03.05.2025 Prva Liga Stadion Stožice Zuschauer: 9.000
LJUBLJANA — In meiner Groundliste stand vor diesem Wochenende eine “1” unter Slowenien. Im Jahre 2021 sah ich ein Conference League Qualifikationsspiel von Olimpija im Stadion von NK Bravo. Diese Statistik musste sich dringend verbessern und was passt dort nicht besser rein, als das große Derby zwischen Ljubljana und Maribor? Dazu konnte Ljubljana mit einem Sieg noch vorzeitig Meister werden!
Im Vorfeld holte ich mir für faire 15 Euro ein Ticket und fuhr Samstag aus Graz rüber nach Slowenien. Da der Groundhopper immer das Optimum herausholen will, gönnte ich mir um 17.30 Uhr noch das Heimspiel von Radomlje in Domzale. Dass dies zeitlich alles eng wird, war mir bewusst. Nach dem Abpfiff ging es ratzfatz ins Auto und als ich 13 Minuten später am Stadion war, entschied ich, in ein Parkhaus zu fahren. Dies war definitiv die richtige Entscheidung und für 4.50 Euro stand das Auto ganz sicher und trocken. Um 19.53 Uhr stand ich dann vorm richtigen Eingang und wunderte mich, warum der Polizist dauernd ein Auge auf mich warf. Bei näherer Betrachtung sah ich, dass er einen Bogen mit slowenischen Stadionverbotlern hatte. Ich muss wohl irgendeinen sehr ähnlich sehen. Rund acht Minuten vor Anpfiff, pünktlich zur Hymne, war ich auf meinem Platz und spürte die große Vorfreude aller Zuschauer. “Heute steigen wir alle gemeinsam auf”.
Der Funke sprang auch auf die Mannschaft über und sie legte los wie die Feuerwehr. Nach acht Minuten erzielten sie das 1:0, ich bekam eine Bierdusche ab und die ersten Fackeln wurden angezündet. Der Jubel war leider nur kurz, denn Ljubljana legte sich sieben Minuten später die Murmel selbst ins Tor. Die Fans munterten die Spieler auf und peitschten sie nach vorne. Nur leider fanden die Spieler von Olimpija nicht so richtig ins Spiel zurück, Maribor übernahm für den Rest der ersten Hälfte das Kommando. Dies schmälerte aber nicht die Stimmung, denn diese war grandios. 12 Minuten vor der Halbzeit wurde das Spiel kurz unterbrochen, da die Rauchschwaden aus der heimischen Choreographie herausziehen mussten. In der zweiten Hälfte agierte der Tabellenführer etwas unglücklich und kassierte das 1:2. Der Traum von der Meisterschaft im Derby zerbrach. Sie versuchten zwar alles, das Spiel zu drehen, aber Maribor war heute einfach zu abgeklärt und konnte am Ende das Stadion als Sieger verlassen.
Das Stadion Stožice liegt direkt an der Autobahn und besitzt einen durchgezogenen Rang mit einem architektonisch sehenswerten Dach. Kein riesiger Schinken, aber ausverkauft ist das Stadion, wenn dann nur zu wichtigen Spielen der Nationalmannschaft.
Ich war aber nicht bei der Nationalmannschaft zu Gast, sondern beim Derby und da kommen meistens 9.000 Zuschauer, wenn sie in der Hauptstadt spielen. Dies war diesmal auch der Fall und diese 9.000 Leute sorgten für eine super Stimmung. Beide Fanlager überzeugten mit viel Pyro und mehreren Choreographien. Dazu wurden noch Materialien von den Gegnern verbrannt und es flog der ein oder andere Gegenstand. Dazu waren hier wirklich alle “on fire” und der Großteil der Zuschauer stand während des gesamten Spiels. Mir hat es sehr gefallen und ich glaube ich komme in Zukunft nochmal nach Slowenien und schaue mir dieses Derby in Maribor an. (mb)
LJUBLJANA – Mit dem Zug und per 49€-Ticket ging es bereits am Freitag Richtung Süden. In Unterhaching sollte der Lieblingsverein in der 3. Liga gastieren. Eine spröde Veranstaltung, wenn man es mit dem VfB Lübeck hält, das wusste man vorher schon. Teuer zudem. Irgendwie musste der Trip aufgepeppt werden und da stach ein Top-Doppler am Sonntag in Slowenien ins Auge. Die beiden wohl interessantesten Vereine Sloweniens sollten im Großraum Ljubljana Auswärtsspiele bestreiten. Ein Spiel nachmittags, ein Spiel abends.
