VSG Altglienicke – FSV Zwickau – 2:3

„REVANCHE IM FRIEDRICH-LUDWIG-JAHNSPORTPARK“

07.04.2024

Regionalliga Nordost, 28. Spieltag

Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark

Zuschauer: 455

Der Sonntag in Berlin startete mit einem leckeren Gemüse-Kebab bei Rüyam. Dieser ist nur wenige Meter von dem Friedrich-Ludwig Jahn-Sportpark entfernt.

Dort hatte der singende Stadionsprecher: Ronny Rothé jahrelang für gute Laune gesorgt. Nun drückt er der VSG bestimmt von ganz oben die Daumen. Mit seinen Hits hatte sich der Verein in puncto Musik von den anderen Klubs abgehoben. Heute laufen bekannte Songs, wie „Erfolg ist kein Glück“ oder der Tor-Jingle: „Freed From Desire“. Für gute Musik hingegen sorgten aber geschätzte 150-200 mitgereisten Gästefans aus Zwickau. Viele Lieder mit Ohrwurm-Potential. Auch optisch war der Block nett anzusehen.

Die Fans rund um die Gruppe: ,,Red Kaos“ schwenkten viele kleine Fahnen in rot und weiß, sowie drei etwas größere Schwenker. Zufrieden dürften die Anhänger auch mit dem Ausgang des Spiels gewesen sein. Bei bestem Frühlingswetter ging der Gastgeber zwei Mal in Führung und zur Halbzeit stand es auch 1:0.

Nach dem Seitenwechsel dauerte es aber nur vier Minuten, ehe Albert zum 1:1 traf. Und auch als Cigerci die VSG in der 66. Minute erneut in Führung brachte, zeigte der Drittlig-Absteiger der Vorsaison Moral: Die Mannschaft von Trainer Schmitt konnte das Spiel durch die Treffer von Hermann in der 75. und Klein in der 83. Minute innerhalb von nur neun Minuten drehen und ging am Ende als Sieger vom Platz.

Für den FSV war es die große Revanche, nachdem man sich im Hinspiel noch mit 0:5 geschlagen geben musste. Mit dem Abstieg dürften die ,,Schwäne“ diese Saison dementsprechend nichts mehr zu tun haben. (fj)

FC Ararat Yerevan – FC Urartu – 0:0

“ENGLISCHE WOCHE IN ARMENIEN”

03.04.2024

Armenian Premier League

Vazgen Sargsyan Republican Stadium

Zuschauer: ca. 200

YEREVAN – Zwei Redakteure vom Schwechheimer Landbote nutzten die freien Ostertage, um das Land Armenien mal etwas genauer zu begutachten. Insgesamt waren es an 6 Tagen Aufenthalt 10 Spiele und somit kann ein eigenes Urteil gebildet werden.

Ich berichte von diesem Spiel, weil es für mich meiner Meinung nach der schönste Ground und das schlechteste Spiel war. Für armenische Verhältnisse sind 200 Zuschauer schon recht viel.

Aktuell wird dieses Stadion unter anderem für die Spiele der Nationalmannschaft genutzt, das altehrwürdige Hrazdan Stadium wurde vorübergehend mit diesem ersetzt. In den Medien liest man Artikel über ein potenziell neues Nationalstadion, da die Kosten für die Sanierung zu hoch sind. Der Schwechheimer Landbote verfolgt das ganze natürlich, denn noch eine Ansetzung im alten Ground wäre ein absoluter Traum. Dafür würde ich definitiv wieder nach Armenien fliegen. (tp)

VfL Halle 1896 – VfB Germania Halberstadt – 1:1

„DAS PERFEKTE OBERLIGASPIEL“

30.03.2024

NOFV-Oberliga Süd

HGW-Stadion am Zoo

Zuschauer: 110

HALLE – Am Karfreitag stellte ich den Wecker auf sechs Uhr, um mit einem Landbotenbegleiter nach Halle zu fahren. Nur blöd, wenn man den Standardwecker für die Arbeit auswählt. Dieser klingelt nämlich nur von Montag bis Freitag.

Als ich um kurz nach sechs wach wurde, dachte ich mir, irgendwann muss das Gerät doch bimmeln. Tat es aber leider nicht. Somit war es leider nicht mehr möglich die S1 zu kriegen. Der Bolt-Roller musste her, damit ich in kürzester Zeit zur S3 fahren konnte. Nur leider hatte der aufgefundene Roller keine funktionierenden Bremsen, wodurch ein Arbeitnehmer am Ostersamstag einen schlechten Start in den Tag hatte. Der Weg war breit genug für uns zwei, wäre er nicht arg getaumelt.

Anyway, die S3 habe ich bekommen und der Rest der Anreise lief problemlos. Das Vorspiel bei der ESG Halle wurde auf’m Campingstuhl genossen und dann ging es zum Zoo. Am Eingang wechselten wir acht Euro gegen eine Eintrittskarte und genossen schon den Anblick von Wurst und Buletten. Da wurde natürlich sofort zugeschlagen und ein Getränk gleich hinterher geordert. Mit der Bulette in der Hand entdeckten wir auf der gegenüberliegenden Seite auch die kleine Fanszene von Germania Halberstadt. Damit haben wir nach dem Abstieg in die Oberliga überhaupt nicht gerechnet. Eine sehr nette Überraschung. Die Jungs und das eine Mädchen hatten über 90 Minuten ihren Spaß. Unterbrochen wurden sie nur einmal vom sehr aktiven Stadionsprecher, der den Ball wieder zurückhaben wollte.

Das Spiel auf dem Rasenplatz begann quasi mit einem Elfmeter für den Außenseiter aus Halle. Halberstadt kam nach dem verwandelten Elfmeter aber postwendend zurück und erzielte das 1:1. Mehr Tore durften wir leider nicht mehr sehen. Für Halle ein wichtiger Punkt im Kampf um den Klassenerhalt, für Halberstadt ist der Aufstiegszug nun wahrscheinlich abgefahren.

Das Stadion am Zoo ist ein kleines altes Schmuckstück mit einer Sitzplatztribüne auf der einen Seite und einer Stehplatztribüne auf der anderen. Dazu haben sie hier alles mögliche abgezäunt und mehrere Eingänge aufgebaut. Regionalliga könnte man hier also ohne Probleme spielen. Der Stadionsprecher verabschiedete uns dann pünktlich um 15.47 Uhr mit einem „Tschüssikowski“ und das war’s dann auch aus’m Zoo.

Ein rundum perfekter Nachmittag in der NOFV-Oberliga Süd (mb)

SSV Ziethen – SpVgg Lütau – 4:2

„DIE ANDERE SEITE DES FUẞBALLS“

25.03.2024

Kreisklasse B

Herzogtum Lauenburg

Schleswig-Holstein

Sportplatz am Gemeindezentrum

Zuschauer: ca. 50

ZIETHEN – Das letzte März-Wochenende wurde ausnahmsweise fernab von jeglichen Fußball-Ambitionen verbracht. Am Sonntag sollte es trotzdem mal rausgehen – auf die andere Seite des Fußballs. Während fast jedes Wochenende Pyro-Fackeln gezählt und Flugmeilen gesammelt werden, ging es diesmal nur ein paar Fahrradminuten Richtung Mecklenburger Grenze. Das kleine Dörfchen Ziethen liegt so nah an Ostdeutschland, dass es vor dem Krieg jahrhundertelang dem Herzogtum Mecklenburg-Strelitz angehörte und erst im Zuge von irgendwelchen kruden Grenzziehungen nach dem großen Knall Schleswig-Holstein zugeschlagen wurde.

Alles lange her, mittlerweile interessiert die Dorfbewohner nur noch die Kreisklasse B. Das jedenfalls, ist durchaus als Erfolg zu bewerten. Denn der SSV tritt erst seit 2 Jahren wieder als eigenständige Elf an. Zuvor spielte man in einer SG mit der benachbarten Kreisstadt Ratzeburg bzw. konnte gar keine Elf stellen. Im ersten Jahr nach dem Relaunch folgte gleich der Aufstieg in die B-Klasse. Vielleicht erklärt dieser Umstand die intensive Atmosphäre am Sportplatz im Herzen der Gemeinde.

Im Spitzenspiel der Kreisklasse Lauenburg war die Mannschaft aus Lütau im Osten des Kreises zu Gast. Ein schönes Dörfchen bei Büchen, das für seine Säfte hamburgweit bekannt ist. Von Anfang an kam man aus dem Staunen nicht mehr heraus. Der kleine Hoppelplatz, den man zu Gesicht bekommt, wenn man die Treppe zum Ground hinunterstiefelt, versprach sofort ein Spiel voller Kuriositäten und Anekdoten. Und es dauerte nicht lange, da lag der Tabellenvierte aus Ziethen dank Eigentor, Platz- und Torwartfehler mit 2:0 in Front.

Lütau hatte sich eine Menge vorgenommen. Als Zweiter in der Tabelle konnte man mit einem Punkt bereits auf den ersten Rang springen. Und mit zwei sehenswerten Treffern kam man schnell in das Spiel zurück. Von nun an wurden die Tore weniger, doch die Highlights mehrten sich. Nach einem Pressschlag erntete die Nummer 9 der Gastgeber eine Gelb-/Rote-Karte, die nach Beleidigungen in glatt Rot umgewandelt wurde. Aus einem guten Spiel wurde ein wahnsinniges Spiel. Die Portion Adrenalin hatte Ziethen gebraucht – denn nun warf man alles nach vorne und wollte die vermeintliche Fehlentscheidung rächen. Mit dem Halbzeitpfiff traf ein Spieler per Hinterkopf zur erneuten Führung. Grenzenlose Freude: Ersatzspieler, Zuschauer, Grillmeister und Vereinslegenden in einer Jubeltraube auf dem Platz vereint!

Nach der Pause verteidigte der SSV kompromisslos – auf dem Rasen und auf den Rängen. Das Gepöbel an der Seitenlinie war teilweise wirklich unter der Gürtellinie, aber die Taktik ging auf: Hier arbeiteten alle an den drei Punkten und Lütau ließ sich davon beeindrucken. Fußballerisch passierte nicht mehr viel. Es gab auf beiden Seiten einen Elfmeter. Wobei „Heim“ die Chance für den Endstand nutzte und „Gast“ sich von der Nervosität der „Heimkurve“ einfach nicht freimachen konnte und vergab. Die sagenhaft gute Leistung des Ziethener Keepers tat ihr Übriges. In der Haut des arg verrufenen Schiedsrichters wollte wohl niemand stecken. Der Platzverweis war vertretbar und auch sonst gab es keinen Kartenhagel für diverse Knochenbrecherfouls. Kurzum: Der Schiri hatte die Partie im Griff. Aber das ist an solchen Orten immer nur die halbe Wahrheit.

Abpfiff. Heimsieg. Tumulte. Pyrotechnik. Und doch wieder mittendrin. Da mehrfach gezündet wurde, scheint diese Art von „Support“ wohl auch System zu haben. Probiert sie mal wieder aus, die andere Seite des Fußballs. Die kerosinarme Anreise tut dem Wurstbauch gut und wenn man das Verlangen hat diese entstandene Delle auszubessern, dann helfen Würstchen für zwei Euro und Flaschenbier für Einsfünfzig schnell nach. (mm)

VfB Borussia Neunkirchen – 1.FC Saarbrücken – 0:4

VfB Borussia Neunkirchen – 1.FC Saarbrücken – 0:4

„SAARLAND ASOZIAL UND BALD INTERNATIONAL?“

23.03.2024

Saarland-Pokal/Achtelfinale

Ellenfeldstadion

Zuschauer: 7.000

NEUNKIRCHEN (SAAR) – Nach über 1,5 Jahren wurde im schönen und altehrwürdigen Ellenfeldstadion Neunkirchen mal wieder ein Spiel angepfiffen. Im Rahmen des Saarland-Pokal-Achtelfinale traf die Borussia auf den DFB-Pokal-Halbfinalist 1.FC Saarbrücken. Zur Einweihung vom neuen Rasenplatz kamen Personen aus dem ganzen Land. Auch über die Grenze hinaus wurden Karten verkauft.

Der Gästeblock prall gefüllt, zeigte ein kleines Intro mit dem Spruch: „Lang lebe der Stolz der Saar“. Außerdem wurden blau-gelbe Luftschlangen geworfen und blau-schwarzer Rauch gezündet. Nachdem der Underdog aus Saarlands zweitgrößter Stadt Neunkirchen 2010 noch mit 2:1 im Halbfinale des Saarland-Pokals gegen den FCS gewinnen konnte, waren die Rollen dieses Mal klar verteilt. Bereits zur Halbzeit führten die Gäste mit 0:3. den Schlussstrich setzte Sontheimer in der 73. Minute zum verdienten 0:4, worauf die Gäste „Saarland asozial-international“ anstimmten.

