuch nicht fehlen. Damals erklärten mir meine Eltern, dass es sich um eine staatlich geduldete Autonomie handelt. Was mich damals schon faszinierte, begeistert mich auch heute noch ziemlich. Drei Tuborg Classic später gings zum Abschluss nochmal zu fuß rüber nach Nyhavn. Ein Hotdog auf die Hand, ein eiskaltes Royal Export aus der Dose und so langsam war das Daydrinking im vollen Gange. Nach einem leckeren Abendessen konnte der Tag bei einem intensiven Tischtennis Match in der Hotellobby erfolgreich beendet werden.
Am nächsten Morgen gings dann schlussendlich „pünktlich“ los in Richtung Vágar. Nach einer wackeligen Angelegenheit in Form der Landung war ich froh wieder festen Boden unter meinen Füßen zu spüren. Die Mietwagen Übergabe einen Tag später funktionierte problemlos und auch beim Guesthouse Check-In passte alles. Dank „EU-Regulation 261/2004“ sollten in den nächsten Wochen pro Person noch 400€ an uns überwiesen werden, sodass sich der kleine Ausflug nach København im Nachhinein sichtlich gelohnt hat. Nun aber zu dem eigentlichen Reiseziel Färöer. Die Inseln gelten als autonomer Bestandteil des Königreich Dänemarks und sind vor allem für ihre Schafe, die Natur und die oft kritisch beäugte Grindwal-jagd bekannt. In der Fußballwelt zählt man sie allerdings als vollwertigen Länderpunkt. Sie haben einen eigenen Fußballverband, der sowohl durch FIFA als auch durch die UEFA akzeptiert wird. Klar ist also, hier muss man einmal hin! Zwischen atemberaubenden Küsten, gigantischen Bergen und malerischen Dörfern sind ungefähr zwanzig Fußballvereine beherbergt, welche in vier Ligen jeweils eine Meisterschaft ausspielen. Einen Pokalwettbewerb gibt es auch. Knapp dreißig Stadien werden auf den Inseln aktiv bespielt. Wir haben ein Zweitliga Spiel und ein Erstliga Spiel besucht. Beide Spielen waren vom Niveau richtig gut. Ich hatte die Befürchtung, dass wir uns neunzig Minuten Kreisliga gebolze anschauen müssen, im Endeffekt war es echt ansehnlich. Wundern tut es mich nicht mehr, außer Fischen gehen und Fußball spielen können die einheimischen den ganzen Tag eh nicht viel mehr machen. Gerade beim Spiel zwischen Tórshavn und Streymur fielen drei richtig großartige Tore und die Atmosphäre war richtig nett. Wir haben auf der Hintertorseite auf den improvisierten Holzbänken Platz genommen. Bei wenig Wind und viel Sonne schmeckte das mitgebrachte Dosenbier gleich doppelt so gut. Föroya Bjór kauft man am besten gleich nach der Landung am Airport, da ist es noch etwas günstiger als in den lizensierten Alkohol Shops. Auf der schwarzen Dose ist ein Schaf abgebildet, was durchaus Sinn macht, heißen die Färöer-Inseln übersetzt „Schafsinseln“. Die Preise auf den Färöer-Inseln sind mittlerweile nicht mehr als überproportional anzusehen, da die Inflation in vielen Euro Ländern die letzten Jahre deutlich höher war und sich das Preisgefüge so angepasst hat. Den Liter Benzin gibt es zurzeit für zirka 1,40 Euro, einen Burger mit Pommes und Cola kriegt man im Restaurant für unter 25 Euro. Eine mittlere Pizza (dreißig Zentimeter) gibt’s für ungefähr 13 Euro. Nur die Unterkünfte und Mietwagen Preise sind weiterhin echt hoch. (hd)
Manchmal liegt die wahre Magie des Fußballs nicht in ausverkauften Arenen, sondern dort, wo der Sport noch Herz und Seele hat. Abseits der großen Bühne, in den regionalen Ligen des Oman, spielen die Kicker nicht für Geld, sondern für Ruhm, Ehre – und den Applaus derer, die wirklich zählen. Unsere BILDERBUCHBUDE DER WOCHE (48) entführt uns ins Al Samdi Team Stadion, wo der Ball rollt, das Netz zappelt und die Sonne langsam hinter den Bergen versinkt. Es ist dieser Moment, in dem Fußball mehr ist als ein Spiel – es ist pure Hopperromantik.