Flixbus fährt am Samstag-Abend für 20€ von München nach Ljubljana? Perfekt, auf so eine Verbindung hat man ein halbes Leben gewartet. Im Bus dann aber der erste Rückschlag: Das Hostel storniert wegen der späten Ankunft die Buchung. Nicht dass der 49€-Trip nach Bayern schon hart genug gewesen wäre, in Ljubljana müssen direkt nach der Ankunft mit unterlaufenen Äuglein und auf gut Glück ein paar Hostel-Adressen abgeklappert werden. Die erste Adresse ist gleich mal ausgebucht, die zweite auch. Ob das wirklich so ein perfektes Wochenende in Slowenien wird? Im „Ibis“ sind via Internet noch Schlafplätze verfügbar, also wird der Hotelmokel damit unter Druck gesetzt, weil schon wieder abgeriegelt wird. Am Ende springt ein freies Vierbettzimmer heraus und der Preis wird sogar noch von 55 auf 40€ gedrückt. Ein guter Deal, auch für den Hotelmokel…
Gut ausgeschlafen ging es nächsten Tag bei tollstem Frühsommerwetter in die Altstadt, wo man vor 9 Jahren mal eine Nacht verbrachte, in der verdammt viel Pflaumenschnaps konsumiert wurde. Damals war Ljubljana ein Geheimtipp – und eigentlich ist es das immer noch. Eine herrlich angenehme Altstadt mit einigen Touristen, aber nicht zu vielen. Nach einer großen Portion Ćevapčići schlug man dann quer durch den Stadtpark zu Fuß den Weg zum Ground ein.
Das Stadion besteht eigentlich nur aus einer großen Tribüne. Die Gegenseite mit einigen Stufen, Gästekäfig und Sitzplätzen wird nicht genutzt oder nicht gebraucht. Vor dem Eingang ist eine Tafel mit Stadionrekorden angenagelt. Danny Ecker ist hier 1997 mit seinem Stab 5,70m hoch gesprungen. Grüße nach Leverkusen, wo zeitgleich um die deutsche Meisterschaft gespielt wurde! In Slowenien – wo 4 Runden je Spielzeit ausgetragen werden – befinden wir uns in der Endphase der Saison. Eigentlich steht mit Celje der Meister und die übrige Top-3 fest. Es geht wohl nur noch um die Platzierung 2 und 3 und die entsprechende Europacup-Qualifikation. Bravo ist Vierter, Maribor Dritter.
Weil die Gästefans auf der Gegengerade vermutet werden und Maribor zuletzt Geisterspiele austrug, ist der verwaiste Gästeblock gegenüber zunächst eine ziemliche Enttäuschung. Nach etwa 20 Minuten geht Maribor in Führung – und plötzlich jubelt es aus der Ecke! Da sind ja doch Gästefans! Und zwar nicht zu knapp. Am Ende vielleicht 200. Ob die zu spät gekommen sind oder der Autor dieser Zeilen zu blöd für einen Rundumblick war – keine Ahnung. Wahrscheinlich waren die Fans zu spät, weil man nach dem Tor einen konstant guten Lärmpegel hält. Gesänge und Fahnenparade überzeugen durchaus in dem kleinen Block. Auch in den restlichen Sektoren auf der Tribüne tummeln sich viele Zuschauer, die es mit Maribor halten.