Internationale Spitzenklasse auch das Ellenfeldstadion, das nur nach Nostalgie riecht. Besonders zu empfehlen dazu das Video von „Stadiontouri“, der über den genannten Ground berichtet und Einblicke darüber gibt, wie die Bundesliga in den 1960ern aussah. Mal sehen ob im Saarland bald tatsächlich wieder internationaler Fußball gespielt wird. (fj)

KSV Baunatal – SC Viktoria Griesheim – 1:0

KSV Baunatal – SC Viktoria Griesheim – 1:0

„HERKULES WACHT ÜBER BAUNATAL!“

16.03.2024

Hessenliga

Parkstadion Baunatal

Zuschauer: 280

BAUNATAL – Der ein oder andere ehemalige Hattrick- oder Fußball-Manager-Zocker kann sich noch an den KSV Baunatal erinnern. Auch die alteingesessenen Fußballromantiker schweben noch in Zweitliga-Erinnerungen, als der Kultur- und Sportverein zwischen 1976-1979 mehr oder weniger erfolgreich in der zweiten Liga sein Glück versuchte. Für die neuere Generation ist der KSV Baunatal ein unbekanntes Pflaster unter dem Schatten des Herkules.

Um dieses Stück deutsche Fußball-Kultur genauer zu beobachten ging es relativ entspannt die A7 runter in die Region Kassel. Nach gut 170 Kilometern erschwerte uns ein Stein die Sicht. Steinschlag Nummero drei in meiner Autofahrer-Karriere lässt grüßen. Die Nummer von Carglass kenne ich mittlerweile auswendig. Trotz der eingeschränkten Sichtweise kamen wir überpünktlich am Herkules an. Die Sicht dort war auch schon mal besser, da die Regenwolken nicht über den Herkules rüber kamen. Dazu schmälerten zwei Kräne die Aussicht.

Nach der Sightseeing-Runde ging es dann bergab ins Tal. Das Parkstadion in Baunatal öffnete für neun Euro die Pforten. Mit einem Sieg können sie hier wieder auf einen Aufstiegsplatz klettern. Trotz der guten sportlichen Leistung verlieren sich nur sehr wenig Zuschauer im Parkstadion. Hätten wir gewusst, was die Spieler für einen Grottenkick auf’s Parkett zaubern würden, wären wir vielleicht doch nicht hier hergekommen.

Baunatal bugsierte das Leder in der ersten Hälfte irgendwie über die Linie und verschoss in der zweiten Hälfte einen Elfmeter. Mehr gibt’s nicht zu sagen. Dafür präsentierte sich der Stadionsprecher in Gönnerlaune: Nach 75 Minuten begann die Bratwurst-Happy-Hour. Zuerst wurde sie für 2,50 Euro verkauft, später sogar nur noch für 1,50. Die Reisegruppe überlegte kurz, merkte dann aber, dass das Kuchenbuffet gut gesättigt hatte. Mit vollem Magen genossen wir lieber den Blick auf das nette Parkstadion von der Gegentribüne, die aus Stufen und Wellenbrechern besteht. Gegenüber bestaunten wir die überdachte Haupttribüne und den Rasenwall hinter den Seiten. Ein schönes, altes Schmuckstück in Nordhessen.

Vielleicht wird Baunatal in der nächsten Saison bei den ein oder anderen auf der To-do-Liste stehen, wenn sie eventuell in der Regionalliga Südwest antreten dürfen. Kassel vs Baunatal, warum nicht? (mb)

Ruch Chorzów – Górnik Zabrze – 1:2

„KEINE GNADE IM 123. SCHLESISCHEN DERBY“

16.03.2024

Ekstraklasa

Stadion Śląski

Zuschauer: 38.106

CHORZÓW – Knapp 38.000 Zuschauer zog es an diesem Samstag in das große Stadion Śląski, um sich das Wielkie-Derby-Slaska zwischen Ruch Chorzów und Górnik Zabrze anzuschauen, da im alten Stadion wegen Sicherheitsbedenken nicht mehr gespielt werden darf und Chorzów an einen Neubau denkt. Zugelassen waren 5% Gästefans in der knapp 54.000 Zuschauer fassenden Arena, so dass 2.040 Górnik-Anhänger den kurzen Weg in den Gästeblock fanden.

Auch viele Hopper aus Nah und Fern wollten sich den Kick um die Herrschaft von Schlesien nicht entgehen lassen. Da die Kommunikation in Sachen Tickets vom Verein allerdings sehr ausbaufähig ist, hatten viele große Sorgen keine Karten für das Spiel erwerben zu können. Der VVK war lediglich für Personen geöffnet, die bereits ein Spiel in der Saison bei Ruch gesehen hatten. Somit deckten sich viele Besucher schon mit Tickets für das vorherige Heimspiel gegen Piast bzw. für den Derby- Dreierpack ein. Letztendlich wurde pünktlich am Spieltag die Tageskasse geöffnet.

Aber auch der Mehrpreis war am Ende das Geld wert. Zum Einlauf der Mannschaften zeigten die Heimfans eine große Pappen-Choreo in den Vereinsfarben von Ruch. „Super Ruch“, ein Pokal auf dem die Ziffern 14 (14 Meistertitel von Ruch) abgebildet waren, sowie eine Fahne zwischen Ober- und Unterrang mit 14 goldenen Sternen, sorgte für ein eindrucksvolles Bild.

Abgerundet wurde die Choreo mit Fontänen- artigen Pyro-Elementen, die nacheinander von links nach rechts in die Luft geschossen wurden. Immer wieder zündelten die Fans blauen Rauch und diverse Fackeln.

Mitten im Spiel der zweiten Halbzeit wurde dann eine zweite Choreo ausgerollt. Ein weinender Bart Simpson, gekleidet in Górnik-Farben war in einem brennenden Kessel zu erkennen. Hinter ihm drei muskuläre Ruch-Anhänger. Außerdem war ein Transparent zu sehen. Der Kessel kocht, das Feuer brennt. Heute ohne Gnade für unseren Rivalen – war auf Polnisch zu lesen. Der Gästeblock meldete sich erst zur zweiten Halbzeit richtig an. Sie schwankten mehrere Górnik-Fahnen und zündeten rote Fackeln über dem Oberrang von Gästeblock.

Im Spiel gelang Lukas Podolski und seiner Torcida der 1:2-Derby-Sieg. Nachdem ein Treffer von Ruch aberkannt wurde, war es Kapralik, der kurz vor Anpfiff der ersten Halbzeit den nicht ganz verdienten Führungstreffer für die Gäste markierte. Die Vorentscheidung gab es in der 81. Spielminute, als Kozuki den Ball in das Netz drosch. Zwar kam Ruch durch Novothny noch zum Anschlusstreffer. Aber auch die 10 Minuten Nachspielzeit konnten den Auswärtssieg der Gäste nicht verhindern.

Für die Torcida-Fans dürfte es ein langer Abend gewesen sein, welchen ich wenig später mit leckeren Piroggen auf dem Teller beendete. (fj)

FK Crvena Zvezda – FK Partizan – 2:2

„172. DERBY – ZUM ERSTEN MAL AUSVERKAUFT!“

10.03.2024

Stadion Rajko Mitić

Superliga Srbije

Zuschauer: 49100 (12000 Gäste)

BELGRAD – Heute schaute unser zweiköpfiges Team vom Schwechheimer Landbote das 172. Belgrader Stadtderby. Es war das erste Derby, das offiziell als ausverkauft galt. Wir besorgten uns vorab Tickets und bezahlten 8,50€ für die Gegengerade, jeder einzelne Cent wurde belohnt.

Das Intro auf der Heimseite mit tausenden von Luftballons war richtig schön anzusehen. Die Ballons flogen noch ein paar Minuten durch den Ground. Das Intro der Gäste wurde eingeleitet durch schwarzen und weißen Rauch, ebenfalls nett anzusehen und den gesamten Gästeblock mal eben in Rauchschwaden eingehüllt.

Sportlich war unserer Meinung nach Crvena Zvezda eindeutig besser, das Team spielte sich große Chancen heraus. Bei dem 1:0 kurz vor der Halbzeit eskalierte der Heim-Anhang völlig zurecht. Schnell wurde der Treffer egalisiert, denn Partizan glich aus. Im Gästeblock wurden zeitgleich mehrere Fackeln angerissen, dieser Anblick war einfach nur schön! Es ging also mit einem sportlich sehr ungerechten Unentschieden in die Kabinen.

Das Spiel in der zweiten Halbzeit ähnlich wie in der ersten Halbzeit: Crvena Zvezda machte das Spiel und schoss einfach keine Tore. Partizan nutzte die Gunst der Stunde und erzielte das zwischenzeitliche 1:2. Im Gästeblock wurden wieder etliche Bengalen angerissen. Die Stimmung im Gästeblock war auf dem Höhepunkt und die Gesänge hallten nur so durch dieses großartige Stadion. Nach einem Platzverweis auf Seiten der Gäste kamen die Gastgeber wieder besser ins Spiel, trafen zum Ausgleich und vergaben mal wieder die größten Chancen zum Siegtreffer. Unglaublich viel Pech in einigen Aktionen.

Zusammenfassend finden wir, dass es ein reines Spektakel war. Auf den Rängen sehen wir die Gäste weiter vorne, immerhin gibt’s hier in unseren Augen einen Sieger. Eines ist sicher, der Schwechheimer Landbote wird sicherlich noch das ein oder andere Belgrader Derby besuchen. (tp)

Al Ain FC – Al Nassr FC – 1:0

04.03.2024: Al Ain FC – Al Nassr FC – 1:0

„CR7 LIVE IN AL AIN!“

Hazza Bin Zayed Stadium

AFC Champions League

Zuschauer: 22326 (300 Gäste)

AL AIN – Zwei Stunden vor dem Anpfiff reiste das heute zweiköpfige Team vom Landboten an. Wir merkten schnell, dass hier heute ein Verkehrschaos ausgebrochen war. Überall standen Autos an den Straßen und entsprechend überall wurde auch geparkt. Hier, wo sonst die Heimspiele vor deutlich weniger Zuschauern ausgetragen werden, waren heute 22.236 Zuschauer am Start. Das Ticketsystem war vollkommen überlastet. Vier Tage vor dem Spiel meldete Al Ain FC ausverkauft!

Der Grund wird vielen bekannt sein: Bei Al Nassr FC aus Saudi Arabien stehen aktuell Sadio Mané, Aymeric Laporte und eben Cristiano Ronaldo unter Vertrag. Die Quote an CR7-Trikots war dementsprechend hoch.

Die Heimfans präsentierten zum Einlauf der Spieler eine schicke Choreo über 2 Tribünen. Für das Team vom Landboten Fan-technisch eine tolle Überraschung, hatte man doch im Vorfeld nichts erwartet.

Die Spieler sogen die Atmosphäre auf und brachten das Auswärtsteam ins Wanken. Das erste Tor von Al Ain wurde durch den VAR aberkannt, dennoch war der Jubel sehr ordentlich und durchaus emotional. Kurze Zeit später fiel der Treffer, der dieses Mal nicht aberkannt wurde. 1:0 für Al Ain, wer hätte das gedacht? Cristiano Ronaldo fiel immer mehr durch Meckern statt durch sportlich relevante Aktionen auf.

Dieses Ergebnis hielt Al Ain bis zum Ende. Der oben erwähnte Aymeric Laporte, ehemals Manchester City, flog in der Nachspielzeit aufgrund einer Tätlichkeit dank dem VAR noch vom Platz. Seine punktgenauen Pässe über 60 Meter brachten am Ende also auch nicht viel ein.

Die Stars um das Team von Al Nassr wirkten bedient und gingen nach Abpfiff zügig in die Kabine. Somit kam also kein exklusives CR7-Interview mit dem Schwechheimer Landbote zu Stande. Ronaldo scheint das Glück verlassen zu haben. Im Rückspiel unterlag er mit Al Nassr schließlich im Elfmeterschießen und schied sang- und klanglos im Viertelfinale dieses Wettbewerbs aus. (tp/hr)

Longridge Town FC – Padiham FC 2:3

02.03.2024: Longridge Town FC – Padiham FC 2:3

„GROUNDHOP-DAY IN LANCASHIRE“

England

North West Counties Premier Division

The Mike Riding Ground

Zuschauer: 438

LINGRIDGE – Schon auf den Kanälen der sozialen Medien hatte der Longridge Town FC zum Groundhop-Day 2024 aufgerufen. Von Freitag bis Sonntag konnte der leidenschaftliche Stadion-Sammler gleich sieben Kreuze setzen. Den Auftakt für den Samstag gab es in einem 11:00-Uhr-Kick im Stadion „The Mike Riding Ground“, ungefähr 30 Minuten mit dem Bus vom Zentrum Prestons entfernt.

Dem Motto: „A Point For The Ground“ kamen 438 Zuschauer nach. In der Futbology App waren tatsächlich mehr Check-ins zu verzeichnen als bei dem nicht weit entfernten Championship-Spiel von P.N.E. Dass der Geldbeutel bei einigen leichter wurde, dafür sorgten diverse Verkaufsstände. Ob Pins, Bücher oder Spieltagshefte aus der Vergangenheit – für den nostalgischen Fußball- Liebhaber war wirklich alles dabei.

Auch beim Spiel kamen die Zuschauer auf ihre Kosten. Insbesondere in der ersten Halbzeit gab es auf beiden Seiten zwei Tore zu sehen. Besonders sehenswert waren die Tore der Heimmannschaft durch Homson-Smith in der 20. und Marshall in der. 45. Spielminute. Auch in der zweiten Halbzeit kamen beide Teams zu zahlreichen Torchancen. In der 79. Spielminute war es dann James, der den „Caldersiders“ den 2:3-Auswärtssieg bescherte.