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26.04.2025 Al Samdi Team Stadion Team Sejah vs. Al-Husn 3:0
02.05.2025 Vysshaya Liha Stadyen Haradski Zuschauer: 750 (offiziell)
MOLODECHNO – Für mich und Kollege „cvs“ stand das Land der Tellermützen seit Einführung der visafreien Einreise auf dem Landweg auf dem Zettel und für die Komplettierung der UEFA führt eben kein Weg an der letzten Diktatur Europas vorbei. Als pragmatischste Lösung für die Anreise stellten sich Flüge von Schwechheim nach Vilnius und von dort ein Bus nach Minsk heraus.
Pünktlich um 01:45 Uhr in der Nacht auf Freitag fuhren wir los und standen nach einer halben Stunde am ersten Schlagbaum. Ausreise Litauen, Einreise Belarus. Im Vorfeld hatten wir allerlei Horrorgeschichten von Einzelverhören bis hin zur Preisgabe von Smartphone-Inhalten gelesen. Letztendlich stellte die Grenzbeamtin nur ein paar Fragen zum Aufenthalt und wir waren durch. Das gesamte Prozedere dauerte etwa zwei Stunden und morgens um 6.00 Uhr erreichten wir den Busbahnhof in Minsk. Gleiches galt übrigens auch ein paar Tage später für die Rückreise.
Ziemlich gerädert kippten wir zwei große Kaffee im Schnellrestaurant „Mak.by“ runter. Das Konstrukt ist natürlich ein Resultat der allgegenwärtigen politischen Lage und Ähnlichkeiten mit dem vorherigen goldenen „M“ sind natürlich reiner Zufall. Schnell noch eine SIM-Karte besorgt und Geld getauscht, dann liefen wir in die Bahnhofshalle rüber. Dort orderten wir trotz Anlaufschwierigkeiten zwei Bahntickets nach Molodechno, was etwa eine Stunde nördlich der Hauptstadt liegt.
Wie auch in Minsk fielen uns auf dem Weg zum Ground die außerordentlich sauberen Straßen und Parks auf. Ferner waren die Gebäude für die anstehenden Feierlichkeiten zu 80 Jahren Weltkriegsende aufpoliert worden und die Hauptstraßen mit Fahnen geschmückt. Das Stadyen Haradski liegt gute 20 Minuten Fußweg vom Bahnhof entfernt.
Vor Ort war doch einiges los und die Zuschauerzahl sahen wir eher um die Tausend, wobei auch ein paar Gäste aus Novopolotsk kamen. Die zahlreich vertretenen Sicherheitskräfte tasteten beim Einlass alle Zuschauer gründlich ab, blieben im Stadion aber entspannt. Eine Fotorunde direkt hinter der Bande entlang war kein Problem.
Besonders stachen natürlich die klassischen Flutlichter auf den Stahlskeletten heraus. Die Tribüne auf der Gegengerade hat ihre besten Tage hinter sich und besteht auch aus einer simplen Stahlkonstruktion. Auf der Haupttribüne inklusive Funktionsgebäude durften ein paar Offizielle Platz nehmen. Links davon waren die Gäste untergebracht.
Bei bestem Fußballwetter um die 24 Grad sahen die bis dahin punktlosen Gastgeber erneut kein Land und mussten sich am Ende mit 0:2 geschlagen geben. Spielerisch war das alles überwiegend schwere Kost. Dafür lässt sich kaum einer fallen und Theatralik sucht man in der „Vysshaya Liha“ vergebens. Ein kurzes „Dawei“ vom Schiedsrichter und weiter geht es. Die Nachspielzeit beträgt oft höchstens vier Minuten und Doppler lassen sich gut planen.
Nach dem Spiel gönnten wir uns noch eine Schmierpizza und bestiegen anschließend einen uralten Zug zurück nach Minsk. Die Fahrgäste auf den klappbaren Pritschen wurden auf der Fahrt ordentlich durchgerüttelt.