Der Lärmpegel auf der ganzen Tribüne ist auf gutem Niveau, weil das Spiel sehr flott und unterhaltsam ist. Das 0:2 wird vom VAR wegen Foulspiel einkassiert. Im Gegenzug trifft Bravo, die schnelle Konter spielen, zum Ausgleich. Viele Angriffe und Chancen, hüben wie drüben. Alle gehen mit einem guten Gefühl in die Pause. Die zweite Halbzeit hätte so weitergehen können. Doch auch in Slowenien gibt es wie oben erwähnt einen VAR. Und der kassiert zwei weitere Treffer ein. Jeweils einen auf jeder Seite, wobei nach dem vermeintlich dritten Maribor-Tor schon gar nicht mehr gejubelt wird. Punkteteilung für beide Teams. Als Sieger an diesem Tag darf sich allerdings eindeutig der „Video Assistent Referee“ fühlen. Jubelarien und Freudentänze löst das aber nirgendwo aus. (mm)
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NK Domžale – NK Olimpija Ljubljana – 1:3
„PERFEKTES WOCHENENDE IN SLOWENIEN“
14.04.2024
Prva Liga
Stadion Domžale
Zuschauer: 1.050
DOMŽALE – Nach dem ersten Spiel bei Bravo geht es ziemlich zügig zum Busbahnof um das erste Gefährt nach Domžale zu erwischen. Für 1,90€ steigt man in den Bus Richtung Kleinstadt. Die frühe Verbindung hätte man sich sparen können, denn Domžale hat nicht sonderlich viel zu bieten. Es ist die klassische Schlafstadt im Umland einer osteuropäischen Gemeinde und völlig unspektakulär.
Als im ganz neuen Bahnhof vom Domžale die Rückfahrverbindungen nach Ljubljana gecheckt werden und keine einzige Verbindung angezeigt wird, ist man zunächst sprachlos. Busse fahren nach dem Spiel nicht mehr, via Internet hatte man keine Zugverbindung gefunden, sehr wohl jedoch dutzende an den Tagen darauf. Am ZOB sprach man den Tipp aus am Bahnhof nochmal die Abfahrtszeiten abzuklappern. Auch eine Frau, die über die Gleise ströpert und nach einem Bahnbeamtenstatus aussieht, kann keine Antworten auf die Fragen liefern. Irgendwie kommt man schon nach Ljubljana. Als letzte Option vielleicht mal wieder trampen. Oder halt zu Fuß. Es sind nur gut 12km und um 2 Uhr kommt der Bus nach Graz. Selbst das passt noch.
Also ab zum Stadion. Domžale musste sich in seiner Europacup-Geschichte vor 19 Jahren knapp dem VfB Stuttgart geschlagen geben. Vor 6 Jahren warf man jedoch Freiburg aus der Europa League. Zweimal wurde man Meister. 2007 und 2008. Danach gewann der Vorstadtverein ebenfalls noch zwei Mal den Pokal. Klingt nach einer verschworenen Fußballgemeinde. Trotzdem ist hier nichts los, selbst wenn der aktuelle Meister aus der großen Stadt von nebenan kommt. Ein paar hundert Fans verlieren sich auf der Tribüne. Knapp die Hälfte davon aus Ljubljana. Davon rund 50 Leutchen im abgeriegelten Gästeblock. Wieder die gleiche Situation wie bei Bravo: Alle auf einer Tribüne, obwohl eine Gegenseite existiert. Diesmal kommt man aber viel näher an den Gästeblock.
Der harte Kern im Käfig ist recht unterhaltsam und die üblichen Gesänge schallen durch den Ground. Nicht mehr und nicht weniger. Das Spiel ist zunächst ein Abbild vom Kick zuvor. Der Außenseiter spielt ganz gut mit. Nach einer flotten Anfangsphase kriegen beide Teams dann nicht mehr viel auf die Reihe. Im zweiten Abschnitt trifft Ljubljana mit sehenswerten Abschlüssen zwei Mal schnell ins Tor und mit der komfortablen 2:0-Führung ist der Hase fast gegessen. Spannend wird es vielleicht nochmal nach einem Platzverweis für die Gäste, doch Olimpija trifft sofort humorlos zum 0:3. In der Schlussminute markiert Domžale immerhin noch den Ehrentreffer.
Bei beiden Spielen viel Miliz und bissige Ordner, auch wenn sonst nicht viel los ist in den Stadien – beim „Nein-Sagen“ ist man auf Zack. Das macht es für den konventionellen Berichterstatter nicht einfacher, den Gästeblock zu fotografieren. Bleibt noch die Rückfahrt. Drei Ljubljana-Leute, die nach dem Spiel angesprochen werden, müssen leider alle in die falsche Richtung. Also zu Fuß Richtung slowenische Hauptstadt und unterwegs den Daumen raushalten. Bereits das zweite Auto hält an, der Fahrer entpuppt sich als Taxifahrer außer Dienst, wir einigen uns auf ein paar Euro. Fazit: Perfektes Wochenende in Slowenien! (mm)