Für Longridge war das nun schon die fünfte Niederlage am Stück und man kann es dem Longridge FC nur wünschen, dass es in Zukunft besser läuft. Dennoch war es für alle Beteiligten ein erfolgreicher Tag und man kann sich schon auf den nächsten Groundhop- Day freuen. (FJ)

SK Rapid Wien – FK Austria Wien – 3:0

25.02.2024: SK Rapid Wien – FK Austria Wien – 3:0

„ERSTER SIEG IM 342. DERBY“

Allianz Stadion

Bundesliga

Zuschauer: 26000 (ausverkauft)

WIEN – Schon weit vor Anpfiff wusste ich, dass dieses Spiel heute richtig gut wird. Rapid Wien vor diesem Spiel seit 12 Derbys sieglos, irgendwann muss ja mal wieder ein Derbysieg nach Hütteldorf gehen. Zu meinem Glück traf es ein und Rapid gewann das Spiel glanzvoll mit 3:0. Zudem war es der erste Derby-Heimsieg überhaupt im neuen Stadion.

Rapid spielte in der ersten Halbzeit Austria Wien fast schon an die Wand und ging mit dem heutigen Endstand in die Kabinen. In der zweiten Halbzeit, holte der Rapid-Keeper einige Paraden heraus und so blieb es beim 3:0. Guido Burgstaller spielte lange in Deutschland, kehrte 2022 nach Österreich zurück und traf zum zwischenzeitlichen 2:0.

Der Gästeblock passte sich schnell der Mannschaft an und blieb ein wenig hinter den Erwartungen. Die Rapid-Fans hingegen mit einer brutalen Ohrwurm-Parade. Ganz großes Kino! Dieses Kurvenbild mit den Schwenkern, da kann man ja nur schwärmen. Die Choreo 1A umgesetzt, alles hat gestimmt und der Support allererste Sahne.

Dieser Sieg ist auch enorm wichtig für die eventuelle Teilnahme an der Meisterrunde. Jetzt sind es noch zwei Spieltage, meine persönlichen Daumen sind natürlich gedrückt. (tp)

Raith Rovers FC – Dundee United FC – 2:1

16.02.2024: Raith Rovers FC – Dundee United FC – 2:1

„HISTORISCHER ABEND IN KIRKCALDY“

Schottland

Championship

Stark’s Park

Zuschauer: 7.923

KIRKCALDY – Die BBC verschob das Topspiel der zweiten Liga auf den Freitag. Raith Rovers vs. Dundee United live im Fernsehen um 19:45 Uhr! Der Zweite gegen den Ersten. Dies kam für uns perfekt, denn unser Flieger sollte um 18:05 Uhr in Edinburgh landen. Genug Puffer, um nach Kirkcaldy zu kommen. Es lief auch alles glatt. Auf’m Rollfeld in Hamburg überholte unsere Maschine den Ryanair-Flieger zur gleichen Destination, bei der Hertz-Autovermietung stand keiner vor uns und der Hyundai glänzte mit einem Automatikgetriebe im Linksverkehr. Somit kamen wir pünktlich um 19:18 Uhr an der Esplanade an und stellten unser Auto neben den Parklücken ab, denn hier war alles voll.

Sonst kommen eigentlich keine 3.000 Zuschauer zu den Rovers, aber heute sollte alles anders sein. Wir betraten das Stadion und setzten uns quasi auf’n Boden, denn die Sitzschalen wurden hier sehr tief platziert. Dies ist aber auch kein Wunder, denn das Stadion hatte bei der Eröffnung 1891 wahrscheinlich nur ein paar Stufen und keine Schalen.

Die beiden Mannschaften wurden euphorisch von beiden Fanlagern empfangen. In der ersten Hälfte hatten beide Teams ihre Chancen und konnten sich jeweils auf dem Anzeigeboard platzieren. Die zweite Hälfte plätscherte eigentlich ein bisschen vor sich hin, bis der Stadionsprecher die heutige Zuschauerzahl in der 78sten Minute mitteilte: 7.923 – ausverkauft! Das gab es in der Geschichte der zweiten schottischen Liga noch nie. Für die heimischen Raith Rovers war dies auch ein Novum.

Das historische Spiel hatte aber noch eine Pointe: In der 88. Spielminute prallte der Ball von einer Ecke zurück zu Scott Brown, der fasste sich ein Herz und ballerte das runde Leder aus 25 Metern volley in den Knick. Extase pur im Stark’s Park! Der Jubel war grenzenlos. Kurze Zeit später war Schicht und die Mannschaft wurde von den heimischen Fans frenetisch gefeiert. Die ca. 2000 Gästefans aus Dundee mussten den Rückweg ohne Punkte antreten, hatten aber die Ehre uns zu begleiten, denn unsere Unterkunft lag für die nächsten zwei Tage genau in dieser Stadt.

Das Stadion steht natürlich mitten in der Stadt und bietet den Zuschauern vier Tribünen. Die größeren Tribünen befinden sich hinter den Toren und sind für die jeweiligen Fanlager geschaffen. Gegenüber auf der Geraden wurde mittlerweile das meiste abgesperrt. Ich denke die kleine Gegentribüne ist ein bisschen in die Jahre gekommen. Der Main Stand selbst ist wahrscheinlich auch von 1891, denn hier ist alles super eng und alt. Dazu endet die Tribüne kurz hinter der Mittellinie und besitzt noch eine ganz kleine Kurve.

Ein historischer Abend im Stark’s Park. Nächstes Jahr könnten weitere Folgen, denn der Aufstieg ist dieses Jahr möglich! Dann würden hier bestimmt ein paar magische Momente gegen die Rangers oder Celtic folgen. Man kann nur die Daumen drücken! (mb)

TuS Makkabi Berlin – FC Anker Wismar – 0:0

04.02.2024: TuS Makkabi Berlin – FC Anker Wismar – 0:0

„EIN STINKNORMALER SONNTAG IN BERLIN“

Julius-Hirsch-Sportanlage

NOFV-Oberliga Nord

Zuschauer: 48

BERLIN – Alle die mit Anker Wismar auf Kaperfahrt gehen, müssen weite Wege ertragen! Der Anker muss in dieser Saison insgesamt neun Mal in Berlin geworfen werden. Am gestrigen Sonntag waren die Gäste beim TuS Makkabi zu Gast. Ein Verein, der in den letzten Monaten durch die Unruhen im Gaza-Streifen des Öfteren in den Medien stand. Seitdem können die Spiele vom TuS nicht mehr ohne Begleitung der Polizei durchgeführt werden. Dieses Szenario wollte ich mir heute mal etwas genauer angucken, auch wenn das Spiel auf dem Nebenplatz angesetzt war.

Mit der S9 ging es bis zur Messe Süd, am Mommsenstation vorbei und auf die Julius-Hirsch-Sportanlage. Dort begrüßte uns schon der Bus aus Wismar. Am Eingang zum Nebenplatz bekamen die zahlenden Gäste keine Eintrittskarte, sondern ein Bändchen plus Programmheft. Wir nahmen direkt auf einer der beiden Bänke Platz und schauten uns das Spiel in guter Begleitung von ein paar Dauergästen mittleren Alters an. Pünktlich zum Anstoß gesellten sich auch zwei Mitarbeiter der Polizei hinter den Zaun und erlebten wahrscheinlich den entspanntesten Arbeitstag ihrer Laufbahn. Einzig und allein die Frage nach der Zuschauerzahl stand heute auf ihrer To-do-Liste. Das Spiel war wirklich auch kein Zuckerschlecken. Ein 0:0 in seiner trostlosesten Ausführung. Kaum Chancen, beide Teams neutralisierten sich und in den Lücken des Zauns kam auch keine Stimmung auf.

Mit 48 Zuschauern erlebte ich die zweitniedriegste Zuschauerzahl meiner „Laufbahn“ in der fünften deutschen Liga. Einzig und allein in Bremen kamen einst noch weniger zu einem Oberliga-Kick – bei Minusgraden unter der Woche. Trotz der ganzen trostlosen Ereignisse in den 90 Minuten gab es auch einen Lichtblick in meiner persönlichen Lieblingsoberliga: Am Verkaufsstand wurde die neue Fritteuse eingeweiht und zur Feier des Tages standen sämtliche Saucen zur Auswahl. Ein bisschen Belgien/Holland-Feeling kam da auf.

Unterm Strich war es bestimmt nicht die größte Veranstaltung aller Zeiten, bei einem eigentlich stinknormalen Fußballverein in Berlin.

Makkabi, ich komme wieder… Für den Rasenplatz nebenan. (mb)

KFC Uerdingen 05 – FC Büderich 02 – 0:2

09.12.2023: KFC Uerdingen 05 – FC Büderich 02 – 0:2

„SAMT & SEIDE IN DER GROTENBURG“

Grotenburg-Stadion

Oberliga Niederrhein

Zuschauer: 1.870 (davon ca. 40 Gäste)

KREFELD – Im Rahmen einer Wochenendtour tief im Westen der Republik stand unter anderem ein Besuch der

alt-ehrwürdigen Grotenburg auf dem Plan. Nach einem Abstecher ins Grenzlandstadion in Mönchengladbach erwartete mich die frühere Samt- und Seidenstadt Krefeld.

Vom Glanz früherer Tage ist heute wenig übrig geblieben. Je nach Blickwinkel ist die Stadt vom 80er-Jahre-Gammel/Charme geprägt. Die meisten Textilbetriebe mussten aufgrund der Billiglohnkonkurrenz schließen und auch der früher allgegenwärtige Bayer-Konzern hat sich mittlerweile komplett aus Krefeld zurückgezogen. Geblieben ist aber unter anderem die Dujardin-Brennerei. Weinbrand (mit Cola) passt auch ganz gut zum 80er-Bild.

Zur Stärkung vor dem Spiel durfte der eigentlich etwas weiter nordöstlich beheimatete Taxiteller nicht fehlen und dann ging es auch schon in den Stadtteil Bockum. Bei Eröffnung 1927 fasste die Grotenburg 18.000 Zuschauer. Über die Jahrzehnte wurde das Stadion weiter ausgebaut und insbesondere die großen Stehbereiche hinter dem Tor hievten die Kapazität auf 34.500 Besucher.

Der Ausstieg von Bayer 1995 läutete dann aber den Niedergang ein und die Grotenburg verfiel zusehends. 2013 sperrte die Stadt sogar die Stehränge komplett. Gottlob entschieden sich die Verantwortlichen 2018 gegen einen Neubau und für eine Sanierung, die dank ehrenamtlicher Hilfe der Fans ins Rollen kam und weiter andauert. Aktuell können die Nord- und Südtribüne sowie der Block S auf der Westtribüne geöffnet werden.

Nach turbulenten Jahren mit drolligen Episoden wie der Ailton-Verpflichtung, einem Stadion-Umzug oder dem zwielichtigen Russe Ponomarev, befindet sich der KFC sportlich mittlerweile in der Oberliga Niederrhein. Eigentlich sollte endlich Ruhe einkehren, aber wegen ausbleibender Zahlungen des neuen Hauptsponsors ist der Verein schon wieder in Schwierigkeiten. Gehaltszahlungen mussten bereits verschoben werden und die Ultras Krefeld haben eine Rettungsaktion ins Leben gerufen.

Nun aber zum Spiel. Trotz aller Unruhe ging Uerdingen mit sieben Siegen am Stück in die Partie. Gegner war der Aufsteiger und Tabellenletzte FC Büderich 02 aus Meerbusch, aufgrund des höchsten Durchschnittseinkommens in NRW gerne auch „Stadt der Millionäre“ genannt. Wie passend. Bei Dauerregen versteckte sich Büderich nicht und kam ein paar Mal vor’s Tor. Uerdingen steigerte sich nur langsam und drehte erst zur zweiten Halbzeit auf. Allerdings verhinderten die Latte und ein gut aufgelegter Gästetorwart die Führung, welche dann auf der anderen Seite fiel. Nach Ballverlust und Konter konnte die Nr. 20 von Büderich nur per

Foul gestoppt werden. Den fälligen Elfmeter verwandelte ein Ex-Uerdinger, der in der Nachspielzeit sogar noch das 0:2 drauflegte. Völlige Ekstase bei den ca. 40 mitgereisten Vereinsopas und Jugendkickern.

Letztlich alles nebensächlich. Star des Abends war natürlich das Stadion selbst und jeder sollte sich bei seinem Besuch genug Zeit für Fotorunden nehmen. Hoffentlich kehrt der KFC Uerdingen in den nächsten Jahren (auf gesundem Fundament) zumindest in die RL West zurück, sodass auch interessante Fanszenen den Weg nach Krefeld finden. Bis dahin dürften Spiele im Niederrhein-Pokal (im neuen Jahr Halbfinale gegen RWE) die Highlights bleiben. (HR)

FC Petrolul Ploieşti – FC Botoșani – 2:1

24.11.2023: FC Petrolul Ploieşti – FC Botoșani – 2:1

„DER ‚AUSVERKAUFTE‘ LÄNDERPUNKT“

Stadion „Ilie Oană“

Zuschauer: 7.800

SuperLiga României

Rumänien/1. Liga

PLOIEŞTI – Für die Reisegruppe „Linkshänder“ waren ein Tag vor der Abreise eigentlich alle Fragen geklärt. Die Karten fürs Bukarest-Derby waren eingepackt, die Unterhosen abgezählt und bei Wizz Air hatten auch alle erfolgreich eingecheckt.