Ziemlich müde nach dem langen Tag wollten wir nur noch ins Bett und orderten mit Yandex ein Taxi. Allerdings musste der Fahrer nach ein paar Kilometern stoppen: „all Roads closed“. Na gut, dann halt den Rest zu Fuß. Dabei stolperten wir kurz vorm Hotel in die vermeintliche Generalprobe für die Parade am 9. Mai. Hunderte bewaffnete Soldaten säumten die Straße, darunter auch eine Abordnung aus China. Deren Landsleute schwirrten mit ihren Handys umher und machten fleißig Fotos. Irre und für uns der Abschluss vieler Eindrücke gleich am ersten Tag in diesem speziellen Land. (hr)
03.05.2025 I. Liga Štadión Tehelné Pole Zuschauer: 10.370
BRATISLAVA – Statt auf das Derby gegen Trnava zu spekulieren, wurde am drittletzten Spieltag in der Slowakei zugeschlagen und das Stadion „Tehelné Pole“ gekreuzt. Der Abendtermin um 20:30 Uhr ließ viel Spielraum an diesem Tag zu und schon relativ früh wurde erkannt, dass das Spiel Erster gegen Zweiter eine Menge Potential birgt. Durch die überraschende Niederlage von Slovan am Wochenende zuvor bei Dunajská Streda wollte es der Zufall, dass der Spitzenreiter mit einem Punktgewinn zu Hause gegen den ärgsten Verfolger die Meisterschaft eintüten konnte. Die siebte in Folge – seven in a row.
Diese Konstellation wurde erst am Spieltag gecheckt. Groß war die Freude einer möglichen Meisterschaft beizuwohnen und beachtlich fand man die Situation, bei so einem Ereignis einfach so mir nichts, dir nichts für 18€ Tickets an der Tageskasse kaufen zu können. Auch parken eine halbe Stunde vor Kick-off in unmittelbarer Nähe – kein Problem. Vorab: Auch wenn das Stadion halbleer blieb, ist eine fünfstellige Zuschauerzahl für Bratislava absolut in Ordnung und die Slovan-Crowd in der Kurve supportete 90 Minuten hinter dem Tor nahezu in Höchstform. Einziger Wermutstropfen: Kein einziger Gast war im Rund zu sehen.
Eine Gästekurve brauchte es auch nicht, denn die Heimszene erzeugte genug Stimmung um bester Laune zu sein. Nach etwa 20 Minuten startete man eine Choreo mit den Worten „Psychopatt z Bratislavy“ und einem Bildnis vom „Joker“. Dazu gab es massig Pyro links und rechts. Haken an der Sache: Kurz nachdem die Choreo beendet wurde, erzielte Žilina ganz trocken das 0:2. Das war ein Partycrasher. Zum Glück erfolgte nur 5 Minuten später nach einem herben Abwehrfehler der Anschlusstreffer. Und bei dem Sicherheitsabstand, den beide Abwehrreihen den gegnerischen Angreifern gewährten, wusste man schnell: Hier geht heute Abend noch was. Und zwar in alle Richtungen.
Der Knackpunkt dann in der zweiten Halbzeit. Nachdem es mit einem 2:3 in die Pause ging, wurde nach einer knappen Stunde ein gepfiffener Handelfmeter für Žilina vom VAR einkassiert. Kurz darauf dann der Ausgleich und die Krönung der 90 Minuten: Der Siegtreffer per Hacke! Nachdem Slovan das erste Mal in dieser Partie in Führung ging, war klar: Das lässt sich der CL-Teilnehmer nicht mehr aus der Hand nehmen! Zwischendrin gab es nochmal ein schönes Kurvenbild aus Schwenkfahnen und Blinkern und die letzten Minuten glichen einer Triumphfahrt. Schließlich kaperten die Slovan-Fans den Rasen und auch der Redakteur des Schwechheimer Landboten ließ es sich nicht nehmen, mit seinen luftgepolsterten Sohlen den Meisterrasen zu betreten.
Die Party auf dem Grün lief so ab, wie man sich die Meisterfeier vorstellt, wenn ein Fertigbau-Stadion halbvoll ist und die Elf zum siebten Mal hintereinander zum „Šampion“ gekürt wird. Aber Meister ist Meister und Platzsturm ist Platzsturm. (mm)
03.05.2025 Prva Liga Stadion Stožice Zuschauer: 9.000
LJUBLJANA — In meiner Groundliste stand vor diesem Wochenende eine “1” unter Slowenien. Im Jahre 2021 sah ich ein Conference League Qualifikationsspiel von Olimpija im Stadion von NK Bravo. Diese Statistik musste sich dringend verbessern und was passt dort nicht besser rein, als das große Derby zwischen Ljubljana und Maribor? Dazu konnte Ljubljana mit einem Sieg noch vorzeitig Meister werden!