Bis gegen 18 Uhr die seltsame Nachricht durchsickerte: Das Spiel am Freitag ist ausverkauft! Bitte was? Petrolul Ploieşti verkaufte die Karten für dieses Spiel nur im Paket mit dem Derby gegen Rapid. Der Verein postete auch fröhlich, dass das Spiel morgen ausverkauft ist und es keine Karten mehr gibt. Auf Nachfrage beim Verein kam dann die Rückmeldung „es wird noch wenige Karten an der Tageskasse geben“. Spoiler alert: vor Ort war es nicht im Ansatz ausverkauft und es gab auch reichlich Karten für alle die hier verweilen.

Am Freitag ging es dann relativ pünktlich mit Wizz Air nach Bukarest. Die Bolt-App wurde angeworfen und los ging es nach Ploiesti. Im Bolt-Taxi orderten wir uns noch schnell ein Hotel direkt am Stadion. Kurz die Sachen ins Hotel gebracht, ein Wegbier mitgenommen und ab ging es ins Stadion: Für umgerechnet drei Euro gab es dann zahlreiche Tickets an der Tageskasse, aber leider kein grandioser Verkauf. Kalte alkoholfreie Getränke und kalte Wurst im „Fransk Hotdog“. Klasse, Lasse!

Pünktlich zum Anstoß erahnten wir hier zwei Fanblocks. Beide platzierten sich jeweils hinterm Tor und waren fast gleich stark vertreten. Die 399 Kilometer aus Botoşani nahmen exakt zwei Top-Lads auf. Lustige Anekdote zu den beiden: Beide saßen einzeln und feierten nicht zusammen.

In der ersten Hälfte passierte nicht allzu viel. Beide Teams hatten jeweils eine Chance und Heim wurde durch den VAR ein Elfmeter aberkannt. In der zweiten Hälfte ging der Favorit schnell mit 2:0 in Führung. Am Ende wurde es nochmal spannend, da die Gäste einen Handelfmeter verwandelten. Für die Botoşani-Kicker reichte es aber am Ende trotzdem nicht zum Punkt. Auf den ersten Saisonsieg warten sie auch heute noch. Für die beiden Gästefans ging es dann wahrscheinlich wieder allein nach Hause.

Wir suchten nachdem Spiel noch erfolglos ein Restaurant oder eine Kneipe. Fündig wurden wir nur in der angrenzenden Tankstelle. In der Hotellobby gab es dann noch das ein oder andere Dosenbier. Viel mehr bekommt man in Ploieşti nicht geboten.

Das Stadion wurde 2011 eröffnet und ist ein klassischer Neubau, wie er auch in Regensburg stehen könnte. Vier Tribünen und eine schicke Außenfassade, die nicht wirklich in die Plattenbau-Umgebung passt. (MB)

Deportivo Toluca FC – CD Chivas de Guadalajara: 1:1

Welch eine Ehre! Der Schwechheimer Landbote hatte eine Akkreditierung in Mexiko! Für unseren Lateinamerika-Korrespondenten Marius Beu hieß es:

„WELCOME TO THE JUNGLE – PROFI-FUẞBALL AUF 2660 METERN HÖHE“

01.10.2023

Deportivo Toluca FC – CD Chivas de Guadalajara: 1:1

Liga MX

Zuschauer: 27.273

TOLUCA – Der Spielplan warf uns am ersten Tag im Oktober nur ein Spiel aus: Toluca gegen Chivas. Toluca liegt rund 70 Kilometer und weitere 400 Höhenmeter von der Hauptstadt Ciudad de México entfernt. Im Land der Busfahrer sollte diese Entfernung eigentlich kein Hindernis sein. Denkste! Nach Toluca fährt der Bus nur vier Mal am Tag. Um 08.30 und 08.45 sowie um 12.30 und 12.45 Uhr. Währenddessen gibt es täglich 134 Verbindungen nach Puebla. Somit stiegen wir in den Bus um 12.30, der das Ziel Guadalajara hatte. Angekommen in Toluca beantwortete uns der sehr nette Uber-Fahrer auch schon warum hier keiner hinwill. Zitat: Welcome to the Jungle, Toluca ist für ihn der beschissenste Ort in ganz Mexiko. Die Leute werden von der Politik allein gelassen und hier sollte man zu jeder Minute auf seine Sachen aufpassen.

Das sind ja super Voraussetzungen für einen Stadionbesuch mit über 27.000 Zuschauern!

Mit leicht mulmigem Gefühl ging es dann zum Stadion und dort wurden wir eines Besseren belehrt. Die Fans feierten vorm Stadion eine Party und wir wurden im Stadion super herzlich empfangen. Die Deutschen sind da, was für eine Ehre! Da geriet der Besuch der mexikanischen Legende Oswaldo Sánchez fast schon in den Hintergrund.

10 Minuten vor Anpfiff waren auch alle drin, links von uns eine Stehtribüne für die Ultras, rechts für die Gäste. Die „Roja Diablos“ wurden von ihren Fans frenetisch empfangen. Im „La Bombonera“ wird es hier richtig laut! Die Tribünen sind super dicht am Spielfeld und der Schall kann hier fast gar nicht entfliehen. Dazu sangen die Ultras der Diablos über 90 Minuten und wenn von der anderen Seite „Chivas, Chivas“ ertönte, dann hörte man seinen lieben Nachbarn nicht mehr.

Spielerisch wurde uns tatsächlich auch einiges geboten. Toluca nahm als Hausherr das Heft in die Hand und generierte Chance um Chance, traf nur leider nicht ins Netz. Als wir Anfang der zweiten Hälfte dachten, das wird hier heute nichts mehr mit einem Tor, belehrten uns die Hausherren erneut eines Besseren: Schöner Pass in die Schnittstelle, der Stürmer läuft ein – Tor! Das Bombonera bebt!

Kurze Zeit später die Ernüchterung: Chivas trifft mit seinem ersten Torschuss zum 1:1. Die Gäste verwalteten danach das Unentschieden in bester italienischer Manier und nach 90+7 Minuten war dann Schluss im Hexenkessel auf über 2.660 Meter! Für den ein oder anderen Besucher aus dem Ausland auch nicht schlecht, da die Luft langsam relativ dünn wurde.

Der Rückweg gestaltete sich dann etwas schwierig, da der besagte Bus natürlich um 19.00 Uhr schon zurückfuhr. Beim Anstoß um 17.20 war dies natürlich gar keine Option. Nach 20minütiger Wartezeit erbarmte sich ein netter, aber auch stiller Uber-Fahrer und fuhr uns für einen sehr guten Taler zurück in die Landeshauptstadt.

Toluca, es war uns eine Ehre! (MB)

FK AP Brera Strumica – FK Gostivar – 5:4 n.E. (0:0)

25.10.2023: FK AP Brera Strumica – FK Gostivar – 5:4 n.E. (0:0)

„MAILAND ODER MADRID – HAUPTSACHE: MAZEDONIEN“

Sportski Centar Pandev

Zuschauer: ca. 200

Nordmazedonien

Kup na Makedonija

STRUMICA – Am Ende des Tages ärgerte ich mich trotz der Entscheidung im Elfmeterschießen nicht zu Sileks Kratovar gefahren zu sein. Dort fielen in authentisch-mazedonischer Umgebung fünf Tore in einem spannenden Achtelfinale, während in dem klotzneuen Stadion der Kaderschmiede von Goran Pandev, dem Rekordnationalspieler Nordmazedoniens, 90 Minuten um den heißen Brei herumgespielt wurde. In den letzten 3 Spielen, die ich in Nordmazedonien gesehen habe, sah ich nur Elfmetertore und davon gerade mal ein einziges in der regulären Spielzeit. In allen drei Spielen gab es direkt in der 1. Minute eine hundertprozentige Torchance, diesmal sogar einen Pfostentreffer, ehe für die übrigen 89 Minuten in den grausam-neutralisierenden, ineffizienten Mazedonien-Modus geschaltet wurde.

Doch als erfahrener Mazedonien-Reisender, 29 Jahre nach meinem ersten Aufenthalt in dem Land, schockt mich nicht mal mehr der Spielstil der dortigen Rumpeltruppen. Der neue Ground vom „FK Akademija Pandev“, der sich seit diesem Jahr „FK AP Brera Strumica“ nennt, ist auf den ersten Blick ein ganz schöner Klunker. Auf den zweiten Blick ist er ein unfertiger Rohbau, mit dem der „TÜV Süd“ kurzen Prozess machen würde – wie fast jedes Haus und jede Baute in Nordmazedonien. Eyecatcher ist ganz klar das futuristische Akademie-Gebäude, in dem außen eine Tribüne integriert ist. Sonst bietet der Ort eigentlich nichts. Die Akademie scheint innen bis auf die Kabinen im Keller kaum fertig zu sein. Zwar hängen Öl-Gemälde von Goran Pandev an der Wand, doch auf dem Boden stolpert man alle zwei Meter über eine Bohrmaschine. Kein einziger Sitz auf der Tribüne ist festgeschraubt, so dass die Plastikstühle immer mal wieder von der Tribüne purzeln.

Warum ein Pokal-Achtelfinale um 14 Uhr auf einem Mittwoch ausgetragen wird, bleibt das große Geheimnis des nordmazedonischen Fußballverbands. Daher verirrten sich vielleicht gerade mal 200 Seelen an den Stadtrand Strumicas im Südosten des Landes und bezahlten rund 3 Euro Eintritt für diesen Kick. Im Ausschank gab es nur Wasser und vor dem Stadion die berühmten Kürbiskerne. Aber das Spiel soll hier eigentlich gar nicht großes Thema sein und war an diesem Mittwoch-Nachmittag auch nicht der Rede wert. Denn bei der Recherche bezüglich der Umbenennung des Vereinsnamens stolperte ich über einen Mailänder Stadtteil und die „Fenix Trophy“. Und so hatte dieser Grottenkick dann doch seinen Mehrwert.

Die Recherche ergab, dass der Brera FC, ein „fannaher“ Verein aus dem gleichnamigen Mailänder Stadtteil und Mitbegründer der „Fenix Trophy“, dem „Europapokal für Non-Profit-Teams“, vor gut einem Jahr vom US-Finanzjongleur Chris Gardner übernommen wurde. Chris Gardner ist Selfmade-Millionär und seine Geschichte wurde mit Will Smith verfilmt („Das Streben nach Glück“). Der Verein passt zu seinem Image. Leider passt aber auch die neugegründete „Brera Holding“ zu dem Image dieser Branche. Die „Multiclub Ownership“ ist NASDAQ-notiert und hat neben den Italienern auch den mazedonischen Pokalsieger von 2019 und ein Team aus Mosambik übernommen. Das Geschäftsmodell verspricht mit einer „einzigartigen Wertschöpfungsmethodik Rendite zu bieten“ und agiert „weltweit“, wie man auf der Homepage nachlesen kann. Und das obwohl man den Brera FC in Italien jüngst vom Spielbetrieb abgemeldet hat. Das Börsenunternehmen will auch ohne aktives Team zur „Nummer 3“ in Mailand aufsteigen und organisiert noch immer die Austragung der Fenix Trophy.

Kennen wir alles und ist für’n Arsch. Selbst wenn Will Smith die Fäden zieht. Oder um es ganz einfach auszudrücken: Fick dich, Fenix Trophy! (MM)

TuS Rotenhof – Osterrönfelder TSV – 5:0

23.08.2023: TuS Rotenhof – Osterrönfelder TSV – 5:0

„ZWISCHEN DERBY UND TRAGÖDIE“

Sportanlage Fockbeker Chaussee

Zuschauer: 350

Landesliga Schleswig

RENDSBURG – Dem „Rendsburger Herbst“ sei Dank fand dieses Derby in der Landesliga an einem Mittwoch statt. Denn die Osterrönfelder trumpften auf dem Volksfest mit einem eigenen Stand auf – ist ja klar, da ist ein Spieltermin am Wochenende ungünstig. Rund 400 Zuschauer betraten den herausgeputzten Ground bei solidem Sommerwetter an diesem Abend. Neu ist eine unüberdachte Sitzplatztribüne über den Stehstufen. Auch sonst macht der Ort mit vielen kleinen Details und guter Versorgung auf sich aufmerksam.

Es kommt schon nicht von ungefähr, dass der Verein seit einigen Jahren an das Tor zur Oberliga klopft. Das sieht man an jeder Ecke und nicht nur auf dem Rasen. Vor wenigen Wochen stand man bis in die Nachspielzeit als Aufsteiger fest, ehe der VfR Neumünster in den letzten Sekunden den Rendsburgern das Oberliga-Ticket entriss. Letztes Jahr nach einem Auswärtssieg beim TSV Kropp gab es großes Gezeter unter den mitgereisten Meckerrentnern – dabei hatte man das Spiel gewonnen. Die Ansprüche in Rotenhof sind also gewachsen.

Diesmal gab es wenig zu beanstanden: In einem zunächst ausgeglichenen Spiel übernahm Rotenhof nach und nach das Zepter und verewigte sich als aktivere Mannschaft völlig zu Recht fünf Mal in der Torschützenliste. Ein Elfmeter war der Türöffner und beim dritten Tor aus spitzem Winkel von der Torauslinie, hat sich Lothar Emmerich vermutlich im Grabe umgedreht. Die Gäste aus Osterrönfeld gaben sich nicht auf und hatten eine gute Portion Mitleid spätestens verdient, als der Referee einen berechtigten Elfmeter beim Stand von 0:4 oder 0:5 nicht geben wollte.

Es gibt so Tage, an denen einfach nichts klappen will. So ähnlich und noch viel schlimmer konnte man wohl auch das Heimspiel von Rotenhof 11 Tage zuvor gegen den Husumer SV beschreiben. In der 28. Minute fiel der Husumer Valentin Sinzel ohne gegnerische Fremdeinwirkung auf den Rasen. Der Nordfriese musste notoperiert werden – Hirnblutung und Schlaganfall. Mit 25. Aus diesem Grund präsentierten Spieler beider Teams vor dem Anpfiff ein Banner mit der Aufschrift: „Kämpfen Valle, du schaffst das!“.

Der Pöbelfaktor an diesem Abend hielt sich bei den Meckerrentnern danach ausnahmsweise mal in Grenzen, hatte man das Gefühl. (mm)

Moldawien – Polen – 3:2

20.06.2023: Moldawien – Polen – 3:2

„STERNSTUNDEN DES MOLDAWISCHEN FUẞBALLS“

Stadionul Zimbru

Zuschauer: 9.442

EM-Qualifikation

CHIŞINĂU– Das eigentliche Highlight dieser Spielpaarung fand schon vor dem Anpfiff statt: Die Anreise mit dem moldawischen Rumpelzug durch die nächtliche Walachei von Bukarest nach Chișinău. Über 12 Stunden verbrachte man in dem rund 50 Jahre alten Gefährt russischer Baukunst, in dem man gebratene Würstchen auf der Speisekarte findet, wo der halbe Liter „Helles“ weniger als 1€ kostet und auf Kunstlederpritschen genächtigt wird. Wie es der Zufall so wollte, teilte man sich das 4er-Abteil mit drei Jungs aus Sachsen. Die Drei waren zwar keine Groundhopper, wollten aber auch zu dem Spiel.

Nach anderthalbstündigen Grenzkontrollen und wenig Schlaf erreichte man vormittags die moldawische Hauptstadt und wurde sogleich von einer Bande streunender Hunde begrüßt. Abgesehen von ein paar Lumpenhändlern am Bahnhof und den Vierbeinern zuvor, fühlte man sich in der grünen und durchaus aufgeräumten Stadt aber von der ersten Minute an ziemlich wohl.

Im Vorfeld war alles erledigt und durchorganisiert worden, sogar eine Unterkunft gebucht, obwohl die Abreise zurück nach Bukarest mit dem Nachtbus bereits um 1 Uhr, kurz nach dem Abpfiff der Partie, erfolgen sollte. Nur ein Ticket für das Spiel, das fehlte noch. Über den Online-Shop des moldawischen Verbands konnte man sich bequem einen Platz aussuchen, scheiterte aber mit mehreren Kreditkarten jedes Mal bei der Bezahlung. Eine Recherche durch meine Bank ergab, dass der Verband nur moldauische Karten akzeptierte. Der Verband wurde angeschrieben. Ohne Antwort. Die Unterkunft wurde angeschrieben. Ohne Antwort. Fragen in einschlägigen Groundhopping-Gruppen wurden gestellt. Ohne Lösung. Dann war das Spiel ausverkauft. Schöner Mist.

Der einzige direkte Kontakt nach Moldawien – ein schreibfauler Sportjournalist – versprach mir ein Ticket zu besorgen, wollte die Karte aber nur persönlich vor Ort in Chișinău übergeben. Wird schon schief gehen, dachte ich. Während die drei Sachsen auf dem Schwarzmarkt kein Glück hatten, traf ich mich am späten Nachmittag mit meinem „Kontaktmann“ Sergej vor dem Mannschaftshotel der polnischen Auswahl. Wir gingen zusammen was essen, ich überreichte ihm als kleines Dankeschön ein Päckchen Marzipan aus meiner Heimatstadt und bezahlte für seine Dienste freiwillig den doppelten Preis. 5€ statt 2,50€ – endlich hatte ich ein Ticket.

Mit dem ziemlich überfüllten O-Bus ging es dann spätabends zum 21:45-Uhr-Termin für umgerechnet 25ct zum Zimbru-Stadion, in dem nicht nur die Länderspiele sondern auch die Begegnungen vom FC Zimbru Chișinău stattfinden. Das Stadion ist an und für sich nichts Besonderes, viele Moldawien-Reisende werden schon dort gewesen sein, auch Sheriff Tiraspol trägt ja die internationalen Spiele im „Zimbru“ aus. Charme versprüht vor allem der Hochhaus-Komplex hinter der Gegengerade. Die Balkons der Wohnungen fungieren als VIP-Logen der arbeitenden Klasse. Im ausverkauften Stadion hatten die Polen ihr Kontingent abgesetzt, allerdings bestand der Gästeblock vielleicht aus 500 Leuten. Auch bei den polnischen Schlachtenbummlern kommt der Support der Nationalelf nicht an die Vereine heran, obwohl sogar gezündet wurde und lange Zeit eine hohe Mitmachquote bestand.

Ziemlich zügig ging der Weltranglisten-Dreiundzwanzigste durch Arkadiusz Milik in Führung und legte mit einer schönen Einzelleistung von Robert Lewandowski nach. Der Superstar vom FC Barcelona wurde frenetisch von allein Seiten begrüßt, im Laufe der Partie aber ausgebuht und ein bisschen verhöhnt. Das lag vor allem daran, dass der im ersten Abschnitt völlig chancenlosen Heimelf direkt nach der Pause mit einem satten Schuss der Anschlusstreffer gelang. Plötzlich war das Stadion hellwach und die polnische Elf ließ sich verunsichern. Moldawien zog ein Powerplay auf, das man ihnen nicht zugetraut hätte. Immer wieder schallte der „Moldova“-Schlachtruf aus vollen Kehlen durch das pulsierende Stadion. Als der mögliche Ausgleich vom slowakischen Schiedsrichter-Gespann zurückgenommen wurde, hatte man kurz das Gefühl, die moldawische Druckphase findet ihr ungekröntes Ende und Polen schaukelt das Ding nach Hause. Doch die Bemühungen der Gäste zerbrachen regelmäßig an der eindrucksvollen Zweikampfstärke der Hausherren.

Die polnischen Ballverluste wurden auf Heimseite in mitreißende Tempogegenstöße umgewandelt und zwei Mal konnte Weltklasse-Keeper Wojciech Szczęsny noch überwunden werden. Wahnsinn, was der Weltranglisten-Einhunderteinundsiebzigste für eine Show bot! Das Stadion kochte und nicht nur der deutsche Groundhopper war überrascht, auch die Einheimischen konnten nicht fassen welchen Verlauf die zweite Halbzeit genommen hatte! Kein Wunder: Vanuatu, Fidschi oder der Jemen – all diese Nationen stehen in der Weltrangliste vor Moldawien. Und jetzt das!

Der größte Erfolg der Nationalmannschaft in den letzten 10 Jahren war ein Sieg im Jahre 2013 gegen Saudi-Arabien. Andorra, Lettland, Liechtenstein, Aserbaidschan, San Marino und Kirgisien heißen die weiteren Nationen, gegen die in diesem Zeitraum Siege gelangen. Nachvollziehbar, dass die Zeitungen am nächsten Tag den Sieg gegen Polen zum größten Erfolg der moldawischen Verbandsgeschichte kürten. Mit dieser Sternstunde im Gepäck ließ sich auch die zehnstündige Rückfahrt via Nachtbus zurück nach Bukarest ganz gut meistern. (MM)

Eintracht Ludwigslust 1994 e.V. – BSG Empor Grabow – 0:1

16.04.2023: Eintracht Ludwigslust 1994 e.V. – BSG Empor Grabow – 0:1

„RAUCHERLUNGE TRIFFT AUF BOCKWURST“

Sportforum „Erwin Bernien“

Zuschauer: 227

Kreisoberliga Westmecklenburg

LUDWIGSLUST – Das bedeutendste Derby im zweitgrößten Landkreis Deutschlands findet nicht etwa zwischen Ludwigslust und Parchim statt, auch wenn sich beide Städte vor etwas mehr als 10 Jahren auf kommunaler Ebene einen erbitterten Kampf um den Zuschlag zur Kreisstadt der neuen Verwaltungsregion lieferten. Wenn Ludwigslust auf das etwa 5km entfernte Grabow trifft, dann werden für gewöhnlich die Klingen geschärft.

Die Realität heißt mittlerweile Kreisoberliga. 9. Liga. Die BSG sieht sich dabei in der Tradition der Betriebssportgemeinschaft, die nach der Wende in Grabower FC umbenannt wurde und in der u.a. Ex-HSV-Profi Bastian Reinhardt das Kicken erlernte. Der GFC ging allerdings vor 20 Jahren ausgerechnet eine Fusion mit einem Ludwigsluster Klub ein (SG Ludwigslust/Grabow). Und so gründete sich die BSG „Empor“ Grabow im Jahre 2015 neu. Seitdem lebt die alte Rivalität wieder auf. Auch wenn man formell nichts mit dem DDR-Vorgänger am Hut hat. Namen sind wie Schall und Rauch. Was zählt ist: Ludwigslust gegen Grabow!

Die Zeiten von Tifo und Support auf Ludwigsluster Seite scheinen jedoch vorbei zu sein, auch wenn die Eintrittskarte einen anderen Eindruck vermittelt. Nur mit zwei Zaunfahnen trumpft man auf der Heimseite noch auf. Grabow allerdings nahm die halbe Tribüne ein und die Elf wurde mit kollektiven Schlachtrufen nach vorne gepeitscht. Rund 250 Zuschauer in der 9. Liga sorgten für eine prima Kulisse. Das kernige, ostdeutsche Auftreten neben dem Platz wurde durch Bockwürste aus dem Glühweinkocher und Halbliterbier aus Lübz abgerundet. Der Renner am Verkaufsstand waren allerdings kleine Kräuterlikörflaschen aus dem Hause „St. Hubertus“, die regen Absatz im Publikum fanden.

Das Gekicke auf dem Feld passte gut zu dem Ambiente. Ein echtes Neuntligaspiel. Missglückte Ballannahmen, Pässe ins Nichts und fauchende Raucherlungen. In einigen Situationen konnte man erahnen, warum Grabow die Tabelle anführt. In schöner Regelmäßigkeit wurde aber nahezu jeder Angriff in letzter Instanz vergeigt.

Kurz nach der Pause saß dann doch mal ein mutiger Abschluss von der Strafraumkante. Ludwigslust mühte sich wirklich um den Ausgleich. In der zweiten Halbzeit kam man – kurz nach dem Rückstand – zu einer einzigen nennenswerten Chance. Am Ende sahen halt alle Versuche so aus, wie man sich die Quintessenz vorstellt, wenn Raucherlunge auf Bockwurst trifft. (mm)

SC Cambuur-Leeuwarden – SC Heerenveen – 1:2

SC Cambuur-Leeuwarden – SC Heerenveen – 1:2

„FRIESENDERBY MIT FALLRÜCKZIEHER“

19.02.2023

Cambuur-Stadion

Zuschauer: 10.000

Eredivisie

LEEUWARDEN – Das „Friesenderby“ in Leeuwarden versprach eine Menge Zündstoff und so sattelte man Sonntag in der Früh zu einem Revisit an die holländische Nordseeküste auf. Nicht nur der letzte Tabellenplatz, auf den die Gastgeber am Vortag durch den Punktgewinn vom FC Groningen rutschten, erhöhte den Druck auf den SCC. Das Derby zwischen den beiden Städten, die gerade mal 25km auseinander liegen, fand in den vergangenen 20 Jahren keine 10 Mal statt. Und während Heerenveen im gesicherten Tabellenmittelfeld herumgondelt, sieht es für Leeuwarden momentan verdammt schlecht aus: 13 Punkte aus 21 Spielen – das ist die Bilanz eines Absteigers.

Trotzdem wurde seitens der Heimfans natürlich ein Feiertag ausgerufen und zur christlichen Anstoßzeit von 12.15 Uhr am Sonntag-Mittag stand das Saison-Highlight vor der Tür, für das man per Fanmarsch durch die Stadt zog. Vor dem Spiel gab es dann zum Einlauf der Teams eine Choreo mit den Worten: „Willkommen in der Hölle Leeuwarden“, dazu Rauchtöpfe, Fackeln und eine Leuchtspur in den Gästeblock, die am Netz abprallte. Alles ohne große Eskalation. Die folgte nach 45 Sekunden, als ein norwegischer Spieler namens Johnsen per Direktabnahme mit der ersten Chance in die Maschen traf. Das restlos ausverkaufte Stadion anschließend völlig aus dem Häuschen!