Im Vorfeld holte ich mir für faire 15 Euro ein Ticket und fuhr Samstag aus Graz rüber nach Slowenien. Da der Groundhopper immer das Optimum herausholen will, gönnte ich mir um 17.30 Uhr noch das Heimspiel von Radomlje in Domzale. Dass dies zeitlich alles eng wird, war mir bewusst. Nach dem Abpfiff ging es ratzfatz ins Auto und als ich 13 Minuten später am Stadion war, entschied ich, in ein Parkhaus zu fahren. Dies war definitiv die richtige Entscheidung und für 4.50 Euro stand das Auto ganz sicher und trocken. Um 19.53 Uhr stand ich dann vorm richtigen Eingang und wunderte mich, warum der Polizist dauernd ein Auge auf mich warf. Bei näherer Betrachtung sah ich, dass er einen Bogen mit slowenischen Stadionverbotlern hatte. Ich muss wohl irgendeinen sehr ähnlich sehen. Rund acht Minuten vor Anpfiff, pünktlich zur Hymne, war ich auf meinem Platz und spürte die große Vorfreude aller Zuschauer. “Heute steigen wir alle gemeinsam auf”.
Der Funke sprang auch auf die Mannschaft über und sie legte los wie die Feuerwehr. Nach acht Minuten erzielten sie das 1:0, ich bekam eine Bierdusche ab und die ersten Fackeln wurden angezündet. Der Jubel war leider nur kurz, denn Ljubljana legte sich sieben Minuten später die Murmel selbst ins Tor. Die Fans munterten die Spieler auf und peitschten sie nach vorne. Nur leider fanden die Spieler von Olimpija nicht so richtig ins Spiel zurück, Maribor übernahm für den Rest der ersten Hälfte das Kommando. Dies schmälerte aber nicht die Stimmung, denn diese war grandios. 12 Minuten vor der Halbzeit wurde das Spiel kurz unterbrochen, da die Rauchschwaden aus der heimischen Choreographie herausziehen mussten. In der zweiten Hälfte agierte der Tabellenführer etwas unglücklich und kassierte das 1:2. Der Traum von der Meisterschaft im Derby zerbrach. Sie versuchten zwar alles, das Spiel zu drehen, aber Maribor war heute einfach zu abgeklärt und konnte am Ende das Stadion als Sieger verlassen.
Das Stadion Stožice liegt direkt an der Autobahn und besitzt einen durchgezogenen Rang mit einem architektonisch sehenswerten Dach. Kein riesiger Schinken, aber ausverkauft ist das Stadion, wenn dann nur zu wichtigen Spielen der Nationalmannschaft.
Ich war aber nicht bei der Nationalmannschaft zu Gast, sondern beim Derby und da kommen meistens 9.000 Zuschauer, wenn sie in der Hauptstadt spielen. Dies war diesmal auch der Fall und diese 9.000 Leute sorgten für eine super Stimmung. Beide Fanlager überzeugten mit viel Pyro und mehreren Choreographien. Dazu wurden noch Materialien von den Gegnern verbrannt und es flog der ein oder andere Gegenstand. Dazu waren hier wirklich alle “on fire” und der Großteil der Zuschauer stand während des gesamten Spiels. Mir hat es sehr gefallen und ich glaube ich komme in Zukunft nochmal nach Slowenien und schaue mir dieses Derby in Maribor an. (mb)
SPLIT – Der heutige Heimverein hat sich so langsam aber sicher einige Sympathien beim Schwechheimer Landbote erarbeitet. Der Ground steht von vielen Groundhoppern auf der To-Do Liste oder wurde schon abgehakt. Das ewige Derby zwischen Hajduk Split und Dinamo Zagreb ist einfach eine Wucht. Mit anderen aktuellen Worten vor dem Spiel: Zweiter gegen den Drittplatzierten. 56 Punkte gegen 55. Sportlich konnte es kaum spannender sein. Bei den Hausherren wären es in diesem Jahr 20 Jahre ohne Meistertitel. Die Favoritenrolle ist hiermit klar verteilt. Im diesjährigen Dreikampf zwischen Rijeka, Dinamo und Hajduk hat aktuell der eben erstgenannte Name die Nase vorne.