Doch auch die Gäste hatten ihre Anteile an dem Spiel. Schon weit vor dem Anpfiff präsentierte man eine Choreo, bestehend aus den berühmten Seerosen, die aussehen wie Herzchen und einem Spruch auf Westfriesisch, der so viel bedeutet wie „Wir singen für das beste Land der Welt“, garniert mit ein paar Effekten. Den Spruch kann man als eine Provokation in Richtung Cambuur deuten, da sich Heerenveen als „gesamtfriesischer Verein“ sieht, der den ganzen Landstrich repräsentiert, was man in Leeuwarden naturgemäß anders wertet. Auf dem Feld in den ersten 10 Minuten noch völlig in die Defensive gedrängt, kamen die Blau-Weißen immer besser ins Spiel und es zeichnete sich Torgefahr ab, die Mitte des ersten Abschnitts mit einem sehenswerten Schuss zum 1:1 belohnt wurde.

Anschließende Höhepunkte fanden nach der Pause eher auf dem Spielfeld statt. Leeuwarden hatte sich eine Menge vorgenommen und wie am Anfang des Spiels fand man rasch wieder einen guten Rhythmus. Harte Zweikampfführung und glücklose Offensive umschreibt den Spielstil von Cambuur am besten. Als die gute Phase abebbte und trotz teilweise wirklich bombastischer Unterstützung aus dem ganzen Stadion kein Tor daraus resultierte, kam es wie es kommen musste: Heerenveen nutzte die berühmte Konfusion im gegnerischen Strafraum und am Ende war es ein echtes Kacktor per Fallrückzieher (!), das dem mehrfachen Europacup-Teilnehmer den Weg zum Derbysieg ebnete.

Obwohl die Gastgeber in der Schlussphase noch einige hochkarätige Chancen kreierten, war die Luft irgendwie raus. Auf den Rängen und bei den Stürmern, denen man das mangelnde Selbstvertrauen ansieht. Es fehlt das Glück des Tüchtigen – ein untrüglicher Hinweis auf einen Absteiger. Schade um das Friesenderby, wenn es denn so kommt, das beim nächsten Mal ohnehin einen ganz neuen Anstrich erhält: Dann nämlich soll das neue Stadion in Leeuwarden fertig sein, das zum nächsten Jahr bezogen wird. Daher hielt sich die Enttäuschung über den ungekrönten Spielverlauf seitens der Heimelf auch in Grenzen. Ziemlich wahrscheinlich fand am Sonntag das letzte Derby im alten Cambuur-Stadion statt, das mit seinen zusammengetragenen Tribünen eine herrliche Unordnung ausstrahlt und allenthalben zu so einer hektischen Derby-Atmosphäre beiträgt. (mm)

Racing FC Union Lëtzebuerg – Union Titus Pétange – 0:2

27.11.2022: Racing FC Union Lëtzebuerg – Union Titus Pétange – 0:2

„DAS LËTZTE SPIEL ALLER ZEITEN“

Stade „Josy Barthel“

Zuschauer: 250

BGL Ligue

LUXEMBURG – Ein paar Tage vor dem Spiel blinkte ein kleines, rotes Lämpchen an meinem Weltempfänger auf, das mir signalisierte: Im Stade „Josy Barthel“ wird am Sonntag ein Spiel ausgetragen! Diesmal bestimmt das letzte Spiel aller Zeiten – oder für dieses Jahr oder für diesen Monat. Denn seit der Eröffnung des neuen Nationalstadions, welche sich um Jahre verzögerte, ist das „Josy Barthel“ stillgelegt und dem Tod geweiht. Betonklötze sollen dort entstehen, wo der Rasen immer noch perfekt getrimmt ist und eine neue Tartanbahn in Königsblau erstrahlt.

Grund genug eine NRW-Tagestour spontan um einen Tag und zwei weitere Länder zu erweitern. Der Länderpunkt Luxemburg sollte für meinen zweijährigen Sohn auch noch rausspringen – LP mit dem Josy Barthel als Jahrgang 2020, warum auch nicht? Das alte Nationalstadion liegt am Rande der Luxemburger Innenstadt. Am Stadion geparkt, kann man eine gute Stunde vor dem Anpfiff noch ganz gepflegt ins Herz Europas flanieren. Ansonsten muss man dem alten Stadion der Luxemburger jetzt nicht unbedingt eine Träne nachweinen. Ein unüberdachter All-Seater mit Haupttribüne, ohne große Gadgets und Gammel. Am ehesten fällt das FIFA-taugliche Flutlicht auf, das man – wenn es scheint – wahrscheinlich aus dem Weltall sehen kann. Die Häuserzeile direkt hinter dem Tor ist auch ganz nett.

Auf der Haupttribüne versammeln sich vielleicht etwas über 200 verlorene Seelen, bei diesem „Spitzenspiel“ in der ersten luxemburgischen Division. Pétange hatte ich vier Wochen zuvor schon in Ettelbrück gesehen und auch diesmal hat man ein paar Leute mitgebracht die raunen, jubeln und schimpfen. Auf dem gepflegten Rasen gibt es besseren Regionalliga-Fußball zu sehen, was als Kompliment zu verstehen ist. Bei den Gastgebern, die wegen Unbespielbarkeit des eigenen Platzes ausweichen mussten, sieht man früh, dass es eng wird mit dem Toreschießen. Nette Ballstafetten enden in aller Regelmäßigkeit am Strafraum. Pétange macht gegen Ende der Halbzeit ernst und es fällt ein reguläres und ein irreguläres Tor, zudem verballern die Gäste einen Elfmeter.

Im zweiten Abschnitt dasselbe Bild: RFCU hat den Ball, UTP die Chancen. Immerhin verwandeln die Petinger kurz vor Schluss noch einen erneuten Elfmeter zum Endstand. Nach der Partie geht es ganz schnell noch in die „Buvette“, wo eine Bockwurst im Brötchen mit Soßen aller Art für faire 3€ verspeist wird. Für meinen Sohn gibt’s die „Bocker“ ohne Brötchen sogar umsonst und viele luxemburger Augenpaare erfreuen sich des Anblicks eines knabbernden Kleinkindes. In der Buvette wird auch der Namensgeber des Stadions mit einer Holztafel geehrt, der als Läufer 1952 in Helsinki Olympiagold in der 1500m-Disziplin errang. Irgendwie komisch, dass die Ehrung mit diesem Spiel womöglich endet, denn das neue Stadion heißt bekanntlich „Stade de Luxembourg“ oder bekommt irgendwann einen Sponsorennamen. Josy Barthel wird einfach abgerissen, begraben und in Vergessenheit geraten. (mm)

Real Balompédica Linense – Cultural y Deportiva -Leonesa – 1:0

Das Spanien-Büro hat mal wieder abgeliefert: Unser Reporter Marius ist zu Fuß von Andalusien nach Gibraltar gegangen – um Grounds zu kreuzen und Flugzeuge zu spotten.

29.10.2022: Real Balompédica Linense – Cultural y Deportiva -Leonesa – 1:0

Primera División RFEF Grupo 1 (3. Liga Spanien)

Estadio Municipal La Línea de la Conceptión

Zuschauer: 2.087

LA LÍNEA DE LA CONCEPCIÓN – Der Groundhopping-Gott meinte es gut mit uns. 16 Uhr Gibraltar, 19 Uhr Linense, 25 Minuten Fußweg, davon fünf quer über den Airport. Alles war angerichtet für einen perfekten Doppler unterm Affenfelsen.

Denkste! Die neuen Medien sind in Bezug auf das Estadio Municipal La Línea de la Concepción nicht auf’m aktuellen Stand. Die Herrschaften aus dem Vorort von Gibraltar bauen ein neues Stadion und haben drei der vier Seiten schon abgerissen! Das haben wir aber leider erst Vorort bemerkt. Somit war die Vorfreude nach dem Spaziergang aus Gibraltar auch etwas getrübt. Da der Einlass schon vorher organisiert wurde, ging man mit mäßiger Stimmung auf die letzte Tribüne. Unsere Plätze gab es nicht und sonst stand hier auch schon alles auf Abriss. Die Bagger warteten quasi nur noch darauf ein weiteres Loch zu buddeln.

Trotzdem fanden sich weitere 2.085 Zuschauer, um sich einen Grottenkick auf der Baustelle anzusehen. Wozu sie hier bei einer Auslastung von um die 2.000 Leute ein „schickes, modernes“ Stadion benötigen, weiß wahrscheinlich nur der Anzugträger vor mir.

80 Minuten lang war der Blick auf den Affenfelsen das einzige Highlight. Stimmung marode, Chancen nicht vorhanden. Bis Linense aus dem nichts traf und die Stimmung elektrisierte. Auf einmal flog eine Fackel aufs Spielfeld, die Bullen intervenierten sofort und stellten sich demonstrativ vor dem Mob und die älteren Herren klatschten vor Freude.

Fazit: Linense ist momentan kein Besuch wert und hier werden wohl 7 Millionen Euro verbuddelt. Bob dem Baumeister gefällt das! (mb)

Lions Gibraltar – Mons Calpe – 1:1

Das Spanien-Büro hat mal wieder abgeliefert: Unser Reporter Marius ist zu Fuß von Andalusien nach Gibraltar gegangen – um Grounds zu kreuzen und Flugzeuge zu spotten.

„GIBRALTAR IM DOPPELPACK“

29.10.2022: Lions Gibraltar – Mons Calpe – 1:1

Gibraltar Premier Division (1. Liga Gibraltar)

Victoria Stadium

Zuschauer: 85

GIBRALTAR – Der deutsche Max Mustermann bezahlt momentan 2 Euro für einen Liter Diesel, am berühmt-berüchtigten Affenfelsen bekommt man dafür nicht nur einen Liter Sprit, sondern auch ein Kaltgetränk seiner Wahl!

Ganz geschmeidig ging es am heutigen Samstag von Malaga mit dem Fiat 500 bis nach Linense la Concepción. Ziel war es das Auto am glorreichen Stadion von Real Balompédica Linense abzustellen und dann fußläufig die Grenze zu überqueren. Abgestellt wurde das spritsparende Auto aber an einer Baustelle. Mehr dazu später.

Angekommen in der spritgünstigen „Außendienststelle“ Großbritanniens ging es natürlich zuerst hoch hinaus. Nachdem die Affen den Autoschlüssel begutachteten und wir nicht angesprungen wurden, ging es wie üblich noch in ein Pub, bevor wir parallel zu den Spielen in der Premier League ins Victoria Stadium marschierten.

Alle Ligaspiele der Gibraltar Premier Division werden im Victoria Stadium ausgetragen, daher kann man sich in der Stadionkneipe auch sein verdientes Komplettierungsbier abholen. Kleiner Tipp: Lieber in Pfund, anstatt in Euro zahlen, sonst bezahlt man sich dumm und dusselig. Der Ground liegt nicht nur direkt am Affenfelsen, sondern auch an der Start- und Landebahn des Airports. Kurz noch die Landezeiten von British Airways geprüft und los ging’s. Während des Spiels konnten wir sowohl zwei Landungen, als auch zwei Starts begutachten. In der Zeit hört man die Pfeife des Schiedsrichters nicht mehr, da die Flieger nicht mit Lautstärke geizen. Das Herz des Planespotters schlägt hier höher!

Die Liga ist für viele Ausländer interessant, da man hier relativ einfach in der Champions League, oder Conference League spielen kann. Drei Teams schickt der Verband jedes Jahr nach Europa und mit den Lincoln Red Imps hat es 2021 auch ein Verein in die Gruppenphase der Conference League geschafft. Unsere Vertreter werden dies wohl nicht schaffen, denn der Kick war eher auf unterirdischem Niveau.

75 Minuten Langeweile und Flugzeugbeobachtung, bis Mons Calpe aus dem nichts einen Elfmeter bekam. Danach hatte der Schiedsrichter das Spiel nicht mehr im Griff und es hagelte Karten und an jeder Ecke wurde gemeckert. Ein passendes Zitat hierzu von einem Fan: „This is GIB!“

SG Theodor Körner Lützow – SG Roggendorf 96 – 2:3

SG Theodor Körner Lützow – SG Roggendorf 96 – 2:3

„NIEDERLAGE FÜR DIE PATRIOTEN“

06.11.2022

Kreisoberliga Schwerin/Nordwestmecklenburg

Sportstätte „Theodor Körner“

Zuschauer: 60

LÜTZOW – Ein erstaunlicher Ort, dieses Dorf kurz vor Schwerin, das bis ins 19. Jahrhundert noch „Blesse“ hieß und in der Folge per kaiserlichem Beschluss nach dem vorherrschenden Adelsgeschlecht Lützow benannt wurde. Alles hört hier auf das Kommando von Theodor Körner. Der Sportverein spielt in der gleichnamigen Sportstätte, trägt seinen Namen und auch das Logo geht auf das Werk „Leyer und Schwerdt“ zurück. Eine Sammlung patriotischer Gedichte des Schriftstellers Theodor Körner.

Vor Ort kommt man nicht umhin, sich mit der Geschichte Theodor Körners auseinanderzusetzen. Von seinem dichterischen Können mag man halten was man will, seine Berühmtheit lässt sich auf die Mitgliedschaft in einer preußischen Freiwilligenarmee, dem „Lützowschen Freikorps“, zurückführen. Theodor Körner fiel in den Befreiungskriegen gegen Napoleon vor über 200 Jahren einem französischen Angriff zum Opfer. Durch seinen frühen Tod im Kontext des patriotischen Einsatzes und der nationalen Poesie, stieg der Leutnant und Dichter posthum zu einer Ikone der deutschen Einigkeitsbewegung auf – bis heute.

Für einen Außenstehenden etwas befremdlich, die Huldigung eines nationalen Kriegshelden durch ein ganzes Dorf und Sportverein, zumal in diesem Landstrich und das im 21. Jahrhundert. Von der Uniform des Freikorps leiten sich bis heute übrigens die Farben der deutschen Nationalflagge ab. Eine schwarze Uniform wurde mit roten Absätzen und güldenen Knöpfen kombiniert – schwarz-rot-gold. Der Sportverein legt zu Ehren Theodor Körners jedes Jahr an seinem Sterbetag einen Kranz an dem dafür geschaffenen Denkmal in dem Wald nieder, in dem Körner im Kriegsgefecht fiel. Seine letzte Ruhestätte fand der Kriegsheld allerdings etwas weiter südostwärts in Wöbbelin – und auch dort hat sich 1997 ein Sportverein namens „Theodor Körner“ gegründet, der allerdings bereits seit rund 10 Jahren keine Fußballmannschaft mehr ins Rennen geschickt hat.

Das war jetzt viel Patriotismus, für mich etwas zu viel, obwohl man im Fußball übertriebenen Pathos ja gerne mal weglächelt. Ein weiteres, bekanntes Mitglied des „Lützowschen Freikorps“ ist im deutschen Sport übrigens omnipräsent: „Turnvater“ Friedrich Ludwig Jahn zog ebenfalls freiwillig für Preußen in den Krieg gegen Frankreich.

Ins Gefecht ziehen muss in Lützow heute niemand mehr. Aber im Spiel gegen die SG Roggendorf stand immerhin ein hart umkämpftes Nachbarschaftsduell in der Kreisoberliga auf dem Programm. Interessieren sich bei den Liga-Spielen teilweise gerade mal fünfzehn zahlende Zuschauer für den Patriotenverein, so zog das Duell gegen das Nachbardorf an diesem Sonntag immerhin offiziell 60 Schaulustige an. Der Sportplatz mit seinem großen, begrünten Wall auf zwei Seiten, könnte ohne weiteres ein halbes Regiment an Zuschauern unterbringen.

Zu sehen bekam das Publikum trotzdem einen echten Fight. Die Aufsteiger von der SGTK gingen in diesem ungleichen Duell gegen einen ehemaligen Verbandsligisten als punktloses Schlusslicht zunächst in Führung. Roggendorf konnte das Ergebnis schon zur Pause in ein 1:3 umwandeln. In der zweiten Hälfte überraschte dann erneut Lützow, das nach einem Konter mit 2:3 wieder am Punktgewinn schnupperte. Bereits gut 10 Minuten vor Schluss suchte der Heimkeeper den Weg in den gegnerischen Strafraum. Aber aller Einsatz war mal wieder vergebens, am Ende setzte es eine Niederlage für die Patrioten. (mm)

Atalanta B.C. – FC Internazionale Milano – 2:3

13.11.2022: Atalanta B.C. – FC Internazionale Milano – 2:3

„DAS KONZEPT BERGAMO“

Gewiss Stadium

Serie A

Zuschauer: 19.353

BERGAMO – Nach zwei Spielen in Parma und Piacenza folgte am Sonntag in Bergamo der Höhepunkt des Wochenendes. Bei jeder Begegnung sollte es einen Tick besser werden und beim dritten und letzten Spiel dieser Italien-Tour kulminierte diese Gesamtlage in einem vollen Stadion bei allerbestem norditalienischen November-Wetter. Der Besuch in der Lombardei fing mit der Ruhe vor dem Sturm an. Strategisch günstig das Auto am Bahnhof von Bergamo abgestellt, wunderte man sich über gespenstische Ruhe, die plötzlich von einer lauten Polizeisirene und rotierenden Hubschraubern durchbrochen wurde – die Inter-Fans waren gekommen und rauschten in einer Eskorte mit unzähligen Bussen an uns vorbei.

Das Spitzenspiel der Serie A konnte also beginnen. Trotz Personalien-Kontrolle am Eingang des „Gewiss Stadiums“, das für diesen Sponsorennamen die wunderbare Bezeichnung „Stadio Atleti Azzurri d’Italia“ abgelegt hat – von Aufregung keine Spur. Okay, in die Bude passen weniger Zuschauer rein als bei Waldhof Mannheim, trotzdem erstaunlich, sagt man den Italienern in Sachen Organisation doch manchmal die ein oder andere Schwäche nach. Das Spiel war für 12.30 Uhr angesetzt, unsere Maschine Richtung Heimatflughafen hob um 18.50 Uhr von BGY ab, die Ansetzung war also einmalig passend. Wir konnten nicht anders und mussten einfach eine fast dreistellige Summe für das Ticket auf den Tisch blättern. Billige Tickets für die Kurve gibt es bei solchen Spielen nur mit „DEA“-Fan-Karte, welche einem nach der Beantragung postalisch zugeschickt wird – aber ehe der Speichel von der Briefmarke getrocknet gewesen wäre, waren die billigen Plätze auch schon weg.

Bei dem Stadion weiß man im Vorwege nicht so ganz, was man von halten soll. Vor Ort zeigt sich aber eine kompakte Hütte mit Bauteilen aus allen Epochen. Auf den Längsseiten finden sich Spuren aus der fast hundertjährigen Vergangenheit des Stadions. Die „Curva Nord“ der Atalanta-Fans ist neu, weiß aber durch die verschachtelte Dachkonstruktion durchaus zu gefallen. Gegenüber der „Curva Nord“ sieht man noch die ursprüngliche Kurvenform der Arena, auf der vor allem die Gästefans untergebracht sind. Diese alte Stadionsubstanz soll nach der Saison simultan zur „Curva Nord“ umgebaut werden.

Mit viel Bohei auf beiden Seiten, aber ohne besondere Aktionen, ging es ins Spiel. Hin und wieder brannten auf den Ecken von Bergamo ein paar Fackeln oder Rauchtöpfe. Auch neben den Gästefans war eine Stimmungsgruppe platziert, die mit Provokationen Richtung Inter-Anhang nicht geizte. Statt zum Boykott der Katar-WM aufzurufen, wie es in Deutschland an diesem Wochenende geschah, zierte die „Curva Nord“ ein Banner, der gegen den „modernen Fußball“ und die Pay-TV-Strukturen stänkerte. Ok, Italien ist ja auch gar nicht bei der WM dabei… Atalanta gehörte nach zuletzt zwei Niederlagen die Anfangsphase. Nach zwei, drei guten Chancen wurde der Kolumbianer Duván Zapata im Strafraum gelegt, den Strafstoß verwandelte Ademola Lookman. Die Führung im Rücken bekam Bergamo nicht gut, fortan hagelte es Fehlpässe im Aufbauspiel. Inter antwortete mit einem artistischen Hackentor nach Standard-Situation in Person von Alt-Star Edin Dzeko.

So richtig in Tritt kamen die Gäste dann mit dem Wiederanpfiff. Federico Dimarco und Denzel Dumfries schlugen Brandfackeln bei ihren Flankenläufen in den gegnerischen Strafraum, Lautaro Martínez klebte die Kugel am Fuß. Der Auftrieb war derart sichtbar, dass wir noch schnell einen Zehner auf einen Auswärtssieg bei einem Wettanbieter platzierten – Minuten später stand es durch erneut Dzeko und per Eigentor 1:3. Damit war das Spiel gegessen, dennoch kam Bergamo durch den Eigentorschützen nochmal auf ein Tor ran und es wurde in den Schlussminuten spannend, auch wenn man dem Heimteam die Qualität für den Ausgleich nicht mehr so ganz zusprechen wollte. Schließlich blieb es bei dem Ergebnis, die „Interisti“ feierten den Auswärtssieg mit einem lauten Kanonenschlag im Block und bekamen als Dank das ein oder andere Matchworn-Trikot ihrer Idole über die Glaswand geworfen.

Nach dem Spiel reichte es sogar noch für „sizilianisches Streetfood“ in der Innenstadt und einen Ausflug per Standseilbahn auf die Città Alta zu dem UNESCO-Weltkulturerbe der venezianischen Stadtmauern. Bevor die Zeit im Nacken saß trudelte man auch schon am Flughafen ein, der gerade mal 10 Minuten vom Stadtzentrum entfernt liegt. Und um halb 10, nachdem der beliebte Low-Coster aus Irland uns überpünktlich in Deutschlands nördlichster Millionenstadt ausgespuckt hatte, schlug man zu Hause schon die Bettdecke auf, um sich von diesem letzten internationalen Trip des Jahres zu erholen. In Bergamo stimmt das „Konzept Fußball“ noch – im Gegensatz zu dem, was jetzt in den nächsten Wochen folgen wird. (mm)

IFK MALMÖ – FALKENBERGS FF – 1:6

IFK MALMÖ – FALKENBERGS FF – 1:6

06.08.2022, 16.00 Uhr

Division 1 Schweden

Malmö Stadion

Zuschauer: Ca. 300 (40 Gäste)

MALMÖ – Falkenbergs FF siegt haushoch in Malmö und wird 90 Minuten lautstark unterstützt. Der IFK Malmö hat am vergangenen Samstag um 16:00 Uhr die 1. Mannschaft aus Falkenberg empfangen. Die Gastmannschaft nahm die ca. 200 Kilometer weite Anreise in Kauf und ungefähr 40 Fans folgten ihr.

Der Ausflug hat sich gelohnt. 6-1 konnten die überlegenen Falkenberger in Malmö gewinnen. Die Fans feierten ihre Mannschaft 90 Minuten lautstark. Zum Einlaufen wurde eine kleine Blockfahne präsentiert und gelbe Rauchtöpfe angezündet.

Leider war das Spiel ansonsten sehr einseitig und vor allem schlecht besucht. Ein wirklich wunderschönes Leichtathletik-Stadion, welches bis zu 27.500 Besuchern Platz bietet und akut vom Abriss bedroht ist, da der große Malmö FF eine Sporthalle an derselben Stelle errichten will.

Leider besuchten das Spiel nur ungefähr 300 Zuschauer.

Immerhin konnte bei bestem Fußballwetter leckeres Bier und knackige Poelser genossen werden. Der Getränkestand war durchgehend gut besucht und so war es für die Fans von Malmö am Ende auch noch ein relativ runder Tag.

Die Gäste reisten nachdem Spiel teilweise gemeinsam mit der Mannschaft im Bus zurück nach Falkenberg. (hd)

FC KØBENHAVN – BRØNDBY IF – 4:1

Das beste Spiel Europas konnte man am letzten Wochenende in Kopenhagen bewundern. Unser Redakteur Hannes war – wie immer – vor Ort.

FC KØBENHAVN – BRØNDBY IF – 4:1

07.08.2022, 16.00 Uhr

Superliga Dänemark

Parken Stadion

Zuschauer: 32600 Zuschauer (2800 Gäste)

KOPENHAGEN – FC København wird verdienter Derbysieger durch Pep Biel! Am vergangenen Sonntag wurde das große København-Derby ausgetragen. Nach zwei Spielen mit Gästeverboten (jeweils einmal FCK betreffend und einmal Brøndby IF betreffend) ist endlich wieder richtige Derbystimmung aufgekommen.

Die Fanszene vom FC København (Sektion12) rief dazu auf, bereits um 13.00 Uhr im Stadion zu erscheinen um beim Aufbau der Choreo zu helfen. Brøndbys Sydsiden hingegen rief zu einem Treffpunkt in der Nähe des Parkens auf, um in einem gemeinsamen Corteo in Richtung Stadion zu laufen. Es waren ca. 2800 Gäste anwesend.

København präsentierte eine sehr aufwändige Olsenbanden-Choreografie. Zwei Tribünenbilder mit einer vernünftigen Pyroshow als Abschluss konnten von den Zuschauern bestaunt werden. Die Sydsiden präsentierte zum Intro gelb- sowie blaue Schwenkfahnen und zündete dazu ordentlich Rauch. Im weiteren Verlauf des Spiels brannte es immer mal wieder im Gästeblock und auch vereinzelte Fackeln konnten in der Heimkurve wahrgenommen werden. Gerade die vier Tore wurden von der Sektion 12 besonders lautstark und durch Bengalen untermalt abgefeiert. Insgesamt konnte vom Support her der Gästeblock wesentlich mehr überzeugen.

Das Spiel ging relativ schnell in eine Richtung. Bereits in der 13. Spielminute konnte Khocholava FCK in Führung bringen. Nur wenige Spielminuten später konterte Brøndby IF und Cappis erzielte durch eine Vorlage von Divkovic den Anschlusstreffer. Darauf folgten in der 33′ und 45′ Spielminute zwei schnelle Tore von Pep Biel. København ging mit einem 3-1 in die Halbzeit.