Die Flugverbindung aus einer bekannten Hansestadt nach Zadar am späten Freitagabend bietet sich ideal an. Kostenneutral ist die Verbindung mit Ryanair. Der Vorteil: Von Zadar nach Split sind es lediglich 2 Stunden Busfahrt. Somit startete man am Sonnabend ausgeschlafen mit der Fahrt im Bus nach Split. Die Haltestelle des Busunternehmens liegt direkt am Hafen, die ersten Eindrücke der Stadt sind geprägt von viel Streetart der Torcida. Einfach geil, man merkt es an jeder Ecke diese Stadt lebt und liebt ihren Verein.
Die erste Station des heutigen Tages sollte der persönlichen Stärkung dienen. Der Laden “Kantun Paulina“, mitten im Stadtzentrum gelegen, ist alles andere als eine Tourifalle. Danke übrigens an denjenigen, der mir diesen Tipp gegeben hat. Falls Du das hier liest, sorry, ich kann mich einfach nicht mehr daran erinnern. Für 7,50€ gibt es 7 Cevapis im Brot mit Zwiebeln, Ajvar und Kajmak. Absolut menschlich! Für kroatische Verhältnisse wahrscheinlich noch sehr preiswert, mir ist bewusst, außerhalb des Zentrums wäre es sicherlich billiger geworden. Der Geschmack stimmt aber definitiv, also kann ich mit ruhigen Gewissens diesen Tipp weitergeben.
Nach der Nahrungsaufnahme checkten wir im Hostel ein. Das Doppelzimmer gab es heute für schlappe 59 (T)Euros. Erneut nah an der Stadtmitte und mit guter Lage, der Bericht soll aber keine Präsentation der Kosten werden, sondern lediglich zusätzlich ein paar Tipps mitgeben. Das “Hostel dvor” ist definitiv eine Empfehlung. Also auf nach Split!
Die Lage des Stadions liegt genauso, wie man es sich als Fußballfan wünscht. Mit einem circa 20-Minütigen Fußmarsch vom Stadtzentrum entfernt erreicht man diesen wunderschönen Ground. Die Massen an Fans liefen durch die Gassen, die Sonne strahlte und es waren herrliche 25 Grad. Der Sommer lässt grüßen. Die Vorfreude auf die Partie stieg ins Unermessliche.
Das Spiel startete mit einer sehenswerten Zettel-Choreographie der Hajduk Fans. Auf der Gegengeraden wurde zudem blauer Rauch gezündet, der durch den leichten Wind wohl den gewünschten Effekt nicht ganz erreicht hat. In der Heimkurve gab es roten Rauch zu bestaunen. Ein absolut rundes Bild. Die Gäste zeigten zwar kein Intro, dennoch kamen die Schlachtrufe sehr geschlossen rüber. Die Stimmungshoheit in der ersten Halbzeit gehörte ganz klar dem Heim-Anhang. Einfach geil, wenn ein großer Teil des Stadions in die Gesänge einsteigt. HAJDUK EKSTASE!
Der Verein um Trainer Gennaro Gattuso war leicht überlegen, ohne aber wirklich Gefahr vor dem gegnerischen Tor auszustrahlen. Die erste Halbzeit war schnell vorbei, ohne viele sportliche Highlights. Die Halbzeit-Gespräche wahrscheinlich überall mit den gleichen Worten. Das Spiel braucht Tore! Die zweite Halbzeit startete mit weinenden Hajduk-Spielern. Auf dem Trikot der Akteure waren früher genutzte Wappen des Vereins zu sehen. In der 51’ Minuten fiel das erste Tor des Tages. Die Gäste gingen in Führung, ein geiler Torjubel folgte und der Knoten war endlich gelöst. Kurz darauf kam es dann zum brachialen Torjubel der Heimseite und die Hoffnung auf den Meistertitel kam wieder auf. Nach dem Ausgleichstreffer starteten die phänomenalen Pyroshows beider Seiten. Die Fackeln aus dem Gästeblock flogen auf den Rasen. Im Heimblock gab es orangen Rauch und zahlreiche Bengalos. Dinamo egalisierte den Ausgleich erneut schnell und traf zusätzlich in der Nachspielzeit zum 1:3 Endstand.
Die Betrübtheit der Heimfans war im ganzen Stadion zu vernehmen, aber es ist noch nicht vorbei. Die Meisterschaft ist nicht unmöglich, mit Spannung beobachten wir das Meisterrennen weiterhin. Nach dem Spiel ging es noch einmal zum Hafen und eine kleine Runde durch die Stadt. Ein absolut geiler Tag und ein Kreuz mehr in der ersten kroatischen Liga. (sl)