Auch in der zweiten Halbzeit wurde sehr schneller und attraktiver Fußball gespielt. In der 64′ Spielminute erzielte Pep Biel seinen dritten Treffer für den Hauptstadtklub und die Fans des FCK feierten ausgiebig. Ein wirklich tolles Derby mit schnellem Fußball und großartiger Show auf den Rängen. Das Rückspiel bei Brøndby IF wird am Wochenende um den 16.10.2022 stattfinden. (hd)

Helsinki IFK – Vaasan PS – 1:5

Helsinki IFK – Vaasan PS – 1:5

„MITTSOMMER FÜR ANFÄNGER“

18.06.2022

Bolt Arena

Veikkausliiga

Zuschauer: 3060

HELSINKI – Um ehrlich zu sein, hatte ich dieses Spiel zunächst gar nicht auf dem Zettel. Aber wie das immer so ist, da triffst du die Top-Hopper vom FC Blau-Weiß Linz in der finnischen Metro, sprichst sie auf den FSV-Zwickau-Aufnäher an, den sie auf ihrem Rucksack herumtragen, und kommst auf diese Weise an so eine Allerweltsinformation. Ich hatte so unglaublich wenig Zeit in den Tagen zuvor, dass ich die Spielpläne für Finnland in den zwei, drei Wochen vor der Abreise nicht mehr wirklich aktualisierte und mir erst am Freitag-Abend für den Folgetag eine nette Kombi raussuchen wollte.

Aber so groß die Freude über ein Erstligaspiel, das um 23 Uhr angepfiffen wird und sich auf zwei Tage aufteilt, so schnell verflog die anfängliche Euphorie. Denn nicht der Spielplan bestimmte den Tagesablauf für mich in Helsinki – sondern mein anderthalbjähriger Sohn, mit dem ich alleine unterwegs war um etwas „Quality Time“ zu verbringen. So sorgte schon eine Flugstornierung von EasyJet dafür, dass wir über Stockholm inklusive flughafennaher Übernachtung nach Finnland fliegen mussten – ziemlich anstrengend mit’m Kind unter’m Arm, dieser unnötige Stop. Am Samstag fiel das erste Spiel sprichwörtlich ins Wasser: Der Reservekick in Espoo auf einer ausbaulosen Kunstrasenwiese im strömenden Regen, das geht halt nicht mit Nachwuchs

Aber gut, hintenraus sollte dieser Sonnabend ja noch einen Knaller parat haben. Nachdem der weitere Tag mit Spielen beim FC Honka und Vantaa JP einen nahezu perfekten Verlauf nahm und auch der Regen nach dem ersten Spiel weiterzog, machte ich mich also die 15 Minuten Fußweg mit einem bettfertigen Kind auf vier Rädern auf zum Erstliga-Ground. Ich war recht optimistisch bei dem Vorhaben, denn ich wusste natürlich, dass der Bub schon in allen Lagen in seinem Wägelchen durchgeschlafen hatte, zB nächtens in Liverpool oder bei der Party von Onkel Frank – und das soll was heißen. Bei HIFK erwartete mich ein großes Stadion mit 10% Auslastung oder so. Also, was sollte da schon schief gehen?

Die erste Überraschung dann gleich vor dem Stadion – überall lange Schlangen vor den Eingängen und das Ticket für 30€, für eine Partie auf Regionalliga-Niveau. Bei der Paarung Letzter gegen Drittletzter hatte ich echt keine großen Hoffnungen. Doch da unterschätzt man den gemeinen Nordeuropäer gewaltig, denn die Skandinavier feiern Mittsommer gebührend ab, auch wenn es noch ein paar Tage hin war, bis der längste Tag des Jahres an die Tür klopfte. Die lange Einlassschlange war zum Glück im Nu gelöst, ein hilfloser Blick, ein Handzeichen am vorderen Teil der Wartenden und eine Gruppe Frauen ließ mich mit dem Wagen passieren. Babybonus. Danke, mein Sohn. Übrigens eine Randnotiz an dieser Stelle: Erschreckend, wie wenig Hilfsbereitschaft die übrige Damenwelt in den vier europäischen Hauptstädten, die wir bei dieser Reise abklapperten, einem alleinreisenden Mann mit Kinderwagen entgegenbrachte. Da wurden die Türen vor der Nase zugeschlagen und in der U-Bahn mal einen Schritt zur Seite zu gehen, scheint auch nicht in jedes Weltbild zu passen.

Im Stadion angekommen, blinzelte der Knabe noch einmal kurz aus seiner Bettstatt, in der er, in die Hoteldecke eingewickelt, wahrscheinlich auch am Nordpol durchgepennt hätte, so dass es sogar noch für ein Erinnerungsfoto reichte. Ich verkroch mich in die letzte Ecke der Arena, neben einem Rolli-Fahrer in den barrierefreien Bereich, und genoss mein 6-€-Bier. Erstmal durchatmen. Aber zu früh gepustet. Mit dem Anpfiff legte der HIFK-Mob los – und die Jungs und Mädels waren verdammt gut aufgelegt. Ein Mittsommerspiel, wie geil. Klar, das denkt sich die Fanszene wohl auch. Eine Viertelstunde wurde gewedelt, gezündelt, gesungen und als ein Kanonenschlag im Stadion explodierte, sah ich meine Felle davonschwimmen. Ich wollte mir doch nur ein tristes Fußballspiel in Finnland anschauen. Ohne großes Gedöns. Das Beste für uns alle.

Es sollte bei diesen „Special Effects“ bleiben. Der Mob sang durch, abgesehen von ein paar Fackeln und Blinkern, verzichtete man in der Folge jedoch auf weitere Knallbonbons. Als hätten die HIFK-Fans ein „Freiwillig 30 – der Kinder wegen“-Schild bei uns in der Kurve entdeckt. Vielleicht trug auch der Spielverlauf zu dem Verhalten bei – denn zu feiern hatte die Heimelf wenig. Spöttisch könnte man meinen: Helsinki war auf dem Rasen auch maximal mit Tempo 30 unterwegs. Schnell lag man mit zwei Toren zurück und die Bemühungen vor dem gegnerischen Tor Erfolge zu verbuchen, lösten beim neutralen Zuschauer eher Fremdscham aus. Irgendwie rutschte nach einer Stunde Spielzeit dann doch mal ein Ball im Strafraum durch die Abwehrreihe und aus heiterem Himmel hatten wir ein spannendes Spiel. Jetzt war auch die Hintertorseite wieder voll in der Partie. Bis der Gegner einen Gang höher schaltete und mit drei wunderschönen Toren jegliche Spannung aus diesem Duell entweichen ließ. Die 30 oder 40 Auswärtsfans übten sich in Ekstase, hatten sonst aber nichts im Repertoire, sei noch kurz erwähnt.

Kurz vor Schluss segelte das mögliche 6:1 knapp am Tor vorbei und demolierte die Anzeigetafel. Das war der ultimative Deckel auf dieser Partie. Zum Glück traf der Schuss nicht den Kinderwagen, denn das wäre wohl die einzige Möglichkeit gewesen, den kleinen Jungen aufzuwecken. Selbst in der Straßenbahn, die voll war mit Mittsommerfeiernden und HIFK-Fans, ließ sich der Nachwuchs nicht um seinen wohlverdienten Schlaf bringen. Am nächsten Tag wurde dann auch noch – gut ausgeschlafen – der Länderpunkt Estland in die Junior-Tüte gepackt. (mm)

FSV Union Fürstenwalde – BFC Dynamo – 1:1

FSV Union Fürstenwalde – BFC Dynamo – 1:1

„(K)EIN PUNKT FÜR DIE MEISTERSCHAFT“

29.04.2022

Friesenstadion

Regionalliga Nordost

Zuschauer: 2076

FÜRSTENWALDE – Klar gibt es für den BFC Dynamo genug Lokalderbys in Berlin, aber ein Auswärtsspiel in Fürstenwalde ist beinahe schneller erreicht als die ganzen Auftritte im Westen der Stadt. War das der Grund, weshalb mindestens 1500 Weinrote den Weg in die Domstadt im Osten Brandenburgs fanden? Natürlich nicht, denn bei einem entsprechenden Punktgewinn in Fürstenwalde würde der Rekordmeister der DDR seinen größten Nach-Wende-Erfolg feiern können – die Meisterschaft in der Regionalliga Nordost, die ja gewissermaßen als Nachfolgerin der DDR-Oberliga angesehen werden kann. Ein elfter Meisterstern winkt für diesen Erfolg zwar nicht, aber immerhin die Aufstiegsspiele zur 3. Liga gegen den Vertreter der Nordstaffel – und die Teilnahme an einer Bundesliga wäre für den verrufenen Verein aus Hohenschönhausen wahrlich ein Riesenerfolg, nach all den Geschehnissen in den 90er-Jahren und danach.

Zunächst aber zu Fürstenwalde, schließlich wurde der Heimverein besucht und nicht der Tabellenerste, dort datiert ein erster Besuch des Autors bereits aus dem Jahre 2008. Rein äußerlich hat sich die Anhängerschaft der Ost-Berliner übrigens seitdem nicht verändert. Der FSV Union ging vor der Saison bereits in seine 7. Regionalliga-Spielzeit in Folge und hält sich eigentlich recht wacker mal im oberen und mal im unteren Mittelfeld der Liga auf. Dieses Jahr ist man allerdings in arge Abstiegsnöte geraten und belegt aktuell den ersten Platz über dem Strich. Drei Punkte vor Rathenow, wo man am nächsten Spieltag gastiert. Spannung war also geboten, auf der einen, wie auf der anderen Seite.

Beim ersten Anblick der Fanmassen im Stadion war kaum daran zu glauben, dass sich sonst im Schnitt nur 342 Zuschauer im schmucken Friesenstadion verirren. Die Union-Spielstätte ist schnell erklärt: Rundherum enge Stehplätze und eine überdachte Haupttribüne mit ein paar Sitzschalen. Reicht völlig und macht Spaß – wenn die Hütte denn voll wird. Aber das war am Freitag-Abend der Fall: Die BFC-Anhänger füllten die Hälfte des Stadions und das ziemlich prall. Über 30 Zaunfahnen wurden gezählt und man merkte, dass dieser Aufmarsch nicht unbedingt alltäglich war, denn organisierter Gesang oder Support über die ganze Breitseite gab es selten. Dennoch natürlich eine beeindruckende Kulisse und das Beste, was diesem verschlafenen Örtchen passieren konnte. Denn auch der hiesige Regionalligist mobilisierte weitaus mehr als die durchschnittlichen 342 Besucher. Der lose Haufen hinter dem Tor und auf der Haupttribüne machte nicht den Eindruck des Gelegenheitsbesuchers, ein bisschen Pöbel und abgegriffener Merch ließ eigentlich auf eine entsprechende Stammanhängerschaft aus einem gewissen Milieu schließen, daher verwunderten die vorherigen Besucherzahlen stark. Eine kleine Gruppe U18-Jungs hinter dem Tor war wohl tatsächlich ein bisschen auf Krawall gebürstet, so schien es.

Sogar ein Platzsturm der Auswärtsanhängerschaft stand für diese Partie im Raum, was natürlich nicht an den pubertären Jungs auf Fürstenwalder Seite lag, sondern an dem womöglichen Gewinn der Meisterschaft. Und da kommen wir zum Knackpunkt: Während es vor der Partie in den einschlägigen Gazetten hieß: „…ein Punkt reicht für den Titel“, sah man das auf Seiten der Berliner offenbar ein bisschen anders. Schlagen wir also den Bogen zum Spiel: Eine Partie, die nach recht flottem Beginn der Dynamos ein wenig abflachte und gegen Ende der 1. Halbzeit das halbe Stadion dank eines Kopfballs aus dem Nichts zum Jubeln brachte. 1:0 für Dynamo! Keine Ekstase, aber großer Jubel. Was folgte war eher Verwaltungsfußball, aber mit großem Einsatz und ein paar guten Momenten. Wichtig für die Gäste bis dahin jedoch: Fürstenwalde fand einfach nicht ins Spiel. Als die Kräfte bei den Weinroten in der Schlussviertelstunde schwanden, ergriff der Gastgeber allerdings sofort seine Chance und es dauerte nicht lange, bis man zum Ausgleich traf – wieder per Kopfball. Eine Schusschance kurz darauf ließ die Gäste gehörig zittern, ehe es in den Schlussminuten wieder Möglichkeiten für Dynamo gab. Spannung und Dramatik, die zuvor nur theoretisch existierte.

Das Endresultat wird allerdings beiden Seiten gerecht, könnte man meinen. Der BFC sichert sich die Meisterschaft und Fürstenwalde wahrt sein Gesicht, fährt überdies einen wichtigen Zähler im Abstiegskampf ein. Dann aber das: Nach dem Schlusspfiff feiert nur eine Mannschaft – Fürstenwalde. Betretenes Schweigen im Gästesektor, ein bisschen Abklatschen und sogar eine kleine Humba, aber keine Euphorie und schon gar kein Platzsturm. Offenbar will man sich die Party für Zuhause aufheben. Am Samstag empfängt man am vorletzten Spieltag mit dem Berliner AK mal wieder einen Spitzenklub von der anderen Seite der Stadt. Was soll da schon anbrennen, bei 6 Punkten und 15 Toren Vorsprung? Nichts, das Ding ist entschieden. Mein Tipp dennoch: Die Meisterschaftsfeier steigt am letzten Spieltag bei der VSG Altglienicke im Stadion am Wurfplatz – im Westen der Stadt. (mm)